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128. Jahrgang.
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128 Jahrgang.
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Nr. 24
Mnslag, den 29. Januar
1935
Die Frau als Dolksgenossin im Staat.
Ein Gespräch mit Frau Gertrud Scholtz-Klink, Führerin der Deutschen Frauen.
Wenn man sie — die Mutter und „Frauen
führerin" ist — sieht und sprechen hört, spürt
man, daß Jugend nicht eine Frage des Alters,
vielleicht nicht einmal Temperaments-Ange
legenheit ist, sondern Sache der Glaubensfähig
keit. Sie ist absolut jung, denn sie ist beseelt
von der unbändigen Sehnsucht und dem heißen
Glauben, die Menschen, nicht nur die Frauen,
zu neuen Zielen führen, erziehen zu können.
Die Alten wollen immer nur ordnen, leiten,
vermitteln.
Ihre ganze Persönlichkeit schien sich mir in
dem Satz widerzuspiegeln, den sie sagte: „So
lange nicht die heiße Sehnsucht in uns ist, die
uns nie satt werden läßt, nützen alle äußeren
Formen und „Errungenschaften" gar nichts.
Wenn diese Sehnsucht verstummt, können wir
uns begraben lassen. Es ist die Sehnsucht, die
in Hunderten von Generationen lebte und
starb und dennoch durch die Jahrtausende im
mer fortwirkt: die Sehnsucht nach dem deut
schen Menschen. Sie soll uns ganz verzehren."
*
Ich sprach mit ihr über den Begriff der
„deutschen Frau" und den gewissen Wider
spruch, der sich mir zwischen der Ueberbetont-
heit, die dieser Begriff in der letzten Zeit er
fahren hatte einerseits und ihrem Streben nach
einem deutschen Menschen andererseits zu zei
gen schien.
„Welche Stellung nimmt die Frau als
Volksgenossin im Staat ein?"
„Wir haben nun einmal das Erbe der „Frauen
bewegung" anzutreten — ihre unnatürlichen
Dogmen haben nicht nur die Denkungsweise
einzelner Frauen, sondern auch manches Man
nes verwirrt, und so steht gerade in der täg
lichen Arbeit immer wieder die Frage vor uns:
Wie schaffen wir ein richtiges — das ist ein
natürliches — Verhältnis zwischen Mann
und Frau?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es da
für uns Frauen ein sehr probates Mittel gibt:
Wir wollen nicht mit lauten Forderungen
kommen und auch nicht mit langen Program
men. Wir wollen durch die täglichen und stil
len Leistungen beweisen, daß wir da sind und
wozu wir da sind,' damit unterstellen wir uns
den natürlichen Gesetzen und Gegebenheiten.
Dann brauchen wir nicht mehr um Rechte zu
kämpfen, dann ergeben sie sich von selber „aus
der Situation".
Programm ist immer Ungetanes, und nur
mit der Tat können wir uns beweisen!"
„Politische Tat? — Kinder kriegen? —
Oder Vernfsarbeit. . . ?"
„Bleiben Sie nicht haften an der äußeren
Form! Jede Tat ist uns recht, durch die die
Frau die Kräfte ihrer eigenen Persönlichkeit
entwickelt! Berufsarbeit darf zwar niemals zu
einer Auspeitschung von Kräften führen, die
der Seele und dem Organismus der Frau nicht
entsprechen. Doch selbst an der Maschine wird
die Frau alles, was ihr Wert gibt, bewahren
können, solange die ihr innewohnende Kraft
die Arbeit bestimmt und sie nicht „Arbeits
sklavin" wird, die in der Arbeit verkümmert,
statt in ihr aufzugehen. Ich kenne übrigens
auch Männer, die solchen Gefahren erliegen ..."
„Muß aber das Ziel solchen Mensch-Seins
nicht jeder selbst und ganz allein erleben und
erkämpfen?"
' „Der Nationalsozialist weiß, daß es auf die
sem Weg einen Führer gibt und ein Erlebnis,
das die Jugend in diesem Geiste formt! In uns
selbst wuchs dieser Glaube in den Kampf
jahren."
„Wodurch wolle« Sie heute die Schule der
Kampsjahre ersetzen?"
„Zuerst, indem wir selbst diesem Geist treu
bleiben, indem wir bleiben, was wir damals
waren, immer wieder der Opfer gedenken, des
Einsatzes und dessen, wofür wir uns zusam
mentaten. Nur so können wir Führer sein, die
auch die anderen für diesen Geist erobern!
