MW Kommunisten W« in Mnd.
Aufdeckung einer Verschwörung. — Zahlreiche Verhaftungen.
DNB. Amsterdam, 5. Febr. Der Amsterdamer
Polizei glückte es Montagabend, eine geheime
Zusammenkunft früherer deutscher Kommu
nisten zu überraschen und aufzulösen. Hierbei
wurden zehn deutsche Kommunisten, darunter
ein früherer Reichstagsabgeordneter, die sich
alle auf illegale Weise in der holländischen
Hauptstadt aushielten, verhaftet. Haussuchun
gen, die im Anschluß daran in den Schlupf
winkeln der Festgenommenen vorgenommen
wurden, ergaben, daß man eine weitverzweigte
kommunistische Verschwörung vor sich hatte,
deren Teilnehmer über ganz Holland verteilt
sind. Die meisten von ihnen hielten sich in
Amsterdam und im Limburger Kohlenbecken
auf. Die Montagabend erfolgte polizeiliche Ak
tion wurde anfangs geheim gehalten, um die
Festnahme weiterer Beteiligter zu ermöglichen.
Auf diese Weise konnten im Laufe des Diens
tags noch zwölf weitere deutsche Kommunisten
hinter Schloß und Niegel gesetzt werden. Auch
bei den heute Verhafteten wurde belastendes
Material aufgefunden.
Bereits seit geraumer Zeit waren die hol
ländischen Justizbehörden darüber unterrichtet,
daß sich in Holland mehrere Hundert deutsche
Kommunisten aufhielten, die bei holländischen
Parteigenossen Unterschlupf gefunden hatten.
In aller Stille arbeiteten sie gemeinsam an der
Errichtung geheimer kommunistischer Organi
sationen in Deutschland, deren Hintermänner
von Holland aus mit kommunistischer Propa
ganda versorgt und auf andere Weise unter
stützt wurden. Die in Holland weilenden deut
schen Kommunisten bildeten sogar einen stän
digen Herd für illegale Propaganda gegen die
heutige deutsche Regierung.
Sie beschränkten sich aber keineswegs hier
auf, sondern traten auch als Instrukteure für
die holländische kommunistische Partei auf, um
deren Anhänger für den Kampf gegen die hol
ländische Regierung und Staatsordnung zu
schulen.
Bei der holländischen Negierung schweben
zur Zeit Erwägungen darüber, was mit den
Festgenommenen geschehen soll und welche
Schritte etwa gegen die übrigen in Holland
weilenden deutschen Kommunisten ergriffen
werden sollen. Das kommunistische Kammer-
mitglied Schalker stattete Dienstagnachmittag
dem Justizminister im Haag einen Besuch ab,
um zu verhindern, daß die im Amsterdamer
Polizeigewahrsam befindlichen deutschen Kom
munisten womöglich über die deutsche Grenze
gesetzt werden.
Kommunistische Kundgebungen in Amsterdam.
Im westlichen Stadtteil von Amsterdam, in
dem zahlreiche Kommunisten wohnen, wurden
Dienstagnachmtttag wiederholt Kundgebungen
zugunsten der Freilassung der deutschen Kom
munisten veranstaltet. Es wurden Flugzettel
verteilt, in denen auf das holländische Asyl
recht für politische Flüchtlinge hingewiesen
wurde. Ferner wurden Sprechchöre gebildet,
die den Verkehr behinderten. Der Polizei ge
lang es aber bald, die Kommunisten zu zer
streuen.
Wie verlautet, ist der wegen unerlaubter po
litischer Betätigung in Haft genommene ehe
malige Abgeordnete des Deutschen Reichstages
der kommunistische Agitator Kreutzburg.
àdschmWe %tmm Merschretten
die Grenze der nutzeren Nnngelei.
DNB. Moskau, 5. Febr. Wie aus Ulan-Ba
tor gemeldet wird, hat der mongolische Mini
sterpräsident und Außenminister Gendun vor
Vertretern der Presse eine Erklärung ab
gegeben, in der es u. a. heißt: Nach dem Zu
sammenstoß zwischen mongolischen und man
dschurischen Truppen am 24. Januar am Buir-
See war Ruhe eingetreten. Am 31. Januar
icdoch haben zahlreiche Lastkraftwagen mit
mandschurischen Truppen in Begleitung von
50 mandschurischen Kavalleristen die mandschu
risch-mongolische Grenze überschritten und
Zahlreiche Ortschaften besetzt. Die mongolischen
Grenzposten sind darauf sofort zurückgezogen
worden. Auf Veranlassung der Regierung ha
ben die Truppen schärfsten Befehl erhalten,
keinen Schuß abzugeben. Der Rückzug der
mongolischen Truppen vollzog sich in vollkom
menster Ordnung. Von keiner Seite ist ein
Schuß gefallen. Die Lage ist zurzeit sehr ge
spannt.
