Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 1)

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Bur UnkevhKltung 
9it. 71 
Beilage der Sckleswiq.Holsteinischen Landeszeikiing (Rendsburger Tageblatt) 
Donnerstag, den 24. März 1^32 
«KrSsnkm rrrm Karfreitag. 
..Es ist vollbracht'.« (Joh. 19 V. 30). 
Es gibt Menschen, in denen gewissermaßen da« 
Leben ihres Kreises, ihres Volkes zu einem ragen 
den Gipfel gesteigert erscheint, von denen dann 
auch wieder belebende Ströme in bie Niederung 
der Allgemeinheit zurücklaufen. Ein solcher Höhen- 
nrensch war z. V. Goethe. Es gibt auch Tage, in 
denen sich das Erleben und Geschehen von Jahren 
zusammenfaßt und von denen dann entscheidende 
Nachwirkungen auf lange Zeit, vielleicht Jahr 
hunderte ausstrahlen. Der höchste Höhepunkt der 
Menschheit ist „des Menschen Sohn", Jesus; der 
entscheidende Schicksalstag der gesamten Mensch 
heitsgeschichte, der in die Ewigkeit hineinreicht, ist 
der Karfreitag. Alles dies fließt zusammen in dem 
Wort: „Es ist vollbracht". 
Was ist vollbracht? Zu einem Gipfelpunkt, der 
ächt wohl übersteigert werden kann, hat sich 
menschliche Schuld und Sünde zusammengeballt. 
Wir kennen sie wohl, die feinen Wurzeln der Ab 
neigung und der Ablehnung gegen Jesus. Wo 
immer uns sein Geist in seiner klaren und gebie 
tenden Reinheit begegnet, regt sich auch ein ge 
wisser Widerstand. Da ist etwa ein Christ, der sich 
nicht mit landläufiger Durchschnittsfrömmigkeit 
begnügt, sondern der wirklich durchsetzen will, was 
der Geist und das Gewissen fordern. Wir fühlen 
wohl, daß er Recht hat, und wollen ihm doch nicht 
folgen. Sofort setzt da unsre Abwehr ein. Wir nen 
nen ihn überspannt, feine Art übertrieben. Wir 
versuchen, ihn mit Spott abzufertigen, jedenfalls 
ihn von uns abzuschütteln. Kann man aber einer 
unbequemen Entscheidung nicht ausweichen, so 
kommt es auch heute zum Haß und zu-einer mehr 
oder weniger offenen Feindschaft. Aber alles die 
ses, was wir auch heute genugsam kennen, wurde 
damals am Karfreitag doch in einer Weise ge 
steigert, daß es nicht wohl zu überbieten ist. Dort 
finden wir teuflische Pläne, wo man unter Diplo 
matie eines Pilatus, der aus Klugheitsgründen, 
aus Angst um seine Karriere öffentlich die Un 
schuld opfert; wir sehen Roheit und Gemeinheit 
im blutigen Spiel der Henkersknechte; wir erleben 
eroärmliche Charakterlosigkeit in der Haltung des 
Pöbels, der unter der Hetze von Schlagworten den 
niedersten Instinkten folgt; wir weinen über die 
Feigheit der Jünger, den Fall eines Petrus. Da 
mit auch die „silbernen Kugeln" nicht fohlen, mit 
denen man aus dem Hinterhalt schießt, verrät 
Judas seinen Meister um schnödes Geld. So ist 
aus Feindschaft gegen Jesus alles, was Menschen 
an niedrigster Schlechtigkeit ersinnen können, hier 
geballt und gehäuft. „Es ist vollbracht" — man 
möchte es beinahe so deuten: „Ihr habt es fertig 
gebracht", den Reinsten und Besten, der je über die 
Erde gegangen, zu beseitigen und sein mit heißem 
Liebesringen getriebenes, gottgewolltes Werk zu 
zertrümmern. Wo ein Jesus so gescheitert ist, ist 
fiir solche Menschheit nichts mehr zu hoffen. Voll 
bracht ist die Sünde und die Vernichtung! 
