125. Jahrgang 7 Nr. 75 / Zweites Blatt.
Landeszeitung
ReàdîŞràsàoL
Donnerstag, den 31. Marz 1331
Rendsburg, den 31. März 1932.
Die städtischen Kollegien tagen.
Eine Anzahl wichtiger Beratungspunkte.
Gestern nacknnittag fand im Rathanssaal eine
Stadtvcrordneten-Sitzirng
statt, die sich mit der Wahl von Bezirksvorstehern
und -Pflegern zu beschäftigen hatte. In den Be
zirken 1—8 wurden die ausscheidenden Bczirks-
vorsteher und -pfleger wiedergewählt.
Da ein Teil der Bezirke wegen des zu großen
Umfanges geteilt werben mußte, war die Wahl
von Bezirksvorstehern bezw. -Pflegern für diese
Bezirke erforderlich. Als Bezirksvorsteher im Be
zirk 3b wurde Kaufmann Unterhorst, im Bezirk
öb Schlossermeister Kunze gewählt. Als Pfleger
im Bezirk 1b wurde der Arbeiter Wilhelm Beutin,
im Bezirk öb Bäckermeister Kcunecke, im Bezirk
6a Milchhändler Wendclsberg und im Bezirk 20b
Milchhändler Knutzen gewählt. Gleichzeitig wur
den Ersatzleute bestimmt, falls einer der gewähl
ten Bezirksvorsteher bezw. -pfleger aus triftigen
Gründen die Wahl nicht annehmen kann.
Im Anschluß an die Staötverordncten-Sitzung
fand eine öffentliche
Sitzung der städtischen Kollegien
statt. Auf der Tagesordnung stand eine ganze An
zahl außerordentlich wichtiger BcratuugSgegen-
stände. So wurde der Krankenhanstarif den Richt
sätzen der Arbeitsgemeinschaft der schleSivig-Yolstei-
nifchen Krankenhäusanstalten angeglichen und fer
ner eine Ermäßigung der Krankeuhaustarife vor
genommen. Beschlossen wurde ferner die seit Jah
ren dringend notwendige Instandsetzung des
Krankenhauses sowie die ebenfalls wichtige Reini
gung des Jungfernstieg- und Schlangenalleebeckens.
Außerdem beschäftigte man sich noch mit der Wei
terverpachtung des Timm'schen Holzplatzes, dem
Abschluß eines Vertrages mit dem ärztlichen Ver
ein bezgl. der Fürsorgeempfänger und übertrug
dem Magistrat die generelle Ermächtigung zum Ab
schluß von Strom-, GaS- und WasscrlieferungSver-
trägcn für Großabnehmer. Da im Magistrat und
in den Kommissionen sämtliche Beratungspunkte
gründlich vorbereitet waren, konnte die Tagesord
nung glatt erledigt werden.
*
Zunächst beschäftigte man sich mit der
Aenderung des Krankeuhaustarises.
Den allgemeinen Bestrebungen auf Preissenkung
folgend, hat die Arbeitsgemeinschaft der Schlesivig-
Holsteinischen Krankenhausanstalten angeregt, die
Krankcnhausrichtsätze bis zu 8 Prozent zu senken.
Dieser Anregung wird Folge gegeben, gleichzeitig
aber auch der hiesige Krankenhaustarif an die
Richtsätze der Arbeitsgemeinschaft angeglichen. Der
Krankenhaustarif wird wie folgt festgesetzt:
Es werden erhoben:
et) für Privatkranke ohne ärztliche Behandlung in
der 1. Klaffe 10,50 Mi täglich, in der 2. Klaffe
6,6V MM täglich, in der 8. Klasse 4,— MJl täglich.
Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahre
erhalten in allen Klassen eine Ermäßigung von
25 Prozent.
Röntgenaufnahmen, Durchleuchtungen, Medi
kamente, Operationsmatcrial usw. werden den
Privatkranken besonders in Rechnung gestellt.
