128. Jahrgang / Nr. 22 / Zweites Blatt.
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Sonnabend, den 26. Januar 1985.
Rendsburg, den 26. Januar 1638.
Kammermusikabend in der Mittelschule.
Nach mehrjähriger Pause hörten wir am
vergangenen Mittwochabend im Musiksaal der
Mittelschule endlich wieder einmal Streich-
Quartettkunst. Diese Form ist auf dem Ge
biete der Kammermusik sicherlich die edelste.
Das Schmalmack-Quartett aus Hamburg
stellte sich den Rendsburger Musikfreunden
zum ersten Male vor und brachte die bei uns
in gutem Ansehen stehende Annemarie Sott-
mann als Sängerin mit. Die Vortragsfolge
war geschickt zusammengestellt: zwei allen
Kammermusikfreunden vertraute und teure
Werke (das Lerchen-Quartett von Haydn und
das d-moll-Quartett von Schubert) und
zwischen beiden die Marienlieder von Her
mann Zilcher, die wesentlich zur weiteren
Belebung und Bereicherung des Programmes
beitrugen. Die Schmalmack-Männer erwiesen
sich als tüchtige Könner auf ihren Instrumen
ten und haben das Zeug, eine wertvolle
Kammermusikvereinigung innerhalb des Ham
burger Kulturkreises und damit auch unserer
Nordmark zu werden. Manches klingt bereits
voll und schön. Vor allem kann man an der
gemütstiefen deutschen Auffassung der ihrer
Kunst ganz hingegebenen Künstler seine
Freude haben. Die Tempi werden nicht
virtuos verhetzt, wie sie die intellektuell viel
fach überspitzte Nachkriegszeit mit ihrer Angst
vor dem Gefühl in bedauerliche Mode brachte.
Der gediegene Primgeiger sollte allerdings
sein portamento technisch revidieren und auch
sonst mehr einsparen, damit jeder Ansatz von
fantaler Sentimentalität vermieden wird.
Auch das Zusammenspiel wird durch ständige
gemeinsame Arbeit sich weiter vervollkommnen
lassen, um die vier Streicherstimmen zu dem
einheitlichen neuen idealen Instrument, eben
zum Streich-Quartett zu verschmelzen. Auch
wird durch längeres Zusammenspiel noch be
trächtlich mehr Differenzierung in der Dyna
mik (man vermißte öfter z. B. die vor
geschriebenen pp!), und eine größere Lockerung
im Rhythmus erzielen lassen, damit sich die
rechte Verfeinerung und Beschwingtheit ein
stellt, die wir an den hier durch öfteres Kon
zertieren bekannten und hochgeschätzten
Prisca- und Dresdener Quartett immer so
bewundert und geliebt haben. Reiften somit
noch nicht alle Blüten am letzten Mittwoch, so
stand der Abend doch bereits auf beachtlicher
Höhe und bot den Hörern mancherlei Schönes.
Haydn's Musik ist und bleibt ein Bad der
Wiedergeburt. Mit Fug und Recht hat unsere
neue Zeit ihm den albernen Beinamen des
„Papa", den ihm der Mißverstand früherer
Tage anhing, wieder abgenommen. Er ist
schon der geniale Erschaffer der Symphonie
und der neuen Kammermusik. Das Lerchen-
Quartett gehört zu den liebenswürdigsten
Eingebungen seiner Binse. Das Schubertsche
Quartett mit den Variationen über sein Lied
„Der Tod und das Mädchen" ist eine der
volkstümlichsten Schöpfungen des frühvollen
deten Meisters und zwei Jahre vor seinem
Tode in einer Zeit tiefer Traurigkeit und
schwerer wirtschaftlicher Bedrängnis entstan
den. „Schicksal und Leben" nennt Walter
Dahms mit Recht sein grundlegendes Motiv.
„In seiner Anlage und Ausführung ist es so
unerhört neu und in die Zukunft weisend, daß
80 Jahre später Johannes Brahms hier nur
anzuknüpfen brauchte, um das moderne
Streichquartett zu schassen."
Der Marienliederkreis von dem in Würz
burg lebenden und durch seine Mozart-Fest
spiele in der fürstbischöflichen Residenz zuerst
bekanntgewordenen Hermann Zilcher ist in
unserer Zeitung in einer Vorbesprechung ein
gehend gewürdigt. Es ist ein fein empfunde
nes Werk, das mit Herzblut geschrieben ist.
Manchem werden die schönen tiefen Lieder
beim ersten Hören sich noch nicht voll erschlossen
haben. Aber das ist gut so. Was gleich ge
fällt, ist leicht vergessen. Annemarie Sott-
mann mit ihrem hohen Sopran ist geschaffen
diese Lieder zn singen, und sie nahm sich ihrer
mit Hingebung und Wärme an, verständnisvoll
unterstützt durch die vier Quartettisten. So
konnte das Werk seine ergreifende Wirkung
auf die Hörer tun. Schade, daß die Sängerin
den Abend nicht ganz disponiert zu sein schien
und gegen Schluß des sehr große Anforderun
gen an die Stimme stellenden Lieder-Zyklus
stark ermattete.
