Full text: Newspaper volume (1934, Bd. 1)

MW 
Jut? Unterhaltung 
Rr. 9 
Beilaae der Schleswia-§>o'stemsichen Landes^eituna lRendsburqer Taaeblatk 
Donnerstaa. den 11 Januar 1934 
Auch bei Witzen gibt es eine Mode. Und 
oas l,t ja auch ganz natürlich so. weil Witz 
ein Spiegel der Zeit ist — ein Zerrspiegel 
gwar der manchmal vergrößert, vergröbert 
ànn wieder verkleinert — aber ein 
tu iļt etne ganz merkwürdige Sache, wenn 
man heute einmal einen Band alter Witzblät- 
~Z an ä öer 3elt um 1900 - Ni die Hand 
ï îûn blättert und blättert Ge- 
ns ŗuâ- »Und darüber haben unsere El- 
wir sogar selbst lachen können?" Die 
' n 9 verpufft heute ganz einfach. 
b^rartiges Versagen der Wirkung 
rmnrri un f ?îcht weiter zu verwundern bei 
* Witzen oder überhaupt solchen, die 
bestimmte Tagesereignisse und -aktua- 
a.en gebunden sind. Denn die waren auch 
^ er Entstehungszeit nur dem ver- 
troşf»,,^' ber die betreffende — richtiger: be- 
jnii t c Situation kannte. Wie ist es nun aber 
uav s^r^à'ssen? Im Grunde genommen ge- 
f (im i Es liegt eben jedem Witz eine ganz be- 
„ ?"e Situation zugrunde, und das ist sogar 
meijten Fällen gar nicht ein einzelnes 
aus irgend einer Zeit, sondern eben 
Zert selbst. Wenn uns diese Zeit aber, 
b^^ģunz besonderes und ihr eigenes Lebens- 
„„■fl' uemü geworden ist, dann können wir 
r .J ^ŗen Witz nicht mehr verstehen, ihn nicht 
mehr als witzig empfinden. . 
Aber er kann einen neuen Sinn für unsere 
Be.t gewinnen. Ueber den Witz, der vor dreißig 
^ayren zeitgemäß und sinnvoll war, können 
rr heute deshalb nicht mehr lachen, weil un- 
wre gesamten Lebensumstände in diesen drei 
Jahrzehnten entscheidende und tiefeingreifende 
Aenderungen erfahren haben. Aber — und das 
bas Wichtigste — alle diese Veränderungen 
nr vom Witz getreulich widergespiegelt und 
Ungehalten worden. Und sie lassen sich heute 
vms alten Witzen ablesen, ganz einerlei, ob es 
stch dabei um die großen Umschichtungen un 
seres gesellschaftlichen Lebens handelt oder um 
me kleinen Dinge des Alltags. 
. Ņenn heute ein Kind in einem Witzblatt von 
Ņ.b.-ben für damalige Zeiten ganz tollen 
liest eines behäbigen Spießbürgers 
ein ķmochte ich ein gebratenes Ferkel. 
£»*« Bter m,d 6er Caruso tät dazu 
fstftte- SSttha r? -«u Zertalter des Radios 
meine W td) Z» Hause, da backt 
eine Oster n..? m°ņelpuffer, und ich höre dazu 
äus Rom" Warum nicht? 
wir s° stol unseres Jahrhunderts, das 
neu waren hundert der Technik" nen- 
Lich't und Telàn'aÄ^^enbahn, elektrisches 
artige und bà Lochst ungewohnte, fremd- 
darum s ^staunenswerte Dinge - und 
suglelch herrlichster Anlaß für Witze. 
Begegnung mit alten Witzen. 
Wenn der Humor versagt. — Technik überholt den Witz. 
Mit öer Straßenbahn fing es an. Man hatte 
allerlei von den Gefahren des elektrischen 
Stroms gehört, und weil Vorsicht immer besser 
als Nachsicht ist, fragten die Leute den Schaff 
ner, ob es gefährlich sei, auf die Straßenbahn 
schienen zu treten. Der meinte: „Nein, nur 
dann, wenn man gleichzeitig mit dem anderen 
Fuß den Leitungsdraht oben berührt". 
