Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 1)

*- Blieskastel — Saarbrücken — Völklingen — 
Ģaarlouis unô Merzig die Touristen am 
Abend im Gasthofe zu Merzig saßen, benutzte 
der Saarländer die Gelegenheit, seinen 
freunden die Schicksals- und Leidensgeschichte 
dieses deutschen Landes zu umreißen und ihnen 
von den großen Schicksalsstuuden der Saar 
zu erzählen, deren drei in der Vergangenheit 
liegen, und von der vierten kommenden, die 
am 13. Januar 1935 das endgültige Schicksal 
dieses deutschen Landes entscheiden wird. Und 
er erzählte seinen Freunden folgendes: 
n. 
Tie erste Schicksalsstunde — 1681: 
Im Namen der „bedrohten Sicherheit!" 
Es ist nicht wissenschaftlich einwandfrei fest 
gestellt, welche Menschen dieses Land zuerst 
besiedelt haben. Die spärlichen Reste, die sich 
aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit in Ge 
stalt von Werkzeug, Waffen, Schmuck usw. fin 
den, lassen keinen klaren Schluß zu. Der 
Name „ßaat" läßt sich aus einer indogerma 
nischen Sprachwurzel, die „fließen, laufen" 
bedeutet, erklären. 
Cäsars Eroberungszüge brachten auch 
Römer in diese Gegend; aber das waldreiche, 
noch wenig gerodete Land war damals sehr 
dünn bevölkert. Erst nach der Vertreibung der 
Römer haben es die Germanen dichter 
besiedelt, und zwar waren es Franken, die 
durch das Nahe- und Moseltal vordrangen, 
und Alemannen, die von Südosten kamen. 
Seit 1509 Jahren sitzen diese Völkerstämme an 
der Saar und verdrängten die spärlichen 
Ueberreste keltischer Rasse. Der völkischen 
Zugehörigkeit entsprach die staatliche Entwick 
lung. In der Völkerwanderung war die 
Römerherrschaft zu Ende gegangen, und das 
Saargebiet war ein Teil des Frankenreiches 
der Merowinger. 
Bei der Teilung des Frankenreiches im 
Jahre 611 kam das Saargebiet — übrigens 
eine Bezeichnung, die erst durch den Versailler 
Vertrag geschaffen wurde — zu Austrasien, 
dem Reichsteil, in dem die germanische Be 
völkerung überwog. 309 Jahre später bei der 
Teilung im Vertrag von Verdun 843 fiel das 
Land zu dem Mittelreiche Lothars, zu Loth 
ringen. Bei der Aufteilung Lothringens 
zwischen Frankreich und Deutschland im Ver 
trag zu Mersen 870 
kam es zu Deutschland 
als ein Teil des deutschen Herzogtums Loth 
ringen. Der französische König Karl der Ein 
fältige ritz dann, den Zerfall Deutschlands be 
nützend, ganz Lothringen an sich und damit 
auch das Saargebiet, aber schon 6 Jahre 
spater vereinigte König Heinrich der Vogler 
(925) das Gebiet wieder mit dem deutschen 
Reiche. 
Frankreichs Raubgier aber schielte durch die 
Jahrhunderte nach diesem Landstrich. Denn 
das Schicksal und das Leiden des Saargebietes 
hängt aufs engste mit der berüchtigten fran 
zösischen Rheinpolitik zusammen, jener Politik, 
die durch die Jahrhunderte hindurch auf nichts 
anderes abzielt, als die Grenze Frankreichs 
auf das linke Rheinufer zu verschieben. Dieser 
ewigen These Frankreichs galten alle Raub 
züge, die französische Herrscher im Laufe der 
Jahrhunderte unternommen haben. 