Aber das ist doch nicht der Sinn des Wortes 
Jesu. Durch all den Wirrwarr der getürmten 
Sünde geht doch eine andere Linie. Jesus ist leib 
lich getötet, aber nicht überwunden. In all den 
Stürmen, in all dem Dunkel hat er seine Bahn 
innegehalten: kein unrechtes Wort ist ihm ent 
fahren; zu keiner Leidenschaft hat er sich fortreißen 
lasten, keine Bitterkeit hat ihn erfüllt. Dagegen 
hat er den Menschen, diesen selbigen schmutzigen 
Menschen, seinerseits Treue und Liebe gehalten 
und ebenso seinem Gott den Gehorsam und Glau 
ben bewährt. Damit ist der Sieg erkämpft, der 
Sieg der Reinheit über Schmutz und Gemeinheit, 
der Sieg der Wahrheit über Lüge und Heuchelei, 
der Sieg der Liebe über den Haß. der Sieg der 
Gnade über das Gericht. Das Werk der Erlösung 
ist vollbracht. 
Wirklich vollbracht? — Wirklich vollbracht! Was 
jetzt noch gekämpft wird, sind nur noch Rückzugs 
gefechte des Feindes. Der Sieg i st entschieden. Seit 
jenem Karfreitag schreitet das „Wort vom Kreuz" 
als Siegeszeichen durch die Welt. Mag man es ab 
tun wollen als Torheit, oder bekämpfen als Aer- 
gernis, mag man dagegen wüten mit List und Ge 
walt, auch die heutigen Stürme der „Gottlosen" in 
Rußland und aus Rußland werden daran nichts 
ändern, sowenig wie die kühl überlegene Ableh 
nung mancher „Gebildeten", das „Wort vom 
Kreuz" bleibt felsenfeste Gottesmacht. — Daß wir 
Christen selbst es nur auch bester glaubten und be 
herzigten! Sowohl für unsere Seelennöte des bösen 
Gewissens, wie für unsre täglichen Kämpfe gegen 
Leidenschaften und Schwächen würden wir sicherer 
stehen und gewisser gehen, wenn wir uns nicht 
immer noch sorgten, wie wir es schaffen sollen, 
sondern wenn wir uns fröhlich vor Augen hielten, 
daß der Sieg bereits da ist. Nicht wir sollen es 
vollbringen. „Es i ft vollbracht." 
Kreuzigung. 
Holzschnitt von Martin Schongauer (gest. 1491) 
In der badischen Stadt Offenburg lebte seit 1920 
in stiller Zurückgezogenheit einer der berüymtesten 
Erfinder auf dem Gebiet der elektris-hen Energie 
wirtschaft: Friedrich August Haselioander, dem di« 
Technik den Drehstrommotor verdankt. Schon als 
Kind ein begeisterter Liebhaber technischer Dinge, 
baute er im Jahre 1884, nachdem er das Gymnasium 
absolviert hatte, den ersten Dynamomotor. 1887 
war das Werk gelungen, in Offenbuvg, seiner Va 
terstadt, lief der erste Drehstromdynamo, derselbe, 
der jetzt im Ehrensaal des Deutschen Museums zu 
München seinen Platz gefunden hat. 1888 erfolgt« 
die erste Patentanmeldung, die aber noch einig« 
Jahre auf sich warten ließ — man hatte die Be 
deutung von Haselwanders Erfindung noch nicht 
erkannt! Auch sonst war das Leben dieses Erfinders 
überreich an Entsagung und Enttäuschung. Nachdem 
er zur Ausnutzung seines Patentes in eine Frank 
furter Firma eingetreten war, machte ihm eine an 
dere Firma die Priorität streitig; es kam zum Pa 
tentstreit vor dem Reichsgericht, bei dem es sich um 
einen Streitwert von 30 Millionen drehte. Hafel- 
wander verlor ihn, aus formalen Gründen, man 
hatte die Berufungsfrist ungenutzt verstreichen las 
sen. Tief enttäuscht und verbittert wandte sich ver 
Erfinder anderen Problemen zu, vor allem auf dem 
Gebiet des Oelmotors. Die Bedeutung der Hasel» 
lvanderschen Drehstrommaschine liegt vor allem 
darin, daß nunmehr das Problem der elektrischen 
Fernübertragung mächtig gefördert werden konnte. 
