Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

jcöce Zugeständnis au Leutjchtand ein unver 
zeihlicher Fehler wäre, und daß man unbedingt 
nach Genf zurückkehren müsse. 
Ter „Excelsior" glaubt, die 
Zorderungen Mussolinis 
in folgenden S Punkten zusammenfassen zu 
können: 
1. Der deutschen Fordernng nach Gleich 
berechtigung müsse Rechnung getragen werden. 
2. Da diese Gleichberechtigung gegenwärtig 
nicht durch Abrüstung zu erreichen sei, müsse 
man eine beschränkte Aufrüstung des Reiches 
hinnehmen, weil diese besser sei als einer un 
begrenzten Aufrüstung ohne Kontrolle und 
ohne Sanktionen zuzusehen. 
3. Deutschlands Standpunkt richte sich darauf, 
daß es eine Einkreisung durch die stark gerüste 
ten Mächte befürchtete. 
4. Aus reinen verständlichen Prestigegrün 
Russische Vorsichtsmaßnahmen gegen Japan 
im Fernen Osten. 
Die letzte Sitzung des Zentralvollzugskomi 
tees in Moskau befaßte sich gestern ausschließ 
lich mit Fragen der gespannten Lage im Fer 
nen Osten.. Der Moskauer Rundfunk übertrug 
die letzte Sitzung, bei der zunächst einmal das 
Militärbudget für die Rote Armee für das 
Jahr^1934 ohne jede Diskussion und ohne die 
Veröffentlichung der einzelnen Posten einstim 
mig angenommen wurde. Bei einer Rede, die 
Kalinin, der russische Staatspräsident, dann 
hielt, wurde der Plan unterbreitet, nach dem 
die Nahrnngsunttckversorgung des sowjeti 
schen Fernen Ostens im nenen Jahr reorgani 
siert werden soll. Für den Fernen Osten ist 
jede Nahrnngsmittelbeschränknng jetzt offiziell 
den könne Deutschland, das im Innern geeint aufgehoben worden. Es sollen größere Mengen 
iflt sot »* st L . if . .. I Ai .in 5i„*i . ... L - r . 
ļ'et, keine Unterliegenheit auf internationalem 
Gebiet ertragen. 
8. Ter neue deutsche Staat brauche eine 
Militärmacht oder andere Macht, um die po 
litische Reform und den Kampf gegen den 
.Kommunismus durchführen zu können. 
5ir John Simon 
soll dem Blatt zufolge auf diese Forderuugen 
wie folgt geantwortet haben: 
1. Ist es nicht zu befürchten, daß eine erste 
Etappe der Aufrüstung Deutschlands zu einer 
zweiten oder dritten führen müsse? 
Getreide noch von der vorjährigen Ernte so 
fort in verschiedene Gebiete des Fernen Ostens 
abgesandt werden. Gleichzeitig will die Sow 
jetregierung eine Abwanderung der Bevölke 
rung aus anderen Gebieten der Sowjetunion 
nach dem Fernen Osten begünstigen. Alle diese 
Beschlüsse standen völlig im Zeichen der ge 
spannten Lage an der mandschurischen Grenze. 
Im Zusammenhang damit wurde auch der 
Plan dem Zentralexekutivkomitee mitgeteilt, 
nach dem in der Sowjet-Mongolei neue große 
Werke der Schwerindustrie errichtet werden 
sollen, besonders Werke, die das Transport- 
_ 2. Ist es nicht möglich, alle auf der Abrü- I wesen an der russisch-mandschurischen Grenze 
stungskonferenz vertretenen Mächte dazu zu 
bewegen, ein Abkommen zu unterzeichnen, 
das auf der Aufrüstung Deutschlands begrün 
det sei. 
3. Die Einkreisung Deutschlands sei vorläu 
fig nur eine Hypothese und würde nur Wirk 
lichkeit werden, wenn das Reich aufrüste 
4. Sei es fraglich, ob man die Abrüstung nach 
besonderen Prestigefragen beurteilen und be 
gründen könne. 
3. Tie Wortführer des Reiches hätten immer 
wieder erklärt, daß der Kommunismus endgül 
tig besiegt sei. 
