Full text: Newspaper volume (1945)

seiften, Sie von allen alliierten Staaten garan 
tiert werden müßte, Bon dieser Anleihe würden 
Produkte, die die Sowjetunion und andere 
Staaten brauchten, in Deutschland angekanst 
und geliesert. Tenlschland müsse diese Anleihe 
mit 3 vH. verzinsen und außerdem mil 2 vH- 
amvriisiereii - mit anderen Worten: Deutsch 
land hatte vierzig Jahre lang lährlich .80 Millio 
nen Psniid Sterling letwa l Milliarde Mk, jähr 
licht anszubringeu. 
Paish stellte nicht ohne Genugiuung fest, daß 
dies zwar die Deutschen empfindlich spüren und 
ihren Lebensstandard ans diese Zeit und viel 
leicht noch erheblich länger herunterdrlicken 
würde, aber davon iverde die ökonomische Lage 
der Weltmächte um so weniger delronen. Der 
Vorschlag belegt einmal mehr, daß man aus der 
Gegenseite zwar alles vergessen, aber auch nichts 
hinzugelernt Hai, 
DASO.K.W.GIBTBEKVNNT 
ganz Europa da« Bolschewismus zu uulernst» 
seu und die europäischen Staaten zu Sowje» 
republike« zu machen nach dem Muster der ban 
tischen Staaten, Finnlands, Nnmänieus »»" 
Bulgariens. 
Neues aus oiler weil 
ficlicimciiîhommcn liooieaeit-Dtalm 
DJlB, Gens, 23. Febr In der „New Pork 
Daily News" schreibt O'Donell. es bestehe ein 
geheimes Abkommen zwischen Noosevelt und 
Stalin, daß das amerikanische Bolt zu einem 
besseren Verständnis des Bolschewismus sowohl 
in der Lowjeliinion uüe in den tlSA, erzogen 
werden müsse. Andere Blatter bringen in 
großer Ausmachung einen Bericht aus Washing 
ton. wonach die lILA,-Heeresleitung den Ge 
heimbefehl gegen die Zirlasinng von Koniinn- 
nisten zu Offiziersschulen ìutô anderen wichtigen 
Armeeansgabew aufgehoben habe. 
DNB. Aus dem Führerhauptquartier. 23. Febr. 
Las Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt ■ 
Unser Angriff gegen den Restbrückenkopf der 
Bolschewisten am Kran machte trotz zähen zeind- 
lichen Widerstand weitere Fortschritte 
An der schlesischen Front zwischen Zahlen und 
Süt 
Lauban dräilgt der Feind scharf nach Süden. Oest- 
lioli „ rr.tvs.... f 
lich Zobten und beiderseits Goldberg könn!» er 
örtliche.Einbrüche erzwingen. Bei Lauban schlu. 
" :ke 
Die Kritik in 6ng!miD 
Eine ernste Warnung 
RDB, Kens, ,23. 2. „Moralische Feigheit ist die 
wahre Ursache für unsere Polen-Politik, heißt es 
in einem osfenen Brief des Erzbischofs non Edit, 
burgh, A. 2. Mac Donald, de» „Catholic Herald' 
oeràşientlicht. Zahllosen Grundsätzen schon iei 
England während der letzten Jahre untreu gewor 
den, und heute sclnvelit nicht allein die christliche 
Zivilisation in großer Gefahr, völlig zerstört zu 
werden. Jetzt stehe auch vielmehr die nationale 
Ehre Englands auf dem Spiel, und sie drohe ver 
loren zu gehen. „Warum das alls?" fragt der 
Erzbischof, „Wir mögen die Tatsache» entstellen, 
die Dinge durch Beschlüsse weiter verwirren, an 
der Wahrheit, daß wir nur aus moralischer Feig 
heit eine solche Politik machen, ändert dos nichts. 
