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Schleswig-Holstein.
NttS Dem Kreise Amös'hrreg.
zy. Nortorf, 28. Jan. Merkwürdige Bur
sche«. Ein Hamburger Personenkraftwagen
passierte nachts in früher Morgenstunde Nor
torf. Als der Wagen die Gr. Miihlcnstraße
durchfuhr, sprangen plötzlich drei junge Bur
schen, die ihren Körper teilweise entblößt hat
ten, vor das Auto und hüpften im Lichtkegel
des Wagens in einer das Scham- und Sittlich
keitsgefühl verletzenden Weise vor dem Wa
gen hin und her. Als der Wagen schließlich
anchielt, liefen die Burschen fort. Ter Führer
des Wagens hat sofort bei der Polizei An
zeige wegen Erregung öffentlichen Aerger
nisses gemacht.
as. Hademarichen, 29. Jan. Ein Deutscher Abend,
vom Stahlhelm veranstaltet, fand am Mittwoch
statt, der sich eines überaus starken Besuches er-
feuen konnte. Aus den meisten Ortsgruppen des
Dithmarschengaues des Stahlhelm waren Abord
nungen erschienen, ebenso vom Bund Königin
Luise und dem Kriegerverein. Kreisführer Roß-
Flchderwurih sprach tiefempfundene Worte zu
Ehren der Gefallenen und aufrüttelnde über die
Nachkriegsjahre. Gauführer Dr. Postel-Heide nahm
das Wort zu grundsätzlichen Ausführungen über
Stahlhelmgeist und Stahlhelmarbeit im Sinne der
Harzburger Front.
K«s tzsMà
Jugendliche Cinbrecherbande
festgenommen.
Hörnerkirchen (Kr. Pinncberg), 28. Jan. Die
Die Aktionäre sollen mit 10% des Nennwer
tes ihrer Aktien abgefunden werden. Zur Er
füllung der aus der Uebernahme entstehen
den Verpflichtungen wurde beschlossen, eine
Anleihe von 150 000 Jt aufzunehmen.
* . *
Regelmäßige plattdeutsche Gottes
dienste in Kiel.
Kiel, 28. Jan. Nachdem fetzt zum bescheidenen
Preise von 40 I ein kleines handliches „Gesang-
book sör de evangeelsch-lutheersch Landeskirch vun
ackeswig-Holstcen" mit 105 Nummern von der Kir
chenregierung herausgegeben ist, werden die platt
deutschen Gottesdienste im Lande wohl neuen Aus-
trieb erhalten. So haben die Pastoren der drei
Vizelingemeinden in Kiel, Gehrkens, Schröder und
Voß, beschlossen, alle zwei Monate in regelmäßigem
Wechsel solche Gottesdienste zu halten. Den ersten
hält Pastor Schröder am 7. Februar um 10 Uhr:
Schwere politische Zusammenflüße
in Kiel.
Ķiel, 28. Jan. Im Verlaufe einer Erwerbs-
losenversammlung, die zu Mittwochnachmit-
tag von den Nationalsozialisten nach der
„Tonhalle" einberufen war und in der der
frühere Tschekaführer Neumann, der jetzt
„Dörf Globen un Docht ürmergahn?" Alle Freunde Nationalsozialist ist, über seine früheren Er.
des Plattdeutschen, besonders auch die plattdeut- leünisse sprach, kam es zu schweren Schlägc-
ichen Vereine, werden darauf aufmerksam gemacht reicn mit Kommunisten, die in großer Zahl
Ulth rtpfip.f.pn hfo hör Ģ, 1 şşs rI f* vfffoipnott ttlrtvoit ItoTinv Sir» rx .
und gebeten, die Sache der Muttersprache und des
heimatlichen Volkstums zu ihrer eigenen Sache zu
machen.
