Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

Rr. 40 
Beilaae der Schleswia-HoftteRi^chen Landes^eituna lRendsburqer Ta-ieblatt» 
Freitag, den 16 Februar 1934 
$u* Unterhaltung 
Der älteste Männergesanoverein der Welt. 
128 Jahre Zeltersche Liedertafel. 
25 000 Männergesangvereine gibt es zurzeit 
im deutschen Sprachgebiet. Der älteste von 
ihnen allen, ja, der älteste Männergesangvcr- 
ein der ganzen Welt, beging am 24. Januar 
1034 seinen 125. Geburtstag: die Zeltersche 
Liedertafel zu Berlin. In der großen Oeffent- 
lichkeit weiß man von ihr gar nichts. Man 
kennt in Deutschland wohl die großen Berliner 
Männergesangvereine, die Berliner Lieder 
tafel — die mit der Zelterschen nicht zu ver 
wechseln ist! — und den Lehrergesangverein, 
die oftmals im In- und Ausland Konzerte 
von hohem künstlerischen Niveau veranstaltet 
haben. Bon der bescheidenen Zelterschen Lie 
dertafel aber wissen nur die besten Kenner der 
Sangeskultur, und selbst unter den deutschen 
Licdertäflern wird es eine große Anzahl ge 
ben, die wohl etwas wissen von der durch 
Goethes Freund Zelter 1800 gegründeten älte 
sten Liedertafel, die aber keine Ahnung haben, 
daß diese heute noch genau wie in Goethes 
Tagen blüht und gedeiht. 
Der Grund ist sehr einfach: die Zeltertafel 
ist in ihrer ganzen Geschichte niemals in der 
Öffentlichkeit aufgetreten, hat nie ein Konzert 
veranstaltet, sondern allzeit nur in ihrem eig 
nen kleinen Kreis, sich selbst zur Erholung und 
Freud, gesungen, wobei Fremde als Gäste 
allzeit nur in denkbar kleinster Zahl und 
durchaus ausnahmsweise hinzugezogen wur 
den. Die Zeltersche Liedertafel darf statuten 
mäßig nur aus männlichen Mitgliedern der 
Berliner Singakademie bestehen, deren jewei 
liger Direktor auch der Leiter der Liedertafel 
zu sein pflegt, und der Mitgliederbestand darf 
25 nie überschreiten. Normalerweise soll jede 
Stimme sechsmal besetzt sein, so daß 24 als 
erwünschter Mitgliederbestand zu betrachten 
ist, doch kommen durch allerhand Zufälligkeiten 
kleine Abweichungen vor, so daß im allgemei 
nen 21 bis 25 Mitglieder in den Listen geführt 
werden — grundsätzlich aber nie mehr. 
Es wird kaum einen zweiten Verein in der 
Welt geben, der so gewissenhaft die Traditio 
nen seiner ersten Gründungszeit bewahrt. 
Wenn Zelter heute herniederstiege, er würde 
seine Schöpfung noch genau so vorfindeu, ivie 
er sie gestaltet hat. Bis aus ganz nebensäch 
liche Einzelheiten erstreckt sich diese Bewah 
rung der Tradition. Weil Meister Zelter es 
gewohnt war, mit seinem Vertreter, dem zu 
seiner Linken sitzenden „Beimeister", stets ge 
meinsam eine Flasche Wein zu trinken, ist es 
noch jetzt Vorschrift, daß Meister und Bcimci- 
ster aus einer gemeinsamen Flasche trinken! 
