Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

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ORZ SIND MRSTBRUM-LEISTUNGEM 
Erstes führendes und größtes 
Speziaihaus in Schleswig-Holstein 
HauptdeŗssmsràsW K§r Lsnöwirlfchsstsksmmer. 
Zweiter Berhandlungstag. 
Uebernahme der Jmkcŗschule in Segeberg 
auf die Landmirtschaftskammer. 
Als Berichterstatter erläutert der Knmmerdircktor 
Dr. Thyssen die der Kammer entstehenden finanziellen 
Belastungen, die sich auf höchstens 1500 R,R belaufen 
werden. Vom weiteren Mehrbedarf würden immer 
nur 50 Prozent auf die Kammer entfallen. Der Zu 
schuß der Stadt Segeberg beträgt 500 Jl jährlich' sie 
gebt außerdem das Grundstück kostenlos her. Die Fi 
nanzierung des Gebäudes, das einen Wert von 135 000 
Mark hat, ist bis auf 30 000 M sichergestellt, die durch 
eine Hauszinssteuerhypothek beschafft werden. 
Nach einer kurzen Aussprache wird die Uebernahme 
der Jmlerschule durch Annahme des folgenden An 
trages einstimmig beschlosten. 
..Hauptversammlung wolle beschließen: 
Die Versuchs- und Lehranstalt für Bienenzucht 
in Bad Segeberg wird vom Schleswig-Holsteinischen 
Usurer ver band auf die Landwirtschaftskammer für 
à Provinz Schleswig-Holstein übernommen." 
Einrichtung einer Mastprüfnngsanstalt 
in Friedrichsort. 
Mit der Versuchs- und Forschungsanstalt für 
Milchwirtschaft in Kiel. welche ein staatliches Ver 
suchsgut in Friedrichsort betreibt, ist über die Ein 
richtung einer Mastprüfungsanstalt verhandelt wor 
den. Die Versuchs- und Forschungsanstalt für Milch 
wirtschaft ist bereit, auf dem Versuchsgut in Fried 
richsort eine solche Anstalt nach dänischem Muster ein 
zurichten, wenn die Trägerschaft durch die Landwirt- 
schaftskammcr übernommen wird. Dis ersten Einrich 
tungskosten für diese Sache würden aus den zur Ver 
fügung gestellten Mitteln des Reichsnotprogramms 
genommen werden. Die laufenden Kosten, deren Höhe 
je nach der Preislage'auf dem Schwefticmarkt erheb 
lich schwankt, sollen aus den für die Schweinezucht be 
willigten Staats- und Kammermitteln gedeckt werden. 
Der Berichterstatter Prof. Dr. Bunger begründet 
!ohr eingehend den Plan unter Hervorhebung des da- 
ņrit verbundenen Ristkos und der Vorteile für Schwei 
nehaltung und die gesamte Landwirtschaft. Die Mehr- 
^abl der Redner befürwortet in der Aussprache den 
Antrag des Vorstandes. Auch die Schweinekontroll 
ringe haben sich auf der lehren Versammlung in Rends 
burg dafür ausgesprochen. Der nachstehende Antrag 
wird sodann einstimmig angenommen: 
"Die^Hauptversammlung wolle beschließen: 
Die landwirtschaftskammer übernimmt auf dem 
Versuchsgut der Versuchs- und Forschungsanstalt für 
Milchwirtschaft in Friedrichsort eine Mastprüfungs 
anstalt für Schweine. Die Linnchtungskosten wer 
den aus Mitteln des Reichsnotprogramms gedeckt 
Die laufenden Kosten sind aus den in den Etat ein 
gesetzten Mitteln ^,,r Förderung der Schweinezucht 
zu bestreiten. Sie Leitung wird von dem wissen 
schaftlichen Leiter des Versuchsgutes Friedrichsort 
unentaeltlich übernommen." 
Zulassung rheinischer rmb belgischer 
Hengste. 
Bei der Landwirtschuftskaminer sind wiederholt 
vntrüK! auf Zulassung rheinischer bezw. belgischer 
I Hengste zur Zucht in Schleswig-Holstein eingegangen. 
Diese Anträge sind bisher vom Ausschuß für Pferde 
zucht und vom Kammervorstand abgelehnt worden. 
