Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

„Achtung! — HI. B.! — Geheim!" 
vpronsge, wie ste wirklich war! — Der „Krieg im Dunkeln!" — Nach amtlichen und authentischen Dokumenten. 
(Fortsetzung.) 
Zweimal Nagy Jmre. 
Aus der ungarischen Heimat kam eines Ta 
ges ein Transport von 120 Landsturmhusaren 
kln die Front. Als man sie an der Front ab 
wählte, waren es 121. Man forschte genauer 
nach. Zwei waren darunter, die beide Nagy 
ckmre hießen. 
»Wird si chwohl öer Rechnungsführer in der 
Ersatzstation geirrt haben. Weil zweimal der 
gleiche Name vorkam, hat er nur einen einge 
tragen, Herr Kamerad!" 
Aber man blieb vorsichtshalber mißtrauisch 
Und beobachtete beide. Einer war gerade kein 
großes Geisteslicht. Das ließ ihn als den echten 
Zmre erscheinen. Der andere war intelligent 
und deswegen verdächtig. Man horchte ihn 
aus. Er gab an, 1894 Rekrut in dem 13. Husa 
renregiment unter dem Rittmeister Kiralfy 
gewesen zu sein. Da wurde Oberleutnant S. 
stutzig, denn er hatte als Einjähriger in diesem 
Regiment gedient und merkte, daß dieser Jmre 
log. Man ließ ihn nicht mehr aus den Augen. 
Eine Woche später wurde mit Unterstützung 
deutscher Truppen ein Angriff gegen die Rus 
sen vorbereitet. Nagy Jmre, öer Verdächtige, 
erbot sich freiwillig, in der Nacht die Verhält 
nisse bei den Russen auszukundschaften. Ober 
leutnant S. schmunzelte. Das Opfer saß in sei 
ner Falle. Er nahm den Spion beiseite. Ob 
wohl Nagy Jmre angegeben hatte, nur unga 
risch zu verstehen, redete ihn Oberleutnant'S. 
plötzlich deutsch an: 
„Ich spreche leider nicht russisch", sagte er, 
»aber wir können uns wohl deutsch unterhal 
ten. Sie verstehen angeblich kein Wort russisch 
und wollen drüben die Verhältnisse erkunden? 
Sie wollten sich einen sicheren Abgang verschaf 
fen, mein Herr!" 
Und Nagy Jmre, alias der russische Spion 
Aporor, antwortete lächelnd in korrektem 
Hochdeutsch: 
»Herr Kamerad, ich gratuliere Ihnen, Sie 
sind öer erste Oesterreicher, der sich mir an 
Schlauheit überlegen gezeigt hat." 
Aporor kam ins Gefängnis und wartete auf 
seine Verurteilung. Dachten die Oesterreicher. 
Aber er wartete nicht: infolge der Dummheit 
eines slowakischen Wachtpostens gelang es ihm, 
Bon Mario Mohr. 
zu entkommen, und zwei Monate später er 
hielt Oberleutnant S. eine Postkarte: 
»Aus weiter Ferne sendet seinem ehemali 
gen Frontkameraden Herrn Oberleutnant A. 
S. ehrlichen Weihnachtsgruß öer Honvedhusar 
Nagy Jmre." 
Der Verräter des deutschen Geheimcode. 
Heute weiß man auch, auf welchem Wege und 
durch wen der deutsche Geheimcoöe in die 
Hände der Entente kam. Man hielt cs lange 
für ein Meisterstück der Spionage. Es war in 
dessen Verrat — wohl der schnödeste und ge 
meinste Verrat des Weltkrieges, der Deutsch 
lands Geschick beeinflußt hat wie kein anderer. 
Der ihn beging, der am Eintritt Amerikas in 
den Krieg auf seiten unserer Gegner schuld 
ist, war Alexander Szek, ein junger belgischer 
Ingenieur östereichischer Herkunft. Er genoß 
das Vertrauen der deutschen Kommandantur in 
Brüssel und hatte einen Apparat erfunden, mit 
dem die Funksprüche der Alliierten abgehört 
und abgefangen wurden. Szek fertigte für die 
Engländer eine Abschrift des ihm zugänglichen 
geheimen deutschen Diplomatencode an, wo 
durch die Engländer die deutschen Geheimdepe 
schen dechiffrieren konnten. Sv fielen ihnen 
auch die Geheimdepeschen zwischen dem Berli 
ner Auswärtigen Amt und dem deutschen Bot 
schafter in Washington und dem Gesandten in 
Mexiko in die Hände, die auf ein deutsch-mexi 
kanisches Bündnis hinzielten. Blit diesem Ma 
terial in öer Hand erreichten die Engländer 
den Abbruch der diplomatischen Beziehungen 
zwischen Amerika und Deutschland und später 
den Eintritt Amerikas in den Krieg. 