Erst wenn man den Zelterschen Verein 
kennt, versteht man den eigenartigen Namen 
„Liedertafel", den sich so viele Gesangvereine 
Professor Dr. R. H e n n i g - Düsseldorf. 
zulegen. Die Zeltertafel kommt einmal im 
Monat zu gemeinsamer Abend-Tafel zusam 
men und singt in den Pausen zwischen den 
einzelnen Gängen Lieder. So hat der Name 
ursprünglich durchaus Berechtigung gehabt 
und hat es in dem genannten Kreis noch 
heute, während bei allen anderen „Liederta 
feln" nur die Lieder beibehalten wurden, aber 
nicht die Tafel. Einmal in jedem Monat 
kommt man zusammen und singt die Chöre, 
ohne vom Platz aufzustehen, im Sitzen. Da 
ausschließlich Mitglieder der Singakademie 
mitwirken, handelt es sich durchweg um sichere 
Sänger. Wenn aber mal ein Chor mißglückt, 
so nimmt man es mit gutem Humor hin und 
fängt nachmals von vorn an. Die in diesen 
125 Jahren entstandene eigene Chorliteratur 
der Zeltertafel umfaßt etwa 500 Kompositio 
nen. Einige davon sind auch hinausgegangen 
und haben in ganz Deutschland Berühmtheit 
erlangt, so Flemmings'1811 entstandener Chor 
„Integer vrtae" und Grells wundervolles 
Duett sim Original mit begleitendem Chor) 
„Lorbeer und Rose". 
Nur in einem einzigen Punkt ist man von 
Zelters Statutenvorschriften abgewichen. Man 
kommt nicht mehr nur „zur Zeit des Voll 
mondes" zusammen, wie es Zelter 1809 im 
Hinblick auf die damals noch höchst mangel 
hafte Straßenbeleuchtung anordnete. Alles 
andere aber hat den alten Charakter unver 
ändert bewahrt. 
Goethekenner werden wissen, welch unge 
mein lebhaften Anteil der Weimarer Olym 
pier an der Schöpfung seines Freundes Zelter 
nahm. Der Briefwechsel zwischen beiden ent 
hält ja eine Fülle von Anspiegelungen auf das 
Leben und Treiben in der Zeltertafel. Seine 
meisten geselligen Lieder hat Goethe für Zel 
ter und seine Liedertafel verfaßt. Eine ganze 
Anzahl Goethescher Originalhandschriften wer 
den noch heute in den alten Akten der Lieder 
tafel verwahrt, darunter als kostbarster Besitz 
die Urschriften des berühmten Liedes „Ergo bi- 
bamus", das Goethe zu einem Liederwettbe 
werb aus Anlaß des Geburtstages der Kö 
nigin Luise am 10. März 1910 einsandte und 
das im Original daher den bezeichnenden Un 
tertitel führt: „Ein Spähtling zum 10. März." 
Auch sonst bergen die Akten eine Fülle von 
Originalhandschriften berühmter Deutscher 
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. In 
dem exklusiven Kreis, der sich fast stets aus 
den oberen Gesellschaftskreisen und Führern 
des geistigen Lebens zusammensetzte, verkehr 
ten als Mitglieder oder Gäste zu Zelters Zeit 
Heinrich v. Kleist, Carl Maria von Weber, 
Mendelssohn, Reißiger, Nicolai, der Kompo 
nist der „Lustigen Weiber", mehrere Minister, 
der kunstsinnige Fürst Nadziwill, der berühmte 
Altertumsforscher Wolf, der Zoologe Lichten 
stein, Brentano, Achim von Arnim, Theodor 
Körner, dessen Vater lange Jahre ein Mit 
glied des Kreises war, und zahllose andere 
wohlbekannte Geistesgrößen. Alle Direktoren 
der Berliner Singakademie waren Mitglieder 
und „Meister" des Kreises, der bedeutende 
Komponist Eduard Grell über 60 Jahre lang. 
Zurzeit ist Professor Georg Schumann, seit 
1900, Direktor der Singakademie, bereits seit 
24 Jahren auch Meister und Dirigent der 
Zeltertafel. 
Allerlei aus aller Well. 
Die Bergkirche von Annaberg wird erneuert. 
Die berühmte Bergkirche von Annaberg 
wird, wie in einer Kirchgemeindeversammlung 
von St. Annen bekannt gegeben wurde, in die 
sem Jahr erneuert werden. Die Arbeiten wer 
den einen Kostenaufwand von 9000 JljH ver 
ursachen, die aus dem Reinhardt-Programm 
und aus Mitteln des Landeskirchenamts ge 
deckt werden. 
