Unterhaltung
Rolls
Normannische Anekdote
von Richard Carstensen
Man kann unmöglich von normannischer
Geschichte reden, ohne Rollos Namen zu
nennen, denn er war es bekanntlich, der die
Normandie als anerkanntes Herzogtum
innerhalb der französischen Lehnsherrschaft
begründete. Und man kann wiederum kaum
an den bärengewaltigen Normannenherzog
zurückdenken, ohne des „unhöfischen" Vor
falls Erwähnung zu tun, den man sich in
jener Zeit mit behaglichem Schmunzeln im
Lande rundum erzählte.
Als Rollo sich damals — im Jahre 911 —
nach den ausreibenden Kämpfen mit den
französischen Herren des Landes, die er bis
weit seineaufwärts mit seinen Eroberungs
zügen bedrängt hatte, endlich zu der Ueber
zeugung bringen ließ, daß es vorteilhafter
sei, einem günstigen Frieden zuzustimmen,
tat er es ohne Kenntnis der „chevaleresken"
Formen, die schon zu jener Zeit am
französischen Hofe Gültigkeit beanspruchten.
Vielleicht hätte er sich in solchem Falle gar
nicht zu der Abmachung bereit erklärt.
Jedenfalls — als die Ritter aus der kö
niglichen Umgebung ihn kurz vor der Un
terzeichnung des Friedensvertrages, der
zugleich das künftige Lehnsverhältnis be
siegeln sollte, in St. Clair aufsuchten und
ihn über die einem König gegenüber ange
brachte „courtoisie" belehren wollten, lehnte
er rundweg ab. Es sei eine Forderung der
hergebrachten Sitte, sagten die ritterlichen
Herren, daß der Vasall vor dem Lehnsherrn
das Knie beuge und ihm den Fuß küsse.
Rollo mochte glauben, nicht recht gehört
zu haben. Er, Herzog Rollo, der freie Nor
manne, solle das Knie beugen? Dem König
den Fuß küssen?
Die Herren der königlichen Gesandtschaft,
die alle Ueberredungskunst aufgewandt
hatten, den erstrebten Vertragsabschluß un
ter Dach und Fach zu bringen, sahen ihre
schönsten Hoffnungen dahinschwinden und
mußten alle Mühe aufwenden, den Nor-
mannenkönig bei seinem bereits erklärten
Einverständnis zu halten. Rollo willigte
ein. Auch in die Beachtung der „vorge
schriebenen" höfischen Form.
Als dann der Augenblick der feierlichen
Zeremonie kam, bestätigte der Normannen
herzog durch seine Unterschrift den Urfehde-
und Lehnsvertrag und trat sodann vor den
königlichen Stuhl, der höfischen Form Ge
nüge zu tun. Zur Seite standen des Kö
nigs Ritter, erleichternd aufatmend, daß die
langjährigen Bedrohungen des gefährlichen
Nachbarn nun ein Ende hätten, auf der an
deren Seite die Nordmänner aus der her
zoglichen Begleitung, mit grollendem Blick
und zugleich ein wenig gespannt, wie ihr
Herr die demütigende Lage meistern werde.
Karl III. — das Volk nannte ihn den Ein
fältigen — steht vom Throne aus und hebt
in königlicher Anmaßung den Fuß, um ihn
dem neugewonnenen Vasallen zum Kusse zu
bieten. Rollo beugt nur wenig das Knie, ge
schweige denn seinen großmächtigen Rücken,
ergreift des Königs Fuß und hebt ihn —
das ist immerhin gute sechs Fuß — bis zur
Höhe seines Mundes.
Das losbrechende Gelächter, mit dem des
Herzogs normannischen Schwertfreunde den
Anblick des Franzosenkönigs befreit quit
tierten. der in wenig königlicher Haltung
unmittelbar auf dem Teppich Platz nahm
und mit hochgereckten Beinen auf seiner ab
gewandten Körperseite ruhte, stand in
eigenartigem Gegensatz zu der zeremoniösen
Getragenheit des bisherigen Verlaufes der
Feierlichkeit. Jedenfalls mag den Norman
nenherzog dieses Gelächter, das sich — wie
gesagt — weit über die kleine Stadt am
Grenzflüßchen seines neugewonnenen Her
zogtums hinaus bis in die alte Heimat des
nordländischen Dänemark ausbreitete, für
die Zumutung entschädigt haben, als auf
rechter Germane den Fuß eines Mannes
— und sei er auch aus königlichem Geblüt —
zu küssen.
