Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 1)

Die Mahnung des schöpferischen Handwerks 
Handwerk, überwinde das Vorurteil! 
3n eigenen Worten 
in Flensburg, dem Mittel- 
Drei Tagungen Punkt im Arbeitsgebiet des 
deS Schöpferischen schöpferischen Handwerks, 
sind gewesen. — Ende 
August traf man sich zum ersten Mal. Es galt die 
Zielsetzung herauszustellen und den Grundstein für 
die neue Betätigung zu legen. Schöpferisches Ge 
stalten läßt sich nicht kommandieren, — so stellte 
man fest — es muß da sein. Demgemäß haben wir 
nur die Voraussetzungen für die schöpferische 
Arbeit zu schaffen. So das Ergebnis der ersten 
Tagung, die mit der Mahnung an alle Schöpferi 
schen schloß, Entwürfe einzusenden, damit Klarheit 
in das noch vorhandene Leistungsniveau komme. 
Im Oktober sah HanS Kummerfeldt zum zweiten 
Mal seine Schöpferischen wieder. Das Arbeits- 
Programm hatte sich bedeutend erweitert, manche 
Redner waren neu gewonnen, die vor einem nach 
Fachschaftcn ausgeteilten zahlreichen Zuhörerkreis 
sprachen. Einen breiten Raum nahm die Kritik über 
die in großer Menge eingesandten Entwürfe ein. 
Manches gefiel —, noch mehr mißfiel, zum größten 
Kummer für manchen Allzueifrigcn oder Zähtäti- 
gen, der dann glaubte, daß ihm mit dem abgelehn 
ten Entwurf nicht nur für den Augenblick, sondern 
für immer die Unfaßbarkeit der gestellten Aufgabe 
bescheinigt sei. Aber der Standort war gepeilt, man 
kannte sich schon besser aus, wie gekonnt wurde und 
wo die Könner saßen. Diese galt es zu erhalten 
und weitere zu werben. Der Entwurf wurde zum 
Kern — und sein Schöpfer zum Angelpunkt, eine 
Folgerung aus der Kummerfcldtschen These: Wir 
wollen zeigen, was wir können. — Schickt Ent 
würfe. Entwürfe! Durch die Tagung als Mittel 
punkt der Zusammenarbeiten und durch Rund 
schreiben als Auskunftei für die schöpferisch Tätigen 
und als Werbemittel für die noch fernstehenden 
schöpferisch Veranlagten sollte zwischen Entwer 
fenden und ihren Flensburger geistigen und prak 
tischen Betreuern ein Bindeglied geschlossen wer 
den. Mit dem Entwurf allein war es jedoch nicht 
getan. Er mußte auch Gestalt annehmen. Durch 
Ausstellungen und Schulung sollte die Käuferschicht 
gewonnen werden. Das Ergenbis der zweiten 
Tagung. 
Fünf Monate liegen zwischen der zweiten und 
der jetzt verklungenen dritten Tagung. Viel ist in 
der Zwischenzeit geschehen. Annähernd 50 Vor 
träge hübe ich in dem letzten Winter gehalten, 
konnte der unermüdlich tätige Thöming von sich 
behaupteten. In Niebüll, in Eutin, in Meldors. in 
Ratzeburg usw. warb man mit fest umrissenem 
Programm vernehmbar in größerer Gemeinschaft, 
in vielen kleineren Versammlungen war man zu 
finden, ohne daß jemand etwas davon erfuhr. Zum 
Schluß blitzte es selbst in Berlin auf, bis grollend 
der Donner folgte. 
Praktische Betätigungsgebiete wurden gesucht. 
Die Besiedlung der neu eingedeichten Köge, die 
Einrichtung der Neubauernstellen wurde in Aus 
sicht genommen. Frahm-Faulück und Thomsen- 
Schleswig sprangen als Verbindungsleute ein. 
Doch genug der Beispiele, die sattsam zeigen, daß 
man tätig war, wie der Rückblick H. Sörensens 
zeigte. 
Und nun liegt die Frühjahrstagung der Schöpfe 
rischen hinter uns nach zwei Tagen angehender 
Arbeit, ermüdend für alle. Was hat gefruchtet?, 
die Frage, die der Berichterstatter stellen muß, so 
fern er unter seinem unsteten Beruf mehr versteht 
als ein nachherigcs tick-tack-ähnlichcs schriftliches 
Herstottern von vordem besser gesprochenen Worten. 
