Full text: Newspaper volume (1932, Bd. 1)

} > 1 ' '% ? ï*r ì 
V r- ;U ' . , . ? - -V 
%: à.^.. .. 
ProjDs zu sein, wenn sie zu den Kosten herange 
zogen würden. 
Das Eiderproblem darf nicht durch Abdämmung 
gelöst werden. 
Wir erheben die Forderung, daß, bevor irgend 
welche Schritte in dem Unternehmen gemacht wer 
den, uns Gelegenheit gegeben wird, durch fach 
wissenschaftlich gebildete Krittler unseren Stand 
punkt zu begründen. 
Viele Ländereien werden nicht ordnungsmäßig 
mehr bestellt, weil den Bauern infolge der Unrenta 
bilität der Schweinemast der Dünger fehlt und die 
Unkosten nicht mehr herausgewirtschaftet werden 
können, und hier will man Millionen investieren in 
ein hoffnungsloses Defizitunternehmen, Millionen, 
die man im Auslande pumpen und hoch verzinsen 
und auch schließlich mal amortisieren müßte, derselbe 
Unsinn, den man begeht, wenn man Siedlerstellen 
schafft, die keine Rentabilität versprechen. 
Eine Gesundung unseres Wirtschaftskörpers ist 
doch nur dann möglich, wenn nur in das Unter 
nehmen Kapital hineingesteckt wird, das eine Rente 
verspricht. 
Wir erheben auch Protest gegen die Gründung 
des Eiderverbandes, weil wir in ihm nur eine Fut 
terkrippe sehen und eine unnütze Belastung für den 
Steuerzahler. 
Für den Verein gegen die Abdämmung der Eider. 
gez. A. Hönck. 
* 
Zu obiger Zuschrift teilt uns Herr I. Sievers, 
Elsdorf, folgendes mit: 
Herr Hönck, da Sie sich in Ihrem Artikel zur 
Hauptsache mit meiner Person befassen, sehe ich 
mich veranlaßt, Ihnen einige Aufklärungen zu 
geben, da Ihnen die Verhältnisse an der oberen 
Untereiöer nicht bekannt zu sein scheinen. 
Sie schreiben, über jeden Deichbau wird jede 
vernünftige Dcichbauverwaltung einen Voran 
schlag machen und erst, wenn die Rentabilität sich 
ergibt, zur Ausführung schreiten. So ist es auch 
bei uns geschehen. 
Nehmen wir einen unserer jüngsten Küöge, 
Elsdvrf-Westermühlen-Nübbel. Der Deich wurde 
im Jahre 1908 unter Leitung des Regierungs- und 
Baurats Timmermann-Schleswig, also wohl eines 
einwandfreien, erfahrenen Wasserbaubeamten, 
etwa 1,30 Mir. über NN. gebaut. Ein Jahr nach 
der Fertigstellung mußte der Deich erhöht werden 
auf 1,70, später auf 2 Mir., 2,30 Mir., 2,70 Mir. 
bis auf 3 Mir. über NN., und das Land ist immer 
noch nicht flutficher, weil unterhalb und gegen 
über liegende Kööge auch höher deichten, weil der 
Untergrund den viel schwerer als anfangs geplan 
ten Deich nicht tragen konnte. An Gesamtkosten 
sind für diesen Deich bis jetzt 320 000 RM. aufge 
bracht. Geschützt sind ca. 3O0 Hekt. Den Wert des 
Landes hat man mit der aufgewendeten Summe 
bald erreicht, und nun brach bei der letzten Sturm 
flut Anfang dieses Monats der Deich. In der 
Ortschaft Nübbel stand das Wasser hoch in den 
Häusern. 
Herr Hönck, wollen Sie den, wie Sie sagen, tö 
richten Leuten, jetzt den Rat geben, den Deich offen 
zu lassen, damit die aufkommende Flut ungehin 
dert irr die Häuser dringen kann? Wollen Sie 
den Einwohnern von Nübbel, die unter diesen 
Umständen über kurz oder lang die ererbte, cr- 
worbeuc Scholle verlassen müssen, in Eiderstedt 
entsprechend der aufgegebenen Fläche unentgeltlich 
Land zur Verfügung stellen? Eiderstedt ist mit 
schuld an dem höheren Auflauf der Fluten hier 
oben. Seit Jahrhunderten hat man von unten 
herauf mit dem Deichen begonnen und so den wei 
ter oben liegenden Flächen die Wassermassen zuge 
trieben, bis auch diese sich schützten. Bei Rendsburg 
wird der höhere Auflauf durch die Schleuse ge 
hemmt, im Süden wurden die Ueberschwemmungs- 
flächen durch den Kanalbau verkleinert, und jetzt 
sollen wir wie die Ratten ersaufen. 37,000 Hektar 
rufen nach Abhilfe und Sie wollen es wehren. 
