Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

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Heels Sddeswify 
Brigadeführer Henze übernimmt den 
SS.-Abschnilt XV. 
Altona, 23. Febr. Für den nach Berlin ver 
setzten Brigaöcführer Moder ist SS.-Brigaöe- 
führer Henze zum Führer des SS.-Abschnit- 
tes XV. ernannt worden. Brigaöeführer Hen 
ze führte bisher den Abschnitt III Groß-Ber 
lin. Der neue Abschnittsführer wird am Ton 
nerstag in Altona eintreffen. SS.-Brigade- 
führer Henze wurde am 23. September 1899 in 
Köthen (Anhalt) geboren,- Kriegsfreiwilliger 
im Res.-Jnf.-Regt. 21, Jnf.-Regt. 897. Mit 
glied des Preußischen Landtages 1932 bi. 198ķ. 
Mitglied des Reichstages seit März 1938. 
Hceüs Jtettds&ueg, 
Rezeptfülschungen in der Hanerauer 
Apotheke. 
s. Hanerau, 23. Febr. In der hiesigen 
Apotheke sind Rezeptfälschungen in größerem 
Alaß stabe zum Schaden der Krankenkasse vor 
genommen worden. Ein Teil der Fälschungen 
wurde aufgedeckt und die Angelegenheit der 
Staatsanwaltschaft übergeben. 
Keine Erwerbslosen mehr in 
Bordesholm. 
es. Bordesholm, 21. Febr. In Boröesholm 
ist die erfreuliche Tatsache festzustellen, baß es 
zurzeit keine Erwerbslosen.mehr gibt. Es sind 
lediglich noch vier Mann vorhanden, die aber 
für anstrengendere Arbeiten nicht zu verwen 
den sind. 
* * * 
s. Hademarschen, 23. Febr. Einen Lunten 
Abend veranstaltete die NS.-Frauenschaft am 
Mittwoch. In der Begrüßungsansprache schil 
derte die Ortsgruppenleiterin die bisher ge 
leistete Arbeit der Ortsgruppe. Ein Vorspruch, 
vorgetragen von Frl. Weißmann, leitete die 
weiteren Darbietungen des Abends ein. Von 
Mitgliedern des BdM. wurden Wanderlieder 
gesungen, und Turnerinnen zeigten Frei 
übungen und Keulenübungen. Ein Singspiel 
„Gänseliesel und Hirtenhans" wurde von 
Frau Nora Feldhusen und Frl. Mayrt auf 
geführt. Nach dem Gedicht: „Die Frauen an 
Hitler", das von Frau Dreeßen gesprochen 
wurde, kam dann die Ausführung des Ein 
akters „Der erste Kochversuch". Alle Darbie 
tungen wurden mit großem Beifall aufgenom 
men. In der Pause spielte die Musik flotte 
Marsche. In einer Verlosung konnten schöne, 
von den Frauen gefertigte, Handarbeiten und 
andere schöne Sachen gewonnen werden 
Friedrichsholm, 23. Febr. Gründung eines 
Löschzuges. In der Gastwirtschaft von Mewes 
wurde der Löschzug II der Freiwilligen Feuer 
wehr des Amtsbezirks Hohn im Beisein des 
Amtsvorsteher, des Kreiswehrführers Hansen- 
Hohn und des SA.-Führers durch Landes- 
branöinspektor Henke-Kiel gegründet. 26 Mann 
traten dem Löschzug bei. Der Amtsvorsteher 
ernannte Hinrich Böhrnsen zum Löschzugfüh 
rer. Der ncuernannte Löschzugführer berieş 
folgende Kameraden in den Beirat: Detlef 
Koll zum Stellvertreter und Steigerzugführer, 
Jürgen Bosseller zum Schriftwart und Detlef 
Lüthje zum Spritzenzugführer. Für die Aus 
rüstung stellt die Landesbrandkasse 100,— Jl.Jl 
zur Verfügung. 
