Schleswig-Heldern
Heels îlettdsbucņ
at. Hohenwestedt, 31. Tez. Ein Einbrecher
stattete in der letzten Nacht hier wieder einmal
zwei Wirtschaften einen Besuch ab. Er scheint
eine besondere Vorliebe für die Wirtschaften zu
haben, denn seit langer Zeit werden diese in
der Umgegend gelegentlich von ihm besucht. Im
„Holsteinischen Hause" hat er etwas Wechsel
geld vorgefunden, sonst hat er sich hier, wie im
Hotel „Erholung" mit Zigaretten und einigen
Getränken begnügen müssen. In der „Erho
lung" hat er die Ladenkasse leer gefunden, hat
dann versucht, die Kasse aus einem Spielappa
rat herauszuholen. 11 Schrauben hatte er be
reits herausgenommen, ist dann aber wohl
verscheucht worden. Auch im Park Wilhelms
höhe" hat er offenbar noch mal'einkehren wol
len, doch ist ihm öer Wächter des Hamburger
Wachkommandos auf die Spur gekommen, so
daß er mit einem Rad schleunigst verduftete.
Hoffentlich gelingt es bald einmal diesen Pa
tron zu fassen- er treibt schon lange genug sein
unsauberes Handwerk.
nr. Jnnien, 31. Dez. Die NS.-Volkswohl-
fahrt hielt am Freitagabend im Lokale von Pg.
Lipp, Jnnien, eine Tagung ab. Der Gruppen
walter Pg. Braasch-Jnnien gab ein Schreiben
öer NSV. bekannt, worin aufgefordert wird,
mehr für Werbung neuer Mitglieder einzu
treten. Dann wurde eine neue Verfügung ver
lesen wegen Uebernahme von Patenbricfen.
Das ist hauptsächlich für kinderlose Ehepaare
gedacht. Da die Ortsgruppe Jnnien bisher mit
an erster Stelle für die Winterhilfsspenden der
Ortschaften im Kreise Rendsburg steht, wird
sie auch hier nicht zurückstehen und es ist Aus
sicht vorhanden, daß mehrere Kinder durch die
Ortsgruppe betreut werden. Durch den Kassen
walter Pg. Jensen wurden die bisher gespen
deten Beträge der Winterhilfe bekanntgegeben.
Dann erinnerte der Gruppenwalter nochmals
an die Sammlung des Eintopfgerichtes am 7.
Januar und sprach zum Schluß einen besonde
ren Tank aus für alle Mithelfer, die sich bis
her hilfsbereit zur Verfügung gestellt haben,
um vielen zum Fest eine besondere Freude zu
bereiten. Der nächste Schulungsabend findet
am 9. Januar statt.
Heels Schleswig,
Oberschulrat Dr. Edert in Schleswig ist in
gleicher Amtseigenschaft mit Wirkung vom 13.
Dezember ö. I. ab an das Oberpräsidium
Magdeburg, Abteilung für höheres Schulwe
sen, versetzt worden.
Aus StapelUdkn
Die Freiwillige Feuerwehr Süderstapel be
schloß auf ihrer Jahresversammlung, das dies
jährige Wintervergnügen am 10. Januar bei
Fr. E. Ehlers Wwe. zu feiern, (rn.)
Aus Heäs Husutn
Husum, 30. Dez. Wegen Sittenverürechens
festgenommen. Der frühere Butterhänöler B.
von hier wurde wegen Sittenverbrechens an
Kindern verhaftet und ins hiesige Amtsge
richtsgefängnis eingeliefert. Der Festgenom
mene stand wegen eines ähnlichen Vergehens
bereits einmal vor Gericht, mußte damals je
doch wegen Mangel an Beweisen freigesprochen
werden.
Aus êideesiedè
Hz. Koldenbüttcl, 2. Jan. Winterfest des Va
terländischen Frauenvereins. Der Vaterländi
sche Frauenverein vom Roten Kreuz veran
staltete in Reimers Gästhof sein diesjähriges
Wohltätigkeitsfest, das sehr guten Besuch ge
funden hatte. Nach einem Vorspruch hielt Pa
stor Petersen die Festansprache. Der Männer
gesangverein Koldenbüttcl unter Leitung von
Lehrer Gardels-Delve hatte sich zur Verfügung
gestellt, und gab durch ganz ausgezeichnet vor
getragene Lieder Proben deutschen Gesanges.