Der „Excelsior" weist abschließend darauf 
hin,'daß Mussolini und Sir John Simon aber 
der unbedingten Entschlossenheit der französi 
schen Rcgierilng Rechnung tragen müßten, die 
an den Vorschlägen festhalte, die sie am 1. Ja 
nuar der Reichsregierung habe unterbreiten 
lassen. 
* * * 
Frankreichs Hand im Spiel. 
Die RiilGiilitenMilk SlMjet- 
Wrnid; mid Polens. 
Ablehnung in Finnland. — 
Estland weiß von nichts. 
DNB. Helsingfors, 4. Jan. Wie die finnische 
Zeitung „Uust Suomi" meldet, haben Rußland 
und Polen am 23. Dezember den drei baltischen 
Staaten und Finnland mitgeteilt, daß Sow- 
jetrußland und Polen mit einer gemeinsamen 
Erklärung hervortreten werden. In der Erklä 
rung würde gesagt werden, daß die Selbstän 
digkeit der baltischen Staaten für Rußland und 
Polen von so außerordentlicher Wichtigkeit sei, 
daß Rußland und Polen bereit seien, in dem 
Fall, daß die Unabhängigkeit der baltischen 
Staaten und Finnlands gefährdet erscheine, 
die notwendigen Vorkehrungen dagegen zu 
treffen. Die Sowjetregierung und die Regie 
rung Polens hätten gleichzeitig bei den balti 
schen Staaten und bei Finnland angefragt, ob 
sie damit einverstanden seien, wenn Sowjet 
rußland und Polen eine derartige Erklärung 
veröffentlichen würden. Insbesondere sei von 
Finnland eine beschleunigte Antwort verlangt 
worden. In dieser Sache sei die finnische Re 
gierung am 27. Dezember zu esner Sitzung 
zusammengetreten. Wie verlautet, lehnt die 
finnische Regierung den russisch-polnischen 
Vorschlag ab. Finnland erachte eine derartige 
Erklärung für unnötig, da der finnischen 
Selbständigkeit von keiner Seite aus Gefahr 
drohe. 
DNB. Reval, 4. Jan. Zu den Meldungen 
über eine angebliche Aktion Sowjetrußlands 
und Polens zur Neutralisierung der baltischen 
Staaten und Finnlands erklärt der estlänöische 
Außenminister Seljamaa am Donnerstag auf 
Anfrage, dem estlänöischen Außenministerium 
sei nichts davon bekannt, daß die Sowjetunion 
und Polen die Neutralisierung der baltischen 
Staaten fordern wollen. Auch hätten sich die bal 
tischen Staaten mit keinerlei Vorschlügen an 
Estland gewandt. 
polen und das „Sicherheitssystem" 
im Osten. 
DNB. Warschau, 5. Jan. (Eig. Funkm.j Die 
polnische Presse veröffentlicht ausführlich das 
vom „Daily Herald" verzeichnete Gerücht über 
die Schaffung eines Sicherheitssystemes im 
Osten Europas, enthält sich jedoch jeder 
Stellungnahme. Auch von amtlicher polni 
scher Seite liegen noch keinerlei Aeußerungen 
vor. Die durch das Deutsche Nachrichten-Büro 
verbreitete Berliner Auslaffung wird insdcs 
wörtlich zitiert. 
sicherstellen sollen. Dieser Beschluß sieht na 
mentlich den Bau neuer, strategisch wichtiger 
Eisenbahnlinien in der Sowjet-Mongolei und 
an der russisch-mongolischen Grenze vor. Auch 
diese Vorschläge wurden sämtlich ohne jede 
Diskussion angenommen. 