Ich untergliedere in die Abschnitte Mensch «Füh- 
rer - Geführte) und sein Erzeugnis «den Entwurf). 
In der Führung treten drei Männer in den 
Vordergrund: Hans Kummerfeldt. Fidde Bichl, 
Jürgen Thöming. Ohne Hans Kummerfeldt wäre 
diese Bewegung des schöpferisch^ Handwerks nichts. 
Sie wäre tot. Er gibt ihr den Elan, er mindert 
das Vorurteil, er trennt die krampfhaft Kämpfen 
den, er glättet die Wogen. — gt5& e Biehl. eine 
Kämpfernatur. Kraß, oft bewußt kratz, deshalb 
manchem schwer verständlich. Kratz zu sein ist nicht 
falsch, aber diese Tatsache aus den Werken der 
Schöpfer ständig herauslassen zu wollen ist falsch. 
Darum fällt die Kritik oft reichlich herbe, sie wirkt 
abstoßend, sie gibt sich den Anschein, als ob sie um 
ihrer selbst willen da sei. Aber daß die Auseinan 
dersetzungen scharf und deshalb das bei ehrlichem 
Wollen wahrhaft erkämpfte Ziel eindeutig formu 
liert wird, ist Bichls großes Verdienst. — Jürgen 
Thöming. ein Bauernkind, ruhig das Für und 
Wider abwägend, dann aber ebenso zähe das klar 
Erfaßte weitertragend. Man versteht ihn. er treibt 
wesensgebundene Propaganda im edelsten Sinne 
des Worte. - Diese drei heben sich z. Zt. besonders 
hervor. Daß sich ihnen weitere in der Führung zu 
gesellen, ist im Interesse der Sache zu wünschen. 
Im betreuten Zuhörerkreis war manches alte 
Gesicht wiederzuerkennen. Für die Fehlenden waren 
neue eingesprungen, so daß der absolute stets gute 
Besuch gewahrt blieb. Eine leichte Veränderung in 
der Zusammensetzung war jedoch festzustellen zu 
ungunsten der eigentlichen Praktiker, um den 
Schöpferischen einmal so abzutrennen vom zünftigen 
Erzieher. Reichliche Beschäftigung, die Kosten der 
Reise — sonst wird in F-lensbnrg weitgehend für 
Verbilligung der Kosten gesorgt — sind sicherlich 
stichhaltige Gründe für das Fehlen Trotzdem gilt 
es, die Gründe genauestens zu erforschen, damit die 
um die Verinnerlichung ihres Berufes ringenden 
Handwerker, die um dieses Triebes willen schon 
empfindlicher, also feiner abgestimmt sein müssen, 
Prof. Walker-Kiel: 
Die Pflege des bildnerischen Schauens 
Ich behandle vorwiegend die Belange der 
Volksschule, fasse aber trotzdem die Aufgabe 
weiter. Ich stelle bewußt das Thema in den 
Gedankenkreis des ganzen Volkes. 
Es ist vorauszuschicken, daß Gesinnung und 
Fachwissen die Grundlagen der Volkserneue- 
rund sind und sein werden. Mit Gesinnung 
allein läßt sich kein Gebiet, weder das der 
Wirtschaft, noch das der Schule usw., zwingen. 
Es gehört auch Sachkenntnis dazu. 
Meine Aufgabe ist, die vernachlässigte Kunst 
bildnerischen Schauens wieder ins Volk mit 
hineinzutragen zu helfen, und zwar in einem 
ausgesprochen wissenschaftlichen Zeitalter, wo 
bildnerisches Schauen, bes. seit der Gründer 
zeit, verloren gegangen ist. 
Wir kennen Gebilde, sehen aber keine 
Bilder mehr. 
Hier gilt es durch beständige Erziehung von 
Grund auf Wandel zu schaffen Aber wie? 
Vom Gedanklichen ans Bildnerische heranzu 
kommen, ist unmöglich. Ebensowenig mit der 
Einstellung, man könne über Kunst nicht re 
den. Deshalb hebe ich hervor: Wir müssen 
wieder zu einem gleichlautenden Urteil über 
die Kunst kommen als neuem Ausgangspunkt 
für das bildnerische Schauen. Die Kampfes 
art zu ergründen, wie wir zum Erkennen des 
bildnerischen Raumes kommen, ist unsere 
erste Aufgabe. 