Allerlei ans aller Welt
Ei« Weltkriegsgefaugener taucht auf.
Wen die Bolschewisten in ihren Klauen
hatten, den ließen sie nicht mehr los. Das
mußte auch der Bruder des Rettenbach
müllers in Bad Ischl erfahren. Ferdinand
Hitsch, der im Jahre 1914 Traunkirchen
verlassen hatte, um ins Feld zu rücken,
wurde bei Prczemysl von den Russen gefan
gengenommen und galt als verschollen. Kein
Mensch hörte etwas von ihm. Erst vor ganz
kurzer Zeit gelangte ein Lebenszeichen in
die Heimat. Hitsch konnte sich unter großen
Mühen aus den Händen der sowjetischen
Sklavenhalter zu den deutschen Truppen
durchschlagen und seinen Angehörigen die
erfreuliche Nachricht schicken.
Heldenhafter Kampf zweier Frauen
gegen Polarhunde.
Ein fürchterliches Erlebnis hatten zwei
dänische Krankenschwestern, die im Kinder
hospital zu Umanak auf Grönland tätig sind.
Sie befanden sich mit einer Schar kleiner
Patienten auf einem Spaziergang, als sie
von einer Koppel hungriger Schlittenhunde
überfallen wurden. Es ist ja bekannt, daß
die Polarhunde unter der Einwirkung der
Polarnacht und des Hungers, dem sie im
Winter oft ausgesetzt sind, gefährlich wer
den können wie die Wölfe. Als die kläffende
Meute auf die Kinder losgestürzt kam, siel
eines von diesen, das durch einen Gipsver
band behindert war, hin, während die an
deren in die Siedlung zurückrannten. Die
Hunde überfielen sofort das liegende Kind
und drohten, es in Stücke zu reißen. Die
beiden Krankenschwestern aber eilten zu
Hilfe und setzten sich mit bloßen Händen
gegen die Bestien zur Wehr. Die Hunde, es
war ein ganzes Dutzend, rissen auch eine
der Frauen zu Boden. Es gelang aber den
tapferen Pflegerinnen trotzdem, dem hilf
losen Kind seine dicke Pelzkappe über den
Kopf zu ziehen und sein Gesicht gegen das
Eis zu pressen, so daß die Hunde es nicht
zerfleischen konnten. Die Hunde rissen der
umgeworfenen Frau die Pelzstiefel und Le
derhosen von den Beinen. Im letzten
Augenblick kamen aber einige grönländische
Männer mit Hundepeitschen. Sie waren
von den geflüchteten Kindern herbeigerufen
worden. Auch ihnen gelang es erst nach ge
raumer Zeit, die hungrigen Hunde von den
Frauen und dem Kind fortzutreiben. Alle
drei Ueberfallenen hatten schwere Ver
letzungen erlitten. Im Krankenhaus war
ein Chirurg acht Stunden lang angestrengt
damit beschäftigt, die Verwundungen zu
behandeln. Dem Kind wurde die ganze linke
Wange und ein großer Teil der Kopfhaut
bis auf die Knochen heruntergerissen. Der
einen Pflegerin waren die Beinmuskeln
von der Hüfte bis zur Ferse „durchgekaut",
während die andere die rechte Ohrmuschel
verloren hatte.
Kurz gesagt
Unsichtbares Glas. Die Durchsichtigkeit
des gewöhnlichen Glases würde genügen,
cs unsichtbar zu machen, wenn die Licht
strahlen nicht durch die Erscheinungen der
Refraktion abgelenkt würden und leichte
Entstellungen der Bilder hervorriefen. Jetzt
haben die Ingenieure des physikalischen In
stituts für experimentelle Forschungen in
Oslo eine außerordentlich feine Schicht syn
thetischen Harzes mit äußerst niedriger Re
fraktion auf die Oberfläche des Glases ge
bracht und dadurch die Reflektion vermin
dert und die Durchsichtigkeit des Glases er
höht. Dieses Glas soll praktisch unsichtbar
sein.
