123. Jahrgang.
128. Jahrgang.
Schleswig-Holsteinische
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Nr. 53
lîîontôg, den 4. Mrz
1935
Dolksthcatcr in Schleswig-Holstein.
Von Walter Gudegast, Geschäftsführer der Gaudienststelle der NS.-Kulturgemeinde Schleswig-Holstein.
Nach Auflösung der Landesleitung der da
maligen „Deutschen Bühne", die ihren Sitz in
Lübeck hatte, wurde für Schleswig-Holstein am
1. Mai 1934 eine besondere Gaugruppenleitung
eingesetzt. Im Gau bestanden damals 13 Orts
gruppen der „Deutschen Bühne" mit ungefähr
10 000 Mitgliedern. Aus der genannten Orts
gruppenzahl geht hervor, daß lediglich in den
größeren Städten Ortsgruppen bestanden. Nach
Uebernahme der Gaugruppenleitung auf die
neue Dienststelle in Kiel wurden sofort Maß
nahmen getroffen, für die kommende Spielzeit
im Gau eine wesentlich breitere Grundlage
für die Arbeit der „Deutschen Bühne" zu schaf
fen, um eine möglichst große Anzahl von
Volksgenossen für den regelmäßigen Theater
besuch zu gewinnen. Diese Vorarbeiten wur
den dann nach Gründung der NS.-Kultur-
gemeinde in den größeren Rahmen eingefügt
und von der Gaudienststelle der NS.-Kultur-
gemeinde mit Erfolg weitergeführt. Die Zahl
der Ortsverbünde hat sich im Laufe des Win
ters auf 49 Ortsverbände mit 40 600 Mitglie
dern erhöht. Diese Ortsverbandszahl gibt nun
keineswegs ein Bild davon, wieviel Orte der
Provinz durch die Arbeit der NS.-Kultur-
gemeinde erfaßt werden. Diese Zahl ist ganz
bedeutend höher. Im Kreise Stormarn z. B.
umfaßt der Ortsverband Ahrensburg 26 Orts
gruppen, die demnächst in selbständige Orts
verbände umgewandelt werden. Mit weiteren
15 Orten des Gaues wird zur Zeit wegen Orts
verbandsgründungen verhandelt. Außerdem
sind außerordentlich viele kleine Ortschaften
und Dörfer den Ortsverbänden als Stütz
punkte angeschlossen. So gehören z. B. zum
Ortsverband Flensburg 28 Stützpunkte,
Ortsverband Kiel 52 Stützpunkte,
Ortsverband Neumünster 41 Stützpunkte,
Ortsverband Schleswig 23 Stützpunkte.
Die Mitglieder dieser Stützpunkte fahren
zum regelmäßigen Theaterbesuch in die Thea
teraufführungen in den genannten Städten.
Aus dieser Tatsache geht hervor, daß die Gau
dienststelle sich bemüht hat, in ihrer Arbeit nicht
nur die Städte, sondern auch das Land zu er
fassen.
Eine weitere wesentliche Aufgabe der Gau-
dienststelle bestand darin, diejenigen Volks
genossen für das Theater zu gewinnen, die
ihm bisher aus mancherlei Gründen fernstan
den. Es galt einerseits, die wirtschaftlichen
Voraussetzungen für die Teilnahme dieser
Volksgenossen an den Theateraufführungen zu
schaffen und andererseits das Interesse an
kulturellen Veranstaltungen — in diesem Fall
an unserem deutschen Theater — zu wecken
und zu stärken. Das wurde gemeinsam mit
der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude"
in Angriff genommen. Hier sah die Gaudienst
stelle eine Aufgabe von grundlegender Be
deutung für die Mitarbeit an dem Gedanken
der Wandlung des deutschen Theaters vom Ge
sellschaftstheater zum Volkstheater.