Museumsdirektor Dr. Fuglsang-Flensburg:
Kirchliche Kunst in
Schleswig-Holstein.
htejige Landjägerei hat jetzt die seit dem letzten
Herbst hier und in der Umgebung ausgeführ
ten zahlreichen Diebstähle aufgeklärt. Bei den
Tätern handelt es sich um eine ököpfige Die-
besgesellschast, deren Mitglieder noch im ju
gendlichen Alter stehen. Ein großer Teil der
von den Dieben erbeuteten Sachen konnte
wieder herbeigeschafft werden. Die Burschen
waren mit Waffen alter Art ausgerüstet.
Ş * "
Die Stadt Segeberg übernimmt
Kurhaus.
Bad Segeberg, 28. Jan. Ta das Kurhaus
in den letzten Jahren öfter mit erheblichen
Fehlbeträgen abgeschlossen hat, wollen die
Aktionäre den Betrieb einstellen bezw. stark
einschränken. Das Kurhaus ist für die Stadt
ein lebenswichtiger Faktor, und so beschlossen
die städtischen Kollegien, das Vermögen der
A.-G. Bad Segeberg im ganzen zu überneh
men unter der Bedingung, daß eine Liquida
tion unterbleibt. Ter Betrieb soll unter dem
Namen Solbad Segeberg fortgeführt werden.
Vrkarintmachurrg.
Im Ortsnetz in Hohenwesteöt (Holstein) er
mäßigt sich die Grundgebühr für jeden Fern-
sprech-Hauptanschluß vom 1. April 1932 ab
auf 5 RM. monatlich. (5913
Kiel, den 25. Jan. 1932. Oberpvftüircktion.
Im Verein Altonaer Kunstfreunde hielt Muse-
umsdirektor Dr. F u g l s a n g - Flensburg einen
Vortrag über Höhepunkte kirchlicher Kultur in
Schleswig-Holstein. Dr. Fuglsang, der rührige Lei
ter des Flensburger Museums und ein hervorragen
der Kenner der heimischen Kirchenkunst, dem auch
das Flensburger Museum seine wertvolle Berei
cherung an kirchlichen Schätzen aus dem Mittelalter
verdankt, sprach anschaulich, mit liebevoller Veto
nung kleiner und kleinster Charakteristika.
Er führte — noch einem Bericht der Altvnaer
Nachrichten — aus, daß die verschiedenen Kultur
gebiete des Nordens erst durch die kluge Politik der
Schauenburger aneinandergekettet worden seien,
die um die Mitte des 15. Jahrhunderts den großen
Strom norddeutschen Geistes nordwärts über die
Eider lenkten. Auf dem als Riegel vorgeschobenen
Lande zwischen zwei Meeren, die einstmals Welt
bedeutung hatten, kreuzten sich die wichtigsten nord
europäischen Handelsstraßen des Mittelalters: Güter
der Westfalen und Engländer, der Flamen und
Sachsen, Güter aus Nowgorod. Gotland und Island
nahmen den Weg durch unsere Heimat, Völker und
Kulturen aus ganz Europa ließen ihre Spuren in
unserem Lande zurück. Lombardische Steinmetze
waren es, die
in Lund, mitten in Schweden, einen
Dom nach dem Vorbild von Speyer
errichteten. In Bautrupps fuhren sie den Rhein
hinauf, nahmen ihren Weg quer durch unser Land,
herüber nach Lund, es wurden ihrer im Laufe der
Zeit immer mehr. Und da in ihrer lombardischen
Heimat die Steinmetz-Kunst in höchster Blüte stand,
jo wurde ihre Dauhütte in Schweden das Ziel zahl'
reicher Bauleute des Nordens, ja, sie wurde eine
regelrechte Steinmetz-Schule, die für den Kirchen-
bau des Nordens zu ausschlaggebender Bedeutung
gelangt ist. Nach dem Vorbild der lombardischen
Kirche zu Lund wurde
der Dom zu Schleswig
— wenigstens in seiner ursprünglichen Form —
erbaut, und neben ihm erstand eine Reihe anderer
Nordkirchen. Wie der Schleswiger Dom, der das
älteste vollendete ESulenportal des Deutsche« Rei
ches besitzt, seinen lombardischen Ursprung nicht
verleugnen kann, so besitzt
Ripen eine rheinische Kirche
nach dem Muster von Andernach.
