Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

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Ïà7. Jahrgang. 
RenLsbumer TàgebloL 
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Eine Umfrage, die Freude gemacht hat. 
Beispiel öer Volksgemeinschaft lebendig vor 
Augen geführt. Außerdem habe ich Wäsche, 
Kleidungsstücke und auch Schuhe gesammelt, 
damit die Kleinen möglichst alle neu einge 
kleidet werden können. Ich glaube, daß sie sich 
dann später immer dieses einen Tages entsin 
nen werden, dessen Bedeutung ihnen auf ihre 
Weise verständlich gemacht wird. Das Winter 
hilfswerk läßt keinen hungern und frieren. 
Aber an diesem Tage soll jeder Bedürftige mit 
einer ganz besonderen Freude überrascht wer 
den." Heinz Halter- Berlin. 
Ei« Arbeiter erzählt: 
„Viele meiner Stempelkollegen haben erst 
garnicht daran glauben wollen, als im vorigen 
Jahr, am 1. Mai, der Reichskanzler erklärte, 
in vier Jahren würde die schlimme Zeit vor 
über sein. „Das haben schon soviele gesagt", 
meinten sie, „und immer noch gehen wir stem 
peln." Aber bann merkten sie ja bald selbst, wie 
der Hase lief. Immer weniger wurden es, die 
noch zur Stempelstelle gingen: wenn man den 
einen vermißte, hieß es: öer arbeitet seit vori 
ger Woche!, erkundigte man sich nach dem an 
dern: fängt morgen an! Der dritte kam zum 
Straßenbau, der vierte war plötzlich Ernte 
helfer geworden. So verschwanden sie einer 
nach dem andern. Und die Ungläubigen wur 
den auch still und dachten nach. 
Eines Tages war ich auch an der Reihe. So 
gar in meinem alten Beruf als Fräser kam ich 
unter. Zuerst wars ja höllisch ungewohnt, und 
man mußte mächtig bei der Arbeit aufpassen. 
Aber jetzt wandere ich morgens mit der Kaffee 
kanne zur Fabrik, als hätte es nie vier Jahre 
Pause gegeben. Neulich kam ein alter Kollege 
zu mir. Auch so lange arbeitslos. Nun war er 
noch nicht wieder untergekommen. Na, hab' ich 
ihm gesagt, werden wir schon machen. Wenn 
man nämlich erst wieder arbeiten kann, dann 
schwillt einem auch gleich wieder der Kamm. 
Also ich habe mit dem Obmann der NSBO. ge 
sprochen. Der hat sich das überlegt, noch mal 
mit dem Betriebsführer geredet, und dann . . . 
Nein, wirklich, wie der das gemacht hat! „Jun- 
gens," hat er zu uns gesagt, „ich brauche zwei 
Mann, die nur vier Tage in der Woche arbei 
ten, damit ein alter Kumpel und Familien 
vater auch vier Tage drankommen kann. Zwei 
von Euch müßten also auf zwei Tage Lohn 
verzichten." Soweit war er gekommen, da 
waren die zwei Jungens schon da. „Den Aus 
fall holen wir aus unserer Laube schon wieder 
heraus!" Na, und mein Freund, der geht nun 
auch wieder zur Fabrik." 
Ei« Lebensmittelhäudler berichtet... 
„Wissen Sie, zuerst war es einem ja wirklich 
etwas ungewohnt, daß man immer noch ab 
geben sollte, auch wenn man selbst nicht viel 
hatte. Was bleibt denn in solch' kleinem Laden 
auch schon übrig! Aber jetzt ist es uns so selbst 
verständlich, daß wir manchmal, meine Frau 
und ich, sagen, sicher wäre es niemals soweit 
gekommen, wenn wir schon immer so gedacht 
hätten. Aber es hat ja niemand vorher es ver 
standen, uns den Sinn solcher kleinen Opfer 
klarzumachen. Und wenn man so sieht, wie 
alles zusammenhilft, die große Not kleiner zu 
Machen, dann gibt man ja auch gern und im 
mer wieder, 
Wir haben uns etwas Besonderes ausge 
dacht, weil wir gern noch etwas mehr tun woll 
ten, als das, was von uns gefordert wird. Der 
Herr von der Winterhilfe, der die Leute in 
ihren Wohnungen besucht, hat uns erzählt, daß 
viele so arm sind, daß sie sich fast niemals ein 
Ei oder so etwas zur Kräftigung leisten kön 
nen. Da legen wir nun von jedem Schock Eier 
Zwei Stück zurück, in eine besondere Kiste, und 
alle paar Tage sagen wir dem Herrn Bescheid. 