Christiausholm, 23. Febr. Gründung eines 
Löschzuges. Im Beisein des Amtsvorftehers, 
des Kreiswehrführers Hansen-Hohn, des Ge 
meindevorstehers und des SA.-Führers wurde 
durch den Landesbrandinspektor Henke-Kiel in 
der Gastwirtschaft von H. Mentzer, Christians 
holm, der Löschzug III der Freiwilligen Feuer 
wehr des Amtsbezirks Hohn gegründet. 27 
Kameraden wurden aufgenommen. Zum Lösch 
zugführer wird Claus Dau durch den Amts 
vorsteher ernannt. Dieser ernannte die Kame 
raden Heinrich Puls zu seinem Stellvertreter. 
L-chrift- und Kassenwart, und Jürgen Hofeldt 
zum Steigerführer. Für die Ausrüstung stellt 
die Landesbrandkasse 350,— JUl zur Ver 
fügung. 
Schleswig, 23. Februar. Im Disziplinarver 
fahren gegen den früheren Direktor der hiesi 
gen Laudestanbstnmmenanstalt Taube wurde 
durch die Disziplinarkammer bei der hiesigen 
Regierung das Urteil gefällt. Den Vorsitz 
führte Berwaltungsgerichtsdirektor Dr. Dürr, 
während Lanögerichtsdirektor Dr. Krah-Flens- 
burg als Berichterstatter tätig war. Das Urteil 
lautete auf 150 &Jl Geldstrafe und Tragung 
der Kosten des Verfahrens. Die nähere Be 
gründung des Urteils steht noch aus. 
eg. Schleswig, 23. Febr. Eine umstrittene 
Kündigung. An dem zweiten Sitzungstag, den 
das Flensburger Arbeitsgericht wegen der 
Kündigung des Direktors Struck von der 
Schleswiger Kreisbahn im Landratsamt ab 
hielt, an dem ca. 20 Zeugen von den Parteien 
geladen und vernommen wurden, wurde noch 
kein Urteil verkündet. Es sind vielmehr neue 
Zeugen geladen und die Verhandlung wird am 
Donnerstag nächster Woche im Landratsamt 
fortgeführt. 
ad. Dörpstcdt, 22. Febr. Die Lichtgeuossen- 
schaft Dörpftedt hielt gestern abend bei Ww. 
Börm, Büngerdamm, ihre ordentliche Gene 
ralversammlung ab. Der Vorsitzende des Auf 
sichtsrates, Bauunternehmer Jens Petersen, 
leitete die Versammlung. Aus dem Geschäfts 
bericht, welcher vom Geschäftsführer Hans 
Sierts jun. verlesen wurde, ging hervor, daß 
die Genossenschaft 20 436 KW. Strom von der 
Schleswig-Holsteinischen Stromversorgung be 
zogen und 7991 Kw. Lichtstrom und 10 612 KW. 
Kraftstrom an die Genossen abgegeben hat, so 
mit ein Leerlauf von reichlich 10 Prozent zu 
verbuchen ist. Die Gewinn- und Verlustrech 
nung wies einen kleinen Unterschuß auf. Es 
wurde beschlossen, eine Zählergebühr von 50 
Pf. monatlich für Sommer und Winter zu er 
heben. Das ausscheidende Aufsichtsratsmit 
glied L. Petersen wurde wiedergewählt. 
pflichtigen 1,20 RM., die im voraus zu zahlen 
sind. Die Besoldung des Erzieherpersonals 
übernimmt der Staat. Das in der Schule un 
tergebrachte Arbeitsdienstlager wird voraus 
sichtlich nach Garding verlegt. 
J&in WUbteimdieH 
rg- Flensburg, 24. Febr. Der Dammbau 
wird fortgesetzt. Der Bau des Eisenbahnöam 
mes von der Angelburger Straße bis zum 
Dampfschifspavillon, der im vorigen Jahre 
bis zum alten Bahnhof vollendet und dann 
eingestellt wurde, damit sich die Erbmassen erst 
festigen sollten, ist nunmehr wieder in Angriff 
genommen. Mit den Güterwagen werden neue 
Erdmassen auf den Damm geschüttet, um die 
erforderliche Höhe zu erreichen. Gleichzeitig! æ # . , , « 
wird mit dem Abbruch eines der an der Ost- m&S (äBSI 
feite belegenen Häuser begonnen, da der Platz ' 
für die Bauarbeiten gebraucht wird. Ob ein 
Fuß- oder Fahrweg von der Nikolaistraße 
nach der Augustastraße unter dem Damm 
durchgeführt wird, ist noch nicht endgültig ent 
schieden. 
