IÌ7. Jahrgang.
127. Jahrgang,
Renüsburser Tageblatt
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Reportage des Aufbaus
schützt werben können. Das beöeutet pro Hek
tar eine Wertsteigernng von etwa 1300 RM.
Würde man den gesamten Hochwasserschaden
kapitalisieren, so würde der jährliche Schaden
etwa 25 Millionen RM. betragen.
In der Sösetalsperre wird die Entnahme
des Wassers durch die beiden am Fuße des
Staudammes, etwa 10 Meter über die Tal
sohle sich erhebenden Einlauftürme erfolgen,
die bei mittlerem Wasserstand 30 Meter unter
dem Sperrungsspiegel liegen und dadurch
Gewähr bieten, daß ein kühles, klares Wasser
in die Entnahmeleitungen gelangt. Durch eine
moderne Reinigungsanlage, in der das Was
ser durch Schnellsilter „geschönt" und durch
Zugabe von genau dosiertem Kalkwasser von
angreifender Kohlensäure befreit wird, erhält
das Sperrenwasser eine ideale Beschaffenheit,
wie die zahlreich vorgenommenen chemischen
und bakteriologischen Untersuchungen ergeben
haben.
Versorgung der Stadt Breme« mit
Trinkwasser.
Arbeiter der Stirn und der Faust schaffen
hier an einem Kulturwerk allererster Ord
nung. Eine Aufgabe, die Hunderttausende von
Tagewerken erforderlich gemacht hat und noch
Millionen Tagewerke im Jahre 1934 erfov«
dein wird.
Mit dem Kraftwagen geht es in rasender
Fahrt nach Northeim. Kurz vor der Stadt so«
an der Rhutne ein Staubecken von acht Mil
lionen Kubikmeter Fassungsraum errichtet
werden. Geologen und Ingenieure besichtigen
den Platz, an dem auch wieder über 500 Volks
genossen für mehr als zwei Jahre schaffen
sollen. . '
Don der Sösetalsperre im Harz nach Bremen.
13,4 Millionen cbm Zahresleiftung. — 3tt diesem bahre: 2 Millionen Tagewerke
Von dem an die Sösetalsperre entsandten k!. O.-Sonderberichterstatter der NSK
NSK. Osterrode, Ende März.
Rings umgeben von grünen Bergen liegt
dort, wo die Söse das Bergmassiv des Ober
harzes verläßt, um ihren Lauf durch die Berge
des Westharzvorlandes zum Leinetal anzutre
ten, die alte schöne Stadt Osterode.
Wie eine große weiße Schlange zieht sich die
schier endlose Linie langer weißer Rohre durch
das Land. Längs den Straßen und Wegen,
über Aecker und Wiesen hinweg, um Dörfer
herum liegen sie. Bis auf einmal keine Rohre
mehr zu sehen sind, sondern Gräben und Män
ner mit Schaufeln, die diese Rohre versenken.
Dann wieder erkennt man nur noch an der
frisch aufgeworfenen braunen Erde, daß hier
die Rohre unterirdisch ihren Weg nehmen.
Am Bahnhof in Osterode formieren sich Ar
beiter. Sie müssen täglich von den umliegen
den Städten mir der Bahn herangeholt wer
den, denn Osterode ist frei von Arbeitslosen.
In Dreierkolonnen marschieren sie zu Ar
beitsstätte, die zurzeil eine halbe Stunde ent
fernt liegt. Vornweg marschiert die Kapelle mit
einem einzigen Instrument, einer Ziehharmo
nika. Mit frischem Gesang geht es in den Früh-
lingsmorgen hinein.
In Osterode ist der Sitz der Harzwasserwerke
und damit eines der Hauptquartiere zur
Durchführung der Arbeitsschlacht. Hier arbei
ten Arbeiter der Stirn an drei gewaltigen Auf
gaben: Versorgung der Provinz Hannover und
benachbarter Gebiete mit Trink- und Nutzwas
ser, Hochwasserschutz und Förderung der Lan
deskultur, Erzeugung elektrischer Kraft.
Aus der ersten dieser Aufgaben hebt sich die
gewaltigste heraus:
Trinkwasserleitung von der Sösetalsperre
bis Bremen.
Bremen hat wie Hildesheim und das ganze
Leinevorland des Harzes kein gutes Trink
wasser. Das Grnndwasser ist überall außer
ordentlich stark versalzen, und das Weserwasser
in Bremen ist in höchstem Maße unbrauchbar
durch die Kaliindustrie.
Der seit einigen Jahren gehegte Plan eini
ger mutiger Köpfe, eine Wasserleitung durch
das Leinevorland bis nach Bremen hin zu
legen und bestes Trinkwasser in die Städte zu
bringen, mußte am Eigensinn und der Starr
köpfigkeit verbürokratisierter Amtsstellen schei
tern. Vis auch hier ein frischer Wind wehte.
Eine neue Regierung mußte auch hier sagen:
„Fanget an!"
Und so wird in diesem Jahre die längste
Trinkwasserleitung Europas fertiggestellt
werden.
Im vergangenen Herbst wurde begonnen.
200 000 Tagewerke sind bisher getan, und 1934
sollen es zwei Millionen werden.
Von Osterrode über Hildesheim, westlich an
Hannover vorbei, führt die Baulinie über
Neustadt am Rübenberge und Nienburg bis
Bremen. An 36 Baustellen dieser 200 Kilo
meter langen Strecke wird seit dem 21. März
gleichzeitig gearbeitet. Verschiedene Stich-
leitungen werden gebaut, um überall das
wertvolle Harzwasser zu entnehmen. Jede
Industrie, die Wert auf weiches Wasser legt,
Bahnhöfe, Brauereien und vor allen Dingen
i>ie Haushalte sollen versorgt werden.