Wollen Sie, der Sie geschützt auf ererbter Scholle 
sitzen, die Bewohner der Etöernieöerung zwingen, 
ihre Wohnplätze aufzugeben, ihre Wiesen uno Web 
den den Fluten zu überlassen? Wissen Sie denr 
nicht, daß nur in Verbindung mit Wiesen und Web 
den der magere Geestboden ertragfähig wird? 
Rechtfertigen denn die Kosten des Neufelöcr 
Koogs und des Sönke-Nissen-Koogs den augenblick 
lichen Wert des gewonnenen Landes? Rechtferti 
gen seinerseits die BeöeichungSkosten Eiberstedts 
den Wer! des eingedeichten Landes? Weshalb be 
kam denn Eiderstedt Steuerfreiheit, eigene Gerichts 
barkeit und sonstige Erleichterungen auf viele 
Jahre? Auch damals schon erkannte man, daß die 
ses Bauiverke für die Zukunft waren, die Sie als 
töricht bezeichnen. Dürfen wir uns nicht mit dem 
selben Recht vor den Fluten der Nordsee schützen, 
oder ist der Gecstbauer etivas anderes? 
Zur Aufklärung sei Ihnen gesagt, daß das Wctt- 
deichen seit Jahrzehnten begonnen, und Einhalt nur 
durch Erschöpfung der Beteiligten oder durch Schaf 
fung einer alle Beteiligten umfassenden Organisa 
tion geboten werden kann. 
Den Entwurf, der die Baufumme auf 18 000 000 
RM. angibt, bezweifle ich nicht. Ich behaupte aber. 
Hochwasserschutz läßt sich einfacher und billiger ma 
chen, und darauf kommt eS zunächst an. 
Die technische Ausführung und Seren Kosten im 
einzelnen sind nicht das Wichtigste: notwendig ist 
zunächst der Zusammenschluß aller Beteiligten znm 
gemeinsamen Handeln. 
Ueber die Kosten der Entwässerungsanlagen sich 
den Kopf zu zerbrechen ist verfrüht. Um eine Ver 
besserung der Entwässerung zu machen ist zunächst 
ein ausreichender Schutz gegen die Sturmfluten zu 
schaffen, zumal dieser schon eine wesentliche Ver 
besserung der Entwässerung bringt. 
Sie sagen» das Eiderproblem darf nicht durch 
Abdämmung gelöst werden. Schön, schaffen Sic 
uns Schutz gegen die Sturmfluten der Nordsee auf 
andere Weise, aber bald, nachhaltig ohne schwerere 
Belastung! , 
Biele Ländereien werden nicht mehr ordnungs 
mäßig bestellt, weil infolge der Uebcrschweuimung 
und Versumpfung die Wiese, die Mutter des Acker 
bodens, ungenügende und unsichere Ertrüge bringt. 
Darum treten wir ein für die Abhilfe, wie und wo 
es immer sei, um so unsere Wirtschaften mit der 
von jeher betriebenen Viehzucht und nicht mit 
Schweinedung, welcher mit aus dem Ausland ein 
geführtem Futter erzeugt wird, in die Höhe zu 
bringen. 
Eine Gesundung unserer Wirtschaft kann nur er 
folgen, wenn wir mit selbstgewomienem Futter 
Werte schassen. Da ist eingesetztes Kapital richtig 
angewandt. 
Eine Gesundung unserer Volkswirtschaft erfolgt 
nur, wenn wir nutzbringende Arbeit schaffen, die 
Erträge sichert, die uns unabhängig vom Ausland 
machen. 
Das ist das Problem der Landgewinnung an der 
Westküste. 
Das ist die Tat Ihrer Vorfahren vor Jahrhun 
derten. 
Das sei auch heute unser Ziel im Lande! 