Dabei müssen wir von Kinde ausgehen. Aus 
seiner natürlichen und unbeeinflußten Ver 
anlagung ist weiter zu arbeiten und diese 
durch sorgfältige Pflege von Stufe zu Stufe 
zum rechten Erkennen der Bilder und damit 
zur wahren Wertung der Kunst zu bringen. 
Man hüte dabei wie ein Gärtner die Ur 
sprünglichkeit der Kinder. Man verwechsle 
nicht die Ungelenkigkeit kindlicher Betätigung 
mit Nichtkönnen! Die Entwicklung eines 
Kindes geht ihren - man möchte sagen — vor 
geschriebenen Gang, sie ist aus jeder Stufe 
etwas abgeschlossenes Ganzes, so daß der Er 
ziehung nicht die Zielsetzung unterliegen darf, 
das Kind von den höheren Lagen des Lehrers 
her, vom Nichtkönnen zum Können zu brin 
gen. Das Kind würde altklug werden, seine 
Leistung unecht wirken. 
Aufgabe der Erziehung ist es, diese Eindeu 
tigkeit des Kindes unverfälscht zu lassen, wie 
sie sich vollkommen undifferenziert in der 
Volkskunst findest Im Märchen z. B. gibt 
es nur eine klare Scheidewand zwischen den 
zwei Polen des Lebens, zwischen Gut und 
Böse, zwischen Hell und Dunkel, zwischen >a 
und ein. Das echte Kind sagt ja oder nein, 
nicht ja-nein. Jeder Lehrer möge sich darum 
immer und immer wieder — auf seiner Stil- 
fe —! — die eigene Ursprünglichkeit «Primiti 
vität) vor Augen halten. Ohnedem wird auch 
seine Haltung nie gesund sein. Ohnedem wird 
er nie wahr entscheiden können und dürfen, 
ob das Kleine Einmaleins im Werke des 
Zöglings sichtbar ist. Selbst der klügste Schul 
meister kann den Stil nicht machen, der muß 
wachsen, damit er echt bleibt, und sich lang 
sam vom niedrigen Raum aus den nächst 
höheren Eingang erzwingen. 
Einseitig dem Kinde aufgedrängtes frem 
des Wissen vergewaltigt den Glauben und 
vernichtet ihn. Man richte den Glauben 
aus — das ist die Aufgabe. Tann werden auch 
ihre Schöpfungen — wie so viele der jüngeren 
und jüngsten Vergangenheit — nicht einsam 
stehen, sondern dem Unverbildeten stets ver 
ständlich sein. Warum billigen wir denn die 
Schätze der Vergangenheit, die alten Schrän 
ke, Truhen usw., die Zierstücke und Gebrauchs 
gegenstände? Weil sie vom Schöpfer groß ver- 
standen wurden und deshalb in der Linien 
führung geradezu klar sein mußten. In dem 
guten Bildwerk der Vergangenheit sehen wir 
das Grundsätzliche ewig wiederkehren. 
Bemühen wir uns, dieses „Ewigwiederkeh 
rende" zu verstehen und alsdann sinngemäß 
passend praktisch zu gestalten. Ohne geistige 
Zucht wird dieses Ziel nie erreichbar sein. 
Wir müssen uns selbst als Einzelheit in die 
Ganzheit einordnen, dann wird sich auch in 
jedem unserer Werke die geordnete Einzelheit 
zu einer harmonischen Vielheit zusammenfü 
gen. Wohl müssen unsere Werke —_ nicht ge 
nug kann es betont werden — das Gesicht un 
serer Zeit tragen, aber aus ihneu muß gleich 
zeitig sprechen der Charakter der ewig wieder 
kehrenden Werte der Vergangenheit. 
Von dieser Erkenntnis hat 
der Unterricht schulmäßiger Handrvrrks- 
arbcit 
auszugehen. Wir dürfen nicht mehr in Kunst 
erziehen, sondern ivir müssen durch Erziehung 
den schöpferischen Nerv zum Können bringen. 
Praktisch muß man dabei dem Schüler bei 
der Gestaltung dessen zur Seite stehen, was 
ihn gerade im Augenblick bewegt. Das Leben, 
das naiurhafte Empfinden, muß der Aus 
gangspunkt sein, nicht die durch Intellekt er 
worbene Konstruktion. 