Tie erste Invasion fand unter Ludwig XIII. 
und Ludwig XIV. und ihren Ministern Riche 
lieu und Mazarin statt. Hier ist die erste 
Schicksalsstunde des Saargebietes. Zum ersten 
Male stand das Saargebiet im Mittelpunkt 
eines gewaltigen französischen Vormarsches an 
den Rhein. Das war imperialistische Invasion, 
brutale Eroberungspolitik, wenn auch Phrasen 
die Tatsache zu vernebeln suchten. Die angeb 
liche „bedrohte Sicherheit" diente schon dem 
XIV. Ludwig als Vorwand, wie sie Poincars 
benutzte. Vorwand waren auch die „Restitu 
tionskammern". die den Raubzügen ein 
juristisches Mäntelchen umhängen sollten, 
denn sie sollten feststellen, welche Grundherr 
schaften und Territorialfürsten einst von dem 
Bischof von Metz abhängig waren. Wenn man 
die Anweisungen liest, die Minister Louvois 
im Namen des Königs dem Generalstaatsan 
walt an diesem „Gerichtshof" gab. so meint 
man, Anweisungen an die „Drei Großen" von 
Versailles in der Hand zu haben, denn da 
heißt es: „Die Ansprüche des Königs sollen in 
einer Weise geltend gemacht werden, daß ganz 
Europa erkennen möge, daß Seine Majestät 
nicht mit Gewalt handelt, sondern nur das 
Recht der Kirchen verfolgt, deren Besitz ge 
raubt wurde." Die einzig richtige Antwort hat 
dem Könige der französische Schriftsteller 
Fênêlon sein weißer Rabe) in einem Briefe 
gegeben: „Mitten im Frieden haben Sie Krieg 
geführt und sonderbare Eroberungen gemacht. 
Sie haben eine Rsunionskammer eingesetzt, 
um Richter und Partei zugleich zu sein; das 
hieß Hohn und Spott zu der Willkür und der 
Gewalttätigkeit hinzufügen." 
Deutschland aber war durch den Dreißig 
jährigen Krieg zu ausgeblutet und verwüstet, 
um diesem französischen Raubakt Widerstand 
entgegensetzen zu können. Von 1681 bis 1697 
dauerte das erste Schreckensregiment der 
Franzosen an der Saar, dann mußte Lud 
wig XIV. im Frieden zu Ryswik seinen Raub 
wieder hergeben. Nur Saarlouis, wo er eine 
Festung angelegt hatte, — auch wieder charak 
teristisch: das Saargebiet als militärisches 
Einfallstor zum Rhein — gab er von seinem 
Raube nicht heraus. 
Fortsetzung folgt.) 
Laval fährt heute. 
DNB. Paris, 2. Jan. Wie Havas amtlich 
mitteilt, wird Außenminister Laval am Don 
nerstagabend 20.30 Uhr nach Rom abreisen. 
Der Quai d'Orsay veröffentlicht am frühen 
Nachmittag nachstehende amtliche Verlautba 
rung: 
Auf Einladung der italienischen Regierung 
wird sich Außenminister Laval am Donners 
tagabend um 20.30 Uhr nach Rom begeben, wo 
er wichtige Besprechungen haben wird, die 
beide Länder interessieren und die sich auf all 
gemeine politische Fragen als Abschluß der 
Besprechungen beziehen, die in der letzten Zeit 
auf diplomatischem Wege gepflogen worden 
sind. 
* 
Die unerwartete Festsetzung der Abreise des 
französischen Außenministers nach Rom wird 
in Pariser politischen Kreisen lebhaft begrüßt. 
Noch Mittwoch früh schien keine Aussicht für 
eine Einigung zu bestehen. Während des Mi 
nisterrates, der dem französischen Außenmini 
ster unbeschränkte Vollmacht für die Fortfüh 
rung der Verhandlungen mit Italien erteilte, 
wurde Laval fernmündlich abberufen. Er 
empfing sofort den italienischen Botschafter. 
Nach einer kurzen Unterredung mit ihm setzte 
sich Laval fernmündlich mit dem französischen 
Botschafter in Nom in Verbindung. Kurz dar 
auf folgte der Besuch des österreichischen Ver 
treters beim Völkerbund, Pflügel, am Quay 
d'Orsay. Da gleich darauf die Abreise Lavals 
nach Rom angekündigt werden konnte, nimmt 
man in unterrichteten Kreisen an, daß die Be 
anstandungen der Wiener Regierung wegen 
der Beteiligung der Nachfolgestaaten an dem 
Garantiepakt zurückgezogen oder jedenfalls 
nicht mehr in dem bisherigen Umfang aufrecht 
erhalten werden. 
