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j. r. Fleusburg, 10. März. Zur Vsrsirrheit-
'chung Lsr Stromspaulruug für das ganze
Stadtgebiet wird das Kraftwerk am kommen
dst Dienstag mit der Umschließung des noch
ņ>U 12g Volt betriebenen Stromversorgungs-
«fbiets auf 220 Volt beginnen. Tie Arbeit
!?*sie sich voraussichtlich bis in den August
Feinziehen. — Zwei Selbstmorde. Der am
' mnketoft wohnende 81jährige Reserveloko-
"vtlvsührer Martin Chr. machte seinem Le-
eit durch Erhängen ein Ende. — Ferner
Zahlte der 35jährigc Angestellte der Allgcm.
^tökrankcnkasse für die Stadt Flensburg,
kalter W., den Freitod.
bu. Flensburg, 10. März. Willi Schü-
der Hennftedter Mädcheumörder, wird
"geurteilt. Der beriichtigte Hennftedter Mäö-
^Unrörder, der etwa 30 Jahre alte landn'.
Arbeiter Willi Schümann, der zuletzt ber dem
Mdmann W. Earstensen in Horst bei Henn-
Zdt Dienst stand, loird bet der heute am
şinsburger Landgericht beginnenden ersten
^jährigen Schwurgerichtsperiode unter
Ersitz von Landgerichtsrat Kaulitz als erster
den 14 Angeklagten zur Aburteilung
Hunnen. In dem angeklagten Mörder handelt
sich um einen äußerst gewalttätigen, sexuell
Ocht erregbaren Menschen, der schon wieüer-
îşş wegen begangener Sittenverbrechen zu
Aweren Gesängnisstrafen verurteilt wurde.
Opfer wurde bekanntlich am 5. Januar
' Äs. die etwa 20 Jahre alte Christine Lund
ds Dellstedt, die damals bei dem Landmann
Al iu Horst bei Hennsteöt in Stellung war.
als Geschworene werden bei der Aburteilung
Mörders wie der übrigen Angeklagten
Mitwirken Landmann Jens Jensen in Löwen-
Mt bei Viöl, Lehrer a. D. Georg Bohm,
Adlum (Föhr), Landmann August Petersen
* Schweden bei Moyrkirch-Osterholz, Kauf-
Ann Hermann G. Detlefsen aus Flensburg,
Aau Luise Thoms und Malermeister Hein-
"ch Christiansen aus Flensburg.
, kk. Schleswig, 10. März. Bezirkstagrrug
ß Gaubezirks Schleswig des G. D. Ä. in
Schleswig. Im „Hohe uz ollern" fand am
Annabenö und Sonntag die Bezirkstagung
Att. Ein Vegrützungsabend, der sehr guten
Asuch ausweisen konnte, nahm einen anre-
Mden Verlauf. An Delegierten und Ber-
Ateru waren solche erschienen aus den Orts-
şippen Flensburg, Rendsburg, Husum, Sü-
Mbrarulp, Fricdrichstadt, Niebüll, Bredstedt,
Wyk a. F., Apenraöe und Schleswig. Der
Gauleiter des Hansa-Gaues im G. D. A.,
Theo Kaufmann, M. d. B., Hamburg, hielt
nachdem der Ortsgruppenvorsteher Franke die
zahlreich erschienenen Vertreter von Behör
den, Berufsschule und Gäste aufs herzlichste
begrüßt hatte, einen Festvortrag: „Das Alte
ehren, aber das Neue wollen." Erschienen
waren verschiedene ehemal. Mitglieder des
kaufm. Vereins von 1858 in Hamburg, aus
dem der G. D. A. mit hervorgegangen ist.
Gesellige Veranstaltungen hielten die Ver
sammelten einige Stunden in guter Harmonie
beisammen. Am Sonntag fanden die offizi
ellen Verhandlungen statt, die über Gegen
wartsfragen und Zukunftsziele der Ange
stellten Aufschluß gaben. Nach gemeinsamem
Mittagessen fand eine Besichtigung der Stadt-
sehenswürdigkeiten statt. Der nächsteBnndestag
findet statt im September in München und der
nächste Bezirkstag soll in Flensburg abgehal
ten -werden.
Urrs öem fmiU ķàŗĢà.
