Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

■ 
j. r. Fleusburg, 10. März. Zur Vsrsirrheit- 
'chung Lsr Stromspaulruug für das ganze 
Stadtgebiet wird das Kraftwerk am kommen 
dst Dienstag mit der Umschließung des noch 
ņ>U 12g Volt betriebenen Stromversorgungs- 
«fbiets auf 220 Volt beginnen. Tie Arbeit 
!?*sie sich voraussichtlich bis in den August 
Feinziehen. — Zwei Selbstmorde. Der am 
' mnketoft wohnende 81jährige Reserveloko- 
"vtlvsührer Martin Chr. machte seinem Le- 
eit durch Erhängen ein Ende. — Ferner 
Zahlte der 35jährigc Angestellte der Allgcm. 
^tökrankcnkasse für die Stadt Flensburg, 
kalter W., den Freitod. 
bu. Flensburg, 10. März. Willi Schü- 
der Hennftedter Mädcheumörder, wird 
"geurteilt. Der beriichtigte Hennftedter Mäö- 
^Unrörder, der etwa 30 Jahre alte landn'. 
Arbeiter Willi Schümann, der zuletzt ber dem 
Mdmann W. Earstensen in Horst bei Henn- 
Zdt Dienst stand, loird bet der heute am 
şinsburger Landgericht beginnenden ersten 
^jährigen Schwurgerichtsperiode unter 
Ersitz von Landgerichtsrat Kaulitz als erster 
den 14 Angeklagten zur Aburteilung 
Hunnen. In dem angeklagten Mörder handelt 
sich um einen äußerst gewalttätigen, sexuell 
Ocht erregbaren Menschen, der schon wieüer- 
îşş wegen begangener Sittenverbrechen zu 
Aweren Gesängnisstrafen verurteilt wurde. 
Opfer wurde bekanntlich am 5. Januar 
' Äs. die etwa 20 Jahre alte Christine Lund 
ds Dellstedt, die damals bei dem Landmann 
Al iu Horst bei Hennsteöt in Stellung war. 
als Geschworene werden bei der Aburteilung 
Mörders wie der übrigen Angeklagten 
Mitwirken Landmann Jens Jensen in Löwen- 
Mt bei Viöl, Lehrer a. D. Georg Bohm, 
Adlum (Föhr), Landmann August Petersen 
* Schweden bei Moyrkirch-Osterholz, Kauf- 
Ann Hermann G. Detlefsen aus Flensburg, 
Aau Luise Thoms und Malermeister Hein- 
"ch Christiansen aus Flensburg. 
, kk. Schleswig, 10. März. Bezirkstagrrug 
ß Gaubezirks Schleswig des G. D. Ä. in 
Schleswig. Im „Hohe uz ollern" fand am 
Annabenö und Sonntag die Bezirkstagung 
Att. Ein Vegrützungsabend, der sehr guten 
Asuch ausweisen konnte, nahm einen anre- 
Mden Verlauf. An Delegierten und Ber- 
Ateru waren solche erschienen aus den Orts- 
şippen Flensburg, Rendsburg, Husum, Sü- 
Mbrarulp, Fricdrichstadt, Niebüll, Bredstedt, 
Wyk a. F., Apenraöe und Schleswig. Der 
Gauleiter des Hansa-Gaues im G. D. A., 
Theo Kaufmann, M. d. B., Hamburg, hielt 
nachdem der Ortsgruppenvorsteher Franke die 
zahlreich erschienenen Vertreter von Behör 
den, Berufsschule und Gäste aufs herzlichste 
begrüßt hatte, einen Festvortrag: „Das Alte 
ehren, aber das Neue wollen." Erschienen 
waren verschiedene ehemal. Mitglieder des 
kaufm. Vereins von 1858 in Hamburg, aus 
dem der G. D. A. mit hervorgegangen ist. 
Gesellige Veranstaltungen hielten die Ver 
sammelten einige Stunden in guter Harmonie 
beisammen. Am Sonntag fanden die offizi 
ellen Verhandlungen statt, die über Gegen 
wartsfragen und Zukunftsziele der Ange 
stellten Aufschluß gaben. Nach gemeinsamem 
Mittagessen fand eine Besichtigung der Stadt- 
sehenswürdigkeiten statt. Der nächsteBnndestag 
findet statt im September in München und der 
nächste Bezirkstag soll in Flensburg abgehal 
ten -werden. 
Urrs öem fmiU ķàŗĢà. 
