Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

127. Latzrgang. 
Schleswig 
127. Fahrgang. 
RenösbuWLL Tageblatt 
N-z«gSp»ļ«î Ausgabe A Reichsmark 1.75 monatlich: Ausgabe v einfchl. Illustriert« Wochenbeilag, 
Reichsmark 2.M. zuzügl.Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg.. auswärts 15 Rpfg., Sonnabends 15 Rptg. 
SchrifLeftnng und Geschäftsstelle: Rendsburg. Bahnhofstraf,e Nr. 12/16. Fernsprecher Nr. 2551. 
Lelegramm-Adr.r »Landeszeitung*. Postscheck: Hamburg 16278. Banken: Reichsbank; Westholsteinische 
Bank: Spar. und Leih-Kaffe; Schleswlg-Holsteinische Dank: Landkreditbank: sämtlich in Rendsburg 
âmMîchm 
von KiNUK-Drimslö. 
Am 15. Januar 1933 schritten die Wähler des 
Freistaates Lippe-Detmold zu den Urnen. 
Ganz Deutschland blickte auf diese „zweite Her 
mannsschlacht im Teutoburger Walde". D,e 
Wahlen sollten darüber entscheiden, ob der Na 
tionalsozialismus in Deutschland noch eine 
Zukunft habe. Als man am Abend des 15. Ja 
nuar die Stimmen auszählte, erlebten die mei 
sten eine peinliche Ueberraschung: beinahe 1« 
Prozent der Bevölkerung hatten sich trotz aller 
staatlichen Gegenmaßnahmen zu Adolf Hitler 
und zum Nationalsozialismus bekannt. 
Erst nach der Wahlniederlage in Lippe-Det 
mold sahen die verantwortlichen Leute der da 
maligen Schleicher-Regierung ein, daß die na 
tionalsozialistische Bewegung nicht mehr zu 
bändigen sei. Hoffte man bis dahin noch auf 
das „große Wunder", das eine Wandlung aller 
Verhältnisse herbeiführen könnte, so streckte 
man in Berlin nach dem Tage von Lippe-Det- 
molü resigniert die Waffen. Am 15. Januar 
fiel eine Vorentscheidung für Deutschlands 
Zukunft. 14 Tage später lenkte Adolf Hitlers 
Machtübernahme die deutsche Geschichte in 
neue Bahnen. 
Gedanken zur Zeitgeschichte 
Franz Schauwecker, der Dichter des 
„Aufbruch der Nation", der große Kriegs 
schriftsteller in den Werken „Das Front- 
buch" und „Der feurige Weg" ist einer 
der geistigen Führer des deutschen Na 
tionalsozialismus, wie wenige berufen, 
über das Führerprinzip Gültiges 
auszusagen. 
Führertum heißt Lösung und Bindung 
aller derjenigen Kräfte, welche das Geschick 
und die Geschichte einer Gemeinschaft, und 
das heißt einer Nation, bestimmen. 
Führertum heißt Verzicht auf das, was man 
„Popularität" nennt und was „Popu 
larität" ist. 
Führertum heißt Gleichgültigkeit gegenüber 
der Gunst der Masse. 
Führertum heißt Ausrottung der privaten 
Sehnsüchte und Wünsche der alltäglichen Zu 
fälligkeiten, der keinen Annehmlichkeiten und 
Erholungen. 
Führertum heißt Unbedingtheit und Unzer 
störbarkeit eines Glaubens und Hingabe an 
diesen Glauben. Das bedeutet, der Führer ist 
als zufälliger und privater Mensch aufgehoben 
in einer symbolhaften Ueberlegenheit und All- 
gemeingültigkeit. 
Führertum heißt Uebernahme der Verant 
wortung des Gesamtschicksals einer Nation. 
Führertum heißt sowohl Uebernahme 
der letzten Macht wie Gang in die 
Verbannung. Führertum heißt uneinge 
schränkter Sieg oder Niederlage des Kopfes 
auf dem Bock, der diesen Kops vom Rumpf 
trennt. 
Seit Bismarck hat es in Deutschland keinen 
Mann mehr gegeben, der imstande gewesen 
wäre, die entsäfteten-Kräfte der Nation zu 
lösen und die trächtigen Kräfte der Nation zu 
binden. Seit Bismarck hat es in Deutschland 
keinen Mann mehr gegeben, welcher es ver 
mocht hätte, Verantwortung für das 
Gesamtschicksal und damit Selbst- 
verzicht, Macht und damit Verzicht auf 
Wohlergehen, Willen und damit Verzicht auf 
Willkür, Können und damit Verzicht auf 
Lässigkeit — und das heißt dies alles zugleich 
wort „Freie Bahn dem Tüchtigen'" nichts an 
deres bedeutet als Korruption. 
