Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

Vi- * : 
ķâ^'i>MMŞņ 
(Fortsetzung folgt.) 
sprechen können. 
cbe das Menschenmögliche getan, um 
ur Unèerhaltun 
Deilafle der Gchleswic;.Holsteinischen Landeszeitunc; (Rendsburfter Tageblatt) 
Montag, den 2-4. Februar 
Der grobe Gerrsral» 
Köstliche Geschichten vom „alten Galgotzy". 
Don Mirko Jelusich, Wien. 
^ Vor einiger Zeit starb bekanntlich in Wien -m 
^lier von 92 Jahren ein General, dessen Name und 
Ģfttalt schon bei Lebzeiten geradezu legendär ge 
worden waren. Feldzeugmeister Anton Freiherr 
l)0 " Galgotzy verdankte seinen Ruhm nicht nur sei- 
Uen hervorragenden militärischen Fähigkeiten, son- 
mindestens ebenso sehr seinem aufrechten, vor- 
ņohinen. unbeugsamen Charakter und seiner Origi- 
ņolität. mit deren verschwenderisch ausbrechenden 
Blüten er alle Welt, vom Erzherzog bis zum Re 
isten, freigebig bedachte. So ist es kein Wunder, 
şich an sein Wirken eine lange Reihe von Anek- 
knüpft, von denen im folgenden einige w:e- 
"^gegebcn seien: 
Wohl die berühmteste unter den Galgotzyge- 
ichichten ist die vom Straßenbau. Da hatte nämlich 
ct "lte Haudegen eine größere Summe erhalten, 
Ustl eine strategisch wichtige Straße seines Korpsbe- 
^'ch«s ausbauen zu lassen. Nach getaner Arbeit von 
L(!c Intendanz zum Abrechnen aufgefordert, schrieb 
Er «uf einen Zettel: „Erhalten 12 000 Kronen, aus- 
Tkgeben 8000 Kronen. Rest 4000 Kronen folgt anbei 
Zurück. Galgotzy". Begreiflicherweise genügte der 
^ņtendnnz dieses summarische Verfahren nicht, und 
Ile 
deni 
inndte die „Abrechnung" an den General mit 
Ersuchen zurück, sich detailliert zu äußern. Zwei 
.^ge später war der Zettel wieder da. mit dem la- 
"ņhchen Zusatz: „Gestohlen hab' ich nichts." Enr 
Uveites Einschreiten der Intendanz folgte, nun nicht 
ganz so „diensthöflich" und respektvoll. Und 
ober 
. "Mals kam der Zettel mit den wuchtig hinoemal- 
Worten 
zurück: „Wer's nicht glaubt, ist ein 
Nun wurde es dem Intendanzchef doch zu 
und er ging zum alten Kaiser in Aud'enz, um 
ļ'? über Galgotzy zu beschweren. Der Monarch 
-"rte aufmerksam zu, nahm den Zettel, las ihn, lä- 
i"iie und sagte kurz: „I di glaub's." 
Galgotzy, der mehrere Kriege initgemacht hatte, 
Abfand überhaupt für militärische Aemter und 
b>nterlandsbehördcn nur souveräne Verachtung, 
führend seiner Tätigkeit in Bosnien erlaubte er 
. Offizieren, in der glühenden Sommerhitze statt 
^ vorschriftsmäßigen schwarten Mützen solche aus 
Leinen zu tragen. Natürlich benützte einer 
V* jungen Leutnants die erste Gelegenheit, eine 
^ļche weiße Koppe auf Urlaub noch Wien mitzuneh- 
wi, und natürlich wurde er gleich am ersten Tage 
„Platzvogel" gefaßt. Hochnotpeinliches Verhör 
— der Sünder redete sich auf Galgotzy aus. Also 
Anfrage an Se. Exzellenz, ob es richtig sei, daß er 
seinen Offizieren erlaubt hätte . . . Keine Antwort. 
Zweite, dritte, immer schärfere Anfrage. Erst auf 
die vierte kam die typische Erledigung: „Ja, Gal 
gotzy." Erledigt. — Der Leutnant rückt vom Ur 
laub ein. Fand den Befehl vor, sich beim Alten zum 
Rapport ju. melden. Der fauchte ihn wütend an: 
„Sie, was für Kappeln Sie tragen, das is' mir pul 
ten (gleichgültig); aber daß Sie mir die viele Schrei 
berei verursacht haben, das verzeih' ich Ihnen mein 
Lebtag nicht." 