Szek flüchtete nach Holland und ist seitdem 
verschollen. Alle Nachforschungen seiner Fa 
milie haben sich als vergebens erwiesen. 
Aber auch über einige deutsche Meister- 
spione, die im Weltkrieg Heldentaten im 
Kampf im Dunkeln vollbrachten, wissen' wir 
heute einiges Authentische. 
Lawrences' deutscher Gegenspieler. 
Der geschickteste Spion in deutschen Dien 
sten außerhalb Europas war ohne Zweifel 
Preußer. Er war drei Jahre jünger als Law 
rence, jener sagenhafte Mann, der für Eng 
land Arabien revolutionierte und den gesam 
ten Krieg der Nomadenvölker gegen die Tür 
kei für England entfachte. Preußer war in vie 
len Beziehungen das vollkommene Gegenstück. 
Beide waren junge Akademiker, Archäologen, 
die sich vor dem Kriege studienhalber in Klein 
asien, Aegypten und Arabien aufhielten. Sie 
haben sich öfter getroffen, und cs wird sogar 
oehauptet, sie seien gute Freunde gewesen. Bei 
Kriegsausbruch trennten sich ihre Wege. Der 
Hermetische Absperrung 
der österreichischen 
Grenze. 
Im österreichischen Alpen 
land sind in der letzten Zeit 
alle ausDcutschland führen 
den Straßen durch Schlag- 
bäume oder starke Schiffs- 
kctten abgesperrt worden. 
Auch der Grenzschutz wurde 
durch Heimwehr, Gendar 
merie und Alpenjäger be 
deutend verstärkt. 
Engländer trat zum arabischen Büro in Kairo, 
Preußer zum Stab des deutschen Generals 
Kreß von Kressenstein in Damaskus. Preußer 
hatte sich zur Aufgabe gestellt, Spionage zu 
treiben und Propagandatätigkeit unter den 
Beduinen zu entfachen. Er verkleidete sich als 
Wüstennomade, färbte sich die Haut und die 
Haare und brachte es dank seiner Sprachkennt- 
nisse fertig, unter den Wüstenbewohnern als 
einer der ihrigen zu gelten. In seiner Verklei 
dung durchwanderte er die englischen Linien 
und konnte seinem Vorgesetzten wichtige Er 
mittlungen überbringen. Niemals wurde er 
entdeckt, auch dann nicht, als er bis Kairo, dem 
Sitz der englischen Spionagezentrale, vor 
drang. Dort verwandelte er sich wieder in 
einen Europäer und wohnte unentdeckt im 
Shepearde-Hotel. Der englische Geheimdienst 
wußte von ihm und fahndete nach ihm, konnte 
ihn aber niemals erwischen. So arbeitete 
Preußer den ganzen Krieg über im Orient, zu 
letzt unter Generalleutnant Liman von San 
ders. ° 
Major Frauke. 
Man weiß nicht genau, ob er wirklich Major 
war, aber man weiß auch nicht, ob er wirklich 
Franke hieß. Jedenfalls war er unter diesem 
Namen allen englischen Truppen auf den 
orientalischen Kriegsschauplätzen bekannt. Er 
soll ein schöner Mann in den besten Jahren 
mit tiefbrauner Hautfarbe gewesen sein, hatte 
ausgezeichnete schauspielerische Fähigkeiten 
und Nerven von Stahl. Die schwierigste Auf 
gabe, die sich ein Spion leisten kann: als 
Feind verkleidet unter den Feinden zu erschei 
nen, die war ihm geradezu Passion. Unzählige 
Male erschien er als englischer Offizier, Gcne- 
ralstabsoffizier, schottischer Major, Haupt 
mann der Anzacs (australisch-neuseeländische 
Streikräfte), Artilleriemajor mitten in der 
englischen Front und in der englischen Etappe 
und inspizierte mit der unerhörtesten Frech 
heit. Er hatte fast sein ganzes Leben in den 
englischen Kolonien verbracht und besaß eine 
Sammlung so ungefähr aller englischen Offi- 
ziersuniformen. Alle englischen Truppen wa 
ren vor ihm gewarnt, aber man erwischte ihn 
nie. Einmal wurde er von zwei Posten ge 
stellt, als er als australischer Offizier auftrat. 