Seltenes Weidmannsglück. Dem Revier
förster Josef Marinell aus Reutte (Tirol)
gelang es, bei Rhenbichl einen außerge
wöhnlich großen Fischreiher zu erlegen. Die
Flügelweite des Reihers beträgt 2,10 Mtr.,
seine Höhe 1,25 Meter. Die Fischreiher sind
die größten Räuber der heimischen Fische
rei und genießen deshalb keine Schonzeit.
Kinder fingen ein Wildschwein. In Hil-
lersleben. Kreis Haldensleben, bekamen
Kinder, die aus dem Eis Schlittschuh liefen,
den Besuch eines großen' Wildschweines.
Dem neugierigen Keiler erging es aber, wie
dem bekannten Esel, der sich aufs Glatteis
wagt. Die Kinder bemerkten sofort, daß der
Schwarzkittel sich nicht sehr bewegen konnte.
Sie begannen ihn einzukreisen. Das
Schwein fiel hin und konnte nicht wieder
hoch. Die Kinder banden ihm die Hinter
läufe und benachrichtigten dann den Jagd-
berechtigten.
Fremde Fettkarten für sich verwandt. Ge
fundene Lebensmittelkarten sind abzulie
fern. Diese Selbstverständlichkeit hatte eine
Landauer Einwohnerin noch nicht begriffen.
Sie radierte auf den von ihren Kindern ge
fundenen Fettkarten den Namen aus und
verwendete diese für sich. Das Radieren
war eine schwere Urkundenfälschung, und
die Frau — Mutter von 12 Kindern — muß
nun sechs Monate Gefängnis absitzen.
19 Punkte „Finderlohn". Eine Frau aus
Melle fand eine Kleiderkarte für Frauen,
die sie, da sie den Namen der Inhaberin
trug, der Verliererin anonym zustellte. Sie
hatte aber 19 Punkte von der Karte abge
schnitten und auf einem beigefügten Zettel
vermerkt, daß sie die Punkte als Belohnung
für die Rückgabe abgeschnitten hat. Man
sucht jetzt nach der „ehrlichen" Finderin.
Die Goethemedaille für Kunst u. Wissen
schaft hat der Führer dem akademischen
Maler Professor Rudolf Bacher in Wien
aus Anlaß der Vollendung seines 80. Le
bensjahres in Würdigung seiner künstleri
schen und lehramtlichen Verdienste ver
liehen. Reichsminister Dr. Goebbels hat
Prof. Bacher in Wien zur Vollendung des
80. Lebensjahres in Würdigung seines
künstlerischen Schaffens die herzlichsten
Glückwünsche übermittelt.
Oie sieben Kleidet
det Katrin
Roman von GifiGruber
Copyright 1940 hy Kranich Verlag, Berlin
Nachdruck verboten.
Katrin trägt bunten Kattun
Der Apfelbaum schneit letzte weiße Blü
tenblätter über den bunten Garten. Schnur
gerade den Zaun entlang sind Heckenrosen
gepflanzt, und die winzigen Knöspchen be
mühen sich aus aellr Kraft, die grüne Hülle
zu sprengen.
Katrin aber sieht nichts von all der bun
ten, duftenden Herrlichkeit. Bäuchlings liegt
sie im Gras unter dem Apfelbaum, baumelt
mit den Beinen und schmökert in ihrem ge
liebten Schiller. Hingerissen beginnt sie un
bewußt laut zu lesen, und nun setzt sie sich
auf und deklamiert mit großen Gesten:
„Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften,
ihr traulich stillen Täler, lebet wohl! Jo
hanna wird nun nicht mehr auf euch wan-
~ e J n ' Johanna sagt euch ewig Lebewohl!
Ihr Wiesen, die ich wässerte —"
„Ich will dir gleich Wiesen wässern geben,
Katrin. Gieß lieber den Garten! Es ist ein
Skandal. Nicht arbeiten kann man bei dem
ewigen Gelarm!"
Der kleine cholerische Mann verschwindet
wieder in der ^ür der verglasten Veranda,
und Katrin kehrt in die Wirklichkeit zurück.
