«àķààà.. '&ï'MtìI
Ïà7. Jahrgang.
RenLsbumer TàgebloL
BeMgspreîs: Ausgabe A Reichsmark 1.75 monatlich; Ausgabe B einschl. Illustrierte Wochenbeilage
Reichsmark 2.00. zuzugl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg.. auswärts IS Rpfg., Sonnabends 15 Rpfg.
Schriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Haus der Landeszeitung. Fernsprecher Rr. 2551.
Telegramm-Adr.: „Landeszcitung". Postscheck: Hamburg 16278. Banken: Reichsbank: Westholsteinische
Bank; Spar- und Leih-Kasse; Schleswig-Holsteinische Bank; Landkreditbank: sämtlich in Rendsburg
Anzeigenpreise: Im Anzeigenteil Grundpreis für die 46 nim breite Millimekerzeile 14 Rpfg„
Im Teptteil Grundpreis für die 77 mm breite Millimeterzeile 34 Rpfg. Ermäßigte und erhöhte
Grundpreise, sowie Nachlässe lt. Tarif. Geschäftsbedingungen nach Maßgabe der Bestimmungen
des Werberats der deutschen Wirtschaft. Keine Ersatzansprüche bei Nichterscheinen der Zeitung wegen
höherer Gewalt. Für unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die Schciftleitung keine Gewähr.
Eine Umfrage, die Freude gemacht hat.
Beispiel öer Volksgemeinschaft lebendig vor
Augen geführt. Außerdem habe ich Wäsche,
Kleidungsstücke und auch Schuhe gesammelt,
damit die Kleinen möglichst alle neu einge
kleidet werden können. Ich glaube, daß sie sich
dann später immer dieses einen Tages entsin
nen werden, dessen Bedeutung ihnen auf ihre
Weise verständlich gemacht wird. Das Winter
hilfswerk läßt keinen hungern und frieren.
Aber an diesem Tage soll jeder Bedürftige mit
einer ganz besonderen Freude überrascht wer
den." Heinz Halter- Berlin.
Ei« Arbeiter erzählt:
„Viele meiner Stempelkollegen haben erst
garnicht daran glauben wollen, als im vorigen
Jahr, am 1. Mai, der Reichskanzler erklärte,
in vier Jahren würde die schlimme Zeit vor
über sein. „Das haben schon soviele gesagt",
meinten sie, „und immer noch gehen wir stem
peln." Aber bann merkten sie ja bald selbst, wie
der Hase lief. Immer weniger wurden es, die
noch zur Stempelstelle gingen: wenn man den
einen vermißte, hieß es: öer arbeitet seit vori
ger Woche!, erkundigte man sich nach dem an
dern: fängt morgen an! Der dritte kam zum
Straßenbau, der vierte war plötzlich Ernte
helfer geworden. So verschwanden sie einer
nach dem andern. Und die Ungläubigen wur
den auch still und dachten nach.
Eines Tages war ich auch an der Reihe. So
gar in meinem alten Beruf als Fräser kam ich
unter. Zuerst wars ja höllisch ungewohnt, und
man mußte mächtig bei der Arbeit aufpassen.
Aber jetzt wandere ich morgens mit der Kaffee
kanne zur Fabrik, als hätte es nie vier Jahre
Pause gegeben. Neulich kam ein alter Kollege
zu mir. Auch so lange arbeitslos. Nun war er
noch nicht wieder untergekommen. Na, hab' ich
ihm gesagt, werden wir schon machen. Wenn
man nämlich erst wieder arbeiten kann, dann
schwillt einem auch gleich wieder der Kamm.
Also ich habe mit dem Obmann der NSBO. ge
sprochen. Der hat sich das überlegt, noch mal
mit dem Betriebsführer geredet, und dann . . .
Nein, wirklich, wie der das gemacht hat! „Jun-
gens," hat er zu uns gesagt, „ich brauche zwei
Mann, die nur vier Tage in der Woche arbei
ten, damit ein alter Kumpel und Familien
vater auch vier Tage drankommen kann. Zwei
von Euch müßten also auf zwei Tage Lohn
verzichten." Soweit war er gekommen, da
waren die zwei Jungens schon da. „Den Aus
fall holen wir aus unserer Laube schon wieder
heraus!" Na, und mein Freund, der geht nun
auch wieder zur Fabrik."
