Full text: Newspaper volume (1935, Bd. 1)

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inlmoîl. 
Der sanierte Rund'unk.Angeklagte Dr. Jäger. 
3îissņiî!îe»Btzk Nit Witte / Ein SMßiMM versszt 
Wer hat noch nicht, fährt er von Hamburg 
die Elbe abwärts, die beiden Buchstaben „H. 
F." an den Segeln der mit dem Strom in die 
Nordsee hinaus stampfenden Fischkutter ge 
sehen? Seit vielen Jahrzehnten ist dies das 
Wahrzeichen der Finkenwärder Fischer, und 
überall auf der Nordsee zwischen Helgoland 
und Hamburg weiß man es zu schätzen. 
Hundert Jahre sind es in diesen Tagen her, 
daß sich die Urgroßväter der jetzigen Fischer 
generation der kleinen Landgemeinde bet 
Hamburg zu einer Genossenschaft zusammen 
schlossen, um gemeinsam den Gefahren ihres 
aufreibenden Berufes zu trotzen und den 
Hinterlassenen, blieb einmal einer draußen, 
gemev'mm beizustehen. Hundert Jahre lang 
ha< fiu; diese freiwillige Berufsgenossenschaft 
erhalten, hat Krisen und Stürme überdauert 
und die Flagge mit den beiden Buchstaben 
„H. F." hochgehalten. Entstanden ist die Ver 
pflichtung zu gegenseitiger Hilfeleistung aus 
dem gemeinsamen Kampf um den Deich, der 
die Heimat vor Ueberflutung schützen soll. Ge 
meinsames Schicksal, dazu ein Schulter an 
Schulter durchgeführter harter Kampf mit See 
und Wind haben ein Menschengeschlecht ge 
formt, das heute noch bei allen seetreibenden 
Nationen Ansehen genießt und zum besten 
Schlag norddeutscher Bevölkerung gehört. 
Der schwedische Zoll beschlagnahmte 58 00Ü 
SUer Spiritus auf dem holländische» Dampfer 
„Mila", der Sonntagabend in der Nähe des 
Feuers Hobnrg auf Gotland gestrandet ist. Die 
Strandung mar so gewaltsam, daß der Damp 
fer leck wurde. Montagmorgen wurde die Be 
satzung gerettet und nach Gotland gebracht. 
Uutex den Geretteten befanden sich zwei be 
kannte schwedische Spritschmuggler, die in 
Stockholm beheimatet sind. Nach dieser Ent 
deckung wurden auch die übrigen 15 Mann der 
Besatzung festgenommen. Der Dampfer „Mi 
la", der unter holländischer Flagge segelt, aber 
in der Ostsee zu Hause ist, war dem schwedischen 
Zoll schon von früher bekannt. Ter Kapitän 
gab au, daß man auf der Reise von Gdingen 
nach Kronstadt unterwegs sei. 
Der Alkohol sollte also aus polnischem Frei 
hafen nach Rußland in Richtung Kronstadt- 
Leningrad geschmuggelt werden. Aus welchem 
Erzeugungsland er stammt, ist nicht bekannt. 
Nach dem Rippenbruch an der Insel Gotland 
wird die „Mila" die längste Zeit geschmuggelt 
haben. 
* £ * 
NmMk 8M Nebel blMiett. 
Dichter Nebel, der sich als erhebliches Schisf- 
fahrtshiudernis geltend gemacht hat, hält im 
mer noch fast an der ganzen atlantischen Küste 
der Vereinigten Staaten an. Im Newyorker 
Hafen sind ganz ungewöhnliche Verhältnisse 
eingetreten. Der Verkehr ist völlig lahmgelegt. 
20 Schiffe liegen auf der Reede und warten 
auf eine Möglichkeit zur Einfahrt. Nur drei 
Dampfern ist es gelungen, unter größten 
Vorsichtsmaßregeln aus dem Hafen auszulau 
fen. Mit dem Nebel zugleich ist eine Erwär 
mung eingetreten. Infolgedessen führen alle 
Flüsse im oberen Teil des Staates Newyork 
Hochwasser. Die Aecker stehen weithin unter 
Wasser, zahlreiche Ortschaften sind überflutet. 
L L L 
Ehestandsdarlehen. 
Neue Bestimmungen. 