Dr. Fuglsang legte dar, wie etwa um 1300 die
hochentwickelte Steinmetz-Kunst des Nordens all
mählich verfiel und durch die Backfteinbau-Kunst er
setzt wurde, wie sie z. B. repräsentiert wird durch
die Cisterzienser-Kirche in Lügumkloster
im Kreise Tondern, deren reinste, edelste Gotik und
deren erhebende Einfachheit durch Lichtbilder tref
fend charakterisiert wurde. Aber der Grundriß die»
ier Kirche stammt von einem französischen Bau
meister aus der Zeit um 1250.
Der Dom zu Meldorf
wieder stellt sich dar als ein schwerer, breiter, in sich
ruhender Bau, etwa wie der Dom zu Hamburg,
dessen Wurzeln auf die Dombauten Westfalens ver
weisen. So zeigt sich an den Kirchen unserer nord-
ichleswigschen Heimat die Kultur zweier Welten.
Die Plastik ist vielfach französische Gotik aus Amiens
und Reims, hochgotisch ist der prachtvolle Königs
altar im Dom zu Schleswig, der sich bei seiner Er
weiterung bereits die Errungenschaften der Hanse
zu eigen gemacht hat.
Im Lichtbild sah man neben vielen anderen auch
die nördlichste innerer großen Kirchen,
die Marienkirche zu Hadersleben,
die Kirche zu Bordesholm
mit ihrer lichtdurchfluteten, in sich schwebenden
Halle und die verschiedenen Plastiken, namentlich
die „Marienklage". Man lernte die Wunderwerke
der beiden mittelalterlichen Meister Elans Berg
und Hans Brüggemann kennen, deren Suchen nach
neuer Monumentalität in den Altarbildern zu her
vorragendem Ausdruck kam. Der Redner rühmte
vor allem
dis Monumentalität Brüggemanns,
der der Manu gewesen ist. an dem die Zeiten sich
brachen. Er ist der erste Meister der neuen Art,
und es ist seine Größe den Sprung zum neuen Men
schen gewagt zu haben. Er sprach das letzte Wort
der Gotik und zugleich das erste Wort der Rmais-
ance.
^-o wurden von Dr. Fuglsang die mannigfachen
Kulturen im Spiegel des nordfchleswigschen Kir
chenbaues gründlich, und oft sogar mit der genieße
rischen Behaglichkeit des leidenschaftlichen Kunst
historikers, stets aber allgemein verständlich, mit
Anschauungskraft und Verinnerlichung behandelt.
Drr reiche Bimöe.
Roman von Gert Nothberg.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
--) Nachdruck verboten.
Behutsam ging der alte Mann im Zimmer hin
und her. Er paßte auf, daß die Gerichte rechtzeitig
aufgetragen wurden, ordnete hier und da etwas an.
Machte sich überall nützlich; cs gab ja so viel zu
überwachen.
Bis vor kurzem war er draußen auf dem Vorwerk
gewesen, denn schließlich maßte doch dort auch je
mand nach dem Rechten sehen. Wenngleich der un
getreue Inspektor und der Sekretär auch dort im
Eigentum des Herrn gewütet hatten. Nun hatte man
jedoch dieses Vorwerk verkauft. Es besaß für den
Besitz Vayburg nicht allzu großen Wert.
Da es Herr Mellmann, der Nachbar von links,
gern haben wollte, hatte Ernst von Vayburg es ihm
überlassen. Nun war eben der alte Fletcher dort auch
überflüssig geworden, und so hatte man ihm gesagt,
daß er sich in Vayburg um die Dienerschaft und um
die Zimmer kümmern müsse.
Nachdem der Mokka serviert war, zog er sich zu
rück.
„Würden Sie mir nicht einmal ein Liedchen sin
gen. Fräulein Hardegg.?"
Ein tiefes Glücksgefühl durchzog Ellinor.
Ja, sie wollte singen. Wollte sich besondere Mühe
geben. Vielleicht gesiel es ihm doch wieder.
