Die Mahnung des schöpferischen Handwerks
Handwerk, überwinde das Vorurteil!
3n eigenen Worten
in Flensburg, dem Mittel-
Drei Tagungen Punkt im Arbeitsgebiet des
deS Schöpferischen schöpferischen Handwerks,
sind gewesen. — Ende
August traf man sich zum ersten Mal. Es galt die
Zielsetzung herauszustellen und den Grundstein für
die neue Betätigung zu legen. Schöpferisches Ge
stalten läßt sich nicht kommandieren, — so stellte
man fest — es muß da sein. Demgemäß haben wir
nur die Voraussetzungen für die schöpferische
Arbeit zu schaffen. So das Ergebnis der ersten
Tagung, die mit der Mahnung an alle Schöpferi
schen schloß, Entwürfe einzusenden, damit Klarheit
in das noch vorhandene Leistungsniveau komme.
Im Oktober sah HanS Kummerfeldt zum zweiten
Mal seine Schöpferischen wieder. Das Arbeits-
Programm hatte sich bedeutend erweitert, manche
Redner waren neu gewonnen, die vor einem nach
Fachschaftcn ausgeteilten zahlreichen Zuhörerkreis
sprachen. Einen breiten Raum nahm die Kritik über
die in großer Menge eingesandten Entwürfe ein.
Manches gefiel —, noch mehr mißfiel, zum größten
Kummer für manchen Allzueifrigcn oder Zähtäti-
gen, der dann glaubte, daß ihm mit dem abgelehn
ten Entwurf nicht nur für den Augenblick, sondern
für immer die Unfaßbarkeit der gestellten Aufgabe
bescheinigt sei. Aber der Standort war gepeilt, man
kannte sich schon besser aus, wie gekonnt wurde und
wo die Könner saßen. Diese galt es zu erhalten
und weitere zu werben. Der Entwurf wurde zum
Kern — und sein Schöpfer zum Angelpunkt, eine
Folgerung aus der Kummerfcldtschen These: Wir
wollen zeigen, was wir können. — Schickt Ent
würfe. Entwürfe! Durch die Tagung als Mittel
punkt der Zusammenarbeiten und durch Rund
schreiben als Auskunftei für die schöpferisch Tätigen
und als Werbemittel für die noch fernstehenden
schöpferisch Veranlagten sollte zwischen Entwer
fenden und ihren Flensburger geistigen und prak
tischen Betreuern ein Bindeglied geschlossen wer
den. Mit dem Entwurf allein war es jedoch nicht
getan. Er mußte auch Gestalt annehmen. Durch
Ausstellungen und Schulung sollte die Käuferschicht
gewonnen werden. Das Ergenbis der zweiten
Tagung.
Fünf Monate liegen zwischen der zweiten und
der jetzt verklungenen dritten Tagung. Viel ist in
der Zwischenzeit geschehen. Annähernd 50 Vor
träge hübe ich in dem letzten Winter gehalten,
konnte der unermüdlich tätige Thöming von sich
behaupteten. In Niebüll, in Eutin, in Meldors. in
Ratzeburg usw. warb man mit fest umrissenem
Programm vernehmbar in größerer Gemeinschaft,
in vielen kleineren Versammlungen war man zu
finden, ohne daß jemand etwas davon erfuhr. Zum
Schluß blitzte es selbst in Berlin auf, bis grollend
der Donner folgte.
Praktische Betätigungsgebiete wurden gesucht.
Die Besiedlung der neu eingedeichten Köge, die
Einrichtung der Neubauernstellen wurde in Aus
sicht genommen. Frahm-Faulück und Thomsen-
Schleswig sprangen als Verbindungsleute ein.
Doch genug der Beispiele, die sattsam zeigen, daß
man tätig war, wie der Rückblick H. Sörensens
zeigte.
Und nun liegt die Frühjahrstagung der Schöpfe
rischen hinter uns nach zwei Tagen angehender
Arbeit, ermüdend für alle. Was hat gefruchtet?,
die Frage, die der Berichterstatter stellen muß, so
fern er unter seinem unsteten Beruf mehr versteht
als ein nachherigcs tick-tack-ähnlichcs schriftliches
Herstottern von vordem besser gesprochenen Worten.