Nachdem nun wieder mehrere Anträge eingegangen 
sind, hat der Vorstand beschlossen, die Angelegenheit 
der Hauptversammlung zur Stellungnahme vorzu 
legen. 
Hierzu wird zunächst dem Hofbesitzer 
Thomsen-Wmnert 
das Wort erteilt. Der Inhalt seiner Beweisführung 
ist unseren Lesern aus verschiedenen Zuschriften im we 
sentlichen bekannt. Zum Schluß stellt er den Antrag 
aus Zulassung eines Krcuzungsversuches mit einem 
belgischen Hengst. Der Antrag enthält u. a. folgende 
Forderungen: 
„Auf Verlangen vieler Landwirte des Kreises Hu 
sum hat der Landwirt D. Thomsen-Winnert im Mai 
sv ^inen Belgier-Hengst gekauft, um durch deffen 
Nachzucht den Beweis zu erbringen, daß diese sich zu 
besseren Preisen leichter verkaufen lassen als die hier 
gezüchteten Dänen resp. Schleswiger. 
Landwirte, welche auch ihre Stuten diesem 
Hengst zuführen möchten, bitten die Plenarversamm 
lung sie möge beim Oberprästdenten in Kiel erwirken, 
day dieser Hengst versuchsweise im Interesse der 
Pferdezucht, der Landwirtschaft und auch der Volks 
wirtschaft unter Aufsicht und Kontrolle der Kammer 
in Kiel. zum Bedecken auch für fremde Stuten zu 
gelassen wird." 
Dieser Antrag wird vom Vortragenden noch er 
gänzt auf die folgenden Punkte: 
In Anerkennung der von den Antragstellern ge 
tätigten resp geplanten Selbsthilfe für die Rentabili 
tät ihrer Pferdezucht beschließt die Plenarversamm 
lung für die Provinz Schleswig-Holstein in Kiel: 
1. Der Henastbesttzer verpflichtet sich, ein genaues 
Deckregister zu führen, > 
2. Keine mit einem Züchterzeichen versehene 
fremde Stute darf dem Hengst zugeführt werden. 
3. Jede Stute ist «ach dem' Decken mit einem 
Schenkelbrand zu kennzeichnen. 
4. Die nach dem Hengst gefallenen Fohlen sind 
ebenfalls spätestens 2 Monate nach der Geburt durch 
einen Schenkelbrand zu zeichnen. 
5. Der Hengst ist auf Verlangen der von der Kam 
mer zu ernennenden Begutachterkommisüon jederzeit 
zur Besichtigung zu stellen. 
6. Die Besitzer der gedeckten Stuten sind verpflich 
tet, dieselben aus Verlangen einmal sährlich mit Foh 
len an einem Sammelplatz zur Besichtigung zu stellen. 
7. Beim Verkauf der Nachkommen ist der Verbleib 
der Tiere festzustellen. 
8. Es dürfen keine Anträge um geldliche Zuwen 
dungen gestellt werden. 
'Im Auftrage des Verbandes Schleswiger Pferde- 
zuchtvereine nimmt dessen 2. Vorsitzender, Carstensen- 
Südcrbrarnp. das Wort zum Eegenvortrag. Seinen 
Ausführungen entnehmen wir u. a.: 
Die Gegenseite will eine Kreuzung von belgischen 
Hengsten mir Schleswiaer Stuten vornehmen und be 
hauptet. damit eine Besserung der heute allgemein 
nredrigen Preise in der Pferdezucht herbeiführen zu 
tonnen, da z. Zt. der Belgier das gesuchteste Pferd sei. 
-Vir Schleswiger Züchter behaupten, daß erstens ab- 
wlut keine Notwendigkeit für die so beabsichtigte 
rrreuzung vorliegt, zweitens, daß mit ihr nur das Ge- 
aentell dessen erreicht würde, was anzustreben gemeint 
ist, daß drittens ein solches Beginnen wmfihaftl'ch 
nicht z» verantworten ist. 
