von,
»ab
sand
die
lien
den
ung,
ibex
mu
stier
des
und
;en-
ver-
äter
der
;gerr
ver-
etê-
ge-
Me-
Z»
Hoff
We
'hen
war
den
:bs-
tüt-
ort-
cem
>tag
sen,
aus
fen
lhr
)eZ
ein
>er.
oh-
um
eil
ten
ich,
^dt,
uck
>as
»ste
en.
^r.
;e-
eiz
ier
as
idt
cat
n-
at-
al-
A.
im
gst
:r-
cht
en
im
'at
är
li
ne
ad
n-
n-
n-
ts
Selbstmord des Westerländer Stadt-
Haumeisters Johann en.
Westerland (Sylt), 20. Jan. Der Westerländer
Stadtbaumeister Peter Johannsen hat am Diens
tagabend Selbstmord durch Erschießen begangen.
Diese Tragödie bildet den Abschluß einer schon
länger sich hinziehenden Angelegenheit. Von einem
Westerländer Handwerker war die Behauptung
aufgestellt worden, dag bei dem Westerländer
Stadtbauamt bei der Vergebung von Aufträgen
unsauber verfahren würde. In dem darauf von
dem Stadtbaumeister gegen diesen Handwerker an
gestrengten Beleidigungsprozeß wurde der Ange
klagte erstinstanzlich zu einer Geldstrafe von 50 M
verurteilt. In der Verusungsverhandlung vor der
Strafkammer des Landgerichts Flensburg wurde
der Handwerker jedoch freigesprochen und der
Wahrheitsbeweis für feine Behauptungen von
dem Gericht als erwiesen angesehen. In Verfolg
der Angelegenheit war dann ein Verfahren ein
geleitet worden, wozu der Stadtbaumeister am
Dienstagvormittag von einem Beamten der
Staatsanwaltschaft vernommen wurde. Zur Fort
setzung der Vernehmung am Nachmittag erschien
Johannsen dann nicht mehr und wurde abends in
dem während der Wintermonate leerstehenden
Hause einer Schauspielerin, dessen Beaufsichtigung
dem Verstorbenen übertragen worden war, von
dem Einhüter dieses Hauses tot aufgefunden.
* *
as. Husum, 20. Jan. Die Rcichsgrüudungs-
feier des Stahlhelm, B.d.F., in Henscns Gar
ten, hatte seitens der Stahlhelmortsgruppen
und der vaterländischen Verbände sowie der
Einwohnerschaft sehr starke Beteiligung gefun-
öett; mehr als 1000 Gäste folgten den ein
drucksvollen Darbietungen. Der Höhepunkt der
Feier war die großangelegte Rede des Kam.
Dr. Eduard Stabiler, Berlin, des Führers des
Stahlhelmhochschulringes, über das Thema:
»Vom Bismarckschen Reich zum Dritten Reich."
Vam MrèLsLrSâea.
Auch Flensburg für Erhaltung der
Kieler Pädagogischen Akademie.
Flensburg, 20. Jan. Der Flensburger Magistrat
hat beschlossen, sich im Interesse der Errnzarbeit
der Bitte des Schleswig-Holstein er-Bunöes um
Erhaltung der Kieler Pädagogischen Akademie
anzuschließen.
* * *
UeberfaS auf ein dänisches Fischauto.
Flensburg, 20. Jan. Fünf bis sechs unbe
kannte Männer versuchten am Dienstagabend
gegen 2214 Uhr in der Nähe des Kurhauses
Wassersleben ein dänisches Fischauto anzu
halten. Der Führer des Autos bemerkte diese
Absicht jedoch rechtzeitig. Die Wegelagerer
flohen darauf in den nahegelegenen Wald. Bei
der Verfolgung will der Kraftwagensührer
tätlich angegriffen und mit Steinen beworfen
worden sein.. Auch soll der eine der Verfolg
ten auf ihn geschossen haben. Inzwischen wa
ren an der Ueberfallstelle noch zwei weitere
Fischautos eingetroffen, deren Führer sich
ebenfalls vergeblich an der Verfolgung be
teiligten.
Irrrirrhakb weniger Wochen Geld!"