Der Reichsminister der Finanzen läßt in 
diesen Tagen a» die Präsidenten der Landes 
finanzämter weitere Anordnungen zur Durch 
führung des Gesetzes über die Förderung der 
Eheschließungen ergehen. Ter Runderlaß ent 
hält im wesentlichen Folgendes: 
1. Voraussetzung für die Gewährung des 
Ehestandsdarlehens wird nicht mehr sein, daß 
die Arbeitnehmertätigkeit der künftigen Ehe 
frau in die Zeit zwischen dem 1. Juni 1031 
und 31. Mai 1933 fällt, sondern Voraussetzung 
ist, daß die künftige Ehefrau eine Arbeit 
nehmertätigkeit, und zwar von neun Monaten 
innerhalb der letzten zwei Jahre vor der Stel 
lung des Antrages, ausgeübt hat. 
2. Ter Betrag der zu gewährenden Ehe 
standsdarlehen soll im Durchschnitt nicht mehr 
wie bisher 500, sondern 600 Mark betragen. 
Ter Höchstbetrag, der nach dem Gesetz über die 
Förderung der Eheschließungen zulässig ist, 
wird nach wie vor 1000 Mark sein. 
3. Nach der Rückgliederung des Saargebietes 
an das Teutsche Reich werden die Vorschriften 
des Gesetzes über Förderung der Eheschließun 
gen in vollem Umfange auch auf das Saar 
gebiet Anwendung finden. Eine Arbeitnehmer- 
Es sind eigentlich immer wieder die gleichen 
Familien gewesen, die hinausfuhren, um mit 
ihren breitgebauten Ewern oder den schnel 
leren Heringsloggern dem Meer seine Schätze 
zu entreißen. Die Familientradition hat sie 
ein wenig dickschädelig und raschen Neuerun 
gen nicht sehr zugänglich gemacht. Man be 
zeichnete es in der Hamburger Schiffahrt schon 
als gewaltigen Fortschritt, als der erste Fin 
kenwärder Fischer, lange nach anderen, den 
Hilfsmotor in seinen Kutter einbaute. Heute 
allerdings führen sie fast alle ein Motorfahr 
zeug, dem die Segel nur noch in seltenen 
Fällen zur Fortbewegung dienen. Aber der 
Schiffstyp, mit dem schon der Urgroßvater 
die Elbe abwärts fuhr, ist der gleiche geblie 
ben. In der Mitte das große mit Seewasser 
gefüllte Bassin, das den Fang lebend in den 
Hafen bringt, rund herum ein schmaler Raum 
für die kleine Besatzung, die ohne die Be 
quemlichkeiten der großen Fischdampfer Tag 
und Nacht in harter Arbeit auf dem Posten 
sein muß. 
Gorch Fock, selbst Finkenwärder Fischers 
sohn, hat seine Landsleute eindringlich geschil 
dert. Rauhe, verwetterte, selbstsichere Gestalten 
erstehen vor uns, die sich in unausgesprochener 
Gottesfurcht vor Wind und Wetter und dem 
Teufel nicht fürchten. 
tätigkeit, die eine Volksgenossin im Saargebiet 
ausgeübt hat, wird dann in der gleichen Weise 
für die Gewährung eines Ehrstandsdarlehens 
angerechnet wie eine Arbeitnehmertätigkeit im 
übrigen Reichsgebiet. Die Volksgenossin im 
Saargebiet muß also die neunmonatige Arbeit 
nehmertätigkeit innerhalb der letzten zwei 
Jahre nicht im Gebiet des übrigen Deutsch 
lands ausgeübt haben, auch eine bisher im 
Saargebiet ausgeübte Arbeitnehmertätigkeit 
wird nach der Rückgliederung des Saargebic- 
tes an Deutschland als Arbeitnehmertätigkeit 
im Sinne des Gesetzes zur Förderung der 
Eheschließungen anerkannt. 
In einer Vorstadt von Iokohama starben 89 
Kinder an einer Ruhrepiöemie. Auch viele Er 
wachsene liegen darnieder. Die Ursache der 
Krankheit sucht man in einer Infektion des 
Trinkwassers. 
Bei der weiteren Behandlung des Falles 
Leipzig im Runöfunkprozeß kam die eigenarti 
ge Tatsache zur Sprache, daß der Angeklagte 
Dr. Jäger von der Mitteldeutschen Rundfunk 
AG. („Mirag") noch mit großen Summen sa 
niert worden ist, nachdem ihm bereits seine 
Stellung als Wirtschaftsdirektor der „Mirag" 
am 31. Dezember 1927 zum 31. März 1928 ge 
kündigt war. Im November 1928 stellt sich her 
aus, daß Jäger große Schulden hatte, darunter 
eine Steuerschuld von 11 000 Mark, die schnell 
bezahlt werden mußte. Nun entschloß sich die 
„Mirag" mit Zustimmung Breöows, Jäger 
ein Darlehen von 16 000 Mark zu geben! nur 
10 000 Mark davon sollten verzinst werden. 