Ich untergliedere in die Abschnitte Mensch «Füh-
rer - Geführte) und sein Erzeugnis «den Entwurf).
In der Führung treten drei Männer in den
Vordergrund: Hans Kummerfeldt. Fidde Bichl,
Jürgen Thöming. Ohne Hans Kummerfeldt wäre
diese Bewegung des schöpferisch^ Handwerks nichts.
Sie wäre tot. Er gibt ihr den Elan, er mindert
das Vorurteil, er trennt die krampfhaft Kämpfen
den, er glättet die Wogen. — gt5& e Biehl. eine
Kämpfernatur. Kraß, oft bewußt kratz, deshalb
manchem schwer verständlich. Kratz zu sein ist nicht
falsch, aber diese Tatsache aus den Werken der
Schöpfer ständig herauslassen zu wollen ist falsch.
Darum fällt die Kritik oft reichlich herbe, sie wirkt
abstoßend, sie gibt sich den Anschein, als ob sie um
ihrer selbst willen da sei. Aber daß die Auseinan
dersetzungen scharf und deshalb das bei ehrlichem
Wollen wahrhaft erkämpfte Ziel eindeutig formu
liert wird, ist Bichls großes Verdienst. — Jürgen
Thöming. ein Bauernkind, ruhig das Für und
Wider abwägend, dann aber ebenso zähe das klar
Erfaßte weitertragend. Man versteht ihn. er treibt
wesensgebundene Propaganda im edelsten Sinne
des Worte. - Diese drei heben sich z. Zt. besonders
hervor. Daß sich ihnen weitere in der Führung zu
gesellen, ist im Interesse der Sache zu wünschen.
Im betreuten Zuhörerkreis war manches alte
Gesicht wiederzuerkennen. Für die Fehlenden waren
neue eingesprungen, so daß der absolute stets gute
Besuch gewahrt blieb. Eine leichte Veränderung in
der Zusammensetzung war jedoch festzustellen zu
ungunsten der eigentlichen Praktiker, um den
Schöpferischen einmal so abzutrennen vom zünftigen
Erzieher. Reichliche Beschäftigung, die Kosten der
Reise — sonst wird in F-lensbnrg weitgehend für
Verbilligung der Kosten gesorgt — sind sicherlich
stichhaltige Gründe für das Fehlen Trotzdem gilt
es, die Gründe genauestens zu erforschen, damit die
um die Verinnerlichung ihres Berufes ringenden
Handwerker, die um dieses Triebes willen schon
empfindlicher, also feiner abgestimmt sein müssen,
Prof. Walker-Kiel:
Die Pflege des bildnerischen Schauens
Ich behandle vorwiegend die Belange der
Volksschule, fasse aber trotzdem die Aufgabe
weiter. Ich stelle bewußt das Thema in den
Gedankenkreis des ganzen Volkes.
Es ist vorauszuschicken, daß Gesinnung und
Fachwissen die Grundlagen der Volkserneue-
rund sind und sein werden. Mit Gesinnung
allein läßt sich kein Gebiet, weder das der
Wirtschaft, noch das der Schule usw., zwingen.
Es gehört auch Sachkenntnis dazu.
Meine Aufgabe ist, die vernachlässigte Kunst
bildnerischen Schauens wieder ins Volk mit
hineinzutragen zu helfen, und zwar in einem
ausgesprochen wissenschaftlichen Zeitalter, wo
bildnerisches Schauen, bes. seit der Gründer
zeit, verloren gegangen ist.
Wir kennen Gebilde, sehen aber keine
Bilder mehr.
Hier gilt es durch beständige Erziehung von
Grund auf Wandel zu schaffen Aber wie?
Vom Gedanklichen ans Bildnerische heranzu
kommen, ist unmöglich. Ebensowenig mit der
Einstellung, man könne über Kunst nicht re
den. Deshalb hebe ich hervor: Wir müssen
wieder zu einem gleichlautenden Urteil über
die Kunst kommen als neuem Ausgangspunkt
für das bildnerische Schauen. Die Kampfes
art zu ergründen, wie wir zum Erkennen des
bildnerischen Raumes kommen, ist unsere
erste Aufgabe.