Die Macht der Kleinsten 
zeigt sich vor allem bet Bakteriengiften. So 
wurde gefunden, daß Tetanustorin, das Gift 
des Erregers des Wundstarrkrampfes, noch in 
einer Verdünnung von ein zehnmillionstel 
Neuschaffung bäuer 
licher Frauenlrachlen. 
Im Nahmen einer Arbeits 
tagung der im Reichsnähr 
stand zusammengefaßten 
Frauen in Berlin wurden 
auch mehrere neugeschaf 
fene eigenständische Trach 
ten vorgeführt, von denen 
unser Bild eine Gruppe 
mecklenburgischer Trachten 
zeigt. 
Gramm eine Maus tötet, ö. h. 1 Gramm dieses 
Giftes tötet 10 Millionen Mäuse. — Ebenso 
vermag die Ausstrahlung des Radiums —* 
Emanation genannt — in einer Verdünnung 
1:20 000 000 000 (20 Milliarden) das stillste 
hende Herz eines Warmblütlers wieder zum 
Schlagen zu bringen. 
Schwarzgrauer Himmel in 22 Klm. Höhe. 
Die Ergebnisse des „Sirius"-Aufstieges. 
Die Besatzung des verunglückten russischen 
Stratosphären-Ballons hat nach den aus 
Moskau eintreffenden Berichten bis zum Tode 
Messungen durchgeführt. Diese wurden in 
einer Höhe vo »8500 Meter begonnen, im Auf 
stieg bis zu 22 000 Meter fortgesetzt. Im Ab 
stieg hören sie bei 12 000 Meter auf. Bedeutsam 
erscheinen 27 Hessungsergebnisse, die auf der 
Farbenskala durchgeführt wurden. In 8500 
Meter Höhe war der Himmel blau, in 11000 
Meter dunkelblau, in 13 000 Meter schon tief 
violett, in 19 000 tiefviolettblau, in 21000 Me 
ter schwarzviolettgrau und in 22 000 Meter 
schwarzgrau. Die Beobachtungen, die gegen 
wärtig vom Moskauer Staatlichen Optischen 
Institut ausgewertet werden, wurden nach 
dem Bordtagebuch in 12 000 Meter Höhe, ver 
mutlich kurz vor der Katastrophe, eingestellt. 
Auch die anscheinend ganz reine Berg-, 
Wald- oder Seeluft enthält viel größere Men 
gen feiner Staubteilchen, als man glaubt. In 
den Städten ist aber die Luft geradezu un 
glaublich mit Ruß und Staub gesättigt: In 
London hat man jetzt durch Untersuchungen 
festgestellt, daß nicht weniger als 290» Kilo 
pro qkm im Laufe eines Jahres fallen. 
Ter mSeSaniite MW Arbeiter 
Von Heinz L o h m a n n. 
Aus dem Werk: „SA. räumt auf." 
Am anderen Morgen strampelte ich per Rad 
nach Milspe im blauen Kittel und mit etwas 
beklommenen Gefühlen Telegraphenstangen 
standen ja genug längs der Straße. 
Aber da hatte man nun sein Abitur und 
noch ein paar Semester studiert, hat auch oft 
genug im Vorbeigehen so eine Kolonne bei der 
Arbeit gesehen — und weiß nicht mal, wie 
diese Dinger von der Stelle bewegt, wie sie 
überhaupt angefaßt und eingesetzt werden. 