Auch wir Lehrer müssen dabei wieder von 
vorn anfangen. Wir müssen .wieder unser 
Auge an den auf Ausstellungen zur Schau ge 
stellten oder sonstwie ausgetauschten Schöp 
fungen schulen, damit wir wieder lernen, 
vorsichtig Kritik zu üben. 
WaS hier im einzelnen gilt, hat auch für 
das Ganze Gültigkeit. Wir dürfen nicht mit 
gemachten Begnfsen auf eine neue Kunst los 
steuern ivollen, die schon immer da war und in 
neuen Ansätzen schon jetzt da ist mit bester 
Formcugualitüt. Wir müssen nur die Leute 
ausfindig machen, die das Können haben. 
Ihr Könne» schul! den Lehrer, der darauf 
hin das Kind in seiner Veranlagung mit aus 
richten hilft, damit neues, besseres Können 
werde. 
Der Vortrag wurde durch Lichtbilder er 
gänzt, die wunderbare, farbenreiche Arbeiten 
von Schülern verschiedenen Alters zeigten. 
Prof. Prütz-Isernhagen: 
Der Meister und sein Werk 
Ein zusammengefaßter Bericht. 
Dieser Vortrag war ein praktischer Beweis, wie 
notwendig für das handwerkliche Schaffen die 
Kenntnis über Wesen und Bedeutnna der alten 
Sinnbilder ist. Die klaren Photographien und die 
anschaulichen Zeichnungen über seine und seiner 
Schüler Leistungen waren das. was man gemein 
hin mit Leistung bezeichnet. Eine flüchtige tlnter- 
haltung berechtigt mich zum Hinweis, daß der Leser 
bei Gelegenheit aus autoritariver Quelle wird 
schöpfen können. 
1. Was ist ein gutes Handwerk? 
2. Wer ist ein guter Meister? 
8. Wie erreichen wir das Ziel eines guten Hand- 
wcrks?, die drei Fragen, die der Redner sich zur 
Beantwortung in seinem Thema stellte. . 
Wenn sich im Werk — so hieß es — die Hand tm 
Können, der Kops int Berstehen und das Herz tm 
Gefühl alle drei als gleichwertige Faktoren äußern, 
dann erst ist die Gewähr für richtiges, iiberzeit- 
liches Handwerk gegeben, ans dem der Schopicr 
selbst spricht, der neben dem »An und iur »ch auch 
ein „An und für mich" kennt. Ohne innere Samm 
lung und peinlich genaue Rechenschaft über die 
verwandte Zeit ist dieses Ziel nicht ö.u erreichen. 
Ebensowenig, ivenn man sich in begrifflichen Un 
klarheiten ergeht. 
Sich z. B. rein an den Begrisß deS klassischen zu 
klammern und ihn aus den Gegebenheiten der 
Antike absolut auf unsere Berhaltnstfe übertragen 
zu wollen, ist falsch und hat manches Unheil ange 
richtet. Das Gleiche gilt vom Begriff dcS Fausti 
schen. Das „Wer immer strebend sich bemüht, den 
können wir erlösen", ist wohl ein Weg zum Ziel, 
aber nicht Ziel an sich. Deshalb dürfe auch in dem 
Werke nicht lediglich der Kampf zum Ausdruck kom 
men. Das genügt nicht. Auch die Geschlossenheit des 
Werkes ist nötig. — Nicht minder ist mit dem 
möglichst zahlreich und denkbar beständig in Flens 
burg erscheinen. 
Drei neue Leute aus dem Zuhörerkreis beanspru 
chen besondere Erwähnung: Die Professoren Vogel 
Ausdruck „Das Volk der Dichter und Denker" viel 
Unsinn getrieben worden, der wohl als eine Folge 
rung ans unserem reichhaltigen und wertvollen 
literarischen Schassen zu werten sei, dem aber neben 
aller Eitelkeit die Welt des Auges, geopfert wurde 
Erst mit einem lebendigen Auge könnte man sich 
über die Sinnbilder klar werden, die mehr sind als 
ein Abbild, die unserer Art gemäße, anschauliche 
Dichtung sind. 
Würde man aus ihr schöpfen, dann wäre auch die 
Grundlage gelegt für eine zweckentsprechende Aus 
bildung, die sich unter Entfernung von den lltera- 
risch geschütten Schiller- und Goethemenschen mehr 
auf die Erziehung zu Dürermenschen legen müsse, 
Menschen mit praltisch-schauendem Auge und kunst- 
sertigcr Hand, die Mut haben zu sich selbst und es 
aus ihrem Werk auch der Umwelt übermitteln. 