Dabei müssen wir von Kinde ausgehen. Aus
seiner natürlichen und unbeeinflußten Ver
anlagung ist weiter zu arbeiten und diese
durch sorgfältige Pflege von Stufe zu Stufe
zum rechten Erkennen der Bilder und damit
zur wahren Wertung der Kunst zu bringen.
Man hüte dabei wie ein Gärtner die Ur
sprünglichkeit der Kinder. Man verwechsle
nicht die Ungelenkigkeit kindlicher Betätigung
mit Nichtkönnen! Die Entwicklung eines
Kindes geht ihren - man möchte sagen — vor
geschriebenen Gang, sie ist aus jeder Stufe
etwas abgeschlossenes Ganzes, so daß der Er
ziehung nicht die Zielsetzung unterliegen darf,
das Kind von den höheren Lagen des Lehrers
her, vom Nichtkönnen zum Können zu brin
gen. Das Kind würde altklug werden, seine
Leistung unecht wirken.
Aufgabe der Erziehung ist es, diese Eindeu
tigkeit des Kindes unverfälscht zu lassen, wie
sie sich vollkommen undifferenziert in der
Volkskunst findest Im Märchen z. B. gibt
es nur eine klare Scheidewand zwischen den
zwei Polen des Lebens, zwischen Gut und
Böse, zwischen Hell und Dunkel, zwischen >a
und ein. Das echte Kind sagt ja oder nein,
nicht ja-nein. Jeder Lehrer möge sich darum
immer und immer wieder — auf seiner Stil-
fe —! — die eigene Ursprünglichkeit «Primiti
vität) vor Augen halten. Ohnedem wird auch
seine Haltung nie gesund sein. Ohnedem wird
er nie wahr entscheiden können und dürfen,
ob das Kleine Einmaleins im Werke des
Zöglings sichtbar ist. Selbst der klügste Schul
meister kann den Stil nicht machen, der muß
wachsen, damit er echt bleibt, und sich lang
sam vom niedrigen Raum aus den nächst
höheren Eingang erzwingen.
Einseitig dem Kinde aufgedrängtes frem
des Wissen vergewaltigt den Glauben und
vernichtet ihn. Man richte den Glauben
aus — das ist die Aufgabe. Tann werden auch
ihre Schöpfungen — wie so viele der jüngeren
und jüngsten Vergangenheit — nicht einsam
stehen, sondern dem Unverbildeten stets ver
ständlich sein. Warum billigen wir denn die
Schätze der Vergangenheit, die alten Schrän
ke, Truhen usw., die Zierstücke und Gebrauchs
gegenstände? Weil sie vom Schöpfer groß ver-
standen wurden und deshalb in der Linien
führung geradezu klar sein mußten. In dem
guten Bildwerk der Vergangenheit sehen wir
das Grundsätzliche ewig wiederkehren.
Bemühen wir uns, dieses „Ewigwiederkeh
rende" zu verstehen und alsdann sinngemäß
passend praktisch zu gestalten. Ohne geistige
Zucht wird dieses Ziel nie erreichbar sein.
Wir müssen uns selbst als Einzelheit in die
Ganzheit einordnen, dann wird sich auch in
jedem unserer Werke die geordnete Einzelheit
zu einer harmonischen Vielheit zusammenfü
gen. Wohl müssen unsere Werke —_ nicht ge
nug kann es betont werden — das Gesicht un
serer Zeit tragen, aber aus ihneu muß gleich
zeitig sprechen der Charakter der ewig wieder
kehrenden Werte der Vergangenheit.
Von dieser Erkenntnis hat
der Unterricht schulmäßiger Handrvrrks-
arbcit
auszugehen. Wir dürfen nicht mehr in Kunst
erziehen, sondern ivir müssen durch Erziehung
den schöpferischen Nerv zum Können bringen.
Praktisch muß man dabei dem Schüler bei
der Gestaltung dessen zur Seite stehen, was
ihn gerade im Augenblick bewegt. Das Leben,
das naiurhafte Empfinden, muß der Aus
gangspunkt sein, nicht die durch Intellekt er
worbene Konstruktion.
