Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 1)

Landsszsîlung 
ôd)îeswig-Bolfteinifd)e 
125. Jahrgangs 
125. Jahrgang 
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derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden. 
wie die Engländer 1925-26 bereit sein werden, aus 
militärische Gewalt zu verzichten und ohne Kumpf 
nachzugeben. Damit aber taucht die andere Frage 
auf: Wieweit werden sie hierbei auf die Inter 
essen anderer Großmächte, — Großbritannien und 
A m e r i k a — Rücksicht nehmen? Vermutlich über 
haupt nicht, oder nur soweit, wie sie es — aber 
nicht dis anderen — für gut halten. Dabei werden 
sie gerit auf den Bericht des Richters Feetham ver 
weisen, wenn man ihnen dazwischenreden will. 
An eine geschlossene Front der Großmächte ist nicht 
zu denken, deutet-man doch bereits auf ein japani 
sches Einvernehmen mit einer westeuropäischen 
Großmacht hin. 
Der Kampf um Schanghai droht also ein 
K a m p f nm O st a s i e n überhaupt zu wer 
den. Schlucken werden die Japaner Schanghai 
wohl nicht, aber sie werden auch dort die Führung 
an Stelle der Briten übernehmen, wenn man sie 
nicht mit Gewalt vertreibt; aber wer koinmt drm 
für in Frage? Der Völkerbund etwa? 
Im März 1920 ließen sich die Londoner „Times" 
einmal aus Südchina schreiben: „Wenn die Japa 
ner die Mandschurei von den gemeinsamen 
Abmachungen über das Bahnwesen ausschließen, 
sollten auch die Briten ihrerseits Anspruch auf 
ihre Einflußsphäre, das Jangtsetal, er 
heben." Das war einmal! Japan wird jetzt auch 
Vormacht im Jangtjetal. Leider hat vermutlich 
auch der deutsche Handel wieder zu leiden, an 
eine Stärkung deutscher Interessen ist kaum zu 
denken. Wo Japan auftauchte, ist es bisher immer 
Monopolmachl geworden. 
Die Beöerttemg öss Mampfes» ums« IZmMàķ, ৠwèŗifchĶşiķich§ HZMPiKà ļhirms 
Von Dr. Friedrich Otte. ehein. Professor an der Universität Peking 
neswegs so wie heute gegen den Boykott als rechts- Nationals« 
widrige Wirtschaftswaffe. Aehnlich wie diesmal, den 5. Mc 
gab ein Zwischenfall den Anlaß zur Auslösung des versammln 
Boykottes, als am 30. Mai 1925 einige chinesi- keil und c 
sche Studenten von Polizisten der Niederlassung Ausländer 
niedergeschossen wurden. Ende 1920 gaben die Bri- zwar ab 1 
ten amtlich nach, die in Schanghai ansässigen bri- reits und 
tischen Untertanen haben aber den Kampf „um gen . zu köi 
ihre Rechte" nie ausgegeben. Als Folge der gründ- Zwar a 
süßlichen Anerkennung der chinesischen Fordernn- wesen, we 
gen waren vorerst die britischen Konzessionen in funden bä 
Hankau und Kiukiang zurückgegeben worden. Uneinigkei 
Darin lagen aber nicht die einzigen Erfolge bis spiel für 1 
1930. Die Richtung der Entwicklung wies auf eine Chinas sei 
rasche Unterhöhlung aller alten Rechte der Aus- Staatsmäi 
länder hin. 1930 und 1931 trieb die Schanghaier und die M 
Frage einer Entscheidung zu. Die Schanghaier funden, di 
Briten setzten sich zur Wehr. Der britische Richter einigen ve 
Feetham, aus Südafrika verschrieben, hat damals gijjj j,e 
für den Stadtrat ein juristisch-wirtschaftliches Gut- s a m m e n 
achten in Form einer dreibändigen Denkschrift aus- ginnt nun 
gearbeitet, die beweisen sollte, daß die Chinesen lichen blu 
für moderne Verwaltung nicht reif sind, weil we- jnt Fe 
der Eigentum noch Person der Ausländer in China ^ Großn 
genügend geschützt seien. Als G e g e n z u g hat die steht von > 
Dieser Kampf in und um Schanghai ist, ober 
flächlich gesehen, lediglich eine Folge und Begleit 
erscheinung des Kampfes nm die Mandschurei. 
