Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

Schleswig-Heldern 
Heels îlettdsbucņ 
at. Hohenwestedt, 31. Tez. Ein Einbrecher 
stattete in der letzten Nacht hier wieder einmal 
zwei Wirtschaften einen Besuch ab. Er scheint 
eine besondere Vorliebe für die Wirtschaften zu 
haben, denn seit langer Zeit werden diese in 
der Umgegend gelegentlich von ihm besucht. Im 
„Holsteinischen Hause" hat er etwas Wechsel 
geld vorgefunden, sonst hat er sich hier, wie im 
Hotel „Erholung" mit Zigaretten und einigen 
Getränken begnügen müssen. In der „Erho 
lung" hat er die Ladenkasse leer gefunden, hat 
dann versucht, die Kasse aus einem Spielappa 
rat herauszuholen. 11 Schrauben hatte er be 
reits herausgenommen, ist dann aber wohl 
verscheucht worden. Auch im Park Wilhelms 
höhe" hat er offenbar noch mal'einkehren wol 
len, doch ist ihm öer Wächter des Hamburger 
Wachkommandos auf die Spur gekommen, so 
daß er mit einem Rad schleunigst verduftete. 
Hoffentlich gelingt es bald einmal diesen Pa 
tron zu fassen- er treibt schon lange genug sein 
unsauberes Handwerk. 
nr. Jnnien, 31. Dez. Die NS.-Volkswohl- 
fahrt hielt am Freitagabend im Lokale von Pg. 
Lipp, Jnnien, eine Tagung ab. Der Gruppen 
walter Pg. Braasch-Jnnien gab ein Schreiben 
öer NSV. bekannt, worin aufgefordert wird, 
mehr für Werbung neuer Mitglieder einzu 
treten. Dann wurde eine neue Verfügung ver 
lesen wegen Uebernahme von Patenbricfen. 
Das ist hauptsächlich für kinderlose Ehepaare 
gedacht. Da die Ortsgruppe Jnnien bisher mit 
an erster Stelle für die Winterhilfsspenden der 
Ortschaften im Kreise Rendsburg steht, wird 
sie auch hier nicht zurückstehen und es ist Aus 
sicht vorhanden, daß mehrere Kinder durch die 
Ortsgruppe betreut werden. Durch den Kassen 
walter Pg. Jensen wurden die bisher gespen 
deten Beträge der Winterhilfe bekanntgegeben. 
Dann erinnerte der Gruppenwalter nochmals 
an die Sammlung des Eintopfgerichtes am 7. 
Januar und sprach zum Schluß einen besonde 
ren Tank aus für alle Mithelfer, die sich bis 
her hilfsbereit zur Verfügung gestellt haben, 
um vielen zum Fest eine besondere Freude zu 
bereiten. Der nächste Schulungsabend findet 
am 9. Januar statt. 
Heels Schleswig, 
Oberschulrat Dr. Edert in Schleswig ist in 
gleicher Amtseigenschaft mit Wirkung vom 13. 
Dezember ö. I. ab an das Oberpräsidium 
Magdeburg, Abteilung für höheres Schulwe 
sen, versetzt worden. 
Aus StapelUdkn 
Die Freiwillige Feuerwehr Süderstapel be 
schloß auf ihrer Jahresversammlung, das dies 
jährige Wintervergnügen am 10. Januar bei 
Fr. E. Ehlers Wwe. zu feiern, (rn.) 
Aus Heäs Husutn 
Husum, 30. Dez. Wegen Sittenverürechens 
festgenommen. Der frühere Butterhänöler B. 
von hier wurde wegen Sittenverbrechens an 
Kindern verhaftet und ins hiesige Amtsge 
richtsgefängnis eingeliefert. Der Festgenom 
mene stand wegen eines ähnlichen Vergehens 
bereits einmal vor Gericht, mußte damals je 
doch wegen Mangel an Beweisen freigesprochen 
werden. 
Aus êideesiedè 
Hz. Koldenbüttcl, 2. Jan. Winterfest des Va 
terländischen Frauenvereins. Der Vaterländi 
sche Frauenverein vom Roten Kreuz veran 
staltete in Reimers Gästhof sein diesjähriges 
Wohltätigkeitsfest, das sehr guten Besuch ge 
funden hatte. Nach einem Vorspruch hielt Pa 
stor Petersen die Festansprache. Der Männer 
gesangverein Koldenbüttcl unter Leitung von 
Lehrer Gardels-Delve hatte sich zur Verfügung 
gestellt, und gab durch ganz ausgezeichnet vor 
getragene Lieder Proben deutschen Gesanges. 