Auch ganz hohe Herrschaften konnten Galgotzy 
nicht imponieren. Einmal hielt er mit dem finsteren 
Franz Ferdinand auf sommersonnendurchglühtem 
Feldherrnhügel. Der Erzherzog unnahbar, korrekt, 
eingeknöpft und gegürtet, als wären es nicht vier 
unddreißig Grad Celsius im Schatten, Galgotzy herz 
haft schwitzend. 
Nach einer Weile der Alte: „Kaiserliche Hoheit, 
heut' ist's heiß!" und hakt den Blusenkragen auf. 
Der Erzherzog, schweigt. 
Wieder noch einer Weile der Alte: „Kaiserliche 
Hoheit, eine Movdshitz' heut'!" und öffnet alle Blu 
senknöpfe. Der Erzherzog schweigt. 
Ein paar Minuten noch, dann stößt Galgotzy 
hervor: „Kaiserliche Hoheit, nicht zum Aushalten 
heut'!" zieht die Bluse aus und breitet sic sorgfältig 
über die Krupps seines Gaules. 
Franz Ferdinand zieht mißbilligend die Brausn 
Uber die kalten, strenaen Augen hoch — ganz hoch. 
Sagt endlich „durch die Blume": „Exzellenz, Ihre 
Blllle wird Schweißflecken kriegen!" 
Darauf Galaotzn ungerührt: „Kaiserliche Ho 
heit — hat sie schon!" 
Ein andermal hatte sich Franz Ferdinand bei 
Galgotzy angesagt. Für neun Uhr. Zu irgend einer 
Inspizierung, die dem Alten höchst überflüssig er 
schien. Vater Galgotzy fiel es daher auch gar nicht 
ein, seine Stundeneinteilung zu ändern, und er er 
schien w>e immer pi'nkt halb zehn in seiner Kanzlei. 
Dort wartete Fram Ferdinand schon auf ihn, 
die Uhr in der Hand: „Excellenz, es ist bereits fünf 
Minuten über viertel zehn!" 
Galgotzy holte umständlich aus der Reitho'e 
seine blecherne Zwiebel, warf einen Blick aufs Zif 
ferblatt und sagte gelassen zum Erzherzog: „Kaller? 
liche Roheit, schmeißen S' Ihnere Uhr wen. auf mei 
ner Uhr is's schon halb. — Und die geht richtig!" 
.schloß er mit Nachdruck. 
Der Ton, mit dem Galgotzy mit den übrigen 
Erzherzogen verkehrte, war erst recht familiär. Ein 
mal hielt er als Korpskommandant von PrjemysI 
Manöverkritik ab; da bemerkte er, daß Erzherzog 
Leopold Ferdinand, der nachmalige Leopold Wölf 
ling, sich zu seinem Nachbarn beugte und diesem et 
was zuflüsterte. Galgotzy unterbrach leine gepfef 
ferte Standrede: „Kaiserliche Hoheit, wenn ich Be 
sprechung halte, dann halten die andern —" Pause, 
verschiedenen Hofgeneralen begannen sich die Haare 
zu sträuben — „keine Besprechung!" 
Einmal hatte einer der hohen Herren eine Aeu 
ßerung Galgotzys so übel genommen, daß beschlossen 
wurde, den grimmen Alten in Pension zu schicken. 
Aber wie ihm das beibringen? Endlich unterzog sich 
ein älterer Erzherzog der schwierigen Aufgabe. Be 
suchte Galgotzy. sprach von den schweren Zeitläuften, 
kam auf die entschwundenen schönen Iugendjahre 
zu sprechen und püri'chte sich endlich vorsichtig an 
den eigentlichen Gegenstand heran: „Ja, ja, Exzel 
lenz, man wird alt . . ." 
„ . . . und blöd'", ergänzte Galgotzy trocken. 
Die Pensionierung unterblieb. 