Ans einer iolchen Politik kan» nur Unheil kom 
men. Die Katastrophe, die unsere Politik abzu 
wenden sucht, wird, nachdem wir unsere Ehre ver 
loren haben, sehr bald eintrete». Wenn sich die 
heutigen Engländer auch vor der Wahrheit ver 
stecken, von künftigen Generationen werden die 
Verantwortlichen sür diese Politik verachtet, man 
wird sie als die Schuldigen verabscheuen, die ih 
ren Bundesgenossen Polen durch einen Judaskuß 
verrieten." 
Stricke 3uno!imc Der Tubrrhulofe 
in fnglanD 
Die Röntgen-Untersuchung von 21 000 Ange 
stellten und Fabrikarbeitern in Ladon ergab, wie 
em Bericht der Gesundheitsbehördcn feststellt, eine 
starke Zunahme der Tuberkulose unter den brei 
ten Massen in England. Besonders beunruhigend 
sei, daß zahlreiche Fälle beginnender Tuberkulose 
festgestellt wurden, die bisher überhaupt noch 
nicht zur ärztlichen Behandlung gekommen waren. 
Bezeichnend für den sozialen Zustand Englands 
- ist. daß der Prozentsatz der Tnberkülosefälle bei 
wetten, am höchsten in den schlecht bezahlten Ar 
beiterschichten ist 
Viele und andere Auslassungen bestätigen uns, 
daß der Feind moralisch und wirtschaftlich durch 
den von ihm angezettelten Krieg schwer' ange 
schlagen ist. , 
Der Außeupolitiker des „Daily Herald" 
schreibt, der Faschismus sei nicht totzukriegen. 
Die Briten und Amerikaner verlören in Italien 
jeden Tag Freunde und gemäunen niemals neue. 
Ei» schneller Fehlschlag der Demokratie in 
Italien würde dem Faschismus die sofortige 
Gelegenheit zum Wiederaufstieg geben. 
gen unwre Truppen starke feindliche Panzeran- 
grifse zurück. Der Versuch der Sowjets, unsere 
Front an der Reiße nach Westen zu durchbrechen 
scheiterte unter hohen blutigen Verlusten für den 
<reind. Vorübergehend westlich der Reiße verlo 
renes Gelände wurde in Gegenangriffen zurückge 
wonnen. 
Mil besonderem Nachdruck setzte der Feind 
seine Angriffe im Abschnitt zwischen Konitz und 
der Weichsel bei Mewe fort. Trotz vereinzelter 
Einbrüche wahrten unsere Truppen in erbitter 
ten Kämpfen den Zusammenhalt der Front. 
Im Kampf um die Cstfestungen fesseln unsere 
tapteren Besatzungen starke feindliche Kräfte. In 
die Südfront von Breslau konnte der Gegner 
geringfügig eindringen. Im Kernwerk non 
Posen und im Siidteil von Graudenz toben 
schwere Kämpfe. 
,.2n Ostpreußen verhinderten unsere Divisionen 
nördlich Mehlsack und im Raum von Zinken 
weiterhin alle Durchbruchsvcrsuche der Sowjets 
Auch südlich Liüaii und südlich Tuckum zerschlu 
gen unsere bewährten .Kurlandverbände gestern 
zusammengefaßte starke Angriffe der Bolschewisten, 
vernichteten zahlreiche feidliche Panzer und ent 
rissen dem Gegner in schwungvollen Gegenstößen 
»orübergehend verlorenes Gelände. 
Niederländische Freiwillig« der Wassen-ss ho 
ben in überraschendem Borstotz in Mittelholland 
einen feindlichen Stützpunkt aus und brachten 
zahlreiche Gefangene der kg. englischen Jrisante- 
rie-Divisio» ein. 
Im Kamvfranm von Goch zwangen unsere 
Gegenangriise den erneut mit zusammengefaßten 
Kräften nngreisenden Feind zu Boden. 