Die mandschurische Regierung beansprucht
die Gegend von Chalchin-Sume, die nach ihrer
Auffassung zum Bestand des mandschurischen
Kaiserreiches gehört. Der mongolische Mini
sterpräsident erklärt hierzu, daß er diese Auf
fassung nicht teilen könne, da nach den im Be
sitz der mongolischen Regierung befindlichen
Dokumenten dieses Gebiet schon vor dem
Jahre 1734 zur Mongolei gehörte und seitdem
immer ein Bestandteil der Mongolei gewesen
sei. Er protestiert daher im Namen der mon
golischen Regierung gegen die Besetzung mon
golischen Gebietes durch mandschurische Trup
pen und verlangt dessen Räumung in aller
kürzester Zeit, um die normale Lage wieder
herzustellen. Die mongolische Regierung sei im
übrigen bereit, mit der mandschurischen Re
gierung zu verhandeln, um eine weitere Ver
schärfung der politischen Lage zu vermeiden.
Der Dreierausschuß des Völkerbundes für
die Saarfrage trat gestern in Rom zu einer
Schlußsitzung zusammen. Der Schlußbericht
wird, bereits Anfang nächster Woche in Genf
vorliegen.
Der neueste Stand des Fernsehens.
So vollkommen sind bereits die Bilder, die
der Bairdsche Apparat empfängt, der bekannt
lich schon in der nächsten Zeit in England all
gemein zur Einführung gelangen soll. Es
wird gerade eine Szene von einem Rennplatz
übertragen. Die Zeit des Fernsehens ist also
schon näher, als man ahnt.
Französische «Misse besetzen
ein RŞus.
DNB. Paris, 6. Febr. In Ennevelin bei
Lille drangen etwa 40 Arbeitslose in das dor
tige Rathaus ein und ließen sich häuslich nie
der. Dem stellv. Bürgermeister erklärten sie,
den Rückzug nur dann anzutreten, wenn ih
nen auch für die Sonntage Arbeitslosenunter
stützung bewilligt würde. Erst ein starkes Po
lizeiaufgebot konnte sic aus ihrer Stellung
verdrängen. Später kam es nochmals ver
schiedentlich zu heftigen Zusammenstößen
zwischen der Polizei und den Arbeitslosen, die
inzwischen aus verschiedenen umliegenden
Ortschaften Verstärkung erhalten hatten und
immer wieder versuchten, das Nathans im
Sturm zu nehmen. Schließlich blieb die Poli
zei aber Herr der Lage und verstreute die
Kundgeber.
. #
* â
Größer als Napoleon.
Mit dieser Ueberschrift, die keineswegs iro
nisch gemeint ist, versehen französische Blätter
ihre Berichte über den Ministerpräsidenten
Herrn F l a n d i n und sein neues Haus. Der
Premierminister bekommt jetzt bekanntlich
einen eigenen Amts- und Wohnsitz. Bisher
war es üblich, daß der Ministerpräsident ein
mal in diesem und einmal in jenem Ministe
rium residierte, was sich daraus erklärt, daß
der Premierminister kein eigentliches Porte
feuille und streng genommen auch keinen Auf
gabenkreis als den des Vorsitzes im Staats
rat hat. Nun ist also das Hotel Matignon zur
amtlichen Residenz für das Haupt der Regie
rung hergerichtet worden, und sobald Flanöin
von seiner Londoner Reise zurückgekehrt ist,
wird er in sein neues Haus einziehen. Die
Architekten, die das Schloß Matignon einzu
richten hatten, hatten keine leichte Arbeit, denn
Flanöin kümmerte sich sehr lebhaft um ihre
Tätigkeit und übte, wenn es notwendig war,
äußerst scharfe Kritik. Der Beamte, der offiziell
die Einrichtung zu überwachen hatte, glaubte
dem Premierminister einen besonderen Ge
fallen zu tun, als er im Schlafzimmer Flan-
dins ein Bett Napoleons aufstellen ließ. Flan-
din ließ es sich nicht nehmen, das Bett auszu
probieren und darauf desfe« sofortige Ent
fernung zu verfügen, denn es stellte sich her
aus, daß Flandin „größer als Napoleon" war.
Napoleon maß bekanntlich nur wenig über
anderthalb Meter.
» » *
Siet MiacDea Mar zur IrdtiMgano
Es klingt fast wie aus den Märchen des Ori
ents, aus Tausend und einer Nacht! Aber es
ist tatsächlich so: Roosevelt erhält vom
amerikanischen Parlament einen Dispositions
fonds von sage und schreibe vier Milliarden
Dollar oder zehn Milliarde» Mark für öffent
liche Arbeiten.
Dieser Dispositionsfonds ist größer als das
deutsche Budget. Nur eine Nation von dem
immer noch unerschöpften Reichtum der Ver
einigten Staaten kann sich eine solche Groß
zügigkeit leisten. Naturgemäß kann der ameri
kanische Staatspräsident nicht vollkommen frei
über eine so unerhörte Summe verfügen, aber
sie genügt immerhin, um der amerikanischen
Wirtschaft einen bestimmten Weg vorzuschrei
ben. Noch niemals in der Geschichte der Ver
einigten Staaten hat man einem Präsidenten
— selbst in Kriegszeiten niemals — die freie
Verfügung über so unerhörte Mittel einge
räumt.