Wie ein Bauernfänger die ganze Provinz ausplünderte.
ff
Flensburg, 20. Jan. „Das ist ein richtiger
Bauernfänger, ein Räuber, der den Leuten
das Geld aus der Tasche zieht", bemerkte der
Vorsitzende des Flensburger Schöffengerichts
einleitend in der am Mittwoch stattgefundenen
Verhandlung gegen den 46jährigen Reepschlä
ger August Petersen aus Kappeln, und fügte
hinzu: „Die ganze Provinz hat er ausgeraubt!"
Wegen fortgesetzten Betruges angeklagt,
wollte Petersen von seinem früher abgelegten
teilweise» Geständnis diesmal nichts mehr
wissen. Dies war vor allem mit der Grund,
weshalb nach etwa 20 Minuten die Verhand
lung vertagt werden mußte.
Zunächst wurde die Tätigkeit Petersens als
Provisionsvertreter einer süddeutschen Hypo
theken- und Darlehnsgesellschaft kurz unter
die Lupe genommen. Er hatte sich durch geschickt
aufgesetzte Zeitungsanzeigen, die etwa darauf
hinausliefen: „Innerhalb weniger Wochen
Geld!" mit Kapitalsuchenden in Verbindung
gesetzt, die er jeweils an bestimmten Tagen in
Kieb, Schleswig oder Flensburg in einem Ho
tel empfing. Bei solchen Gelegenheiten trat er
auf, als hätte er über Millionen holländischen
und schweizerischen Geldes zu verfügen, das
er gegen 3 % Zinsen und 2 % Tilgung gleich
auf 30 Jahre als Darlehn in Aussicht stellte.
Die Gesellschaft rückte später von ihm ab, Pe
tersen aber hatte schon die Vorschüsse der Her-
eingefallenen in der Tasche.
Der Angeklagte hat sich ferner bis vor kur
zem als Anzeigen-Akquisiteur für die Zeit
schrift „Der Geldmarkt" betätigt, die ihm
ebenso wie die süddeutsche Gesellschaft auch nur
Mittel zum Zweck mar, denn auch hier gab er
selbst zuerst Zeitungsanzeigen ans, um seine
Opfer zu finden. Ihnen schwindelte er vor, es
sei für ihn eine Kleinigkeit, Geld in beliebiger
Höhe zu besorgen, sprach von zahlreichen Dank
schreiben, die ihm vorlägen und kam dann auf
den Kernpunkt zu sprechen, nämlich auf seine
eigenen Unkosten". Die Leute, die dringend
Geld brauchten und von diesem angeblich so
einflußreichen Manne Hilfe erhofften, gaben
ihm die geforderten 40 RM. und — warteten.
Petersen tat dann nichts anderes, als daß er
für jeden Bewerber eine kleine Anzeige im
„Geldmarkt" aufgab. Den Gerichtsakten liegt
eine Nummer dieser Zeitschrift bei, in der
allein nicht weniger als 110 von dem Ange
klagten aufgegebene Anzeigen dieser Art ent
halten sind. Offerten, die ihm durch den be
treffenden Verlag übersandt wurden, gab der
Schwindler lediglich an seine Kundschaft wei
ter. Damit war der Fall für ihn erledigt.
„Ich habe in gutem Glauben gehandelt", er
klärte Petersen u. a. ans alle diese Vorhaltun
gen.
„Ta haben Sie recht", meinte sarkastisch der
Vorsitzende, „Sie haben geglaubt, auf diese
Weise gut leben zu können!" — Es waren zu
dieser Verhandlung 10 Zeugen geladen, die
aber nur einen verschwindenden Teil des wirk
lich geschädigten Personenkreises darstellen.
Weil Petersen durch allerlei Ausflüchte auszu
weichen versuchte, hielt der Staatsanwalt es
für notwendig, daß unbedingt weitere Zeugen,
besonders diejenigen aus Kiel und dem übri
gen Holstein, vernommen werden müßten, da
mit diesem gemeinen Betrüger das Handwerk
gelegt werden könne.
Das Schöffengericht schloß sich dem an und
ließ den Angeklagten wegen Fluchtverdachtes
mit Rücksicht aus die zu erwartende hohe Stra
fe sofort verhaften und ins Gerichtsgefüngni-
abführen.
kk. Schleswig, 20. Januar. Der Bürgerverein der
Altstadt hielt am Dientagabend in „Ravens Hotel"
eine recht gut besuchte Mitgliederversammlung ab.
