•Deutsche <Reimat ♦ ütemde £ändec
fâcieļ. aus Stockholm.
Pein; Sigvard heiratet eine Berlinerin.
Die junge Blondine im Filmatelier. — Trauung in London. — Wird „Mister G's"
schlechte Laune verrauchen?
Fast ist es, als wollte das bürgerliche Blut
der Famlie Bernadotte, die seit mehr als hun
dert Jahren den schwedischen Königsthron
innehat, von Zeit zu Zeit an die Oberfläche
drängen und alle Hindernisse konventioneller
Vorurteile beiseite schieben. Noch nicht ein
Jahr ist es her, daß Prinz Lennart, der Neffe
des Königs, in London Fräulein Karin Niß-
vadt heiratete,' er nahm für sich und seine Nach
kommen den alten Familiennamen Berna
dotte wieder an. Und nun wird Schweden durch
die Nachricht überrascht, daß Prinz Sigvard
in den nächsten Tagen eine junge Berlinerin
bürgerlicher Herkunft ebenfalls in London zum
Traualtar führen wird. Allerdings wird der
Prinz diesen Schritt gegen den ausdrücklichen
Willen des Königs und des Kronprinzen, sei
nes Vaters, unternehmen.
weilen unter dem Namen „Mister G." ein bür
gerliches Dasein auf den großen Tennisplätzen
Europas zu führen liebt, dürfte schließlich
Verständnis für den Herzenswunsch seines
Enkels haben.
Die Geschichte dieser prinzlichen Liebe ist
Nicht ohne romantischen Beigeschmack. Prinz
Sigvard hat sich nach seinem in München ab
geschlossenen Studium dem Film zugewandt,
und eine ganze Reihe bedeutender Filme sind
in den letzten Jahren unter seiner Mitwir
kung als Regisseur hergestellt worden. Seit
längerer Zeit arbeitet er in den Berliner
Ateliers einer großen Gesellschaft unter an
derem Namen. Da er nicht wünscht, mit seiner
königlichen Herkunft Reklame zu machen, hat
er sich einen bürgerlichen schwedischen Namen
Zugelegt.
' In seiner Begleitung, auch während der
Filmarbeit, sah man in den letzten Monaten
fast ständig eine blonde junge Dame, die unter
dem Namen „Fräulein Erika" in den Film-
Ateliers bald zu einer bekannten Erscheinung
wurde. Es war Erika Patzek, die 22jahr. Tochter
eines Berliner Kaufmanns. Die hübsche, kluge
Berlinerin hatte es dem Prinzen derart ange
tan, daß er bald täglicher Gast im Hause ihrer
Eltern wurde. Er zeigte sich viel mit ihr in Ge
sellschaft, so daß die eingeweihten Kreise Ber
lins durch die Nachricht von der bevorstehenden
Eheschließung keineswegs überrascht waren.
Schon vor einigen Wochen sprach man in
Schweden von den Heiratsabsichten des Prin
zen, ohne daß man damals den Namen der
Braut anzugeben wußte. Jetzt hat Prinz Sig
vard feine Familie und die Ocffentlichkcit vor
die vollendete Tatsache gestellt: er ist nach
London gereist, um dort die letzten Vorberei
tungen zur Trauung zu treffen. Auch seine
Braut ist mit ihren Eltern unterwegs, so daß
in wenigen Tagen das schwedische Volk um
ein junges Paar reicher, das Haus Berna
dotte jedoch um einen Zweig ärmer sein wird.
Der Einspruch des Königs wird sich wohl kaum
in einer völligen Lösung aller Beziehungen
auswirken, da das Familienleben des Königs
hauses als innig gilt. König Gustaf, der bis-
Wie heute aus London berichtet wird, be
finden sich Prinz Sigvard und Fräulein
Patzek bereits dort. Der Prinz soll schon 1928
die Absicht gehabt haben, eine bürgerliche Ehe
einzugehen. Er wollte damals Greta
Garbo heiraten. Seinem Vater gegenüber
begründete Prinz Sigvard seinen jetzigen
Schritt damit, daß ihm gestattet worden sei,
einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen. Infol
gedessen müsse ihm auch zugebilligt werden, sich
mit einer Bürgerlichen zu verheiraten. An
dernfalls würde es einen Mißklang zwischen
seinem beruflichen und persönlichen Leben ge
ben.