Für die ordnungsgemäße Betriebsflihrung
Uird Ueberwachung der ganzen Anlage wird
längs der Strecke ein Fernsprecher und Fern-
weldekabel gelegt. Eine Zentralstelle wird in
Hildesheim errichtet.
Das technische Problem dieser Feruver-
sorgnngsanlage liegt darin, daß sie bei
einem Gesamtgefälle von 270 Meter die
fällsleitung darstellt, d. Ķ, daß die Leitung
nicht durch Pumpstationen unterteilt ist.
Draußen auf der Landstraße spritzt der auf
geweichte Boden. Es hat in den letzten Tagen
stark geregnet. Bis zu den Knien stehen die
Männer im aufgelösten Lehm, um Rohr auf
Rohr in die Erde zu senken. 30 000 Tonnen
Stahlmuffenrohre, angefertigt von 5000 Ar
beitern des Rheinlands und Westfalens, sollen
noch in diesem Jahre von der Sösetalsperre
nach Bremen führen und sie sollen jährlich
13,4 Millionen Kubikmeter Wasser aus dein
Harz in die Städte leiten.
3500 Männer haben wieder Arbeit auf dieser
langen Strecke. Schon werden riesige Men
gen Beton für die Hochbehälter herantrans
portiert.
Durch immer lteue Arbeiterkolonnen führt
der Weg zum Sösewerk. Die Sösetalsperre
hat einen Fassungsraum von 25 Millionen
Kubikmetern. In mächtigen Serpentinen stei
gen die Straßen zur Höhe der Sperre empor
und ziehen sich längs des Stausees in zahl
reichen Windungen hin.
Die Talsperre hat einen jährlichen Zufluß
Vin etwa 35 Millionen Kubikmeter. Bei dem
größten bisherigen Hochwasser im Jahre 1932
ist innerhalb von drei Tagen ein Zufluß von
über sieben Millionen Kubikmeter erfolgt.
Veranschaulicht man sich diese gewaltige Zahl,
so kann man die große Bedeutung der Tal
sperre verstehen, die das vernichtende Hoch
wasser einbehält, um es als hochwertiges
Trinkwasser abzugeben.
Damit kommen wir zur anderen großen
Aufgabe, die den Harzwasserwerken gestellt ist:
Hochwasserschutz und Förderung
der Landeskultur.
Außer der Sösetalsperre ist die im Bau be
findliche Odertalsperre mit einem Fassungs
vermögen von 30 Millionen Kubikmeter ein
bedeutender Hochwasserschutz.
Der volkswirtschaftliche Wert dieser Tal
sperre ist überragend groß. Vom Hochwasser
wurden jährlich etwa 8000 Hektar Land betrof
fen, von denen in Zukunft 6500 Hektar ge-
- -
H > . Sj
Schleswig-Holstein als Veekehrsbrücke.
Hamburg-Norwegen in 18 Stunden
Die ganze Berkehrspolitik des Nordens
wird immer mehr abgestellt auf die Kontinen
talverbindung über Jütland und Schleswig-
Holstein. Auch die vorstehende Meldung über
die Neuordnung der Verbindung Jütland-
Norwegen wird wesentlich werden für eine
weitere Verstärkung des Kontinentalverkehrs
nach Nordeuropa, besonders wenn im An
schluß an die Hafenbauten und den Belt
brückenbau die große Autostraße bis an die
jetzige deutsche Südgreuze geführt werden
wird. Für die Verbindung von Flensburg
nach Hamburg wird bekanntlich der Bau einer
Hitler über den Neubau des Reiches.
Der Reichsstatthalter wird Sachwalter
des Nationalsozialismus.
DNB. Berlin, 22. März. Am 22. März fand waltung mit logischer Gliederung der Ver»
in der Reichskanzlei eine Sitzung der Reichs- waltungseinheiten unter einer zentralen
statthalter statt, die den ganzen Vormittag in Reichsgewalt.
Anspruch nahm. Reichskanzler Adolf Hitler Der Nationalsozialismus hat die histori-
sprach über die staatspolitischen Aufgaben der schc Aufgabe, das neue Deutsche Reich z«
Neichsstatthalter, wie sie sich aus der Durch- schaffen, nicht aber die Ausgabe, die Läu-
führung des Gesetzes über den Neuaufbau der zu konservieren,
des Reiches vom 30, Januar ds. Js. ergeben. Somit sind die Reichsstatthalter in erster Li-
Nach den Ausführungen des Reichskanz- nie Hoheitsträger der nationalsozialistischen
lers sind die Reichsstatthalter, die der Idee und Sachwalter des Nationalsozialiss
Dienstanfsicht des Reichsinuenministers mus, nicht aber Verwaltungsträger eines be-
uuterstellt worden sind, die Träger des stimmten Staates.
Willens der obersten Führung des Rei- Der Reichskanzler trug den Reichsstatthal-
ches, nicht aber die Sachwalter der einzel- tern auf, dafür zu sorgen, daß ein selbständi»
nen Länder. ges Vorgehen einzelner Partei- und Dieust-
Jhre Aufgabe kommt nicht von den Ländern, stelle« in wirtschafts- und finanzpolitischen
sondern vom Reiche; sie vertreten nicht die Dingen überall unterbunden wird, da für die
Länder gegenüber dem Reiche, sondern das Wirtschafts- und Finanzpolitik einzig und
Reich gegenüber den Ländern. Der Neuaufbau allein der Reichswirtschaftsminister und der
des Reiches erfordert eine einheitliche klare Reichsfiuauzmiuister und für die Geld- und
und dauerhafte Konstruktion der Staatsver- Bankpolitik nnr der Reichsbaukpräsident zu»