* 
Die Nachricht über die bevorstehende Rom- 
Reise Lavals hat nach den aus Indiskretionen 
der französischen Presse bekannt gewordenen 
Schwierigkeiten für eine gemeinsame südost 
europäische Politik Frankreichs und Italiens 
auch in Nom zunächst eine gewisse Ueberra- 
schung hervorgerufen. Die am Mittwoch im 
französischen Ministerrat gefallene Entschei 
dung wird in den interessierten politischen 
Kreisen in Rom zwar lebhaft begrüßt, man 
hüllt sich aber vorerst über Aussichten und Be 
deutung der bevorstehenden französisch-italie 
nischen Besprechungen in größtes Stillschwei 
gen. Man glaubt jedoch, daß ein nützliches 
Ergebnis, besonders auch im Hinblick auf. die 
allgemeine europäische Politik und ihre Ent 
spannung ans jeden Fall zu erwarten sei. Die 
bei den bisherigen Besprechungen erzielte 
grundsätzliche Verständigung über die Kolo 
nialfragen und die damit zusammenhängenden 
französischen Zugeständnisse an Italien mit 
der Verlängerung der Tunis-Konzession, der 
Erweiterung Libyens nach Süden und einige 
Zugeständnisse in Französisch-Somali gilt als 
Km die Saar. 
Wie aus Saarbrücken gemeldet wird, ist 
gegen den Eiseubahnpräsidenteu Nicklaus von 
der Deutschen Front das Disziplinarverfahren 
beantragt worden. Er war bekanntlich be 
schuldigt worden, seine Neutralitätspflicht ver 
letzt zu haben. 
Immer neue Ueberfälle im Saargebiet 
zeigen den Endkampf um die Saarabstimmung 
an. Fast in allen Fällen handelt es sich bei 
den Ueberfüllen um landfremdes separatisti 
sches Gesindel, die Attentate auf führende 
Mitglieder der Deutschen Front versuchen. Zu 
schweren Zusammenstößen kam es zu Ueber- 
hern. Der berüchtigte Emigrant Seidt schlug 
einige Passanten nieder. 
In einer Neujahrsbotschaft des evangeli 
schen Oberkircheurats wird das Saarvolk be 
grüßt. Zum Schluß heißt es: „Ihr wißt als 
Grenzdeutsche am besten, wie eng Euer Ver 
wurzeltsein im deutschen Volkstum mit 
Eurem evangelischen Glauben verbunden ist. 
So grüßt die Kirche Euch zum neuen Jahr 
mit dem Segenswunsch: Wohl dem Volk, 
dessen Gott der Herr ist!" 
Von den deutschen Frauen aus Nordschles 
wig ist ein Gruß an die deutschen Schwestern 
an der Saar gesandt worden. In diesem 
Grußwort heißt es abschließend: „Wir wissen, 
daß die deutschen Frauen und Mütter an der 
Saar sich dessen bewußt sein werden, was sie 
ihren Kindern schuldig sind; wir wissen, daß 
sie am 13. Januar stolz werden sagen können: 
wir taten unserer Pflicht! Unsere treuesten 
Wünsche, unsere heißen Gebete sind mit Euch!" 
Der ssMlvWschMSllmsch 
mil dm Führer. 
DNB. Berlin, 2. Jan. Anläßlich des Jah 
reswechsels haben zahlreiche Staatsoberhäup 
ter mit dem Führer und Reichskanzler draht 
lich Glückwünsche ausgetauscht. So fand ein 
Telegrammwechsel stat mit den Königen von 
Bulgarien, Dänemark, England, Italien, 
Südslawien, Norwegen und Schweden, ferner 
mit dem österreichischen Bundespräsidenten 
und dem Reichsverweser des Königreichs Un 
garn. Außerdem haben Glückwünsche über 
spruchreif, so daß die noch offenen Gegensätze 
den Hauptgegenstand der Besprechungen zwi 
schen Mussolini und Laval bilden dürften. 
