128. Jahrgang.
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Wiedergabe von Aeußerlichkeiten, wobei dis
freundliche Begrüßung hervorgehoben wird,
die den englischen Gästen in allen Kreisen zu
teil geworden ist.
„Daily Telegraph" führt in einem Leit
artikel über die Berliner Besprechungen u. a.
aus, Zweck dieser Besprechungen sei nicht, die
Ansichten der britischen Regierung mit denen
Hitlers in Uebereinstimmung zu bringen, son
dern festzustellen, ob die Ansichten beider Län
der nicht irgend eine gemeinsame Grundlage
hätten, die durch einen vernünftigen Gedan
kenaustausch erweitert werden könne. „Daily
Telegraph" begrüßt die Andeutung, daß
Deutschland bereit sei, im Falle der Anerken
nung völliger Gleichberechtigung in den
Völkerbund zurückzukehren. Auch das Deutsch
land hinsichtlich des Luftpaktes einer Zu
sammenarbeit nicht völlig abgeneigt sei, müsse
dankbar anerkannt werden. Die Aussichten des
Donaupaktes schienen etwas besser zu sein, doch
sei die Lage hinsichtlich Osteuropas alles andere
als hoffnungsvoll.
„Daily Mail" erhebt in einem Leitartikel
Einspruch gegen den Gedanken des Abschlnfles
irgend eines Paktes zwischen der britischen
Regierung und Moskau und erklärt, eine Ein
kreisungspolitik. die von mancher Seite befür
wortet werde, würde Europa keine Sicherheit
geben.
Die römische Abendpresse betont, daß sich die
deutsch-englischen Besprechungen auf die Ge
samtheit der Probleme ausdehnen sollen, deren
Lösung nach Ansicht der Westmächte unzer-
trenlich miteinander verbunden sei.
* . *
Schuschnigg sorderl Michberechligung
für Zesķemich.
DNB. Wien, 26. März. Bundeskanzler
Dr. Schuschnigg hielt am Montag bei einem
Bezirksappell der „Vaterländischen Front"
eine Rede, in der er die Gleichberechtigung für
Oesterreich forderte und dabei sagte: Diese
Stunde fällt in eine Zeit, in der die Welt mit
Spannung geladen ist. Es ist wahrhaft furcht
bar zu sehen, daß kein Menschenalter vergan
gen ist seit dem großen Erleben jener Gene
ration, der die Mehrzahl von uns, die wir
heute in dieser Massenversammlung beisam
men sind, angehörten, und schon wieder geht
die bange Frage durch die Welt und beun
ruhigt in Europa fast in allen Sprachen die
Gemüter: Krieg oder Frieden. (?!) Aus die
sem Grunde ist es eine Selbstverständlichkeit,
die bereits in der großen Welt ihr Echo ge
sunden hat, daß auch unser Oesterreich die
Gleichberechtigung aller Völker für sich for
dert und für sich durchsetzt.
Der englische Besuch
sammenhang bemerkenswert, daß in politischen
Kreisen Englands zur Zeit der Besprechungen
der beiden Kabinettsmitglieder in Berlin er
neut die Frage einer europäischen Konferenz
unter Einschluß Deutschlands in der Form
eines sehr merklichen Wunsches vorgetragen
wird.
zuletzt die Tatsache, daß die beiden Vertreter
Englands auch vom Berliner Publikum über
all so freundlich wie respektvoll begrüßt wur
den. Man darf ferner die Tatsache nicht unter
schätzen, daß man in London noch einmal ver
sichert, Simon und Eden kämen nicht etwa als
Vertreter einer gegen Deutschland gerichteten
Dreimächte-Gruppe nach Berlin. Es gehört in
die gleiche Linie, wenn die Londoner „Times"
in schon fast derber Form es sich verbittet, daß
die englische Regierung jeden einzelnen ihrer
Schritte erst immer begründen und entschuldi
gen soll, „am wenigsten gegenüber einer be
stimmten Gruppe von Ländern", trumpft das
Blatt auf. Was den Verlauf der Berliner Be
sprechungen selbst betrifft, so nimmt man es in
London als ein gutes Omen, daß es Eden
gegen den französisch-italienischen Wider
stand gelungen ist, die sofortige Einbe
rufung des Völkerbunösrates noch hin
auszuschieben. Ob der Rat nun am 13. oder,
wie andere wissen wollen, am 26. April zu
sammentritt, — in jedem Fall ist damit noch
eine ausreichende Zeitspanne gewonnen. So
wenig die Entscheidungen Deutschlands von sol
chen Erwägungen berührt werden, so ist ande
rerseits anzunehmen, daß England nach den
Berliner Besprechungen noch mehr als vorher
seinen zur Vernunft mahnenden Einfluß bei
den beiden anderen Mächten in geeigneter
Form geltend machen wird. Insofern kann die
Einschiebung einer neuen Dreimächte-Bespre-
chung am 11. April in Stress als Aufklärungs
mittel nur erwünscht sein. Es ist in diesem Zu-
DNB. Berlin, 28. März. Der Führer und
Reichskanzler empfing heute vormittag den
britischen Außenminister Sir John Simon und
Mr. Anthony Eden im Beisein des Reichs-
autzenministers Freiherrn von Neurath und
des britischen Botschafters Sir Eric Phipps.
