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128. Jahrgang.
128. Jahrgang.
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England geht allein vor
Englands Politik im Licht größerer weltpolitischer Zusammenhänge.
und warum sich eine europäische Wendung
vorzubereiten beginnt, die allerdings die
politische und militärische Gleichstellung
Deutschlands zur ersten Voraussetzung hat:
gramm des Quai d'Orsay übergangen hat, ist
nicht nur ein außerordentlich schwerer Schlag
für die Selbstsicherheit der französischen Außen
politik, sondern es wird dadurch auch die Stel
lung der Regierung, insbesondere die Lavals,
im eigenen Lande geschwächt. Die französische
Regierung hat sich von diesem Schlag noch
nicht erholt.
Wie die Pariser Oppositionsblätter feststellen,
herrscht „vollkommene Verwirrung". Der mor
gige Ministerrat sieht sich vor eine schwere
Ausgabe gestellt. Einerseits verlangt die fran
zösische Rechte einen zumindest nachträglich
scharfen Protest, und zwar mit der ausdrück
lichen Forderung, daß die französische Politik
„selbständig und ohne Rücksicht auf das eng
lisch-deutsche Verhältnis" in Aktion trete, an
derseits bestehen maßgebende Mitglieder des
Kabinetts darauf, die Verbindung mit London
und Rom aus keinen Fall aufzugeben.
Die größte Angst in Paris ist augenblicklich,
daß Deutschland nach der Erledigung seiner
Gleichberechtigungsfrage nach Genf zurückkeh
ren könnte.
Der dritte Versuch, die französische Stellung
zu stärken, besteht darin, einen Druck ans Eng
land auszuüben, indem man erklärt: Wenn
ihr uns nicht zu Willen seid, dann müssen mir
uns allerdings endgültig Rußland in die
Arme werfen. Man erwartet, daß der franzö
sische Ministerrat morgen über die Reise La
vals nach Moskau beschließen wird.
Der „Paris Midi" schreibt: „Die englisch-
französische Zusammenarbeit hat in den letzten
48 Stunden versagt. Infolgedessen ergibt sich
eine französisch-russische Zusammenarbeit." Ein
Teil der Pariser Abendpresse glaubt mitteilen
zu können, daß Laval immer noch Hoffnung
hat, die abgerissene Verbindung mit England
noch vor dem Berliner Besuch wieder herzu
stellen und möglicherweise Simon noch vor
seiner Berlin-Fahrt zu einer Aussprache in
Paris zu bewegen.
Die englische Note siehe nächste Seite.
reden will. „Je weniger Geschwätz im Unter
haus, desto mehr praktische Arbeit in Berlin!"
Diese Ansicht des „Evening News" wird auch
in anderen Londoner Kreisen geteilt.
Die britischen Delegationen für Berlin und
Moskau sind bereits zusammengestellt. Sir
John Simon wird von dem stellvertretenden
Unterstaatssekretär Sargent (dem Leiter der
Mitteleuropäischen Abteilung) und drei an
deren höheren Beamten des Foreign Office
begleitet sein. Der Stab des Lordsiegelbewah
rers Eden für seine Fahrten nach Moskau und
Warschau besteht ans sechs Personen. Auch der
deutsche Botschafter in London, Dr. von Hoesch.
nimmt an den Berliner Beratungen teil.
©♦ Die Lage der europäischen Mächte noch
der Erklärung der Wiedereinführung der
Wehrpflicht in Deutschland ist 48 Stunden nach
diesem Ereignis schon weitgehend geklärt wor
den. England hat sich diesmal nicht von Paris
aus seine Marschroute vorschreiben lassen, die
frankophilen Kreise Englands haben ihren
Willen nicht durchgesetzt. Der englische Außen
minister hat sowohl einen gemeinsamen Pro
testschritt der Versailler Garanten als auch
eine vorherige gemeinsame englisch-französisch-
italienische Aussprache abgelehnt. Sie war von
Rom und Paris aus in Nordfrankreich oder
Norditalien vorgeschlagen worden. Dem Ver
nehmen nach sollen Italien und Frankreich
sogar sehr dringlich die vorherige Aussprache
verlangt haben. Trotzdem geht aus den neue
ren Nachrichten hervor, daß man mit dieser
vorherigen Aussprache nicht wird rechnen
können. England wird seine Politik erst «ach
dem Berliner und Moskauer Besuch festlegen.
Daß man über diese Haltung in Paris und
Rom enttäuscht ist, läßt sich Senken.