Brekendorf, 5. März. Ein zahmes Reh entlau 
fen. Im Garten eines hiesigen Einwohners er 
schien vor einigen Tagen ein zahmes Reh mit einer 
Glocke ain Halsband. Es ließ sich ruhig greifen und 
wurde im Hühnerauslauf festgesetzt. Man stellte 
bald telefonisch fest, daß es seinem Besitzer in 
Owschlag entlaufen war, welcher es erfreut abholte. 
Es wird angenommen, daß das Reh unfreiwill'g 
diesen 6 bis 7 Kilometer langen Weg zurückgelegt 
hat, vielleicht veranlaßt durch streifende Hunde. 
Um fass GrrichlĢlêrr. 
Der schwere AnfaA bei GleisarbZiLen 
im MLorm vor Gericht. 
Altona, 8. März. Am 10 November letz 
ten Jahres ereignete sich, wie erinnerlich, auf 
dem Eisenbahngleis zwischen dem Ältouaer 
Hauptbaynhof und dem Holstcnstratzenbahn- 
hof eiu schwerer Unfall. Arbeiter der Har 
binger Firma Gust. Theben, die Gleisver 
legungen vorgenommen hatten, waren nachts 
mit Räumungsarbeiten unter Leitung des 
Rottenführers Gieseler beschäftigt, der einen 
Aushilfsschaffner Henning mit der Bcob- 
achtuug der Strecke betraut hate. Plötzlich 
fuhr eine Lokomotive unter dem Führer 
Baks (Uelzen) in die Kolonne hinein. Zwei 
niemals irgend etwas gefährliches geschehen 
war. Auch lag eine Beanstandung durch die 
Branökommission, die doch inzwischen den 
Besitz besichtigt haben mußte, nicht vor. 
Mààķ?. 
Der Anfang Oktober von Breiholz an das 
Finanzamt Altana und später an das Finanzamt 
Oldenburg (Holstein) versetzte Zollassistent Birr 
übernahm wieder den Dienst bei der Breiholzer 
Züllaufsichtsstelle. Zollassistent Hauschild wurde 
an die Zollaufsichtsstelle in Brunsbüttelkaog ver 
setzt. 
Rerchsbahubetriebsassistent von Ahnen 
ist zum 1. April von Tönning nach Bahnhof 
Ahrenviöl versetzt wurden, (yy.) — 
Axoener — Kracht und Schmwtchen — wur 
den sofort getötet, zwei weitere — Sudow und 
Buchmann — starben bald darauf. Henning 
und vier Arbeiter wurden schwer, Gieseler 
leichter verletzt. 
Der Unfall beschäftigte am Sonnabend 
das Gericht. Die Staatsanwaltschaft mißt vor 
allem Henning die Schuld zn, neben ihm feien 
aber Gieseler und Baks nicht von Schuld frei 
zusprechen. Henning, Gieseler sowie Baks 
bestritten, sich schuldig gemacht zu haben. 
Sachverständiger Reichsbaynoberrat Semm- 
ler-Hannover erkannte demgegenüber auf 
Fahrlässigkeit. Der Staatsanwalt beantragte 
6 beziv. 3 bezw. 1 Monat Gefängnis. — Das 
Gericht erkannte nach einstündiger Beratung 
wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger 
Körperverletzung gegen Henning auf 6 Mo 
nate Gefängnis, den Lokomotivführer Baks 
auf 3 Monate Gefängnis und gegen den Rot- 
'tenführer Gieseler auf 2 Monate. Mit Rück 
sicht auf bisherige Unbescholtenheit wurde 
allen dreien Bewährungsfrist für die zweite 
Hälfte der Strafzeiten zugebilligt. 
wk. Kiel, 9. März. Wer trägt die Schuld'? 