Ueberhaupt die Elektrizität! Die Tante 
möchte erklärt haben, was das ist, und der 
Neffe gibt sich große Mühe. „Sieh mal", sagt 
er, „wenn du deine Katze streichelst, dann 
sprühen auch elektrische Funken aus dem 
Fell ..." „Ja", unterbricht ihn die Tante, „das 
weiß ich wohl, ich verstehe nur nicht, woher die 
AEG. die vielen Katzen nimmt." 
Als das Telefon aufkam, da erzählte ein Al 
tertumsforscher dem anderen: „Telefon ist gar 
keine neue Erfindung. In 2000 Jahre alten 
Königsgräbern in Aegypten hat man Drähte 
gefunden, die beweisen, daß es damals schon 
etwas Aehnliches gegeben hat." Der Kollege er 
widert: „Das ist noch gar nichts! In assyri 
schen Gräbern, die 3000 Jahre alt sind, hat mau 
keine Drähte gefunden. Also kannten die alten 
Assyrer sogar drahtlose Telegraphie." 
Wichtige und in das tägliche Leben tiefein 
greifende Neuerungen bringt das 20. Jahrhun 
dert mit sich. Aber alle sind sie nur Syptome 
für das eine: für die Entdeckung des Tempos. 
Auf einmal war es mit öer Ruhe der „guten 
alten Zeit" vorbei. Wo man eben noch behag 
lich mit der Kleinbahn gefahren war — Blu 
menpflücken mährend der Fahrt verboten! — 
da „rasten" jetzt schnaubend und stinkend die 
ersten Autos im Fünfundzwanzig-Kilometer- 
Tempo durch die Gegend. Und dann ging es 
immer schneller voran. Bald schon war es dem 
Menschen möglich, unter den Meeresspiegel 
und über die Wolken zu reisen. Wohin er aber 
kam, überall folgte ihm der Witz, und der ganze 
Traum von der überlegenen Technik zerstiebt 
vor dem knappen Manöverbericht: „Alles ver 
lief glatt, nur das Luftschiff ist ins Wasser ge 
fallen und das Unterseeboot in die Luft ge 
flogen." 
Aber solche kleinen Zwischenfälle können die 
Entwicklung nicht mehr aufhalten. Schon wach 
sen die Häuser in den Hummel hinein, und als 
der Neuyorker Millionär aus dem 67. Stock 
werk herunterfällt, sieht er beim Vorüberflie 
gen die Leute im 9. Stockwerk schon das Extra 
blatt über seinen Sturz lesen. 
SlfUtUi «ms aller Wett. 
Anekdoten von Dumas. 
Alexander Dumas der Aeltere war nicht nur 
als Schriftsteller ein großer Romantiker,' er 
war ''s auch in seinem Leben. Er war ebenso 
leichtsinnig wie verschwenderisch und gutherzig, 
und als er eine zeitlang auf dem Schloß von 
Monte Christo in Saint-Germain-en-Laye 
wohnte, dessen Name durch seinen berühmten 
Roman verewigt worden ist, wurde er von Be 
suchern geradezu überlaufen. Von morgens bis 
abends ging es km Schloß zu wie in einem 
Bienenkorb. Und unter den Besuchern spielten 
die Gerichtsvollzieher nicht die nebensächlichste 
Rolle. Dumas verstand es aber, sich dieser lästi 
gen Mahner äußerst geschickt zu entledigen. 