Hingegen erhielt Galgotzy seinerseits gelegent 
lich den Auftrag, einen ihm unterstellten General 
auf dessen bevorstehende Pensionierung schonend 
vorzubereiten. Er unterzog sich dem Befehl mit 
vollendetem soldatischen Takt. Be> der nächsten sich 
bietenden Gelegenheit trat er auf den Unglücklichen 
zu und sagte: „Einer von uns zwei muß in Pension 
gehen. Ich bin's nicht. — Serviiore." 
Der Alternde war Junggeselle geblieben. End 
lich entschloß er sich, zu heiraten. Und zwar eine 
Jugendliebe, die er nie vergessen hatte. Aber alles 
Aufsehen war ihm peinlich. So holte er sich den 
Militärgeistlichen herbei, der die kirchliche Seite der 
Angelegenheit zu vollziehen hatte, und sagte: „Hoch- 
würden, ich wüw'che, daß niemand von der Trauung 
erfährt. Sic werden das Aufgebot einmal für drei 
mal vorbringen, aber io, daß kein Mensch davon 
was weiß." 
Der Hochwürdige machte runde Augen. „Ex- 
zellenz- bitte gehorsamst, das ist unmöglich. Das Auf 
gebot muß ja öffentlich sein. Wie soll ich da —" 
„Das ist Ihre Sache. — Servitore!" (Inappel 
labler Abschluß des Gespräches.) — 
Der Hochzeitstag kam, und tatsächlich war au 
ßer dem Broutvaare und den Zeugen kein Mensch 
da. Nach der Trauung, in der Sakristei, winkte der 
''inge Ehemann den Kuraten herbei: „Freu' m'ch. 
daß Sie meinen Befehl ko gut ausgeführt haben. 
Wie haben Sie das angestellt?" 
Das Pfäfflein lächelte verschmitzt: „Exzellenz, 
melde gehorsamst, ich hab' zwanzig ruthennche Re 
kruten in die Kapelle kommandiert und ihnen das 
Aufgebot deutsch vorgelesen." 
Galgotzy galt als der prädestinierte Führer ge 
gen Rußland. Aber als der Krieg ausbrach, war er 
schon 77 Jahre alt und längst in Pension. So blieb 
er, ein alter Adler, in seinem Ruhekäfig sitzen und 
ließ das Weltgeschehen still an sich vorüber brausen. 
Und still, von der Welt vergessen, ist er nun auch 
gestorben... 
Die Freundinnen. 
„Aber Nelly, deine neuen Photographien sind 
doch sehr gut!" 
„Aber nein. Meine Freundinnen bitten alle 
um eine, aber keiner meiner Freunde." 
Das beste Mittel. 
Ein Kandidat der Medizin wurde vom Pro 
fessor scharf examiniert. Nachdem der junge Mann 
die schweißtreibenden Mittel richtig angegeben hatte, 
fragte ihn der Examinator: 
„Wenn nun all diele Mittel wirkungslos wä 
ren, was würden Sie dann verordnen?" 
„Ich würde", lautete die Antwort, „den Pa 
tienten zu Ihnen ins Examen schicken." 
„Es ist verboten, die ausgestellten Gegenstände zu 
berühren". Wir kennen alle dieses Sprüchlein, das 
uns in allen Museen, allen Ausstellungen und allen 
Sammlungen von den Wänden sein Verbot entaegen-- 
ruft. Ein Museum macht eine Ausnahme, es ist das 
Deutsche Museum für die Geschichte der Naturwissen 
schaft und Technik in München. „Hier darf man alles 
anfassen hier soll man alles anfassen und ausprobieren. 
Aus diesem unaewöhnlichen Museum bringt die neueste 
Nummer der Münchner Illustrierten Presse (Nr. 5) 
einen hübschen Vilderapfsatz, 
Das Saaraebiet ist uns aus vielen politischen De 
batten und Aufsätzen bekannt. Merkwürdigerweise aber 
wissen sehr wenige, wie es eigentlich in diesem Lande 
aussieht. In einem großen Aufsatz in der neuesten 
Nummer der „Münchener Illustrierten Presse" (Nr. 6) 
wird uns ein Bild von diesem deutschen Lande geaebem 
von seiner Landschaft, seinen Menschen und dem Kampf 
um die Saargruüen. 