Die Gebühr für Benutzung des Operationssaa
les kommt in Fortfall.
b) für Kranke, die von Krankenkassen mit einem
Bürgschaftsschein überwiesen werden, für Kur-
und Berpflegungskosten einschl. ärztlicher Be
handlung 3,95 MJl täglich + 40 Proz. für sämt
liche Nebenkosten einschl. Röntgenaufnahmen,
Spezialuntersuchungen in Kiel etc. — 5,50 .îķ
täglich. Vom 22. Verpslegungstage ab tritt eine
weitere Senkung um 2 Proz. auf 6,40 MM pro
Tag ein. Kinder bis zum vollendeten 12. Le
bensjahre zahlen 4,10 MM, vom 22. Verpfle
gungstage ab 4.— MM täglich.
Die Rechnungen sind innerhalb 4 Wochen nach
Ausstellung zu bezahlen, andernfalls ist das
Krankenhaus berechtigt, einen Satz von 6 bezw.
4,50 MM für Kinder bis zum 12. Lebensjahre
pro Tag, auch über deu 22. Bcrpflegungstag
hinaus, zu erheben. Dieselben Sätze gelten auch
für Fürsorgeverbände, Bernfsgcnossenschaften,
Versicherungsanstalten, Versicherungsämter und
Versorgungsämter.
c) für Personen, die von Berufsgenoffenschaftcn,
Versicherungsanstalten usw. zur kurzen Beob
achtung oder Untersuchung eingewiesen werden,
an Verpflegungskosten 4.— MJi täglich. Alle
entstehenden Nebenkosten werden besonders in
Rechnung gestellt.
d) für die im Hause geborenen Kinder in allen
Klassen täglich 1,50 MM.
c) für Begleitpersonen 80 Prozent der Verpfle
gungssätze.
Aufnahme- und Entlassungstag werden beide für
voll gerechnet. Selbstzahler und Personen, die kei
nen Bürgschaftsschein vorlegen, haben bei der Auf
nahme für Erstattung der Kosten eine Anzahlung
für 10 Tage im voraus zu leisten. Ausnahmen
sind nur mit besonderer Genehmigung des Chef
arztes gestattet. ^
Dieser Tarif tritt mit dem 1. 4. 32 in Kraft.
Die Vorlage wurde einstimmig angenommen.
Instandsetzung des Krankenhauses.
Da die wiederholt als bringend notwendig er
kannte Instandsetzung des Krankenhauses nicht
mehr länger hinausgeschoben werden kann, hat
der Magistrat eine Vorlage für die gründliche
Ueberholung des Krankenhauses vorgelegt, die
112 000 MM erfordern wird. Ueber die Vorlage
haben wir vor einigen Tagen berichtet. Das Er
gebnis der Ausschreibung soll der Krankenhaus-
unö Finanzkommission vorgelegt werden, weil die
eingesetzten Summen auf das Jahr 1930 zurück
gehen.
Senator Weber wies ganz mit Recht auf den
Umstand hin, daß das Krankenhaus an einer lärm
erfüllten Stelle der Stadt liege, und baß cs für
die meisten Mitglieder der Kollegien Ueberwindung
gekostet habe, ihre Zustimmung dazu zu geben, daß
noch weitere Gelder in diesen Bau hineingesteckt
würden. Nachdem man sich aber doch dazu bereit
gefunden habe, müsse an diese Zustimmung die Er
wartung geknüpft werden, daß von der Polizei nun
alles getan werde, um den Rennbahnbetrieb, der
auf der Hindenburgstraße herrsche, zu unterbinden
und den vermeidbaren Straßenlärm in der Umge
bung des Krankenhauses energisch zu bekämpfen.
Der Vorsitzende sagte zu, entbrechende Maßnahmen
in die Wege zu leiten.
Neben der Unterbindung des vermeidbaren
Straßcnlärms sollte man ferner auch noch für mög
lichste Schalldämpfung im Krankenhaus selbst Sorge
tragen.
Reinigung des Juugfernstieg- und Schlangcn-
allccbcckcns.
Auch über diese Vorlage haben wir ausführ
lich berichtet. Es ist vielfach die Meinung verbrei
tet, daß das ganze Jungfernstiegbccken bis auf
eine schmale Wafferriunc zugeschüttet werden soll.