Die akustischen Verhältnisse des für das
Konzert benutzten Saales werden noch sorg
fältige Ausprobung erheischen. Es klang alles
an dem Abend ein wenig zu stumpf.
Besonders erfreulich war, daß sich eine sehr
zahlreiche Zuhörerschaft zu dem wertvollen
Konzert eingestellt hatte. Sie spendete den
Abend über lebhaften Beifall. Möchte aus ihr
eine richtige Kammermusikgemeinde werden.
Das setzt allerdings öftere Kammermusiken
voraus, worum wir hiermit die Leitung der
NS.-Kulturgemeinde herzlich gebeten haben
wollen. Max Lehment.
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HWmk leü kiitjdjfli Mt!
Kornblumen-Verkauf am 26. Januar 1935.
Schon immer haben deutsche Menschen jen
seits unserer Grenzen um die Erhaltung ihres
Volkstums gekämpft. Das Sinnbild ihres
Kampfes war die blaue Kornblume, die sie
stolz als Zeichen trugen. Unter den gleich-
gesinnten Schülern und Jungarbeitern, die
damals im Zeichen der Kornblume gegen die
Entdeutschungspolitik eines volksfremden
Systems auftraten, stand auch Adolf Hitler.
Am 26. Januar 1938 wird dieses älteste
Kampfabzeichen unseres Führers wieder wie
im Vorjahr das Sinnbild der Einheit des
Hundert-Millionen-Volkes sein. An diesem
Tage sammelt der Volksbund für das Deutsch
tum im Ausland durch den Verkauf von
Kornblumen für das Winterhilfswerk des
deutschen Volkes. Durch diese Sammlung soll
auch nach außen hin bekundet werden, daß die
Blutgemeinschaft aller Teutschen diesseits
und jenseits der Grenzen eine Gemeinschaft
des Schicksals ist, also auch der Not und des
Opferns. Haben doch gerade die Pioniere des
Deutschtums im Grenzland und in den deut
schen Randgebieten oft neben dem ungeheuren
Daseins- und Wirtschaftskampf den täglichen
Kampf um deutsche Art, Sprache und ^Sitte
durchzuführen. Die blaue Kornblume be
kundet die Verbundenheit aller Teutschen mit
allen. Jeder trage sie voll Stolz und mit dem
Bewußtsein der Treue, die ihre Farbe sprich
wörtlich gemacht hat.
Saargedenkmarken. Am 16. Januar haben
die Postanstalten mit dem Verkauf der zur
Feier des Abstimmungssieges im Saargebiet
herausgegebenen Gedenkmarken begonnen.
Der Entwurf zu dem schönen Markenbild, das
die Mutter Deutschland zeigt, wie sie das
heimkehrende Kind, das Saargebiet, in ihre
Arme schließt, stammt von der Künstlerin
Emmy Glintzer, Berlin. Nach dem regen Ver
kauf zu urteilen, hat die Herausgabe der Ge
denkmarken überall große Freude hervorge
rufen.
Aus d&t Ueudsbuc^u jCiddspiettUecdem.
„Ich für dich — du für mich".
In den Elektra-Lichtspielen werden in die
sem Programm zwei Filme gezeigt, die auf
einen Auftrag der Filmstelle des Reichspropa
gandaministeriums hin gedreht wurden. Sehn
sucht nach dem schönen Danzig erweckt der
Film, der uns in Bild und Ton Danzigs herr
liche alte Bauten und die Umgebirng dieser
alten Hansestadt zeigt. Ein Heimatfilm, wie er
sein soll. Der Hauptfilm zeigt, wie im deutschen
Arbeitsdienst der Grundsatz „Ich für dich —
du für mich" in die Tat umgesetzt wird. Wir
sehen in diesem Film, wie junge Mädchen der
Großstadt aus deu verschiedensten Berufen im
Gemeinschaftslager sich zusammenfinden, dem
Siedler helfen, der auf neu gewonnenem Land
seine Existenz sucht, durch seinen Einsatz an sei
nem Teil für die Ernährung des Volkes mit
zuarbeiten. Wir erleben die Umstellung der
Großstaötmädel, sehen, wie sie trotz der ein
fachen Verhältnisse, trotz der ungewohnten Ar
beit und bisher unbekannten Disziplin fröhlich
sind, singend ihren Dienst tun und im Kame
radschaftsgeist ihre Freizeit gestalten. Wir
sehen in dem Film ferner, wie eine Abteilung
des männlichen Arbeitsdienstes schwere Arbeit
im Moor leistet, Gräben zieht, Straßen baut,
damit hier nach Jahren einmal fruchtbare Wie
sen und Felder entstehen. Der Blick, den wir
in dies Lager des männlichen Arbeitsdien
stes werfen können, ist zwar nur sehr kurz,
aber wir erkennen doch in der geschickten An
ordnung des Films die großen Aufgaben, die
im deutschen Arbeitsdienst geleistet werden,
den Einsatz für die Brotfreiheit des deutschen
Volkes durch Schaffung neuen Bauernlandes,
die Freiwilligkeit dieses Einsatzes und den
Kameradschaftsgeist, der sich zeigt bei der Ret
tung des im Moor Verirrten.