Die bequeme Transformierbarkeit des Drehstro- s 
vergrößerte Wirkungskreis und Absatzgebiet der 
Elektrizität gewaltig. Ohne die Drehstrommaschine 
wären die großen Ueberlandkraftwerke. wäre ein 
großer Teil unserer gesamten Elektroindustrie nicht 
denkbar. In gerechter Würdigung seiner Verdienste 
wurde Haselwander 1920 der Ehrendoktor der Tech 
nischen Hochschule Karlsruhe verliehen. „ in 
Würdigung seiner für die technische und wirtschaft 
liche Entwicklung der elektrischen Energieübertra 
gung so bedeutsam gewordenen erfinderischen Tä 
tigkeit auf dem Gebiete der Metaphasenströms, ins- 
bei andere des verketteten Dreiphascnstroms", wie 
es im Diplom heißt. 
Haselwander lebte das typische deutsche Erfin 
derschicksal. Finanziellen Erfolg hatte er nie, um die 
Früchte seines Schaffens wurde er betrogen, der 
Nachruhm aber zählt ihn zu den ersten, zähesten 
und tüchtigsten Pionieren auf dem Gebiet des tech 
nischen Fortschrittes. 
Wir können nicht Gottes Wege wissen, welä)e 
durch den freien Willen des Menschen gebaut wer 
den. Wir können nur eins: beten, daß Gott unsre 
Arbeit für seinen Wegebau verwendet ... Ist cs 
nicht das höchste Glück, das es geben kann, einen 
Höheren zu finden, dem man dient? 
Paul Ernst. 
und fJÜcht 
Ein Jlaman aus .dec Zelt dec Vacheccsdiaft Tlapatem L, mn Tüax That 
2°ķ>«Ş by Snow a. $UtS, ©. m. d. H.. München. 
31) Nachdruck verboten. 
Da erinnerte sie sich, daß er ja etwas Aehnliches 
angedeutet hatte. Was konnte er dafür, daß sie diese 
Andeutungen mißverstanden, sie auf sich bezogen 
hatte? Sie kam sich jetzt beinahe lächerlich vor. Hatte 
sic sich ihm nicht gewissermaßen aufgedrängt? * 
6ie hörte sich förmlich denken. Vielleicht hatte sie 
laut gedacht. 
Aber schließlich konnte er doch über ihre Gefühle 
nicht im Zweifel sein. Und wenn er ihren Irrtum 
erkannt, hätte er sprechen, sie aufklären müssen, daß 
er ihre Liebe nicht erwidern könne. Warum hat er 
geschwiegen? Aus Zartgefühl oder Feigheit? Oder 
aus Eitelkeit? Verstimmt preßte sie die Handflächen 
an die Schläfen und stand auf. 
Das Lächerliche der Lage, in die sie da geraten 
«ar, ernüchterte sie. Sie war entschlossen/ diesen 
ganzen Komplex verwirrter Gefühle aus ihrem Be- 
wußUein auszuschalten. Sie wollte diesen Mann, der 
. e .1° àle schon in ihr Leben getreten war, und 
Z? '-/î/Ģņ hatte, vergessen. Und die angeborene 
Oberflächlichkeit ihrer Natur, die kein Gefühl, wel- 
cher Art ev au^ici, in die Tiefe gehen ließ, erleich 
terte ihr diese Absicht. 
Im Kamin des mit prächtigen Kacheln geschmück- 
teu Ofens orgelte der Sturm in allen Tonarten. 
Die Prinzessin begab sich zu Bett. 
Den Kopf auf die weißen Kissen legend, starrte 
sie zur Zimmerdecke empor, auf der runde Lichtscheine 
tanzten. 1 
Es überkam sie eine gewisse Gleichgültigkeit gegen 
das Geschehene. Schon jetzt war es für sie in die 
Ferne gerückt. Es blieb nur eine etwas bittere Er 
innerung an ein unvernünftiges Abenteuer zurück. 