Auch wir Lehrer müssen dabei wieder von
vorn anfangen. Wir müssen .wieder unser
Auge an den auf Ausstellungen zur Schau ge
stellten oder sonstwie ausgetauschten Schöp
fungen schulen, damit wir wieder lernen,
vorsichtig Kritik zu üben.
WaS hier im einzelnen gilt, hat auch für
das Ganze Gültigkeit. Wir dürfen nicht mit
gemachten Begnfsen auf eine neue Kunst los
steuern ivollen, die schon immer da war und in
neuen Ansätzen schon jetzt da ist mit bester
Formcugualitüt. Wir müssen nur die Leute
ausfindig machen, die das Können haben.
Ihr Könne» schul! den Lehrer, der darauf
hin das Kind in seiner Veranlagung mit aus
richten hilft, damit neues, besseres Können
werde.
Der Vortrag wurde durch Lichtbilder er
gänzt, die wunderbare, farbenreiche Arbeiten
von Schülern verschiedenen Alters zeigten.
Prof. Prütz-Isernhagen:
Der Meister und sein Werk
Ein zusammengefaßter Bericht.
Dieser Vortrag war ein praktischer Beweis, wie
notwendig für das handwerkliche Schaffen die
Kenntnis über Wesen und Bedeutnna der alten
Sinnbilder ist. Die klaren Photographien und die
anschaulichen Zeichnungen über seine und seiner
Schüler Leistungen waren das. was man gemein
hin mit Leistung bezeichnet. Eine flüchtige tlnter-
haltung berechtigt mich zum Hinweis, daß der Leser
bei Gelegenheit aus autoritariver Quelle wird
schöpfen können.
1. Was ist ein gutes Handwerk?
2. Wer ist ein guter Meister?
8. Wie erreichen wir das Ziel eines guten Hand-
wcrks?, die drei Fragen, die der Redner sich zur
Beantwortung in seinem Thema stellte. .
Wenn sich im Werk — so hieß es — die Hand tm
Können, der Kops int Berstehen und das Herz tm
Gefühl alle drei als gleichwertige Faktoren äußern,
dann erst ist die Gewähr für richtiges, iiberzeit-
liches Handwerk gegeben, ans dem der Schopicr
selbst spricht, der neben dem »An und iur »ch auch
ein „An und für mich" kennt. Ohne innere Samm
lung und peinlich genaue Rechenschaft über die
verwandte Zeit ist dieses Ziel nicht ö.u erreichen.
Ebensowenig, ivenn man sich in begrifflichen Un
klarheiten ergeht.
Sich z. B. rein an den Begrisß deS klassischen zu
klammern und ihn aus den Gegebenheiten der
Antike absolut auf unsere Berhaltnstfe übertragen
zu wollen, ist falsch und hat manches Unheil ange
richtet. Das Gleiche gilt vom Begriff dcS Fausti
schen. Das „Wer immer strebend sich bemüht, den
können wir erlösen", ist wohl ein Weg zum Ziel,
aber nicht Ziel an sich. Deshalb dürfe auch in dem
Werke nicht lediglich der Kampf zum Ausdruck kom
men. Das genügt nicht. Auch die Geschlossenheit des
Werkes ist nötig. — Nicht minder ist mit dem
möglichst zahlreich und denkbar beständig in Flens
burg erscheinen.
Drei neue Leute aus dem Zuhörerkreis beanspru
chen besondere Erwähnung: Die Professoren Vogel
Ausdruck „Das Volk der Dichter und Denker" viel
Unsinn getrieben worden, der wohl als eine Folge
rung ans unserem reichhaltigen und wertvollen
literarischen Schassen zu werten sei, dem aber neben
aller Eitelkeit die Welt des Auges, geopfert wurde
Erst mit einem lebendigen Auge könnte man sich
über die Sinnbilder klar werden, die mehr sind als
ein Abbild, die unserer Art gemäße, anschauliche
Dichtung sind.
Würde man aus ihr schöpfen, dann wäre auch die
Grundlage gelegt für eine zweckentsprechende Aus
bildung, die sich unter Entfernung von den lltera-
risch geschütten Schiller- und Goethemenschen mehr
auf die Erziehung zu Dürermenschen legen müsse,
Menschen mit praltisch-schauendem Auge und kunst-
sertigcr Hand, die Mut haben zu sich selbst und es
aus ihrem Werk auch der Umwelt übermitteln.