Ueber die Behandlung kommunaler Fragen hinaus
gelte es in den Bürgervereinen volkswirtschaftliche
Aufklärungen den Mitgliedern zu verschaffen. Prak
tisch wurde dann diese letzte Forderung auch er
füllt in dem gebotenen Vortrag seitens des Privat
dozenten Dr. Reißer, eines Mitarbeiters am Insti
tut für Weltwirtschafts- und Konjunkturforschung
in Kiel, über das Thema „Deutschlands gegenwär
tige Stellung in der Weltkrise". Der sich durch be
sondere Gründlichkeit auszeichnende Vortrag gab
Veranlassung zu einer folgenden recht anregend
verlaufenen Aussprache. Zu dem Punkt der Tages
ordnung „Verschiedenes" war, abgesehen von einem
aus der Versammlung heraus gemachten Vorschlag,
bei der Stadt eine Beschüttung des Stadtfeldes
(Peermarktplatz), der nach den vielen Regenfällen
an einigen Stellen wieder einmal seine grundlose
Form angenommen hat, zu beantragen, nichts wer
ter vorzubringen.
fh. Ellingftedt, 20. Jan. Das Ortsnetz zer
rissen wurde beim Holzfällen. Ein Baum
stürzte nach der falschen Richtung, zerriß die
Leitung und unterbrach den Strom. — In der
Hauptversammlung der Sterbckasse wurden
sämtliche ausscheidenden Vorstandsmitglieder
wiedergewählt. Für den verzogenen Schrift
führer wurde Lehrer Stoislow als Nachfolger
gewühlt.
Börm, 20. Jan. Stahlhelm-Werbeabend. Am
19. d. Mts. veranstaltete der Stahlhelm B. d. F.,
Ortsgruppe Rheide-Kropp, in Börm einen öffent
lichen Werbeabend, der einen unerwarteten Ver
lauf nahm. Noch kurz von Beginn des Programms
mußte Quartierwechfel vorgenommen werden, da
die Gaststube zu eng wurde. Die Veranstaltung
fand im Saal statt unter reger Beteiligung der
Börmer Frauen und Jungmädchen. Durch die
Lichtbildreihe „Front im Westen" wurden die
Versammelten in die Leistungen und Entbehrun
gen des Frontsoldaten eingeführt. Immer wieder
hörte man leises Murmeln, fast jeder Kriegsteil
nehmer fand einen bekannten Abschnitt aus dem
erschütternden Ringen. So zog schon rechte Stim
mung ein, ehe Kam. Schmidt-Rheide das Wort
nahm zu seinem Vortrag: „Wege und Ziele des
Stahlhelm". Da gabs keine Hetzerei, kein Beschul
digen, kein Beschönigen, eine einzige Mahnung
war es. zum Zusammenschluß im Sinne der Harz
burger Beschlüsse. Nichts für uns, alles für das
Vaterland! so schloß Kam. Schmidt und eroberte
sich die Herzen der Zuhörer. Noch im Laufe des
Abends konnte eine neue Ortsgruppe gegründet
werden, der 27 Mitglieder angehören. Führer
dieser Ortsgruppe ist vorläufig Landmann P.
Block, Börm. Die Leitung des Abends lag in den
Händen des Ortsgr.-Führers der Ortsgr. Rheids,
Kropp, Dr. Ernst Meyer.
Aus dem Ķrers' ķckerĢà«
Karby, 20. Jan. Ein Einbruch wurde in der
vergangenen Nacht bei dem Bäckermeister
Carstens in Kopperby verübt. Die Diebe stah
len aus dem Laden Kaffee, Schokolade, Zigar
ren, verschiedene Wäschestücke sowie einen Teil
der Tageseinnahme.
Saar, 20. Jan. Wie wir hören, sind der
Sonnabendausgabe der „Schleswig-Holsteini
schen Landeszeitung" vom 16. Januar kommu
nistische Flugblätter und illustrierte Zeit
schriften unberechtigt beigelegt worden. Es ist
selbstverständlich, daß der Beilage dieser Pro
pagandaschriften Verlag und Schriftleitung
der „Schleswig-Holsteinischen Landeszcitung"
fernstehen. Auch der seit langen Jahren länge
Austräger, Herr Maaß-Brekendorf, .steht der
Beifügung der Flugblätter völlig fern. Der
Verlag der Landeszeitung hat eine Untersu
chung eingeleitet und wird gegen den Urhe
ber der unberechtigten Beifügung der Werbc-
blätter strafrechtlich vorgehen.