Besprechungen fanden statt sowohl am Vor
mittag als auch am Nachmittag über einige der
Fragen, die in dem englisch-französischen Kom
munique vom 3. Februar erwähnt worden
sind.
DNB. Berlin, 26. März. lEig. Funkmeldg.).
Am Dienstag um 10.18 Uhr vormittags wur
den in der Reichskanzlei die Besprechungen
mit den englischen Regierungsvertretern im
gleichen Kreise wieder aufgenommen und
fortgesetzt.
Luftwechsel.
In Berlin sind die Besprechungen mit den
englischen Ministern in vollem Gange. Daß
beide Seiten die zur Verfügung stehende Zeit
aufs gewissenhafteste auszunutzen bemüht
sind, geht u. a. daraus hervor, daß man sich
am Montag nur eine knapp bemessene Mit
tagspause gegönnt hat. In der gleichen Rich
tung dürfte es zu bewerten sein, daß der ur
sprünglich nur auf zwei Tage bemessene Auf
enthalt des englischen Außenministers nach
Len neuesten Dispositionen erst am Mittwoch-
nachmittag endet, während es bei der Abreise
Edens am Dienstagabend bleibt.
Wenn auch in der englischen Presse nicht ge
radezu Vergleiche zwischen der Atmosphäre der
Pariser Dreierbesprechung und der Atmo
sphäre des Berliner Empfanges für den eng
lischen Minister gezogen werden, so besagen
doch die Londoner Meinungsäußerungen über
die Aufnahme der beiden englischen Kabinetts-
mitglieüer in Berlin genug, zumal man weiß,
daß die Pariser Gespräche bestenfalls nur in
der äußeren Form in jener „Solidarität" ver
liefen, die man in Paris im Gegensatz zu der
englischen Auffassung so betont unterstrich.
Und so sehr man auch in London nach wie vor
den informatorischen Charakter der Reise un
terstreicht, so wenig entzieht man sich dem Ein
druck der herzlichen Atmosphäre, in der sich das
Auftreten der beiden Minister in Berlin ab
spielte. Man verzeichnet dabei in London nicht
Die Pariser Abendpresse.
widmet den Berliner Besprechungen größte
Aufmerksamkeit, ist aber nicht in der Lage,
in irgendeiner Form Stellung zu nehmen.
Man unterstreicht noch einmal, daß die Reise
Sir John Simons nur informatorischen Cha
rakter habe und demnach auch keine festen Be
schlüsse zu erwarten seien. Die Berliner Son
derberichterstatter der Blätter weisen überein
stimmend darauf hin, daß die Stimmung am
Montagmittag in Berlin auch in englischen
Kreisen optimistisch sei. Pariser Morgenblätter
stellen nicht ohne Gehässigkeiten die verschie
densten Mutmaßungen über den angeblichen
Inhalt der Besprechungen zwischen dem
Reichskanzler, Sir John Simon, und Eden an.
Londoner Stimme«.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen der
Londoner Abendpresse stehen die deutsch-eng
lischen Besprechungen in Berlin, über die die
Blätter ausführliche Berichte ihrer Korrespon
denten veröffentlichen. Es liegt in der Natur
der Dinge, daß über den Verlauf vorerst nur
wenig berichtet werden kann. Die Blätter be
schränken sich daher im allgemeinen auf die
Kaum glaublich!
DNB. Kowno, 26. März. (Eig. Funkm.) Am
Dienstag gegen 10 Uhr wurde unter großer
Spannung das Urteil des Kownoer Kriegs
gerichtes verkündet. Der Vorsitzende gab be
kannt, daß Emil Voll, Walter Prieß, Heinrich
Wannagat und Emil Lepa znm Tode verur
teilt worden sind. Es handelt sich hier nm
die Angeklagten des sogenannten Feme-
Mordes der Jesuttis-Gruppe.