Der Film ist in Ablauf seiner Handlung sehr
lebendig und zwar nicht nur dadurch, daß das
jugendliche Element in den Reihen der Dar
steller überwiegt. Die Handlung wird slott ab
gewickelt, Gesang und Musik bilden einen schö
nen Rahmen für das Geschehen im Film. Das
Grundsätzliche ist nicht so aufdringlich heraus
gestellt, daß der Film etwa als Belehrungsfilm
angesprochen werden müßte. Der Regisseur hat
es int Gegenteil verstanden, die Handlungen
im Film so sprechen zu lassen, daß man erst
nach der Vorstellung merkt, wie grundsätzlich
man aufgeklärt wurde über die Idee del na
tionalsozialistischen Arbeitsdienstes.
Gerade hier in Rendsburg dürfte der Film,
dessen Besuch warm empfohlen wird, eine gute
Aufnahme finden. Bei der gestrigen
Erstaufführung war der Arbeitsdienst offiziell
vertreten. Unter den Klängen des Spiclmanns-
zuges zog die Fahne der Gruppenstammabtei-
lung in den Saal und nahm Aufstellung vor
der Bühne.
*
„Maskerade" in der Schauburg.
Galante Bilder von Reznicek werden leben
dig in diesem Film. Schöne Frauen steigen
aus goldenem Rahmen und zaubern uns eine
rauschende Redoute vor, wie sie nur in süd
licher Luft, in Wien oder München, möglich
ist. Kavaliere sind natürlich nicht fern, und
das Spiel geht um Liebeleien und Eifersucht,
Theater und Wirklichkeit, Kabale und eine
abseits holdselig erblühende, ganz hingege
bene Liebe. Große gesellschaftliche Aufmachung
gehört zu dem Film, es erwächst eiu Sitten
gemälde aus der leichtlebigen Wiener Welt
um die Jahrhundertwende.
Ein Pan kichert im Hintergrund, und zu
seinen lockenden und treibenden Flötenklän
gen drehen sich die Paare, vor Lust oder Er
regung benommen. Wer könnte sich dem sinn
betörenden Reiz dieser Maskerade doppelter
Art, des Scheins und des Seins, entziehen?
Es ist just Karnevalszeit, und eine Welle da
von rinnt in unsern herberen Norden.
Das von einer meisterlichen Regie (Willy
Forst) in Szene gesetzte Ufa-Werk, das sich
übrigens auf ein verbürgtes Faschingsaben
teuer eines Malers stützt, schwebt in einer
Wolke von Musik. Künstlerischer Gestaltungs
wille wirkt sich aus in romantischem Hang
und vereint alles in geschlossener Komposi
tion.
Glänzend ist die Darstellung. Genannt seien
Adolf Wohlbrück, Olga Tschechowa, Hilde von
Stolz, Peter Petersen, Hans Moser und Paula
Wessely. Mit besonderem Nachdruck die
Wessely, die unter die ersten Schau
spielerinnen der Gegenwart aufrückt und in
Freude und Ernst mit rührender Selbstver
gessenheit spielt.
Im Beiprogramm u. a. ein Scherzo» mit
Haydn inmitten. #
*
Die Tonhallen zeigen:
Der schwarze Walfisch.
Wieder einmal ein Film, der einem Freude
machen kann. Ein Film, dessen Hauptrolle ei
nen guten Schauspieler verlangt und hier in
Emil Jannings gesunden hat. Er spielt den
Hafenwirt Peter Petersen, den Mann, der sei
nen goldenen Kern unter einer wahrhaftig
rauhen Schale verbergen muß. Nirgends ver
suchen hier übertriebene Typendarstellungen,
dem Film sein eigenes, kantiges aber interes
santes Gesicht zu nehmen. Und gerade diese
Eigenart — dies Suchen nach neuen Wegen —
läßt uns den Film begrüßen, läßt uns hoffen,
daß die Zeit doch angebrochen ist, in der der
Film von der festgelegten Type, von der un-
wirklichen Pose und von der geistlosen Techni
sierung, wieder zurückkommt zur Darstellung
von Menschen, deren Seele Triebwerk ihretz
Handelns ist.
Daß dieser Weg der richtige ist, beweist Jan
nings im „Schwarzen Walfisch".
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