u;m>ud) haven wie uns |uu ge, ehe» und
beginnen beit Abstieg: Schußfahrt und Bögen
nnd Schußfahrt und Bögen, zuerst, wegen der
Spalten, vorsichtig in Spur, und dann immer
schneller, immer sausender, daß der Schnee
stäubt und der Wind an den Ohren in immer
höherem Tone vorbeipfeift, geduckt hinein in
die weiche Tiefe. Jubelndes Erlebnis, nur
auf eins gesammelt: die rasende Geschwindig-
teit.
Bis zu einer steilen Wand. Tie Skier
auf der Schulter wird hinaufgestapft. Tritt
iür Tritt in den Futzstapfen des Vorder
manns, viele Meter steil nach oben und unten,
Fahne zusammen, daß kein Schwindel hoch
kommt. Und dann wieder Abfahrt und Ab
fahrt durch bewegte Landschaft, über Kuppen,
Hügel und Hänge, entlang an Wänden und
Böschungen. In wunderbarer Kulisse tut sich
ein Tal, ein Kessel, eine Enge, eine Weite
nach der anderen auf. Abendlicht steigt am
Himmel hoch. In mattem Gelb und Rötlich
und Violett ziehen die Wolken. Mit der Dun
kelheit langen wir an unserer Hütte an.
Ina B e e r.
NMtL Wdt
Weltrekord
der „blinden" Schreibmaschiuenkönigin.
Um den Ehrgeiz ihrer Stenotypistinnen
anzustacheln, hat die britische Admiralität
kürzlich eine ungewöhnliche Vorführung ver
anstaltet. Sämtliche weibliche Angestellte wur
den in einen Saal gerufen, wo die dreiund-
zwanzigjährige Eleonore Mitchell, die Inha
berin der „Weltmeisterschaft im Maschinen
schreiben", vor einer Schreibmaschine Platz
nahm. Man hatte der jungen Dame eine Ma
schine zur Verfügung gestellt, bei der die Ty
pen der Tastatur entfernt waren, Auf dieser
blinden Maschine schrieb dann die Stenoty
pistin ein Diktat und erreichte eine Schnellig
keit von 900 Buchstaben in der Minute. Um
ihre Leistungsfähigkeit ein zweites Mal auf
die Probe zustellen, erhielt sie den Auftrag,
einen Zeitungsartikel abzuschreiben und wäh
rend des Schreibens gleichzeitig mit dem dik
tierenden Beamten der Admiralität eine Un
terhaltung in französischer Sprache zu führen.
Man unterhielt sich sehr anregend, Fragen und
Antworten folgten mit unglaublicher Schnel
ligkeit. Die Musik der klappernden Tasten be
gleitete die Unterhaltung solange, bis sich end
lich der Beamte für besiegt erklärte und ein-
gestand, daß sein Vokabelschatz der französi
schen Sprache vollständig erschöpft sei. Tie
dritte Probe bestand in einem Diktat, bei dem
der Stenotypistin die Augen mit einem Ta
schentuch vrbunden wurden. Bei dieser Blind
schrift erreichte Fräulein Mitchell eine Schnel
ligkeit von 00 Worten in der Minute, ohne
daß sie sich dabei des kleinsten Fehlers schuldig
gemacht hätte.
Frankfurter Gocthehaus bedroht:
Eine Untersuchung der Frankfurter Bau
polizei hat ergeben, daß das Geburtshaus
Oe? Zlätems Berg.
Roman von Felix Neumann.
Upright 1930 b, «arl Köhl-r u. To.. D-rlin-gehNndorf.
26) (Nachdruck verboten).
Der Generaldirektor hob abwehrend die Hände.
„Aber — Onkel, wie sollen wir das denn ma
chen? Wir haben zur Zeit, wo wir alle Barmittel
in das Krimunternehmen steckten, doch gar nicht das
Kapital, um Mallwitz hinaus zu drängen!"
„Dieser Geldmangel ist entsetzlich!" stöhnte der
Geheimrat.
„Die deutsche Wirtschaft wird daran noch zu
grunde gehen!"
Osterwald nahm Aktenstücke aus der Mappe.
„Und was sagst du zu Münsters Berichten?
Sie kommen mir fast unheimlich vor. Er schreibt
unter anderem: Zuweilen ist es einem, als ob man
sich bemüht, eine hohe Mauer um uns zu ziehen.