Die großen Summen, die sür eine verbesserte 
Schiffahrt vorgesehen sind, halten wir zunächst für 
überflüssig. Sic dürfen vor allem nicht aus Kosten 
der Landwirtschaft ausgegeben werden. Das alles 
getan werden muß, um die Sicherheit der Deiche 
unterhalb der Abdämmung zu halten, darüber sind 
die Beteiligten sich klar. In ivelchem Umfang dies 
zu geschehen hat, darüber sind die Ansichten geteilt. 
Falls Sic nun, Herr Hönck. uns bessere und 
brauchbarere Vorschläge machen können, die uns in 
kurzer Zeit Abhilfe bringen, sind wir gern bereit, 
die Anwartschaft auf die in Aussicht stehenden Pöst- 
chen an Sic abzutreten. Mit Verdrehung der Tat 
sachen und hämischen Bemerkungen ist der Sache 
nicht gedient. , 
Wir vertreten die gefährdete Niederung, ohne 
daß uns Postchen und Sessel winken. Zn dieser 
gefährdeten Niederung gehören allerdings nicht die 
28 373 Hektar, die Sie zu vertreten behaupten. 
I. S i e v e r s . Elödorf. 
Di« SchrWertimg stellt die Benutzung dieser Rubrik. soweit es der Raum zulaßt, den Lesern zur Besprechung von Angelegenheiten allgemeinen öffentliche» 
Interesses zur Verfügung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit dem Inhalt identifiziert zu werden und übernimmt dafür keinerlei Verantwortung. 
Sie behält sich vor, bei Einsendungen, die nach ihrer Ansicht über Lar Matz des Sachlichen hinausgehen, Korrekturen bezw. Streichungen vorzunehmen. 
Am die ÄiSrrabrâmmung 
Mitte Oktober erschien in den Zeitungen der West 
küste ein Artikel Uber die Eidevabdämmung. Den 
Artikel unterzeichneten fünf Herren, nn erster 
Stelle Herr I. Sievers, <ruf den ich mich der Ein 
fachheit halber tn der Folge beziehen werde. Herr 
Sievers schreibt: 
„Kommt eine Ausführung des Mdämmungspro- 
jekts in allernächster Zeit nicht zustande, dann be 
ginnt an den Eiderdeichen von Rendsburg bis 
Friedrichstadt ein Wettdeichen in großem Ausmaße. 
Es sind alsdann im Laufe der nächsten Jahre von 
den Eigentümern der Ländereien Summen aufzu 
wenden, welche den Wert der gesamten an der 
Eiderniedevung beteiligten Besitze, nicht nur der zu 
schützenden Flächen, weit übersteigen werden." 
Herr Sievers sagt also, daß der Deichbau, über 
dessen Kosten doch jede vernünftige Deichverwaltung 
einen Voranschlag machen lassen würde, und über 
dessen Inangriffnahme doch die Bauern ganz allein 
Zu bestimmen hätten, den Wert der in der Niede 
rung liegenden Ländereien, sowie der auf der Geest 
liegenden Besitze der Beteiligten weit übersteigen 
würde, und daß die Bauern in Kenntnis dieser Sach 
lage trotzdem mit dem Wettdeichen beginnen wür 
den. 
Sollten sie wirklich so töricht sein? 
Ich habe das Vergnügen, eine große Anzahl die 
ser Bauern zu kennen, ich glaube aber, daß auch 
nicht einer für den Deichbau stimmen würde, wenn 
von vornherein feststünde, daß der Deichbau den 
Wert der zu schützenden Ländereien übersteigt, sie 
würden totsicher die Finger davon lassen. 
Aber sie sollten Herrn Sievers ihren Dank aus- 
fprechen, daß er ihrer Intelligenz öffentlich ein solch 
glänzendes Zeugnis ausstellt, oder sollte Herr Sie- 
vers den Sinn seiner obigen Ausführungen gar 
nicht erfaßt haben? 
Der Regierungsentwurf berechnet dis Herstel 
lungskosten der Abdämmung auf 18 Millionen. In 
jahrelanger, mühevoller Arbeit haben verdiente, 
fachwissenschaftlich hochstehende Beamte das Projekt 
ausgearbeitet, und wir haben das unbedingte Ver 
trauen, daß alle Eventualitäten auf das Gewissen 
hafteste erwogen und geprüft sind, daß die veran 
schlagte Summe von 18 Millionen zutrifft, daß da 
mit nichts Ueberflüssiges geschaffen und darin nichts 
Notwendiges unterlassen ist. 