Nach schwerstem Artilleriefeuer sind in den 
heutigen Morgenstunden die 0 und Teile der 
!. amerikanischen Armee an der Rur auf brej- 
ier Front zu dem erwarteten Großangriff ange 
treten. 
konnten die ans breiter Front angressenden 
Amerikaner unsere Truppen zurückdr'ücken. In 
mehreren Stützpunkten leisten eigene Kcimpi- 
gruppen gegen den von allen Seiten anstürmen 
den Feind erbitterten Widerstand. 
Die Siraßenkämpse in Forbach dauern an. Aus 
den Spiecherer Höhen und im Vorfeld des West 
walls östlich davon wird um einzelne Bunker- 
Gruppen geiänipft. 
Schnellboote griffen in der Nacht zum 22. Fe 
bruar vor der englischen Ostküste einen stark geft- 
rf)crten feindlichen Geleiizug an und versenkten 
aus ihm lieben Schiffe mit zusammen 21 800 Vrt. 
Vier weitere Dampser mit 11 000 Brt. wurden 
torpediert. Mit ihrem Sinken kann ebenfalls ge 
rechnet werden. Während harter Artilleriegefechte 
wurden außerdem zwei Frachter mit 4 000 Brt. 
beschädigt. Die eigenen Boote kehrten vollzählig 
in ihre Stützpunkte zurück. 
In Mittelitalien blieb der Erfolg der ameri 
kanischen Verbände, die erneut den ganzen Tag 
über unsere Bergstellungen nordwestlich Poretta 
angriffen, aus einige kleine Einbrüche beschränkt. 
In heftigen Luftkämpfen wurden über dem 
westlichen Reichsgebiet 18 anglo-amerikanische 
Tiefflieger abgeschossen. 
Feindliche Terrorflicger warfen am gestrigen 
Tage Bomben aus zahlreiche Orte tu West- und 
Nordwestdeutschland sowie Südbayeru, Tirol 
und Vorarlberg. Britische Bomber griffen in 
der vergangenen Nacht die Reichshauptstadt an. 
Luftverteidigungökräfte brachten hierbei weitere 
38 anglo-amerikanische Flugzeuge zum Absturz. 
* 
Zuchthaus für Kricggvergehon. 
Das Sondergericht Schwerin verurteilte & en 
Töpfermeister Element aus Warnitz als Volks' 
fchädling wegen Kriegswirtschaftsverbrechens 
Tateinheit mit Preisvergehen zu einem Iķ 
und drei Monaten Zuchthaus und Aberkenn»»» 
der bürgerlichen Ehrenrechte auf zwei Jahre. 
Jetzt Mäuse bekämpfen. 
Die Mäusebekämpfung ist gerade jetzt bei?»' 
derS aussichtsreich, und nicht, wie vielfach 
genommen wird, zur Zeit der fortgesetzten Beo 
meürung. Wie man bei einer Durchsicht der 
Gemüsemieteii oder airch des im Gemüiekeller 
lagernden Vorrats häufig feststellen kann, wer' 
den Sellerieknollen, Petersilienwurzeln und vor 
allem Schwarzwurzeln von Mäusen angefresie»- 
Zur nachhaltigen Bekämpfung der Mänseplag 
empfiehlt es sich, nicht nur eine gute Katze p 
halten, sondern auch die Schleiereule und dev 
Igel, die beide gute Mäusevertilger sind, » u 
hegen, sowie Fallen und Giftköder auszulege»' 
von denen sich z. B- die Zeliokörner gut ® e '' 
währt haben. 
Die Schwerter 
für Gencrolmoior von MMer 
Deutscher Marmor 
Marmor braucht nicht aus Carraas zu sein. 
deutsche Marmor ist dem italienischen fast ebenbv» 
tig. Wir haben in Deutschland 200 Marmorarte»- 
Zu den wertvollsten gehört zweifellos der westşş 
lische. dessen Hauptfundort Meschede, Olpe o»« 
Brtson im Sauerland sind. Hier wird neben ber>» 
steingelbem, smaragdgrünem, saphirblauem, P« rl ‘ 
grauem, amethystfirbigem Marmor wundervolle 
weißer gewonnen, der sich, was Farbe und Ku> 
anbelangt, hinter 'dem von Carraos durchaus nw 
zu verstecken braucht. 