Wie wichtig auch der Reichsamtsleitung der
NS.-Kulturgemeinde die Lösung dieser Frage
ist, geht daraus hervor, daß von Mitgliedern
mit steuerfreiem Einkommen nur ein Jahres
beitrag von 0,20 MJl erhoben wird. Die Wer
bung solcher Mitglieder ist in Schleswig-Hol
stein mit ganz besonderem Nachdruck betrie
ben worden. Einzelne Ortsverbände haben da
bei besonders lobenswerte Erfolge zu ver
zeichnen. So gehören beispielsweise an dem
Ortsverb. Ahrensburg von 1361 Mitgliedern
693 einkommensteuerfrei,
Ortsverb. Gelting von 567 Mitgliedern
362 einkommensteuerfrei,
Ortsverb. Heligenhafen von 420 Mitgliedern
310 einkommensteuerfrei,
Ortsverb. Kappeln von 528 Mitgliedern
268 einkommensteuerfrei,
Ortsverb. Neustadt von 1162 Mitgliedern
502 einkommensteuerfrei,
Ortsverb. Schleswig von 2513 Mitgliedern
1117 cinkommensteuerfrei.
Neben der Verpflichtung zum regelmäßigen
Besuch ist Vorsorge getroffen, daß auch Karten
zu einzelnen Vorstellungen zu ganz außer
ordentlich niedrigen Preisen an minderbemit
telte Volksgenossen, die nicht in der Lage sind,
sich zu einem regelmäßigen Besuch zu ver
pflichten, abgegeben werden. Die Regelung die
ser Kartenausgabe ist in den Ortsverbänden
verschieden. Der Preis für diese Eintrittskar
ten, die nicht nur aus den billigen, sondern
aus allen Platzgruppen ausgegeben werden,
bewegt sich zwischen 0,30 MJl und 0,80 MJl.
In Kappeln z. B. wurden an minderbemittelte
Volksgenossen für eine Aufführung an die
NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" 426
Karten zu einem Preis von 0,60 MJl aus
gegeben. In Flensburg stehen für jede Thea
tervorstellung für minderbemittelte Volks
genossen (Einkommensgrenze 120 MJl) Karten
zu 0,60 MJl zur Verfügung. Der Ortsverband
Leck gibt für jede Vorstellung an diese Volks
genossen 100 Karten zu 0,40 MJl aus. Aehnliche
Lösungen sind in allen Ortsverbänden getrof
fen.
Eine besonders gute Lösung ist in Wessel
buren gefunden morden. Dort hat man — wie
auch in vielen anderen Ortsverbänden — auf
jede Platzgruppeneinteilung verzichtet und ein
nach dem Einkommen gestaffeltes Abonnement
aufgelegt. Dieses Abonnement, das 4 Veran
staltungen umfaßt, zählt 3 Gruppen:
Gruppe 1 (hohes Einkommen)
pro Karte 1,50 MJl 100 Abonnenten,
Gruppe 2 (mittleres Einkommen)
pro Karte 1,00 MJl 150 Abonnenten,
Gruppe 3 (niedriges Einkommen)
pro Karte 0,50 MJl 150 Abonnenten
Die Platzeinteilung erfolgt im alphabetischeü
Wechsel, so daß jede Gruppe einmal einen
guten und dann einen weniger guten Platz
innehat. An dieser Aufstellung ist die starke
Beteiligung der Gruppe 3 bemerkenswert.
Zusammenfassend muß noch einmal betont
werden, daß man im Gau Schleswig-Holstein
bemüht gewesen ist, in dieser Hinsicht die Vor
aussetzungen für die Verwirklichung
eines deutschen Volkstheaters zu
schaffen. Die NS.-Kulturgemeinde darf sich
aber nicht darauf beschränken, in der genann
ten Weise die Organisation des Theater
besuchs durchzuführen. Sie muß im vollen
Einvernehmen mit den verantwortlichen The
aterleitern auch Einfluß auf die Gestaltung
oes Spielplans nehmen. Diese Aufgabe ist,
wenn sie sich mit einschalten will in den Kampf
um die Erneuerung des deutschen Theaters,
von gleich großer Bedeutung wie die angeführ
ten Organisationsfragen. Wir fordern für den
Spiclplan der Theater die großen erhabenen
Werke der dramatischen Kunst. Wir werden
niemals fordern, daß die Unterhaltung vom
Theater verbannt wird, wobei es sich erübrigt
zu betonen, daß wir jede artfremde Kunst ab
lehnen. Die Theaterleiter fordern wir auf, sich
bei der Aufstellung ihrer Spielplüne mit be
sonderer Liebe der Pflege des Volks-
st ü ck e s zuzuwenden.