Mit schlanken Beinen läuft sie durch den
Garten, pflückt die Gießkanne von ihrem
Nagel und macht sich daran, hinter dem klei
nen Siedlungshaus den Salar und die To
matenpflanzen zu begießen.
Während das Wasser in siebfeinen
Strahlen auf die durstige Erde Fließt,
pfeift Katrin vergnügt vor sich hin. Sie
nimmt ihrem Onkel die ständigen Aus
brüche nicht übel,' er ist nun einmal so, und
sie hat sich damit abgefunden.
Katrin füllt die Gießkanne am großen
Wasserbottich und sieht ihr schaukelndes
Spiegelbild. Wenn ich doch bloß hübscher
wäre, denkt sie wieder einmal. Dieses sinn
los lockige braune Haar und dazu die hellen
graugrünen Augen! Man müßte schwarze
Augen haben und glattes, houtgfarbenes
Haar, wie Franzi. Und etwas mchr Fleisch
auf den Knochen — nicht so spillerig dünn
sein. Katrin seufzt und marschiert mit ihrer
vollen Gießkanne zu dem Zwiebelbeet in der
§cke des kleinen Gartens . ..
„Katrin!"
„Ja, Onkel!"
„Reinkommen!"
Katrin läuft ins Haus. In der dämmrig
kühlen Veranda tobt Herr Burian wie ein
wütender Zinshahn auf und ab. Der
Schnauzbart über dem schmallippigen
Mund ist drohend gespreizt, die kleinen
Aeuglein in dem mageren, faltigen Gesicht
schießen Blitze. Ab und zu fährt er sich mit
der greisenhaft knotigen Hand über das
kurzgeschorene graue Haar. Der ganze kleine
Herr in dem sorgfältig gebügelten dunklen
Anzug bebt vor Zorn. „Hundertmal habe ich
euch gesagt," brüllt er heraus, „Ihr sollt
mir meine Akte nicht anrühren! Wo ist das
Urteil Grassinger? Wo, frage ich?! Gestern
habe ich die hochwichtige Akte hier auf den
Tisch gelegt, und heute ist sie weg! Wenn
diese Akte nicht binnen fünf Minuten da
ist, dann —"
„Dann wirst du sie dir eben selber su
chen," sagte eine gelassene Stimme von der
Küchentür her.
Herr Burian fährt herum und glupscht
seine Gattin ärgerlich an: „Therese!"
„Nun?" Frau Therese Burian ist die
Ruhe selbst. Alles an ihr strahlt Ruhe aus:
die mütterlich behäbige Gestalt, das freund
liche Gesicht mit dem Grübchen im mehr als
molligen Kinn, ja sogar der graublonde
kleine Knoten, gedreht aus dem spärlichen
Haar, der spaßig auf dem runden Kopf
horstet, wie zufällig dorthin verweht. Ihre
gutmütigen sanftbraunen Augen versuchen
streng zu blicken. „Nun?" fragte sie noch
mals.
Katrin atmet auf. Sie drückt sich verstoh
len der Gartentür zu und verschwindet
rasch. Tante Tresi wird die Geschichte schon
deichseln. Seit Katrins Eltern tot sind und
sie als winzigen vierjährigen Murkel allein
in der Welt zurückgelassen haben, hat Tante
Tresi immer alles gerichtet. Oder fast alles.
Katrin geht zu ihrem Zwiebelbeet zurück
Das heißt, sie geht nicht, sie chassiert im
Kiebitzschritt die schmalen Gartenweglein
entlang. Gehen, bloß einfach gehen, wäre
zu langweilig. Sie greift nach der Kanne
und wässert wieder die Zwiebeln. Die
Pflänzchen kriegen unbedingt zuviel Was
ser, denn Katrin paßt nicht richtig auf, sie
muß jedes Wort hören, das aus der Ve
randa herausschallt. Ihres kleinen Onkels
Stimme ist laut und gellend, die der Tante
sanft, aber bestimmt.
„Vor allem brüll' nicht," sagt Frau Bu
rian. „Muß denn die ganze Siedlung wissen,
daß du schlechtgelaunt bist?"
„Ich bin nicht schlechtgelaunr! Ich ver
lange Ordnung bei meinen Akten. Gestern
habe ich die Akte hier auf den Tisch gelegt
und heute —"
„Das haben wir schon gehört, Philipp.