DNB. Führerhauptquartier, 23. Fcbr. Der 
Führer verlieh am 20. Februar das Eichenlaub 
mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen 
Kreuzes an Generalmajor Dietrich von Müller, 
Kommandeur einer rheinisch-westfälischen Pan 
zerdivision, als 134- Soldaten der deutschen 
Wehrmacht. 
wirtschaft 
PiehbestanD unD suttergruMoge 
An den Flanken 'unseres zur Cure vorsprin 
genden Stellungsbogens dauern die hefļķgen 
Ort- und Bunkerkämpfe südwestlich Prüm und 
östlich Bianden an. In einzelnen Abschnitten 
Vas kļchenloud verliehen 
Der Führer verlieh das Eichenlaub zum 
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes on Haupt 
mann Willi Schütte, Bataillonskommandeur in 
einem Schi-Regiment. 
De« Vorsitzende des französischen Besreiungs- 
ausfchusses, Jacques Doriot, wurde bei einem 
Angriff feindlicher Tiefflieger getötet. Am 28. 
Juni 1036 gründete er die französische Vollspar- 
iei. Von da an war et der entschiedenste Vor 
kämpfer gegen den Bolschewismus in Frankreich. 
1041 ging er mit der französischen Freiwilligen- 
Legion an die Ostfront, wo er 18 Monate kämps- 
ie und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet 
wurde. 
Kegen das von der Befatzungsbehörde befchlag- 
nahmte größte Florentiner Hotel „Excelsior" ist 
ein Dynamitaiientai verübt worden, bei dem 
über 80 englische Offiziere, darunter Generale 
und hohe Stabsoffiziere getötet worden feien. 
Mit banger Sorge sieht man in Churchills Krei 
sen der Zukunst entgegen. Der britische Jnfor« 
mationsminister Brandon Bracken hat dieser Sor 
ge Ausdruck gegeben, als er in einer Rede er 
klärte: „England ist eine Schiildennation gewor 
den!" Er verwies auf die „astronomisch hohen 
Auslandsschulden" und bereitete das englische 
Volk darauf vor, daß diele Schulden nur „in Jah 
ren harter Arbeit" liquidiert werden könnten. 
Es gehöre die größte finanzielle Klugheit dazu, 
um den britischen Handel nach dem Kriege wieder 
in Gang zu bringen: denn der Krieg habe Eng 
lands „inländischen und ausländischen Märkte 
zerrissen" und einen großen Teil des britischen 
Vermögens ausgezehrt. Der langjährige Sonder 
korrespondent der USA-Zeitschr,ft „The New 
Porker" faßt seine Eindrücke in dem Satz zusam 
men: „London ist ausgesprochen kriegsmüde bis 
auf die Knochen." 
Moskaus Ziel: 
^Dre sowjetische Armeezeitung „Krasnaja 
-Livesda" hat zu dem Dreiertreffen in Jalta 
Stellung genommen. Die Ausführungen des 
Soivjetblattes gipfeln in der Feststellung, die 
Bedeutung der Konferenz liege in der Tatsache, 
daß da?> befreite Europa nicht mehr zn seiner 
früheren Gestalt zurückkehren wird. „Europa 
wird ohne das einstige Deutschland glücklich 
werden." 
Diese Erklärung uuierstreicht noch einmal den 
Vorn ich tnngs willen, wie er in dem Kommunique 
von Jalta als gemeinsames Ziel der plutokra- 
lisch-bolschewistischcn Weltuerschwörer verkündet 
worden ist. Wie in den Hirnen der bolschewisti 
schen Machthaber die künftige Gestalt Europas 
aussehen soll, ist nach den Parolen und Pro 
grammen kein Geheimnis mehr. Die „Krasnaja 
Sivesda" vertritt die sowjetische Forderung. 