Brekendorf, 5. März. Ein zahmes Reh entlau
fen. Im Garten eines hiesigen Einwohners er
schien vor einigen Tagen ein zahmes Reh mit einer
Glocke ain Halsband. Es ließ sich ruhig greifen und
wurde im Hühnerauslauf festgesetzt. Man stellte
bald telefonisch fest, daß es seinem Besitzer in
Owschlag entlaufen war, welcher es erfreut abholte.
Es wird angenommen, daß das Reh unfreiwill'g
diesen 6 bis 7 Kilometer langen Weg zurückgelegt
hat, vielleicht veranlaßt durch streifende Hunde.
Um fass GrrichlĢlêrr.
Der schwere AnfaA bei GleisarbZiLen
im MLorm vor Gericht.
Altona, 8. März. Am 10 November letz
ten Jahres ereignete sich, wie erinnerlich, auf
dem Eisenbahngleis zwischen dem Ältouaer
Hauptbaynhof und dem Holstcnstratzenbahn-
hof eiu schwerer Unfall. Arbeiter der Har
binger Firma Gust. Theben, die Gleisver
legungen vorgenommen hatten, waren nachts
mit Räumungsarbeiten unter Leitung des
Rottenführers Gieseler beschäftigt, der einen
Aushilfsschaffner Henning mit der Bcob-
achtuug der Strecke betraut hate. Plötzlich
fuhr eine Lokomotive unter dem Führer
Baks (Uelzen) in die Kolonne hinein. Zwei
niemals irgend etwas gefährliches geschehen
war. Auch lag eine Beanstandung durch die
Branökommission, die doch inzwischen den
Besitz besichtigt haben mußte, nicht vor.
Mààķ?.
Der Anfang Oktober von Breiholz an das
Finanzamt Altana und später an das Finanzamt
Oldenburg (Holstein) versetzte Zollassistent Birr
übernahm wieder den Dienst bei der Breiholzer
Züllaufsichtsstelle. Zollassistent Hauschild wurde
an die Zollaufsichtsstelle in Brunsbüttelkaog ver
setzt.
Rerchsbahubetriebsassistent von Ahnen
ist zum 1. April von Tönning nach Bahnhof
Ahrenviöl versetzt wurden, (yy.) —
Axoener — Kracht und Schmwtchen — wur
den sofort getötet, zwei weitere — Sudow und
Buchmann — starben bald darauf. Henning
und vier Arbeiter wurden schwer, Gieseler
leichter verletzt.
Der Unfall beschäftigte am Sonnabend
das Gericht. Die Staatsanwaltschaft mißt vor
allem Henning die Schuld zn, neben ihm feien
aber Gieseler und Baks nicht von Schuld frei
zusprechen. Henning, Gieseler sowie Baks
bestritten, sich schuldig gemacht zu haben.
Sachverständiger Reichsbaynoberrat Semm-
ler-Hannover erkannte demgegenüber auf
Fahrlässigkeit. Der Staatsanwalt beantragte
6 beziv. 3 bezw. 1 Monat Gefängnis. — Das
Gericht erkannte nach einstündiger Beratung
wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger
Körperverletzung gegen Henning auf 6 Mo
nate Gefängnis, den Lokomotivführer Baks
auf 3 Monate Gefängnis und gegen den Rot-
'tenführer Gieseler auf 2 Monate. Mit Rück
sicht auf bisherige Unbescholtenheit wurde
allen dreien Bewährungsfrist für die zweite
Hälfte der Strafzeiten zugebilligt.
wk. Kiel, 9. März. Wer trägt die Schuld'?