Der Vater der Braut ist der Wilmersöorfer
Kaufmann Anton Patzek. Patzek betreibt ein
ausgedehntes Fuhrparkgeschäft und ist Pächter
fast aller Wochenmärkte in Wilmersdorf. Auch
der Bruder der Braut, ein Berliner Rechts
anwalt, weilt gegenwärtig in London.
Riesiger Valdbrand in Sberikalien.
DRV. Mailand, 23. Febr. (Eig. Funk
meldung.) Ein äußerst heftiger Waldbrand wü
tet seit Donnerstagmorgen in den Bergen am
mittleren Lago Maggiore, nordwestlich von
Pallanza. Bei starkem Wind breitet sich das
Feuer trotz aller Abwehrmaßnahmen weiter
aus. Große Waldgebiete und mehrere Viehhüt
ten sind bereits vernichtet. Der Feuerschein ist
von allen Punkten des Lago Maggiore aus zu
sehen. Aus der ganzen Umgebung sind zahl
reiche Feuerwehren, die durch starke Abteilun
gen Miliz und Alpinisoldaten unterstützt wer
den, zur Hilfeleistung herangezogen.
Die Expedition
nach dem Nanga Parbat.
Der EiWĢkMŞil Hilst.
Wie berichtet, wird eine deutsche Expedition
unter Führung des Münchener Reichsbahn-
beamten Willy Merk einen Angriff auf den
Nanga Parbat, einen Berg von 8120 Meter
Höhe im Himalajagebirge, riskieren. Gelingt
das wagemutige Unternehmen, dann ist der
erste „Achttausender" der Erde bezwungen.
Mitte März wird sich in Venedig ein Teil der
Bergsteiger einschiffen.
Vor zwei Jahren bereits hatte Merk mit
deutschen und amerikanischen Bergsteigern
versucht, auf den Gipfel des Riesen zu gelan
gen. In einer Höhe von mehr als 7000 Me
tern mußte man umkehren, weil Unwetter
einen Strich durch die Rechnung machte. Der
neuen Expedition, deren Ausrüstung viel
Energie kostete, gehören u. a. auch Neichsbahn-
oberrat Drexel aus München und Reichs
bahninspektor Baumeister aus Wien an. Im
Hinblick auf seine wissenschaftliche Bedeutung
wird das Unternehmen von der Notgemein
schaft der deutschen Wissenschaft unterstützt.
Desgleichen wurde es durch den Reichssport
führer von Tschammer und Osten sowie den
Deutsch-Oesterreichischen Alpenverein geför
dert. Den Hauptanteil an den notwendigen
Geldern tragen jedoch die deutschen Eisen
bahner und die Reichsbahngefellschaft wegen
der besonderen Beziehungen zu den Kollegen,
die an der Expedition teilnehmen. Jeder deut
sche Eisenbahner verpflichtete sich zu einem
einmaligen Beitrag von mindestens 10 Pfg.,
dem sog. Eisenbahnergroschen.
Mmu aus dem Ķriegspsad.
Jndianergeschichten älteren Angedenkens
werden lebendig. Die „Times" melden nämlich
aus Südamerika, daß die Kommission zur
Regelung der Grenze zwischen Venezuela und
Kolumbien nachts von Indianern überfallen
wurde. Die Wilden schossen mit Giftpflcilen,
töteten drei Beamte und verwundeten neun
Mitarbeiter. Die Indianer — man nennt sie
die Motilones — sollen gelobt haben, sich dem
Eindringen -er Weißen auf ihr Gebiet bis
zum Tode zu widersetzen. In den letzten Jah
ren bereits griffen sie wiederholt die Lager
von Weißen an, die gekommen waren, um
das Land auf Bodenschätze zu untersuchen.
Auf die Dauer wird dem farbigen Mann,
der mit dem Instinkt der bedrohten Kreatur
das, was er für sein eigen hält, kämpfend ver
teidigt, sein Widerstand nichts nützen. Zu sehr
sind ihm die Waffen und die auf lange Sicht
berechnete Taktik der Weißen überlegen.
* * *
Schnlkuaben bestehlen Kassen.
In Berlin-Wilmersdorf fuhr eine angehe»
terte Autolenkerin in eine Arbeitergruppe.
Drei Arbeiter wurden erheblich verletzt. Der
Autofahrerin — es handelt sich um die 36
Jahre alte Eleonore G. aus Lichterfelde —<
wurde der Führerschein abgenommen' das
Auto wurde polizeilich beschlagnahmt.