Neumünster, 23. Febr. llnglücksfall in der 
Reitbahn. Während einer gestern abend vom 
hiesigen Reiterverein abgehaltenen Reitstunde 
wurde der hiesige Drogeriebesitzer Ludwig 
Hanfs von einem nach hinten ausschlagenden 
Pferde getroffen. Der heftige Schlag hatte 
einen Beinbruch zur Folge, so daß der Ver 
letzte dem Krankenhause zugeführt werden 
mußte. — 50 Jahre „Liederkrauz". Aus An 
laß seines 60jährigen Bestehens veranstaltete 
der hiesige Männer-Gcsangverein „Lieder 
kranz" von 1844 ein großes Konzert, daß sich 
eures sehr guten Besuches zu erfreuen hatte. 
Staötrat Schwanbeck überreichte dem Verein 
im Aufträge des Kultusministeriums die 
Zelter-Plakette. 
Mt-Hêedsddeswig. 
3it)ei Bauernhöfe an der Grenze durch 
Feuer vernichtet. 
Tondern, 22. Febr. In Biemsbüll südlich 
von Tondern brannten zwei große Bauern 
höfe mit allen Gebäuden nieder. 16 Stück 
Großvieh und etwa 12 Schweine sind in den 
Flammen umgekommen,' außerdem wurden 
die gesamten Einrichtungen vernichtet, alle 
Maschinen und Gerätschaften sowie die Ernte. 
Als Ursache des Feuers vermutet man einen 
Schornsteinbrand. 
Wieder zwei Hochbetagte. Am heutigen 
Sonnabend vollendet die Witwe Telsche Marie 
Matthiessen geb. Diercks, Schleswig, Lollfuß 
116, ihr 80. Lebensjahr. Am morgigen Sonn 
tag wird der Kleinrentner Jürgen Jöns, 
Schleswig, Poststraße 5 (Hansenstift), 84 Jahre 
alt. Die beiden Jubilare erfreuen sich noch ei 
ner verhältnismäßig guten Gesundheit, (cs.) 
Ihre goldene Hochzeit feiern am 7. März die 
Eheleute Dachdecker Johann Hoffmann und 
Frau in Dörpftedt. Die beiden Alten sind noch 
ziemlich rüstig, besonders der Jubilar, welcher 
im Sommer noch sein Gewerbe ausübt, (ad.) 
ws DitUma&sckeh 
Mit 60 Jahren Radfahren gelernt. 
Wesselburen, 23. Februar. Im benachbarten 
Teichhausen vollendete der Veteran Anton 
Barber seinen 85. Geburtstag. Sein „Stohl- 
peerd" ist dem rüstigen Alten zu einem beson 
deren Vertrauten geworden. Mit 60 Jahren 
hat er das Radfahren erst erlernt. Heute 
schwingt er sich aufs Rad wie ein Jüngling, 
und es macht ihm nichts aus, 20—25 Kilometer 
ohne Unterbrechung zu fahren. 
fudeededè 
Die Sammlung für das Eintopfgericht und 
die sonstigen Barspenden ergaben im Monat 
Februar in Scheuefeld 208 M. gegen 170 M. 
im Januar. Der Erlös für die Plauener Spit 
zenrosetten betrug 117 M. gegen 71 M. für die 
Plakette im Januar. Für die Liebesgaben 
sammlung wurden 22 Pakete im Werte von je 
10 M. gespendet und abgeliefert. Im ganzen 
wurden folgende Naturalien gespendet: 6 Ztr. 
Kartoffeln, 125 Pfö Mehl, 26 Brote, 60 Pfd. 