Ein Feuer, das am Morgen des 14. August
auf dem Besitz des Kätners L. in Jevenstedt
entstand, und das Wohnhaus zunr großen
Teile, sowie einen Schuppen und den Stall
einäscherte, trug dem Besitzer erheblichen
Schaden ein, da die Gebäude nicht ausreichend
versichert Waren. Zu alledem wurde noch ge
gen Frau L. und ihre verheiratete Tochter
Anklage wegen fahrlässiger Brandstiftung er
hoben. Sie hatten nämlich in einem mit Torf
geheizten Waschkessel, der aus dem Hofe neben
dem mit Dachpappe bekleideten Schuppen
stand, Viehfutter gekocht, und die offene Asch-
schiebtade, obgleich heftiger Wind herrschte,
unter den Ofen gestellt, statt sie in den dafür
bestimmten Raunt zu schieden. Nun wurde an
genommen, daß Fnnkenflug das Strohdach des
Wohnhauses in Brand gesetzt, und das Feuer
verursacht habe. Der Staatsanwalt bean
tragte Verurteilung der Angeklagten zu sc
50 RM. Geldstrafe, da er eine Fahrlässigkeit
für vorliegend erachtete. DaS Gericht sprach
die Angeklagten frei, weil cs einen ursächlichen
Zusammenhang zwischen dem Verhalten der
Angeklagten und der Brandursachc nicht er
blicken konnte, zumal der Waschkessel bereits
4 Jahre an seinem Platz gestanden hatte und
Wetterbericht des Ocffentl. Wetterdienstes
Hamburg.
Der hohe Drück über Mitteleuropa ist schnell
zerfallen. Die Reste sind nach Sndosten abge
wandert. Das Tief, das gestern westlich Schott
land lag, befindet sich über dem südlichen Nord-
meer,
Ar GWeràrsaMmķMg 5es Kreis-
haîmààs Snöfonöetn
M am Sonnabend unter Leitung des Vorsitzenden
sikn, Saidt in Leck statt. Der Provinzialvorsitzende
Aisien-Schaalby sprach über die organisatorischen
"hältnisse in der Landwirtschaft unserer Provinz,
Cr Geschäftsführer Dr. Fröbc erstattete einen um-
^greichen Geschäftsbericht. Aus technischen Erüu-
cn können wir einen ausführlichen Bericht erst
î"rgen bringen.
Reichsfinanzminlster sollte aus einem Erlaß selber ler
nen, daß auf dem Gebiete der Finanzpolitik gegenüber
der Landwirtschaft eine schleunige Kursänderung ge
boten ist. Dr. M.
Aus der Kreisdauernschaft
Rendsburg.
Am 5. März hielt die Ortsgruppe Thicu-
büttel der Kreisbaaernschaft Rendsburg eine gut
besuchte Versammlung ab. Der KreiSgeschäftS-
führer Dr. Meyer sprach auf Wunsch der Ver
sammlung eingehend über die Organisationsver
hältnisse in der Provinz. Er zeigte dabei die drei
Seiten der Organisation in der Landwirtschaft,
nach der technischen, der genossenschaftlichen und der
wirtschaftspalitische« Seite und schilderte die ge
schichtliche Entwicklung der wirtschaftLpolitischen
Organisation in Deutschland. Sodann kam er aus
führlich auf die Entwicklung der wirtschaftspolt-
tischen Organisation in unserer Provinz in den
letzten zwei Jahren zu sprechen und erörterte die
Gründe, die nach seiner Meinung dem endgülti
gen Zusammenschluß in der Landwirtschaft bisher
entgegenstanden. Auch auf die kulturelle Seite
ging der Redner eingehend ein. In der Aus
sprache kam Gemeindevorsteher M. Wnlf-Eiseudors
ausführlich aus den'Vortrag zn sprechen. Er hob
die Sachlichkeit» des Referenten hervor, betonte
aber, daß seiner Meinung nach, die Ursache der
Not der Landwirtschaft in der Währung zu su
chen sei und insbesondere darin, daß wir seit 1628
keine Reichsmark oder Goldmark mehr hätten,
sondern eine Jndexmark. Nach dieser Jndexmark
bekäme die Landwirtschaft im Verhältnis zum
Friedenspreis für ihre Erzeugnisse 19» bis till
während die Industrie 170 Mark dafür bekäme.