Die Arbeit des Schleswiger Züchters hat in aller 
erster Linie seiner eigenen Versorgung und der Be 
lieferung unserer Provinz mit Gebrauchs- und Zucht 
pferden gegolten. Die Ausfuhr erstreckt sick, für uns 
zur Hauptsache auf den Absatz von Jungpserdcn. Die 
hier gezogenen Pferde entsprechen genau den beiricks 
wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen. Wenn 
also unser Pferd in der Leistungs- und Nutzungsrich- 
tnng den hier gestellten Anforderungen genügt, so wäre 
es ein Unding, hierfür etwas anderes an seine Stelle 
setzen zu wollen. Allgemein betrachtet liegen bezüglich 
des Absatzes bei der rheinisch-deutschen Zucht di« Ver 
hältnisse genau so wie bei uns. 
. Roch ein weiteres, sehr schwerwiegendes Moment 
spricht gegen die Zulassung von Belgien in unserer 
Provinz. Aus den Erfahrungen Dänemarks, Schwe 
dens und Ostpreußens geht hervor, daß eine Kreuzung 
van typ- und blutfremden Hengsten unweigerlich zum 
Niedergang einer Zucht führt. Die restlose Umstellung 
würde nur dazu führen, daß wir gegenüber anderen 
Provinzen mit belgischer Zucht immer hinterherhinken 
würden, diese aber infolge ihres zeitlichen Vorsprungs 
niemals erreichen könnten. Wir stellen fest, daß der 
Belgier weder unserer Wirtschaft noch den hier gestell 
ten Arbeitsanforderungen entspricht. Das haben die 
nach dem Kriege massenhaft in unsere Provinz herein 
gebrachten^ Tiere dieses Schlages zur Genüge bewiesen, 
die heut« fast restlos verschwunden sind. 
Zusammenfassend greife ich folgende Gesichtspunkte 
unterstreichend noch einmal heraus, 1. Das Schles 
wiger Pferd ist in seiner Eigenschaft als mittelschweres 
Kaltblutpferds in Leistungsfähigkeit nach jeder Rich 
tung dem rheinisch-deutschen Pferd voll ebenbürtig, In 
seiner Eignung und zweifachen Nutzungsrichtung,' wie 
es für die hiesigen Wirtschaftsbetriebe ist, ist cs dem 
rheinisch-deutschen Pferd überlegen. 
,2. Di« Absicht, unter den heutigen schweren Wirt- 
schaftsvcrhültniffen für den Import rheinisch-deutscher 
Hengste Geldmittel nach auswärts zu geben, ist aus 
sichtslos. 
3. Aus den Erfahrungen Dänemarks wie Schwe 
dens und ebenso Ostpreußens geht hervor, daß eine 
Kreuzung mit belgischen Hengsten niemals zum Er 
folge führen kann. \ 
Im Namen von mehr als 2000 Schleswiger Züch 
tern und im Namen ungezählter Anhänger-der Schles 
wiger Zucht appelliere ich an dieser Stelle an das Ver 
antwortungsbewußtsein der hier versammelten Berufs 
kollegen und beantrage, zur Sicherung ungehinderter 
Wertcrarbeit auf dem Gebiet unserer Kaltblutzucht 
dem Antrag auf Zulassung belgischer Hengste die Zu 
stimmung zu versagen. 