Zusammenfassend ist noch einmal zu sagen,
daß die NS.-Kulturgemeinde bereit ist, zu
ihrem Teil an der Erneuerung des deutschen
Theaters mitzuwirken. Sie will sich mit dem
Theater gemeinsam für die Erreichung dieses
Zieles und in dem Sinne, wie die Arbeit in
diesem Winter begonnen worden ist, sie in Zu
kunft weiter ausbauen und neue Wege suchen.
Sie sieht ihre besondere Aufgabe darin,
neben den Städten auch das Land
zur Mitarbeit dafür zu gewinnen. Sie wirbt
mit besonderem Eiefer um die Volksgenossen,
die bisher dem Theater fernstanden. Sie schafft
eine große Front aller derer, die mitwirken
wollen an der Verwirklichung des großen
Gedankens von der Schaffung eines deutschen
Volks-Nationaltheaters.
Benizelos gibt es nicht auf.
Der neue Putsch in Griechenland.
Es ist zunächst unerheblich, ob der neueste
Putsch in Griechenland ein Unternehmen der
Venizelisten oder eines kleinen Militärkrei
ses oder beider zugleich ist. Getragen wird,
soweit er zur Stunde überhaupt noch im Gange
ist, von einer Gruppe verabschiedeter Offiziere
vorwiegend der Flotte unter Beteiligung ehe
maliger Offiziere des Landheeres. Die grie
chische Regierung gibt die üblichen beruhigen
den Erklärungen ab, nach denen sie Herr der
Lage ist. Das mag zutreffen. Immerhin bleiben
— nicht nur für diesen Putsch, sondern vielleicht
mehr für nahe Zukunft, zweierlei Bedenken;
erstens, daß es den Aufrührern gelang, nicht
weniger als 5 Kampfeinheiten der aktiven grie
chischen Kriegsmarine in völlig aktionsberei
tem Zustand aus dem Heimathafen auf die
hohe See zu bringe» und mehrere Tage lang
trotz der zur Verfolgung bzw. Bekämpfung
angesetzten starken Fliegerstreitkräfte in
kampffähigem Zustand zu halten,' und zwei
tens, daß beim Beginn des Putsches auch ein
Evzonenregiment und sogar die Kadettenschü
ler in die Meuterei verwickelt werden konn
ten, zwei Heeresbestandteile also, von denen
der eine zur Elite gerechnet wird und der
andere den Nachwuchs für das Offizierkorps
zu stellen hat.
Gleichviel, der Alte von Kreta ist trotz sei
ner 71 Jahre wieder da und scheint so aktiv zu
sein, wie es einerseits in einem derartigen
Alter nicht mehr zu erwarten ist und wie es an
dererseits do chdem für einen Staatsmann
wahrhaft abenteuerlichen Leben dieses Eleu-
therios Benizelos entspricht Es will eini
ges besagen, wenn der an Lebensjahren greise,
aber immer noch sehr lebfrische Benizelos sich
selbst durch die ernste Warnung der Negie
rung nicht schrecken ließ und offen zu den Auf
ständischen überging. Als die erste Meldung
von dem Anschlag auf die Kreuzer in Athen
eintraf, fragte man sich, ohne zunächst die Per
sönlichkeiten der Aufrührer näher zu kennen,
ganz automatisch sofort: wo ist Benizelos?
Eine Erkundung bei seinem seit einiger Zeit in
Paris lebenden Sohn war ergebnislos,' der
behauptete, keine Ahnung zu haben. Es stellte
sich dann heraus, daß der Vater sich wieder
einmal, wie schon so oft zwischen zwei politi
schen Aktionen, in seine Heimat Kreta zurück
gezogen hatte.
Die Hintergründe des Putsches reichen zu
rück bis in den November vergangenen Jah
res. Alexander Zaismis, der in der griechischen
Bevölkerung hochangesehene und beliebte, nun
schon 79jährige Staatspräsident, war von
Kammer und Senat wiederum für dieses Amt
erwählt worden. Benizelos war von Kreta für
die Tage der Wahl nach Athen geeilt, weniger
um seine Funktion als Oppositionsführer
wahrzunehmen, als um bestimmte Forderun
gen bei Zaimis zur Sprache zu bringen. Vor
allen Dingen handelte es sich für Benizelos
darum, daß die von der Regierung Tsaldaris
vorgesehenen neuen Wahlgesetze bis auf weite
res nicht in Wirkung traten. Die parlamenta
rische Mehrheit der Regierung Tsaldaris ist
nur ganz gering) der Entwurf für neue Wahl
gesetze sah eine andere Unterteilung des Lan
des in Wahlkreise der Art vor, daß danach
für die Regierung bei einer Neuwahl sich ganz
zweifellos eine sichere und zahlenmäßig er
heblich stärkere Mehrheit ergeben hätte. Außer
dem war die Auflösung, genauer gesagt, die
Beseitigung, des Senats aus dem parlamenta
rischen Regime geplant, und das hätte unter
Umständen einen geradezu vernichtenden
Schlag gegen die Venizelos-Partei bedeutet,
die gerade im Senat eine starke Mehrheit hat.