Aber Jäger hat auch diese Zinsen niemals be 
zahlt. 
Der Angeklagte Dr. Otto erklärte hierzu, 
Bredow habe den Standpunkt vertreten, die 
Sanierung sei notwendig, weil Jäger weiter- 
beschäftigt werden müsse, bis er den neuen In 
tendanten angelernt habe. Bredow habe eine 
Jntenöantenkrise vermeiden wollen. Deshalb 
sei notwendig gewesen, den neuen Intendanten 
anzulernen. Das sei besonders wichtig gewe 
sen, da der Leipziger Sender eine eigene Note 
hatte und bei der Programmgestaltung beson 
deren Wert auf die Ausgestaltung des musika 
lischen Teiles legen mußte. Man habe für die 
„Anlernezeit" Jägers Gehalt, das vorher 
1800 Mark monatlich betrug, sogar noch auf 
2000 Mark erhöht. Die Weiterbeschäftigung 
wäre aber nur möglich und eine Jntenöanten 
krise nur dann zu vermeiden gewesen, wenn 
man Jäger von seiner drückenden Schuldenlast 
befreite. Als Sicherheit für die ihm gewährten 
Darlehen habe Jäger die Einnahmen geben 
müssen, die er für das nächste Jahr von der 
Verlagsanstalt zu bekommen hatte, welche die 
Funkzeitschrift „Mirag" druckte. 
Beim Abschluß der Vernehmung des Zeugen 
Witte kam es zu heftigen Zusammenstößen 
zwischen dem Zeugen und den Angeklagten. 
Die Leipziger Angeklagten, Dr. Jäger, Dr. 
Otto und Dr. Kohl, bestritten entschieden die 
Richtigkeit der Beschuldigungen, die Witte am 
Dienstag gegen sie erhoben hatte. Von der 
Verteidigung wurde ein Brief des Oberpost 
direktors Weigelt vorgelegt, auf die sich der 
Zeuge Witte als Gewährsmann für seine Be 
hauptungen berufen hatte, daß Jäger seine 
Hochzeitsreise auf Kosten des Rundfunks ge 
macht und mit einem Dresdener Grundstück 
Schiebungen begangen habe. In dem Brief 
bestreitet Oberpoftdirckior Weigelt entschieden, 
daß er sich je in dieser oder ähnlicher Weise zu 
Witte über Jäger geäußert habe. 
Der Zeuge Witte dagegen hielt alle seine 
Behauptungen aufrecht. Nach seiner Vereidi 
gung wurde die Verhandlung auf Freitag ver 
tagt. 
EkgkSmr feer MiüeHlssjaOe». 
Der Aufruf des Neichsjägermeisters Her 
mann Göring an alle deutschen Jäger , sich 
für das Winterhilfswerk einzusetzen, hat einen 
überraschend guten Erfolg gezeitigt. Aus allen 
Teilen des Reiches wurden große Strecken 
gemeldet, die man dem Winterhilfswerk zur 
Verfügung stellte. Allein in den preußischen 
Staatsforsten sind bei den vom Reic,,sjäger- 
meister angeordneten Winterhilfsjagden in 
der Zeit vom 9 bis 15. Dezember u. a. 1159 
Stück Rotwild, 2257 Stück Rehwild und 14 861 
Hasen erlegt worden. Damit sind aus den 
Staatsforsten an 5000 Zentner frisch erlegten 
Wilöbretts dem Winterhilfswerk für die be 
dürftigen Volksgenossen übergeben. Ueber die 
an das Winterhilfswerk im ganzen Reich ab 
geführten Wilömengen liegen abschließende 
Meldungen noch nicht vor, aber es kann jetzt 
schon gesagt werden, daß hunöerttausende be 
dürftiger Familien mit einem Festbraten be 
dacht wurden 
* * * 
Sie Ille. 
In Stolp in Pommern wurde vorletzte 
Nacht eine Kälte von 21,6 Grad gemessen. Tie 
Ostseehäfen Stolpmünde und Rügenwalder- 
münde begannen zu vereisen. Oder u. Warthe 
führen Treibeis. 
Infolge der Kälte wurde das Schiffshebe 
werk Nrederfinow stillgelegt. Der Schiffsver 
kehr im Hohenzollernkanal wird jetzt durch die 
Schleusentreppe geleitet. 