Aus politischen Kreisen vernimmt man 
Mittwochabend, daß diese Schwierigkeiten da 
durch überwunden werden sollen, daß über die 
Unabhängigkeit Oesterreichs zunächst ein Ga- 
rantieabkommen nur zwischen Frankreich und 
Italien getroffen werden soll, daß jedoch der 
Beitritt anderer Staaten offen bliebe. Man 
wolle so versuchen, schließlich auch den Weg zu 
einer Zusammenarbeit mit Italien und der 
Kleinen Entente vorzubereiten. 
* 
Die Pariser Morgenpresse. 
„Echo de Paris" erklärt in einem Artikel 
zum Besuch Lavals in Rom, die beabsichtigte 
gegenseitige Grenzgarantierung werde nur 
eine ziemlich lockere Umschreibung des Arti 
kels 10 der Völkerbundssatzungen sein. „Figa 
ro" ist optimistisch. Wenn Laval und Mussolini 
zusammenkämen, könne es ihnen nicht entge 
hen, daß sie sich innerlich nahestehen, denn sie 
hätten die gleiche geistige Ausbildung. „Petit 
Journal" veröffentlicht die Stellungnahme 
einiger Persönlichkeiten, die in der französisch- 
italienischen Politik eine Rolle spielen. Sena 
tor de Monza erklärt, die Verhandlungen in 
3kom seien etwa 10 Jahre im Rückstand. Jetzt 
hätten sie keine weiteren 10 Tage mehr hinaus 
geschoben werden dürfen. Frankreich dürfe 
nicht mehr gegen das Interesse Europas und 
gegen seine eigenen Interessen mit einer Re 
gierung schmollen, mit der das mit Frankreich 
befreundete Moskau ausgezeichnete Beziehun 
gen unterhalte. 
Englische Stimmen. 
DNB. London, 3. Jan. (Eig. Funkmeldung). 
Die Nachricht, daß Außenminister Laval das 
Wochenende in Rom verbringen wird, hat in 
London große Ueberraschung hervorgerufen 
und der Stimmung der Enttäuschung, die an 
gesichts des plötzlichen Eintretens unerwarte 
ter Schwierigkeiten entstanden war, ein Ende 
bereitet. Amtliche Kreise äußern Genugtuung 
darüber, daß zum ersten Male seit Kriegsende 
ein französischer Außenminister die Hauptstadt 
Italiens besuchen wird. Die Frage, durch wel 
ches Mittel die so jählings eingetretene 
Stockung der Verhandlungen beseitigt worden 
sei, wird in der Londoner Presse angesichts des 
Fehlens von Mitteilungen maßgebender 
Stellen nicht mit Bestimmtheit beantwortet. 
Doch wird vermutet, daß der Wortlaut der 
Vereinbarung über Oesterreich, auf die sich 
Frankreich und Italien angeblich am Sonn 
abend geeinigt hatten, inzwischen abgeändert 
worden ist, und zwar in dem Sinne, daß die 
Vereinbarung eine geringere Reichweite er 
hält, als Frankreich ursprünglich wünschte. 
Was die Verhandlungen über Nordafrika be 
trifft, so erwarten die Londoner Blätter keine 
unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr. 
sanöt: der Kaiser von Abessinien, der König 
von Afghanistan und der Schah von Persien. 
Ebenso sind dem Führer und Reichskanzler 
Glückwünsche von den Reichsstatthaltern, den 
Mitgliedern der Landesregierungen, dem 
Reichsbischof, dem Präsidenten des Reichs 
gerichts und dem Oberreichsanwalt und ande 
ren obersten Reichs- und Landesbehörden, von 
Oberbürgermeistern und Bürgermeistern 
deutscher Städte, den Organisationen und 
Gliederungen der NSDAP., von Verbänden 
und Vereinigungen sowie von Persönlichkeiten 
des öffentlichen Lebens, von Deutschen und 
deutschen Vereinigungen im Ausland und von 
Privatpersonen des In- und Auslandes zu 
gegangen. Besonders zahlreich waren die 
Glückwünsche aus dem Saargebiet, wo Ver 
bünde, Vereine und viele Einzelpersonen aus 
alle- Kreisen der deutschen Volksgenossen an 
der Saar des Führers in Treue und Zuver 
sicht gedachten. 