Man fühlt sich beobachtet und bespitzelt. Trotzdem
schreitet bei der Hingabe der Beamten und Mon
teure das Werk voran. Als die letzte Maschinen
sendung eintraf, wäre sie beinahe nicht abgenom
men worden, weil russische Ingenieure bei der Prü
fung behaupteten, sie wären unbrauchbar, man
habe Sabotageakte vorgenommen "
Osterwald blickte von dem Schreiben aus.
„Angenehme Zustünde !"
Dann legte er die Aufzeichnungen fort und
nahm ein umfangreiches Dokument.
„Hier ein kleiner Lichtblick! Die elektrischen
Anlagen für..Mailand. Die Sache eilt. Bist du
in der Lage, sie noch heute zu bearbeiten und in die
Maschine zu diktieren?"
Lenner verzog erst ein wenig das Gesicht, dann
aber sah er ein. daß er den Abend schon opfern
mußte.
„Ja — Onkel, und da es sich um geheime
Dinge handelt, werde ich den Vertrag Fräulein
Münster diktieren "
Interessiert horchte Osterwald auf.
„Wie macht sich das junge Mädchen?"
Lenner nickte.
„Gut! Seit vierzehn Tagen ist sie aus der
Zcntralabteilung in mein Geheimbiiro übernommen
worden. Bei den anderen Damen weiß man nie,
ob nicht doch Indiskretionen vorkommen."
Und als am Abend dieses Tages Elle sich an
schicken wollte, ihre Sachen zusammenzupacken, um
zu gehen, trat der Generaldirektor ins Zimmer,
wo drei Damen die Gebeimkorrespondenz erledigten.
i. ' ’
lAnietije» um Grogen Htrschgraven in seiner Si
cherheit bedroht ist. Da das Baupolizeiamt
die Sicheruttgsarbeiten für dringend erklärt,
wird das Haus gerade während der Festwoche
anläßlich des 200. Geburtstages der Frau
Rat geschlossen sein.
Ein seltsames Museum.
Frau Calvin Coolidge, die Gattin des frü
heren amerikanischen Präsidenten, hat un
längst dem National-Museum von Washington
ein rosa Belour-Chiffon-Kleid geschenkt, das
ihr von allen Abendtoiletten, die sie während
der Amtszeit ihres Mannes trug, am besten
gestanden haben soll. Das Museum besitzt
nämlich eine etwas merkwürdige Sonderab
teilung, die, wenn auch vielleicht nicht jeder
manns Geschmack, zum mindestens einzigartig
ist und von deß Amerikanerinnen fleißig be
sucht wird. Dort stehen in Reih und Glied
die lebensgroßen Marmorstatuen sämtlicher
Präsidentenfrauen der Bereinigten Staaten,
angefangen bei Martha Washington, und an
getan mit dem schönsten Originalgewand, das
„Amerikas erste Frauen" während der Prä-
sidentenschast ihrer Gatten schmückte. Ta kann
die armselige nackte Venus von Milo nicht
mehr mit!
Gin künstlicher Maschinenmeister.
Die PhotozeUc umfaßt heute bereits ein An
wendungsgebiet, dessen Unifang sie auch der allge
meinen Aufmerksamkeit würdig macht. Grundsätz
lich stellen alle Photozellen Instrumente dar, die be
fähigt sind, Schwankungen der Lichtintensität in
elektrischen Strom umzusetzen. So beruhen Fern
sehen, Bildtelegraphie, Tonfilm u. a. auf der Ver
wendung der Photozelle. Darüber hinaus hat die
Photozelle in ihren mannigfachen Anwendungsfor
men es ermöglicht, eine große Reihe von Erschei
nungen meßbar zu ersassen, zahlreiè 'Vorgänge'
automatisch zu kontrollieren, und damit der Indu
strie, dem Gewerbe, aber 'auch der Alltagspraxis
ebenso einfache wie wertvolle Hilfsmittel zur Ver
fügung zu stellen. Hierher gehören so außerordent
lich feine und schwierige Messungen wie die der
Lichtdurchlässigkeit von Porzellanen, Glas, Farben,
der Deckkraft von Pigmenten, der Dicke von Papier
böden u. a. m. Bei diesen Aufgaben dient die
Photozelle unmittelbar als Meßinstrument. Dage
gen kann sie auch bei anderen Apparaten Schall-
vorgänge auslösen. So kann man sie mit Zähl
werken verkuppeln und auf diele- Weile sowohl glit
te it de Eisenblöcke in Walzwerken als auch empfind
lichere Gegenstände aller Art zählen. Nach dem
gleichen Prinzip verfährt man bei der Sortierung
von Gütern, wobei es beispielsweise sogar gelingst
lielle und dunkle Zigarren sowie Erze ungleicher
Körnung voneinander zu trennen. In der Tat ver
dient die Photozelle heute schon die Bezeichnung
„künstlicher Maschinenmeister": Vermag sie doch
nicht nur, Maschinen in Gang zu setzen und sie bei
etwaigen Betriebsstörungen automatisch stillzulegen,
auch die automatische Steuerung von Webstühlen,
Stickereimafchinen u. dgl. wird bereits in die Praxis
eingeführt. Schließlich kann sie noch als «utomati-
scher Hauswächter auftreten: Für die Konstruktion
moderner Diebessicherungen werden ,chon vielfach
die hierzu vorzüglich geeigneten Photozellcn benutzt.