Vielleicht schaust du einmal im Rollkasten
nach?"
Donnernd kracht drinnen der Rollkasten
herunter. Katrin zuckt zusamen. Und sie
denkt, wie verschieden doch Brüder sein
können. Sie war zwar noch ein kleines
Ding, als ihr Vater an der Grippe starb,
aber sie erinnert sich noch gut, was für ein
lieber, lustiger und stets gutgelaunter Va
ter das war. Onkel Philipp, den doch die
gleiche Mutter geboren hatte, war ganz
anders. Immer aufbrausend, immer ver
ärgert. Nur wenn Tante Tresi ihm die Cou
rage abkaufte, so wie eben jetzt, dann wurde
seine Stimme etwas sanfter. „Da ist sie,"
hörte sie ihn sagen. „Ich möchte nur wissen,
welcher große Hornochse mir die Akte in den
Rollkasten gelegt hat!"
„Hat denn außer dir noch jemand einen
Schlüssel dazu?" fragte Tante Tresi samten.
„Therese! Das verbitte ich mir!"
Katrin lächelt. So ist es immer. Tante
wird immer mit ihm fertig. Und dann
seufzte sie wieder. Ob das so richtig ist? Ob
die beiden Menschen einander liebhaben?
Fast dreißig Jahre verbrachten sie mitein
ander — nebeneinander. Sie zogen am sel
ben Karren, nur, weil sie sich einmal davor
gespannt hatten. Wenn man keine Kinder
yat, sich nicht selbst fortsetzen kann, ist das
Leben leer, denkt Katrin weise. Wenn
Tante Tresi nur gesünder wäre! Erst letzte
Woche hat Doktor Schörg gesagt, sie muß
geschont werden, vor jeder Aufregung be
hütet. Und das Leben mit Onkel Philipp
ist ständige Aufregung. Seit er in Pension
ist, kann man es gar nicht mehr aushalten
mit ihm.
Ich werde niemals heiraten, beschließt
Katrin, niemals. Einmal erzählte Tante
Tresi, welch' lieber Mensch Onkel Philipp
in seiner Jugend war. Aber das ist lange
her, sehr, sehr lange. Katrin ruckt unbehag
lich die Schultern. Sie muß an den blonden
Flieger denken, der sie unbegreiflicherweise
hübsch findet. Ob der auch mal so cholerisch
wird? Katrin kann es sich nicht gut vor
stellen.
Wie gut, daß kein Mensch von diesem
blonden Hans weiß. Und gut ist cs, ein
Geheimnis zu haben. Es ist angenehm, an
ihn zu denken und macht doch ein bißchen
bange. Er hat große, starke Hände mit vielen
goldenen Härchen darauf, breite Schultern
und schmale Hüsten wie ein Knabe. Katrin
fühlt sich ein wenig schwindelig. Sie läßt das
Wasser aus der Kanne zu einer großen
Pfütze rinnen und dann erschrickt sie. Die
armen Zwiebeln! Sie kniet hin und drückt
das gelockerte Erdreich wieder fest...
*
Das kleine Haus geht schlafen. Mit ge
schlossenen Fensteraugen duckt es sich in den
Schatten der Obstbäume. Von den Berghän
gen des Wiener Waldes weht es erfrischend
kühl über die Siedlung „Heimfried", und
der Wind trägt den Duft der vielen bunten
Blumen hinüber in die dunstende Stadt.
Es ist still und friedlich bei der Lampe.
Tante Tresi sitzt und stopft Strümpfe, und
Katrin träumt. Sie hockt nur ganz sparsam
auf der Sesselkante, damit sie sofort davon-
ivischen kann, wenn Onkel Philipp aus dem
Wirtshaus kommt. Daß ihn das überhaupt
freut! Seine Hände zittern so sehr, wenn er
Wein getrunken hat, und doch kann er es
nicht lassen, täglich sein Viertel Heurigen
zu kippen.
(Fortsetzung folgt.)
Heitere Ecke
Gegen Ende des Monats. >
„^vollen Sie nicht mit uns Skat spielen?
Wir warten nämlich auf den Dritten."
„Nein, danke, ich . . . ich warte auf den
Ersten."