Photo-Wettbewerb der „Woche" entschieden. Bei 
80 CM zum großen Teil vorzüglichen Einsendungen 
ha::en es die Preisrichter nicht leicht. Die Gewinner 
und die schönsten Bilder stehen in Heft 6 der „Woche". 
Roulette aus chinesisch. Wie mag es in chinesischen 
Spielhöllen aussehen? Leien Sie. was der bekannte 
amerikanische- Journalist Aleko Lilius in Wort und 
Bild über das Monte Carlo des fernen Ostens die 
Hafenstadt Macao, in der „Woche" zu berichten weiß. 
Ï3I* 
^undgeruchs werden gründlich ' damit beseitigt. — Chiorodont: Zahnpaste, 
^orodont in blau-weiß-grüner Originalpackung und weise jeden Ersatz dafür zurück. 
ms 
entstellen s schönste Antlitz. Uebler Mundgeruch wirkt abstoßend. Beide Schönheitsfehler werden 
gründlich beseitigt oft schon durch einmaliges Putzen mit der herrlich erfrischend schmeckenden Gblorodont- 
Zahnpasle, Die Zähne erhalten darnach einen wundervollen Elfenbeinglanz, auch an den Seitenflächen, 
besonders bei gleichzeitiger Benutzung der dafür eigens konstruierten Chiorodont-Zahnbürste mit 
gezahntem Borstenschnitt. Faulende Speisereste in den Zahnzwisdienräun.en als Ursache des üblen 
Mundwasser, Zahnbürsten Einheitspreis 1 Mark bei höchster Qualität. — Man verlange nur echt 
Prank 
'ftseborg und Dasmar 
Verlag Alfred Bedithold 
^ (Nachdruck verboten.) 
^ meinte er: „Halte die Augen offen, Anne! 
^ - wenn du etwas Besonderes merken solltest, 
feisty es mir! Es wird dein Schaden nicht 
ftz .Ņeeuhigt kehrte er in fein Privatkontor zurück, 
sich zunächst ausgiebig und arbeitete dann die 
y,'^3f>ngeuen Briefschaften durch. Höhnisch las er 
Diese 2e- 
z. ^ e ' n Schreiben Eriks an Ingeborg. 
bxj Zeichen trafen ja mit unheimlicher Pünktlichkeit 
Ort ein. Daß er ein Narr wäre, diele Briefe 
^ņgeborg weiter zu geben! Hoffentlich blieb Erik 
It)n 8* aus. Wenn sie dann die ganze Zeit über 
ts E ^î'ļe von ihm erhielt, würde sie doch bedenklich 
und an Eriks Liebe zu zweifeln beginnen. 
Der Diener trat leise ein und überbrachte einen 
„Er ist durch einen Boten abgegeben wor- 
Antwort sei nicht erforderlich", bestellte der 
'^ner. 
bel„ Ņengt Sjöberg prüfte mißtrauisch die ihm un- 
tj^ Orten Schriftzüge. Dann entschloß er sich end 
den Brief zu öffnen. Aha! Karla Gyllenborg 
Die Erregung trieb ihm das Blut in 
"gen. Voll Eifer las er: 
„Sehr geehrter Herr Sjöberg! 
Es 
^2 war ein schweres Stück Arbeit, das Vög- 
■ ’ n meine Gewalt zu bekommen. Dafür haben 
5q- ^ aber jetzt so sick)er, daß sie ohne unseren 
r^mlßt: Ihren! — Willen sich nicht rühren und 
kann. 
y^'j.kann. Sie wurde als Hehlerin verhaftet 
fr E ; "ur wegen Mangel an Beweisen wieder 
^^gelasseņ worden. Schutzlos stand sie auf der 
ottr 1' ""hm ich sie großmütig in mein Haus 
fgļjji 2ch sorgte dafür, daß es ihr hier nicht ge- 
Dos Mädchen geht umher wie eine Trauer- 
dem Menschen, der sie vor mir erlöst, 
şich " ņe ihren Retter sehen. Ich denke, daß Sie 
iiy„ ^cht lange besinnen werden. Besuchen Sie 
Ich uxrde dafür sorgen, daß Sie mit 
Ihren Auftrag rasch und sicher auszuführen. Niin 
haben S i e das Wort! K. G." 