Musikvorträge, eine Verlosung mit schönen
Gewinnen, und dann das Theaterstück: „Friede
im Haus" von den Kolöenbüttlern sehr gut ge
spielt, bildeten den Schluß des Winterfestes,
das einen guten Ueberschuß erbrachte, mit dem
viel Not gelindert werden kann.
Aus h&edļeiulaud
Bürgermeister Dr. Findeisen-
Westerland abberu'en.
Westerland (Sylt), 1. Jan. Der Landrat des
Kreises Südtondern hat die unterm 28. Sep
tember 1933 ausgesprochene Bestellung Dr.
Findeisens zum kommissarischen Bürger
meister der Stadt Westerland durch Verfügung
vom 29. 12. 1933 mit sofortiger Wirkung zu
rückgezogen und zugleich den Ersten Ratmann
Steen mit der sofortigen Uebernahme der Ge
schäfte beauftragt.
Die Entwicklung des Westerländer
Badeverkehrs.
mv. Westerland, 2. Jan. Der Jahresbericht
der Badeverwaltung gibt einen interessanten
Einblick in die Entwicklung des Westerländer
Baöeverkehrs im Jahre öer Umgestaltung
Deutschlands. Das Schlußergebnis kann in
Anbetracht der großen Umwälzungen auf so
vielen Gebieten und im Vergleich mit andern
Badeorten als durchaus befriedigend angese
hen werden. Selbstverständlich kann Wester
lands Wirtschaftsleben, das feit 1928 immer
härtere Einbuße erlitt, weil der Bäöerverkehr
als A und O der Wirtschaft die Erwartungen
nicht erfüllte, nur langsam durch Wiederauf-
bauarbeit in allen mit der Bäderwirtschaft zu
sammenhängenden Zweigen der Gesundung
zugeführt werden, aber das Jahr 1933 gibt für
diese Aufbauarbeit gute Richtlinien, und We
sterland hat die feste Zuversicht, daß mit dem
Werden des neuen Deutschlands auch seine Zu
kunft gesichert ist.
Gemeldete Gäste waren 1933 insgesamt
20 990 eingetragen gegen 22 696 im Jahre 1932,
d. h. 7,3 Prozent weniger. Der Durchschnitts
aufenthalt betrug aber 11,89 Tage gegen 14,21.
Als Kurgäste zählten 14 306 Besucher und als
Passanten 6684. Die Gesamtzahl der Ueber-
nachtungen betrug 210 349. Bei einer Bettzahl
von 6569 kommt also auf ein Bett eine Ueber-
nachtungsziffer von 32,5 Tagen. Die höchste
Anwesenheitszahl fiel auf den 17. August mit
5 769 Gästen (1932, 14. August mit 5800). Der
stärkste Ausflugverkehr, jedenfalls soweit er
bei der Strandkontrolle erfaßt werden konnte,
fiel auf den 13. August 1933 mit 689 Personen
gegen 397 am 17. Juli 1932. In erfreulicher
Weise konnte die Baöeverwaltung buchen, daß
sich in der Saison kein Unglücksfall ereignet
hat.
Die „Altsylter Tracht".
mo. Insel Sylt, 29. Dez. Die „Altsylter
Tracht" galt schon vor Jahrhunderten auf dem
Festlande als eine ganz eigenartige Beklei
dung, die in ihrer Eigenart ganz mit dem
Träger bezw. der Trägerin übereinstimmte.
Da man sie auf dem Festlande nur selten
sah, wurde sie viel bewundert, um so mehr,
wenn die Sylterinnen in dieser seltsamen
Tracht ihre Sylter Tänze aufführten. Bei Fest
lichkeiten an den Höfen der regierenden Für
sten bemühte man sich, solche Sylter Tänzer
innen und ihre Kunst gewissermaßen als
Schaustück den Gästen vorzuführen. So erhielt
am 26. April 1679 der Landvogt von Sylt vom
Schloß Schackenburg aus, wo der dänische
König sich zum Besuch aufhielt, folgenden Be
fehl: Eß wirdt auff Allergnädigstes Begehren
Die Seeräuber in Schwabstedl.