An einer großen Anzahl origineller Schmiede 
arbeiten von in den verschiedensten Ausbildungs- 
stadicn stehenden Angehörigen der Schmiedezunft 
zeigte Prütz was geleistet werden kann, wenn die 
Erziehung an der Wurzel, der Veranlagung, ein 
setzt und langsam ans dem Lehrling einen Meister 
macht, der sich als Diener seines Handwerks fühlt 
—, das Kunst ist, aber nicht also genannt zu werden 
braucht —. bei dem Ur- und Matcrialerlebnis eins 
sind, der also stets sachlich arbeiten muß. aber nie 
mals nüchtern sein kann. 
Wir stehen noch am Anfang zu diesem Ziel, dem 
wir ohne Vorbild und ohne gegenseitige Aussprache 
über bas bereits vorhandene Können niemals 
näher kommen werden. 
Allgemeine Uebersicht: 
Dem Wesen eines Berichtes entspricht, daß der 
Leser ein zusammenhängendes Bild von dem Ge- 
gcnstand erhält, über den zu berichten ist. Wir 
wollen deshalb ganz kurz das Arbeitsprogramm 
der 3. Tagung deS schöpferischen Handwerks in 
Flensburg wiedergeben, das wir bereits gestern irr 
einem Bericht andeuteten, auf den wir verweisen. 
Auf Grund dieses Vorberichtcs erscheint es uns 
überflüssig, in zeitlicher Reihenfolge auf die ein 
zelnen Reden einzugehen. Wir erwähnen sie alle, 
begründen aber gleichzeitig, warum dieses ausführ 
lich, jenes weniger ausführlich gebracht wird. 
Neu im Kreise der Vortragenden war Prof. 
Prütz, Isernhagen. Seine überaus reichlich mit 
Lichtbildern von praktischen Schmiedearbeiten aus 
gestatteten Vorträge „Sinnbilder im Handwerk" 
und „Grundsätzliches über Metall- und Schmiede 
arbeit" werden zusammenhängend in den wichtig- 
sten Gebankengängen wiedergegeben. 
Auch Fidde Bichls Themen „Handwerk und 
Industrie" und „Deutsche Ehe, deutsche Wohnung" 
können hier nur kurz gestreift werden. In späterer 
Zeit wird von ihnen in gedrängter Form der Red 
ner persönlich berichten. In „Handwerk und Indu 
strie" wurden in der F. Biehl eigenen Fähigkeit 
starker Trennung die Grenzen zwischen Handwerk 
und Industrie gezogen. Der Leser weiß z. T. be 
reits davon In „Deutsche Ehe, deutsche Wohnung" 
behauptete Biehl aus Grund der im Laufe der 
Jahrhunderte feststellbaren Wandlungen in der 
Art deS Wohnens, daß diese geradezu ein Kenn 
zeichen für daß ieweiligc Treucverhältnis zwischen 
dem Ehepaar sein könnte, eine — wenn auch be 
wußt zugespitzte — These, die mit Recht mannig 
fache Kritik hervorrief. 
Der Vortrag „Schnittholz oder Sperrholz" von 
H. Böhrnsen gehört an sich als streng fachliches 
Thema in die Spalten einer Fachzeitschrift. Da die 
Arbeit aber außerordentlich streng gegliedert war, 
kostete es uns geringe Mühe, die rein technischen 
oder reichlich aussührlichen stilgeschichtlichen Ab 
schnitte auszusondern, so daß der Leser immerhin 
noch ein gutes Bild über die stark interessierende 
Frage erhält. Als Anregung und Mahnung zugleich 
sei dem Verfasser geraten, unter Ausscheidung des 
nicht zum Thema gehörenden stilgeschichtlichen 
Ueberblickes den Vortrag noch einmal gründlich 
zu überarbeiten und mit einem Begleitschreiben 
deS von ihm doch hochverehrten Kammerpräsidenten 
einer Fachzeitschrift anzuvertrauen. Die Arbeit hat 
dort ihren Platz. Sie ruht nicht nur auf einer ge 
diegenen Sachkenntnis, sie hat dazu noch den kla 
ren Aufbau, die gesunde Kombination und den 
verständlichen Stil, erfüllt also wesentliche Vor- 
bedingnngen einer guten Arbeit. Deshalb ran an 
die Straße! 