„Hätten Sie einen besonderen Wunsch?" fragte
sie leise.
„Nein! Oder doch! Singen Sie mir das Lied von
der Glockenblume. Dun Sunncr ist es. Ist es Ihnen
bekannt? Noten dazu müssen sich im Schrank be
finden. Ich habe es früher gern gespielt."
Lähmend legte sich's auf ihr Empfinden.
Es ist auch mein Lieblingslied. Und er liebt es!
— Wie seltsam das doch ist. dachte das Mädchen.
„Ich kenne das Lied. Es gehört mit zu meinen
Lieblingsstücken. Ein bißchen Angst habe ich aber
doch, Herr von Vayburg. Sie sind sehr verwöhnt.
Sie haben schon große Sängerinnen gehört, und es
■jt anmaßend, deren Glanz stücke vortragen zu wol
len. Maria Berany hat dieses Lied berühmt ge
macht", sagte sie, und schritt §um Flügel.
Bald schon hielt sie die Noten in ihren Händen.
Und dann griff sie die ersten Akkorde, sang!
Sang wunderschön! Sang schöner und reiner, als
je eine Sängerin gesungen, die Ernst von Vayburg
gehört.
Llls sie das Lied beendet hatte, blieb er schweigend
sitzen. Nach einer ganzen Weile, während sie die
Noten zusammenlegte, sagte er:
«Und es ist doch Sünde, daß Sie hier veraraben
sind. Diese Stimme ist ein köstlicher Schaß! Sie hät
ten nicht nötig, sich Ihr Brot als Vorleserin zu ver
dienen. Dian würde Ihnen Reichtum und Blumen
zu Füßen legen, sich um Sie reißen. Ich habe Ihnen
das alles schon einmal gesagt. Aber vielleicht über
legen Sie es sich doch noch!?"
„Nein! Ich bleibe hier, solange Sie mich brau
chen können."
„Ja, dann weiß ich nicht, wie ich Ihnen das dan
ken soll, wenn Sie hier nur für mich singen wollen,
'denn ich werde Sie doch öfter hören?"
„Sobald Sie es wollen, Herr von Vayburg."
*
In der Nachbarschaft war man sehr betroffen, als
man eine Einladung nach Schloß Vayburg erhielt.
2lber ebenio groß wie die Verwunderung war wohl
auch die Freude, denn man hatte doch schon oft in
besorgten Mutterherzen erwogen, welch eine gute
Partie Herr von Vayburg für das Töchterchen sei.
Herr von Wulscheit ranzte seine Frau aber ganz
gehörig an. als sie ihm am späten Abend, als sie
noch ein Weilchen beieinander saßen, mit der Sache
kam.
„Daß ihr Frauen immer gleich mit solchen Hinter,
gedanken an eine Sache herangehen müßt", meinte
er höchst ungehalten. „Vayburg verbindet sicherlich
irgendeine Absicht mit dieser Geselligkeit; aber ob
es auf eine Heirat hinzielt, ist doch sehr fraglich.
Eher wäre es möglich, daß er die Beziehungen zu
den Nachbarn einfach wieder aufnehmen will, weil
doch gar kein Grund vorhanden ist, sich für alle Zeit
zurückzuziehen. Vielleicht will er aber auch seinem
Freund nur Gelegenheit zur freundnachbarlichen,
geselligen Anbahnung bieten. Herr von Oldenberg
und seine junge Gattin sind sehr angenehme, gebil
dete Menschen."
„Ja, aber — nimmt Oldenberg nicht eine Art —
bm! — Untergehenenstelle bei Vayburg eiir?" fragte
sie unsicher.
„Ach ja, jetzt stößt du dich sogar noch daran! Nicht
zu glauben, Mutter, was du für eine hochnäsige
Person geworden bist! Ilebrigens, irre dich nicht
Herr von Oldenberg ist so gut wie der Herr in Day
burg. Er wird ganz als solcher respektiert. Sein
Freund hat diese Stellung sehr scharf markiert. Und
er wird in erster Linie von den Nachbarn erwar
ten, daß man seinen Willen ehrt. Ich tue es! Ich
stimmt! Basta!"