Demgegenüber bringt Herr Sievers es fertige die 
Baufumme auf 5—7 Millionen zu reduzieren. Da 
sieht man, was höhere Einsicht vermag. 
Zunächst streicht Herr-Sievers den Einbau von 
Schleusen und senkt dadurch die Baufumme auf 13 
bis 15 Millionen, das bedeiitet ein Unterbinden der 
Schiffahrt, hindert aber Herrn Sievers nicht, kurz 
darauf zu erklären: „in dieser Endzahl (5—7 Mil 
lionen) sollen enthalten sein alle Maßnahmen, die 
erforderlich sind, die Schiffahrt in ihrem bisherigen 
Umfang aufrecht zu erhalten." 
Die in dem Projekt vorgesehene Verstärkung und 
Erhöhung der Deiche unterhalb der Abdämmung 
hält Herr Sievers in dem Ausmaße nicht für nötig. 
Daß. infolge einer solchen Unterlassung, durch einen 
Deichbruch in Eiderstedt nicht nur bestes Kulturland, 
sondern auch das Leben von Tausenden von Bewoh 
nern in Gefahr schwebt, läßt sich wohl nicht leugnen, 
aber die Deiche werden schon halten. Durch diese 
Schwächung der Deiche und durch die seit Aufstel 
lung des Projekts eingetretene Preissenkung spart 
Herr Sievers 1—5 Millionen, so daß nur eine Ban- 
summe von 8—10 Millionen übrig bleibt. 
Dann wird die Bauausführung noch einmal ver 
billigt und vereinfacht und es werden dadurch 1 
bis 1,5 Millionen gespart, so daß Herr Sievers 
schon bei 7—9 Millionen anlangt. 
Schließlich streicht Herr Sievers für die Zeit der 
Bauausführung und kurze Zeit nachher die Ent 
wässerungsanlagen für die am meisten notleidenden 
Niederungen, „damit man steht, wie tief diese Niede 
rungen unter Wasser stehen und damit nicht über 
flüssige Bauanlagen geschaffen werden". Hierdurch 
werden erstmal 1,5—2 Millionen zurückgestellt und 
damit ist Herr Sievers bei 5—7 Millionen ange 
langt. 
Mit der Bausumme von 5—7 Millionen wird 
Herr Sievers dann in folßcnbcr Weise fertig: 
Durch Beschäftigung von Erwerbslosen werden 
dem Reich 1,5—2 Millionen gespart, die das Reich 
daher zu tragen hat. Denselben Vorteil haben nach 
Herrn Sieoers der Staat, die Provinz und die be 
teiligten Landkreise und müssen daher dieselbe 
Summe beisteuern.' 
So bleibt von 18 Millionen nur noch ein Betrag 
von 2—3 Millionen übrig. Man sieht, die Sache 
muß nur richtig angefaßt werden. 
Diese 2—3 Millionen müssen die Beteiligten aus 
ihren landwirtschaftlichen Ucberschüssen aufbringen, 
indem sie fünf Jahre lang 6—8 RM. pro Demat 
zahlen. Das ergibt nach Herrn Sievers die Summe 
von 2—3 Millionen, und damit ist fein Exempel 
fertig. 
Run hat Herr Sievers aber noch 1,5—2 Millio 
nen vergessen, total vergessen, die für die Entwässe 
rungsanlagen der tiefsten und am meisten notlei 
denden Niederungen vorgesehen sind und von ihn» 
erftmal zurückgestellt wurden. 
Eigentlich kommt es bei der so großzügig aufge 
stellten Rechnung des Herrn Sievers auf ein paar 
Millionen mehr oder weniger nicht an, aber da sie 
einmal in Rechnung gestellt sind, können sie doch 
nicht gut wieder sang- und klanglos verschwinden. 
Die Niederungen wollen doch auch mal an den 
Segnungen der Abdämmung teilnehmen, die Ent 
wässerungsanlagen müssen doch mal gebaut und die 
1.5—2 Millionen müssen doch mal bezahlt werden. 
Woher soll man das Geld nur nehmen? Pumpen 
läßt es sich nicht mehr. Vielleicht greifen die armen 
Beteiligten nochmal in den leeren Beutel, der schon 
leer war, als sie auf Befehl des Herrn Sievers das 
erste Mal hineingreifen mußten. 