Sie löschte das Licht. Ein leiser Dämmerzustand 
sank auf sie nieder. Dann kan, sachte der Schlaf 
über sie. Und im Hinüberschlummern kam es ihr 
ganz bestimmt ins Biwußtfein, daß sie morgen we- 
gen der Begnadigung Joachim von Erkcns mit dem 
Herzog sprechen inußte. 
Der Echloßhauptinann hatte den Rittmeister in 
der Zitadelle abgeliefert. 
Es war dos ein alter Bau aus dem vorigen Jahr 
hundert, der etwas außerhalb des Städtchens auf 
einer kleinen Anhöhe lag und jetzt als Militürge- 
fängnis in Verwendung war. 
Innerhalb seiner Steinquadern war es kalt und 
dumpfig, denn durch die schachtartig in die Mauern 
zurückgesetzten, stark vergitterten Fensteröffnungen 
fiel nie ein Sonnenstrahl hinein. 
Der Sturm brauste wie toll um das beinahe zy 
klopisch anmutende Steingefüge, fuhr um die Ecken 
und ächzte in den morschen Dachsparren, daß die 
grün bemoosten Dachziegel klapperten. 
Der Rittmeister war in einer kellerartigen Zelle 
untergebracht worden. Ihre ganze Einrichtung be 
stand in einem derben Holztisch, in dessen Platte un 
beholfene Initialen und Namen von einstigen In- 
mssen der Zelle eingeschnitten waren, und einem 
wackeligen Hocker. In einer dunklen Ecke rvar ein 
Bündel Stroh aufgeschüttet. 
Der Schließer, ein alter Sergeant mit einer stark 
geröteten Nase, hatte eine trübscheibige Laterne auf 
den Tisch gestellt. „Ausnahmsweise", sagte er. mit 
den Augenlidern schläfrig zwinkernd, während er 
auf die Laterne wies, „nachdem der Herr Rittmei 
ster doch kein gewöhnlicher Gefangener sind." 
Als die mit Eisen beschlagene Tür ins Schloß 
gefallen und der Riegel vorgeschoben worden war, 
kam Joachim eigentlich erst zu sich. 
Er ließ sich auf den Hocker fallen, stützte den Arm 
auf den Tisch und legte den Kopf auf die rechte 
Hand. Ernst und gedrückt schaute er auf den schma 
len Streifen nächtlichen Himmels, der durch das 
vergitterte Fenster abgegrenzt wurde und sah 
Sterne aufblitzen und hinter jagenden Wolkenwän 
den wieder versinken. 
Und schlimme Gedanken stürmten jetzt auf ihn 
ein. Der eine: „Man wird dir den Prozeß machen 
als Spion." Und der zweite: „Du wirst das Schick- 
sal aller Spione teilen, man wird dich erschießen." 
Aber sie haben doch keine Beweise, warf Joachim ein 
„Was braucht es da Beweise!" höhnte der dritte. 
„Du bist dem Herzog im Wege, er wird sich die gün 
stige Gelegenheit nicht entgehen lassen, dich auf diese 
höchst legale Weise aus der Welt zu schaffen." Ich 
will den Versuch machen, zu fliehen. Flucht? Wer 
einmal hinter diesen Mauern sitzt, entkommt ihnen 
nicht wieder. 
Erken sprang auf und schüttelte die quälenden Ge 
danken von sich ab. 
Nun wußte er, daß er kein Ziel mehr hakte. Er 
stand vor dem Abschluß seines Lebens. 
Erken ging in der Zelle, über deren feuchte Wände 
gespenstische Schatten huschten, nervös auf und ab. 
Zehn Schritte hin, zehn Schritte zurück. Immer hin 
und her. 
Da war es ihm plötzlich, als stünde in einer 
der dunklen Ecken seines Kerkers, bis wohin der 
trübe Schein der Laterne nicht mehr drang, Bettina 
mit todblassem Gesicht, die Augen tief in den Höh. 
len. Ihre Haare, in die sich Schilf und Schling, 
gewächte verwirrt hatten. waren aufgelöst und fchie- 
nen naß zu sein. Ihr Mund verzog sich zu einem ver 
zerrten Lächeln. 