* 
Der „Daily Herald" hatte eine Mitteilung 
seines diplomatischen Korrespondenten ge 
bracht, der zufolge in Moskau und Warschau 
an ein umfangreiches Sicherheitssystem ge 
dacht werde, durch das den deutschen Ausdeh- 
nungsplänen nach Osten Schranken gesetzt wer 
den sollten. Hierzu erfahren wir von unter 
richteter Seite: Die Londoner Meldung des 
„Daily Herald" über gewisse Aktionspläne der 
Russe» und Polen in den Randstaaten mit 
einer Spitze gegen Deutschland dürften den Ab 
sichten maßgebender Kreise in den beiden Län 
dern entsprechen. Trotz der wiederholten Er 
klärungen des Herrn Reichskanzlers und son 
stiger maßgebender Stellen der Reichspolitik 
werden immer wieder dieselben fadenscheini 
gen Vorwände zum Anlaß genommen, um die 
friedliebende Politik Deutschlands zu verdäch 
tigen. Jetzt wird mitgeteilt, der Herr Reichs 
kanzler habe angedeutet, er werde Polen einen 
Nichtangriffsvertrag anbieten, vorausgesetzt, 
daß Polen bereit sei, Deutschland in der Zu 
kunft Möglichkeiten zur Ausdehnung über 
nichtpolnisches Gebiet zu geben. Es bedarf kei 
ner Betonung, daß derartige Unterstellungen 
nichts als bewußte Redereien sind, an denen 
kein wahres Wort ist. 
Das erste Originalbild von der entseuchen Katastrophe. 
Eine Nachtaufnahme der Trümmer des eingestürzten Förderturmes. 
Der Führerausschuß der rumänischen Libe 
ralen hat den früheren Finanzminister Con 
stantin Bratianu zum Präsidenten der Partei 
ernannt. 
Bisher 17 Tele aus dem Schucht M]m 
geborgen. 
Prag, 4. Jan. In den Abendstunden wur 
den aus dem Schacht Nelson weite 5 tote Berg 
leute geborgen, so daß die Zahl der geborgenen 
Leichen sich auf 17 erhöht. Die Leichen waren 
nur noch ein Häuflein verbrannter Knochen. 
Nach einer Meldung tschechoslowakischer Blät 
ter bemerkte Innenminister Tscherny, der in 
der Nacht auf Donnerstag an der Unglücks 
stätte erschienen war, daß überhaupt kein 
Staatsbeamter des Revrerbergamtes zugegen 
war. Er ließ die Beamten suchen und stellte 
fest, daß sich die Beamten in ihre Wohnungen 
begeben hatten. Der Minister bestellte alle Be 
amten des Bergamtes sofort an die Unglücks 
stätte und sprach ihnen seine Verwunderung 
aus, daß Staatsbeamte, die mit der Kontrolle 
des Reviers betraut sind, zur Zeit einer sol 
chen Katastrophe ruhig nach Hause gehen kön 
nen und sich dort schlafen legen. 
Oer Zug des Todes... 
Chronik der größten Grubenunglücke. 
10. 3. 1006: Brand in den Kohlengruben von 
Courrieres (Noröfrankreich) ; 1219 Tote, 
bei den Rettungsarbeiten werden weitere 
17 Bergleute getötet. 
12. 11. 1908: Kohlenstaubexplosion auf Zeche 
Radbvd bei Hamm,' 360 Bergleute tot. 
21. 12. 1910: Bei einer Explosion in der Hul- 
ton-Grube in England verbrennen 330 
Bergleute. 
31. 1.1923: Explosion in der Heynitz-Grube bei 
Beuthen,' 112 Tote. 
11. 2. 1925: Kohlenstaubexplosion in der Zeche 
Zeche Minister Stein bei Dortmund,' 135 
Tote. 
9. 7.1930: Kohlcnsäureeinbruch in der Wenzes- 
laus-Grube bei Neurode (Niederschlesien),' 
151 Tote. 
21. 10. 1930: Schlagwetter-Katastrophe in Als 
dorf,' Einsturz des Fördergerüstes, 263 To 
desopfer. 
25. 10.1930: Kohlenstaubexplosion in der Gru 
be Meybach im Saargebict,' 106 Bergleute 
getötet. 
* <î * 
Schwerer MWrŞerk- 
uiifļtM im Elsaß. 
DNB. Paris, 5. Jan. (Eig. Funkmeldung.) 
In der Nähe von Urbeis (jetzt Orbey), das 
westlich von Kolmar liegt, hat sich ein schweres 
Wasserkraftwerkunglück ereignet. Der Damm 
eines zu dem dort gelegenen Wasserkraftwerk 
gehörigen Kanal ist gebrochen, wodurch die 
ganze Umgegend überflutet wurde, Nach «och, 
unbestätigten Meldungen hat das gesamte Per 
sonal des Kraftwerkes den Tod gefunden. Das 
Dorf Urbeis soll ebenfalls von den Fluten be 
droht sein. Die Feuerwehren und die Garnison 
von Kolmar sind an der Nnglücksstelle. Die 
Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt. 