Der Ankerplatz in den Wolken.
Der Plan, große Luftschiffe an einem Blast ans
dem Newyorker Empire State Building. 416 Meter
über der Straße, zu verankern, begegnet großer
Skepsis. Der Bau des Ankermastes ist nahezu voll
endet. Admiral Moffct, Kommandeur der amerika
nischen Luftstreitträfte, Hot genehmigt, daß das
Luftschiff „Los Angeles" im Sommer dort Anker
werfen soll, obwohl die Sachverständigen ihn daraus
aufmerksam machten, daß der Versuch für Besatzung
wie Zuschauer außerordentlich gefährlich sei.
Ein Niesenmeteor in Afrika entdeckt.
Der südafrikanische Landmesser Nott hat
zwischen dem Tanganyika- und Niassa-See den
größten Meteor entdeckt, der bisher in Afrika
gefunden wurde. Der Meteor ist eine feste
Masse aus Mitteleisen und hat eine Länge von
etwa 4,6 Metern und einen Durchmesser von
1,3 Metern. Er hat sich ungefähr einen Meter
tief in den Erdboden eingegraben. Tie Schät
zungen seines Gewichtes schwanken zwischen 70
und 74 Tonnen. Die meteorologische Abteilung
der Witwatersrand-klniversität wird weitere
Analysen vornehmen, und man glaubt, daß
Mitteleisen und Chrom die hauptsächlichsten
Bestandteile des Meteors sind. Der Landmesser
hielt seine Entdeckung geheim und ließ sich so
fort von der Regierungsstation die Bergiverks-
rechte für die dortige Gegend geben.
Schacheeke
Geleitet von Schachmeister Alk Rrlnckmann. Kiel.
Soltenauer Straße 228.
lAnichriiten an bieie Adresse.)
Aufgabe Nr. 24.
von Hermansson.
(1./2. Preis. Thematurnier „L'Echiquicr"
Brüssel.)
<10)
Schwarz: Kd4, Tc5, Sb7 u. d6, Bc7, c6, c3, f7, g6, e3
(10)
Şchachnochrichten.
Im Wettkampf Sultan Khan ^
Tartakower, der jetzt auf dem SernwH
ring ausgefochten wurde, siegte der Inder nu
61-: 5 l A. Wenn auch Tartakower infolm
Krankheit unter seiner sonstigen Stacks
spielte, so hat der Inder doch hier in f e i nc£
Laufbahn das beweiskräftigste Argument
für erbracht, daß er zu Großem prädestinier
erscheint. Er hat sich in die erste Reihe ö e *
Jungmeister (mit Kashdan, Flohr, Stoltz) 6 C *
stellt, die jetzt mit Macht an den Jnnentore"
der Großmeisterfestung rütteln, nachdem ! |C
im Vorjahre bereits die äußeren Wälle er
stiegen haben. Wenn man indessen heute sch""
von einem Kampfe Sultan Khans mit Alst«
chin um die Weltmeisterschaft redet um
schreibt, so halten' wir das für mehr als de«
plaziert. Zn solch weitgreifenden Plänen bfl
rechtigt die bisherige Leistung des Inders >"
keiner Weise. Man müßte es schmerzlich de«
dauern, wenn dem Geldsack seines Gönners
eines indischen Nabobs, das zu erreichen 6s'
länge, was bis heute weitaus besser gualiji«
zierten Meistern wie Nimzowitsch, Tartoko«
wer, Euwe u. a. verwehrt blieb.
Auch im Turnier zu Stockholm, das un
gefähr gleichzeitig mir jenem Wettkampf statt
fand, erstritt die Jugend den Sieg. Floßt
Stoltz. Lundin wurde» gemeinschaftlich ErV
und ließen den alten Kämpen Sämisch me>
hinter sich.