So! Frau von Wulscheit war orientiert! Sie
wagte keine Entgegnung weiter, aber ihrer Freun
din, der Frau Baronin Sloven, wollte sie es doch
lieber sagen, wie ihr Mann dachte und daß sie sich
der beabsichtigten Mißachtung des Oldenbergschen
Paares nicht anschließen könne.
.. Da würde sich natürlich mit einem Schlage alles
ändern, denn sie war die älteste Dame im Umkreise,
und nach ihr richteten sich die anderen stets.
. Rittergutsbesitzer von Wulscheit las befriedigt
leine Zeitung. So, das war sehr gut, daß man jetzt
Bescheid wußte. Es schadete nichts, wenn man ab
und zu mal mit ein bißchen Grobheit in die Atmo
sphäre hineinstocherte.
Es geschah denn auch sein Wille! Mit Windeseile
kam es herum, wie die Wulscheiter dachten. Na, so
was! Aber man würde sich anschließen, selbstver
ständlich würde man das — das war doch klar!
Hanni Birkenau besah ihre Garderobe — dann
weinte sie heftig.
»Ich habe nichts anzuziehen. Wirst sehen, Mutt
chen, wie die anderen sich aufdonnern werden. Sie
möchten doch alle gern Ernst von Vayburgs Frau
werden. Er ist doch der Reichste von allen. Und da
nimmt man eben das kleine Mißgeschick von seiner
Seite mit in Kauf. Was aber mache ich? Oh!, daß es
g«r so armselig auf Birkenau steht! Es sollte mir
schon gelingen, ihn zu kapern. Schließlich weiß er
doch von früher her, daß ich lange nicht die Häß
lichste bin."
Frau Birkenau nickte ihrer Tochter zu.
„Versuche dein Glück, mein gutes Kind. Ich habe
mir zum Glück etwas gespart. Das werden wir jetzt
nehmen. Obwohl er — hm!"
Hanni fiel der Mutter dankbar um den Hals.
„Du bist die Beste! Ach, du meinst, weil er mich
doch nicht sieht? Aber die anderen, Muttchen. Be
denke doch! Diese Oldenbergs! Die werden ihm ge
treulich Bericht erstatten über jà Dame, die in,
Betracht für ihn kommt. Meinst du wirklich, diese
plötzliche Einladung ist nicht Heiratsabsichten zuzu
schieben? Herr von Vayburg wird es sich eben über
legt haben, daß er sein vieles Geld doch lieber nicht
ganz entfernten Verwandten hinterlassen will. Er
will sich schon aus diesem Grunde eine Familie
gründen. Ich verdenke es ihm nicht. Ich werde aber
dieser Frau von Oldenberg ganz besonders gefallen
müssen, denn ich denke, daß sie die künftige Herrin
von Vayburg heraussuchen wird. Er soll sie wie eine
Schwester behandeln."
Mutter Birkenau staunte über die Klugheit ihrer
Einzigen, und sie sprach das auch ganz offen aus,
was Hanni lächelnd quittierte.
„Bei den Folgerheims war auch Trubel. Schließ
lich war Elsbeth schon zweimal verlobt gewesen, und
jedesmal war es wegen der elenden Mitgift, die
man in Folgerheim unmöglich geben konnte, wenn
man es auch erst versprach, wieder auseinander ge
gangen. Nun machte sich eben die schon sehr ange
jahrte Elsbeth auch Hoffnungen. Ein Glücksfall
wäre es. Zudem hatte sie Ernst von Vayburg frü
her geliebt. Er hatte nur leider keine Notiz von
ihrer Liebe genommen. Aber jetzt müßte er doch froh
sein, wenn sie ihn nimmt!"
Der Bruder Max hohnlachte ihr ins Gesicht.
„Bilde dir nichts ein, Hanni! Wetten, daß der
Vayburg nur eine bildschöne junge Person heira
tet, wenn er die Absicht wirklich haben sollte?"