* 
Das Wasserkraftwerk liegt zwischen dem so 
genannten Weißen und dem Schwarzen Sec. 
Der letztgenannte Sec ist etwa 100 Meter höher 
gelegen. In der vergangenen Nacht ist nun 
der Verbiudungskanal zwischen de» beiden 
Seen gebrochen und in ganz kurzer Zeit hatten 
die herunterstürzenden Wassermassen das 
Kraftwerk vollkommen überschwemmt. 
Neun Personen ertrunken. 
DNB. Paris, 5. Jan. (Eig. Funkmeldung.) 
Wie zu dem Ueberschwemmungsunglück bei 
Urbeis in der Nähe von Kolmar ergänzend 
verlautet, sind neun Personen in den Fluten 
umgekommen, darunter der Direktor und der 
leitende Ingenieur des Wasserkraftwerkes. 
Nur zwei Arbeiter konnten noch im letzten 
Augenblick gerettet werden. Da Gefahr besteht, 
daß die im Tat gelegenen Gehöfte ebenfalls 
von den Wassermassen erreicht werden, hat der 
Präfekt die sofortige Räumung angeordnet. 
Trotz der Schnelligkeit der Hilfsarbeiten be 
fürchtet man einen Bruch der Teiche. Die 
Arbeiten des Militärs und der Feuerwehr 
werden durch den Schnee erschwert, der etwa 
1 Meter hoch liegt. Der durch die Ueber- 
schwemmung der Kraftwerksanlagen angerich 
tete Sachschaden soll sich auf mehrere Millio 
nen belaufen. 
* * * 
MlàlaMg der Aeichsleitung 
der imm 
DNB. München, 4. Jan. Im Braunen Hans 
traten am Donnerstagvormittag unter dem 
Vorsitz des stellvertretenden Führers die 
Reichsleiter, die Amtsleiter der obersten Lei 
tung der PO. und die Gebietsinspekteure zu 
einer Tagung zusammen. 
Die Tagung begann mit einer Besprechung 
der Reichsleiter, in der neben internen Fra 
gen der Parteileitung und Parteiorganisation 
insbesondere auch die Ausgestaltung des Ver 
hältnisses von Partei und Staat eingehend be 
handelt wurde. 
In der sich anschließenden gemeinsamen Sit 
zung der Reichsleiter mit den Gebietsinspek- 
teuren und den Amtsleitern der obersten Lei 
tung der PO. erstatteten die Gebietsinspekteure 
Bericht über die Entwicklung des Parteilebens 
in den einzelnen Gebieten des Reiches. 
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden 
insbesondere behandelt, die Frauenfrage unter 
Zurückweisung kleinerer Gesichtspunkte und 
das Verhältnis der NS.-Frauenschaft, weiter 
organisatorische Probleme der Ausgestaltung 
des Arbeitsdienstes sowie eine Reihe wichtiger 
parteiorganisatorischer Fragen. Reichsschatz 
meister Schwarz teilte dabei mit, daß die letzte 
Million Aufnahmeanträge aus dem April v. I. 
bis zum 1. März 1934 ihre karteimäßige Erle 
digung finden werde. Mit einer Aufhebung der 
vorläufigen Mitgliedersperre sei vorerst nichk 
zu rechnen, da zunächst infolge des Millionen 
zuwachses eine Sichtung und Säubernngs- 
aktion in Aussicht genommen sei. 
ào'Şmsalisn der ņeèchssrsşiaganda- 
Mnm der MW. 
DNB. München, 4. Jan. (Eig. Funkmeld.) 