Ei« Lebensmittelhäudler berichtet...
„Wissen Sie, zuerst war es einem ja wirklich
etwas ungewohnt, daß man immer noch ab
geben sollte, auch wenn man selbst nicht viel
hatte. Was bleibt denn in solch' kleinem Laden
auch schon übrig! Aber jetzt ist es uns so selbst
verständlich, daß wir manchmal, meine Frau
und ich, sagen, sicher wäre es niemals soweit
gekommen, wenn wir schon immer so gedacht
hätten. Aber es hat ja niemand vorher es ver
standen, uns den Sinn solcher kleinen Opfer
klarzumachen. Und wenn man so sieht, wie
alles zusammenhilft, die große Not kleiner zu
Machen, dann gibt man ja auch gern und im
mer wieder,
Wir haben uns etwas Besonderes ausge
dacht, weil wir gern noch etwas mehr tun woll
ten, als das, was von uns gefordert wird. Der
Herr von der Winterhilfe, der die Leute in
ihren Wohnungen besucht, hat uns erzählt, daß
viele so arm sind, daß sie sich fast niemals ein
Ei oder so etwas zur Kräftigung leisten kön
nen. Da legen wir nun von jedem Schock Eier
Zwei Stück zurück, in eine besondere Kiste, und
alle paar Tage sagen wir dem Herrn Bescheid.
Der holt sie sich ab und verteilt sie unter seinen
Schützlingen. So wissen wir, daß sie auch ganz
gewiß an die richtige Adresse kommen, und
bann haben wir unsere stille Freude daran."
Ei« Prokurist hilft so:
„Ich bin ein alter Mann und kann nicht
^ehr so mit öer Jugend an unseren großen
veiertagen durch die Straßen marschieren.
Aber am Lautsprecher, da erlebe ich den ganzen
Fubel und die Begeisterung unseres Volkes
biit. Sehen Sie, wir sind einsame Menschen,
^ber an solchen Tagen, da wollen wir möglichst
biele unsere Freude miterleben lassen. So ha
ben wir uns denn zum 21. März, an dem der
Mhrer einen neuen Abschnitt des großen Be-
^eiungskampfes eröffnen wird, eine ganze
Meitze von alten Leuten eingeladen. Sie sollen
mit uns gemeinsam seine Rede hören. Vorher
und nachher aber werden sie unsere Gäste seim
Es sind nämlich alle die Menschen, die mir
von der Winterhilfe im Laufe der letzten Mo
nate als sonntäglich Tischgäste geschickt wurden.
Arme, alte Leute aus der Nachbarschaft, die
keiner recht kennt und die keine Hilfe haben.
Sie kommen, an jedem Sonntag ein anderer,
zum Essen zu uns, und oft bleibt einer oder
der andere den ganzen Tag bei uns, weil es
ihm wohl tut, sich einmal ordentlich auszu
sprechen. An diesem großen Feiertage nun wer
den sie sich alle mit uns um den Lautsprecher
versammeln."
Eiue Helferin des Winterhilfswerkes
erzählt. . .
„Nie zuvor hätte ich geglaubt, daß es soviel
Not und Elend geben kann, wie ich es in mei
nem täglichen Dienst für die Winterhilfe er
lebe. Manchmal glaubt man wirklich, es gäbe
kaum noch ein Mittel, hier wirklich zu helfen.
Aber diese beispiellose Opferbereitschaft, auf
die mau gerade hier in diesem armen Stadtteil
auf Schritt und Tritt stößt, gibt einem immer
wieder neuen Mut.
Nun habe ich mir gedacht, daß meine Schutz
befohlenen nicht nur am Kalender merken sol
len, daß öer 21. März diesmal ein ganz beson
derer Tag ist. In aller Stille habe ich ihnen
also eine kleine Freude vorbereitet. Ich habe
einige bessergestellte Volksgenossen gebeten, an
diesem Tage einmal die Kinder sehr armer
Eltern bei sich zu bewirten. Den Eltern wird
damit die Ausgabe für das Essen erspart, den
Kindern aber wird schon in öer Jugend das
DNB. Haag, 20. Mürz. (Eig. Funkmeldung.)