ZdR. Wenn das Fett verknappt, der Fleiss 
anfall jedoch befriedigend ist, dann erhält & e * 
Berbrancher hin und wieder statt einer Fett' 
eine entsprechende Flcischrütion. Gibt es wenw 
Kartoffeln, so muß ein Ausgleich durch Ausgab* 
von Getreideerzeugnissen gesucht werden, »». 
umgekehrt. Immer paßt sich die ErnährnnaswirO 
schalt elastisch der jeweiligen Lage an. Berbrau« 
und Erzeugung sind voneinander abhängig. Ka»» 
es nur begrenzte Mengen Handelsdünger gebe"' 
oder ist die Futtergrundlage gespannt, dann st»" 
Auswege zu suchen, um trotz dieser Beengtheiten 
die Nahrungsmittelerzeugung befriedigend a»» 
recht zu erhalten Stets schon mußten sich in den 
landwirtschaftlichen Betrieben die Viehbestand« 
mebr oder weniger der Fntterlage anvasie»- 
Das ist ietzt besonders wichtig, weil im Osten u»" 
Westen erbebliche Futteriiberschußaebiete auS' 
sielen, deren Erzeugung im eigenen Raum gegen' 
wärtig iiitfit ersetzt werden kann. Eine Forts»»' 
rung des Wiederaufbaues der Viehbestände >n 
deshalb zur Zeit nicht möglich. Am stärksten >»ei' 
den die Schweine unter dem Abbau zu leide» 
haben. Der Milchviehbestand muß jedoch so wen 
wie möglich ausrecht erhalten bleiben, damit w* 
Milchleistungen nicht absinken. Dennoch dürfe" 
keine leistungsschwachen Tiere mehr durchgehe" 
ten werden. In gewissem Umfange kann der 5P' 
bau der Schweinebestände etwas gedrosselt wer' 
den, wenn äußerste Sparsamkeit in der Pferde' 
und Schasfüttoriing beobachtet wird, den Kleintie' 
ren unter gar keinen Umständen auch nur dae 
geringste für das Schwein oder Rind -verwert' 
bare Flitter vorgeworfen und jeder brauchbare 
Fiitterrest den Schweinen und Milchkühen znge' 
teilt wird 
Das Augenmerk des Betriebssührers gilt ttt 
der Fütterung heute weit bevorzugt diesen Tie' 
ren. Alles andere Vieh muß zunächst zurück' 
treten R. Sch- 
Vreue um Kreue 
Familienroman von K u r t F «l s ch e r. 
Urheber Rechtsschutz- Drei-Qnellen-Berlaa, 
Sûnigķlikļtck l«ez. Dresden.» 
12) Nachdruck verboten. 
Schließlich hat sie am Abend des zweiten Ta 
ges ihren Eltern ihr Herz ausgeschüttet. Auch 
dort ist die lleberraschiinq groß gewesen. Irgend 
welcher Einspruch war nicht zu erwarten. Dieser 
Vater und Mutter gut bekannte Cornelius 
Brenkenkamp, der sich als Mensch und als 
Kaufmann des denkbar besten Ruses erfreute, 
konnte ihnen als Schwiegersohn nur willkom 
men sein. Wenn Sabine glaube, mit ihm glück 
lich zu werden, solle sie ihm ihr Jawort geben. 
Freilich müsse sie das allein entscheiden: drän 
gen wollten sie ihre Tochter auf keinen Fall. 
Und als ihre Schwester Lisa, die Achtzehnjäh 
rige, von der Aussicht erfuhr, im eigenen Hause 
eine Hochzeit zu erleben, war sie restlos begei 
stert. Sabine — Braut! Was konnte es Schöne 
res geben? 
Lange hat Sabine Brosius an diesem Abend 
nach wach gelegen, während ihrer Schwester 
ruhige, gleichmäßige Atemzüge längst vom durch 
Sorgen unbeschwerten Schlummer der Jugend 
Zeugnis ablegten. 
Was lag hinter ihr? 