Ueber das marxistische Führerideal, daß es 
also nur die ökonomischen Umstände gibt und 
weder Führung noch sonst dergleichen, ist wohl 
heute kein Wort mehr zu verlieren. Das 
marxistische Führerideal bedeutet die Auslie 
ferung jeder Persönlichkeit und jeder Kraft, 
die vollkommene Nivellierung durch die Will 
kür einer wilden, wütende«, rachsüchtigen und 
von Ressentiments getriebenen Masse, welche 
immer das vollkommene Gegenteil zum Volk 
ist. Damit hat eine Nation gar nichts zu schaf 
fen. Außer daß sie diese Vorstellung mit 
Stumpf und Stiel auszurotten hat, denn auf 
lösende und zerfressende Vorstellungen können 
ein Volk zerstören. Die Niederlage des Mar 
xismus ist ein Zeichen der unzerstörbaren 
Kräfte des deutschen Volkes. 
Nehmen wir ein bekanntes Wort, um mit 
all den Einschränkungen, die bei einem Schlag 
wort gegeben sind, das Führerprinzip einer 
Nation zu kennzeichnen, so können wir sagen: 
Männer machen die Geschichte. 
Künftighin wird es in Deutschland daraus 
ankommen, daß ein Mann die Geschichte macht. 
Diese Geschichte wird in einer innerpolitischen 
Verantwortung und in einer außenpolitische» 
Bestätigung bestehen. Deutschland bedarf so 
wohl der Würde der Arbeit als auch der Wur 
de der Ehre und der Würde des Glaubens. 
Die Erfüllung dieser dreifachen Würde wird 
Deutschland vor Schande und Unehre bewah 
ren, in die es in den letzten vierzehn Jahren 
gestürzt worden ist. Die Geschichte einer Na 
tion ist das Schicksal. 
einzig und allein durch die Ueberwindung der 
Widerstände und also durch das Leben erfolgen 
kann. Niemals aber dadurch, daß versprechen 
den Talenten alle Wege eingeebnet und mithin 
nivelliert iverden. Auf solch zubereitetem 
Wege vorwärtszukommen, ist für einen 
Dummkopf eine Kleinigkeit. Freie Bahn dem 
Tüchtigen, das bedeutet Ausnutzung von gu 
ten Beziehungen, Ausnutzung von Privat 
angelegenheiten, Ausnutzung von korrupten 
Verhältnissen, bedeutet mithin Liberalismus 
in Reinkultur. Davon haben mir Zeit unseres 
Lebens und Zeit unserer Enkel und U rente 
genug. Die Folgen haben wir von 1918 bis 
heute erlebt. Und daran sind wir beinahe zu 
grunde gegangen. Wenn wir nicht zugrunde 
gegangen sind, so ist das das Ergebnis der ge 
sunden Kraft des deutschen Volkes und nicht 
pmis mtf öm Varritmöm. 
Auch in den Bürgern der „Zweiten Repu 
blik" pulst das heiße Blnt ihrer revolutionären 
Ahnen. Die Lust, um der Freiheit und der 
Gerechtigkeit willen auf die Barrikaden zn 
steigen, läßt sich nicht unterdrücken. Und in 
jedem uniformierten Gendarmen sieht der 
französische Bürger gar zu gern einen Unter 
drücker und einen Feind aller Menschenrechte. 
So braucht man sich nicht darüber zu wun 
dern, daß auch jetzt nach der üblen Stavisky- 
Affäre Barrikadenlnst über Paris liegt. Und 
wenn stundenlang Straßenkämpfe die sonst so 
gelassene Seinestadt durchtobten, dann erin 
nert man sich etwa jener Tage, als der Pariser 
Pöbel nach den Ereignissen von 1789 hinaus 
nach Versailles zog, um sich des Königs zu be 
mächtigen. Die Blutszenen der Revolutionszeit 
unter Robespierre, Danton, Marat steigen 
wieder auf. Die französische Geschichte ist uner 
meßlich reich au Beispielen von Bürgerkriegen, 
die auf dem Straßenpflaster von Paris aus- 
gefochten wurden. Die Bürgerrevolution von 
1830, der Aufstand der Pariser Kommune nach 
der Niederlage des dritten Napoleon, die stür 
mischen Volkskundgebungen anläßlich des 
Dreyfußskandals — alles das legt Zeugnis ab 
für den revolutionären Drang, der nun ein 
mal in jedem Durchschnittsfranzosen steckt. 
Man soll die heurigen Straßenrevolten nicht 
tragischer nehmen als sie wirklich sind. Die Pa 
riser Bevölkerung scheint, um sich abzureagie 
ren, solche abrupten Unterbrechungen ihres 
bürgerlichen Daseins zu brauchen. 
* * * 
Srche MMmmmniWWde« 
in Mlijch-Gmyma. 
Georgetown, 13. Jan. (Eig. Funkmeld.) 