Ein Feuer, das am Morgen des 14. August 
auf dem Besitz des Kätners L. in Jevenstedt 
entstand, und das Wohnhaus zunr großen 
Teile, sowie einen Schuppen und den Stall 
einäscherte, trug dem Besitzer erheblichen 
Schaden ein, da die Gebäude nicht ausreichend 
versichert Waren. Zu alledem wurde noch ge 
gen Frau L. und ihre verheiratete Tochter 
Anklage wegen fahrlässiger Brandstiftung er 
hoben. Sie hatten nämlich in einem mit Torf 
geheizten Waschkessel, der aus dem Hofe neben 
dem mit Dachpappe bekleideten Schuppen 
stand, Viehfutter gekocht, und die offene Asch- 
schiebtade, obgleich heftiger Wind herrschte, 
unter den Ofen gestellt, statt sie in den dafür 
bestimmten Raunt zu schieden. Nun wurde an 
genommen, daß Fnnkenflug das Strohdach des 
Wohnhauses in Brand gesetzt, und das Feuer 
verursacht habe. Der Staatsanwalt bean 
tragte Verurteilung der Angeklagten zu sc 
50 RM. Geldstrafe, da er eine Fahrlässigkeit 
für vorliegend erachtete. DaS Gericht sprach 
die Angeklagten frei, weil cs einen ursächlichen 
Zusammenhang zwischen dem Verhalten der 
Angeklagten und der Brandursachc nicht er 
blicken konnte, zumal der Waschkessel bereits 
4 Jahre an seinem Platz gestanden hatte und 
Wetterbericht des Ocffentl. Wetterdienstes 
Hamburg. 
Der hohe Drück über Mitteleuropa ist schnell 
zerfallen. Die Reste sind nach Sndosten abge 
wandert. Das Tief, das gestern westlich Schott 
land lag, befindet sich über dem südlichen Nord- 
meer, 
Ar GWeràrsaMmķMg 5es Kreis- 
haîmààs Snöfonöetn 
M am Sonnabend unter Leitung des Vorsitzenden 
sikn, Saidt in Leck statt. Der Provinzialvorsitzende 
Aisien-Schaalby sprach über die organisatorischen 
"hältnisse in der Landwirtschaft unserer Provinz, 
Cr Geschäftsführer Dr. Fröbc erstattete einen um- 
^greichen Geschäftsbericht. Aus technischen Erüu- 
cn können wir einen ausführlichen Bericht erst 
î"rgen bringen. 
Reichsfinanzminlster sollte aus einem Erlaß selber ler 
nen, daß auf dem Gebiete der Finanzpolitik gegenüber 
der Landwirtschaft eine schleunige Kursänderung ge 
boten ist. Dr. M. 
Aus der Kreisdauernschaft 
Rendsburg. 
Am 5. März hielt die Ortsgruppe Thicu- 
büttel der Kreisbaaernschaft Rendsburg eine gut 
besuchte Versammlung ab. Der KreiSgeschäftS- 
führer Dr. Meyer sprach auf Wunsch der Ver 
sammlung eingehend über die Organisationsver 
hältnisse in der Provinz. Er zeigte dabei die drei 
Seiten der Organisation in der Landwirtschaft, 
nach der technischen, der genossenschaftlichen und der 
wirtschaftspalitische« Seite und schilderte die ge 
schichtliche Entwicklung der wirtschaftLpolitischen 
Organisation in Deutschland. Sodann kam er aus 
führlich auf die Entwicklung der wirtschaftspolt- 
tischen Organisation in unserer Provinz in den 
letzten zwei Jahren zu sprechen und erörterte die 
Gründe, die nach seiner Meinung dem endgülti 
gen Zusammenschluß in der Landwirtschaft bisher 
entgegenstanden. Auch auf die kulturelle Seite 
ging der Redner eingehend ein. In der Aus 
sprache kam Gemeindevorsteher M. Wnlf-Eiseudors 
ausführlich aus den'Vortrag zn sprechen. Er hob 
die Sachlichkeit» des Referenten hervor, betonte 
aber, daß seiner Meinung nach, die Ursache der 
Not der Landwirtschaft in der Währung zu su 
chen sei und insbesondere darin, daß wir seit 1628 
keine Reichsmark oder Goldmark mehr hätten, 
sondern eine Jndexmark. Nach dieser Jndexmark 
bekäme die Landwirtschaft im Verhältnis zum 
Friedenspreis für ihre Erzeugnisse 19» bis till 
während die Industrie 170 Mark dafür bekäme. 