Eine von Elterliebe umhegte Kindheit, ein 
paar unschuldige Schwärmereien sür diesen und 
jenen Jugendfreund, dann kam die letzte Schul 
zeit mit dem Abschluß der Reifeprüfung, die 
Lehr- und Lernjahre auf dem chemisckien Institut 
in Leipzig, wieder eine wohlbestandene 2l lisch ln ß- 
prüfung, ein Vierteljahr später die Anstellung 
bei der Firma Borchert >,. Sohn mit der täglich 
gleichen Arbeit im chemischen Laboratorium. 
Hat es sie befriedigt? Sie denk, noch mit Freude 
daran, als man ihr am Monatsende das erste 
selbstverdiente Geld .anszahlte. Ganz stolz hat fie 
es ihren Eltern vorgewiesen. Später ist es ihr 
dann schon zur Selbstverständlichkeit geworden. 
Auf eigenen Füßen stehen zu können gibt einem 
einen so festen Halt. 
Aber es sind auch Tage gekommen, au denen 
sie sich aus dem Einerlei der Arbeit heraus- 
sehnte, besonders, wenn draußen die Sonne so 
verlockend vom Himmel lachte. Nein, für immer 
wollte sie dieses Leben nicht führen. Daß sie ein 
mal heiraten würde, war ihr selbstverständlich. 
Sie konnte sich ein eheloses Leben einfach nicht 
vorstellen. 
Und nun steht diese Frage plötzlich greifbar 
vor ihr. Ein paar Stratzenzüge weiter wartet 
ein Mann auf ihre Antwort — ungeduldig. 
sehnsüchtig: das beweist der Orchideenstrauß mit 
seinen Worten: „Ich warte." 
Sie müßte lügen, wenn sie von sehnsüchtiger 
Liebe sprechen wollte. Aber gefallen hat ihr s-ine 
Art unwillkürlich, so überrascht sie anfangs war. 
Und ein wenig stolz ist sie auch. Wieviele in der 
Stadt werde» sie um ihr Los beneiden! Das 
Haus Brenkenkamp hat einen guten Namen, 
hat aiich die schlimmsten Zeiten der Jahrhun 
derte ohne Wanken überstanden. 
Sie hat einmal sehen wollen, ob dieser Eor- 
nelinS Brenkenkamp so unempfindlich für weib 
liche Reize sei, wie man es ihm nachsagte. 'Nun 
hat sie das Schicksal herausgefordert. Nun ist es 
an ihr, zu beweisen, daß sie mit diesem Manne 
nicht nur gespielt bat. 
Ein warmer Strom fließt ihr zum Herzen. Und 
dann: verlobt ist noch nicht verheiratet. Sie wird 
ihn ja noch näher kenne» lernen und wird selbst 
prüfen können, ob ihre Gefühle für ihn zu einer 
Lebenskameradschaft ausreichen. 
Also Hai sich Sabine Brosius am Morgen des 
dritten Tages an ihren kleinen Damenschreib- 
iisch gesetzt und. auf eine weiße, ganz schlichte 
Karte nur die zwei Worte gesetzt: „Ja — 
Sabine." 
Sie Hai den an Cornekins Brenkenkamp ge 
richteten Brief selbst noch am Abend -in de» 
Kasten fallen lassen und noch lange wach ge 
legen. 
Was dann erfolgt ist. rollte mit der Buntheit 
eines Films ab. Vom Besuch ihres Verlobten 
bei ihren Eltern an. den Besprechungen über 
die Ausstattung, die Mitgift >nid den sonstigen 
einer Eheschließung vorausgehenden Vorberei- 
iungen bis zur Festfetzung des Termins der 
Trauung. 
Ueber den TrauungStermin Hai man sich bald 
geeinigt, anders war es Mit dech Ort und der 
allgemeinen Gestaltung der Hvchzeisfeier. Eor- 
ļļelius Brenkenkamp hal sich nämlich mit der 
ihm eigenen Zähigkeit für die Trauung in der 
Kirche Wang im Riesengebirge, jenem kleinen, 
1842 auf Wunsch König Friedlich Wilhelms IV. 
aus Norivegen herübergebrachten Bergkirchleins, 
eingesetzt. 