Der holt sie sich ab und verteilt sie unter seinen 
Schützlingen. So wissen wir, daß sie auch ganz 
gewiß an die richtige Adresse kommen, und 
bann haben wir unsere stille Freude daran." 
Ei« Prokurist hilft so: 
„Ich bin ein alter Mann und kann nicht 
^ehr so mit öer Jugend an unseren großen 
veiertagen durch die Straßen marschieren. 
Aber am Lautsprecher, da erlebe ich den ganzen 
Fubel und die Begeisterung unseres Volkes 
biit. Sehen Sie, wir sind einsame Menschen, 
^ber an solchen Tagen, da wollen wir möglichst 
biele unsere Freude miterleben lassen. So ha 
ben wir uns denn zum 21. März, an dem der 
Mhrer einen neuen Abschnitt des großen Be- 
^eiungskampfes eröffnen wird, eine ganze 
Meitze von alten Leuten eingeladen. Sie sollen 
mit uns gemeinsam seine Rede hören. Vorher 
und nachher aber werden sie unsere Gäste seim 
Es sind nämlich alle die Menschen, die mir 
von der Winterhilfe im Laufe der letzten Mo 
nate als sonntäglich Tischgäste geschickt wurden. 
Arme, alte Leute aus der Nachbarschaft, die 
keiner recht kennt und die keine Hilfe haben. 
Sie kommen, an jedem Sonntag ein anderer, 
zum Essen zu uns, und oft bleibt einer oder 
der andere den ganzen Tag bei uns, weil es 
ihm wohl tut, sich einmal ordentlich auszu 
sprechen. An diesem großen Feiertage nun wer 
den sie sich alle mit uns um den Lautsprecher 
versammeln." 
Eiue Helferin des Winterhilfswerkes 
erzählt. . . 
„Nie zuvor hätte ich geglaubt, daß es soviel 
Not und Elend geben kann, wie ich es in mei 
nem täglichen Dienst für die Winterhilfe er 
lebe. Manchmal glaubt man wirklich, es gäbe 
kaum noch ein Mittel, hier wirklich zu helfen. 
Aber diese beispiellose Opferbereitschaft, auf 
die mau gerade hier in diesem armen Stadtteil 
auf Schritt und Tritt stößt, gibt einem immer 
wieder neuen Mut. 
Nun habe ich mir gedacht, daß meine Schutz 
befohlenen nicht nur am Kalender merken sol 
len, daß öer 21. März diesmal ein ganz beson 
derer Tag ist. In aller Stille habe ich ihnen 
also eine kleine Freude vorbereitet. Ich habe 
einige bessergestellte Volksgenossen gebeten, an 
diesem Tage einmal die Kinder sehr armer 
Eltern bei sich zu bewirten. Den Eltern wird 
damit die Ausgabe für das Essen erspart, den 
Kindern aber wird schon in öer Jugend das 
DNB. Haag, 20. Mürz. (Eig. Funkmeldung.) 
Die Königinmutter der Niederlande Emma ist 
heute um 7.43 Uhr hiesiger Zeit (8.25 Uhr M. 
E. Z.) im Alter von 75 Jahren gestorben. 
rung äußern sich aber alle Holländer nur mit 
großem Lob. Diese Königin-Mutter muß es 
verstanden haben, zugleich mit Energie und mit 
Klugheit ein für alles Koloniale begeisterte 
Volk regiert zu haben. An dem Schicksal des 
holländischen Königshauses nahm sie übrigens 
bis zuletzt rührigen Anteil. Daß die Ueber 
nahme der Regentschaft durch ihre Tochter 
Wilhelmina, die sich 1901 mit dem Prinzen 
Heinrich von Mecklenburg-Schwerin vermählt 
hatte, sich gänzlich reibungslos vollzog, ist mit 
ihr Werk. Mit großer Liebe hing sie zuletzt noch 
an ihrem Enkelkind, der klugen und geistvollen 
Prinzessin Juliane. Sv hat die Königin-Mutter 
Emma mehrere Menschenalter gesehen und ak 
tiv mitgestaltet. 