Jeder Schwabstedter weiß von den Seeräubern zu
erzählen, die in Hollbek, einer kleinen Schlucht,
einen Kilometer nördlich von Schwabstedl, ihre
Schätze, besonders eine goldene Kette von märchen
hafter Länge, vergruben. Jetzt ist Hollbek ein schö
nes Tal mit einem großen Karpfenteich und schö
nen Anlagen und Wegen, die ein Husumer Herr
hat herstellen lassen. Früher war es anders. Da
floß die Hollbek durch die Schlucht, die aus deu
großen Waldungen, die einen groben Teil der Feld
mark bedecken, ihre reichlichen Wasser sammelte und
weiter unten eine Wassermühle trieb, deren Stau
damm noch erhalten ist. Sie mündete dann in die
Treene, die damals noch Ebbe und Flut hatte und
bei hoher Flut darum vor der Mündung die Holl
bek schiffbar machte. Es steht geschichtlich fest, daß
die Seeräuber die Schiffe, auf denen sie flohen,'aus
Dornebüll holten, einem in den Fluten unterge
gangenen Dorf, das am Stapelholmer Ufer der
Treene ungefähr da lag, wo die Treene nach Nor
den umbiegt. Hollbek war also jedenfalls bcguem
von Dornebüll aus zu erreichen, und es ist durch
aus nicht unwahrscheinlich, daß die Seeräuber die
Schlucht zum Versteck ihres Raubes benutzten.
Es reizte mich nun zu untersuchen, inwieweit die
Sage geschichtlich nachweisbaren Grund hätte. Es
wurde mir mitgeteilt, daß rn einer Urkunde, einem
Stiftsbrief des Schleswigschen Bistums, etwas von
den Seeräubern in Schwabstedl berichtet würde; die
ser Stiftsbrief sei in einer Sammlung solcher
Stiftsbriefe enthalten, die den Titel Schwabstedter
Buch führe. Das Schwabstedter Buch aber ist in
dem Sammelwerk Monuments Westph. Band IV
Seite 312 ff abgedruckt. Die Bibliothek des Husu
mer Gymnasiums lieh mir freundlichst den großen
Folioband. Ich fand den Stiftsbrief. Er schien mir
Druckfehler zu enthalten, war auch unvollständig.
Daher benutzte ich eine Reise nach Kopenhagen, um
in dem Staatsarchiv daselbst das Original abzu
schreiben. Was mir dort vorgelegt wurde, war wohl
nicht die Urkunde selbst. Es fehlte das angehängte
Siegel, aber es war eine sehr deutlich geschriebene
vollständige Abschrift aus ältester Zeit in plattdeut
scher Sprache, die ich buchstäblich genau abschrieb.
Ich gebe sie in hochdeutscher Uebersetzung, da das
alte Plattdeutsch, das übrigens genau den Dialekt
widerspiegelt, den ich in Schwabstedl und Eiderstedt
oft hörte, viele alte. Unkundigen unverständliche
Ausdrücke enthält.
Protokoll des Dings in Schwabstedl von I486,
ins Hochdeutsche übertragen.