In seinem Schlußwort sprach Dr. Meyer n. a. zu 
nächst ausführlich über das Währungsproblem 
und betonte, daß die Währung heute absolut stabil 
set, das Reich und der Staat könnten keinen Ein 
fluß aus die Reichsbank und die Währung neh 
men, da dieser Einfluß durch die Dawesgesetzge- 
bung ausgeschaltet sei und diese Ausschaltung auch 
nach dem Uoungplan bestehen bleiben würde. Die 
Ursache der Agrarkrise liege nicht in den Wäh 
rungsverhältnissen, sondern fei eine internationale 
Erscheinung, die mit Ueberproduktion und ande 
ren Dingen zusammenhänge. Sei die Auffassung 
der Jndexmark richtig, so müßten auch die Ame- 
rikaner einen Jnüexdollar und die Engländer Jn- 
dcxpsund haben, da auch in diesen Ländern die 
Preisschere weit geöffnet sei. Im Verlauf des 
Abends sprach. Landwirtschastslehrer Dieckmann- 
Rendsburg über die Pflege der Wiesen und Wei 
den für die kommende Frühjahrsbearbeitung. Herr 
Dutter von der Kreiseiersannnelstelle Rendsburg 
sprach in fesselnder und anziehender Weise über 
das Absatzproblem in der Landwirtschaft, insbeson 
dere der Eier. Seine Ausführungen gipfelten 
darin, daß es sich niemals darum handeln könne, 
grobe Hühnersarmen mit vielem Kapital anzule 
gen, sondern daß die Eierproduktion immer ein 
Nebenbctrieb der Bauersfrau sein müsse und daß 
es heute nur darauf ankäme, eine systematische 
Zucht und Pflege in die Hühnerhaltung hineinzu 
bringen. Mit einem Dank an die Erschienenen 
schloß der Vertrauensmann Struve die anregend 
verlaufene Versammlung. 
Sriefkasten. 
fti ttsltiln irltilti IsiMMU nmlwit «1» Mriltloitnnj rar di« 
frigct (hu idMMitigiti (trim niiki bcräiksitliUgL Im iir 
Miete Tirnliirtut. 
traut iirlilenillitl 
Anfrage K. W. B.: Habe 7 A Hektar Landwirt 
schaft und habe aus meinem Futterboden cine alte 
Dezimalwaage, es ist aber ein Schild daran genagelt 
mit der Aufschrift: Diese Waage dient nur für Fut 
ter,zwecks, für Vieh. Ich habe sie deshalb auch nicht 
zur Eichung dem Eichmeister vorgestellt, da sie zu 
An- und Verkäufen nicht verwandt wird. Heute kommt 
der Wachtmeister zu mir mit der Frage, ob ich eine 
Waage besitze. Ich bejahe die Frage, daß ich auf dem 
Futterboden eine alte Waage hätte für Futter,zwecke 
und machte ihn aus das Schild aufmerksam. Trotz 
dem hat der Wachtmeister meine Waage beschlagnahmt. 
Wie habe ich mich zu verhalten? 
Antwort: U. W. ist die Rechtslage so, daß jede 
Waage eichpflichtig ist. bei der die Möglichkeit besteht, 
daß sie dein öffentlichen Verkehr dient. Ob das der 
Fall ist. bedarf der besonderen Feststellung im Einzel- 
fall. In der Regel sind die in landwirtschaftlichen 
Betrieben benutzten Waagen eichpflichtig, da die Mög 
lichkeit gegeben ist, daß Produkte, die aus dem Betriebe 
hinausgehen, darauf gewogen werden. 
Anfrage H. V. in Hohenwestedt: Ein dreijäh 
riges Kind st'ielt unbeaufsichtigt airs der Straße 
und ivirst mit einem mitgebrachten eisernen Läu 
fer die Spiegelscheibe eines unserer Mitglieder ein. 
Könner: ivtr die Eltern fiir den Schaden verant 
wortlich machen und zn den Kosten heranziehen? 
Antwort: Ja, Sic können die Eltern zur Tra 
gung der Kosten heranziehen. Das Kind selbst ist 
für den Scheden, den es einem anderen zustsiit, 
nach £ 828 B. G. B. nicht verantwortlich. Nach 
8 882 ist aber der. loelcher krait Gesetzes zur Füh 
rung der Aussicht über eine Person verpflichtet ist, 
die wegen Minderjährigkeit der Beairsichttgung be 
darf, zum Ersatz des Schadens verpflichtet, den 
diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt. 