Es kam damals im November ein Kompromiß
zustande, die Reformpläne der Regierung wur
den fürs erste einmal aufgeschoben und Zai
mis wurde mit einer knappen, aber völlig aus
reichenden Mehrheit wiedergewählt.
Benizelos ging wieder nach Kreta zurück
und wußte sich den Anschein zu geben, als führe
er ein im Vergleich zu seiner lebenslänglichen
politischen Aktivität schier beschauliches Da
sein. Der Mann, der schon 1905 in seinen
ersten politischen Putsch verwickelt war, er,
mit dessen Person die Geschicke Griechenlands
seit 1910, also nunmehr einem vierten Jahr
zehnt mit bedeutungslosen Unterbrechungen
aufs engste verknüpft war, er, der noch am
17. Januar 1933 zum neunten Male, wenn
auch diesmal nur für zwei Monate, Kabinetts
chef wurde, er beschäftigte sich mit einer Ucber-
arbeitung beispielsweise seiner Thukydides-
Uebersetzung, und wenn er darüber hinaus die
politische Presse mit langatmigen Vertcidi-
gungsartikeln über seine höchst angreifbare
Politik während des Weltkrieges bombardierte,
so schien es, als habe der im biblischen Alter
Stehende für sein politisches Teil endlich re
signiert. Die Art freilich, wie er sich jetzt zu den
Aufständischen schlug, ja allem Anschein nach
eine oder gar die geistig führende Stellung
dabei einnahm, läßt daraus schließen, daß er
noch immer nicht gesonnen ist, ein Alter in
Ruhe und Beschaulichkeit zu genießen, und
man kann sich vorstellen, daß Zaismis und
Tsaldaris sich nun vielleicht des Ruhelosen in
etwas weitergehender Form als bisher ver
sichern.
Daß für die Kommunisten ein solcher Putsch
ein gefundenes Fressen ist, versteht sich am
Rande. Sie haben in den letzten Jahren unter
Anleitung russischer Agenten eine außer-
Der große Abschluß.
Eine Fahrt zu den Herzen der Saardeutschen.
NSK. Saarbrücken, 2. März. Wenn der
erste Tag der Saar-Rückgliederungsfeier im
Zeichen des Dankes stand, den der Führer
dem jubelnden Saarbrücken überbrachte, und
damit im Zeichen des Bekenntnisses Deutsch
lands zur Saar, so war der zweite Tag ein
großartiges Bekenntnis des Saarvolks zum
nationalsozialistischen Deutschland, in das es
zurückgekehrt ist und mit dem es nun gemein
sam in die Zukunft marschieren wird.
In einer Triumphfahrt sondergleichen be
suchte der Stellvertreter des Führers, Ru
dolf Heß, mit führenden Männern der
Partei die Städte und Dörfer des Saargebiets.
Es war eine Fahrt, die durch stundenlanges
Spalier von jubelnden Menschen führte, die
ihre Hand zum deutschen Gruß erhoben, gleich
sam als Schwur auf die Worte des Führers
am Vormittage.
Diese große Fahrt durch das Saarland, die
am Abend in einem gewaltigen Fackelzug
durch die Saarbrückener Straßen ihren erhe
benden Abschlirß fand, war eine Fahrt zu den
Herzen der Saardeutschen, eine Fahrt, die in
grandioser Weise den Willen der durch eige
nen Entschluß in das Reich zurückgekehrten
Volksgenossen kundgetan hat: den Willen, in
der deutschen Volksgemeinschaft, im national
sozialistischen Staat ihren Mann zu stehen.
Dies war der große Abschluß großer Tage,