Hülsenfrüchte, 123 Pfd. Kolonialwaren, 25 
Eier, 115 Ltr. Milch, 60 Pfd. Fettwaren (But 
ter, Schmalz, Talg), 115 Pfd. Fleisch- und 
Räucherwaren und 150 Freitische. 
lUeis Zokectofikde 
Auf ein Alter von 8» Jahren kann der frii- 
herc. Holzvogt des Gutes Lindau, Johann Jo- 
hannsen, heute zurückblicken. Der immer noch 
recht rüstige Alte verbringt seinen Lebens 
abend im hiesigen Versvrgungsheim. 
Hz. Koldenbüttel, 22. Febr. Öffentliche Land- 
verpachtung. Hier tvurden in Reimers Gasthof 
etwa 40 Demat im Peterskoog und Fresen- 
koog gelegene Ländereien von Oestergarö ver 
pachtet. Dieselben waren im Durchschnitt 10 
bis 15 und 20 Pfund Fleischgewicht teurer wie 
im Vorjahr. Im Kirchspielskrug fand die öf 
fentliche Verpachtung der gesamten Kirchen 
ländereien und der Lorenzen-Stiftung statt, zu 
der sehr viele Pachtliebhaber erschienen wa 
ren. Es wurde alles Land verpachtet und zwar 
im Durchschnitt zu 220 bis 240 Pfund Fleisch 
gewicht für gutes Marschland. Eine nicht so 
gute Fenne erzielte 130 Pfund, eine andere 
wieder einen Liebhaberpreis von 325 Pfund. 
Im Durchschnitt sind die erzielten Preise um 
10 bis 20 Pfund höher wie im Vorjahre, nur 
eine Fenne wurde um 10 Pfund Fleischgewicht 
billiger verpachtet. Die Lanöpreise werden bei 
dieser Verpachtung der Kirchenlänöereien ge 
rechnet nach den Fleischpreisen der ersten Wo 
che der Monate August, September, Oktober, 
Durchschnittshöchstnotierungen für Ochsen vom 
Husumer Markt. Die Pächter waren teilweise 
auswärtige, größtenteils hiesige Landwirte. 
Eine Tagung der Kirchenvertreter des Krei 
ses Eidcrsteöt wird am 4. März in Tönning 
stattfinden, zu der Landesbischof Paulsen-Kiel 
kommen wird. Nachmittags um 8 Uhr findet 
ein Gottesdienst in der Tönninger Kirche statt, 
auf dem der Lanöesbischof die Festpredigt hält, 
anschließend findet dann eine Tagung der 
Kirchenvorstände und Kirchenvertreter statt. 
us Hû-sdļded&iìd 
Leck erhält ein Landiahrheim. 
ko. Leck, 24. Febr. Der Schulvorstand in Leck 
genehmigte gestern in seiner Sitzung den Ver 
trag mit dem Landjahrbeauftragten des Ober- 
prästöenten, .Schulrat Petersen, wegen Errich- 
tnng eines Lanöjahrheimes in der alten Schule 
in Leck. Das Heim muß am 1. April bezugs 
fertig sein. Die Gemeinde Leck hat die Einrich 
tung des Heimes zu übernehmen und muß 
Sportgelände sowie Gartenland zur Verfü 
gung stellen und erhält für jeden Landjahr- 
cz. Hemmingftedt, 22. Febr. Gründung einer 
freiwilligen Feuerwehr. Auf Anregung des 
Kirchspielsgemeinde- und Amtsvorstehers 
Maaßen wurde für den Amtsbezirk Hcmming- 
steöt eine freiwillige Feuerwehr mit dem 
Standort Hemmingftedt gebildet. Es wurden 
folgende Löschzüge in Stärke von.15—20 Mann 
gebildet: 1 in Hemmingftedt, 2 in Braaken, 3 
in Lohe-RickelSdorf und ein halber Löschzug 
für Lieth. Zum Wehrführer wurde Lanömann 
Bernhard Boeckmann ernannt. Ferner wur 
den bestimmt zum Löschzugführer für Hem- 
irnngstedt Bauernsohn Hinrich Bünz, für 
Braaken Landmann Hugo Krützfelöt, für Lohe- 
Rrckelsöorf Maschinenbaumcister Karl Bruhn- 
Frieörichswerk und für Lieth Bauernsohn 
Claus Harbeck. 
