Vine eigenartige Erfindung.
Flugzeugabsturz
gefahrlos?
Das tragikomische Schicksal des französischen
Erfinders Albert Sauvan hat wieder einmal
bewiesen, daß die Behörden sich in allen Län
dern gleichen und überall den armen Erfin
dern das Leben schwer machen. Sauvan hat
einen Flugzeugrumpf konstruiert, der dank
einer neuartigen Stoßdämpfung durch Oel-
brcnisc und Luftdruck einen Absturz ohne
Lebensgefahr ermöglichen soll. Er hat die
Brauchbarkeit dieses Flugzeugrumpfes schon
cininal dadurch zu beweisen gesucht, daß er ihn
mit einer lebenden Taube als Insassin über
eine Felswand hinabfallcn ließ. Die Taube
kam heil und lebend unten an. Sauvan war
darauf entschlossen, selbst den gefährlichen Ab
sturz zu wagen, aber er hatte dabei nicht an
das französische Luftfahrtministerium gedacht.
Dieses hielt die ganze Sache für einen Unfug,
der mit Lebensgefahr verbunden sei, und ver
bot Sannaus Experiment. Mehrmals versuch
te der unglückselige Erfinder eine Vorführung
Zeines Apparates, aber jedesmal erschien die
!Polizei, die zuletzt sogar seine Erfindung bc-
ischlagnahmte.
Nach längeren Bemühungen gelang es
Sauvan, seilte Erfindung aus den Händen der
Polizei wieder zurück zu bekommen und mik
ihr endlich doch den ersehnten Versuch zu
unternehmen. Er wollte sich in dem Rumpf
über den Rand einer 200 Meter tiefen Schlucht
Bei dem Dörfchen Escargnolles in der Nähe
der französischen Riviera hinabstürzen lassen.
Der Rumpf wurde auf ein Gestell montiert
und zunächst mit Sandsäcken im Gewicht von
300 Kilo anstelle des nicht vorhandenen Mo
tors belastet. Drei Zeugen, darunter der
offenbar sehr nachsichtige Bürgermeister von
Escargnolles, sowie ein Fotograf nahmen am
Grunde der Schlucht Aufstellung. Ein Auto-
tourist, der oben auf der Straße vorbeikam,
hielt das Ganze für eine harmlose Filmszene
und sah interessiert zu.
Sauvan stieg in den Rumpf, und seine Gat-
tin hatte die angenehme Aufgabe, ihn in die
Schlucht zu werfen. Sie tat es mit Ncrven-
stärkc, weil sie fest an die Erfindung glaubte.
Der Flugzeugrumpf stürzte mit aller Wucht
die achtzigprozentig geneigte Wand hinab,
schlug mehrmals gegen die Felsen und prallte
schließlich unten auf den Boden. Dort öffnete
der Bürgermeister das Verdeck, und frisch und
gesund stieg Sauvan heraus. Er erklärte, daß
er „ein bißchen geschüttelt" worden sei. „Aber
trotzdem", setzte er hinzu, „bin ich sehr glück
lich".
Der Flugzeugrumpf nach dem Absturz in der Schlucht bei Escragnolles.
Oben links: Der Konstrukteur Eauvont.
Umsckaw in die WeU.
Am die Trockenlegung des Frischen Haffs
In Kreisen, die der Trockenlegung des Fri
schen Haffs das Wort reden, wurde ausge
rechnet, daß durch eine solche Maßnahme etwa
66 000 Hektar Nutzfläche gewonnen würde, von
der drei Viertel als Wiesen und ein Viertel
als Ackerland Verwendung finden könnten.
Die Wiesen würden zur Weide für 50 000
Milchkühe ausreichen, deren Erzeugnisse einen
Betrag von jährlich 14,3 Millionen Mark ein
bringen würden. Das restliche Viertel der
Haffläche ergäbe, mit Roggen bestellt, einen
Ertrag von riluö 600 000 Zentnern, die einen
Wert von etwa 7 Millionen Mark jährlich
repräsentierten. Die erwähnten Kreise ge
langen zur Auffassung, daß zur Durchfüh
rung eines solchen Projektes ein Baukapital
von 350 Millionen notwendig sei, die durch die
gewonnenen Erzeugnisse genügend verzinst
n'crdcn würden.