Bei einer Hermann-Stehr-Feier in Breslau
wurde dem Dichter ein Bild des Führers mit
der Widmung Hitlers „Hermann Stehr, dem
deutschen Dichter" überreicht. Stehr sprach
Worte des Dankes und schloß mit einem Sieg-
Heil auf den Führer.
Am 8. und 9. September ö. I. findet in Ham
burg und Altona der Korpsappell des früheren
9. Armeekorps statt. Die Anschrift des vorbe
reitenden Ausschusses ist Hamburg 36, Neuer
wall 41.
In Köln konnten 23 Schulknaben im Alter
von 7—12 Jahren überführt werden, seit län
gerer Zeit systematisch Geldöiebstühle in Ge
schäften und Gastwirtschaften ausgeführt zu
haben. 2 oder 3 Kinder gingen in den Laden
oder in die Gastwirtschaft und fragten nach
Bildchen und Kistchen. Waren sie abgefertigt,
wußten sie es stets so einzurichten, daß ein
anderer Junge sich schnell in das Geschäft ein-
schlich und versteckte. Im geeigneten Augenblick
wurde dann die Kasse bestohlen.
Krrrzr ysst.
Auf den Kanarischen Inseln, in der Nähe
des Ortes Teror, barst ein großes Wasserreser
voir. Zwei Familien wurden von der Flut im
Schlaf überrascht und ertranken. Andere Men
schen, die infolge des Getöses erwachsen, rette
ten sich, indem sie in die Kronen der Bäume
flüchteten.
Der kleine schwedische Dampfer „Catalogna",
der Anfang Februar mit einer kleinen Ladung
Pech von Venedig nach Gibraltar in See ge
gangen und seitdem überfällig ist, scheint in der
Adria Schissbrnch erlitten zu haben. Es wur
den nämlich Schiffs- und Ausrüstungsteile des
Dampfers an der Küste angeschwemmt. Wie
groß die Besatzung war, weiß man nicht.
Der Rektor der Johann-Wolfgang-von-
Goethe-Universität in Frankfurt a. M., Pro
fessor Dr. Krieck, dementiert Gerüchte von einer
Auflösung der Universität.
In Marburg starb im Alter von 71 Jahren
der frühere langjährige Ordinarius für ger
manische Philologie an der Marburger Univer
sität, Professor Dr. Ferdinand Wrebe, der auch
Direktor der Zentralstelle für den Sprachatlas
des Deutschen Reiches und für deutsche Mund
artenforschung gewesen ist.
Während des Gaupartcitages der NSDAP,
in Hamburg wird am Holsteuplatz vom Dach
des Hochhauses herab ein 26 Meter hohes Ha
kenkreuz leuchten, das drei große Pechpfannen
trägt, die lodernde Flammen zum Nachthimmel
schicken.
Die ägyptische Polizei hat in Alexandrien
den englischen Hauptmann Cecil Attfielö ver
haftet, der im Hafen mit zwei Koffern voll Ha
schisch (Rauschmittel) an Land zu gehen ver
suchte.
Der amerikanische Fliegerleutnant Lowry
ist als Postflieger auf der Strecke Chikago-
Cleveland in der Nähe von Napoleon (Ohio)
tödlich abgestürzt.
NeļlerberW.
4 ton.
Wahrscheinliche Witterung. Frische um West dre
hende Winde, wechselnd wolkig, in den südlichen
Teilen des Bezirks auch heiter, sehr mild, im Nor
den des Bezirks nicht ganz niederschlagsfrei.
Verantwortlicher Hauptschriftleiter und Herausgeber: Fer
dinand Möller.
Vertreter und Chef vom Dienst: Herbert Puhlmann.
Verantwortlich für Politik: Herbert Puhlmann, für den
allgemeinen Teil: Adolf Gregory für den wirtschaftlichen
Teil: Dr. Johann Gosch, für den provinziellen und ört.
lichen Teil: Karl Müller, alle in Rendsburg,
Verlag und Druck: Heinrich Möller Söhne, Rendsburg.
Verantwortlicher Anzeigenleitcr: Karl Jacobsen, Rendsburg.
D.=A. I. 13 202.
Der Marsch ttt die Ankunft.
Originalroman von O t t o H a w r a n e ck.
86) Nachdruck verboten.