M UâMeifi 
Sn der Trunkenheit den Gashahn 
geöffnet. 
Bad Oldesloe, 22. Febr. Der erwachsene 
Sohn der Gastwirtin Westphal in Ahrensburg 
kam nachts in angetrunkenem Zustande nach 
Hause und brachte seinen Freund Höck mit. 
Beide begaben sich in die Küche. Dort wurde 
am anderen Morgen Höck mit Gas vergiftet 
tot aufgefunden, während der junge Westphal 
noch schwache Lebenszeichen von sich gab. In 
der Küche stand der Gashahn weit offen. Cr 
ist wahrscheinlich von dem einen der beiden 
jnngen Leute in der Trunkenheit geöffnet 
worden. 
Streichhölzer gehören nicht in 
Kinderhände. 
Quickborn, 23. Febr. Hier brannte das Ge 
wese des Arbeiters Johann von Pessel bis auf 
die Grundmauern nieder. Das Vieh und das 
Inventar konnten zum größten Teil gerettet 
werden. Kinder, die auf dem Boden mit 
Streichhölzern spielten, sollen das Feuer ver 
ursacht haben. Das Gewese war erst vor sechs 
Jahren gebaut worden. 
Rener Intendant des Altonaer 
Siadttheaters. 
Altona, 23. Februar. Dr. Paul Legband ist 
vom Oberbürgermeister zum Intendanten des 
Stadttheaters Altona ernannt worden. Dr. 
Legbanü bringt für sein Amt reiche Erfahrun 
gen mit. Er hat das Stadttheater Freiburg i. 
B., die vereinigten Stadttheater Barmen und 
Elberfeld, die städtischen vereinigten Bühnen 
München-Glaübach-Rheydt und das Stadtthea 
ter Erfurt mit künstlerischem Erfolg geleitet. 
Dr. Legband übernimmt die Amtsgeschäfte als 
Intendant des Staöttheaters Altona bereits 
Mitte März. 
SÌSÌSF dMLS AALS gtir S&SS&SS. 
dms tot der I'tompļrut der ‘tlSV. 
Schlechte Konserven für die 
RS.-Volkswohlsahrt geliefert. 
Altona, 23. Febr. Vor der Großen Straf 
kammer! des Landgerichts Altona begann am 
Freitag ein Prozeß gegen den 35 Jahre alten 
Schlächtermeister Otto Heuer und den 36 Jahre 
alten Schlächtermeister Georg Miller aus Al 
tona. Es wird ihnen zur Last gelegt, im De 
zember 1933 die NS.-Bolkswohlfahrt, Gau 
Schleswig-Holstein, durch betrügerische Hand 
lungen geschädigt zu haben. Es kommt der er 
schwerende Paragraph 263 in der neuen Fas-^ 
sung in Betracht, weil die Angeklagten das 
Wohl des Volkes geschädigt haben. Sie haben 
Fleischkonserven hergestellt, deren Genuß der 
menschlichen Gesundheit zu Schaden imstande 
war. ■ 
Nach stundenlanger Beweisaufnahme be 
antragte der Staatsanwalt gegen jeden der 
Angeklagten 3 Jahre Zuchthaus und 6 Jahre 
Ehrverlust. 
Das Gericht evrurteilte beide Angeklagten 
wegen fahrlässigen Vergehens gegen das Le 
bensmittelgesetz zu je 6 Monaten Gefängnis 
und 1000 JlJi Geldstrafe. 
Nach Ansicht des Gerichts müsse jeder deut 
sche Mensch stolz sein auf das Winterhilfswerk 
und dessen Leistungen. Jeder Geschäftsmann, 
mit Lieferungen bedacht wird, sollte sich 
freuen und das Beste leisten, was er kann. 