Die beiden Wallat, Johann und Ernst
Wallat, wurden zu lebenslänglichem Zucht
haus verurteilt. Der Führer der Sovog, Dr.
Neumann und Vertuleit erhielten je 12 Jahre
Zuchthaus. Die Angeklagten Kwauka, Ernst
Nademacher, Brokoph Riegel, Haak, Grau,
Lappiens, Scheschkewitz erhielten je 10 Jahre
Zuchthaus. Der Führer der christlich-sozialisti
schen Volksgemeinschaft, Freiherr von Satz,
Baron Ropp, Rehberg, Gronenberg und 8 an
dere Angeklagte wurden z« je 8 Jahren Zucht
haus verurteilt. Bei den bisher Verurteilten
wird das gesamte Vermögen beschlagnahmt.
Gerade zur rechten Zeit kam gewissen aus
ländischen Kreisen die Meldung, General
oberst von S e e ck t sei auf der Rückkehr nach
Deutschland begriffen. Seeckt? Der „meist-
gefürchtete Mann Europas", wie man ihn vor
fast zehn Jahren aus sehr bestimmten Grün
den im Ausland zu nennen beliebte? Und
ausgerechnet jetzt so eilig aus China nach
Deutschland? Also kaum, nachdem er die An
kündigung des Gesetzes über die allgemeine
Wehrpflicht in Deutschland erfahren hatte?
Die Leute, die in solchen Dingen teils berufs
mäßig, teils grundsätzlich das Gras wachsen
hören, beschlossen, daß das eine Sensation ist.
Sie raunten, lancierten halbe Andeutungen,
stellten sich informiert. Ein ganz schlaues
ausländisches Blatt aber, das sich durch seine
falschen Informationen und Prognosen über
deutsche Dinge längst einen „Namen" gemacht
habe und noch einen Tag vor der Saaratz-
stimmuug sich mit einem völlig schief liegen
den Artikel seines eigens an die Saar ge
reisten Chefredakteurs blamierte, warf die
Frage auf, ob Herr von Seeckt nun wohl auch
einen Posten bekommen würde, und brachte
diese Frage in Zusammenhang mit den eben
falls im Ausland aufgebrachten Gerüchten um
einen anderen bekannten deutschen Militär.
Natürlich wollte das Blatt auch über die Aus
sichten Seeckts unterrichtet sein, die es als
nicht sehr groß bezeichnete. Wir sind es ja nun
schon einige Zeit gewöhnt, daß andere Leute
über unsere eigenen Angelegenheiten immer
besser Bescheid wissen wollen als wir selbst.
Aber soviel darf man wohl sagen, daß sich un
seres Wissens keine maßgebliche Persönlichkeit
über jene Frage gegenüber unmaßgeblichen
Leuten ausgesprochen hat. Ferner geht es ja
auch keinen Menschen draußen etwas an, ob,
wann und wie der Privatmann von Seeckt
sich seine privaten Reisen einteilt. Ferner hat
es Herr von Seeckt auch gar nicht so eilig, wie
man es in gewissen ausländischen Kreisen hin
stellt. Im Gegenteil, er läßt sich Zeit und
fährt in Abschnitten, wozu man ja schließlich
auch mit fast siebzig Jahren ein gutes Recht
hat. Ein Deutscher, der Herrn von Seeckt in
Honolulu traf, konnte denn auch, wie wir
hören, beim besten Willen keinerlei Anzeichen
von Eile an dem geruhsamen Reisenden ent
decken. Gewiß, diese Rederei selbst um un
aktuellste Tinge ist nur ein Beispiel von
vielen in diesen Tagen. Aber sie zeigt auch,
daß gewisse Kreise unter allen Umständen dem
Ausland mit Sensatiönchen und „Informati
onen" ständig aufwarten wollen. Wenigstens
kostet der Unsinn nicht unser Geld.
PJSS 1
gcSii - -feohH
-Vi- i
Auf dem Wege zur ersten Konferenz in der
Reichskanzlei: Sir John Simon, Eden und
Botschafter Phipps (von links nach rechts) ver
lassen die englische Botschaft, nm sich zum
Führer zu begeben.
Dr. Lelle-Sysl«.
Die herzliche Begrüßung des englischen
Außenministers _ Sir John Simon durch
Reichsaußenminister v. Neurath auf dem
Flughafen Tempelhof.
Dr. Selle.EyÄer.
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