„Es ist das schöne Wetter", heuchelte Wolf
und stieß das Fenster zum Tale weit auf, „für
einen Apriltag übrigens eine drückende Hitze
hoffentlich hagelt uns kein Wetter in die
Bowle." >
„Für alle Fälle würde ich Neinerz anweisen,
keinerlei Mineralwasser zuzusetzen", ermahnte
Harat und entwich lachend in die Kanzlei. —
Dietrich Nauroth ritt zur selben Stunde dem
Vorwerk zu. Immer drückender wurde die
Hitze. Er trug eine alte Uniform ohne Abzei
chen, verblichen und verbraucht.
„Aber der gute Sitz und Schnitt überdauert
alles", klang die Knabenstimme des kleinen
Grafen Kulm in ihm auf, der das Monokel
nicht fallen ließ, als ihm vor Guillemont die
Kugel durch die Stirn fuhr.
„Kragen auf", kommandierte er sich, seltsam
ungerührt von der Erinnerung an den Kame
raden. Alles geht, alles fließt, alles Leben
mündet im Tod. Dein Opfer war nicht umsonst,
kleiner Graf. Das Land denkt wieder deiner
und der Millionen der toten Armee. Wir ha
ben wieder ein reines Vaterland ^ unsere
alten Fahnen wehen wieder...
Leicht und frei war ihm heute zumute. Er
spürte Kraft in sich und reckte sich im Sattel.
Der Trakehner warf unruhig den Kopf auf,
sein Schweif peitschte die Flanken. Toll, diese
schwüle Hitze. Er schwippte mit der Reitpeitsche
nach den Blutsaugern. Hei — auf dem Vorwerk
war Leben eingezogen! Das vergrößerte Werk
schrie mit Kreis- und Gattersägen. Die Hobel
maschinen fraßen die Bretter, die Fräs- und
Kehlmaschinen schrillten... Die Gutsziegelei
nebenan mar wieder in Betrieb. Ueberall ar
beiteten die Gruppen der Siedler. Dann wollte
er hinüber nach Toska-Kreuz, wo Harms mit
einem Kommando schaffte. Nein — erst auf
schnellstem Wege nach dem Talsperrengebiet.
Dort war Oberförster Hayler mit seinen Leu
ten« und der neue Ingenieur montierte mit
seinem Personal Maschinen in den Steinbrü
chen.
Der Trakehner fiel in Schritt, das Sattelzeug
knarrte. Nauroth wischte sich die Stirne.
Die Wege, überlegte er, die Wege! Sie hiel
ten den Lastkraftwagenverkehr nicht aus. Die
schweren Wagen mußten Spur fahren. Er zog
die Zügel an, nahm die Gutskarte aus dem
Aufschlag. Schwedenschanze — Toska-Kreuz —
Talsperrengebiet — diese Straße mußte sofort
werden. Er würde Harat den Vorschlag ma
chen, vorübergehend Erdarbeiter anzuwerben.
Er machte sich Notizen.
„Grüß Gott, Herr von Nauroth!"
Er schreckte auf. Annemt Hayler im einfachen
Dirndlkleid, frisch und blank.
„Sieh da — Fräulein Annemi!" Er sprang
erfreut aus dem Sattel, nahm ihre Hand.
, „Ich weiß, daß Sie keine Zeit haben", neckte
sie. „Vater sagt, Sie reiten umeinander wie ein
Geist, sind überall und nirgends..."
„Schon", lachte er, frohen Zug im braunen
Gesicht, „und es ist jetzt eine Freude, Fräulein
Annemi..."
Sie nickte ihm fröhlich zu.
„Männer müssen werken können — und alle
weil Sorgen haben ums Gelingen. Soll ich's
Ihnen sagen? Heut' schauen Sie ganz anders
daher, wie neulich, Herr von Nauroth. Gelt,
bei uns wird man gesund an Leib und Seel'..."
„Ja, Fräulein Annemi — so ist es! Oft
wollte ich schon einen Sprung zur Frau Mut
ter tun, aber es will mit der Zeit nicht langen."
„Wenn's einmal langt, kommen Sie bitte,
Mutter fragt oft nach Ihnen. Jetzt ltest sie
viel. Eben geh' ich zum Herrn Pfarrer Bücher
eintauschen..." plauderte sie.
„Ist denn die Frau Mutter allein?" fragte
er, während sein Blick sich an dem schönen Mäd
chen freute.
„Die alte Ursel ist bei ihr, unsere Magd, sie
kann nimmer viel schaffen, aber eine treue
Seel' ift's fürwahr. Ich will mich auch eilen,,
beim Pfarrer gibt es so leicht einen Aufenthalt
— alleweil richtet die Kathrin den Kaffeetisch,
wenn ich komm'..." Sie reichte Nauroth die
Hand, er drückte sie warm und sie mußte den
Blick senken. —
Er sah ihr versonnen nach. Dann riß er die
Augen los.