Zur Pfändung kamen sie nie. Ein gutes Früh 
stück und eine nicht minder ausgezeichnete 
Flasche Wein ließen sie bald den Zweck ihres 
Kommens vergessen. Kamen die Gläubiger in 
höchsteigener Person, um ihr Geld zu verlan 
gen, so gelang es nicht selten der Ueber- 
rednngskunst des Dichters, sie noch mehr anzu 
pumpen. Er hatte eben nie Geld. So freigebig 
wie der große Schriftsteller ist sicherlich nie 
mals ein Mann der Feder gewesen. Leuten, die 
er nie gesehen hatte, lieh er allein auf ihr ehr 
liches Gesicht hin manchmal nichc unbedeutende 
Summen. „Wieviel wollen Sie haben? — So 
viel? — Dann sehen Sie mal in jener Schub 
lade nach, es must Geld darin sein. Oder war 
ten Sie! Ich habe es ja in meiner linken 
Westentasche". Und da Dumas zu faul war, es 
selbst herauszuholen, so nahm es eben der 
Pumpkünstler. Manchmal war seine Wohl- 
tätigkeit aber auch am rechten Platz. Eines Ta 
ges erschien bei ihm die Witwe eines Journa 
listen, den er persönlich gekannt hatte. Er er 
riet sofort den Zweck ihres Besuches und 
fragte: „Was willst Du?" Dumas duzte näm 
lich alle Welt, Frauen wie Männer, ob er sie 
kannte oder nicht. „Geld? Ich habe keins! Doch 
— warte ein wenig!" Er ging in sein Arbeits 
zimmer. Nach 20 Minuten kam er zurück und 
überreichte der Witwe einige beschriebene 
Blätter. „Hier ist ein kleiner Aufsatz. Gehe 
damit zur Redaktion öer „Patrie", die Dir da 
für 300 Francs zahlen wird. Die sind für Dich". 
Blonde Haare durch Tellur. 
In medizinischen Kreisen ist eine merkwür 
dige Erscheinung bekannt, die Patienten nach 
der Einnahme von Tellurpräparaten bemerken 
ein auffallendes Hellerwerden des Haares. 
Man hätte so auf bequeme Weise die Möglich 
keit, dem schwächeren Geschlecht ein Mittel in 
die Hand zu geben, um ein rabenschwarzes 
Haar in „natürliche" Blondheit zu verwandeln, 
denn die Haare wachsen ja nicht dunkel, sondern 
blond wieder nach. Leider aber haben Tellur 
präparate eine sehr unangenehme Folgeerschei 
nung, die ihre Verwendung in der Medizin 
unmöglich macht. Die damit behandelten Per 
sonen sind nämlich durch einen hartnäckigen, 
wochenlang anhaltenden und mehrere Meter 
im Umkreis wahrnehmbaren üblen Mund 
geruch ausgezeichnet. Nur eine Erfindung, 
welche die Tellurpräparate in eine Form 
bringt, daß diese Geruchswirkung unterbleibt, 
könnte sie für menschliche Verwendung brauch 
bar machen. 
Immer stärker wird dre Abhängigkeit des 
Menschen von der Technik. Der Witz fängt sie 
in der Geschichte von den drei Freunden ein, 
die ihre Zimmer im 99. Stockwerk des Wolken 
kratzerhotels haben. Als sie eines Abends spät 
ins Hotel kamen, funktionierten die Aufzüge 
nicht, und sie mußten sich fluchend zu Fuß auf 
den weiten Weg machen. Einer schlug vor, den 
Aufstieg durch Geschichtenerzählen zu versüßen, 
und wirklich erzählte er bis zum 83. Stock 
werk. Und bis zum 66. Stockwerk übernahm 
der zweite das Amt des Erzählens. Dann war 
der dritte an der Reihe. Aber der lächelte bis 
zum 70. Stock nur leise vor sich hin. Und bis 
zum 73. dachte er angestrengt nach. Als die 
Freunde ihn nun immer stürmischer zum Er 
zählen drängten, da öffnete er endlich den 
Mund. Und sprach: „Ich will euch was erzäh 
len — wir haben die Zimmerschlüssel unten 
vergessen!" 
Was aber den Stand öer modernen Technik 
anbelangt, so ist der schönste Witz noch immer 
der von dem Mann mit dem Kleinauto. Das 
Autöchen will nicht weiter, und er bastelt und 
bastelt dran herum. Da stellt sich ein Fachmann 
dazu, der sieht sich die Sache lange an,' dann 
fragt er: „Kr rnen Sie damit auch fremde Sta 
tionen hören•" 
Es gibt eine Mode in Witzen — und dabei 
ist doch die Mode selbst ein unerschöpflicher 
Witzquell. Jede neue Mode wird karikiert, end 
los sind die Witze über enge Röcke, weite blocke, 
große Hüte, kleine Hüte und so weiter. Und 
doch genügen zwei Beispiele, um den Wandel 
innerhalb der drei Jahrzehnte vollkommen zu 
überschauen: 
1900: Die Frau Mama hat am Strand 
Schuhe und Strümpfe ausgezogen, um mit den 
Kindern im Wasser zu spielen. Zögernd hebt 
sie die faltenreichen Röcke brs zum Knie. Da 
ruft das Töchterchen ganz überrascht: Aber 
Mutti, du hast ja auch so Berne wie wir!" 