Als einsame Vertreterin einer verklungenen 
Zeit war Königin-Mutter Emma zurückgeblie 
ben. Als Prinzessin von Waldeck hatte sie vor 
vielen Jahrzehnten den damaligen König Wil 
helm III. der Niederlande geheiratet. Bitteres 
Leid verschonte sie nicht. Ihre beiden hoff 
nungsvollen Söhne starben in früher Jugend. 
Als dann ihr Gemahl im Jahre 1890 starb, 
mußte sie bis zum Jahre 1898 für ihre Tochter 
Wilhelmina (die jetzige holländische Königin) 
die Vormundschaft führen. Ueber ihre Regie- 
Alle Stimmen, die sich zu dem Dreierabkom 
men in Rom äußern, sind sich darin einig, daß 
das Abkommen in Rom von weitgehendster 
Tragweite für die europäische Entwicklung der 
Nachkriegszeit werden kann. Zwei Gründe 
werden dafür angegeben, nämlich einmal der 
eindeutige politische Charakter der Abmachun 
gen in Rom und zum anderen die durch die 
Rede Mussolinis am Sonntag deutlich aufge 
zeigte Abkehr Roms von einer frankophilen 
Politik mit dem Ziele, Deutschland wieder in 
den Kreis der gleich- und wehrbercchtigten 
Nationen einzugliedern und die revisionistische 
Tendenz des Paktes vo« Nom. Wie stark man 
in der Welt diese Tendenz fühlt, geht aus ei 
nem Kommentar des Blattes von Mussolini, 
„Popolo di Roma", hervor, in dem es wörtlich 
heißt: 
Das neue Oesterreich habe mit der römi 
schen Dreier-Besprechung seinen ersten 
Schritt auf dem Felde der Außenpolitik ge 
macht, und zwar einen großen Schritt. Von 
heute ab werde es keine österreichische oder 
ungarische Außenpolitik mehr geben, son 
dern in allen Fragen, die besonders Ita 
lien, Oesterreich und Ungarn betreffen, und 
auch in allen allgemeinen Problemen Eu 
ropas werde es eine gemeinsame italie- 
nisch-vsterreichisch-uugarische Politik geben. 
Diese Aeußerung läßt an Deutlichkeit nichts 
zu wünschen übrig. Das französische Bündnis 
system in Süöosteuropa wird durch den Pakt 
geschwächt, durch wirtschaftliche Gegebenheiten, 
die Jugvslavien und Rumänien immer stärker 
an die deutsche Politik binden, unterhöhlt. 
Durch das polnisch-deutsche Abkommen ist be 
kanntlich schon der verhängnisvollste Stoß ge 
gen den französischen Ring um Deutschland 
getan. Den .obigen deutlichen Feststellungen 
gegenüber ist es belanglos, wenn Leisetreter 
versuchen, den politischen Charakter der Ab 
machungen in Rom zu verkleinern. Die Tat 
sachen sprechen eine nicht überyörbare Sprache. 
Die Antwort Frankreichs auf die neue Poli 
tik Englands und Italiens in Europa ist die 
französisch-russische Annäherung. Das ist der 
lung zeigt aber schon, daß sich das übrige Eu 
ropa mehr und mehr in eine starke Abwehr 
stellung einer derartigen unterwertigen fran 
zösischen Machtpolitik gegenüber einstellen 
wird. Bei dieser Sachlage wird die Isolierung 
Frankreichs immer deutlicher. Es ist also nicht 
zuviel gesagt, wenn mit den jetzigen Abmachun 
gen in Rom eine Wende in der europäischen 
Politik deutlicher als bisher sichtbar wird. Sie 
wird fruchtbar werden, wenn bei den nun 
mehrigen Nachverhandlungen bei den wirt 
schaftlichen und politische» Frage» im südost 
europäischen Raum Italien und Deutschland 
sich verständigen könnten. 