Hierunter fallen die Eltern in bezug aus ihre min 
derjährigen Kinder. Die Ersatzpflicht tritt nicht 
ein, wenn der Aufsichtspflicht genügt ist, oder wenn 
der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtspflicht ent 
standen sein würde. Die Verjährung des Schadens 
tritt erst nach drei Jahren ein 
wk. Kiel, 8. März. Zu seiner 18. .Hauptversamm 
lung trat in Anwesenheit von mehr als 200 Abgeord 
neten der Verband der milchwirtschastlichm Kontroll 
vereine zusammen. Der Vorsitzende, Amtsoorstehcr 
Rrssen-Süderbrarup, begrüßte die Erschienenen und be 
sonders die Vertreter der Landwirtschaftskammer so 
wie die Vorsitzenden und die Inspektoren der Zucht 
bezirke. Darauf stellte cr den neuen Geschäftsführer 
De. Bayjcn vor, dessen Geschäftsstelle sich in Kiel im 
Hause der Landwirte befindet. Dr. Voysen berichtete 
sodann über ein Ersuchen der Landwirtschaftskammer, 
daß die Beamten des Verbandes auch die Kontrolle bei 
den Schweinczuchtverbänden übernehmen möchten, da 
diese doch nicht in der Lage seien, die Lasten eigener 
Kontrolleure aufzubringen. Die Versammlung stimmte 
zn. Thomjcn-Hardesbyhof gab die Anregung, durch 
Ausstellung richtiger Waagen die Kontrolle für die 
Beamten zu erleichtern. Aus dem sodann erstatteten 
Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß dem Verbände 
letzt 213 Vereine mit 4589 Mitgliedern »nd einem 
Viehbestand von 92 926 Tieren angehören. Neu ein 
gerichtet ist eine weitere Milchuntersuchungsstelle in 
Ascheberg und eine solche wird demnächst in Heide 
folgen. Der Kassenbericht wurde genehmigt, und der 
Antrag angenommen, daß zur Erleichterung fiir die 
Rechnungsprüfer eine Vorprüfung der Rechnung von 
einem beeidigten Bücherrevisor vorgenommen werden 
soll. Der Voranschlag fand darauf auch Genehmi 
gung, und damit eine Erhöhung der Gebühr für die 
einzelne Probe von 8 auf 9 Pfg. Sce war bedingt 
durch unregelmäßigen Eingang der Beiträge, der oft 
mals die Inanspruchnahme der teuren Bankgelder 
nötig machte. Der Vorsitzende, Nisscn-Südcrbrarup, 
würd einstimmig wiedergewählt, ebenso erfolgte Wie 
derwahl der Vorstandsmitglieder Kssegarten-Sievers- 
hagcn, Reimer-Fitzbek, Thomsen-Hardesbyhof und 
Hamkens-Kotzenbüll. Anstelle von Matzen-Koselau 
wählte die Versammlung Friedrichsen-Bollbriigge. Dar 
auf entspann sich eine stundenlange Aussprache, die sich 
ini wesentlichen um einen Antrag des Bezirks Ost- 
holstein drehte, die Vereine nach den politischen Krei 
sen zu vereinigen, und nach der Kuhzahl Abgeordnete 
zum Verbandstag zu entsenden, was deren Herabsetzung 
von 261 aus 73 ermöglichen werde. Stach Auszählung, 
die eine volle Stunde in Anspruch nahm, wurde der 
Antrag abgelehnt und zwar mit 125 gegen 108 Stim 
men, und dann erfolgte die Annahme der Satzungen. 
Nunmehr erhoben die Antragsteller Protest, da es sick 
»m eine Satzungsänderung handle, für die eine %■ 
Mehrheit nötig sei. Die Versammlung beschloß, daß 
die Satzungen vorläufig als angenommen gelten sol 
len, um die Eintragung des Vereins, in das Ver 
einsregister zu ermöglichen, und den Vorsitzenden von 
der Verantwortung, bei er bislang allein tragen mußte, 
zu entlasten. Der Syndikus soll die Sachlage pruşen 
und gegebenenfalls ein neuer Beschluß herbeigeführt 
werden. 
Reichssinanzminister und Pfändung 
von Milchgeldforderungen. 