Wir Bunden (Freibauern) und Lansten (Lehns
leute) des Kirchspiels Schwabstedt bezeugen mit die
sem unserm Briefe, daß auf unserem gehaltenen
Dinge zu Schwabstedt in Gegenwart der ehelichen
Knappen Hinrich von Anefeldt, Gotzikos Sohn,
Amtmann des Stiftes Schleswig und Bollert Ru
mor, unseres Kirchspiels Bogt, der geladene Lo
renz Rese, bei siebenzig Jahre alt, in die vier
Dingstöcke geladen wurde. Der wurde gefragt, ob
ihm erinnerlich wäre, daß weiland Hartoch Breyde
das Schloß Schwabstedt von weiland dem seligen
Herrn Johann, Bischof von Schleswig, hätte und
ob er auch das Schloß demselben Bischof oder sei
nen Nachfolgern wieder überantwortete. Da sagte
derselbe Lorenz Rese, daß ihm wohl erinnerlich und
bekannt wäre, daß der ehrbare Hartoch das Schloß
von Bischof Johann hatte. In den Zeiten hielt
derselbe Hartoch viele lose Anrechte und Vitalien
(Seeräuber), die auf der See raubten. Das währte
lange Zeit. Da kam zu einer Zeit nach Schwabstedt
der selige hochgeborene Fürst und Herr, Herr Hin
rich, Herzog zu Schleswig, und an demselben Tage
kamen die von Hamburg, mit vielen Schiffen auch
nach Schwabstedt, die ehrbaren Herren und Haupt
leute von Hamburg, und beschuldigten den vor
genannten Hartoch, daß er die Bitalien und lose
Anrechte hielt, die den unschuldigen Kaufmann
schwer zu manchen Zeiten ihrer Schiffe und Güter
beraubten, und forderten, daß etliche auf die Burg
gehen möchten, damit sie ihre Güter, die ihnen auf
der See genommen wären, suchen möchten. Das
geschah so. Da sie in das Steinhaus kamen vor den
Keller, sahen sie Flachs und mancherlei Waren, die
dem Kaufmann auf der See genommen waren,
lind die Vitalien flohen mit den Schiffen weg, die
sie in Dornbüll genommen hatten, worüber so viel
Gerede ging. Da sprach der ehrbare Herr Herzog
Hinrich und die Hamburger Hartoch Breyde darum
an. Mit vielen Bewaffneten gab Hartoch Breyde
, die Burg dem ehrbaren Herrn und Hamburgern
' in ihre Gewalt, und sie setzten darauf als Haupt
mann Henning von den Hagen. Darnach behielten
die Herrn das Schloß und setzten viele Vögte dar
auf, einen nach dem andern. Zuletzt bekam das
Schloß Henning Meynerstorpp, dem mußte unser
Herr Bischof, der jetzt ist, das Schloß ablösen, dazu
wir Lansten alle unser großes Geld geben muß
ten. Dies ist uns allen bekannt. Und derselbe alte
Mann hielt seine Hand empor und schwur bei den
Heiligen, daß cs so gegangen und gewesen war.
Da wurden mehr ehrliche Männer geladen, Aske
Went Frese, Vrcdc Vrowenß, Johann Lantmann,
Lorenz Hcnkens, Ingwer Odingk, Knut Hobeken,
Johann Zirich und Swen Kate Vinenoh. Die schwu
ren alle bei den Heiligen, daß alle vorbeschriebe-
nen Dinge ihnen bekannt wären und wäre so ge
schehen, als vorher ausgesprochen ist. Und dieselben
Hausleute sagten, daß sie ihr Geld geben mußten,
damit das Schloß wieder an das Stift laufen
möchte. Und ein jeder von diesen vorbeschriebcnen
Hausleuten ist schon bei 70 Jahren alt, etliche viel
älter und gehen teilweise ihres Alters wegen bei
Krücken. Went Frese bekannte und schwor, auch die
andern taten so, daß alle Dinge so gingen und wa
ren, wie geschrieben steht. Und sagten weiter, wo
sie zu den Zeiten bei Henning von der Hagen Zei
ten auf dem Burgplatz waren.
Zur Bestätigung aller dieser Artikel haben wir
unseres Kirchspiels Siegel vor diesen Brief hän
gen lassen. Und ich Went Frese, Knappe Hinrich und
Wollert, ehrbare, bezeugen das für unsere Gegen
wart auf dem Tinge, wo denn die vorbeschriebe
nen Zeugnisse geschehen.
Und zur besseren Beglaubigung haben wir un
ser Siegel von unserem Brief hängen lassen, öer
nach der Geburt unseres Herrn Christus auf dem
beschriebenen Ding, als man 1466 schrieb, am Frei
tag nächst dem Heiligen Bartolomäus Tag, des
heiligen Apostels, gegeben ist.