H * * 
100 000-Mark-Gervinn gezogen. 
DNB. Berlin, 10. Jan. Kurz vor Schluß der 
Ziehung der 4. 'Klasse der 44. Preußisch-Süd 
deutschen Klassenlotterie fiel Donnerstagnach 
mittag der Haupttreffer von 100 000 Mark auf 
die Nummer 292 016. Das Los wird in beiden 
Abteilungen in Achteln gespielt, in der ersten 
Abteilung im Rheinland, in der zweiten in 
Berlin. 
* * ” 
sums Psft. 
Der Oberstaatsanwalt beim Landgericht 
Saarbrücken hat gegen den Prinzen Hubertus 
von Löwenstein ein Verfahren wegen Ver 
gehens gegen § 175 des Strafgesetzbuches ein 
geleitet, ebenso gegen einen gewissen 
von Alvensleben, der mit Löwenstein in Saar 
brücken als deutschgegnerischer Emigrant eng 
zusammengearbeitet hat. „Prinz" Löwenstein 
ist in Wirklichkeit ein Graf von Löwenstein- 
Scharfeneck. 
Es stellt sich heraus, daß das vergangene 
Woche von europäischen Erdbebenwarten ver 
zeichnete Fernbeben die Inseln im Marmara- 
meer, d. i. das Meer zwischen Aegäis und 
Schwarzem Meer, heimgesucht hat. Viele Häu 
ser sind zerstört, und man rechnet mit zahl 
reichen Toten. Die Rettungsarbeiten werden 
durch Kälte und Schneestürme erschwert. Auch 
von den Dardanellen meldet man Schäden. 
In Hamburg wurde ein 29jähriger Mann, 
der sich ein frevelhaftes Vergnügen daraus 
gemacht hatte, Frauen auf der Straße die 
Kleidung zu zerschneiden, zu einem Jahr Ge 
fängnis verurteilt. Zwei unglückliche Ehen 
scheinen den Mann veranlaßt zu haben, auf 
diese Weise „Rache" am andern Geschlecht zu 
nehmen. 
Bei einer Treibjagd im pommerschen Kreise 
Naugard folgte der 14jährige Sohn des Guts 
arbeiters Marquardt der Treiberlinie. Ein 
von einem Feldstein abspritzendes Schrotkorn 
drang ihm durchs rechte Auge ins Gehirn. Auf 
dem Wege zum Krankenhaus starb der Junge. 
Ein Dieb, der nachts der Danziger Essig- 
und Mostrichfabrik einen Besuch abstatten 
wollte, brach in ein hohes Faß Mostrich ein, 
das unter dem Einsteigfenster stand. Ohne 
etwas zu stiebitzen, verließ er eilig, eine Zeit 
lang Spuren hinterlassend, den Schauplatz sei 
ner unerwünschten Anwesenheit. 
In Lübeck wurden Unterschlagungen des 
Schatzmeisters des Vaterländischen Frauen 
vereins vom Roten Kreuz aufgedeckt. Sie be 
laufen sich auf mehr als 30 000 Mark und rei 
chen bis 1925 zurück. 
Nach neuesten Statistiken übertreffen jetzt 
die Engländerinnen ihre amerikanischen 
Schwestern in der Geldausgabe für Schön 
heitspflege jeglicher Art. Im vergangenen 
Jahre wurde täglich dafür VA Million Pfund 
Sterling aufgewandt. Wie wird man sich in 
aller Welt nach den englischen Grazien sehnen! 
Im Zeichen der Kä tewelle. 
Die aus dem Osten gekommene Kältewelle hat nunmehr das gesamte Reichsgebiet 
erfaßt. Ihr erstes Opfer ist der Verkehr, der vielerorts Störungen erlitten hat. 
Unsere Bilder zeigen: 
In der Reichshauptstadt sprengte der Frost das Holzpflaster ein 
zelner Brücken. Das Pflaster wurde bis zu 60 cm Höhe aufgeworfen, 
wodurch die Brücken unbefahrbar wurden. 
Die Strecke der Haffuferbahn zwischen Elbing und Braunsberg 
wurde durch große Eisbarrieren blockiert. Die Eismassen des Fri 
schen Haffs schoben sich über die Gleise u. konnten nur durch Spren 
gung beseitigt werden. 
Der Sprilfchmuggel in der Ostsee. 
Şne Strandung deckt «inen Sprilfchmuggel auf
	        
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