Ein schöner Vertrauensbeweis, den das ame
rikanische Volk seinem Präsidenten gegeben
hat. Es erleichert ihm dadurch auf eine wahr
haft großzügige Art die mehr als schwere Auf
gabe, durch öffentliche Arbeiten einen Teil der
zehn Millionen Arbeitslosen unterzubringen,
die eine immer größere Gefahr für die soziale
Struktur der Vereinigten Staaten zu werden
drohen. Deutsche Vorbilder sind auf das Pro
gramm Roosevelts nicht ohne Einfluß geblie
ben. Auch er bekennt sich zu dem Standpunkt,
daß die bloße Zahlung von Arbeitslosenunter
stützungen einen gefährlichen Geist in den Ar
beitslosen hochzüchte. Sein Ziel ist es, Arbeit
zu schaffen. Man kann dem amerikanischen
Volk und seinem Präsidenten nur wünschen,
daß diese enorme Anstrengung zur Beseitigung
der Arbeitslosigkeit nicht nutzlos verpuffen
möge.
9 * *
Wenn der Prinz turn Wales Ferien macht
Der englische Thronfolger verbringt seine
Winterferien augenblicklich in Oesterreich.
Das weiß in England beinahe jedes Kind.
Trotzdem gibt sich die österreichische Regierung
die größte Mühe, den Aufenthalt des Prinzen
so geheim wie nur möglich zu halten. Die
Zeitungen sind angewiesen worden, keine Be
richte über den Prinzen von Wales zu brin
gen, was bereits zu Komplikationen mit ver
schiedenen Auslandsberichterstattern geführt
hat.
Da wir gerade beim Prinzen von Wales
sind: Der britische Thronfolger besitzt in Ka
nada eine Farm, die den Namen „E. P." trägt.
Die Farm liegt in der Provinz Alberta und
scheint, wenn man kanadischen Zeitungen
Glauben schenken darf, ein Mustergut zu sein.
Angeblich ist es der Initiative des Prinzen zu
verdanken, daß Alberta auf der Rindviehschau
Kanadas und ähnlichen Veranstaltungen der
Vereinigten Staaten an der Spitze steht. Al
berta konnte im letzten Jahr nicht weniger als
214 Anerkennungen, darunter zwei „Meister
schaften", 42 erste und ebensoviel zweite und
dritte Preise einheimsen — und alles dank des
Rindviehs der Farm E. P. Der Viehbestand
des Gutes wird ständig aus England ergänzt
und findet nicht nur in Nordamerika, sondern
vor allem auch in Südamerika Absatz.
ln wenigen Zeilen.
Ein Waffen- und Sprengstoffprozeß gegen
22 Kommunisten begann gestern in Hamburg.
Die Angeklagten gehörten dem berüchtigten
„Waffen- und Sprengstoffressort" der Bezirks
leitung Wasserkante der KPD. an. Sie werden
vor allem der Teilnahme an dem am 1. April
1933 durchgeführten Bombenanschlag auf das
SA.-Lokal Wucherpfennig in Hamburg beschul-
digt. Ein anderes Attentat gegen die SA. ge
langte glücklicherweise nicht zur Ausführung.
Die jüdische Telegrafenagentur in Haifa hat
ihre Veröffentlichungen einstellen müssen, da
alle Angestellten in den Streik getreten sind.
Sie haben seit vier Monaten kein Gehalt mehr
bekommen. Der Handel mit Greuelnachrichten
scheint sich demnach doch nicht zu lohnen.
Ueber die Aufhebung der militärischen Klau
seln des Berliner Vertrages äußerte sich ein
Mitglied der Washingtoner Regierung. Der
Amerikaner erklärte, daß, falls eine Einigung
zwischen Deutschland, England und Frankreich
zustande komme, die Aufhebung der Klauseln
im Notenaustausch möglich sein dürfte. Die
amerikanische Regierung werde sicher jeden
Schritt fördern, der die Reichsregierung ge
neigt macht, zur Abrüstungsverhandlung zu
rückzukehren.
Bercintwortlicher Hauptschriftleitei utib Herausgeber: Fer
dinand Möller.
Slkllvertieter des HaupischriftleNers: Herbert Puhluiann.
Bercintwortlich für Politik: Herbert Puhlmann; für den all
gemeinen Teil: Ädoli (bregori: für den wirtschaftlichen
Teil: i. V. Ferd. Möller; für den provinziellen und
örtlichen Teil: Karl Müller, alle in Rendsburg,
'verantwortlicher Änzelgenielter: Karl Jacobsen, Rendsburg,
Verlag und Druck: Heinrich Möller Söhne, Rendsburg.
DvV Schleswig.Holsteinifche Landeszeitung tNendsburger
Tageblatt — Hohenwestedtcr Zeitung — Dis Landpost
Hanerau-Hademarschen — Eüderbraruper Tageblatt)
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