Hanni weinte.
Mutter Birkenau schalt den Sohn einen Grobian,
einen Flegel. Er tat zerknirscht, gönnte aber der
zänkischen Schwester die mit tätlicher Sicherheit zu
erwartende Niederlage.
Vater Birkenau kam aus dem Nebenzimmer. Er
hatte die Schnurrbartbinde um, und konnte deshalb
nicht gut sprechen.
So quetschte er hervor:
„Wenn ihr etwas Geld braucht, ich habe ein paar
alerchen zurücklegen können. Kleidet euch gut ein!"
„Väterchen? — Wie gut du bist!"
Frau von Birkenau war erleichtert, weil sie nun
ihren Notgrmchen behalten konnte.
Max aber fragte erbittert:
„Und ich? Bekomme ich auch einen neuen Smo
king? Ich komme mir wie eingepreßt vor.in meinem
alten."
(Fortsetzung folgt.).
erschienen waren. Ueber die Zusammenstöße
gibt die Polizei folgenden Bericht heraus:
Bei der gestern nachmittag in der „Ton
halle" stattgefundenen Versammlung de,
NSDAP, ist es, nachdem die Versammlung
zunächst einen ruhigen Verlauf nahm, zu Zu
sammenstößen zwischen Angehörigen der
NSDAP, und KPD. gekommen. Tie Kom-
munisten waren in Stärke von etwa 260
Mann erschienen. Während der Rede des
Referenten wurde die Versammlung durch
Zwischenrufe der KPD.-Angehörigen gestört.
Nach einer kurzen Pause erhielt der kommu
nistische Parteiführer Heuck das Wort. Bevor
Heuck zum Wort kam, wurde ihm von dem
Kreisgruppenleiter der NSDAP., Sunkel.
die Frage vorgelegt, wie er sich zu der von
den Kommunisten herausgegebenen Parole
„Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft" stelle,
und ob er — Heuck — diese zurücknehme.
Heuck gab aus die ihm gestellte Frage zunächst
airsweichende Antworten und erklärte schließ
lich, daß er die Parole nicht herausgegeben
habe und infolgedessen auch nicht zurückneh
men könne. Hieraus wurde Heuck das Wort
entzogen. Er wurde durch die SA. von der
Bühne entfernt, wobei es in der vorderen
Hälfte des Saales, wo die Kommunisten Platz
genommen hatten, zn einer Schlägerei kam.
Einige Personen wurden verletzt und gleich
im Saal verbunden. Nachdem die Kommu
nisten entfernt waren, konnte die Versamm-
lung zu Ende geführt werden. 11 Personen
wurden dem Polizeigesangnis zugeführt.
Nach dieser Versammlung ist es dann noch zu „
einigen kleinen Teilzusammenstößen Ecke
Harmsstraße-Sophienblatt und in der Hol-
stenstraße gekommen, wobei drei Festnahmen
erfolgten. — Die abends nach der „Wald-
wiese" anberaumte nationalsozialistische Ver
sammlung mußte zwecks Aufrechterhaltung
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ver
boten werden.
» »
*
Die bürgerlichen GemeirrbeveeLreLer
von Bordesholm treten zuruL.
Rordesholm, 28. Jan. Die bürgerlichen Gc-
meindevertreter Bordesholms haben ihr Amt
niedergelegt, und zwar die Vertreter Joachim
Weilandt, Paul Petersen, Heinrich Bracker,
Wilhelin Lüttmann, Heinrich Stange, Her
mann Reese, Fritz Boigt, Johannes Stacker
und der stellvertretende Gemeindevorsteher
Heithölter. Tie durch diese Amtsniederlegung
erledigten acht Stellen in der Gemeindever
tretung der Gemeinde Bordcsholm sind von
den auf dem Wahlvorschlag „Gemeindewohl"
Gegen häßlich gefärbten Jahnvelag sollte man un
bedingt die berühmte Chlorodont-Zahnpaste benützen; der
Erfolg überrascht. Unter-Borkriegspreisc. Versuch überzeugt.