* * *
Kritische Lage des aufgelaufenen
französischen Vaffagierdamvfers.
TU. Paris, 30. März. (Eig. Funkmeld.)
Die Lage des französischen Passagierdampfers
„Providence", der vor einigen Tagen in der
Nähe der Dardanellen ans ein Riff gelaufen
ist, wird von Tag zu Tag kritischer. Die Passa
giere und ein Teil der Ladung konnten von
dem italienischen Dampfer „Vienna" und dem
bulgarischen Dampfer „Bulgaria" übernom
men werde«. Man befürchtet, daß das Schiss
selbst verloren ist. Die türkischen Schlepper
konnten sich bisher infolge des hohen See
ganges nicht nähern, um die Schlepptaue zu
werfen. Die unteren Lagerräume stehen be
reits vollkommen unter Wasser. Die Be
satzung schickt sich an, das sinkende Schiff zu
verlassen. Tie „Providence" ist 16 000 To.
groß. Sie befand sich mit etwa 300 Passagieren
an Bord auf einer Vergnügungsreise nach
dein nahen Orient.
* * *
Dieder ein französisches Flugzeug
abgestürzt.
Paris, 29. März. Ein Flieger der französi
schen Luftflotte, der am Ostermontag früh zu
einem Uebungsflug aufgestiegen war, ist we
nige Minuten später ans einer Höhe von 200
Metern in einer Straße mitten in der Stadt
Burg la Reine abgestürzt. Aus noch nicht ge
klarter Ursache verlor die Maschine plötzlich
an Geschwindigkeit und ging im Gleitslug nte-
der. Einige Augenzeugen bemerkten, wie das
Flugzeug versuchte, über die Häuser hinwegzu
kommen und eine Straße zu gewinnen. Weni
ge Meter über dem Pflaster stieß das Flugzeug
gegen eine Villa, deren Mauerwerk durch den
heftigen Anprall stark beschädigt wurde. Sofort
herbeigccilte Einwohner zogen den Piloten
schwerverletzt und bewußtlos ilntcr den Trüm
mern seiner Maschine hervor.
Ein Zug mit der Brücke in die Tiefe gestürzt.
Tll. Montreal, 30. März. (Eig. Funkmeld.)
Zu der Nähe von Vancouver stürzte eine in-
fotgc großer Uebcrschwemmungen unterspülte
Eisenbahnbrücke zusammen, als ein Eisen-
bahnzug über sic hinwegfuhr. Die Lokomotive
und 4 Wagen stürzten in die Tiefe. 3 Pcr'M
fnn wurden getötet. .
5 Fabriken eingeäschert.
TU. Paris, 30. März. (Eig. Funkmeldung.)
In einer Motorenfabrik in Nantes brach am
Dienstag Feuer aus, das in einem Schweröl
lager reiche Nahrung fand. Trotz sofortigen
Eingreifens der Feuerwehren dehnte sich der
Brand bald auf das ganze Gebäude aus und
griff auch auf zwei angrenzende Fabriken über.
Sämtliche Fabrikgebäude brannten bis auf die
Grundmauern nieder. Der Schaden beträgt
mehrere Millionen Francs.
Große DMbränöe m Jutland.
KNS. Die anhaltende Trockenheit der letz
ten Monate hat in diesen Tagen zu großen
Waldbrändcn an den verschiedensten Stellen
Jütlands geführt. In der Gegend von Frede-
rikshavn brennen augenblicklich 1300 Tonnen
Tannen- und Heideplantage. Bei Biborg
sind 10 Tonnen Wald in Flammen aufge
gangen. — Auch auf Seeland in der Nähe von
Kopenhagen ist im Tiergarten ein großes
Gelände den Flammen zum Opfer gefallen.
Wegen Anlerfchlagung von Vau-
fpargeldern festgenommen.