Das war allerdings eine Ueberraichung. Ge 
wiß — schon manches Paar hat dort in der berg- 
uud ivaldumkränzten Kirche seinen Bund fürs 
Leben einsegnen lassen. Aber hat mau nicht Ber- 
pflichtungen gegen seine Geschäftsfreunde? Denn 
dort konnte man natürlich nur eine kleine 
Hochzeitsfeier veranstalten, schon der weiten 
Entfernung wegen. Gerade aber das ist es gewe 
sen. was Cornelius Brenkenkamp besonders ge 
lockt hat.- Er will sein und seiner zukünftigen 
Frau Haus nicht zum Schauplatz eines besonde 
ren Gepränges machen. 
Augenblicklich steht Sabine vor dem Spiegel 
rbres Hotelzimmers in Brückenberg und läßt 
sich von ihrer Schwester Lisa den Brautschleier 
stecken. Als sie dann mil ihren Eltern und den 
anderen nicht allzu zahlreichen Hochzeitsgästen 
am Arm Brenkenkamps von, Hotel Schiveizer- 
haus den steile» Hang nach der Kirche Wang 
emporsteigt, leuchtet eine mild-wärmende Herbst- 
wune über dem GebirgSdorf und schafft jene 
Klarheit der Fernsicht, wie sie in dieser Jahres- 
zei! den Aufenthalt in diesem schönen Winkel 
des deutschen Vaterlandes zu besonderem Genuß 
werden läßt 
Natürlich wird der Hochzeitszug auch hier von 
allerlei Menschen, eingeborenen Gebirglern wie 
den Sommergästen, bestaunt, die den Herbst mit 
ieinem Farbenspiel und seiner Kühle dem »icn- 
schenüberfiillten Trubel der „Hochsaison 
ziehen. 
vor- 
llnd dann stehen Sabine und Cornelins 'Breil- 
kenkaiiip vor dem Altar dieses kleinen hölzer 
nen, so heimelig anmutenden Berqkirchleins 
und versprechen, einander in Liebe, Treue und 
gegenseitigem Vertrauen anzugehören, „bis daß 
der Tod sie scheidet". 
Der Zauber dieser Tage im Baun der Riesen- 
gebirge, die sich lockend vor einem anstürmen, 
daß man gar nicht anders kann, als zu ihnen 
hinaufzusteigen, um sich hoch oben auf windge- 
peitschtem Kamm satt zu schauen an all der Herr 
lichkeit. die der Herrgott dort zu Füßen der 
Menlchlein ausgebreitet hat: dieser Zauber hält 
noch an. als der Schnell:,na einen längst wieder 
entführt hat zurück in die Ebene mit ihren 
fleißigen Menschen in Städten und Dörtcrir. 
Es ist ia so eigenartig, daß man jetzt plötzlich 
Sabine Brenkenkamp heißt, daß man von dieser 
guten, alte» Alwine Tinnemann i'o ehrerbietig 
angeredet wird, wo diese doch gute vierzig Jahre 
niter als man selber iei. Auch der alle Schmidt 
verbeugt sich vor ihr, ivenn er morgen? die 
Zeitung ihrem Mann aus de» Friihsinckstisch 
legt, mit einem io tiefen Bückling, als sei sie 
nicht eine frischgebackene dreiundzwanzigighrige 
junge Frau, sondern die Herrscherin oller 
Reußen. 
Ja, es ist ganz anders hier in diesem alten 
Patrizierhause, als sie es von daheim gewöhnt 
ist. Es ist ihr. als ginge selbst die Zeit hier aus 
Zehenspitzen. Wie still es in diesem ehrwürdigen 
Hanse mit den breiten Fluren, den liefen Fen 
sternischen, den dicken Steinmauern zugeht! 