Neben diesem Erlebnis, das uns formte und
in dessen Geist wir formen wollen, ist uns
heute im Arbeitsdienst die große sozialistische
Erlebnisschule entstanden. Im Deutschen
Frauenarbeitsdienst wird das deutsche Mäd
chen zum Dienst am Volk in einer Form heran
gezogen, die alles andere in den Hintergrund
stellt und die den Mädchen zugleich die Besin
nung auf sich selbst, auf ihr künftiges Frauen
tum bringt. Ich komme selbst aus dem Arbeits
dienst. Dort gibt es kein Ich. Dort gibt es nur
Gemeinschaft."
„Das ist also eines der Hauptansgabentze-
biete, die Sie im „Deutschen Frauenwerk" ver
walten, der weibliche Arbeitsdienst. Was steht
daneben?"
„Der größte Block unserer Organisation
ist die Frau in der Arbeitsfront.
Ich sagte vorhin: bei der berufstätigen Frau
korpmt alles nur darauf an, daß ihre Fraulich
keit nicht unter der Arbeit verkümmert — so
stellen wir ihr heute „soziale Vetriebsarbei-
terinnen" und „Vertrauensfrauen" zur Seite,
die sie mit nationalsozialistischem Geiste erfül
len, doch auch die Brücke schlagen sollen zu
allen anderen Frauen des Volkes über Schich
ten und Gegensätze hinweg.
Unsere ganz besondere Aufmerksamkeit wen
den wir der
Abteilung „Mütterschulung und Mutter-
dienst"
zu. In ihren Kursen soll die Frau erfassen, daß
für sie das Kind der natürliche Weg ist, auf
dem sie ganz in der Volksgemeinschaft auf
gehen kann. Wir sagen ihr das jedoch nicht gern
in langen Vorträgen: in den Kursen für un
sere jungen heiratsfähigen Mädchen und jun
gen Mütter gelangen wir durch praktische
Säuglingspflege, haus- und volkswirtschaft
liche Aufklärung zu solcher „staatspolitischen"
Erziehung." \ . r .
Mitgeteilt von Peter E i g e l m a n n.
Görinas Abreise nach Warschau.
Wie bekannt, hat der polnische Staatspräsident Ministerpräsident Göring zu einem
Jagdbesuch in die Staatsforsten von Bialowiez eingeladen. Unser Bild zeigt Minister
präsident Göring vor seiner Abfahrt auf dem Bahnhof Friedrichstraße im Gespräch
mit dem polnischen Botschafter Lipski.
l
Ein russisch-französisches Flottenbiindnis vor dem Abschluß.
Trotz aller französischen und russischen De
mentis häufen sich die Meldungen in der an
gelsächsischen Presse über rnssisch-französische
Militärabkommen. Man weiß, daß zwischen
beiden Ländern militärische Abkommen über
die Vervollkommnung der Luftwaffen und der
Kriegsindustrie abgeschlossen worden sind. Und
jetzt hört man von dem Abschluß eines neuen
Flottenabkommens, durch das Frankreich
Rußland gewisse Hilfestellungen bei der Er
weiterung der russischen Ostsee- und Schwarze-
Meer-Flotte leisten will. Bei allen Anstren-
gungen der Sowjets, auf technischem Gebiet die
Fortschritte der alten Schiffbaustaaten einzu
holen, ergab sich immer doch noch wie vor dem
Kriege die mangelnde Erfahrung und Unzu
verlässigkeit der russischen Wreften. Inwieweit
jetzt die französischen einspringen sollen, steht
noch nicht fest, wohl aber, daß Frankreich kurz
vor der Auslieferung der ehemaligen russischen
Schwarzen Meerflotte an die Sowjets steht.
Keine europäische Flotte hat ein so aben
teuerliches Schicksal wie die russische Schwarze-
Meer-Flotte hinter sich. Mit einem enormen
Kostenaufwand baute das zaristische Rußland
kurz vor dem Weltkrieg eine Schlachtflotte am
Schwarzen Meer, d. h. die meisten Teile der
Schiffe mußten von Petersburg nach dem
Schwarzen Meer befördert werden, weil die
Türkei die Dardanellen für die Durchfahrt von
Kriegsschiffen sperrte. Diese Flotte konnte wäh
rend des Weltkrieges für die Türkei recht ge
fährlich werden, wenn es zu einem Zusam
menwirken mit dem konzentrischen Angriff der
alliierten Flotte von Gallipoli gekommen wäre.
Aber der heldenmütige Kampf und vor allem
die sagenhafte Schnelligkeit des deutschen
Schlachtschiffes „Göbeu", das bei Kriegsaus
bruch in türkische Dienste übernommen wurde,
sorgten zusammen mit der mangelhaften Füh
rung der russischen Flotte dafür, daß sie nie
mals zu einer ernsthaften Gefahr für die Mit
telmächte werden konnte.