Aufgepeitschte chinesische Massen, die sich in ihrer 
Hilflosigkeit vergewaltigt fühlen, und die 19 000 
Japaner, die in Schanghai wohnen und hinter sich 
die Macht einet hochwertigen Flotte und eines 
schlagfertigen Heeres fühlen, geraten aneinander, 
und cs entsteht ein neuer Konflikt zwischen den 
beiden lebenskräftigsten Völkern des Fernen 
Ostens. Das Vorgehen der Japaner und ihre For 
derungen bedeuten int Grunde, daß Japan in ben 
Kampf um Schanghai, an dem seit 1925 alle 
Weltmächte beteiligt sind, als Vormacht 
mit zwar nicht zugestandenen, aber von keiner 
Seite mehr bezweifelten imperialistischen Zielen 
an die Spitze tritt. 
Schanghai ist seit 1842 Bertragshafen für den 
ausländischen Handel. Die Sonderrechte der Aus 
länder gehen auf 1845 zurück. Das berühmte „In 
ternational Settlement" entstand 1869 durch Zu 
sammenlegung der englischen und amerikanischen 
Konzessionen; die französische Konzession besteht 
daneben selbständig weiter. Die oberste Behörde 
in der Niederlassung ist ein international 
zusammengesetzter S t a d i r a t, in dem 
zwar die Engländer immer noch führen, die Chi 
nesen aber seit etwa einem Jahrzehnt doch zu 
nehmenden Einfluß gewannen; wahlberechtigt sind 
die Grundbesitzer, und der Besitz ist überwiegend 
in englischen Händen; hinter dein Stadtrat steht 
ein Kollegium ausländischer Konsuln. 
Die französische Konzession untersteht praktisch nur 
dem französischen Generalkonsul in Schanghai. Um 
diesen fremden Kern herum hat sich der chinesische 
Stadtteil gebildet unter einer rein chinesischen Ver 
waltung. Auch dort wohnen allerdings Europäer. 
Mit dem „Größeren Schanghai" bezeichnet man 
heute die Gesamtheit der drei Stadtteile, deren 
Bevölkerung 1930 zusammen 3112 000 betrug. 
1919 wurde sie auf nur eine Million geschätzt, 1925 
schon auf 1,5 Millionen. Man rechnet damit, daß 
diese Stadt an der Jangtsemündung mit 
dem volkreichsten und gewaltigsten Hinterland der 
Erde, — halb China, sagt mit- Recht ein Fachbe 
richt — in wenigen Jahrzehnten auch die volk 
reichste Weltstadt sein wird, das „London des.Fer 
nen Ostens". * 
In der „Internationalen Niederlassung" woh 
nen neben 970 000 Chinesen 27 000 der insgesamt 
48 000 ansässigen Ausländer, darunter 19 000 Ja 
paner an erster Stelle; 8500 Briten ohne Inder, 
7400 Russen (meist Flüchtlinge), 3000 Amerikaner, 
je 1400 Deutsche und Franzosen usw. Schanghais 
Anteil anr Außenhandel Chinas bewegt 
sich nm 35 v. H. der Ausfuhr und 45 v. H. der 
Einfuhr. Schanghai ist auch der Mittelpunkt der 
chinesischen Schiffahrt, des Banken- und privaten 
Finanzwesens, des Versicherungswesens, der ver 
arbeitenden Industrie, mit starkem japanischen 
Anteil an der Baumwollindustrie, und auch des 
Lildungswefens Chinas. 
Seit Jahren geht nun das Bestreben der Chi 
nesen dahin, nicht nur die formale, sondern auch 
die tatsächliche Oberhoheit über Eroßschang- 
hai zu gewinnen. Zwei Strömungen begegnen sich 
also in diesem Kampfe; die eine zielt auf die Bei 
behaltung des sozusagen internationalen Rechts 
zustandes der Niederlassung hin, wenigstens noch 
für einige Jahrzehnte; sie geht von den Auslän 
dern überwiegend den Briten, aus. Die Ehine- 
jcn setzen dagegen die Forderung nach sofortiger 
und endgültiger „Nationalisierung" des gesamten 
Stadtgebietes, ohne Zwischenlösung und Ileber- 
zangszeit. 