1930: Der kleine Junge soll sich bei Straßen 
übergängen am Rock der Mutter festhalten. Da 
ruft er kläglich: „Aber ich kann nicht dran!" 
Welches Gebiet des täglichen Lebens wir 
auch herausgreifen: immer ist es im Witz fest 
gehalten worden, und stets hat der Witz das 
Charakteristische und Typische erfaßt und fest 
genagelt. In alten Witzen begegnen wir man 
chen Dingen, die ihrer Zeit überaus wichtig 
und bedeutsam waren, und die heute längst als 
nebensächlich abgetan sind. Wenn wir das sehen 
und dann einmal darüber nachdenken, was ein 
mal das Jahr 1960 über unsere Witze sagen 
wird, dann kommen wir vielleicht dazu, auch 
unsere eigenen Angelegenheiten und vor allem 
uns selbst ein bißchen weniger wichtig und tra 
gisch zu nehmen. Und das wäre doch eine ganz 
großartige Wirkung! H. Linger. 
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gegen spröde Haut 
D-r «Ş Wem. 
geschichtliche Skizze von O t t o A n t h e s. 
hem Dunkel^f^ das «f- ÖUT ' 14 war mit frü- 
abgesunken in dà,,^'"Şdtchen Caub her- 
drängt Preußen u ä SV* ® üffen öid)t 8* 
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hielt es für In der Tür. Denn sie 
stch bei ihren ^^«rsche Wtrtinnenvflicht, 
ihnen schmecke * âl ! "kundigen, wie es 
werter wà dankte ihr, und da er 
wandte er «a nu . ìhr anzufangen wußte, 
„Ick ch er an den Major. 
hiech?rbesteA""s^e^^st" der Schifferzunft 
ins Wort"' Wei! ." şi" ihm da die Kilbebas 
ilt Mann is n ^.wìrd nit komme könne. Der 
Der Herr v >! , itl die neunzig un will sterbe. 
Abendmahl geb^""ì ® eut mittstö fd,cm das 
doc^nicht^^ņ!" polterte Blücher. „Er wird 
heute kav^""? heute sterben. So etwas wie 
ann er ia nie wieder erleben." 
Tür' aewand? ,ld) eingeschüchtert zur 
kehrtealv ,te plötzlich erschrocken um- 
und drcht zum Tisch des Feldmarschalls 
trat. „Der alt Mann is doch komme", flüsterte 
sie, „drauß steht er." 
„Na also! Denn mal herein mit ihm!" 
Immer noch langen Leibes ,obwohl tief 
vornübergebeugt, im gestickten Wams, darüber 
er den dunkelblauen Leibrock gezogen hatte, 
trat der alte Obermeister ein. 
„Na, Badder", rief Blücher ihm entgegen, 
„setz Er sich erst mal! Was fehlt Ihm denn?" 
„Fehle tut mir nix", erwiderte der Alte be 
dächtig. „Ich hab genug. An Jahr un Lede. 
Man muß auch einmal aufhöre." 
„Ja doch. Aber warum denn gerade jetzt? 
Heut nacht um zwölf Uhr fängt eine neue Welt 
geschichte an. Das muß Er doch noch mitmachen! 
— Da", setzte er hinzu und goß ein Glas Wein 
ein, „nun trink Er erst mal!" 
„Nein, nein", wehrte der Schiffer, „ich hab' 
mein letzte heut mittag getrunke." 
„Ach so", erinnerte sich Blücher, „das Abend 
mahl! Na ja. Aber nun hör Er mal zu! Ich 
mutz heut nacht um zehn Uhr sämtliche Schisser 
von Caub in der Kirche haben. Sie müssen dort 
hin bestellt werden, heimlich, ohne daß einer 
vom andern weiß. Dort werd' ich ihnen selber 
sagen, was sie zu tun haben. Verstanden?" 
__ Der Alte nickte. „Hab ich verstände. Un der 
Herr sagt: Das is was 'Großes heut nacht?" 
„Das Größte, was Er sich denken kann. 