In seinem Schlußwort sprach Dr. Meyer n. a. zu
nächst ausführlich über das Währungsproblem
und betonte, daß die Währung heute absolut stabil
set, das Reich und der Staat könnten keinen Ein
fluß aus die Reichsbank und die Währung neh
men, da dieser Einfluß durch die Dawesgesetzge-
bung ausgeschaltet sei und diese Ausschaltung auch
nach dem Uoungplan bestehen bleiben würde. Die
Ursache der Agrarkrise liege nicht in den Wäh
rungsverhältnissen, sondern fei eine internationale
Erscheinung, die mit Ueberproduktion und ande
ren Dingen zusammenhänge. Sei die Auffassung
der Jndexmark richtig, so müßten auch die Ame-
rikaner einen Jnüexdollar und die Engländer Jn-
dcxpsund haben, da auch in diesen Ländern die
Preisschere weit geöffnet sei. Im Verlauf des
Abends sprach. Landwirtschastslehrer Dieckmann-
Rendsburg über die Pflege der Wiesen und Wei
den für die kommende Frühjahrsbearbeitung. Herr
Dutter von der Kreiseiersannnelstelle Rendsburg
sprach in fesselnder und anziehender Weise über
das Absatzproblem in der Landwirtschaft, insbeson
dere der Eier. Seine Ausführungen gipfelten
darin, daß es sich niemals darum handeln könne,
grobe Hühnersarmen mit vielem Kapital anzule
gen, sondern daß die Eierproduktion immer ein
Nebenbctrieb der Bauersfrau sein müsse und daß
es heute nur darauf ankäme, eine systematische
Zucht und Pflege in die Hühnerhaltung hineinzu
bringen. Mit einem Dank an die Erschienenen
schloß der Vertrauensmann Struve die anregend
verlaufene Versammlung.
Sriefkasten.
fti ttsltiln irltilti IsiMMU nmlwit «1» Mriltloitnnj rar di«
frigct (hu idMMitigiti (trim niiki bcräiksitliUgL Im iir
Miete Tirnliirtut.
traut iirlilenillitl
Anfrage K. W. B.: Habe 7 A Hektar Landwirt
schaft und habe aus meinem Futterboden cine alte
Dezimalwaage, es ist aber ein Schild daran genagelt
mit der Aufschrift: Diese Waage dient nur für Fut
ter,zwecks, für Vieh. Ich habe sie deshalb auch nicht
zur Eichung dem Eichmeister vorgestellt, da sie zu
An- und Verkäufen nicht verwandt wird. Heute kommt
der Wachtmeister zu mir mit der Frage, ob ich eine
Waage besitze. Ich bejahe die Frage, daß ich auf dem
Futterboden eine alte Waage hätte für Futter,zwecke
und machte ihn aus das Schild aufmerksam. Trotz
dem hat der Wachtmeister meine Waage beschlagnahmt.
Wie habe ich mich zu verhalten?
Antwort: U. W. ist die Rechtslage so, daß jede
Waage eichpflichtig ist. bei der die Möglichkeit besteht,
daß sie dein öffentlichen Verkehr dient. Ob das der
Fall ist. bedarf der besonderen Feststellung im Einzel-
fall. In der Regel sind die in landwirtschaftlichen
Betrieben benutzten Waagen eichpflichtig, da die Mög
lichkeit gegeben ist, daß Produkte, die aus dem Betriebe
hinausgehen, darauf gewogen werden.
Anfrage H. V. in Hohenwestedt: Ein dreijäh
riges Kind st'ielt unbeaufsichtigt airs der Straße
und ivirst mit einem mitgebrachten eisernen Läu
fer die Spiegelscheibe eines unserer Mitglieder ein.
Könner: ivtr die Eltern fiir den Schaden verant
wortlich machen und zn den Kosten heranziehen?
Antwort: Ja, Sic können die Eltern zur Tra
gung der Kosten heranziehen. Das Kind selbst ist
für den Scheden, den es einem anderen zustsiit,
nach £ 828 B. G. B. nicht verantwortlich. Nach
8 882 ist aber der. loelcher krait Gesetzes zur Füh
rung der Aussicht über eine Person verpflichtet ist,
die wegen Minderjährigkeit der Beairsichttgung be
darf, zum Ersatz des Schadens verpflichtet, den
diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt.