Musikvorträge, eine Verlosung mit schönen 
Gewinnen, und dann das Theaterstück: „Friede 
im Haus" von den Kolöenbüttlern sehr gut ge 
spielt, bildeten den Schluß des Winterfestes, 
das einen guten Ueberschuß erbrachte, mit dem 
viel Not gelindert werden kann. 
Aus h&edļeiulaud 
Bürgermeister Dr. Findeisen- 
Westerland abberu'en. 
Westerland (Sylt), 1. Jan. Der Landrat des 
Kreises Südtondern hat die unterm 28. Sep 
tember 1933 ausgesprochene Bestellung Dr. 
Findeisens zum kommissarischen Bürger 
meister der Stadt Westerland durch Verfügung 
vom 29. 12. 1933 mit sofortiger Wirkung zu 
rückgezogen und zugleich den Ersten Ratmann 
Steen mit der sofortigen Uebernahme der Ge 
schäfte beauftragt. 
Die Entwicklung des Westerländer 
Badeverkehrs. 
mv. Westerland, 2. Jan. Der Jahresbericht 
der Badeverwaltung gibt einen interessanten 
Einblick in die Entwicklung des Westerländer 
Baöeverkehrs im Jahre öer Umgestaltung 
Deutschlands. Das Schlußergebnis kann in 
Anbetracht der großen Umwälzungen auf so 
vielen Gebieten und im Vergleich mit andern 
Badeorten als durchaus befriedigend angese 
hen werden. Selbstverständlich kann Wester 
lands Wirtschaftsleben, das feit 1928 immer 
härtere Einbuße erlitt, weil der Bäöerverkehr 
als A und O der Wirtschaft die Erwartungen 
nicht erfüllte, nur langsam durch Wiederauf- 
bauarbeit in allen mit der Bäderwirtschaft zu 
sammenhängenden Zweigen der Gesundung 
zugeführt werden, aber das Jahr 1933 gibt für 
diese Aufbauarbeit gute Richtlinien, und We 
sterland hat die feste Zuversicht, daß mit dem 
Werden des neuen Deutschlands auch seine Zu 
kunft gesichert ist. 
Gemeldete Gäste waren 1933 insgesamt 
20 990 eingetragen gegen 22 696 im Jahre 1932, 
d. h. 7,3 Prozent weniger. Der Durchschnitts 
aufenthalt betrug aber 11,89 Tage gegen 14,21. 
Als Kurgäste zählten 14 306 Besucher und als 
Passanten 6684. Die Gesamtzahl der Ueber- 
nachtungen betrug 210 349. Bei einer Bettzahl 
von 6569 kommt also auf ein Bett eine Ueber- 
nachtungsziffer von 32,5 Tagen. Die höchste 
Anwesenheitszahl fiel auf den 17. August mit 
5 769 Gästen (1932, 14. August mit 5800). Der 
stärkste Ausflugverkehr, jedenfalls soweit er 
bei der Strandkontrolle erfaßt werden konnte, 
fiel auf den 13. August 1933 mit 689 Personen 
gegen 397 am 17. Juli 1932. In erfreulicher 
Weise konnte die Baöeverwaltung buchen, daß 
sich in der Saison kein Unglücksfall ereignet 
hat. 
Die „Altsylter Tracht". 
mo. Insel Sylt, 29. Dez. Die „Altsylter 
Tracht" galt schon vor Jahrhunderten auf dem 
Festlande als eine ganz eigenartige Beklei 
dung, die in ihrer Eigenart ganz mit dem 
Träger bezw. der Trägerin übereinstimmte. 
Da man sie auf dem Festlande nur selten 
sah, wurde sie viel bewundert, um so mehr, 
wenn die Sylterinnen in dieser seltsamen 
Tracht ihre Sylter Tänze aufführten. Bei Fest 
lichkeiten an den Höfen der regierenden Für 
sten bemühte man sich, solche Sylter Tänzer 
innen und ihre Kunst gewissermaßen als 
Schaustück den Gästen vorzuführen. So erhielt 
am 26. April 1679 der Landvogt von Sylt vom 
Schloß Schackenburg aus, wo der dänische 
König sich zum Besuch aufhielt, folgenden Be 
fehl: Eß wirdt auff Allergnädigstes Begehren 
Die Seeräuber in Schwabstedl. 