Von 1925 bis 1930 hatten die Chinesen, gestützt 
durch die Amerikaner, bedeutende Erfolge zu ver 
zeichnen. Sie untergruben in nicht ungeschickter 
Weise den Rechtsstand aller Konzessionen in den 
Bertragshäfen.durch ein System neuer Staats 
oerträge und dadurch, daß sic die Briten durch den 
gewaltigen Wirtschaftsboykott 1925 und 1926 auf 
die Knie zwangen. So ungern sahen die I a p a - 
iter das nicht: sie protestierten damals auch lv- 
Reichs-rräsiösnlmvmhi nnb NeMrmWsfrsge 
Der Bericht über dis gestrige nMonĶşşszMLèşiifchL TührerMsuNg in München. — Fr*ck 
wollte f. 3f. Hitler in Thüringen einbürgern. — Hitler Lehnte jedoch Lie non Trick 
gerMhlis Methode ab. 
burgs zu einer Wiederaufstellung als Kandidat 
liegt noch nicht vor. Sie muß aber wohl bald er 
folgen, weil von ihr für die weitere Entwicklung 
viel abhängt. Darüber, ivic sich Hindenburg zu einer 
von der Rechtsvpposition etwa ausgerufenen Kan 
didatur einer anderen Persönlichkeit verhalten 
wird, liegen lediglich Vermutungen vor. In der 
ganzen Angelegenheit dürfte sich auch einiges hin 
ter den Kulissen, also dem Augenmerk der weiten 
Oeffentlichkeit entzogen, begeben. Wechselwirkungen 
und Gegenwirkungen spielen ivohl hin und her. 
In Erörterungen über die Frage einer 
S t a a t s e t n b ü r g er ung des bisher als 
staatenlos geltenden Hitler, die 
irgendwie vollzogen werden müßte für den Fall 
einer Präsidentschaftskandidatur Hitlers, 
platzen von Berlin aus allerlei sensationell 
klingende Nachrichten 
über einen seinerzeit von dem nationalsozialistischen 
thüringischen Minister Dr. Frick vorgenommenen 
Einbürgcrungsversuch. Die jetzige Regierung in 
Weimar hat gestern der Reichsregicrung Material 
übergeben, tvelches der Kanzler dem Reichsiuncn- 
minister Groener zur staatsrechtlichen Prüfung 
zugeleitet hat und aus dem hervorgehen soll, daß 
nach Aussagen eines thüringischen Obcrregiernngs- 
ratcs sowie eines Ministerialrates Minister Frick 
im Sommer 1936 geheim eine Anstellnngsurkunüc 
für Hitler ausgestellt habe. Nach den Mitteilungen 
der beiden Beamten dein thüringischen Staats 
minister Dr. Kästner gegenüber soll das von Frick 
ausgefertigte Dokument darauf gelautet haben, 
„dem Frontkämpfer des Weltkrieges Adolf Hitler 
die damals freie Stelle des Gcndarmeriekommis- 
sars in Hilöburghausen zu übertragen", wobei 
jedoch Hitler ans Dienstantritt und Besoldung ver 
zichtet habe. Der Akt wäre also praktisch ans eine 
Einbürgerung Hitlers hinausgelaufen. 
Die Sache wurde jetzt publik infolge der Anfrage 
einer Zeitung, die sich hinwiederum ans die Be 
hauptung eines Berliner Blattes berief, daß Hitler 
bereits in einem deutschen Lande eingebürgert sei. 
Die Anstellungsurkunde selbst fehlt, und man ist 
angewiesen auf die Aussagen der beiden thüringi 
schen Beamten, die auch angaben, daß sic seinerzeit 
von Frick, welcher sie die Angelegenheit habe mit- 
wisse» lassen, zum Schweigen verpflichtet worden 
seien. Frick habe erklärt, daß er für den Inhalt 
eines dem Oberregierungsrat gemachten und aus 
die Austellungsurkunde bezüglichen Diktats die 
alleinige Verantwortung übernehme. Der Beamte 
sagte-weiter aus, es habe sich um den Ent- 
iviirf eines Schreibens gehandelt, das offenbar 
Hitler zur Unterschrift vorgelegt iverdcn sollte, 
pflichtgemäß habe er seine Bedenken durch 
den Hiniveis znin Ausdruck gebracht, daß das 
Staatsministerium mit der Sache besaßt wer 
den müsse. Frick habe sich jedoch darauf berufen, 
daß er, der Innenminister, den damals beurlaub 
ten Finanzminister vertrete und selbst verantwvrt- 
lich zu bestimmen habe, -wie er die Angelegenheit 
betreibe. Frick habe die Schreiben, Entivurf und 
Reinschrift, selbständig verwahrt, welche Verwen- 
dung sie gesunden hätten, darüber wisse er, der 
aussagende Beamte, nichts. Der Minister habe cs 
auf Befragen abgelehnt, die Schreiben zu den 
Dienstakten zu geben oder die Anstellung Hitlers, 
wie üblich, zu veröffentliche». 