Sie forderten seine Ausweise. Aber seelcn- 
ruhig und ohne mit der Wimper zu zucken, 
drehte Major Franke den Spieß um, brüllte 
die Posten in einem Englisch an, das nicht von 
schlechten Eltern war, und verhaftete sie. 
(Fortsetzung folgt.) 
lich willkommen in unserm Kreise. Seid Ihr 
doch die vierte Generation, die ich von der 
Familie Sierk kenne.): Ilse Henningscn- 
Fockbek (So, das „Dichten" will nicht recht 
wehr! Steck das auch nur an den Hut und 
schreibe hübsche Aufsätze. „Das verschlossene 
Stadttor" bringe ich gern, aber es muß noch 
etwas lagern. Für die nächsten Nummern 
sind nämlich Briefe und Schilderungen vom 
Kuhstall und vom Hühnehof, die von Kinder 
tand-Leserinnen stammen, vorgesehen.): 
Ņnni Sievers - Hamdorf-Kamp (Selbstver 
ständlich darfst Du auch nach der Konfirma 
tion gern mitmachen.): Anne-Katrin Stie- 
Per-Brinjahe (Guten Tag, mein Deern, und 
herzlich willkommen. Aber Nächstesmal mußt 
mir erzählen, was Du für 'ne kleine 
Krabbe bist.): Anneliese Schlüter-Hohenwe- 
steöt (Eine so kleine nette Deern, die gern 
Modeln möchte, aber sich auch doch wieder 
steut, wenn der Schnee schmilzt, damit die 
Blumen bald kommen können, paßt groß 
artig in unsern Kreis!): Anneliese Hoff- 
Uiann-Dörpstedt (Feiert nur recht schön 
fchrer Großeltern Goldene Hochzeit! Fünf 
zig Jahre zusammen und gesund dazu, das 
Ģ eine Gnade vom Herrgott!): Else Kühl- 
şidelsdorf (Hast Dich gewiß gewundert 
^ber die Post von mir. Hütte das längst in 
Ordnung gebracht, aber wußte Deine Adres 
se nicht. Eine mir bekannte Dame kaufte 
Neulich eine ganze Anzahl Spitzenrosetten, 
änr sich daraus eine kleine Decke zum An- 
î^nken zu machen.): Hinrich Sievers-Tackes- 
^orf (Fein, daß der Kalender gerade zu Dei- 
ìem Geburtstag gekommen ist. — So hängt 
£. mit Tackesdorf zusammen! Dann ist's ja 
sistrklich kein Wunder, daß ich den Namen 
î sht kannte.): Lene Ott-Warder (Neulich 
'A ich einen Wagen durch Kiel fahren, daran 
lland Ott, Warder. Das ist gewiß Euer ge 
llen.): Johannes Detlefsen-Fresendelf 
'-mr darfst Dich zur Kinderlandgemeinde 
Echoen, so lange Du magst. — Kaffee be- 
vMmst Du zu und ein Stück Honigbrot auch, 
0 0er für Reisegeld mußt Du wohl selber sor- 
à'): Heinz Detlef Jcnsen-Süderstapel 
s ..^ttn „Kinderland" sich nicht wieder ver- 
hätte, wäre Dein Name sicher nicht 
$ l ; w die Liste gekommen. Eine Woche nach 
. ^scheinen der Rätsel müssen die Lösungen 
ft.n(f e * tten Händen sein.): Christine Harbeck- 
hröen-Barl (Wenn Du mit Masern krank 
ist Deine Verspätung natürlich 
iekc ^ļdigt, Christine. Hoffentlich bist Du 
Cm Wieder ganz mobil.): Christine und 
"äs RatHje-Bünsdorj ID as macht nur. 
Mit der Zeit kriegt man richtig Fixigkeit 
drin.): Herta und Johannes Jöns (Da seid 
Ihr wirklich entschuldigt, und ich danke Euch 
für Euern Eifer obendrein.): Jörn Frahm- 
Sophienhamm (Dein Brief ist am 9. März 
eingegangen. Aber Du hast so treuherzig er 
zählt und einen so hübschen rosafarbenen 
Briefbogen genommen, daß ich wirklich nicht 
tadeln mag.». 
Ich freue mich über die rege Beteiligung 
diesmal: es ist auch wohl etwas die Nach 
wirkung von den Preisrätseln. Die Kalen 
der haben, nach Euren Dankschreiben zu 
rechnen, besonders gut gefallen. Und das 
gilt allgemein. Denn sonst hätten wir den 
Kalender nicht so gut verkauft. Für den Ka 
lender 1935 liegt auch schon beinahe der 
ganze Stoff vor, und es sind wieder feine 
Sachen dazwischen. 