Das ist nicht der Fall. Das Juugfernsticgbeckcn
bleibt in einer Breite von etwa 30 Metern be
stehen und nur ein schmaler Streifen — ini Höchst
fälle etwas über 3 Meter — wird an der Seite
des Gymnasiuniberges aufgeschüttet und zu einer
Rasenfläche umgestaltet. An der Seite des Arsenals
ist der Streifen wesentlich breiter, doch wird auch
hier der größte Teil des Flußarmes bestehen blei
ben. Auch diese Aufschüttung ivird Rasenfläche wer
den. An der schmälsten Stelle des Eidcrarmes an
der Schlangenallee würd ein Siel eingebaut, das
einen gleichmäßigen Wasserstaud gewährleistet, aber
auch bei Hochwasser nicht überspült werden kann.
Stadtverordneter Blunck brachte eine ihm vor
getragene Ansicht zur Sprache, eine Ausbaggerung
des ganzen Beckens vorzunehmen, das Wasser aber
nicht herauszudrängen. Der Bürgermeister gab
nochmals anhand einer Skizze eine Erläuterung
des Planes, von dem er glaubt, daß das Stadt
bild nach seiner Durchführung nur gewinnen wird.
Eine Ausbaggerung des ganzen Beckens und die
Aufschüttung des Bodens auf dem Spülfeld würde
etwa 50 bis 80 000 MM betragen, so daß dieser
Plan nicht durchführbar sei. Auf eine Frage des
Stadtverordneten Koth, wer die Unterhaltung der
Rasenfläche beim Arsenal zu übernehmen habe,
erwiderte der Bürgermeister, daß die Stadt sie dem
Verschönerungsverein zur Unterhaltung übergeben
wolle.
Stadvcrordneter Hinrichs gab der Hoffnung Aus
druck, daß im Laufe des Jahres weitere Pläne zur
Arbeitsbeschaffung zur Durchführung gelangen
möchten.
Die Arbeiten für die Reinigung des Jungfern
stieg- und Schlangenalleebeckens sollen ausgeschrie
ben werden, so daß auch das hiesige Gewerbe sich
an ihnen beteiligen kann. Die Vorlage wurde ein
stimmig angenommen.
Es ist erfreulich, daß nun wenigstens durch eine
wenn auch nicht sehr umfangreiche Arbeit etiva 30
Leute für ein halbes Jahr aus ihrer ungewollten
und zermürbenden Untätigkeit befreit werden kön
nen. Hoffentlich gelingt es, noch weitere Arbeits-
beschaffungsplänc in Angriff zu nehmen.
Weiterverpachtung des Timm'schen Holzplatzes.
Die nächsten drei Punkte wurden nachträglich
auf die Tagesordnung gesetzt. Es handelt sich zu
nächst um die Weiterverpachtung des Timm'schen
Holzplatzes. Die Firma Timm hatte den Pachtver
trag betr. des Holzplatzes unter Berufung auf die
Bestimmungen der Notverordnung gekündigt. Der
Holzplatz ist seinerzeit von Thormann» Erben
käuflich erworben worden. Das Kaufgeld ist stehen
geblieben und wird von der Stadt mit 8 Prozent
verzinst. Die Zinsenlast wird in Form einer Pacht
von der Firma Timm bezahlt. Die Pacht hat bisher
jährlich 19 300 MM betragen. Nachdem durch die
Notverordnung die Zinssätze gesenkt worden sind,
würde bei 6 Prozent eine Zinssumme von 14 400
MM für die Kaufsumme zu zahlen sein. Die Firma
hat sich bereit erklärt, den Platz weiterhin bis zum
31. März 1984 bei einer jährlichen Pacht von 12 000
MM weiter zu pachten. Der Magistrat hat diesem
Angebot zugestimmt, da die Rechtslage völlig un
geklärt ist. Die Kollegien erklärten sich mit einer
Weiterverpachtung des Holzplatzes bis zum 31.