Und wie meine Arbeitskollegen mich wohl 
aufnehmen würden? Tatsächlich hätten die 
Eingeborenen einer fernen Insel irgendwo im 
Weltmeer mir nicht fremder erscheinen kön 
nen als diese deutschen Arbeiter. Dieser Ein 
druck beruhte auf Gegenseitigkeit, auch ich 
wurde mißtrauisch betrachtet. Das war mir wie 
ein Stich in die Seele, besonders wenn ich dar 
an dachte, daß ich schon lange Jahre Mitglied 
einer „Arbeiter"-Partei war! Da stimmte doch 
irgend was nicht? Nun, zuerst hatte ich noch 
keine Zeit, lange nachzudenken, sondern mußte 
praktisch mit meiner Lage fertig werden. Daß 
ich es war, der sich in allem und jedem anzu 
passen hatte, das war mir vom ersten Augen 
blick an sonnenklar. So sehr mich meine Unge 
schicklichkeit im Umgang und bei der Arbeit 
schmerzte, so sehr imponierten mir meine Kol 
legen. Nicht nur, weil sie die verschiedenen 
Handgriffe bei der Arbeit so vollkommen be 
herrschten — auch in allen ihren übrigen 
Aeußerungen lag so etwas Festes, Geschlosse 
nes und Sicheres, um das ich sie beneidete. 
>!eder Schritt, jeder Griff,, jeder Blick und je- 
bes Wort von ihnen waren „richtig". 
Ich aber war durchaus noch nicht „richtig". 
Stamm von sieben Meter Länge auf der 
Schulter ließ meine Knie wanken und brachte 
Nlich aus der Puste. 
„Nu kieke mal, der kann noch nicht emal die 
Bohnenstange tragen", hieß es. 
„Das hab ich gesehen, daß du mit den Din 
gern wie mit Streichhölzern spielst." 
So war meine etwas bissige Antwort, die 
den Fopper zum Einlenken brachte. 
„Na, na, Jungchen! So böse war det nich 
gemeint." 
Von der ungewohnten Arbeit bekam ich bald 
Blasen an den Händen, die aufplatzten, blute 
ten. Wie das brannte! Ich ließ niemand was 
merken, arbeitete mit Schippe und Hacke an 
den zwei Meter tiefen Pfahlgruben weiter. 
„Nu laß mich mal", kam der Vorarbeiter, 
ein feiner Kerl, an mich heran. „Mit der Wüh 
lerei machste dich bloß kaputt." 
„Nee, danke. Geht schon." 
Und es ging. 
Mußte ja gehen, wenn ich die ersten Abende 
auch verzweifelt ins Bett fiel. Meine Mutter 
saß neben mir, strich mir übers Haar, weinte 
auch einmal, wenn sie mich schlafend glaubte. 
Eines Tages stellte sie das Läutewerk des 
Weckers ab. Ich sollte Schluß machen. Ich du 
selte so vor mich hin. Einverstanden! Wär' 
nett, wenn man mal wieder ausschlafen 
könnte! Aber dann stellte ich den Zeiger doch 
wieder auf fünf Uhr, war am andern Morgen 
pünktlich bei der Arbeit. Der innere Schlapp 
schwanz war überwunden. 
Der erste Wochenlohn stärkte mein Selbst 
bewußtsein gewaltig. Ich hatte mich eingear 
beitet, und mit meinem Vorarbeiter Eugen 
Eckhoff verband mich so was wie eine stille 
Freundschaft. 
Länger kannst du die Kollegen nun nicht 
im unklaren lassen, dachte ich, das wäre feige, 
und steckte ein paar Nazi-Zeitungen zu mir. 
Ich fühlte mich ja schon so sicher! Mein 
Freund Eugen sah das Papier denn auch gleich 
aus meiner Tasche hervorragen, zog es ganz 
heraus. 
„Wer hat dir denn die angedreht, Junge?" 
„Die hab ich extra für dich mitgebracht, 
Eugen." » 
Er pfiff durch die Zähne, nickte vor sich hin, 
um den Mund ein bitteres Lächeln, das mir 
an die Nieren ging. 
„Junge, Junge! Also so einer biste? Hättest 
das gleich sagen sollen. Eben hat man dich so'n 
bißken gern, und da kommste mit den Mist an. 
Pfui Deibel —" 
Ich hätte heulen können. 
Eckhoff wandte mir den Rücken, aber die 
Szene war nicht unbemerkt geblieben. Die 
ganze Kolonne kam zusammengelaufen, nur, 
um den Nazi zu sehen. 
„Fein haste das gemacht! Erst schmuste dich 
bei uns an, he? Trainierst woll auf'n Spitzel, 
wat?" 