Der Landsmann Jürgen Thöming — gebürtig 
aus Meggerdorf in der Landschaft Stapelholm — 
war natürlich auch mit von der Partie. Seine 
Rede „Handwerk und Propaganda" beansprucht 
Allgemeininteresse, der Grund dafür, daß sie so 
ausführlich gebracht wurde. Auch Jürgen Thöming 
konnte die von ihm fein formulierte und allen Ge-, 
setzen der Lautmalerei genügende Losung „Raus 
aus den Höfen, ran an die Straße" beherzigen. 
Propaganda hat das Handwerk überall im Reiche 
zu treiben. Also „Fort mit den Bedenken und her 
mit den Gedanken", damit man jenseits der Elbe., 
nicht nur in Wort, sondern auch i» Schrift Kunde 
erhält von schleswig-holsteinischem Können. 
Unbekannt war bis jetzt in. Flensburg Professor 
Fritz Walter aus Kiel, von der Pädagogischen Aka 
demie, der einen ausgezeichneten Vortrag über 
„Handwerk und Schule" hielt. Die von tiefem, na- 
turhaftem Empfinden getragene Worte verlangen 
tm Interesse ihrer Würdigung einige grundsätz 
liche Bemerkungen über die Berichterstattung dieser 
mit Lichtbildern stark durchsetzten Vorträge. Das 
zum Lichtbild gesprochene Wort ist zumeist auch die 
Erklärung deS Lichtbildes. Es ist deshalb zu na 
türlich, daß, da das Bild fehlt und damit auch die 
unmittelbare Anschauung, eine mehr oder minder 
starke lückenhafte Berichterstattung unvermeidbar 
ist. Das ist zu berücksichtigen, damit der Redner 
' entlastet werde. 
und Walter «beide aus Kiel» und Prütz aus 
Isernhagen. Vogel ist Innenarchitekt an der Kunst- 
gewerbeschule in Kiel und besitzt ein seines, nach 
sichtiges Urteil. Walter ist an der Pädagogischen 
Akademie in Kiel tätig. Seine grundsätzliche Ein 
stellung wird — wenn auch dürftig — aus dem 
Bericht über seine Rede „Handwerk und Schule 
klar. Die vielen Beweise kindlicher Werkarbeit 
ans den verschiedensten Altersklassen zeigen llar, 
daß hier ein als richtig erkannter Weg mit selte 
nem Einfühlungsvermögen bcschritten wird, -ecke 
Schmiedearbeiten von Prütz-Jsernhagen «Leuchter, 
Türgitter usw.) muß man gesehen haben. Ich ver 
denke es ihm nicht, wenn er den Prvfessorenhut an 
den Nagel hängte und sich wieder an den Amboß 
stellte. Eine Fülle von Anregungen sind von dieser 
Seite gegeben worden. Nur ist dafür zu sorgen, 
daß die Unterhaltung nicht schlechthin professoral 
wird und man vor lauter Bestreben nach Erken 
nen des Grundsätzlichen abirrt und die Entwürfe 
vergißt, um die es sich doch dreht. 
Die Entwürfe waren, wie das vorige Mal, sehr 
zahlreich eingesandt. Es wird Sache eines mir von 
dem verdienstreichen Geschäftsführer der Schöpferi 
schen H. Sörensen zugesagten Sonderartikels sein, 
die Entwicklung aufzuzeigen. Einen breiten Raum 
nehmen die Entwürfe zu einem Ehrenmal im 
Adolf-Hitler-Koog ein, woran auch unser Rends- 
burger Jcpsen beteiligt ist. Weiter seien erwähnt 
die teilweise sehr beachtenswerten Fuß- und Wand 
teppiche. Fräulein Jcbens-Hanerau konnte mit 
ihrer Arbeit Ihresgleichen suchen. Das Gleiche 
gilt von den Bildern über die unter ihrer Leitung 
von den Bauernmädels selbst gemachten Trachten. 
Fabelhaft, wirklich praktische Leistung, da hilft kein 
Deuteln! Die Tischlerarbeiten lagen nach wie vor 
in Front und zeigten erfreuliche Fortschritte. Die 
auf den Adolf-Hitler-Koog abgestellten Bauern 
möbel waren zweckmäßig und, wie man hört, abso-
	        
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