An einer großen Anzahl origineller Schmiede
arbeiten von in den verschiedensten Ausbildungs-
stadicn stehenden Angehörigen der Schmiedezunft
zeigte Prütz was geleistet werden kann, wenn die
Erziehung an der Wurzel, der Veranlagung, ein
setzt und langsam ans dem Lehrling einen Meister
macht, der sich als Diener seines Handwerks fühlt
—, das Kunst ist, aber nicht also genannt zu werden
braucht —. bei dem Ur- und Matcrialerlebnis eins
sind, der also stets sachlich arbeiten muß. aber nie
mals nüchtern sein kann.
Wir stehen noch am Anfang zu diesem Ziel, dem
wir ohne Vorbild und ohne gegenseitige Aussprache
über bas bereits vorhandene Können niemals
näher kommen werden.
Allgemeine Uebersicht:
Dem Wesen eines Berichtes entspricht, daß der
Leser ein zusammenhängendes Bild von dem Ge-
gcnstand erhält, über den zu berichten ist. Wir
wollen deshalb ganz kurz das Arbeitsprogramm
der 3. Tagung deS schöpferischen Handwerks in
Flensburg wiedergeben, das wir bereits gestern irr
einem Bericht andeuteten, auf den wir verweisen.
Auf Grund dieses Vorberichtcs erscheint es uns
überflüssig, in zeitlicher Reihenfolge auf die ein
zelnen Reden einzugehen. Wir erwähnen sie alle,
begründen aber gleichzeitig, warum dieses ausführ
lich, jenes weniger ausführlich gebracht wird.
Neu im Kreise der Vortragenden war Prof.
Prütz, Isernhagen. Seine überaus reichlich mit
Lichtbildern von praktischen Schmiedearbeiten aus
gestatteten Vorträge „Sinnbilder im Handwerk"
und „Grundsätzliches über Metall- und Schmiede
arbeit" werden zusammenhängend in den wichtig-
sten Gebankengängen wiedergegeben.
Auch Fidde Bichls Themen „Handwerk und
Industrie" und „Deutsche Ehe, deutsche Wohnung"
können hier nur kurz gestreift werden. In späterer
Zeit wird von ihnen in gedrängter Form der Red
ner persönlich berichten. In „Handwerk und Indu
strie" wurden in der F. Biehl eigenen Fähigkeit
starker Trennung die Grenzen zwischen Handwerk
und Industrie gezogen. Der Leser weiß z. T. be
reits davon In „Deutsche Ehe, deutsche Wohnung"
behauptete Biehl aus Grund der im Laufe der
Jahrhunderte feststellbaren Wandlungen in der
Art deS Wohnens, daß diese geradezu ein Kenn
zeichen für daß ieweiligc Treucverhältnis zwischen
dem Ehepaar sein könnte, eine — wenn auch be
wußt zugespitzte — These, die mit Recht mannig
fache Kritik hervorrief.
Der Vortrag „Schnittholz oder Sperrholz" von
H. Böhrnsen gehört an sich als streng fachliches
Thema in die Spalten einer Fachzeitschrift. Da die
Arbeit aber außerordentlich streng gegliedert war,
kostete es uns geringe Mühe, die rein technischen
oder reichlich aussührlichen stilgeschichtlichen Ab
schnitte auszusondern, so daß der Leser immerhin
noch ein gutes Bild über die stark interessierende
Frage erhält. Als Anregung und Mahnung zugleich
sei dem Verfasser geraten, unter Ausscheidung des
nicht zum Thema gehörenden stilgeschichtlichen
Ueberblickes den Vortrag noch einmal gründlich
zu überarbeiten und mit einem Begleitschreiben
deS von ihm doch hochverehrten Kammerpräsidenten
einer Fachzeitschrift anzuvertrauen. Die Arbeit hat
dort ihren Platz. Sie ruht nicht nur auf einer ge
diegenen Sachkenntnis, sie hat dazu noch den kla
ren Aufbau, die gesunde Kombination und den
verständlichen Stil, erfüllt also wesentliche Vor-
bedingnngen einer guten Arbeit. Deshalb ran an
die Straße!