Der Stiftsbrief ist ein Protokoll über ein Ding
gericht aus dem Jahre 1466 in Schwabstedt, auf dem
es sich darum handelte, die Eigentumsrechte des
Stiftes Schleswig an öer Vogtei Schwabstedt fest
zustellen, die durch die vielfachen Besitzergreifungen
durch andere Gewalthaber zweifelhaft geworden zu
sein scheinen. Diese Wirren dauerten von 1383 bis
1421. Ich gebe hiervon kurzen Bericht.
Das Stift Schleswig hatte bald nach 1230 von
dem Herzog von Schleswig durch Güteraustausch
die Vogtei Schwabstedt erworben. Bald darauf er
baute sich der Bischof dort ein Schloß, das, ein gro
ßes Steinhaus, aus großen roten Ziegelsteinen mit
einem Dach von Dachziegeln bestand und an den
schmalen Seiten Treppcngiebel hatte. Dieses ein
fache, ziemlich große und hohe Haus versah der
Bischof Johannes Scondelef gleich nach Antritt sei
nes Amtes 1372 mit einem Turm, so daß das
Schloß, das auch durch Mauern und Wassergräben
geschützt war, zur festen Burg wurde, deren Besitz
in den Kämpfen zwischen den Herzogen, den hol
steinischen Grafen und den Dänen von allen be
gehrt wurde. Darunter mußte der Bischof Johan
nes selbst am meisten leiden. Seine ganze Amts
zeit von 1372—1421 war, uwhl durch seine eigene
Ungeschicklichkeit mit veranlaßt, voll von erfahre
ner Unbill, Bedrückung, ja Mißhandlung. Im Jahre
1395 besetzten die holsteinischen Grafen die Burg
und erpreßten von ihn: 2000 Goldgulden. Später
sah er sich genötigt, die Burg öer Königin Mar
garete für '600 M jährlich zu überlassen. Dann hat
der Besitz des Hauses oft gewechselt und blieb ein
Zankapfel öer Parteien. Auf der Burg regierten
Ritter, die nach dem Recht jener harten Zeit die
Umgegend verwüsteten und plünderten, wenn sic
einem Herrn gehörte, öer mit ihnen oder ihren
Herrn in Fehde lag.
Einer der schlimmsten unter diesen Rittern
scheint Hartoch Breyde gewesen zu sein, öer sich
nicht scheute, sich mit Seeräubern zu verbünden, bis
ihm 1400 der Herzog und die Hamburger das Hanö-
Jhrer königk. Majestät der Ladvongt auff Sylt
Peter Tacken befehligt Morgen gegen Mittags
ohnfehlbar 6 Syldringer Frauenspersohnen
herzusenden die wohl dantzen können und ei
nen Spielmann mit, undt hierin muß keine
Versäumnis sein." Selten gelang es jedoch,
die Sylterinnen zu diesem Zwecke in größe
rer Anzahl nach dem Festlanöe zu locken oder
gar zu zwingen. Der stolze Sylter gab sich aber
zu solcher Schaustellung außerhalb seiner In
sel nicht her. Mit der Entwicklung der Insel
zum Badeort nahm das Tragen der heimat
lichen Tracht mehr und mehr ab. Während man
Föhringer doch noch in größerer Zahl in der
Frauentracht antreffen kann, scheint auf Sylt
die Tracht ganz der modernen Zeit zum Opfer
gefallen zu sein. Nur bei besonderen Veran
staltungen werden die alten Trachten wieder
gezeigt und zwar von der Jugend, und in
erster Linie auch nur, um den Gästen etwas
aus alter Zeit zu bieten. Wenn nun die Fach
schaftschaft „Volkstumspslege" im Kampfbunö
für deutsche Kultur nach bestimmten Richt
linien die Tracht als das Zeichen einer boden
ständigen Gesinnung für die Sylter Frau wie
der zum Leben erwecken will, so findet sie bei
dem Söl'ring Foriining eine besondere Stütze,
und man darf erwarten, daß die Altsylter
Tracht unabhängig von der Mode, aber doch
in neuer Entwicklung, den Gedanken der Ver
bundenheit mit öer Heimat auch äußerlich an-
künöen wird. —
In die Rübenschneidemaschine geraten ist
der bei dem Bauern Verdieck in Breklnm be
schäftigte landwirtschaftliche Gehilfe. Er wurde
an öer Hand schwer verletzt.
Aus DiüurMescUeu
4. Landesthing des Dithmarscher
Geschlechterbundes.
zt. Heide, 2. Jan. Im Wappensaal des Hei-
öcr Hofes fand am 30. Dezember der 4. Landes
thing des Dithmarscher Geschlechterbundes
statt. Der Landesoldermann Paul Voß eröff
nete die stark besuchte Versammlung aller Ol
dermannen, Obmannen Pfennigmeister und
Ratmannen der Dithmarscher Kluften und be
grüßte eine Reihe von Ehrengästen.