Zn der Aussprache brachte zunächst Jessen-Tin- 
ningstedt einige Ergänzungen zum Vortrage von Car 
stensen. Er wandte sich scharf gegen ThoMsen-Win- 
nert, dem er vorwarf, unnötigerweise das schleswiger 
Pferd schlecht gemacht zu haben. Die belgischen Fohlen, 
die auf den Markt kommen, seien in der Regel etwa 
V>. Jahr älter als die Schleswiger und können daher 
auch höhere Preise erzielen. Im «leichen Sinne etwa 
spricht Albers-Harmswöhrden. Dis Folge der An 
nahme des Antrages von Thomsen würde sein, daß 
verlangt werden würde, auch im Süden der Provinz 
wieder Kaltbluthengstc aufzustellen. Gottburgstn- 
Ostcrhllsum verweist auf eine Umfrage der Mitglie 
der des landwirtschaftlichen Ausschusses für den Kreis 
Husum. Hiernach ließe sich eine Mehrheit für den 
Antrag Thomsen nicht feststellen. Thomsen-Hard-sby- 
hof spricht dem Verband schleswiger Pferdezuchivei- 
eine Anerkennung für feine Arbeit aus. Auch er wen 
det sich ebenso wie Albers in persönlicher Weise gegen 
Herrn Thomsen. Zn demselben Sinne äußert sich 
bauern sei das schleswiger Pferd das einzig gngedsmi 
Ge-brauchspferd, wogegen der Belgier ein außerordent 
lich schwerfälliges Tier fei. Fedderstn-SchaMuņd be 
dauert die Unsachlich kett einiger Herren in der Aus 
sprache. Er befürwortet den Antrag Thomsen und 
bittet, einen Versuchsbezirk in Winnert bestehen 
lassen. Dagegen wendet sich Kaack-Hamdorf, der fest 
stellt, daß an solchen Veränderungen im Zuchtziel wähl 
der Händler, aber nicht der Landwirt ein Interest« 
habe. Das Gutachten der bayrischen Händler bezeich 
net «r als nicht besonders wertvoll, denn auch in 
Bayern werde das belgische Pferd in weiten Kreise« 
der Landwirtschaft abgelehnt. Ketclsen-Langenhorn 
weist darauf hin, daß die Landwirtschaftskammer nicht 
nur die Interessen der Züchtern, sondern auch der an 
deren Pferdehalter zu vertreten habe. Er bittet, die 
sen gegenüber ein« Gewaltpolitik zu vermeiden. Hom- 
kens-Kotze„büll glaubt, daß dieser Antrag niemals ge 
kommen wäre, wenn der Schleswiger Verband sei« 
Zuchtziel durchgeführt hätte. Es wären augenblick 
lich viel zu viel klobige Pferde mit großem Behang 
auf dom Markte. Die Kanrmer könne ohne Schade« 
diesen Versuch befürworten, zumal die Möglichkeit be 
stehe, daß der preußische Landstallmeister sein« belgi 
schen Hengste in der Provinz stationiere. Es sei bes 
ser, diesen kleinen Versuch, der nichts koste, durchzu 
führen, als sich dem Zwang von Berlin aus zu unter 
werfen, bei welchem jeglicher Einfluß der Provinz aus 
geschaltet sei. Stamerjohann weist auf die Erfolge dev 
schleswiger Zucht in den letzten beiden Jahren hin 
und auf die zwei allein bestehenden Möglichkeiten, ent 
weder die Belgier in der Provinz als anerkannte Raffe 
zuzulassen oder nicht. Ueber die Frage der Blutauf- 
srischung habe allein der Verband zu entscheide«. 
Thomsen und Carstensen wiederholen und ergän 
zen in einem Schlußwort noch ihre Argumente, wöbe, 
Thomsen besonders darauf hinweist, daß man das Ein 
dringen der belgischen Rasse in die Provinz doch nicht 
werde hindern können, weil der preußische Landmir 
irb. 
schaftsminister in dieser Richtung vorgehen werde. 
Vej der Abstimmung mird der Antrag Thomsons 
abgelehnt gegen die Stimmen von 7 Mitgliedern ans 
Eiderstedt, Kreis Husum, Schleswig und Flensburg. 
Ueber die Beteiligung der Landwirtschafts- 
kammer au der Aufbringung der Kosten für dis 
geologisch-agronomische Landesaufnahme berich 
tete Landrat Reeder-Tönning. Die Kosten würden 
für die Kammer je 3825 Mark für fünf Jahre be- 
tragen. 
Die Versammlung lehnte aus Mangel an 
Mitteln einen Zuschuß für diesen Zweck wiederum 
ab, die Kammer wird aber beim Staat beantra- 
gen, die Mittel seinerseits zur Verfügung zu siel- 
len. 
Die im Sommer übliche Hauptversammlung 
soll, falls nicht wichtige Beschlüsse zu fassen sind, 
aus Ersparnisgründen und da noch nicht zu über- 
sehen ist, ob nicht der Erlaß des neuen Kammer 
gesetzes vielleicht im Herbst eine Hauptversamm 
lung notwendig macht, ausfallen. 
Zum Schluß wurde über die Aufnahme vo« 
i Laàsokoiromlerat ^esscn-Ausacker. Für di« Klein- j Anleihe« Beschluß gefaßt. Es wurde beschlösse«. 
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