Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 1)

Vine eigenartige Erfindung. 
Flugzeugabsturz 
gefahrlos? 
Das tragikomische Schicksal des französischen 
Erfinders Albert Sauvan hat wieder einmal 
bewiesen, daß die Behörden sich in allen Län 
dern gleichen und überall den armen Erfin 
dern das Leben schwer machen. Sauvan hat 
einen Flugzeugrumpf konstruiert, der dank 
einer neuartigen Stoßdämpfung durch Oel- 
brcnisc und Luftdruck einen Absturz ohne 
Lebensgefahr ermöglichen soll. Er hat die 
Brauchbarkeit dieses Flugzeugrumpfes schon 
cininal dadurch zu beweisen gesucht, daß er ihn 
mit einer lebenden Taube als Insassin über 
eine Felswand hinabfallcn ließ. Die Taube 
kam heil und lebend unten an. Sauvan war 
darauf entschlossen, selbst den gefährlichen Ab 
sturz zu wagen, aber er hatte dabei nicht an 
das französische Luftfahrtministerium gedacht. 
Dieses hielt die ganze Sache für einen Unfug, 
der mit Lebensgefahr verbunden sei, und ver 
bot Sannaus Experiment. Mehrmals versuch 
te der unglückselige Erfinder eine Vorführung 
Zeines Apparates, aber jedesmal erschien die 
!Polizei, die zuletzt sogar seine Erfindung bc- 
ischlagnahmte. 
Nach längeren Bemühungen gelang es 
Sauvan, seilte Erfindung aus den Händen der 
Polizei wieder zurück zu bekommen und mik 
ihr endlich doch den ersehnten Versuch zu 
unternehmen. Er wollte sich in dem Rumpf 
über den Rand einer 200 Meter tiefen Schlucht 
Bei dem Dörfchen Escargnolles in der Nähe 
der französischen Riviera hinabstürzen lassen. 
Der Rumpf wurde auf ein Gestell montiert 
und zunächst mit Sandsäcken im Gewicht von 
300 Kilo anstelle des nicht vorhandenen Mo 
tors belastet. Drei Zeugen, darunter der 
offenbar sehr nachsichtige Bürgermeister von 
Escargnolles, sowie ein Fotograf nahmen am 
Grunde der Schlucht Aufstellung. Ein Auto- 
tourist, der oben auf der Straße vorbeikam, 
hielt das Ganze für eine harmlose Filmszene 
und sah interessiert zu. 
Sauvan stieg in den Rumpf, und seine Gat- 
tin hatte die angenehme Aufgabe, ihn in die 
Schlucht zu werfen. Sie tat es mit Ncrven- 
stärkc, weil sie fest an die Erfindung glaubte. 
Der Flugzeugrumpf stürzte mit aller Wucht 
die achtzigprozentig geneigte Wand hinab, 
schlug mehrmals gegen die Felsen und prallte 
schließlich unten auf den Boden. Dort öffnete 
der Bürgermeister das Verdeck, und frisch und 
gesund stieg Sauvan heraus. Er erklärte, daß 
er „ein bißchen geschüttelt" worden sei. „Aber 
trotzdem", setzte er hinzu, „bin ich sehr glück 
lich". 
Der Flugzeugrumpf nach dem Absturz in der Schlucht bei Escragnolles. 
Oben links: Der Konstrukteur Eauvont. 
Umsckaw in die WeU. 
Am die Trockenlegung des Frischen Haffs 
In Kreisen, die der Trockenlegung des Fri 
schen Haffs das Wort reden, wurde ausge 
rechnet, daß durch eine solche Maßnahme etwa 
66 000 Hektar Nutzfläche gewonnen würde, von 
der drei Viertel als Wiesen und ein Viertel 
als Ackerland Verwendung finden könnten. 
Die Wiesen würden zur Weide für 50 000 
Milchkühe ausreichen, deren Erzeugnisse einen 
Betrag von jährlich 14,3 Millionen Mark ein 
bringen würden. Das restliche Viertel der 
Haffläche ergäbe, mit Roggen bestellt, einen 
Ertrag von riluö 600 000 Zentnern, die einen 
Wert von etwa 7 Millionen Mark jährlich 
repräsentierten. Die erwähnten Kreise ge 
langen zur Auffassung, daß zur Durchfüh 
rung eines solchen Projektes ein Baukapital 
von 350 Millionen notwendig sei, die durch die 
gewonnenen Erzeugnisse genügend verzinst 
n'crdcn würden. 