- Joachim streckte die Arme nach ihr aus. In ihm 
kroch die Angst hoch. Sie sah aus wie eine Tote, die 
man aus bem Wasser gezogen hatte. Herr des Him 
mels ... sie ... sie wird doch nicht... ? 
Raich drückte er den Arm vor die Augen, um das 
furchtbare Bild nicht mehr sehen zu müssen, und 
stöhnte auf. 
Als er den Arm wieder sinken ließ, war der Spuk 
verichwundeu. Nur eine bleierne Finsternis lag über 
der Ecke. 
Ganz allmählich beruhigten sich seine Nerven 
etwas. Aber eine tiefe innere Unruhe blieb zurück. 
Und als der graue Morgen durch das kleine Fen- 
stör hereindämmerte, ging Joachim von Erken immer 
noch in der Zelle hin und her, wie ein Tier im Kä 
sig. 
Und noch zwei Menschen mied in dieser Nacht der 
Schlaf: 
„ Den Herzog, der in seinem Schreibzimmer saß und 
finster vor sich hinbrütete. Die Wachskerzen waren 
tief heruntergebrannt. Eine um die andere hatte 
sich selbst aufgezehrt und erlosch, ohne daß Johann 
Georg es bemerkte. 
Und Bettina, die mit leergemeinten Augen, den 
Oberkörper über das Beit geworfen, das Gesicht in 
die Kiffen preßte und die Zähne darin vergrub, um 
nicht laut aufzuschreien. Ihr Leib zuckte vor ver 
haltenem Schmerz. 
Und der Sturm heulte draußen dazu die passende 
Begleitmusik. Aufreizend und wild. 
11. Kapitel. 
Eine strahlend blaue Himmelsglocke wölbte sich, 
als die Nacht ihre schwarzen Fahnen eingezogen 
hatte und der neue Tag anbrach, über die Erde. 
Der Wind hatte bei Sonnenaufgang nachgelassen. 
Finken und Amseln sangen. Die Luft floß kristall 
klar und frisch. Ganz ferne, irgendwo rief der 
Kuckuck. Auf den Wiesen hatten die Gänseblümchen 
ihre gelben Augen geöffnet und die Bäume und 
Sträucher richteten ihr sturmzerwehtes, buntfarbiges 
Blütenkleid wieder zurecht. Der Frühling war wie 
der auf allen Wegen. 
Vom Kirchturm des Städtchens, über dem blen 
dender Sonnenglast gebreitet lag, schlug die zehnte 
Stunde. 
Und um diese Stunde herrschte in der französi 
schen Gesandtschaft im alten Schmettowschen Palais 
am Hauptplatz große Aufregung. 
Geheimsekretär Poisson hatte in den frühen Mor 
genstunden wie eine Biene, die fleißig Honig sam 
melt, im Schloß Nachrichten über die Vorkommnisse 
in der vergangenen Nacht eingeholt. Er hatte aller 
dings nur vereinzelte, unbestimnite Einzelheiten, un 
zusammenhängende, vielleicht etivas übertriebene 
Geschichten zu hören bekommen, aber er verstand es, 
den Kern herauszufinden und in der Hauptsache 
stand fest, daß es mit der Verlobung zwischen dem 
Herzog und der Komtesse von Hauenstein tatsäch 
lich zu Ende sei. 
Poisson hatte eben mit großer Befriedigung sei- 
nein Chef von dem, was er im Schloß erhorcht hatte, 
Bericht erstattet: der Herzog habe die Komtesse vnt 
khrem Liebhaber überrascht, der Hofmarschall habe 
alio gehandelt, wie ihm der Vicomte geraten hab«. 
Allerdings sei es nicht der geheimnisvolle Iwan, 
Gndern der Rittmeister von Erken gewesen, den 
der Herzog bei seiner Braut angetroffen habe. Der 
Herzog habe sofort die Verlobung gelöst, und die 
Komtesse sei mit ihrer Mutter heute morgen wieder 
lN das Gärtnerhaus gezogen. Joachim von Erken 
aber saß auf der Zitadelle. 
— Fortsetzung folgt. —> 
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