Der Bk i n i st crialrat bestätigt im wesentlichen 
diese Angaben. Frick soll ihm gesagt haben, die 
Stelle in Hildburghausen würde gleich wieder frei, 
da Hitler sofort um seine Entlassung aus dem 
Staatsdienst nachsuchen iverdc, die Stelle könne 
also anöcriveitig besetzt werden. Ter Akinisterial- 
rat ist mit dem Obcrregierungsrar zu der Ansicht 
gekommen, daß eine Anstellung Hitlers als Beam 
ter trotz etwaiger Aushändigung der Urkunde wohl 
gar nicht erfolgt sei. denn Hitler habe über 
haupt keine dienstlichen Beziehungen mit dem 
Lande Thüringen aufgenommen. — Der thüringi 
sche Staatsminister Baum mar gestern in Berlin 
bei Brüning, vermutlich in der Angelegenheit Frick. 
Eine wesentliche Klärung erfährt die An 
gelegenheit dadurch, daß 
die Pressestelle der Reichsleitung der NSDAP. 
erklärt, Frîck habe allerdings die A b s i ch t gehabt. 
Hitler, der 4 Jahre lang in der deutschen Armee für 
Bon der Nechtsopposition ist bekanntlich die 
Reichspräsiöentenwahl beziv. die Frage der Kandi 
datur mit der Regierungsfrage verknüpft und 
damit in den großen politischen Entschei 
dung s k a in p f eingeflochten worden. Nach Auf- 
fassnng der Rechten hätte der Reichskanzler Brü 
ning durch schnellen Rücktritt den Weg kür eine 
Kandidatur Hindenburgs freimachen und damit 
zugleich die Gelegenheit einer Systemändcrung 
nach innen und außen bieten sollen. Der Kanz 
ler ist aber bis aus den heutigen Tag nicht ge 
neigt, freiwillig zurückzutreten, wiewohl immer 
wieder gewisse Gerüchte, z. B. von einem Ucber- 
gangskabinett Groener, auftauchen. Das Gerücht, 
der Staatssekretär beim Reichspräsidenten, Dr. 
Meißner, bereite ans eigene Faust stimmungsmäßig 
eine Umbildung des Reichskabinctts vor, demen 
tiert soeben Meißner selbst. 
Seitens der Harzbnrger Front ist die 
Parole für die näherrückende Rcichspräsidenten- 
wahl noch nicht ausgegeben. Ob eine Einheits- 
parvle unter Einschluß der vaterländischen Ver 
bände sonne der Syldatenverbände Stahlhelm und 
Kyffhäuserbund, die sich dem von dem Berliner 
Oberbürgermeister Sahm gegründeten Hindenburg- 
Ausschuß fernhalten, zustande kommen wird, ist 
n o ch nicht b e k a n n t, desgleichen noch nicht, ob 
die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 
ihren Führer Hitler als Kandidat für die 
Reichspräsidcutenivahl ans den Schild heben wird. 
Ein von der Pressestelle der Rcichsleitmig der 
NSDAP, über die 
gestrige große Rcichssiihrertaguug in München 
ausgegebener Bericht spricht bezüglich der Prä 
siden t c n iv a h l nur allgemein von Sieges 
zuversicht und davon, daß die nationalsozialistische 
Bewegung ivillensmäßig und organisatorisch zum 
Einsatz für den Wahlkampf so völlig gerüstet stehe, 
daß sie nur die Parole ihres Führers erwarte, 
um sie zum Siege zu tragen. Das Braune Haus 
hat also bis zur Stunde die Parole noch nicht ver 
öffentlicht. 
Die persönliche Willenskundgebung Hind en-
	        
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