März 1934 zu einem Pachtpreis von 12 000 MM ab
1. April 1932 einverstanden.
Abschluß eines Vertrages
mit dem ärztlichen Verein.
Der Magistrat hat einen Vertragsentwurf be
züglich der ärztlichen Versorgung der städtischen
Fürsorgeempfänger durch den ärztlichen Verein
vorgelegt. Der ärztliche Verein hat sich bereit er
klärt, für einen Betrag von 5 MM pro Kalender-
vierteljahr und Person die Behandlung der städti
schen Fürsorgeempfänger zu übernehmen. Die Re
gelung ist so gedacht, daß beispielsweise ein Für
sorgeempfänger, der am 15. Januar krank wird,
bis zum Schluß des Kalenderviertcljahrs — 31.
März — für 5 MM behandelt wird. Bisher
wurden die normalen Gebührensätze in Anrechnung
gebracht. Bei Zugrundelegung dieses Abkommens
hätte mau in den letzten Monaten eine Ersparnis
von 24 bis 25 Prozent erzielen können. Mit den
Aerzten zu einem General-Pauschalvertrag zu kom
men, war nicht möglich. Bemerkenswert aus dem
Vertrag ist noch, daß die Aerzte nicht mehr berech
tigt sind, Stärkemittel für Fürsorgeempfänger zu
verordnen. Derartige Stärkungsmittel werben in
Zukunft, um die Kosten für die jedesmalige Ver
ordnung zu sparen, von dem Stadtarzt lKreisarzt)
verordnet werden.
Ermächtigung des Magistrats
zum Abschluß von Strom-, Gas- und Wafler-
lieferungsvcrträgen mit Großkonsnmenten.
Die Kollegien gaben ihre Zustimmung dazu, daß
der Magistrat Strom-, Gas- und WasscrlieferungS-
vcrträgc mit Großkonsumenten nach Durchberatung
mit der Werkskommission vornehmen kann. In der
Praxis war cs auch bisher so, daß solche Verträge
vom Magistrat vollzogen worden sind.
Damit war die reichhaltige Tagesordnung er
schöpft. :st
^ -ff «f*
* Erzürnt hatten sich gestern nachmittag mehrere
auf dem großen Exerzierplatz spielende Kinder.
Dabei wurde der 10K-jährige Erwin F., der „Am
Exerzierplatz" wohnt, von einem anderen Jungen
mit einem Spaten geschlagen. Er trug ein großes
Loch oberhalb des einen Auges davon und mutzte
durch das Sanitätsauto dem Krankenhaus zuge
führt werden, wo die Wunde genäht wurde. —
Anscheinend ahmen die Kinder nun auch schon die
„vorbildlichen" Methoden der Erwachsenen im
Meinungsaustausch nach!
* Beim Fußballspielen hart zusammengestoßen
sind auf dem Sportplatz in Büdelsdorf drei junge
Leute. Dabei erhielt der Arbeiter Otto E. einest
Stoß vor den 2ei&, mußte zu einem Vüdelsdorfer
Arzt und auf dessen Anordnung ins Krankenhaus
gebracht werden.
Tausenden von Hausfrauen verkündet das Radio:
ichtig wirtschaften heißt-Sanella nehmm
Einer der praktischen Ratschläge von „Sanne
und Ella“:
„Gehen Sie Ihren Kindern statt teuren Brot
aufstrichs und teuren Belags einfach Sanella
aufs Brot, dazu frische Äpfel! Das ist gesünder,
schmeckt prachtvoll und spart Geld!“
„Sanne und Ella“ haben recht — Sanella
ist wirklich köstlich als Brotaufstrich — so
nahrhaft und bekömmlich — ebenso wie
alle Speisen, die Sie mit Sanella bereiten!
Also brauchen Sie wie „Sanne und Ella“
stets Sanella — und lassen Sie sich ihre
weiteren Ratschläge nicht entgehen! Ver
folgen Sie sie in dieser Zeitung und im
Radio — es wird Ihr Vorteil sein!
in m «g-o Durchsprach der Norag-Sender: Freitag vorm. 10 h 40
Millionen Hausfrauen
bevorzugt! ■