Der „Völkische Beobachter" meldet: Der 
Reichspropagandaleiter der NSDAP., Reichs 
minister Dr. Goebbels, hielt in München 
eine Besprechung im Rahmen der Reichspro 
pagandaleitung der NSDAP, ab, in der die 
organisatorischen Maßnahmen der Propaganda 
für das Jahr 1934 festgelegt werden. U. a. 
wurde die Neuorganisation der Reichspropa- 
gandaleitung und ihrer Gliederungen ein 
gehend erörtert und die Ausgestaltung der be 
reits festliegenden Großaktionen. Der Be 
sprechung wohnten außer dem stellvertreten 
den Reichspropagandaleiter, Pg. Hugo Fischer, 
und dem Abteilungsleiter für aktive Propa 
ganda, Pg. Walter Schulze, der Landesstellen 
leiter der Landesstelle Bayern des Rcichs- 
ministeriums für Volksaufklärung und Pro 
paganda, Pg. Otto Nippold, bei. 
* * ♦ 
kolonisier! in Miln. 
Nachdem die Abessinische Regierung Japan 
eine Konzession ans 1600 000 acres Siedlnngs- 
land gewährt hat, haben die Japaner mit der 
Kultivierung der ersten 1000 acres für Baum- 
wvlle den Anfang gemacht. Die Ausbreitung 
des japanischen Einflusses in Afrika muß als 
der Beginn einer japanischen Vorherrschaft un 
ter den europäischen Kolonialstaaten in Afrika 
angesehen werden. Mit der abessinischen Kon 
zession verbindet Japan zugleich den Gedan 
ken der Industrialisierung des Konzessions- 
gcbiets. 
Scharfe Opposition gegen den österreichischen Bischofshirtenbrief. 
Eine Wendung, wie fie zu erwarten 
war. 
Wie der österreichische Pressedienst mitteilt, 
hat der Hirtenbrief, mit dem der österreichische 
Episkopat gegen den Nationalsozialismus zu 
Felde ziehen wollte, auch in Oesterreich ein 
Echo gefunden, das die österreichischen Bischöfe 
jedenfalls nicht erwartet hatten. Nach ver 
schiedenen Meldungen ans dein rein katholi 
schen Bundesland Salzburg versagte die 
katholische Bevölkerung den politisierenden 
Hirten die Gefolgschaft. In Anthering ver 
ließen die Bauern während der Verlesung des 
Hirtenbriefes die Kirche. In Gröüig entstand 
bei der Verlesung in der Kirche ein so lautes 
Husten und Gemurmel, daß kein Wort ver 
standen werden konnte. In Lamprechtshausen 
kam es in der Kirche bei der Hirtenbrief- 
Verlesung zu lauten Mißfallenskirndgebungen 
gegen die Bischöfe. Es wurde sogar gepfiffeu. 
In der Nacht zum 31. Dezember wurde hier 
aus einer sehr hohen Pappel eine mächtige 
Hakenkreuzfahne gehißt. In Zell am See ver 
ließ, als der Hirtenbrief verlesen wurde, 
gleichfalls ein großer Teil der Kirchenbesucher 
bei den Ausfällen gegen den Nationalsozialis 
mus ostentativ das Gotteshaus. In Puch 
(Tennengaul flatterte als. Antwort auf den 
Hirtenbrief am Silvestertag vom Kirchturm 
eine 8 Meter lange Hakenkreuzfahne. In 
Hunösöorf (Gemeinde Bruck an der Glöckner- 
straße) hat sich der Franziskanerpater, der den 
Auftrag erhielt, den Hirtenbrief bekanntzu 
geben, geweigert. Er erklärte, daß er aus 
gesprochene Parteipolitik, nicht von der Kanzel 
herab betreiben könne und wolle. Der Pater 
wurde daraufhin sofort nach Marburg an der 
Dran strafversetzt. 
* 
Es gehört zu den größten Verhängnissen der 
Kirche, daß sie sich immer wieder in die politi 
schen Verhältnisse der Staaten eingemischt hat 
und damit ihrer wirklichen Aufgabe untren 
geworden ist. Es ist im Interesse der kirchlich 
religiösen Entwicklung zu bedauern, daß auch 
jetzt wieder Bischöfe es für richtig hielten, sich 
in parteipolitische Verhältnisse zu mischen, die 
sie in ihrer kirchlichen Stellung nichts angehen. 
Wenn also eine kritische Antwort erfolgt ist, so 
müssen sich die Bischöfe Oesterreichs merken, 
daß sie die Folge ihrer eigenen verkehrte« Hand 
lung ist, bei der sie eine Unterstützung christlich 
eingestellter Kreise in keiner Weise finden 
werden. , ^
	        
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