Hierunter fallen die Eltern in bezug aus ihre min
derjährigen Kinder. Die Ersatzpflicht tritt nicht
ein, wenn der Aufsichtspflicht genügt ist, oder wenn
der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtspflicht ent
standen sein würde. Die Verjährung des Schadens
tritt erst nach drei Jahren ein
wk. Kiel, 8. März. Zu seiner 18. .Hauptversamm
lung trat in Anwesenheit von mehr als 200 Abgeord
neten der Verband der milchwirtschastlichm Kontroll
vereine zusammen. Der Vorsitzende, Amtsoorstehcr
Rrssen-Süderbrarup, begrüßte die Erschienenen und be
sonders die Vertreter der Landwirtschaftskammer so
wie die Vorsitzenden und die Inspektoren der Zucht
bezirke. Darauf stellte cr den neuen Geschäftsführer
De. Bayjcn vor, dessen Geschäftsstelle sich in Kiel im
Hause der Landwirte befindet. Dr. Voysen berichtete
sodann über ein Ersuchen der Landwirtschaftskammer,
daß die Beamten des Verbandes auch die Kontrolle bei
den Schweinczuchtverbänden übernehmen möchten, da
diese doch nicht in der Lage seien, die Lasten eigener
Kontrolleure aufzubringen. Die Versammlung stimmte
zn. Thomjcn-Hardesbyhof gab die Anregung, durch
Ausstellung richtiger Waagen die Kontrolle für die
Beamten zu erleichtern. Aus dem sodann erstatteten
Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß dem Verbände
letzt 213 Vereine mit 4589 Mitgliedern »nd einem
Viehbestand von 92 926 Tieren angehören. Neu ein
gerichtet ist eine weitere Milchuntersuchungsstelle in
Ascheberg und eine solche wird demnächst in Heide
folgen. Der Kassenbericht wurde genehmigt, und der
Antrag angenommen, daß zur Erleichterung fiir die
Rechnungsprüfer eine Vorprüfung der Rechnung von
einem beeidigten Bücherrevisor vorgenommen werden
soll. Der Voranschlag fand darauf auch Genehmi
gung, und damit eine Erhöhung der Gebühr für die
einzelne Probe von 8 auf 9 Pfg. Sce war bedingt
durch unregelmäßigen Eingang der Beiträge, der oft
mals die Inanspruchnahme der teuren Bankgelder
nötig machte. Der Vorsitzende, Nisscn-Südcrbrarup,
würd einstimmig wiedergewählt, ebenso erfolgte Wie
derwahl der Vorstandsmitglieder Kssegarten-Sievers-
hagcn, Reimer-Fitzbek, Thomsen-Hardesbyhof und
Hamkens-Kotzenbüll. Anstelle von Matzen-Koselau
wählte die Versammlung Friedrichsen-Bollbriigge. Dar
auf entspann sich eine stundenlange Aussprache, die sich
ini wesentlichen um einen Antrag des Bezirks Ost-
holstein drehte, die Vereine nach den politischen Krei
sen zu vereinigen, und nach der Kuhzahl Abgeordnete
zum Verbandstag zu entsenden, was deren Herabsetzung
von 261 aus 73 ermöglichen werde. Stach Auszählung,
die eine volle Stunde in Anspruch nahm, wurde der
Antrag abgelehnt und zwar mit 125 gegen 108 Stim
men, und dann erfolgte die Annahme der Satzungen.
Nunmehr erhoben die Antragsteller Protest, da es sick
»m eine Satzungsänderung handle, für die eine %■
Mehrheit nötig sei. Die Versammlung beschloß, daß
die Satzungen vorläufig als angenommen gelten sol
len, um die Eintragung des Vereins, in das Ver
einsregister zu ermöglichen, und den Vorsitzenden von
der Verantwortung, bei er bislang allein tragen mußte,
zu entlasten. Der Syndikus soll die Sachlage pruşen
und gegebenenfalls ein neuer Beschluß herbeigeführt
werden.
Reichssinanzminister und Pfändung
von Milchgeldforderungen.