Um öcrr ĢerichtSlMen.
Verschärftes Urteil für Reichsbahn«
defrcmdanLerr
Flensburg, 20. Jan. Die bei der Güterab
fertigung Flensburg im Mai des vorigen
Jahres aufgedeckte Unterschlagung von 37 000
Mark Reichsbahngeldern fand am Dienstag
mit der abermaligen Verurteilung der beiden
Täter ihre endgültige Sühne. Der Urheber
der Unterschleife, Reichsbahnassistent Jürgen
B., war vom Schöffengericht zu drei Jahren
Gefängnis verurteilt worden, während sein
ihm mehr oder weniger zum Opfer gefallener
Berufskollege, Reichsbahnsekretär Christian
P., zwei Jahre Gefängnis erhalten hatte. Bei
dieser Strafe schien den Verurteilten ihr an
geblich vorliegender Notstand nicht genügend
berücksichtigt zu sein. Das Urteil brachte für
die Angeklagten eine Verschärfung gegen
früher. Zwar wurde bei P. die Strafe von
zwei Jahren ans Jahre herabgesetzt, wäh
rend es bei B. bei den ursprünglichen drei
Jahren Gefängnis blieb. Dagegen drang der
Antrag der Staatsanwaltschaft durch, der
beiden auf die Dauer von fünf Jahren die
Möglichkeit zur Bekleidung öffentlicher Aem
ter abspricht. Die Untersuchung von acht
Monaten wurde voll angerechnet.
In allen Gesellschaftskreisen legt man Wert aus ge
pflegte Zähne. Eine zielbewußte Mundpflege betreibt man durch
regelmäßigen Gebrauch der bekannten und beliebten CHIoro-
dont-Zahnpaste. Iluter-Vortriegspreise. Versuch überzeugt.
Der reiche MmKe.
Roman von Gert Rothberg.
Copyright by Martin Feuchtwangcr, Halle (Saale).
15) Nachdruck verboten.
„Nun leben wir nur von deinen lieben, geschickten
Händen, die sofort wieder Arbeit fanden, während
ich immer wieder vergeblich..."
Ellinor schlug die Hände vor das Gesicht und
weinte.
„Weine doch nicht, Nore. Wenn's nur reicht! Das
ist schließlich die Hauptsache. Und mit der Zeit wird
sich auch für dich etwas finden", sagte Hilda und zog
eifrig Faden um Faden.
Ein halbes Jahr war vergangen, seit sie die Hei
mat verlassen hatten.
Bei einer freundlichen, alten Frau, hoch oben,
vier Treppen, hatten sie zwei Zimmer abgemietet.
Ihr Essen durften sie drüben in der kleinen Küche
mit kochen. .
Die glänzenden Kirschbaummöbel umgaben sie.
auf dem Fenster blühten jetzt noch, wo es schon stark
dem Winter zuging, Blumen. Der Vogel sang aus
voller Kehle, und der Kater dehnte sich auf einem
Kissen beim Ofen. Die Sonne schien zwar noch warm
aus das Fensterbrett, aber es zog doch schon emp
findlich kühl durch die Ritzen, und das liebte er nicht.
Die Meißner Figuren lächelten neckisch von ihrem
Sockel, und der Kuckuck kani soeben aus seiner Tür
und schlug viermal an, schnell, um gleich wieder im
Uhrhaus zu verschwinden.
Und nebenan hatte man alle anderen Möbel un
tergebracht. Nichts hatte man verkaufen brauchen,
und es sah auch dort nett und wohnlich aus, wo sie
schliefen.
Hilda verdiente gut. Für die erste Zeit hatten die
kleinen Ersparnisse gereicht. Freilich, Ellinor wollte
auch verdienen. Aber nirgends fand sich etwas. Wo
Frauen etwas zu sagen hatten, dort nahm man sie
wegen ihrer Schönheit nicht. Und wo Männer lü
stern diese Schönheit musterten, bedauernd meinten,
es sei leider keine Stelle frei, ober imm könnte selbst
verständlich manches möglich machen, wenn ...!