Doch Herr Sievers steht auf einem großzügigen 
Standpunkt, wenn er sich anderweitig äußert: „Die 
technische Ausführung der Entwürfe und die Kosten 
derselben, wie auch die Aufbringungsmöglichkeiten 
sind nicht die wichtigsten Fragen, das ist Sache des 
ordentlichen Rechtsträgers des Unternehmens. Der 
allererste Schritt zur Regelung der Verhältnisse im 
Gebiet der Untereider muß die sofortige Gründung 
eines öffentlich rechtlichen Verbandes sein, eines 
mit den nötigen Machtbefugnissen ausgestatteten 
Selbstverwaltungskörpers, dem alle in der gefähr 
deten Niederung belegenen Verbände angehören. 
Die Gründung des Eiderverbandes muß der erste 
Schritt fein." 
Da liegt der Hase im Pfeffer. Es soll also der selig 
entschlafene alte Eiderverband wieder aufleben, bei 
dem es so schöne Posten und Pöstchen gab. 
Ich darf mir wohl eine weitere Kritik der Zah 
len des Herrn Sievers schenken, denn inländische 
oder ausländische (beider lassen sich für das Unter 
nehmen wohl auf viele Jahre hinaus nicht flüssig 
machen. 
Ich will nur erwähnen, daß 22 Deich- und Was- 
i'erlösungsverbände mit einem Areal von 28 373 
Hektar, also weit mehr als die Hälfte der Niederung, 
die in dem Verein gegen die Abdämmung der Eider 
zusammengeschlossen sind, in ollerschärffter Oppo 
sition dem Projekt gegenüberstehen und daß mir 
viele weitere Verbände erklärt haben, Gegner des 
Diese Proteste aus Skandinavien verkennen alle 
die Zwangslage, in der sich Deutschland befindet. 
Deutschland kämpft um seine Existenz, seine Land 
wirtschaft ist am Ende, dieser Tatsache haben sich 
alle Rücksichten auf das Ausland unterzuordnen, 
wenn es auch zu bedauern ist, daß gerade unsere 
Beziehungen zu unseren nördlichen Nachbarn da 
runter leiden müssen. Die Schuld auch hieran tra 
gen die Reparationen und die französische Hals 
starrigkeit, die die Krise immer mehr verschärfen. 
Entwurf einer Gebührenordnung sür die Desinfek 
tion für den Kreis Rendsburg. Gefordert wurde 
ferner eine Herabsetzung der vertraglichen Nah- 
rungsmitteluiitersuchung und der dazu erforderli 
chen Gebühr. Ferner soll darauf hingewirkt wer 
den, daß die Gebühren für die amtstierärziliche 
Untersuchung der Schlachtereien und gewerblichen 
Schweinemästereien auf dem Lande von dem Be- 
triebsinhaber selber getragen werden müssen. Die 
neuen Richtlinien für die Umsatzsteuerveranlagung 
wurden besprochen. Das Finanzamt Rendsburg 
erklärte, daß es von sich aus bet der Berechnung 
der Richtlinien die Magermilchsätze von der Be 
rechnung des Umsatzes absetzen wird. Der Landw. 
Ausschuß Rendsburg vertrat einmütig die dringen 
de Auffassung, daß auch Milch und Butter als 
Volksnahrungsmittel von der erhöhten Umsatz 
steuer befreit werden müssen. Zum Schluß wurde 
eine ganze Reihe von Eingängen besprochen. U. a. 
wurde darauf hingewiesen, daß eS nicht gelungen 
sei, in vielen Teilen des Kreises Rendsburg die 
Schmiede zu einer Ermäßigung ihrer Preise z« 
bewegen, obgleich der Schmiedeinnungsverband des 
Handwerkskammerbezirkes Flensburg sich mit der 
Landwirtschaft über Richtpreise geeinigt habe. 
Finnland verlangt Anfhcbnng. 
Die finnische Regierung hat durch ihren Ge- 
' sandten in Berlin gegen die deutsche Butterzoll 
erhöhung beim Auswärtigen Amt Protest einge 
legt. In dem Protest wirb verlangt, daß die Be 
stimmungen aufgehoben werben, die dem zwischen 
Finnland und Deutschland geltenden Handels 
vertrag widersprechen. 
Dänemark erwägt Gegenmaßnahmen. 