* * * 
Wchsrechļsamļ der ÜS3OT. 
DNB. Berlin, 3. Jan. Die Nationalsoziali 
stische Parteikorresponöenz meldet: 
1. Ab 1. Januar 1935 ist die Bezeichnung 
der Rechtsabteilung-Reichsleitung: Reichs- 
rechtsamt der NSDAP. Die Post ist zu richten 
an das Reichsrechtsamt der NSDAP., Mün 
chen, Braunes Haus. 
2. Die Amtsbezeichnung der Gau- bezw. 
Kreisrechtsstellen ist ab 1. Januar 1936 Rechts 
amt des Gaues bezw. Rechtsamt des Kreises. 
Der Reichsleiter des Reichsrechtsamtes. 
gez.: Dr. Frank. 
* * * 
Berittene Aufständische 
vor den Toren Peipings. 
DNB. Peiping, 3. Jan. Bei Huaijou, einer 
Kreisstadt 40 Kilometer nördlich von Peiping, 
erschienen vor kurzem etwa 500 Berittene, 
plünderten die ganze Umgegend und bedrohen 
gegenwärtig die Stadt. Ob ein Zusammenhang 
dieser Aufständischen mit den angeblichen 
Resten der Armee Liupueitangs, welche in der 
vergangenen Woche in der Nähe Peipings er 
schienen, besteht, ist noch nicht geklärt. Die 
starke Garnison Peipings ist zu untätigem Zu 
sehen gezwungen, da Huaijou innerhalb des 
entmilitarisierten Gebietes liegt. 
VeremheWchrmg 
m Deutschlands Straßennetz. 
NDZ. Berlin, 3. Jan. (Eig. Funkmeldung.) 
Der Sachbearbeiter des Generalinspektors für 
das deutsche Straßenwesen, Oberregierungs 
baurat Günther Schulze- Berlin, macht, wie 
NDZ. meldet, über die Neuregelung des 
Straßenwesens in Deutschland wichtige Mit 
teilungen in dem amtlichen Organ des Deut 
schen Gemeindetages. Im Interesse einer Ein 
heitlichkeit im gesamten deutschen Straßen 
wesen und um eine möglichst wirtschaftliche 
und sparsame Verwaltung zu erzielen, werde 
ohne Zweifel über kurz oder lang das gesamte 
Straßennetz in eine Hand gelegt werden, da 
mit nicht im gleichen Raume gleichzeitig zwei 
Straßenbauverwaltungen tätig werden. Der 
zu erstrebende Jdealzustand werde sein, baß 
die Länder und Provinzen für die Landstraßen 
erster Ordnung eigene Straßenbauverwaltnn- 
gen besitzen, die daneben die Unterhaltung und 
Verwaltung der Reichsstraßen auftragsweise 
für das Reich, die der Landstraßen zweiter 
Ordnung auftragsweise für die Kreise aus 
üben. Die Neueinteilung der Straßen sei zur 
Zeit im Gange. Nach Ausscheidung der dem 
Gesetz nicht unterliegenden Straßen würden 
im Reichsdurchschnitt gemessen voraussichtlich 
etwa 20 vH. der verbleibenden Straßen zu 
Reichsstraßeu, die übrigen etwa je zur Hälfte 
zu Landstraßen erster und zweiter Ordnung 
erklärt werden. Nach Abschluß der Neueintei 
lung, die beschleunigt durchgeführt werden 
würde, werde alsdann restlose Klarheit über 
die zukünftige Verteilung der Straßenbaulast 
bestehen. 
Die Mulm às Thronfolgers. 
Der Prinz von Wales ist Neujahr 1936 zum 
Admiral, General und Marschall der Luft 
flotte ernannt worden. Die englischen Zeitun 
gen weisen darauf hin, daß dem englischen 
Thronfolger die militärische Karriere leichter 
gemacht worden ist als seinem Vater, dem 
jetzt regierenden König. Admiral ist der Prinz 
von Wales nämlich in nur vier Etappen ge 
worden; 1913 war er Leutnant, 1919 wurde er 
Kapitän, 1930 Vizeadmiral und 1934 Admiral. 