TU. Köln, 29. März. Die Polizei hat den Ge
schäftsführer und den juristischen Berater der
„Kölner Bausparkasse A.-G." in Haft genom
men, da der Verdacht der Unterschlagung von
anvertrauten Spargeldern besteht. Die Kölner
Bausparkasse A.-G. hat der wiederholten Auf
forderung des Reichsaufsichtsamtes, die Bau
sparkasse anzumelden und sie damit unter die
Kontrolle des Reichsaufsichtsamtes zu stellen,
nicht Folge geleistet, da ein Bausparen in dem
üblichen Sinne durch ein neues System nicht
erfolgt. Die Polizei wurde dann mit einer
Nachprüfung beauftragt und stellte fest, daß
mit Ausnahme von 10—15 000 RM. sämtliche
eingegangenen Banspargelder als Geschäfts
unkosten während des 114jährigen Bestehens
der Gesellschaft verbraucht wurden. Die einge
gangenen Spargelder wurden nicht auf Spar
konten gutgeschrieben und auch nicht mündel
sicher angelegt. Die Höhe der als Geschäftsun
kosten verbrauchten Spargelder ist nicht fest
gestellt. Sic dürfte aber nahe an 200 000 RM.
herankommen.
Finnischer Boxer in Aalborg getötet.
KNS. Bei einem Boxkainpf, der von dein
Aalborger Boxklub „Jydcn" veranstaltet
wurde und an dem n. a. vier finnische Boxer
teilnahmen, ist einer von diesen, der finnische
Meister iin Leichtgelvicht, Caarle Wäkcwä, bei
einem Match mit dem jütischen Meister Ryc
Hongaard getötet ivordcn. Gleich nach Beginn
des Kampfes war der Finne mehrmals am
Boden, kam aber schnell wieder auf die Beine
und kämpfte seine drei Runden anscheinend
bei bestem Befinden zu Ende. Gleich nach dem
Gvngschlag stürzte er zusammen »nd starb
nach wenigen Augenblicken, vcrrnutlich an
einer Gehirnblutung. Die anwesenden Aerzte
bestätigen, daß in keiner Weise unverantwort
lich gekämpft worden ist, so daß dem jütischen
Meister kein Verschulden an dem bedauer
lichen Unglück zuzuschreiben ist.
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Zwei Kinder dnrch Spielen mit Streichhölzern
getötet.
TU. Bremen, 29. März. Bon einem furcht
baren Schicksalsschlag wurde die Familie Söl-
brand in Ganöerkese betroffen. In Abwesen
heit der Eltern spielten die beiden Kinder im
Alter von drei und vier Jahren im Bett mit
Streichhölzern. Als die Eltern zurückkehrten,
bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick. Das
ganze Zimmer stand in hellen Flammen. Die
beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen,
lvaren bereits tot.
Beim Sprengen von Eisblöcken des Maros-
Flusses (Balkan) sind durch Unvorsichtigkeit
eines Korporals dieser und 2 Soldaten getö
tet. 4 Pioniere wurden schwer verletzt.
»Gras Zeppelin* ļņ Fickedrichshafen gelàŞì
TU. Fkiedrichshafen, 29. März. Das Luft
schiff „Graf Zeppelin" traf kurz nach 16 Uhr
von seiner ersten diesjährigen Südamerika
fahrt über Friedrichshofen ein. Die Landung
erfolgte in Gegenwart einer großen Zuschan-
ermenge 16.35 Uhr glatt und ohne jeden Zwi-
schenfall trotz zienilich starken Weststurmes.
Raubüberfall auf eine Stationskaffe.
TU. Wesermünde, 29. März. In der Nacht zum
Montag drangen drei maskirte Burschen im Alter
von etwa 25 Jahren mit vorgehaltenen Pistolen in
die Stationskasse der Bahnstation Freschluneberg
(Kreis Geestemünde) ein. Sie fesselten die beiden
anwesenden Beamten und raubten die Stations-
kaffe, in der sich jedoch nur 20 Mark Silbcrgeld und
eine Rolle mit 50 Zweipfennigstücken best
Außerdem entwendeten sie die Barschaft des be
amten Winkler in Höhe von 17 Mark.