Nach Erledigung eines kurzen Geschäftsbe
richtes, den öer Landespfennigmeister erstatte
te, nahm öer Führer des Dithmarscher Geschech-
terbunöes, Sippenforscher Harald Thomsen-
Heide, das Wort zu einem ausführlichen Vor
trag über das Thema: „Geschlechterforschung
und Sippenarchiv". Der Redner führte u. a.
aus, daß die Sippenforschung heute zur Völks-
notwendigkeit geworden sei. Die Genealogie
sei ein unentbehrlicher Teil öer Rassenpflege
werk legten und die Burg in Besitz nahmen. Erst
dem klugen Nachfolger des Bischofs Johann, Bischof
Nicolaus, gelang es, die Stiftsgüter wieder zu er
langen, aber nicht ohne eine Ablösungssumme, zu
der die Lansten als Lehnsleute „großes Geld" bei
tragen mußten.
Uns interessiert noch die Frage: Wo lag die
Dingstätte in Schwabstedt? Wahrscheinlich aus dem
Schwabstedter Kirchhof, denn bis 1580 waren die
Kirchhöfe die üblichen Dingstätten. Auch der Platz
auf dem Kirchhof läßt sich mit Wahrscheinlichkeit
feststellen. Man fand 2—2% Fuß tief in gleicher
Höhe mit dem Fundament der Kirche eine alte
Pflasterung zwischen öer Nordscite öer Kirche und
dem Hügel, auf dem der Glockenturm steht. (Anti
quarische Berichte 1863, p. 47.) Hier war zwischen
der Kirchenmauer und dem Hügel ein geschützter
Platz, geeignet zum guten Hören und Sehen für
eine mäßig große Schar von Menschen.
Auch über die Person des Hanptzeugen der Ge
richtsverhandlung, öer ja als solcher eine Person
von besonderem Ansehen und Vertrauen gewesen
sein muß, dürfen wir eine Mutmaßung ausspre
chen. Ich stellte mir gleich unter ihm eine Persön
lichkeit vor, wie den großen, stattlichen, siebzigjäh
rigen Landmann Andreas Reese in Lehmsiek, frü
her in Hude in dem Hause mit dem uralten Eich
baum wohnhaft, den wir Aelteren alle gekannt ha
ben mit seinem feinen Charakterkopf in vollem
weißen Haarschmuck. Herr Dr. H. Meyer aus
Schwabstedt, der eifrig Familienforschung betreibt,
hielt meine Mutmaßung, daß Laurenz Rese ein
Urahn des Andreas Reese sei, für berechtigt, da
er die Vorfahren des Andreas als Huder Bauern
geschlecht bis ca. 1500 zurück habe verfolgen können.
Am Schluffe dieses Aufsatzes wird mancher viel
leicht etwas enttäuscht sein und sagen: „Ich hätte
gern etwas Näheres von den Seeräubern gehört,
darauf war ich neugierig. Statt dessen haben wir
viel gehört von dem allgemeinen Elend einer ge
waltigen Zeit und dem Hader kleiner Herrn auf
Kosten der Bauern." Vielleicht dankt er aber auch
Gott, daß wir jetzt auf gut Regiment in unserm
großen deutschen Vaterland hoffen dürfen.
Aber die wilde Schlucht von Hollbek ist von al
ten Zeiten her den Schwabstedtern ein unheimlicher
Ort geblieben. Die alte Hebamme Frau Heide, eine
tüchtige und verständige Frau, sagte mir einst, daß
sie um keinen Preis im Dunkeln allein durch Holl
bek gehe, denn dort spuke es. Und manchem sonst
tapferen Mann, der im Dunkeln allein durch Holl
bek gehen mußte, der im fahlen Licht des Mondes
etwas Helles- blinken sah oder ein Rasseln im dür
ren Laub hörte, ist wohl ein leises Gruseln über
den Rücken gelaufen. Auch dort, wo auf der alten
Landstraße nach Hude unter der Brücke die Hollbek
rauschend hinburchfloß zur Treene, soll es nicht ge
heuer gewesen sein. Dort sollen auch die Unter
irdischen ihr Wesen gehabt haben.
Herman« Twisting.