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124. Jahrgang.
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Rogierung Brüning so, das ist leider auch heute
so. Wir haben es stets für verhängnisvoll gehal
ten, daß die Regierung Brüning sich als „Hinden-
burg"-Kabinett auftat und für ihre fehlerhafte
Politik Schutz und Deckung hinter dem Reichsprä
sidenten suchte. Das beschwört die Gefahr herauf,
daß die Autorität des von uns verehrten Reichs
präsidenten abgenützt wird. Wenn das Mimste-
rium Brüning uns einladen läßt, an den Verhand
lungen des Reichstages wieder teilzunehmen, so
können wir daraus nur eine Bestätigung für die
Unhaltbarkeit der Lage entnehmen, in die sich das
gegenwärtige Reichsministerium hineinmanövriert
hat. Es braucht die Rechte, aber es will ihr nicht
dis Führung der politischen Geschäfte einräumen,
die ihr zukommt, und den Einfluß der Sozial
demokratie aufrecht erhalten, insbesondere in
Preußen. Dieses eigensinnige Versagen in der
Stunde höchster Gefahr ist eine geschichtliche Sünde.
Der Brief Hindenburgs wird in der Regierungs
presse als „Brücke" zu den Deutschnationalen ge
wertet. Er könnte es in Verbindung mit einem
entsprechenden Brief an das Zentrum werden, der
dazu beitrüge, die Bahn für die Rechte freizu
machen."
r kr grosse Kuhhandel mit See- und Landrüstung,
Wider die doppelte Moral.
In der dänischen Zeitschrift „Dansl Uüsyn?
hatte auf Veranlassung der Schriftleitung Pa
stor T o n n e s e n einen Aufsatz über das öfters
reichische Anschlußproblem veröffentlicht und
die doppelte Moral der Versailler Diktatmächte
hinsichtlich des nationalen Selbstbestimmung^
rechts der Völker gebrandmarkt. „Dansk Ud-j
syn" hat auch einen ententefreundlichen Mann
gebeten, über das österreichische Problem von
seinem Standpunkt aus zu schreiben, und das
war Franz v. Jessen. Mit dessen Ausführung
gen setzt sich nun Tonnesen unter der Ueber-!
schrist „Wider die doppelte Moral" in der
„ N o r d s ch I e s w i g s ch e n T a g e sz ei-
t u n g " auseinander. Er schreibt:
„Entscheidend ist, daß Franz n. Jessen
meine moralische Anklage nicht bloß nicht ent
kräftet, sondern als zurechtbestehenö bestätigt.
Er nennt es eine empörende Inkonsequenz.
Durch Zwang wird Oesterreich außerhalb der
Staatsverbmdung mit dem Volke gehalten,
dessen Glied es ist. Alle rechtlich denkenden
Menschen müssen die Gefühle des deutschen
Volkes in dieser Sache verstehen. Aber — und
nun kommt ein „aber", das die Situation grell
beleuchtet. „Ist es wirklich ganz unverständlich
für Deutsche, daß die siegreichen Mächte, deren
Land unter einer barbarischen Kriegsführung
verwüstet war und die Millionen ihrer Jugend
geopfert hatten, um sich von der deutschen In
vasion zu befreien, der Meinung waren, daß
sie gewisse Garantien für die Zukunft haben
müßten und, soweit es menschlich möglich ist,
sich gegen den Versuch sichern, die Herrenmoral
und den Traktatbruch in einer passenden
Stunde zu handhaben?" Die Sicherung Euro
pas fordert also, daß das Selbstbestimmuugs-
recht der Völker den Deutschen vorenthalten
wird zur Strafe für ihre großen Sünden. Wir
fragen unbefangen: wie lange denn? Und dar
auf gibt Franz v. Jessen eine klassische Ant
wort: „An dem Tage, an dem sie (nämlich die
Deutschen) das Vertrauen ihrer Nachbarn er
worben haben, werden sie erfahren, daß die Be
stimmungen des Versailler Vertrages über
die unantastbare Grenze zwischen des großen
Deutschen Volkes zwei getrennten Teilen bloß
ein Fetzen Papier sind." Wann kommt nun
der Moment, wo wir als artige Kinder aner
kannt werden? Der Moment kommt niemals,
denn so etwas hat es nie in der Weltgeschichte
gegeben und wird es nie geben. Das ist ge
rade Herrenmoral, und noch dazu in der frivol
sten Form, die sich denken läßt. Denn in Ver
sailles haben sich die Ankläger selbst zum Rich
ter gemacht und das Sittengesetz aufgestellt,
das von nun an gelten soll. Und das sollen
mir anerkennen? Darunter sollen wir uns
beugen und wie Schuljungen vor der Tür war
ten, bis wir hereingelassen werden? Diese
Art Herrenmoral ist viel unerträglicher und
unmoralischer als die, die wir betätigt haben
sollen, weil sie Heuchelei ist. Sie ist nichts als
dürftig verhüllte Gewaltpolitik."
Augen blickten. Herriot erinnert an den Frieden
von Tilsit, der Preußen noch viel größere Einschrän
kungen auferlegte, und der es ihm doch möglich
machte, sich zu erholen und Napoleon in der Schlacht
bei Leipzig vernichtend zu schlaegn. Sine wahre
Fr edensorganifation bedürfe daher wohl mehr An
strengungen und Ideen als derjenigen, d e Maginot
in seiner Kammerrede entwickelt habe.