Und nun folgte eine Lange Reihe der un 
glaublichsten Lügen über uns Nationalsoziali 
sten. Fehlte nur noch die Behauptung, daß wir 
Menschenfresser wären! 
„Alles Schwindel von euern Bonzen", wi 
dersprach ich. 
Da ging es los. 
Dämlicher Kerl! 
Ehrlichen Proleten die Arbeit wegnehmen? 
Wenn du noch ein Wort über unsere Jenos 
sen zu meckern hast, hau'ck dir eins in de 
Fresse! 
„Ich bin genau so ein Prolet, schiebe ebenso 
Kohldampf wie ihr", begehrte ich auf. 
„Kohldampf is gut", lachte der Wortführer. 
„Ihr und Kohldampf! Ausbeuter seid ihr! Und 
weißte, wer ich bin? Ich bin hier Betriebsrat, 
verstehste?" 
„Deshalb kannste doch mal in eine von un 
sern Versammlungen kommen. Ehrliche Pro 
leten findste da auch, wenn sie auch nicht so 
blöd wie bei euch sind." 
„Wer ist blöd?" 
Da hatte ich auch schon ein paar Ohrfeigen 
weg, die sich sehen lassen konnten. Aus meiner 
dicken Backe spuckte ich Blut. 
„So eine Feigheit", keuchte ich. 
Nun war es mit der Ruhe des Betriebsrats 
zu Ende. Mit zwei anderen stürzte er sich auf 
mich und verdrosch mich nach Strich und Fa 
den. 
„Du Hund willst uns hier anstänkern? Die 
Knochen im Balg zerschlagen wir dir." 
Als der Hagel der Faustschläge endlich nach 
ließ, nahm ich einen Schemel auf und ver 
suchte damit loszuschlagen. Das nmx Mar ab 
solut sinnlos, hatte aber eure unerwartete 
Wirkung. Als ich abermals am Unterliegen 
war, sprang plötzlich Eugen Eckhoff dazwischen. 
„Ihr feigen Sauhunde, ihr! Da hat der 
Junge ganz recht. Drei gegen einen —" 
Einer meiner Gegner flog krachend in eine 
Ecke der Frühstücksbude, daß mir um den Be 
treffenden angst und bange wurde. 
„Komm, Heinz! Laß mal die Idioten!" 
Dann zog mein Freund mich aus der Bude 
und beiseite und faßte mich bei der Jacke. 
„Nu willst di rmal wat sagen, Junge. Laß 
de Finger von de Pulletik, wenn de nich willst, 
dat se dich dat nächste Mal ganz dotschlagen sol 
len. Haste verstanden? Dat überleg dir!" 
Ich gab nicht nach. 
Aber jetzt begann eine schlimme Zeit für 
mich. 
Bis eines Tages der Herr Betriebsrat wie 
der einmal bei meiner eben ausgeschachteten 
Pfahlgrube so nahe an den Rand trat, daß sie 
einstürzte. Alle Arbeit umsonst? 
Diesmal nicht, denn im Nu hatte der rote 
Oberbonze eine Ohrfeige sitzen, die nicht schlecht 
war. Hinter ihm stand mein Freund Eugen, 
der uns beobachtet hatte. 
„Du dreckiger Schweinehund! Du willst den 
Jungen bloß aufschwänzen! Ne große Fresse 
haste, aber selbst biste so faul, wie du lang bist! 
Wer dem Jungen noch mal 'nen Streich spielt, 
bekommt's mit mir zu tun." 
Glücklicherweise hatte der Sprecher auch die 
Figur danach, so etwas sagen zu dürfen. Von 
nun an hatte ich Ruhe. 
Und nun kam der Umschwung. Statt Haken- 
kreuzling und Nazischwein, wie anfangs, hieß 
es bald „unser Junge". 
Und Fritze Gerhards, der mich mit verprü 
gelt hatte, fragte mich nach 'ner nationalsozia 
listischen Versammlung, er wollte „sich den 
Rummel wenigstens mal anfchn". Wir tran 
ken Brüderschaft.
	        
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