Die dänische Tonart gegenüber der deutschen 
Butterzollerhöynng wird schärfer. „Eine grobe 
Verletzung des deutsch-dänischen Handelsabkom 
mens!", so charakterisiert „Politiken" den deutschen 
Schritt. Die Zeitung versucht bann den Gedanken, 
der von vielen Seiten geäußert werde, ob es nun 
nicht zweckmäßig sei, das deutsch-dänische Handels 
abkommen zn kündigen, da dieses nunmehr nutzlos 
sei. Die Regierung hat mit den Parteien und Ver 
tretern der Lanöwirtschaftsorganisationen einge 
hend die Lage durchberaten. Laut „Nationaltidende" 
hat man sich mit drei Möglichkeiten für ein Auf 
treten Dänemarks gegenüber Deutschland bei die 
sen Besprechungen befaßt: 
1. Kündigung des Handelsabkommens mit 
Deutschland. 
2. Verweisung der Angelegenheit vor das Haager 
Schiedsgericht, bei dem Beschwerde wegen Bruchs 
des Meistbegünstigungsvertrages zu erheben wäre. 
3. Durchführung einer Deviscnordnmig, die es 
ermöglichen würde, die Devisenauslieferung zwecks 
Bezahlung deutscher Importwaren zu sperren. 
Auch in Schweden prägt sich lebhafte Verstim 
mung. Man erinnert bort daran, baß Schweden 
zur Zeit der deutschen Inflation keine Maßnah 
men gegen den deutschen Ausfuhrhandel ergriffen 
habe. Parlamentarier mit Beziehungen zur Land 
wirtschaft verlangen Gegenmaßnahmen. 
Landw. Ausschuß Rendsburg. 
Msttzjlchķtz mrö Gächrmfmkrms. 
Auf der letzten Sitzung des Landw. Ausschusses strcckuug sollen durch den Landw. Ausschuß besorgt 
wurde die Durchführung der Bestimmungen der werden, der sich mit den Gemeindevorstehern und 
Notverordnung auf den Gebieten der Zwangsver- ben Vertrauensleuten in Verbindung setzen wird, 
waltung, Zwangsvollstreckung und Zwangsverstei- Einen breiten Raum nahm die 
gerulig besprochen. Der Laudrat des Kreises Rends- Besprechung der Gebühren 
bürg gab bekannt, daß er von sich ans bereit sei, ein. Der Landw. Ausschuß ist der Auffassung, daß 
der Landwirtschaft in jeder Heise in diesen Fragen die Senkung der Gebühren aller Art noch nicht in 
zu helfen, allen Anregungen der Landwirtschaft dem Umfange eingesetzt hat, wie die allgemeine De- 
Folge zu leisten und sich in erster Linie bei sei- flation und wirtschaftliche Lage es erfordern. Der 
neu Maßnahmen auf den Landw. Ausschuß zu stüt- Landw. Ausschuß ist der Auffassung, daß die Gebühr 
zen. Es wird wahrscheinlich so gemacht werden, sür Fleischbeschau mindestens um 30 Prozent ge- 
öaß für die einzelnen Amtsgerichtsbezirke für die senkt werden muß. Auch die Senkung der Schorn- 
Zwangsversteigernnge» Kommissionen ernannt steinsegergebühr entspricht nicht den berechtigten 
werden, welche aus je zwei Vertretern des Landw. Wünschen. Es müssen evtl, die Bezirke vergrößert 
Ausschusses und je einem Vertreter der Handwerks- werden. Der Landw. Ausschuß sprach sich erneut 
und der Handelskammer bestehen sollen. Die ent- gegen die 3-Kilometer-Grenze für Fernsprechgcbüh- 
sprecheuöen Bescheinigungen bei der Zwanasvoll- re» auf dem Lande aus. Besprochen wurde der 
xa. Bad Segeberg, 21. Jan. Dem Pserdemarkt 
waren nur 26 Tiere zugeführt. Der Handel ging 
flau. Es wurden gezahlt für gute Pferde 300 bis 
700 äUi, mittlere Pferde 300 bis 400 MJl, Schlacht- 
pferde 40 bis 80 MJl. Fohlen kosteten 200 vis 300 
3?.«. Es wurden nur wenige Käufe getätigt. 
Mannheimer Ferkel: Auftrieb: 870 Ferkel und 
Läuserschweine. Verlauf: mittelmäßig. Preise: Fer 
kel bis 4 Wochen 7—12, über 4 Wochen 14—17, Lciu- 
ferschweine 18—20.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.