Der König ist zwar auch gleich vom Leutnant 
zum Kapitän ernannt worden, mußte dann 
aber erst jede einzelne Rangstufe durchmachen, 
bevor er 1910, ein Jahr nach seiner Thron 
besteigung, Admiral der Flotte wurde. Der 
König hatte auch richtige Kommandos in der 
Flotte gehabt. So war er eine Zeitlang Kom 
mandant des Kreuzers „Mclampus", nachdem 
er vorher ein Torpedoboot und dann ein Ka 
nonenboot befehligt hatte. Als Kommandant 
des Kanonenbootes mußte der König, als er 
noch Prinz von Wales war, sogar ein Jahr 
auf einer ausländischen Station aushalten. 
Die soldatische Karriere des Prinzen von Wa 
les war jedoch etwas anstrengender. Während 
des Krieges war er Adjutant im Stabe des 
englischen Oberkommandierenden Sir John 
French. Erst 1914 wurde der englische Thron 
folger Leutnant, 1916 Hauptmann, 1918 Ma 
jor, 1919 Oberst und 1930 Generalleutnant. 
Der König war mit 45 Jahren zum General 
ernannt worden, während der Prinz von 
Wales erst 41 Jahre alt ist. Als Marschall der 
Luftflotte ist der Prinz von Wales nicht der 
einzige seines Ranges Aktiver Marschall und 
eigentlicher Chef des Stabes der Luftflotte 
ist Sir Edward Ellington. Den Marschalls 
titel haben weiter Sir John Salmond und 
Lord Trencharö, beide üben aber keinen akti 
ven Dienst aus. Lord Trenchard ist in Wirk 
lichkeit Chef von Scotland Aard. 
ln wenigen Zeilen. 
Ter mexikanische Präsident Cardenas hielt 
am Neujahrstage eine Rundfunkrede, in der 
er die Ziele der Regierung für das kommende 
Jahr festlegte. Die Negierung werde auf 
strenge Erfüllung der Gesetze, besonders der 
Kultgesetze, sehen. Sie werde versuchen, das 
politische Gleichgewicht im Lande wiederher 
zustellen. 
Eine neue Depesche Abessiniens an den Völ 
kerbund verficht weiter den Standpunkt, daß 
Italien den Angriff begonnen habe. Den 
abessinischen Vorschlag, die Grenzen ent 
sprechend dem Vertrage von 1908 (der Vertrag 
regelt die Grenzkompetenzen zwischen Italien 
und Abessinien) durchzuführen, habe Italien 
erst jetzt beantwortet. Italien erkläre sich 
bereit, diesen Vertrag als Grundlage für die 
Grenzregulierung anzuerkennen, verlangt 
aber von der abessinischen Regierung eine Ge 
nugtuung. Abessinien erklärt gleichzeitig, daß 
es Italiens Vorschlag annehme, wenn seine 
Verantwortung festgestellt sei. 
Stanbartenführer Erich Klaebtke, einer der 
ältesten Vorkämpfer der Bewegung im Gau 
Kurmark, wurde gestern wenige Schritte von 
der Ruhestätte Horst Wessels beigesetzt. Ver 
treter des Staates, der Partei und der SA. 
waren in großer Zahl erschienen. Erich 
Klaedtke war erst 29 Jahre alt. 
Veraniwvrtlicher Haupischriftleiter und Herausgeber: Fer 
dinand Möller. 
Stellvertreter des HauprfchriftleUers: Herbert Puhlmann. 
Verantwortlich für Politik: Herbert Puhlmann; für den all 
gemeinen Teil: Ädolt Gregori; für den wirtschaftlichen 
Teil: Dr. Ll. Bielfeldt; für den provinziellen und 
- örtlichen Teil: Karl Müller, alle in Rendsburg. 
Verantwortlicher Anzel-jenlever: Karl Jacobsen. Rendsburg, 
Verlag und Druck: Heinrich Möller Söhne. Rendsburg. 
D--A- Schleswig-Holsteinische Landeszeitung (Rendsburger 
Tageblatt — Hohenwestedter Zeitung — Süderbrarup«; 
Tageblatt) XI. 34 13 308.
	        
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