Deutschland holt sich heut nacht sein Recht wie 
der, das man ihm seit ein paar hundert Jahren 
gestohlen hat. Und die Schiffer von Caub sol 
len den ersten Schlag dazu tun." 
Der Alte nickte noch einmal. „Dann will ich 
dadruff doch noch einmal trinke!" Er streckte 
die zittrige Hand aus,' aber als er das Glas 
gefaßt hatte, hielt er es fest, führte es sicher 
zum Munde und trank es aus. 
\ „Es wird besorgt, Herr", sagte er dann noch 
und gittg nach einem kleinen Kratzfuß langsam 
aus dem Zimmer. 
Als Blücher um zehn Uhr die Kirche betrat, 
darin nur auf dem Altar ein paar Lichter 
flackerten, hockten die Schiffer tief in den Kir 
chenbänken. 
„Schiffer von Caub", fing er an, „ich habe 
eine große Aufgabe für Euch. Bis zwölf Uhr 
darf mir keiner von Euch hier aus der Kirche. 
Dann aber geht's an den Rhein, und Ihr setzt 
auf Euren Kähnen meine Vorhut aufs linke 
Ufer. Unter ihrem Schutz wird dann die Brücke 
gebaut. Ob Ihr wollt oder nicht, wird nicht ge 
fragt. Aber wer frohen Herzens will, der steht 
jetzt auf!" 
Es rauschte wie ein Windstoß durch die Kir 
che, als sie sich wie ein Mann aus den Bänken 
erhoben. 
Mit dem zwölften Glockenschlage schoben die 
Schiffer ihre Kähne in den Rhein, und zehn 
Minuten später sprangen drüben die ersten 
Brandenburger ans Land. Ein paar Schüsse 
der französischen Zollwächter verhallten 
schwächlich. Und schon flammten diesseits, das 
Ufer entlang, die Fackeln auf, bei deren Schein 
die russischen Zimmerleute ihre Brückenschiffe 
zu Wasser brachten. 
„So", sagte Blücher, der am Ufer stehend den 
Vorgang verfolgt hatte, „nun kann man ein 
paar Stündchen schlafen." 
Aber plötzlich stutzte er. „Der alte Mann! Ich 
möchte doch wissen, was aus ihm geworden ist." 
Der Major fragte herum und führte dann 
den Feldmarschall über das Gäßchen, das auf 
der Höhe der alten Stadtmauer hinlief, zu 
einem schmalen steilen Haus. Eine Frau öff 
nete, es mochte die Tochter oder Schwiegertoch 
ter sein, und sie traten in ein fast finsteres 
Zimmer. Nur ein kleiner Kerzenstumpf 
brannte zu Häupten des Bettes, auf dem öer 
alte Obermeister lang ausgestreckt lag. 
„Um zehn Uhr is er heimkomme", sagte die 
Frau, „hat sich hingelegt um als an die Deck' 
geguckt. Un wo es zwölf geschlage hat, hat er 
gesagt: „So, jetzt fängt die neu Weltgeschicht' 
an. — Un dann is er gestorbe." 
Blücher nahm die Feldmütze vom schnee 
weißen Haar. 
Hettere Ecke. 
Blumengieße«. 
Der Herr aus dem zweiten Stock ries vom 
Balkon aus nach oben: „Sie!" 
„Was denn?" fragte der Herr aus dem drit 
ten Stock. 
„Nu hörnse endlich mal auf!" 
„Mid was denn?" 
„Mid dem bleedsinnijen Gegieße." 
„Ich gann doch meine Blumen gießen!" 
„Ja, aber Sie dröppeln dauernd meinen 
Balgong voll Wasser." 
„Schdellense nich so ungerechde Fordrungen!" 
„Das is doch geine ungerechde Forderung." 
„Doch, bloß wenn ich Wasser runöerdröppele, 
schimven Sie. Wenns regend, sagen Sie geinen 
Ton!" 
* 
„Mama, was sind denn das für Tiere?" 
„Schweine, mein Kind." 
„Und wie nennt man sie, wenn sie sauber 
sind?" 
* 
„Papa, warum steht eigentlich öer Storch 
auf einem Fuß?" 
„Wahrscheinlich, weil er umfallen würde, 
wenn er den anderen auch hochzöge!"
	        
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