Bei einer doutschnationalen Kundgebung in
Braunschweig kam der Parteiführer Hugenberg
auf den Brief des Reichspräsidenten von Hinden-
burg zu sprechen, von dem er vermutet, daß er
auf Anregung des Kabinetts Brüning geschrieben
sei. Hugenbergs kritische Ausführungen erneuer
ten wieder, diesmal indirekt, dis Aufforderung
ans Zentrum, sich von den Sozialdemokraten zu
trennen, U. a. erklärte Hugenberg:
„Der Herr Reichspräsident hat in Beantwor
tung einer Eingabe unseres Bauernführers Wege
den Ruf an die Deutschnationalen gerichtet, sich
an der Arbeit für die Landwirtschaft im Reichstag
zu beteiligen, das heißt in den Reichstag zurückzu
kehren. Der Herr Reichspräsident wird von seiner
Umgebung nicht zutreffend unterrichtet. Das war
beim Roungplan so, das war bei der Bildung der
„Wir Witzen draußen."
In einer Rede in Frankfurt an der Oder
erklärte Dr. Oberfohren in bezug auf den
Auszug der Deutschnationalen aus dem
Reichstag: „Wir sind draußen und wir blei
ben draußen. Mögen die Mittelparteien
sehen, wie sie fertig werden!" In einer Ent
schließung wurde dem Parteiführer Hugen
berg Vertrauen ausgesprochen und der Rück
tritt der Regierungen Brüning und Braun
gefordert.
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Bier Tote in Leipzig.
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von wo Polizeibeamie mit Viergläsern und Stühlen
beworfen wurden. Es wurden auch einige Schüsse ab
gegeben. Die Polizei feuerte Schreckschüsse ab, worauf
der Arbeitsnachweis geräumt wurde. Vor dem Ar
beitsnachweis in der Schulstvaße im Norden Berlins
versuchten 400 Personen einen Demonstrationszug zu
bilden. Darauf wurde der Arbeitsnachweis geschlossen
und die Ansammlungen ähnlich wie kleinere Ansainm-
lungen in anderen Stadtteilen zerstreut. Ferner wur
den einige Lebensmittelgeschäfte überfallen und Wurst-
waren herausgeholt.
Zn Hamburg
nahmen die von den Kommunisten inszenierten Hun
gerdemonstrationen einen ruhigen Verlauf. Der von
der Polizei gestattete Ausmarsch erfolgte in vier gro
ßen Zügen von den verschiedenen Stadtteilen aus nach
der Moorwcide vor dem Dammtor, wo die Züge nach
einander eintrafen. Bis 18 Uhr mochten sich dort trotz
des Regenwetters etwa 7000 Personen versammelt ha
ben. Von mehreren Stellen wurden Ansprachen ge
halten. llnr 19 Uhr erfolgte der Abmarsch. Dank den
umfassenden Maßnahmen der Polizei ist es zu Zu
sammenstößen nirgends gekommen.
Zn Magdeburg
kam cs im Anschluß an einen Demonstrationszug der
Kommunisten zu schweren Ausschreitungen. Die Kom
munisten sammelten sich am späten Abend auf dem
Jakoüikirchplatz und gingen gegen die Polizei zu Tät
lichkeiten über. Mit Steinen und Knüppeln wurden
die Beamten beworfen, die wiederholt Schreckschüsse ab
gaben. Die Nebenstraßen wurden abgeriegelt und die
Jakobistratze vorübergehend geräumt. Die Kommu
nisten durchbrachen wiederholt die Sperrkette. Aus
den Wohnungen wurde die Polizei mit Hausgeräten
und Scherben beworfen. Viele Personen, die bei dem
Handgemenge niedergetreten wurden, darunter eine
große Anzahl Frauen, trugen zum Teil ernste Ver
letzungen davon.
Zn Köln
sah sich die Polizei in den Abendstunden gezwungen,
gegen Dcmonstrationszllge von Erwerbslosen, die sich
im Zentrum der Stadt gebildet hatten, mit dem Gum
miknüppel einzuschreiten. Von den Demonstranten
Zwischenruf.
Tie Polizeiverwaltimg in Hirsch b e r g
in Schlesien hat angeordnet, daß in politischen
Versammlungen Bier nur in Pappbechern
ausgeschenkt werden darf, damit wenigstens
Biergläscr als Kampfmittel ausgeschaltet
würden.
Im Oberlausitzer Kreis Rothenburg
wurde verboten, in Sälen bei politischen
Versammlungen Tische aufzustellen. Die
ersten und letzten zehn Stuhlreihen müssen
außerdem so untereinander mit Stricken ver
bunden sein, daß einzelne Stühle ans ihnen
nicht herausgelöst werden können.
Die Verwilderung des pokitrschen Kamp
fes kann nicht besser illustriert werden als
durch diese zwei polizeilichen Masse! Wann
wohl die Methoden des „politischen Stuhl
beins" und des „politische« Biertopfes" ab
gebaut werden?
§ortsch«ttS siehe nächste Sette