Schlimm ist es, wenn in einem solchen Falle 
Eigennutz geübt wird. Es wäre den beiden 
Angeklagten nicht der Vorsatz nachzuweisen, 
schlechte Ware zu liefern, sonst wären sie un 
weigerlich zu Zuchthausstrafen verurteilt wor 
den, weil dann Betrug in der vollendetsten 
Form vorgelegen hätte. Die Angeklagten ha 
ben aber zweifellos fahrlässig gehandelt. Der 
Begriff der Sauberkeit im Betrieb war jeden-' 
falls nicht erfüllt. Auch fehlte es an der nöti-' 
gen Beaufsichtigung. Die Angeklagten wagten - 
es, trotz ihres kleinen Betriebes den grasten 
Auftrag anzunehmen. Die Dosen waren je 
denfalls nicht ordentlich geschlossen. Es konn 
ten Bakterien eindringen, die das Fleisch in 
kurzer Zeit verderben mußten. Auch das Do 
senschließen wurde von einem Mann ausge 
führt, der nicht darin geübt war. Jede ein 
zelne Dose und jeder einzelne Deckel hätten 
genau überprüft werden müssen. Die Ange 
klagten haben sehr unvorsichtig gehandelt. 
Durch die schlechte Beschaffenheit der Fleisch 
konserven ist Mißtrauen im Volke entstanden. 
Um dieses Mißtrauen zu beseitigen, mußte auf 
eine scharfe Strafe erkannt werden. 
Ein Fuhrmann der fahrlässigen 
Tötung angeklagt. 
x. Ncumünfter, 23. Febr. Nach der Beendi 
gung des Neumünsterschen Herbst-Jahrmark 
tes transportierte in der Frühe des 19. Okto 
bers der Fuhrmann Schweim aus Christians- 
ftld die beiden Marktwagen des Waffelbäckers 
Speck aus Elmschenhagen nach Bad Segeberg. 
Anstelle seines beschädigten Treckers benutzte 
Sch. einen Kraftwagen, wodurch die Fahrt der 
artig beschleunigt wurde, daß der Lastzug die 
Strecke Neumünster—Segeberg in fünf Vier 
telstunden zurücklegte. Als nach dem Eintref 
fen in Segeberg die beiden Stiefsöhne des 
Speck vermißt wurden, stellte man, von bangen 
Ahnungen erfüllt, sofort Nachforschungen an. 
Die Ermittlungen ergaben, daß der jüngste 
Stiefsohn, der 20jährige Franz Frakowiak, in 
Gadeland unter die Näder der Marktwagen ge 
raten und auf der Stelle getötet worden war. 
Sein Bruder Robert F., vor dessen Augen sich 
die Katastrophe ereignet hatte, war abgesprun 
gen und hatte laut um Hilfe gerufen, doch war 
seine Stimme von dem Rattern des 20 Meter 
langen Lastzuges übertönt worden. Nachdem 
ein Sachverständiger nach gründlicher Unter 
suchung der Vorgänge festgestellt hatte, daß 
Schw. mit den beiden Marktwagen (für die 
nach ihrer Bauart, Bereifung und Bremsvor-- 
richtung eine Höchstgeschwindigkeit von 16-St.- 
Kilometern in Frage kam) viel zu schuell ge 
fahren war, wurde er von der Staatsanwalt 
schaft der fahrlässigen Tötung angeklagt. Die 
ser Tat konnte er jedoch in dem heutigen Pro 
zeß, obwohl ihn die Beweisaufnahme stark be 
lastete, nicht einwandfrei überführt werden, da 
der Getötete sich auf dem zweiten Anhänger 
auf einem sehr gefahrdrohenden Sitz befunden 
hatte und das Unglück deshalb nicht'unbedingt 
durch das schnelle Fahren verursacht sein 
konnte. Dagegen wurde Sch., weil er ohne 
Führerschein einen unvorschriftsmüßigen 
Lastzug transportiert hafte, zu insgesamt 200 
Mark Geldstrafe verurteilt.
	        
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