Die Königinmutter der Niederlande Emma ist
heute um 7.43 Uhr hiesiger Zeit (8.25 Uhr M.
E. Z.) im Alter von 75 Jahren gestorben.
rung äußern sich aber alle Holländer nur mit
großem Lob. Diese Königin-Mutter muß es
verstanden haben, zugleich mit Energie und mit
Klugheit ein für alles Koloniale begeisterte
Volk regiert zu haben. An dem Schicksal des
holländischen Königshauses nahm sie übrigens
bis zuletzt rührigen Anteil. Daß die Ueber
nahme der Regentschaft durch ihre Tochter
Wilhelmina, die sich 1901 mit dem Prinzen
Heinrich von Mecklenburg-Schwerin vermählt
hatte, sich gänzlich reibungslos vollzog, ist mit
ihr Werk. Mit großer Liebe hing sie zuletzt noch
an ihrem Enkelkind, der klugen und geistvollen
Prinzessin Juliane. Sv hat die Königin-Mutter
Emma mehrere Menschenalter gesehen und ak
tiv mitgestaltet.
Als einsame Vertreterin einer verklungenen
Zeit war Königin-Mutter Emma zurückgeblie
ben. Als Prinzessin von Waldeck hatte sie vor
vielen Jahrzehnten den damaligen König Wil
helm III. der Niederlande geheiratet. Bitteres
Leid verschonte sie nicht. Ihre beiden hoff
nungsvollen Söhne starben in früher Jugend.
Als dann ihr Gemahl im Jahre 1890 starb,
mußte sie bis zum Jahre 1898 für ihre Tochter
Wilhelmina (die jetzige holländische Königin)
die Vormundschaft führen. Ueber ihre Regie-
Alle Stimmen, die sich zu dem Dreierabkom
men in Rom äußern, sind sich darin einig, daß
das Abkommen in Rom von weitgehendster
Tragweite für die europäische Entwicklung der
Nachkriegszeit werden kann. Zwei Gründe
werden dafür angegeben, nämlich einmal der
eindeutige politische Charakter der Abmachun
gen in Rom und zum anderen die durch die
Rede Mussolinis am Sonntag deutlich aufge
zeigte Abkehr Roms von einer frankophilen
Politik mit dem Ziele, Deutschland wieder in
den Kreis der gleich- und wehrbercchtigten
Nationen einzugliedern und die revisionistische
Tendenz des Paktes vo« Nom. Wie stark man
in der Welt diese Tendenz fühlt, geht aus ei
nem Kommentar des Blattes von Mussolini,
„Popolo di Roma", hervor, in dem es wörtlich
heißt:
Das neue Oesterreich habe mit der römi
schen Dreier-Besprechung seinen ersten
Schritt auf dem Felde der Außenpolitik ge
macht, und zwar einen großen Schritt. Von
heute ab werde es keine österreichische oder
ungarische Außenpolitik mehr geben, son
dern in allen Fragen, die besonders Ita
lien, Oesterreich und Ungarn betreffen, und
auch in allen allgemeinen Problemen Eu
ropas werde es eine gemeinsame italie-
nisch-vsterreichisch-uugarische Politik geben.
Diese Aeußerung läßt an Deutlichkeit nichts
zu wünschen übrig. Das französische Bündnis
system in Süöosteuropa wird durch den Pakt
geschwächt, durch wirtschaftliche Gegebenheiten,
die Jugvslavien und Rumänien immer stärker
an die deutsche Politik binden, unterhöhlt.
Durch das polnisch-deutsche Abkommen ist be
kanntlich schon der verhängnisvollste Stoß ge
gen den französischen Ring um Deutschland
getan. Den .obigen deutlichen Feststellungen
gegenüber ist es belanglos, wenn Leisetreter
versuchen, den politischen Charakter der Ab
machungen in Rom zu verkleinern. Die Tat
sachen sprechen eine nicht überyörbare Sprache.