Jeder Schwabstedter weiß von den Seeräubern zu 
erzählen, die in Hollbek, einer kleinen Schlucht, 
einen Kilometer nördlich von Schwabstedl, ihre 
Schätze, besonders eine goldene Kette von märchen 
hafter Länge, vergruben. Jetzt ist Hollbek ein schö 
nes Tal mit einem großen Karpfenteich und schö 
nen Anlagen und Wegen, die ein Husumer Herr 
hat herstellen lassen. Früher war es anders. Da 
floß die Hollbek durch die Schlucht, die aus deu 
großen Waldungen, die einen groben Teil der Feld 
mark bedecken, ihre reichlichen Wasser sammelte und 
weiter unten eine Wassermühle trieb, deren Stau 
damm noch erhalten ist. Sie mündete dann in die 
Treene, die damals noch Ebbe und Flut hatte und 
bei hoher Flut darum vor der Mündung die Holl 
bek schiffbar machte. Es steht geschichtlich fest, daß 
die Seeräuber die Schiffe, auf denen sie flohen,'aus 
Dornebüll holten, einem in den Fluten unterge 
gangenen Dorf, das am Stapelholmer Ufer der 
Treene ungefähr da lag, wo die Treene nach Nor 
den umbiegt. Hollbek war also jedenfalls bcguem 
von Dornebüll aus zu erreichen, und es ist durch 
aus nicht unwahrscheinlich, daß die Seeräuber die 
Schlucht zum Versteck ihres Raubes benutzten. 
Es reizte mich nun zu untersuchen, inwieweit die 
Sage geschichtlich nachweisbaren Grund hätte. Es 
wurde mir mitgeteilt, daß rn einer Urkunde, einem 
Stiftsbrief des Schleswigschen Bistums, etwas von 
den Seeräubern in Schwabstedl berichtet würde; die 
ser Stiftsbrief sei in einer Sammlung solcher 
Stiftsbriefe enthalten, die den Titel Schwabstedter 
Buch führe. Das Schwabstedter Buch aber ist in 
dem Sammelwerk Monuments Westph. Band IV 
Seite 312 ff abgedruckt. Die Bibliothek des Husu 
mer Gymnasiums lieh mir freundlichst den großen 
Folioband. Ich fand den Stiftsbrief. Er schien mir 
Druckfehler zu enthalten, war auch unvollständig. 
Daher benutzte ich eine Reise nach Kopenhagen, um 
in dem Staatsarchiv daselbst das Original abzu 
schreiben. Was mir dort vorgelegt wurde, war wohl 
nicht die Urkunde selbst. Es fehlte das angehängte 
Siegel, aber es war eine sehr deutlich geschriebene 
vollständige Abschrift aus ältester Zeit in plattdeut 
scher Sprache, die ich buchstäblich genau abschrieb. 
Ich gebe sie in hochdeutscher Uebersetzung, da das 
alte Plattdeutsch, das übrigens genau den Dialekt 
widerspiegelt, den ich in Schwabstedl und Eiderstedt 
oft hörte, viele alte. Unkundigen unverständliche 
Ausdrücke enthält. 
Protokoll des Dings in Schwabstedl von I486, 
ins Hochdeutsche übertragen. 