Ansturm der Jungen also auf der ganze"
Linie. Die bisher herrschende Meistergen^
ration wird sich mit äußerster Kraft verleibt«
gen müssen, wenn sie nicht rasch hinweggefegt
sein will. Götterdämmerung —?
Zum Lächà unê f adjcn
Wahrscheinlich.
Kimme geht auf sie Jagd und konimt ohne
Hund heim.
„Pech gehabt!" knurrt er. „Hasen gesehen, an
gelegt, losgedrückt. Hund springt dazwischen, Hui'ö
tot."
Fragt ihn Korn:
„Und der Hase?"
Schreit Kimme wütend:
„Der Hase? Der Hase? Nu — apportiert ha!
er mir den Hund."
„Der Mann da drüben hat wahrscheinlich meist
Unsinn in seinem Leben geschrieben als sonst st'
mand."
„ Roma nschriftsteller?"
„Nein. Parlamentsstenograph."
Schwere Enttäuschung.
A. (zu einem Bekannten): Fräulein Mactt
hat sich bitter getauscht, als sie den alten Bare»
heiratete.
B. : Wieso? Ist er nicht so reich, wie f' 8
dachte?
A.: Das schon, aber er ist zehn Jahre jünger
als er ihr gesagt hatte, statt 75 nur 66.
„Es tut mir leid, Fräulein Münster, daß ich
Sie noch für einige Zeit hier behalten muß, aber
es gibt noch einen Geheimvertrag zu diktieren.
Kommen Sie bitte in zehn Minuten in mein Zim
mer zum Aufnehmen!"
Else legte den Hut in den Schrank zurück und
strich sich verwirrt mit den Händen über das wel
lige Haar.
Die beiden anderen Sekretärinnen lächelten sich
verstohlen und etwas spöttisch zu.
Sie waren schon ältere Semester nnd bean
spruchten nicht, daß ein Mann wie Lenner ihnen
-schöne Augen mache.
Die Art aber, wie diese junge Kollegin bevor
zugt und behandelt wurde, mußte Kopfschütteln er
regen.
Seit jenem Abend, wo Lenner und Else mit
einander tanzten, waren sich die beiden verschieden
fach begegnet, ober immer nur flüchtig, und der
verwöhnte Baron war schon im Begriff, das rei
zende Mädel zu vergessen, als es plötzlich in der
Zentralabteilung auftauchte.
Und gerade das etwas Kühle, Herbe, Mädchen-
hafte zog ihn mit unwiderstehlicher Gewalt an.
So sorgte er nach einer bestimmten Frist, die
er ablaufen ließ, um jedem Gerede vorzubeugen,
dafür, daß Else seinem engsten Personal zugeteilt
wurde.
Um neun Uhr begann Fräulein Münster ihren
Dienst, arbeitete bis ein Uhr. worauf sie zu langer
Mittagspause heimkehrte.
Erst gegen fünf kam sie wieder, um noch die
Abendpost erledigen zu helfen. Da kam es zu
weilen vor. daß es an bewegten Tagen später
wurde. I
Das Arbeitszimmer der drei Damen lag un
mittelbar neben dem Lenners, getrennt durch schall
sichere Türen.
Das Verhältnis des Generaldirektors zu seiner
neuen Sekretärin war vom ersten Tage an ein
eigenartiges.
Einordnete nicht an, wie er es sonst tat. son
dern „bat", wenn es sich um Elle handelte, und
während zuweilen bei längeren Diktaten direkt in
die Maschine die Damen diese selbst in Lenners Zim
mer trugen, sorgte bei Fräulein Münster der Ge
neralgewaltige stets dafür, daß einer der kleinen
in Livree steckenden Doter^ diese unwürdige Arbeit
erledigte.
Und Else?
Sie wurde aus diesem rätselhaften Mann nicht
klug, über den so merkwürdige Dinge erzählt wur
den.
War er wirklich ein solcher Don Juan?
Treulosigkeit gegen Mädchen und Frauen sagte
man ihm nach und Verschwendungssucht!
Aber sonst «in arbiter elegontiarum vollendet
ster Art.
Ein Mann von Geist und Gewandtheit!
Und wie oft kam es vor, daß der Chef und
feine Sekretärin, wenn ein Brief diktiert oder sonst
eine Arbeit erledigt war, einige Minuten ins Plau
dern gerieten!
Dann konnte er hinreißend von Kunst und
Wissenschaft berichten, über fesselnde Dinge sich
äußern, so daß das junge, zu schöngeistigen Din
gen hinneigende Mädchen mehr und mehr in den
Bann dieses eigenartigen Menschen geriet.