In den letzten Jahren ist es üblich geworden, daß
, lc Finanzämter für Steuerschulden bei den Landwir-
von der Pfäiàng des Inventars und sonstiger
jeglicher Sachen abgesehen haben und in steigendem
J tt tfe zu den Pfändungen der Milchgelder übcrgezan--
sind. Die Pfändungen der Milchgelder sind sür
Betrieb außerordentlich gefährlich, da die Milch-
in den meisten Monaten des Jahres für den
^itbruanit die einzigen Bareinnahmcn find, über die
, uerfügk. »m die laufenden Betriebsausgaben zu
..^reiten. Hierzu gelchren in erster Linie die Löhne
sJ seine Arbeiter uird Dienstboten. Schon mancher
^»dwirt ist in eine unangenehme Lage gekommen,
/ņn bas Finanzamt ihm plötzlich fein Milchgeld
^îrte und er nicht in der Lage war, feinen Verpslich-
.^8en gegenüber seinen Dienstboten nachzukommen,
jj, rt ïu kommt, daß die Meiereien eine Einrichtung sind,
ņ ^azu dient, einmal dem Absatz seiner Milcherzeug-
zu erleichtern und zu verbessern. Werden aber
Landwirt dauernd diese Einnahmen durch die
^ņanzämter streitig geinacht, so wird er dazu über-
seine Milch nicht mehr durch die Meierei zu
ö^en. sondern durch direkten Absatz, wo der Zugriff
^ ^ schwerer wird. Das bedeutet aber eine Schwä-
K n 8 des genossenschaftlichen Gedankens sowie der tech-
!Fortentwicklung der Landwirtschaft. Den viel-
ņ"îey Borstellungeil der landwirtschaftlichen Organisa-
trägt der Reichssinanzminister in einem Erlaß
<3 12. 2. 1930 Rechnung, in dem er anordnet, daß im
»«seinen nur die Hälfte der Milchgeldsorderungen
^diandet werden soll. Der Reichssinanzminister kommt
^dieser Anordnung reichlich spät. Bereits vor einem
ist z. B. zwischen der Kreisbauernschaft Rends-
f'ov kņd dem Finanzamt Rendsburg ein Abkommen
fy, 11 getroffen worden, daß das Finanzamt in der
nicht mehr als den dritten Teil des Milchgeldes
^ ņ°en wollte. Die Begründung ist die gewesen, wie
»e bereits angeführt haben.
Erlasse des Reichsfinanzministers über Pfändungen
Ii^?nnd'mirtschaftliche.n Betrieb, die bei der enipsind-
^lten Siîlle, nämlich den Milckmldern gemacht wer-
U ' Nlüsscn aber ein Alarmzcichcn für Staat und Re-
^ şà. Wenn es erst soweit gekommen ist, daß
hj, e Finanzämter die Milchgelder pfänden müssen, um
Ijj n °%en Steuern aus der Landwirtschaft herauszu-
so ist das ein Warnzeichen dafür, daß einmal
ist ^cktsàfiliche Rot in der Landwirtschaft derart
.ņ Steuerzahlungen nur mit bedenklichen Mitteln
werden können, zum andern aber auch, daß die
schraube derart angezogen ist. daß schließlich ein-
"ie Wirtschastsfilbstanz am Versagen ist. Der
Eingesandt.
Wie jeder sich selbst den Brotpreis verbilligen kann'.
• Von altersher besteht die Möglichkeit, bei den
Herren Bäckermeistern 100 Pfund Roggen gegen 100
Pfund Roggenbrot umzutauschen. Neuerdings wird
freilich seitens der städtischen Bäcker derartigen llm-
tauschveträgcn Widerstand entgegengesetzt. Sic wol
len das nicht mehr. Bei den Landbäckern besteht
aber nach wie vor die Möglichkeit derartiger llm-
tauschgeschäfte. Dieses Umtaufchgeschäst muß bei den
heutigen Preisveryältnissen allen Konsumenten wie
der in die Erinnerung gerufen werden. Der Roggen
preis ist heute ganz ungewöhnlich stark gefunken. Er
liegt unter den Vorkriegspreifen. 1 Zentner Roggen,
ausgesuchte Ware, läßt sich heute für 8,— RM erwer
ben. Gibt man diesen Zentner zum Tausch hin, so
erhält man dafür 1 Zentner Brot nach und nach, se
wie der Bedarf an Brot ist, geliefert. Dort wo Brote
zu 4 Pfund heute 0,60 RM kosten, würden 25 Brote
also 1 Ztr. Roggenbrot = 15,— RM bedingen. Durch
den UmtauschproZeß wird der Preis für diese 25 Brote
auf 8.— RM verbilligt. Mit der Hingabe von 8,—
RM können also 7,-t- RM verdient werden. In Krei
sen mit geringeren Einkommenerhältnisien dürfte eine
solche Brotpreisverbilligung sehr willkommen sein.
şşņà? .