Beugt Sjöberg rieb sich schmunzelnd die Hände 
Diese Karla Gyllenborg arbeitete prompt und sicher 
man mußte es ihr lassen. Das Vögelem, das Lars 
Larsson so gerne in seinen Käfig genommen hatte, 
saß so fest auf der Leimrute, daß es weder mit List 
noch mit Gemalt wieder frei kain. 
So. und nun wollte er nicht zögern, als Retter 
in der Not bei dem Mädchen aufzutreten. In seinem 
Hause war sie am sichersten verwahrt. 
Als Erik Dahlgren sich dem Mockhause näherte, 
leuchtete es in feinen Augen freudig auf. Wie er 
sich nach Ruhe und Schlaf sehnte! Heute wollte er 
früh sein Lager aufsuchen, damit er morgen unver 
züglich die Arbeit wieder aufnehmen konnte. Viel 
leicht förderte er in wenigen Tagen die Vorarbeiten 
'0 weit, daß seine Rückkehr nach Stockholm mögl'ch 
war. Mit aller Gewalt zog es ihn zu Ingeborg. 
Ueber der Sehnsucht nach ihr vergoß er alle anderen 
Gedanken und Erlebnisse dieses Tages. 
Sogleich nach der einfachen Mahlzeit suchte er 
lein Lager auf. Auch Larsson blieb mit den Knech 
ten oben im Blockhouse. In der Frühe des nächsten 
Tages wollten die drei nach Dahlgrenshemmet zu 
rückkehren. Der Schlaf kam bei allen ungerufen. 
Erik meinte, er hätte sich eben niedergelegt, als er 
durch einen Höllenlärm geweckt wurde. Da war ja 
wieder der verwünschte Märllereigen, der ihn schon 
in der vergangenen Nacht io furchtbar aestört batte. 
Aergerlich buscheite er sich ein. Sie würden schon 
einmal Ruhe geben. 
Silbernes Mondlicht ergoß sich in die kleine 
Schlafkammer. Es blendete den müden Mann, der 
io gerne geschlafen bäite. Dazu kam noch die Stö 
rung im Nebenzimmer. Der Lärm wurde immer 
unerträglicher. Vergebens mühte sich Erik, die Ge 
räusche zu überbören. Seine empfindlichen Groß 
stadinerven rebellierten ganz entschieden gegen dieie 
Zumutung, eine wiche Nachbarschaft lange zu ertra- 
oen. Wütend sprang Erik aus dem Beit und ent- 
-iindeie d'e Ker^e auf dem Rachtii''ch. Leite trat er 
'N dos Wohnzimmer. Sogleich verstummt der 
Lärm. Unter dem alten Teppich «'ch'enen die unge 
betenen Gäste sich aufzuhalten. An Schlaş war ia 
unter diestn Umständen dmb n'cht zu denken. Wa 
rum sollte er da nicht die Mäuse in ihrem Vergnü 
gen ein wenig stören! Lange sann er noch, wie er 
ihnen beikommen könnte. Halt! Er hatte ja ein-ge 
Chemikalien bei sich! Vielleicht befand sich ein Gift 
darunter, das den Mäusen den Appetit verdarb. 
Richtig: Cyankalium fand sich unter den Reduktions 
mitteln. die er für seine chemischen Untersuchungen 
brauchte. Möglicherweise jagte schon der Mau 
säuregeruch seine Quälgeister in die Flucht. 
Vorsichtig, um die übrigen Schläfer im Haute 
nicht zu stören, entfernte er den Tisch und rollte den 
Teppich zusammen. Dann beleuchtete er den Fuß 
boden. Seltzam, hier war kein Loch zu entdecken. 
Er beugte sich tiefer und beleuchtete den Boden, 
schritt ganz langsam weiter. Wie der Fußboden un 
ter ihm schwankte! Es wurde höchste Zeit, daß er 
erneuert wurde. Ein Mann mit größerem Gewicht 
als er würde hier unbedingt einbrechen. 
Kaum hatte er das gedacht, da knackte auch schon 
ein Brett unter chm. Rasch sprang er zur Seite. 