Sie ließen durchblicken, wie sie sich das „Wenn"
dachten. -
Sie traute sich nirgends mehr hin, weil es ja doch
immer wieder dasselbe war
Hilda stand jetzt auf. Es war Kaffeezeit.
Und bald duftete der braune Trank in den nie
deren Tassen. Braune Wecken lagen im Korb, und
Butter und Honig standen in den Glasschalen.
Hilda hatte auch die Zeitung mit hereingebracht.
Und wie immer griff Ellinor sogleich nach dem Teil,
der die Stellenangebote enthielt.
Plötzlich legte sie die Zeitung aus der Hand, lehnte
sich zurück.
„Was hast du denn?" erkundigte sich Hilda, und
sie las, daß Braunstein und Eo. wundervolle Hand
arbeiten anboten. Sie hätten eine neue Mitarbeite
rin erhalten, die ganz Hervorragendes leiste.
Damit meinten Braunstein u. Co. sie.
Wie gut, daß sie so geschickt war! Nun kamen sie
nicht in Not. Nun nicht.
„Hilda, ich habe eine Stellung für inich. Das heißt,
ich werde mich melden. Diese Stelle entspräche voll
ständig meinen Fähigkeiten. Vielleicht könnte ich so
gar noch ein bißchen mehr, als was man in diesem
Inserat verlangt. Bitte, lies doch einmal."
Hilda nahm das Blatt, los halblaut:
Vorleserin
zu blindem Herrn gesucht. Es wird auf eine
ältere, bescheidene Persönlichkeit reflektiert,
die ernst, reif und gebildet ist. Der Herr ist
Junggeselle und bewohnt sein Gut. Reflek-
tantinnen auf eine Heirat wollen vermeiden,
sich zu melden, doch wird Familienanschluß
gewährt, da ein Freund des Herrn mit seiner
Frau mit auf dem Gute wohnt. Offerten sind
zu richten an Oldenberg, Rittergut Vayburg
bei Br.
Hilda sah die Schwester verdutzt an.
Dann sagte sie:
„Ich verstehe dich nicht, Nore! Hier wird doch eine
ältere Person gesucht. Dich würde man bestimmt
nicht nehmen. Versuche es erst gar nicht. Und wenn
der Mann schon selber keine Frau hat, dann ist doch
immer noch die Frau des Freundes da, die dich,
feindselig und eifersüchtig, hinausekeln würde."
„Ich werde eben alt und häßlich sein. Vielleicht
bin ich in diesem Zustande glücklicher als jetzt."
„Kind, du bist neunzehn Jahre alt, und du mußt
Papiere vorlegen. Man wird auch Zeugnisse ver
langen. Die hast du nicht. Wozu also noch ein Wort
über diese aussichtslose Sache verlieren? Sei doch
endlich vernünftig und hilf mir hier ein bißchen mit.
Wir können uns doch jetzt schon manchmal einen
Theater- oder Konzertbesuch leisten. Wir können also
ganz zufrieden sein, Nore. Zudem, daß du dann von
mir fort müßtest, bedenkst du wohl auch nicht?"
„Hildamütterchen, du meinst es gut, ich aber werde
auf jeden Fall versuchen, diese Stelle zu erhalten.
Und du wirst mir deinen Geburtsschein leihen."
„Ausgeschlossen, vollständig ausgeschlossen!"
wehrte sich die andere. „Auf was für Gedanken
kommst du bloß? Das geht doch nicht."
„Doch, es geht. Später, wenn man mit mir zu
frieden ist, dann kann ich die Wahrheit sagen. Es ist
kein Verbrechen. Bestimmt nicht. Ich will doch auch
den armen Blinden nicht einsangen. Wer weiß,
was man dort für Erfahrungen gemacht hat! Nun
ist man eben vorsichtig geworden. Ohne zu bedenken,
daß es gerade unter den ältlichen Wesen genug ge
ben kann, die sich sehr gern versorgen möchten. Die
ser Hinterhalt scheidet aber bei mir vollständig aus.