* * * 
Kritische Lage des aufgelaufenen 
französischen Vaffagierdamvfers. 
TU. Paris, 30. März. (Eig. Funkmeld.) 
Die Lage des französischen Passagierdampfers 
„Providence", der vor einigen Tagen in der 
Nähe der Dardanellen ans ein Riff gelaufen 
ist, wird von Tag zu Tag kritischer. Die Passa 
giere und ein Teil der Ladung konnten von 
dem italienischen Dampfer „Vienna" und dem 
bulgarischen Dampfer „Bulgaria" übernom 
men werde«. Man befürchtet, daß das Schiss 
selbst verloren ist. Die türkischen Schlepper 
konnten sich bisher infolge des hohen See 
ganges nicht nähern, um die Schlepptaue zu 
werfen. Die unteren Lagerräume stehen be 
reits vollkommen unter Wasser. Die Be 
satzung schickt sich an, das sinkende Schiff zu 
verlassen. Tie „Providence" ist 16 000 To. 
groß. Sie befand sich mit etwa 300 Passagieren 
an Bord auf einer Vergnügungsreise nach 
dein nahen Orient. 
* * * 
Dieder ein französisches Flugzeug 
abgestürzt. 
Paris, 29. März. Ein Flieger der französi 
schen Luftflotte, der am Ostermontag früh zu 
einem Uebungsflug aufgestiegen war, ist we 
nige Minuten später ans einer Höhe von 200 
Metern in einer Straße mitten in der Stadt 
Burg la Reine abgestürzt. Aus noch nicht ge 
klarter Ursache verlor die Maschine plötzlich 
an Geschwindigkeit und ging im Gleitslug nte- 
der. Einige Augenzeugen bemerkten, wie das 
Flugzeug versuchte, über die Häuser hinwegzu 
kommen und eine Straße zu gewinnen. Weni 
ge Meter über dem Pflaster stieß das Flugzeug 
gegen eine Villa, deren Mauerwerk durch den 
heftigen Anprall stark beschädigt wurde. Sofort 
herbeigccilte Einwohner zogen den Piloten 
schwerverletzt und bewußtlos ilntcr den Trüm 
mern seiner Maschine hervor. 
Ein Zug mit der Brücke in die Tiefe gestürzt. 
Tll. Montreal, 30. März. (Eig. Funkmeld.) 
Zu der Nähe von Vancouver stürzte eine in- 
fotgc großer Uebcrschwemmungen unterspülte 
Eisenbahnbrücke zusammen, als ein Eisen- 
bahnzug über sic hinwegfuhr. Die Lokomotive 
und 4 Wagen stürzten in die Tiefe. 3 Pcr'M 
fnn wurden getötet. . 
5 Fabriken eingeäschert. 
TU. Paris, 30. März. (Eig. Funkmeldung.) 
In einer Motorenfabrik in Nantes brach am 
Dienstag Feuer aus, das in einem Schweröl 
lager reiche Nahrung fand. Trotz sofortigen 
Eingreifens der Feuerwehren dehnte sich der 
Brand bald auf das ganze Gebäude aus und 
griff auch auf zwei angrenzende Fabriken über. 
Sämtliche Fabrikgebäude brannten bis auf die 
Grundmauern nieder. Der Schaden beträgt 
mehrere Millionen Francs. 
Große DMbränöe m Jutland. 
KNS. Die anhaltende Trockenheit der letz 
ten Monate hat in diesen Tagen zu großen 
Waldbrändcn an den verschiedensten Stellen 
Jütlands geführt. In der Gegend von Frede- 
rikshavn brennen augenblicklich 1300 Tonnen 
Tannen- und Heideplantage. Bei Biborg 
sind 10 Tonnen Wald in Flammen aufge 
gangen. — Auch auf Seeland in der Nähe von 
Kopenhagen ist im Tiergarten ein großes 
Gelände den Flammen zum Opfer gefallen. 
Wegen Anlerfchlagung von Vau- 
fpargeldern festgenommen. 