Der Landsmann Jürgen Thöming — gebürtig
aus Meggerdorf in der Landschaft Stapelholm —
war natürlich auch mit von der Partie. Seine
Rede „Handwerk und Propaganda" beansprucht
Allgemeininteresse, der Grund dafür, daß sie so
ausführlich gebracht wurde. Auch Jürgen Thöming
konnte die von ihm fein formulierte und allen Ge-,
setzen der Lautmalerei genügende Losung „Raus
aus den Höfen, ran an die Straße" beherzigen.
Propaganda hat das Handwerk überall im Reiche
zu treiben. Also „Fort mit den Bedenken und her
mit den Gedanken", damit man jenseits der Elbe.,
nicht nur in Wort, sondern auch i» Schrift Kunde
erhält von schleswig-holsteinischem Können.
Unbekannt war bis jetzt in. Flensburg Professor
Fritz Walter aus Kiel, von der Pädagogischen Aka
demie, der einen ausgezeichneten Vortrag über
„Handwerk und Schule" hielt. Die von tiefem, na-
turhaftem Empfinden getragene Worte verlangen
tm Interesse ihrer Würdigung einige grundsätz
liche Bemerkungen über die Berichterstattung dieser
mit Lichtbildern stark durchsetzten Vorträge. Das
zum Lichtbild gesprochene Wort ist zumeist auch die
Erklärung deS Lichtbildes. Es ist deshalb zu na
türlich, daß, da das Bild fehlt und damit auch die
unmittelbare Anschauung, eine mehr oder minder
starke lückenhafte Berichterstattung unvermeidbar
ist. Das ist zu berücksichtigen, damit der Redner
' entlastet werde.
und Walter «beide aus Kiel» und Prütz aus
Isernhagen. Vogel ist Innenarchitekt an der Kunst-
gewerbeschule in Kiel und besitzt ein seines, nach
sichtiges Urteil. Walter ist an der Pädagogischen
Akademie in Kiel tätig. Seine grundsätzliche Ein
stellung wird — wenn auch dürftig — aus dem
Bericht über seine Rede „Handwerk und Schule
klar. Die vielen Beweise kindlicher Werkarbeit
ans den verschiedensten Altersklassen zeigen llar,
daß hier ein als richtig erkannter Weg mit selte
nem Einfühlungsvermögen bcschritten wird, -ecke
Schmiedearbeiten von Prütz-Jsernhagen «Leuchter,
Türgitter usw.) muß man gesehen haben. Ich ver
denke es ihm nicht, wenn er den Prvfessorenhut an
den Nagel hängte und sich wieder an den Amboß
stellte. Eine Fülle von Anregungen sind von dieser
Seite gegeben worden. Nur ist dafür zu sorgen,
daß die Unterhaltung nicht schlechthin professoral
wird und man vor lauter Bestreben nach Erken
nen des Grundsätzlichen abirrt und die Entwürfe
vergißt, um die es sich doch dreht.
Die Entwürfe waren, wie das vorige Mal, sehr
zahlreich eingesandt. Es wird Sache eines mir von
dem verdienstreichen Geschäftsführer der Schöpferi
schen H. Sörensen zugesagten Sonderartikels sein,
die Entwicklung aufzuzeigen. Einen breiten Raum
nehmen die Entwürfe zu einem Ehrenmal im
Adolf-Hitler-Koog ein, woran auch unser Rends-
burger Jcpsen beteiligt ist. Weiter seien erwähnt
die teilweise sehr beachtenswerten Fuß- und Wand
teppiche. Fräulein Jcbens-Hanerau konnte mit
ihrer Arbeit Ihresgleichen suchen. Das Gleiche
gilt von den Bildern über die unter ihrer Leitung
von den Bauernmädels selbst gemachten Trachten.
Fabelhaft, wirklich praktische Leistung, da hilft kein
Deuteln! Die Tischlerarbeiten lagen nach wie vor
in Front und zeigten erfreuliche Fortschritte. Die
auf den Adolf-Hitler-Koog abgestellten Bauern
möbel waren zweckmäßig und, wie man hört, abso-