In den letzten Jahren ist es üblich geworden, daß 
, lc Finanzämter für Steuerschulden bei den Landwir- 
von der Pfäiàng des Inventars und sonstiger 
jeglicher Sachen abgesehen haben und in steigendem 
J tt tfe zu den Pfändungen der Milchgelder übcrgezan-- 
sind. Die Pfändungen der Milchgelder sind sür 
Betrieb außerordentlich gefährlich, da die Milch- 
in den meisten Monaten des Jahres für den 
^itbruanit die einzigen Bareinnahmcn find, über die 
, uerfügk. »m die laufenden Betriebsausgaben zu 
..^reiten. Hierzu gelchren in erster Linie die Löhne 
sJ seine Arbeiter uird Dienstboten. Schon mancher 
^»dwirt ist in eine unangenehme Lage gekommen, 
/ņn bas Finanzamt ihm plötzlich fein Milchgeld 
^îrte und er nicht in der Lage war, feinen Verpslich- 
.^8en gegenüber seinen Dienstboten nachzukommen, 
jj, rt ïu kommt, daß die Meiereien eine Einrichtung sind, 
ņ ^azu dient, einmal dem Absatz seiner Milcherzeug- 
zu erleichtern und zu verbessern. Werden aber 
Landwirt dauernd diese Einnahmen durch die 
^ņanzämter streitig geinacht, so wird er dazu über- 
seine Milch nicht mehr durch die Meierei zu 
ö^en. sondern durch direkten Absatz, wo der Zugriff 
^ ^ schwerer wird. Das bedeutet aber eine Schwä- 
K n 8 des genossenschaftlichen Gedankens sowie der tech- 
!Fortentwicklung der Landwirtschaft. Den viel- 
ņ"îey Borstellungeil der landwirtschaftlichen Organisa- 
trägt der Reichssinanzminister in einem Erlaß 
<3 12. 2. 1930 Rechnung, in dem er anordnet, daß im 
»«seinen nur die Hälfte der Milchgeldsorderungen 
^diandet werden soll. Der Reichssinanzminister kommt 
^dieser Anordnung reichlich spät. Bereits vor einem 
ist z. B. zwischen der Kreisbauernschaft Rends- 
f'ov kņd dem Finanzamt Rendsburg ein Abkommen 
fy, 11 getroffen worden, daß das Finanzamt in der 
nicht mehr als den dritten Teil des Milchgeldes 
^ ņ°en wollte. Die Begründung ist die gewesen, wie 
»e bereits angeführt haben. 
Erlasse des Reichsfinanzministers über Pfändungen 
Ii^?nnd'mirtschaftliche.n Betrieb, die bei der enipsind- 
^lten Siîlle, nämlich den Milckmldern gemacht wer- 
U ' Nlüsscn aber ein Alarmzcichcn für Staat und Re- 
^ şà. Wenn es erst soweit gekommen ist, daß 
hj, e Finanzämter die Milchgelder pfänden müssen, um 
Ijj n °%en Steuern aus der Landwirtschaft herauszu- 
so ist das ein Warnzeichen dafür, daß einmal 
ist ^cktsàfiliche Rot in der Landwirtschaft derart 
.ņ Steuerzahlungen nur mit bedenklichen Mitteln 
werden können, zum andern aber auch, daß die 
schraube derart angezogen ist. daß schließlich ein- 
"ie Wirtschastsfilbstanz am Versagen ist. Der 
Eingesandt. 
Wie jeder sich selbst den Brotpreis verbilligen kann'. 
• Von altersher besteht die Möglichkeit, bei den 
Herren Bäckermeistern 100 Pfund Roggen gegen 100 
Pfund Roggenbrot umzutauschen. Neuerdings wird 
freilich seitens der städtischen Bäcker derartigen llm- 
tauschveträgcn Widerstand entgegengesetzt. Sic wol 
len das nicht mehr. Bei den Landbäckern besteht 
aber nach wie vor die Möglichkeit derartiger llm- 
tauschgeschäfte. Dieses Umtaufchgeschäst muß bei den 
heutigen Preisveryältnissen allen Konsumenten wie 
der in die Erinnerung gerufen werden. Der Roggen 
preis ist heute ganz ungewöhnlich stark gefunken. Er 
liegt unter den Vorkriegspreifen. 1 Zentner Roggen, 
ausgesuchte Ware, läßt sich heute für 8,— RM erwer 
ben. Gibt man diesen Zentner zum Tausch hin, so 
erhält man dafür 1 Zentner Brot nach und nach, se 
wie der Bedarf an Brot ist, geliefert. Dort wo Brote 
zu 4 Pfund heute 0,60 RM kosten, würden 25 Brote 
also 1 Ztr. Roggenbrot = 15,— RM bedingen. Durch 
den UmtauschproZeß wird der Preis für diese 25 Brote 
auf 8.— RM verbilligt. Mit der Hingabe von 8,— 
RM können also 7,-t- RM verdient werden. In Krei 
sen mit geringeren Einkommenerhältnisien dürfte eine 
solche Brotpreisverbilligung sehr willkommen sein. 
şşņà? .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.