àr?s WsR.
Der Flensburger Kunstmaler Erwin Nöbbc
feierte am 29. März seinen 60. Geburtstag. Er
hat sich neben seiner Malerei mit wissenschast--
lichen Fragen der Heimat beschäftigt, so vor
allem mit der Münzkunde, mit der Frage
Schleswig-Haithabu und der Geschichte seiner
Vaterstadt Flensburg.
*
Zur Jenaer Familientragödie wird bekannt,
daß Oberlandesgerichtsrat Dr. Meurer, der 6
Familienmitglieder und sich selbst erschoß, vor
dem Erblinden stand. Das dürfte dem ohne
hin schon seelisch schwer bedrückten Mann den
Rest gegeben haben.
In Herne kam cs zwischen jungen Leuten,
die dein Alkohol reichlich zugesprochen hatten,
Au einer wüsten Schlägerei. Eine Person
wurde getötet, zwei andere schwer verletzt.
Eine 75jährige Witwe Felstau wurde in
ihrer Wohnung in Danzig ermordet ausge
sunden. Anscheinend liegt Raubmord vor.
Die Krankeiiversicheruugsanstalt in Trvppan
ließ die Tageskasse des Stadttheatcrs pfän
den, da die Krankenkassenbeiträge nicht be
zahlt waren.
*
Der Stadtkassenrendant Neutnik in Danzig
wurde wegen Unterschlagung von 45 000 Gul
den verhaftet. Durch eine unvermutete Revi
sion wurden die Verfehlungen aufgedeckt.
Die Sommerzeit wird in Frankreich am 2.
April wieder eingeführt. Sämtliche Uhren wer
den um eine Stunde vorgestellt, so daß west-
unö mitteleuropäische Zeit ausgeglichen ist.
60 Eingeborene in Kenya (brüt. Ostafrika)
wurden zum Tode verurteilt, weil sie eine
„Medizinfrau" erschlagen hatten.
22 wilde Buchmacher wurden auf der Renn.
bahn Karlshorst verhaftet.
Durch den Einsturz einer Betonwanö in
Steinbrücken bei Plymouth sind 3 Arbeiter ge-
tötet worden.
ZesMere hinweise.
Frühjahrs-Phosphorsäure-Düngung.
Nach allem, was man bisher hinsichtlich Entwicklung imd
Form des Frühjahrs-Dünger-Geschäftes beobachten kann, ge-
staltet sich die Düngung der Frühjahrssaaten vielfach so. daß
man den Nährstoff Stickstoff einseitig in starkem Maße ver
abfolgt, daß man aber auf die Gabe von Kali und Phos
phorsäure, verzichten zu können glaubt.
Darin liegt aber eine außerordentliche Gefahr, denn der
teure Stickstoff wird nur dann voll ausgenutzt, wenn im rich
tigen Verhältnis dazu Kali und Phosphorsäure verabfolgt
werden.
Die Stîckstoşswirkung, die sich im vermehrten Grünwachs-
tum äußert, muß unbedingt durch die Wirkung der Kali-
Ptzosphat-Gabc ergänzt werden, denn diese sorgt nunmehr
für starke Halmausbildung, guten Aehrenanfatz und Korn
ausbildung.
Die Kali-Phosphat-Gabe sorgt für die Erzielung rînee
guten Qualität, und auf die kommt er in heutiger Ie'.t
mehr an als auf die Menge der Ernteprodukte. Soll aber die
Phosphorsäure bei später Gabe noch voll zur Auswirkung
kommen, so muß sie in leichklöslicher Form den Pflanzen
verabfolgt werden, z. B. im hochwertigen Rhcnania-Phos-
phat. Dieser ist ein schleswig-holsteinisches Erzeugnis und
eignet sich für Düngnngszwecke gerade in dieser Provinz be-
sonders gut.
Der Walfischfang an der Elbe-Mündung.
Die Ankunft des Riesenwals in Hamburg, wo oer seltene Fang öffentlich ausgestellt wurde.