Herzliche Grüße! Heil Hitler! 
Euer Oukel Jakob. 
Qekcänkte îlnschuCd. 
Ein Rad gebrochen! — Da liegt das Heu.. 
Da liegt der Wagen . . . und nebenbei 
ein blasses, schmächtiges Dirnchen steht, 
das heulend die Zipfel der Schürze dreht. 
»Was willst du denn?" Ich streichle ihm 
sanft das Gesicht. 
Da zeigts auf den riesigen Wagen und 
spricht, 
das zitternde Stimmchen von Schluchzen 
zerrissen: 
„Sie sagen, ich hätte ihn umgeschmissen." 
Anna Ritter. 
!Bcieß.ascen. 
Die Rätsellösungen haben fast sämtlichen 
Raum iu Anspruch genommen. Wir wollen 
uns dadurch nicht abschrecken lassen, Ihr 
nicht beim Einsenden und ich nicht bezügl. 
der Antworten. Denn nirgends zeigt sich so 
die nahe und herzliche Verbindung zwischen 
Euch und mir wie in der Rätselecke. Damit 
auch mal mehr etwas Anderes mitkommt, 
müssen wir's denn eben so einrichten, daß 
ab und zu die Rätsel ausfallen — wie heute. 
Zu Ostern kommt »Kinderland" noch einmal 
und bringt dann die Rätsel, die für heute 
bestimmt waren. 
10. Jahrgang 
Rendsburg. 14 März 
10. Jahrgang 
Heil Hitlerl 
Euer Onkel Jakob. 
Ein EBcief- aus Afrika. 
Windhoek, den 29. 10. 1933. 
P. O. B. 271. 
Lieber Onkel Jakob! 
Solange ich lesen kann, lese ich schon Deine 
Kinderland-Zeitung. Vorher hat meine 
Mutter sie mir immer vorlesen müssen. Ich 
bin 10 Jahre alt, war auch schon mal tir 
Deutschland, als ich 3 Jahre alt war, weiß 
aber nur noch wenig davon. Damals waren 
wir in Stafsteöt, wo meiner Mutter Eltern 
wohnen. Ich wollte schon immer mal schrei 
ben, aber jetzt soll es öfters geschehen. Ich 
gehe hier in Windhoek zur Schule, muß 
schon fleißig Englisch lernen, will später 
mal nach Deutschland, wenn ich mit der 
Schule fertig bin. Letztes Jahr war meine 
Mutter allein dort, ich wäre gern mitgefah 
ren, kann aber jetzt die Schule nicht versäu 
men. Meine Mutter muß mir oft etwas 
plattdeutsch erzählen, was ich sehr gerne 
höre. 
Ich ivill nun noch die herzlichsten Grüße 
von Windhoek und auch von meinen Eltern 
senden. 
Deutschen Gruß! 
Werner Nöckel. 
Hat öer kleine Werner mit seinen 10 Jah 
ren das nicht wirklich hübsch gemacht? Ich 
Habe ihm dafür einen »Heimatkalender" als 
Gruß geschickt. Und der eine oder andere 
unter Euch wird wohl so lieb sein und Wer 
ner eine Postkarte mit ein paar freundlichen 
Worten senden. Ihr glaubt nicht, wie sehr 
unsere Ausländsdeutschen sich über jedes 
Lebenszeichen aus der alten Heimat freuen! 
I. K. 
Ein Stiic&Ctin mn EuCenspieqet. 
Die Kürschner in Leipzig wollten zur 
Fastnachtabend zusammen einer Fest 
schmaus halten und hätten dazu gev 
einen schönen Hasenbraten gehabt. Tavo 
hörte auch Eulenspicgel. Nun hatte ihr 
aber einst ein Kürschnermeister für sein 
Arbeit keinen Lohn gegeben: darum dacht 
er bei sich: „Diese Kürschner sollen mir di 
Schuld bezahlen", fing sich eine große, fett 
Katze und ließ sich von einem Koch ei: 
Hasenfell schenken. In das Fell nähte e 
die Katze und steckte sie in einen Sacl 
Tann zog er Bauernkleider an und stellt 
sich am Rathaus auf. — Bald kam eine 
der Kürschner vorüber. Da fragte Eulen 
spiegel ihn: »Wollt Ihr nicht einen schö 
nen, lebendigen Hasen kaufen?", öffnet 
auch einen Augenblick den Sack und lies 
den Mann hineinschauen. 
Der Kürschner kaufte den Hasen füi 
zwei Taler und trug ihn zum Hause del 
Obermeisters, wo schoir die ganze Zunf
	        
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