TU. Köln, 29. März. Die Polizei hat den Ge 
schäftsführer und den juristischen Berater der 
„Kölner Bausparkasse A.-G." in Haft genom 
men, da der Verdacht der Unterschlagung von 
anvertrauten Spargeldern besteht. Die Kölner 
Bausparkasse A.-G. hat der wiederholten Auf 
forderung des Reichsaufsichtsamtes, die Bau 
sparkasse anzumelden und sie damit unter die 
Kontrolle des Reichsaufsichtsamtes zu stellen, 
nicht Folge geleistet, da ein Bausparen in dem 
üblichen Sinne durch ein neues System nicht 
erfolgt. Die Polizei wurde dann mit einer 
Nachprüfung beauftragt und stellte fest, daß 
mit Ausnahme von 10—15 000 RM. sämtliche 
eingegangenen Banspargelder als Geschäfts 
unkosten während des 114jährigen Bestehens 
der Gesellschaft verbraucht wurden. Die einge 
gangenen Spargelder wurden nicht auf Spar 
konten gutgeschrieben und auch nicht mündel 
sicher angelegt. Die Höhe der als Geschäftsun 
kosten verbrauchten Spargelder ist nicht fest 
gestellt. Sic dürfte aber nahe an 200 000 RM. 
herankommen. 
Finnischer Boxer in Aalborg getötet. 
KNS. Bei einem Boxkainpf, der von dein 
Aalborger Boxklub „Jydcn" veranstaltet 
wurde und an dem n. a. vier finnische Boxer 
teilnahmen, ist einer von diesen, der finnische 
Meister iin Leichtgelvicht, Caarle Wäkcwä, bei 
einem Match mit dem jütischen Meister Ryc 
Hongaard getötet ivordcn. Gleich nach Beginn 
des Kampfes war der Finne mehrmals am 
Boden, kam aber schnell wieder auf die Beine 
und kämpfte seine drei Runden anscheinend 
bei bestem Befinden zu Ende. Gleich nach dem 
Gvngschlag stürzte er zusammen »nd starb 
nach wenigen Augenblicken, vcrrnutlich an 
einer Gehirnblutung. Die anwesenden Aerzte 
bestätigen, daß in keiner Weise unverantwort 
lich gekämpft worden ist, so daß dem jütischen 
Meister kein Verschulden an dem bedauer 
lichen Unglück zuzuschreiben ist. 
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Zwei Kinder dnrch Spielen mit Streichhölzern 
getötet. 
TU. Bremen, 29. März. Bon einem furcht 
baren Schicksalsschlag wurde die Familie Söl- 
brand in Ganöerkese betroffen. In Abwesen 
heit der Eltern spielten die beiden Kinder im 
Alter von drei und vier Jahren im Bett mit 
Streichhölzern. Als die Eltern zurückkehrten, 
bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick. Das 
ganze Zimmer stand in hellen Flammen. Die 
beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, 
lvaren bereits tot. 
Beim Sprengen von Eisblöcken des Maros- 
Flusses (Balkan) sind durch Unvorsichtigkeit 
eines Korporals dieser und 2 Soldaten getö 
tet. 4 Pioniere wurden schwer verletzt. 
»Gras Zeppelin* ļņ Fickedrichshafen gelàŞì 
TU. Fkiedrichshafen, 29. März. Das Luft 
schiff „Graf Zeppelin" traf kurz nach 16 Uhr 
von seiner ersten diesjährigen Südamerika 
fahrt über Friedrichshofen ein. Die Landung 
erfolgte in Gegenwart einer großen Zuschan- 
ermenge 16.35 Uhr glatt und ohne jeden Zwi- 
schenfall trotz zienilich starken Weststurmes. 
Raubüberfall auf eine Stationskaffe. 
TU. Wesermünde, 29. März. In der Nacht zum 
Montag drangen drei maskirte Burschen im Alter 
von etwa 25 Jahren mit vorgehaltenen Pistolen in 
die Stationskasse der Bahnstation Freschluneberg 
(Kreis Geestemünde) ein. Sie fesselten die beiden 
anwesenden Beamten und raubten die Stations- 
kaffe, in der sich jedoch nur 20 Mark Silbcrgeld und 
eine Rolle mit 50 Zweipfennigstücken best 
Außerdem entwendeten sie die Barschaft des be 
amten Winkler in Höhe von 17 Mark. 