Also — ja, die Wege ^ :
^Am Spätnachmittag verließ Nauroth das
Talsperrengebiet. Er führte Kasimir fürsorg
lich den steilen Waldweg abwärts zur Hoch
ebene. Am Waldrand hielt er. Der Himmel
hatte eine fahle, gelbe Färbung angenommen.
Die sengende Hitze der letzten Stunden ver
wandelte sich in drückende, unerträgliche
Schwüle. Kein Lufthauch regte sich. Gräser und
Blumen neigten sich, die Bäume standen wie
gebannt mit hängenden Zweigen. Vogelgezwit
scher verstummte, Schwalben schossen dicht über
dem Erdboden. Die ganze Landschaft duckte sich
wie gelähmt...
Der Trakehner schnaubte ängstlich, seine
Flanken zitterten.
Ein schweres Gewitter war im Anzug. Nau
roth spähte über die Hochfläche, seltsam berührt
von der Angst der Natur und der Kreaturen.
Ein Gewitter! — wirklich schade, ein so aufge
klärter Mensch zu sein. Hier ist Elektrizität am
Werk, sucht Ausgleich und Entspannung...
Einst aber fuhr der rotbärtige Donar über
die Wolken und zeigte den Menschen Gottes
macht. Sein Hammer sandte Blitze... Jetzt
gab es Blitzableiter, man sah dem Naturereig
nis zu, zählte die Sekunden zwischen Sicht und
Schall und berechnete mehr oder minder richtig
Entfernungen. Das heißt, in der Großstadt sah
man natürlich längst nicht mehr zu — da
mußte man sich den Kopf verrenken, den Him
mel zu sehen.
Der Trakehner stampfte mit der Vorderhand
den Boden, warf den Kopf auf — Schaum flog
vom Gebiß. Das hieß: Mensch, Nauroth, fort
von hier!
Gut, Kasimir, wir wollen ja noch nach Toska-
Kreuz!
Der Braune flog über Rain und Weg,
sträubte sich gegen die Zügelfaust -- der Reiter
ließ ihm Freiheit.
In Sekunden wurde es finster. Ferner Don
ner grollte — verstärkte sich schnell. Jetzt wurde
selbst Nauroth unruhig eine unerträgliche
Atmosphäre.
Da — was war das?
Hohles Sausen am Waldhang zur rechten
Hand! Krachen und Splittern! Ein Blick
Bäume wirbelten durch die Luft!?
Eine riesige, schwarze Windhose raste heran.
Kasimir stieg mit einem stöhnenden Laut auf
die Hinterhand — seine Hufe schlugen durch die
Luft — berührten kaum mehr den Boden ^
der Reiter gab ihm alle Hilfen
Die Baracken von Toska-Kreuz wuchsen auZ
dem Boden. Die Windhose zog in Richtung
Talsperrengebiet! Er mußte zurück! Aber keine
Menschenfanst konnte dieses rasende Tier zü
geln...
Da ~ der Himmel barst auf in feuriger
Lohe!
Ein Donnerschlag, als wenn hunderttausend
Bretter stürzten!
Nauroth sprang zwischen den Baracken aus
dein Sattel. Der Braune stand plötzlich mit
eingestemmter Vorderhand, Schaum troff von
Brust und Flanken
Donner und Blitz — Schlag auf Schlag
Harms, die Siedler sprangen zu.
„Wo ist eine leere Baracke?" Nauroth zog
das Pferd hinein und befahl:
„Alle verfügbaren Leute sofort hierher!" Er
suchte nach Zucker in seiner Tasche. „Tüchtig,
mein Kasimir, hätte uns beinahe gehascht, wa
ren wir einen halben Kilometer im Rückstand,
— ruhig, mein Guter, wir sind in Sicherheit",
er wandte sich zu Harms, „die Windhose ist in
Richtung Talsperrengebiet davongejagt — wir
wissen nicht, was es geben wird, lassen Sie prü
fen, ob wir mit Frankenhof Verbindung ha
ben ...
Schwere Tropfen schlugen an die Scheiben,
trommelten aufs Dach — Hagelkörner prassel
ten —
Plötzlich stürzte eine unhemmbare Flut her
nieder.
Wolkenbruch — ^
Harms kam zurück.
KortMunI folgtj, ■