Vom unteren Stockwerl, in dem ein Teil der 
kaufmännischen Koniore liegt, dringt kaum ein 
Laut zu ihr empor:, höchstens das Klappern ge- 
ichästiger Schreib- und Rechenmaschinen kann 
man, wenn man sich anstrengt, gelegentlich ver 
nehmen. 
Aber auch dann klingt es nur wie das ferne 
Summen eines arbeitsamen Bienenstocks. Im 
übrigen herrscht eine Stille, die für einen übel' 
arbeiteten, reizbaren Aļenschen eine Wohltat, f 
eine heitere, lebenslustige snnge Frau sich mi* 
ein Alp auf die Seele legt. Wenn ab und ä" 
nicht ihr Schivager Christian mit seiner stets 
heiteren Mieile etwas Lachen in diese stille Weit 
hineintönen ließe, Sabine Brenkenkamp möchte 
glauben, in einem Kloster zu wohnen. 
Es ist immer noes) ein großes Verwundern i>! 
ihr. Wie plötzlich sich die geiamte Umwelt einc^ 
Menschen ändern kann! 
Wie mar es doch noch vor ivenigen Woche»: 
Da surrte früh sieben Uhr der Wecker, man lieb 
sich von der Dusche überbransen, ui» so recht 
munter zu werden. Dann iriihstückte man >»» 
de» Eltern und Lisa, die auch Frühansstehck 
sind, nahm seine Mappe unter de» Arm »»" 
sprang in den Autobus, der unmittelbar vor dck 
Firma Borchert & Sohn an der Kupferschmiede' 
straße hält. 
Im Labor pfiff ihre Bernsstanieradin Doi» 
Lindner bereits den neuesten Schlager, und dH- 
fleiitc Albert Zöllner strich um sie mit verlieb' 
tön Blicken herum wie ein Maikater und ivußte 
doch, wie aussichtslos fein Schnurren war, iva- 
ihn aber »licht hinderte, ihr an jedem Montag' 
morgen eine Blume liehen ihr Mikroskop *** 
legen und. als sie ihn einmal fragte, ob ec 
glaube, sie habe Zeit, und Lust zu boianiicheö 
llntersuchungen, ebenso gekränkt ivie fenng ec' 
klärte, ob sie die Blnmensprache nicht versteh.^' 
Nein, die »erstehe sie leider nicht und wişi^ 
nicht, was zum Beispiel diese etwas sperrig^ 
blaßblaue, komische Pflanze zu bedeuten Habs' 
die er ihr heute hingelegt habe. Woraus er w» 
einem vielsagenden Ängenaufschlag nur das ei»* 
Wort murmelte: „Männertreu!" 
«Fortsetzung folgt.) 
Unsere BneHDotc 
Seltsame Ahnung 
Königin Marie Antoinette ging eine? Tage^ 
mU vier Hofdamen im Park von Trianon sp»' 
zieren, als ein Unbekannter daherkam, dessen 91»' 
blick, so berichteten die Hofdamen, durchaus all' 
täglich zu nennen war. Die Königin aber wurde 
durch sein Erscheinen von einem starken und ga»:i 
plötzlich auftretenden Grausen befallen und zwar 
so sehr, daß man es für angebracht hielt, zu er' 
iorschen, wer der Unbekannte sei. Es ergab M- 
daß es sich um den Brauer Antoine Joseph §»»’ 
terre handelte, einen Mann, der sich um nicht? 
von der Masse der Pariser Bürger unierichicb- 
Man wußte sich die Gemiitserregung der Königs^ 
nicht zu erklären, und so geriet der Vorfall i» 
Vergessenheit. Es war noch Jahre vor dem Au?' 
bruch der großen Revolution. Antoine Jose».' 
Santerre war ober derjenige, der 1703 die £>» 
tttgsmörber befehligte. Erst Dechen! 
lüü 
Mimische 
Kol; 
Rends 
Frühei 
Wertvolle 
Bche un 
«ie schö 
L» Stii 
Mbel i 
H die 
»aiidwe 
»richer 
-oedars« 
Aber 
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