Die russische Flotte verlor eine ganze Reihe
von Schiffen im Weltkrieg durch U-Boottreffer,
durch Minen und Unglücksfälle. Während der
bolschewistischen Revolutionen verließen die
revolutionären Matrosen zum großen Teil die
Schiffe. Die bis nach dem Kaukasus vorstoßen
den deutschen Truppen erbeuteten bei der Be
setzung von Sebastopol die immer noch statt
lichen Reste dieser Flotte, die kampflos in ihre
Hände fiel. Der größte Teil der Schiffe wurde
damals kampfunfähig gemacht, zum Teil ab
montiert. Nach dem deutschen Rückzug 1918-19
gerieten diese Schiffe in die Hände der weiß-
russischen Truppen. Sie wurden mit interalli
ierter Hilfe zum Teil wieder in Stand gesetzt
und dienten dem zaristischen General Wran-
gel als Ausgangsbasis zu seinem letzten Ver
such, von der Halbinsel Krim aus, die Soivjet-
regierung zu stürzen. Mit den Resten der
Schwarzen-Meer-Flotte verließen dann auch
die Trümmer der Wrangel-Armee Rußland,
um nach Südslawien und Frankreich überführt
zu werden.
Die Flotte selbst, die noch aus einem Schlacht
schiff, zehn Torpedoboots-Zerstörern, vier Un
terseebooten und einer ganzen Anzahl von
Hilfsschiffen bestand, fand Unterkunft im fran
zösischen Kriegshafen Bizerta in Nordafrika.
Die französische Regierung betrachtete sich als
Eigentümerin dieser Flotte. Sie machte aber
keinen Gebrauch von ihr, so daß die Schiffe, die
sämtlich aus der Vorkriegszeit stammen, heute
nach über zehnjähriger Untätigkeit kaum noch
einen 5»ampfwert besitze». Wenn diese Flotte
jetzt an die Sowjetunion ausgeliefert wird,
muß sie zunächst gründlich repariert und über
holt werden. Dann dürfte sie vielleicht noch
einen gewissen Kampfwert erhalten. Man weiß
noch nicht, ob sie nach den russischen Ostsee
häfen oder nach dem Schwarzen Meer über
geführt werden soll. eBi der zahlenmäßig ge
ringen Stärke der deutschen Ostsceflotte und
den ichwachen Streitkräften der skandinavischen
Staaten müßte aber immerhin eine derartige
Verstärkung der russischen Flotte ins Gewicht
fallen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die
schwedischen Pläne zur Neubefestigung von
Gotland in der Ostsee mit den russischen Plä
nen zum Ausbau der Ostsceflotte in einem Zu
sammenhang stehen. Deutschland, das so weite
und ungeschützte Küsten an der Ostsee besitzt,
und dessen Provinz Ostpreußen überhaupt nur
aus dem Seewege gegen Angriffe verteidigt
werden kann, hat ein sehr starkes Interesse an
allen Veränderungen in der Flottenstärke der
Ostsee.
Jedenfalls beweisen die russisch-französischen
Pläne, daß der Ostpakt nur ein Vorwand für
ganz andere Ziele Frankreichs und Sowjet
rußlands ist. Deutscherseits ist demgegenüber
schärfste Vorsicht am Platze.
2n Ruhe abwarten!
Die Richtung der Londoner Besprechungen
liegt noch nicht fest.
DNB. Paris, 28. Januar. Der französische
Außenminister empfing am Montag erneut
den englischen Botschafter. Die Aussprache
diente der Fortsetzung der am Sonnabend be
gonnenen Unterredung über die Aufstellung
eines genauen Programms für die Londoner
Reise des französischen Ministerpräsidenten
und des Außenministers.
*
In den Vorverhandlungen über den Mini
sterbesuch in London, die immer noch lebhaft
im Gange sind, ist, wie der Pariser Vertreter
der „Times" feststellen muß, keine Aenderung
der Lage eingetreten. Die Franzosen halten
zäh an ihren Vorbedingungen gegenüber de»
englischen Vorschlägen zur Bereinigung der
Frage der angeblichen deutschen Aufrüstung
fest.
Die Londoner Morgenblätter sind heute, so
weit der bevorstehende französische Minister-
besuch in Frage kommt, nicht sehr ergiebig, da
sie sich in der Hauptsache auf Pariser Mittei
lungen über das Reiseprogramm und ähnli
ches beschränken.
In amtlichen französischen Kreise« legt man
größten Wert auf die Feststellung, daß die
Vorbereitung der Londoner Reise Flandins
und Lavals zu keinerlei bindenden Zusagen
geführt habe, wie überhaupt die Aussprache