Inzwischen ist ja auch entgegen den aus
drücklichen Wünschen in Paris eine besondere
englische „Protestnote" in Berlin überreicht
worden. Wer aber genauer liest, wird merken,
daß der Protest das Unwesentliche, die Klärung
über das deutsch-englische Verhandlungsthema
in der nächsten Woche die Hauptsache ist. Eng
lands Politik wird zweifellos damit stärker als
bisher darauf abgestellt sein, in den europäi
schen kontinentalen Verhältnissen einen Aus
gleich zu schaffen. Dieser Ausgleich wird auch
den gerechten deutschen Ansprüchen Genüge
tun. England wird sich ebenso sehr vom „Geiste
von Versailles" lösen, wie aus einer falschen
pazifistischen Ideologie sich befreien. England
ist viel zu klug, als sich auf die Dauer von
Frankreich auf die These festlegen zu lassen,
daß seine Interessen am Rhein verankert
seien. Die Interessen des englischen Weltimpe
riums verbinden sich vielmehr mit den asiati
schen Grotzräumen, in Indien und im nahen
Orient und mit anderen Stellen der großen
Welt. Man weiß in England genau genug, daß
man sich in diesen Großräumen mit Rußland
und den gelben Völkern auseinanderzusetzen
hat. Diese Sachlage läßt aber in England den
Gedanken reifen, daß der pommersche oder
schleswig-holsteinische Rekrut und ein neuer
deutscher Generalstab für die Interessen Eng
lands viel wichtiger sind als ein in Bindung
au Frankreich niedergehaltenes Deutschland,
ein Frankreich, das durch seine Moskauer Po
litik in London deutlich hat zu verstehen ge
geben, daß es auch anders kann, nämlich zu
rückkehren zu einem neuen Bündnissystem, bei
dem England nur zu wählen hat, im Schlepp
tau der französisch-russischen Politik in weiter
Zukunft der zwangsläufig Gefesselte zu wer
den oder durch eine Neuordnung der europäi
schen Kontinentalverhältnisse mit Deutschland
seine volle Freiheit in der Weltpolitik wieder
zu gewinnen. Um diese Fragen handelt es sich
heute, und man versteht die Mißstimmung in
Paris und Nom, daß England durch seinen
jetzigen Entschluß bewußt eine Politik auf der
Englands nrns Haltung
Eine Niederlage der frankophilen Kreise
in London.
Die englische Befriedigung über den Ent
schluß des Kabinetts, den Berliner Besuch pro
grammgemäß durchzuführen, hält trotz des un
freundlichen Echos aus Paris und Nom an.
Die Londoner City hat mit einer Kurssteige
rung der Regierungswerte um 2K bis 5 Schil
ling geantwortet. Auch die deutschen Anleihen
zogen an. Die Abendblätter verzeichnen zwar
ausführlich die verärgerten französischen Kom
mentare, halten aber in ihren Leitartikeln
daran fest, daß der Entschluß des britischen
Kabinetts richtig war. Der „Star" meint, „daß
Europa niemals nach einem großen Krieg in
einer günstigeren Lage gewesen ist, einem ge
rechten und allgemeinen Frieden näher zu
kommen als heute." An anderer Stelle schreibt
das Blatt: „Die britische Note an Deutschland
ist ein Sieg des gesunden Menschenverstandes
über die Hailsham-Grnpxe im Kabinett und
im Foreign Office. Die Regierung hat unge
wöhnlichen Mut gezeigt, indem sie einen Stand
punkt einnahm, der von Frankreich unabhän
gig ist und von ihm sogar bekämpft wurde.
Seit den Tagen Lloyd Georges hat keine bri
tische Regierung mehr eine derartige Unab
hängigkeit von Paris an den Tag gelegt." Der
„Star" fügt hinzu, die englische Entscheidung
werde von Belgien und Polen begrüßt, da
diese beiden Mächte eine Teilung Europas in
zwei Lager nicht wünschten.
„Evening News" meint, Sir John Simons
Berliner Aufgabe sei nun leichter als sie vorher
war. Das Blatt bedauert aber, daß das Parla
ment am Donnerstag noch einmal des Langen
und Breiten über die deutschen Rüstungen
Frankreich droht nnļ dem
rnMchzn Bündnis.
Paris, 19. März. Um die Enttäuschung zu
ermessen, die Frankreich durch die ruhige Hal
tung Englands, insbesondere durch die Fest
legung der Reise Simons nach Berlin, erfah
ren hat, und die, wie der „Paris Midi" sich
ausdrückt, „die grausamste ist, die Frankreich
seit Kriegsende erlebt hat," genügt es festzu
halten, daß die in der ersten Pariser Aufregung
vom Ouai d'Orsay nach London übermittelten
Forderungen Schiffbruch erlitten haben. Wie
man jetzt erfährt, hat Laval drei „Anregun
gen" gekabelt:
1. Gemeinsame scharfe Protestdemarchen der
drei Großmächte England, Frankreich und
Italien in Berlin.