Die Antwort Frankreichs auf die neue Poli
tik Englands und Italiens in Europa ist die
französisch-russische Annäherung. Das ist der
lung zeigt aber schon, daß sich das übrige Eu
ropa mehr und mehr in eine starke Abwehr
stellung einer derartigen unterwertigen fran
zösischen Machtpolitik gegenüber einstellen
wird. Bei dieser Sachlage wird die Isolierung
Frankreichs immer deutlicher. Es ist also nicht
zuviel gesagt, wenn mit den jetzigen Abmachun
gen in Rom eine Wende in der europäischen
Politik deutlicher als bisher sichtbar wird. Sie
wird fruchtbar werden, wenn bei den nun
mehrigen Nachverhandlungen bei den wirt
schaftlichen und politische» Frage» im südost
europäischen Raum Italien und Deutschland
sich verständigen könnten.
men, das die beschränkte Aufrüstung
Deutschlands vorsehe, zu unterzeichnen, öie’
Antwort Barthous übermittelt, daß Frank
reich in keine Politik einwilligen könne,
die die Aufrüstung Deutschlands legalisie
ren würde. Desgleichen habe der Botschaf
ter Mussolini davon unterrichtet, daß Ruß
land mit Unterstützung Frankreichs seine
Anwartschaft für Gens stelle."
Frankreich verbündet sich also mit Rußland,
um die europäische Auföaupolitik aus unter-
wertigen Gefühlen der Angst und der Prestige-
Eitelkeit zu unterhöhlen. Die jetzige Entwick-
Englrmd soll handeln
Sine Ahschwächnng aus Frankreich
Trotzdem die französische Antwort an Eng
land kaum vor Donnerstag in der Presse zur
Veröffentlichung gelangen wird, beschäftigen
sich die englischen Blätter bereits mit der Fra
ge, welches nun der nächste Schritt Englands
sein soll. Die Enttäuschung über die starre
Haltung Frankreichs läßt sich in den englischen
Blättern unschwer feststellen. Sie wird noch
hervorgehoben dadurch, daß man die deutsche
Note nicht anders als vernünftig und versöhn
lich bezeichnen kann, und man stellt fest, daß
sie eine deutsch-französische Verständigung för
dern könne.
Es taucht die Frage auf, ob man der fran
zösische« Forderung nach besonderen Bürg
schaften sich mehr zuwenden muß, um über
haupt die Abrüstungsfrage noch im Gange zu
halten. „Morning Post" meint sogar, daß
England diese Zusagen an Frankreich geben
muß, während „Daily Telegraph" die Vermu
tung ausspricht, daß öer englische Abrüstungs
plan eiue Umänderung im Sinne der italieni
schen Anregungen erfahren wird.
Auf Frankreich hat die einmütige Haltung
öer englischen und italienischen Presse scheinbar
einen gewissen Eindruck gemacht. Jedenfalls
spricht heute die Zeitung „Excelsior" davon,
daß
eine gewisse, klar bestimmte, endgültige
Aufrüstung Deutschlands zweifellos auf-
Nutzland stellt Forderungen.
gründ freiwillig übernommener Abkom
me« vorstellbar werde, wenn dieser offen
sichtlichen Erhöhung öer „Gefahren" für
die Nachbarstaaten Deutschlands eine
Verstärkung der allgemeinen und beson
deren Bürgschaften entsprechen würde, die
ö. neuen Abkommen gewisse Ausführungs
möglichkeiten sicherten. Keinen Sprung
ins Ungewisse. Das sei zusammengefaßt
der Wille Frankreichs, das durchaus bereit
sei, mit allem Wohlwollen die Bürgschaf
ten zu prüfen, die die bisherigen, gegen
wärtigen und künftigen Aenderungen der
in Kraft befindlichen Verträge begleiten
müßten.
Immer unklarer wird die Gerüchtemacherei
um den Eintritt der Sowjet-Union in den Völ
kerbund. Amtliche russische Stellen stellen fest,
daß Beschlüsse in dieser Frage jetzt noch nicht
gefaßt worden sind. Nach einer Meldung aus
England aber hat der Sowjet-Botschafter
Dowgalewski bei seinen Besprechungen mit
der französischen Regierung bereits eine Reihe
von Bedingungen gestellt, von denen der Ein
tritt abhängig gemacht werden soll. Diese sol
len angeblich lauten:
1. Sowjetrutzland wünsche eine Erklä
rung der übrige« Mächte, daß es durch
seine« Eintritt in den Völkerbund keiner-