Ich will dem Blinden dienen mit aller Kraft, die mir
zur Verfügung steht. Er ist doch wie geschaffen sür
mich, dieser Posten. Ich werde still und völlig zurück
gezogen in Vayburg leben. Vayburg, welch schöner
Name! Ob der Herr dort nun Herr Vayburg oder
Herr Oldenberg heißt? Aber das ist ja nebensächlich.
Mein Entschluß steht jedenfalls fest: ich melde mich
auf dieses Inserat."
Hilda schwieg.
Was hätte sie auch noch sagen sollen? Sie wußte
ja am besten, wie sehr Ellinor darunter litt, weil
sie selbst jetzt nichts verdiente. Und — sie hatte ja
recht. Es war nichts Schlechtes, was sie wollte. Und
der blinde Mann in Vayburg würde sich keine bes
sere Gesellschafterin wünschen können.
Davon war auch Hilda überzeugt, und aus die
sem Grunde billigte sie zuletzt das ganze, abenteuer
liche Vorhaben.
Und noch aus einem anderen Grunde billigte sie
es.
Die Menschen, die Frauen, würden doch Ellinors
köstliche Schönheit immer wieder hassen. Es würde
nirgends ihres Bleibens sein. So aber, wenn sie
plötzlich ältlich und vielleicht sogar ein bißchen häß
lich war, da würde man sie endlich einmal in Ruhe
lassen. Und Ellinor hatte recht.
Sie konnte später alles erklären, wenn es ange
bracht schien. Wenn nicht, dann konnte sie vielleicht
doch eine Zeitlang in Vayburg leben, und sie würde
endlich auch wieder froher denken lernen. Jetzt la
stete ja'noch die ganze Schwere der letzten Zeit un
vermindert auf ihr.
Hilda kam zu der Ueberzeugung, daß es am besten
sei, Ellinor ihren Weg gehen zu lassen. Freilich, sie
blieb allein hier zurück. Wie sie das aushalten würde,
wußte sie noch nicht. Und schon die Gedanken daran
trieben ihr das Wasser in die Angen. Aber sie kam
jetzt gar nicht in Betracht. Sie nicht. Es war die
Hauptsache, wenn Ellinor zunächst erst einmal ihren
inneren Frieden wieder erhielt.
Hilda hatte es gewußt! Hatte gewußt, daß die
Schwester eine Veränderung mit sich vornehmen
wollte. Aber so hatte sie sich diese Veränderung doch
nicht vorstellen können.
„Ja, Nore! Aber — das ist ja entsetzlich! Du kannst
doch unmöglich deine Jugend und Schönheit von jetzt
an unter dieser Maske verstecken wollen? Das ist
eine Sünde gegen den lieben Gott, der dir Jugend
und Schönheit als köstliches Geschenk verliehen hak.
Ueberlege es dir noch einmal. Nore! Vielleicht wür
dest du es dann selbst kaum noch ertragen."
„Der blinde Mann sieht mich ja nicht. Und er
will ja eine solche Person. Ich habe bestimmt Chan
cen. wenn mir nicht jemand zuvorkommt."
Noch immer fassungslos, blickte Hilda Hardegg
auf die Schwester. Das dunkle, lockige Haar war
straff zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem
häßlichen Knoten gedreht. Eine dunkle Hornbrille
bedeckte die schönen, leuchtenden Augen, und dazü
umschlenkerte eilt schlechtsitzendes, großkarierte?
Kleid die junge, sonst so graziöse Figur.
Die Brille war vom Vater und das Kleid von ihr.
von Hilda.
Mein Gott, die Kleine war ja eine große Schau
spielerin. Wie sie jetzt so schlampig lief! Wie sich
ein Mensch verändern konnte!
Aber — es lief doch immer wieder auf einen Be
trug hinaus. Hilda konnte sich dieser Tatsache nicht
verschließen. Als sie noch eiunial davon anfing,
sagte Ellinor fast heftig:
„Ich kann dieses Drohnendasein nicht weiter
führen! Ich kann nicht länger müßig zusehen, wie
du hier Tag für Tag bis in die Nächte hinein ar
beitest. Ich muß auch arbeiten, sonst werde ich noch
wahnsinnig. Vielleicht gefällt es mir nicht, vielleicht
ist es ganz anders, als wie ich es mir jetzt vor
stelle. Aber laß es mich wenigstens versuchen!"
Da sagte Hilda nichts mehr.
tFortsetzung solgt.)