Wir Bunden (Freibauern) und Lansten (Lehns 
leute) des Kirchspiels Schwabstedt bezeugen mit die 
sem unserm Briefe, daß auf unserem gehaltenen 
Dinge zu Schwabstedt in Gegenwart der ehelichen 
Knappen Hinrich von Anefeldt, Gotzikos Sohn, 
Amtmann des Stiftes Schleswig und Bollert Ru 
mor, unseres Kirchspiels Bogt, der geladene Lo 
renz Rese, bei siebenzig Jahre alt, in die vier 
Dingstöcke geladen wurde. Der wurde gefragt, ob 
ihm erinnerlich wäre, daß weiland Hartoch Breyde 
das Schloß Schwabstedt von weiland dem seligen 
Herrn Johann, Bischof von Schleswig, hätte und 
ob er auch das Schloß demselben Bischof oder sei 
nen Nachfolgern wieder überantwortete. Da sagte 
derselbe Lorenz Rese, daß ihm wohl erinnerlich und 
bekannt wäre, daß der ehrbare Hartoch das Schloß 
von Bischof Johann hatte. In den Zeiten hielt 
derselbe Hartoch viele lose Anrechte und Vitalien 
(Seeräuber), die auf der See raubten. Das währte 
lange Zeit. Da kam zu einer Zeit nach Schwabstedt 
der selige hochgeborene Fürst und Herr, Herr Hin 
rich, Herzog zu Schleswig, und an demselben Tage 
kamen die von Hamburg, mit vielen Schiffen auch 
nach Schwabstedt, die ehrbaren Herren und Haupt 
leute von Hamburg, und beschuldigten den vor 
genannten Hartoch, daß er die Bitalien und lose 
Anrechte hielt, die den unschuldigen Kaufmann 
schwer zu manchen Zeiten ihrer Schiffe und Güter 
beraubten, und forderten, daß etliche auf die Burg 
gehen möchten, damit sie ihre Güter, die ihnen auf 
der See genommen wären, suchen möchten. Das 
geschah so. Da sie in das Steinhaus kamen vor den 
Keller, sahen sie Flachs und mancherlei Waren, die 
dem Kaufmann auf der See genommen waren, 
lind die Vitalien flohen mit den Schiffen weg, die 
sie in Dornbüll genommen hatten, worüber so viel 
Gerede ging. Da sprach der ehrbare Herr Herzog 
Hinrich und die Hamburger Hartoch Breyde darum 
an. Mit vielen Bewaffneten gab Hartoch Breyde 
, die Burg dem ehrbaren Herrn und Hamburgern 
' in ihre Gewalt, und sie setzten darauf als Haupt 
mann Henning von den Hagen. Darnach behielten 
die Herrn das Schloß und setzten viele Vögte dar 
auf, einen nach dem andern. Zuletzt bekam das 
Schloß Henning Meynerstorpp, dem mußte unser 
Herr Bischof, der jetzt ist, das Schloß ablösen, dazu 
wir Lansten alle unser großes Geld geben muß 
ten. Dies ist uns allen bekannt. Und derselbe alte 
Mann hielt seine Hand empor und schwur bei den 
Heiligen, daß cs so gegangen und gewesen war. 
Da wurden mehr ehrliche Männer geladen, Aske 
Went Frese, Vrcdc Vrowenß, Johann Lantmann, 
Lorenz Hcnkens, Ingwer Odingk, Knut Hobeken, 
Johann Zirich und Swen Kate Vinenoh. Die schwu 
ren alle bei den Heiligen, daß alle vorbeschriebe- 
nen Dinge ihnen bekannt wären und wäre so ge 
schehen, als vorher ausgesprochen ist. Und dieselben 
Hausleute sagten, daß sie ihr Geld geben mußten, 
damit das Schloß wieder an das Stift laufen 
möchte. Und ein jeder von diesen vorbeschriebcnen 
Hausleuten ist schon bei 70 Jahren alt, etliche viel 
älter und gehen teilweise ihres Alters wegen bei 
Krücken. Went Frese bekannte und schwor, auch die 
andern taten so, daß alle Dinge so gingen und wa 
ren, wie geschrieben steht. Und sagten weiter, wo 
sie zu den Zeiten bei Henning von der Hagen Zei 
ten auf dem Burgplatz waren. 
Zur Bestätigung aller dieser Artikel haben wir 
unseres Kirchspiels Siegel vor diesen Brief hän 
gen lassen. Und ich Went Frese, Knappe Hinrich und 
Wollert, ehrbare, bezeugen das für unsere Gegen 
wart auf dem Tinge, wo denn die vorbeschriebe 
nen Zeugnisse geschehen. 
Und zur besseren Beglaubigung haben wir un 
ser Siegel von unserem Brief hängen lassen, öer 
nach der Geburt unseres Herrn Christus auf dem 
beschriebenen Ding, als man 1466 schrieb, am Frei 
tag nächst dem Heiligen Bartolomäus Tag, des 
heiligen Apostels, gegeben ist. 