Die Regierung von Britisch-Guayana hat 
außerordentlich scharfe Notmaßnahmen zur 
Kontrolle der Lebensmittelpreise als Folge 
der schweren Schäden ergriffen, die durch die 
neuerliche Neberschwemmung dem Ernten- 
und dem Viehbestand zugefügt worden sind. 
Der Schaden wird auf ungefähr 300 000 Pfund 
geschätzt. Beinahe die Hälfte der Ernte gilt als 
vernichtet. Die Gebiete in der Nähe der Küste 
bilden einen großen See. Die Landstraßen sind 
vollkommen unbenutzbar und die Eisenbahn 
linien stehen unter Wasser. Tausende von 
Menschen haben ihre Wohnungen verlassen 
müssen. Menschenleben sind bisher nicht zu 
beklagen, aber es besteht die große Gefahr 
einer Hungersnot; die Gesundheit des Volkes 
ist durch die zahllosen Tierkadaver bedroht. 
Drei Segelschiffe und 8 Leichter sind im Hafen 
von Georgetown gesunken. 
Oesterreichs letzter Der'weiflrmgskarrrpf, 
Schärfste neue Unterdrûàngsmatznahmen durch Verhaftung der 
nationalsoziaUstischeu Führer Frauenfeld und Schattenroh und des 
HeimwshrfLhrers Graf Alberti. 
Wien, 12. Januar. Der Vizekanzler Fey, dem 
gestern abend die Leitung des gesamten Şicher- 
heitswesens übertragen wurde, erließ heute 
einen Aufruf an alle Angehörigen der Sicher 
heitsbehörden, der Staatsexekutive und des 
Freiwilligen Schutzkorps. Darin betont Vize 
kanzler Fey, er übernehme zum zweiten Male 
in schwerer Zeit die Führung des gesamten Si 
cherheitsdienstes und der Exekutive. Die Si 
cherheitsbehörden stünden vor schweren Aufga 
ben. Das bisherige Entgegenkommen der Re 
gierung sei von seiten politischer Desperados 
(??) schlecht gelohnt worden. 
Von amtlicher Seite wird in den Abendstun 
den mitgeteilt, daß die Verhaftung der natis- 
naljozialisiische» Führer Frauenfeld und 
Schattenfroh wegen offenkundiger Fortsetzung 
der Arbeit für die verbotene Nationalsoziali 
stische Partei erfolgt sei. Erhebungen gegen die 
beiden Verhafteten wurden eingeleitet. 
Die Verhaftung des dritten nationalsoziali 
stischen Führers Leopold wird bestritten. Gro 
ßes Aufsehen hat die wie üblich zunächst de 
mentierte Verhaftung des bekannten Heim- 
wehrführers von Niederösterreich, Gras Alber 
ti, erregt, da Graf Alberti in den weitesten 
Kreisen wegen seiner aufrichtigen deutschen 
Gesinnung bekannt ist. Weiter verlautet, daß 
in der letzten Nacht noch zahlreiche Verhaftun 
gen und Uebcrsnhrungen in das Konzentra 
tionslager Wollersdorf vorgenommen worsen 
sind. Die der Regierung nahestehende Presse 
eine Generalsäuberungsaktion innerhalb der 
gesamten österreichischen Beamtenschaft in Be 
tracht gezogen werde. 
Bon amtlicher Heimwehrseite wird zu der 
Verhaftung des Landesführers Graf Alberti 
mitgeteilt, daß Graf Alberti bei der polizei 
lichen Durchsuchung des Hauses des früheren 
Gauleiters Frauenfeld angetroffen morden sei. 
Graf Alberti sei darauf von seinem Posten zu 
rückgetreten. Der Bundesführer Starhemberg 
habe sofort eine Untersuchnng der Angelegen 
heit eingeleitet. 
4 Oesterreicher auf der Flucht niedergeschossen. 
DNB. München, 12. Jan. Der österreichische 
Pressedienst meldet: Wie nachträglich bekannt 
wird, sind als Opfer des Zusammenstoßes 
zwischen Angehörigen des österreichischen Ar 
beitsdienstes und der Bundespolizei in Kla- 
genfnrt vier Opfer zu beklagen, zwei Tote, ein 
Schwer- und ein Leichtverletzter. Die vier Op 
fer sind entgegen amtlichen Meldungen aus 
Oesterreich auf der Flucht von hinten nieder 
geschossen worden. 
DNB. Innsbruck, 13. Jan. (Eig. Funkmel 
dung.) Wie amtlich gemeldet wird, sind am 
Mittwoch in mehreren Orten Tirols Papier 
böller zur Explosion gebracht worden. Da 
durch ist in einigen Fällen größerer Sach 
schaden entstanden. Der Sicherheitsdrrektor 
für das Bundesland Tirol hat die Einliefe 
rung mehrerer Nationalsozialisten in das 
Konzentrationslager Wöllersdorf angeordnet. 
Unter den Eingelieferten befinden sich fünf 
daß I Rechtsanwälte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.