men, das die beschränkte Aufrüstung 
Deutschlands vorsehe, zu unterzeichnen, öie’ 
Antwort Barthous übermittelt, daß Frank 
reich in keine Politik einwilligen könne, 
die die Aufrüstung Deutschlands legalisie 
ren würde. Desgleichen habe der Botschaf 
ter Mussolini davon unterrichtet, daß Ruß 
land mit Unterstützung Frankreichs seine 
Anwartschaft für Gens stelle." 
Frankreich verbündet sich also mit Rußland, 
um die europäische Auföaupolitik aus unter- 
wertigen Gefühlen der Angst und der Prestige- 
Eitelkeit zu unterhöhlen. Die jetzige Entwick- 
Englrmd soll handeln 
Sine Ahschwächnng aus Frankreich 
Trotzdem die französische Antwort an Eng 
land kaum vor Donnerstag in der Presse zur 
Veröffentlichung gelangen wird, beschäftigen 
sich die englischen Blätter bereits mit der Fra 
ge, welches nun der nächste Schritt Englands 
sein soll. Die Enttäuschung über die starre 
Haltung Frankreichs läßt sich in den englischen 
Blättern unschwer feststellen. Sie wird noch 
hervorgehoben dadurch, daß man die deutsche 
Note nicht anders als vernünftig und versöhn 
lich bezeichnen kann, und man stellt fest, daß 
sie eine deutsch-französische Verständigung för 
dern könne. 
Es taucht die Frage auf, ob man der fran 
zösische« Forderung nach besonderen Bürg 
schaften sich mehr zuwenden muß, um über 
haupt die Abrüstungsfrage noch im Gange zu 
halten. „Morning Post" meint sogar, daß 
England diese Zusagen an Frankreich geben 
muß, während „Daily Telegraph" die Vermu 
tung ausspricht, daß öer englische Abrüstungs 
plan eiue Umänderung im Sinne der italieni 
schen Anregungen erfahren wird. 
Auf Frankreich hat die einmütige Haltung 
öer englischen und italienischen Presse scheinbar 
einen gewissen Eindruck gemacht. Jedenfalls 
spricht heute die Zeitung „Excelsior" davon, 
daß 
eine gewisse, klar bestimmte, endgültige 
Aufrüstung Deutschlands zweifellos auf- 
Nutzland stellt Forderungen. 
gründ freiwillig übernommener Abkom 
me« vorstellbar werde, wenn dieser offen 
sichtlichen Erhöhung öer „Gefahren" für 
die Nachbarstaaten Deutschlands eine 
Verstärkung der allgemeinen und beson 
deren Bürgschaften entsprechen würde, die 
ö. neuen Abkommen gewisse Ausführungs 
möglichkeiten sicherten. Keinen Sprung 
ins Ungewisse. Das sei zusammengefaßt 
der Wille Frankreichs, das durchaus bereit 
sei, mit allem Wohlwollen die Bürgschaf 
ten zu prüfen, die die bisherigen, gegen 
wärtigen und künftigen Aenderungen der 
in Kraft befindlichen Verträge begleiten 
müßten. 
Immer unklarer wird die Gerüchtemacherei 
um den Eintritt der Sowjet-Union in den Völ 
kerbund. Amtliche russische Stellen stellen fest, 
daß Beschlüsse in dieser Frage jetzt noch nicht 
gefaßt worden sind. Nach einer Meldung aus 
England aber hat der Sowjet-Botschafter 
Dowgalewski bei seinen Besprechungen mit 
der französischen Regierung bereits eine Reihe 
von Bedingungen gestellt, von denen der Ein 
tritt abhängig gemacht werden soll. Diese sol 
len angeblich lauten: 
1. Sowjetrutzland wünsche eine Erklä 
rung der übrige« Mächte, daß es durch 
seine« Eintritt in den Völkerbund keiner-
	        
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