àr?s WsR. 
Der Flensburger Kunstmaler Erwin Nöbbc 
feierte am 29. März seinen 60. Geburtstag. Er 
hat sich neben seiner Malerei mit wissenschast-- 
lichen Fragen der Heimat beschäftigt, so vor 
allem mit der Münzkunde, mit der Frage 
Schleswig-Haithabu und der Geschichte seiner 
Vaterstadt Flensburg. 
* 
Zur Jenaer Familientragödie wird bekannt, 
daß Oberlandesgerichtsrat Dr. Meurer, der 6 
Familienmitglieder und sich selbst erschoß, vor 
dem Erblinden stand. Das dürfte dem ohne 
hin schon seelisch schwer bedrückten Mann den 
Rest gegeben haben. 
In Herne kam cs zwischen jungen Leuten, 
die dein Alkohol reichlich zugesprochen hatten, 
Au einer wüsten Schlägerei. Eine Person 
wurde getötet, zwei andere schwer verletzt. 
Eine 75jährige Witwe Felstau wurde in 
ihrer Wohnung in Danzig ermordet ausge 
sunden. Anscheinend liegt Raubmord vor. 
Die Krankeiiversicheruugsanstalt in Trvppan 
ließ die Tageskasse des Stadttheatcrs pfän 
den, da die Krankenkassenbeiträge nicht be 
zahlt waren. 
* 
Der Stadtkassenrendant Neutnik in Danzig 
wurde wegen Unterschlagung von 45 000 Gul 
den verhaftet. Durch eine unvermutete Revi 
sion wurden die Verfehlungen aufgedeckt. 
Die Sommerzeit wird in Frankreich am 2. 
April wieder eingeführt. Sämtliche Uhren wer 
den um eine Stunde vorgestellt, so daß west- 
unö mitteleuropäische Zeit ausgeglichen ist. 
60 Eingeborene in Kenya (brüt. Ostafrika) 
wurden zum Tode verurteilt, weil sie eine 
„Medizinfrau" erschlagen hatten. 
22 wilde Buchmacher wurden auf der Renn. 
bahn Karlshorst verhaftet. 
Durch den Einsturz einer Betonwanö in 
Steinbrücken bei Plymouth sind 3 Arbeiter ge- 
tötet worden. 
ZesMere hinweise. 
Frühjahrs-Phosphorsäure-Düngung. 
Nach allem, was man bisher hinsichtlich Entwicklung imd 
Form des Frühjahrs-Dünger-Geschäftes beobachten kann, ge- 
staltet sich die Düngung der Frühjahrssaaten vielfach so. daß 
man den Nährstoff Stickstoff einseitig in starkem Maße ver 
abfolgt, daß man aber auf die Gabe von Kali und Phos 
phorsäure, verzichten zu können glaubt. 
Darin liegt aber eine außerordentliche Gefahr, denn der 
teure Stickstoff wird nur dann voll ausgenutzt, wenn im rich 
tigen Verhältnis dazu Kali und Phosphorsäure verabfolgt 
werden. 
Die Stîckstoşswirkung, die sich im vermehrten Grünwachs- 
tum äußert, muß unbedingt durch die Wirkung der Kali- 
Ptzosphat-Gabc ergänzt werden, denn diese sorgt nunmehr 
für starke Halmausbildung, guten Aehrenanfatz und Korn 
ausbildung. 
Die Kali-Phosphat-Gabe sorgt für die Erzielung rînee 
guten Qualität, und auf die kommt er in heutiger Ie'.t 
mehr an als auf die Menge der Ernteprodukte. Soll aber die 
Phosphorsäure bei später Gabe noch voll zur Auswirkung 
kommen, so muß sie in leichklöslicher Form den Pflanzen 
verabfolgt werden, z. B. im hochwertigen Rhcnania-Phos- 
phat. Dieser ist ein schleswig-holsteinisches Erzeugnis und 
eignet sich für Düngnngszwecke gerade in dieser Provinz be- 
sonders gut. 
Der Walfischfang an der Elbe-Mündung. 
Die Ankunft des Riesenwals in Hamburg, wo oer seltene Fang öffentlich ausgestellt wurde.
	        
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