Der Stiftsbrief ist ein Protokoll über ein Ding 
gericht aus dem Jahre 1466 in Schwabstedt, auf dem 
es sich darum handelte, die Eigentumsrechte des 
Stiftes Schleswig an öer Vogtei Schwabstedt fest 
zustellen, die durch die vielfachen Besitzergreifungen 
durch andere Gewalthaber zweifelhaft geworden zu 
sein scheinen. Diese Wirren dauerten von 1383 bis 
1421. Ich gebe hiervon kurzen Bericht. 
Das Stift Schleswig hatte bald nach 1230 von 
dem Herzog von Schleswig durch Güteraustausch 
die Vogtei Schwabstedt erworben. Bald darauf er 
baute sich der Bischof dort ein Schloß, das, ein gro 
ßes Steinhaus, aus großen roten Ziegelsteinen mit 
einem Dach von Dachziegeln bestand und an den 
schmalen Seiten Treppcngiebel hatte. Dieses ein 
fache, ziemlich große und hohe Haus versah der 
Bischof Johannes Scondelef gleich nach Antritt sei 
nes Amtes 1372 mit einem Turm, so daß das 
Schloß, das auch durch Mauern und Wassergräben 
geschützt war, zur festen Burg wurde, deren Besitz 
in den Kämpfen zwischen den Herzogen, den hol 
steinischen Grafen und den Dänen von allen be 
gehrt wurde. Darunter mußte der Bischof Johan 
nes selbst am meisten leiden. Seine ganze Amts 
zeit von 1372—1421 war, uwhl durch seine eigene 
Ungeschicklichkeit mit veranlaßt, voll von erfahre 
ner Unbill, Bedrückung, ja Mißhandlung. Im Jahre 
1395 besetzten die holsteinischen Grafen die Burg 
und erpreßten von ihn: 2000 Goldgulden. Später 
sah er sich genötigt, die Burg öer Königin Mar 
garete für '600 M jährlich zu überlassen. Dann hat 
der Besitz des Hauses oft gewechselt und blieb ein 
Zankapfel öer Parteien. Auf der Burg regierten 
Ritter, die nach dem Recht jener harten Zeit die 
Umgegend verwüsteten und plünderten, wenn sic 
einem Herrn gehörte, öer mit ihnen oder ihren 
Herrn in Fehde lag. 
Einer der schlimmsten unter diesen Rittern 
scheint Hartoch Breyde gewesen zu sein, öer sich 
nicht scheute, sich mit Seeräubern zu verbünden, bis 
ihm 1400 der Herzog und die Hamburger das Hanö- 
Jhrer königk. Majestät der Ladvongt auff Sylt 
Peter Tacken befehligt Morgen gegen Mittags 
ohnfehlbar 6 Syldringer Frauenspersohnen 
herzusenden die wohl dantzen können und ei 
nen Spielmann mit, undt hierin muß keine 
Versäumnis sein." Selten gelang es jedoch, 
die Sylterinnen zu diesem Zwecke in größe 
rer Anzahl nach dem Festlanöe zu locken oder 
gar zu zwingen. Der stolze Sylter gab sich aber 
zu solcher Schaustellung außerhalb seiner In 
sel nicht her. Mit der Entwicklung der Insel 
zum Badeort nahm das Tragen der heimat 
lichen Tracht mehr und mehr ab. Während man 
Föhringer doch noch in größerer Zahl in der 
Frauentracht antreffen kann, scheint auf Sylt 
die Tracht ganz der modernen Zeit zum Opfer 
gefallen zu sein. Nur bei besonderen Veran 
staltungen werden die alten Trachten wieder 
gezeigt und zwar von der Jugend, und in 
erster Linie auch nur, um den Gästen etwas 
aus alter Zeit zu bieten. Wenn nun die Fach 
schaftschaft „Volkstumspslege" im Kampfbunö 
für deutsche Kultur nach bestimmten Richt 
linien die Tracht als das Zeichen einer boden 
ständigen Gesinnung für die Sylter Frau wie 
der zum Leben erwecken will, so findet sie bei 
dem Söl'ring Foriining eine besondere Stütze, 
und man darf erwarten, daß die Altsylter 
Tracht unabhängig von der Mode, aber doch 
in neuer Entwicklung, den Gedanken der Ver 
bundenheit mit öer Heimat auch äußerlich an- 
künöen wird. — 
In die Rübenschneidemaschine geraten ist 
der bei dem Bauern Verdieck in Breklnm be 
schäftigte landwirtschaftliche Gehilfe. Er wurde 
an öer Hand schwer verletzt. 
Aus DiüurMescUeu 
4. Landesthing des Dithmarscher 
Geschlechterbundes. 
zt. Heide, 2. Jan. Im Wappensaal des Hei- 
öcr Hofes fand am 30. Dezember der 4. Landes 
thing des Dithmarscher Geschlechterbundes 
statt. Der Landesoldermann Paul Voß eröff 
nete die stark besuchte Versammlung aller Ol 
dermannen, Obmannen Pfennigmeister und 
Ratmannen der Dithmarscher Kluften und be 
grüßte eine Reihe von Ehrengästen. 