Und s-o geschah es, daß allmählich Bastion um
Bastion der Festungswerke siel, die Else Münster
um ihr Herz errichtet hatte.
Der kleine Boy stand plötzlich vor ihr, nahm die
Maschine mit einem gewissen Schwung und trug
sie ins Nachbarzimmer.
Das schreckte Else aus ihrem Grübeln. Die
zehn Minuten Frist waren um.
„Auf Wiedersehen, meine Liebe!" flötete Irma
Schrader, die Fünfundbreißigjährige, und ent
schwebte, während dîe andere Kollegin in der Tür
meinte: „Nicht überanstrengen. Kindchen!"
Und Else ging, um ihre Pflicht zu tun.
Als sie eintrat, meinte entschuldigend der- Ge
neraldirektor: „Ich fürchte, die Sache wird eine
Weile dauern. Fangen wir daher gleich an. Drei
Durchschlüge, bitte. Ueberschrist: Streng geheim!"
Während Else die Maschine bediente, ging
Herr von Lenner diktierend durch den mit Perser-
teppichen belegten Raum.
Die beiden Ampeln brannten, der feine Ziga
rettenrauch schlängelte sich zur Decke.
Else war gar nicht zumute, als ob sie in einem
„Büro" nüchterne Schreibarbeit verrichte.
Nach einer guten halben Stunde etwa klopfte
es, und auf Kurts „Herein", betrat ein Kellner der
benachbarten Weinstube das Zimmer, enthüllte einen
großen, verdeckten Korb und baute in der Nische
ein Abendbrot für zwei Personen auf.
Dann verschwand er.
Lenner trat an die Maschine heran und beugte
sich über die soeben vollendete Seite.
„Die gute Hälfte haben wir. Sie sollen um
Ihr Nachtessen nicht betrogen werden, also machen
wir eine kurze Paule!"
Errötend und verlegen wehrte Else ab.
„Aber — ich bitte — Herr von Lenner "
„Keine Widerrede! Selbst der strengste Dienst
gestattet eine Atempause "
Lachend bot er Else den Arm.
Ihr Blick flog zu dem Tischchen unter der bun
ten Lampe, wo die erlesensten Delikatessen die
Tafel schmückten im Derein mit einer vom Kellner
lautlos geöffneten Flasch Sekt.
Sie wußte gar nicht, wie es kam, daß sie nu»
ln dem weichen Armsessel saß, er ihr gegenüber.
Er reichte ihr ein gefülltes Glas.
„Seien Sie mir wagen dieses kleinen Inter
mezzos nicht böse! Aber gestehen Sie selbst, ist eint
solch kurze Ausspannur^, solch ein Plauderstünd'
chen nicht reizend?"
Und sie mußte zugeben, das er recht hatte.
Die Gläser klangen aneinander, der Zwang
siel, man unterhielt sich vortrefflich.
Der Sekt warf bald in Elfes Augen bezaubern-
den Glanz.
Die Wangen glühten, man stritt lachend un>
Kunst- und Schönheitsfragen dieser modernen Tage-
Die Flasche ging zur Neige, als Kurt Fräulein
Münster eine neue Zigarette bot, aus dem Wand-
schräukchn Benediktiner holte und zwei Kristoll-
gläschn füllte.
Sie wehrte erst ab, aber er meinte, daß erst
dieses herrliche Erzeugnis alter Mönchskunst de>»
Essen einen würdigen Abschluß verleihe.
Mit spitzen Fingern nahm Else den Likör, und
man stieß an.
„Nun — aber — bitte wieder an die Arbeitst
Else blickte aus ihre Uhr.
„Es wird sonst zu spät."
Ihr Gefichtchen glühte, sie war den feurigen
französischen Sekt nicht gewohnt und empfand
peinlich, daß sie in eine ganz merkwürdige Stint'
mung geriet, die sie sich nicht zu erklären ver
mochte.
Sie setzte sich an die Maschine , und strich 0
über die heiße Stirn.
Höhnisch grinsten sie die weißen Felderchen de»
Tastatur an und versuchten durcheinander ii"
hüpfen.
Sie sing plötzlich an zu lochen: „Ich — weiß
— gar nicht ".
Dann schüttelte sie den Kopf und blickte
Kurt auf, der neben ihr stand, das Manuskript i"
der Hand und sich amüsierte.
„Die tausend kleinen Teufel sind Ihnen rvoht
ein bißchen ins Köpfchen gestiegen?"
„Beinahe — glaub« ich es!"
(Fortsetzung folgt.)