2. Sofortiges Inkrafttreten der im Londoner
und römischen Protokoll vorgesehenen Bera
tungen derselben Mächte.
3. Einberufung einer außerordentlichen Ta
gung des Völkerbundes zur Festlegung der
„Sanktionen".
Daß die englische Regierung dieses Pro-
Von Reichswehrminister Generaloberst von Blomberg.
ler am 16. des ganzen Volkes, der bald nicht mehr zu I entspricht so dem innersten Wesen des deut
schen Ehre überhören war. Ein neues Deutschland ent- scheu Menschen, der sich stets als der geborene
!der in die stand und brach sich Bahn durch Schwäche und Verteidiger seines Volkes und Landes gefühlt
gte, geschah Verzicht hindurch. Im Reich Adolf Hitlers ge- hat. Für ihn war es auf die Dauer ein uner-
ig, die sich wann es lebendige Gestalt. trüglicher Zustand, dieses vornehmste Recht des
und Aus- Es wäre falsch, die Einführung der allge- freien Mannes einer Minderheit überlassen zu
lauf voll- meinen Wehrpflicht, in der dieses Streben jetzt müssen, mochte sie durch Uebung und Auslese
:ine Ueber- seine Erfüllung gefunden hat, für ein Ereig- dazu noch so berufen sein.
nis zu halten, das in erster Linie die Wehr- Im Zeitalter der sich immer noch steigern-
ei verschie- macht und ihre Interessen berührt. In keinem den technischen Entwicklung und der zuneh-
mmt: Ein- anderen der großen Länder ist der Gedanke mendcn Verfeinerung der Waffe und ihrer
r gesunden Scharnhorsts, daß alle Bewohner des Staates Bedienung bedeutet die Rückkehr zum kürzer-
nd Zusam- sàe geborenen Verteidiger sind, in einer jähr- dienenden Soldaten der allgemeinen Wehr-
rngebroche- hundertelangen Geschichte so im Herzen und
as die freie Bewußtsein des ganzen Volkes verwurzelt wie
zu nerzich- in Deutschland. Das hat seinen besonderen
n der wür- Grund. Man kann ein Volk nur aus seinem
tatfriedens, geschichtlichen Werden und den Gegebenheiten
en der ver- seiner Grenzen und Landschaft begreifen. Die
zu Jahr Wehrverfassung eines Staates ist letzten Endes
mer herab- ņicht das Ergebnis eines freien Entschlusses,
Ein Volk, der willkürlich so oder so gefaßt oder abgeün-
ie Ehre be- öert werden kann. Sondern sie muß im in-
nwachsende ueren Einklang stehen mit den nationalen und
dienst ver- sozialen Voraussetzungen, sie wächst heraus
sin, die das aus den Kräften der Rasse und des Blutes, die
zwungenen in ihr zur lebendigen Wirksamkeit gelangen.
Wunsch der Der Uebergang von dem im Wafsenhand-
zur politi- werk vollendet ausgebildeten Bernfskämpfer
letzteren Grundlage zu führen bereit ist. Im
übrigen geht auch aus den öffentlichen Stim
men in Amerika und England hervor, daß
auch die öffentliche Meinung in England sich
nicht mehr wie früher durch die von Frank
reich und den Frankophilen in England ins
Volk gerufene „deutsche Gefahr" so sehr wie
bisher beeindrucken läßt.
Z85 M LeMch.
Tokio, 19. Mürz. Der bekannte Geschichts
forscher und Mitglied des Oberhauses Toku-
tomi schreibt in der Zeitung „Nitschi-Nitschi",
daß Japan die durch Len Beschluß des Reichs-
kabinetts geschaffene Lage ohne Vorurteile an
sehen müsse. Man dürfe nicht mit englischen
Augen sehen oder mit französischen Ohren hö
ren oder mit amerikanischen Nasen riechen.
Wenn Japan bei der Beurteilung der Lage
seine eigenen Sinne gebrauche, so müsse es für
Deutschland volles Verständnis haben.
Wir fügen zunächst zwei Meldungen aus
Frankreich und England an, die sehr deutlich
abzeichnen, daß die englisch-französische Politik
nickt mehr im Fahrwasser der alten Entente-
freundlichkeit geht, sondern es sich zeigt, daß