Nach Erledigung eines kurzen Geschäftsbe 
richtes, den öer Landespfennigmeister erstatte 
te, nahm öer Führer des Dithmarscher Geschech- 
terbunöes, Sippenforscher Harald Thomsen- 
Heide, das Wort zu einem ausführlichen Vor 
trag über das Thema: „Geschlechterforschung 
und Sippenarchiv". Der Redner führte u. a. 
aus, daß die Sippenforschung heute zur Völks- 
notwendigkeit geworden sei. Die Genealogie 
sei ein unentbehrlicher Teil öer Rassenpflege 
werk legten und die Burg in Besitz nahmen. Erst 
dem klugen Nachfolger des Bischofs Johann, Bischof 
Nicolaus, gelang es, die Stiftsgüter wieder zu er 
langen, aber nicht ohne eine Ablösungssumme, zu 
der die Lansten als Lehnsleute „großes Geld" bei 
tragen mußten. 
Uns interessiert noch die Frage: Wo lag die 
Dingstätte in Schwabstedt? Wahrscheinlich aus dem 
Schwabstedter Kirchhof, denn bis 1580 waren die 
Kirchhöfe die üblichen Dingstätten. Auch der Platz 
auf dem Kirchhof läßt sich mit Wahrscheinlichkeit 
feststellen. Man fand 2—2% Fuß tief in gleicher 
Höhe mit dem Fundament der Kirche eine alte 
Pflasterung zwischen öer Nordscite öer Kirche und 
dem Hügel, auf dem der Glockenturm steht. (Anti 
quarische Berichte 1863, p. 47.) Hier war zwischen 
der Kirchenmauer und dem Hügel ein geschützter 
Platz, geeignet zum guten Hören und Sehen für 
eine mäßig große Schar von Menschen. 
Auch über die Person des Hanptzeugen der Ge 
richtsverhandlung, öer ja als solcher eine Person 
von besonderem Ansehen und Vertrauen gewesen 
sein muß, dürfen wir eine Mutmaßung ausspre 
chen. Ich stellte mir gleich unter ihm eine Persön 
lichkeit vor, wie den großen, stattlichen, siebzigjäh 
rigen Landmann Andreas Reese in Lehmsiek, frü 
her in Hude in dem Hause mit dem uralten Eich 
baum wohnhaft, den wir Aelteren alle gekannt ha 
ben mit seinem feinen Charakterkopf in vollem 
weißen Haarschmuck. Herr Dr. H. Meyer aus 
Schwabstedt, der eifrig Familienforschung betreibt, 
hielt meine Mutmaßung, daß Laurenz Rese ein 
Urahn des Andreas Reese sei, für berechtigt, da 
er die Vorfahren des Andreas als Huder Bauern 
geschlecht bis ca. 1500 zurück habe verfolgen können. 
Am Schluffe dieses Aufsatzes wird mancher viel 
leicht etwas enttäuscht sein und sagen: „Ich hätte 
gern etwas Näheres von den Seeräubern gehört, 
darauf war ich neugierig. Statt dessen haben wir 
viel gehört von dem allgemeinen Elend einer ge 
waltigen Zeit und dem Hader kleiner Herrn auf 
Kosten der Bauern." Vielleicht dankt er aber auch 
Gott, daß wir jetzt auf gut Regiment in unserm 
großen deutschen Vaterland hoffen dürfen. 
Aber die wilde Schlucht von Hollbek ist von al 
ten Zeiten her den Schwabstedtern ein unheimlicher 
Ort geblieben. Die alte Hebamme Frau Heide, eine 
tüchtige und verständige Frau, sagte mir einst, daß 
sie um keinen Preis im Dunkeln allein durch Holl 
bek gehe, denn dort spuke es. Und manchem sonst 
tapferen Mann, der im Dunkeln allein durch Holl 
bek gehen mußte, der im fahlen Licht des Mondes 
etwas Helles- blinken sah oder ein Rasseln im dür 
ren Laub hörte, ist wohl ein leises Gruseln über 
den Rücken gelaufen. Auch dort, wo auf der alten 
Landstraße nach Hude unter der Brücke die Hollbek 
rauschend hinburchfloß zur Treene, soll es nicht ge 
heuer gewesen sein. Dort sollen auch die Unter 
irdischen ihr Wesen gehabt haben. 
Herman« Twisting.
	        
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