Vor ihm klaffte im Fußboden eine Lücke. Dort hin 
ein konnt« er sein unangenehmes Geschenk praktizie 
ren. Um die Einbruchsstelle nicht unnütz zu vergrö 
ßern, ließ er sich auf die Knie nieder. Dann reichte 
er mit der Rechten, in der er das geöfftrete Gefäß 
mit Cyankalium hielt, in das Loch hinein. Erfchrot- 
ken zuckte er zurück. Eine Maus war über keinen 
Handrücken gelaufen. Und bei dieser hastigen Be 
wegung hob sich eine quadratische Fläche des Fuß 
bodens. 
Was war denn das? Eine Art Falltür? Nun 
griff er mit beiden Händen zu. Der Kerzenschein 
zeigte ihm eine Vertiefung von einem Meter, die 
mit Brettern ausgekleidet war. Auf dem Grunde 
lag eine Metallkiste, die dreiv-ertel àter im Qua 
drat messen mochte. Doll Spannung machte Erik sich 
an die Arbeit, die Kiste aus ihrem seltsamen Aufbe 
wahrungsraum emporzuheben. Seine Mühe hatte 
erst dann Erfolg, als er in das Loch stieg und die 
Kiste mit beiden Händen fassen konnte. Sie hatte 
ein beträchtliches Gewicht. Kopfschüttelnd betrach 
tete er seinen Fund. Neugierig tastete er ihn ab, 
um den Verschluß ausfindig zu machen. Nicht lange 
blieb er seinem geschulten Auge verborgen. Der Dek- 
kel sprang auf, der Inhalt lag fre, vor ihm. 
Papiere! Ein ganzer Stapel: Zeichnungen. 
Briefe, Heft«. 
Hastig wühlte Erik in dem reichen Inhalt. Sein 
Herz pochte in wilden Schlägen. Immer wieder er 
kannte er die großen steilen Schriftzüge seines Va 
ters. 
Die Müdigkeit war verschwunden. Erik dachte 
nicht einmal an Schlaf. Rakch entzündete er die 
hohe Stehlampe. Dann trug er den Inhalt der 
Kiste auf den Schreibtisch, stellte den Behälter 'N 
sein bisheriges Versteck, schloß die Oeffnung und 
rollte den Teppich darüber. Kein Mensch brauchte 
etwas von keinem Funde zu wissen, sonst gab es 
erst allerhand unnütze Redereien. 
Seine Hände zitterten vor Erregung, als er 
den Stapel Papiere oberfiächlich ordnete. Zunächst 
erblickte er Zeichnungen. Nun ja, kein Vater war 
ja ein tüchtiger Ingenieur gewesen, da war es wohl 
kein Wunder, daß sich allerhand Entwürfe in keinem 
Nachlaß befanden. Das Intereüe für die Arbeit 
des Vaters, der so früh aus der Welt hatte fcheidei» 
müssen, ließ fein Mut rascher krollen. 
Plötzlich prallte er entsetzt zurück, als hätte eine 
kalte Hand an kein lebenswarmes Herz gegriffen. 
Täuschte er sich denn wirklich nicht? War er nicht 
einem Betrug auf die Spur, dessen Opfer sein Vater 
geworden war? 
Wie ein Detektiv prüfte er Zeichnung um Zeich 
nung. Auch die kleinste Skizze betrachtete er mit der 
größten Sorgfalt. Mit brennenden Augen las er 
die umfangreichen Aufzeichnungen lemes Vaters 
durch. S>e waren überschrieben „Motorenchp A" 
und „Motorentyp B". 
Hätte Erik nicht schon aus den Zeichnungen er 
fahren, daß 'ein Vater jene Motorentypen erfunden 
hatte, die nahezu stnei Iahrzebnte lang der Fabrik 
Dahlaren und Siöberg şhre führende Stellung >'n 
der Industrie gesichert hatten, ko wäre der Beweis 
dafür durch ihre ausführliche Beschreibung erbracht 
worden. Was aber ergab sich daraus? Eine schwere 
Anklage gegen Benot Sjöberg! Es konnte ja gar 
nicht anders kein: Sjöberg hotte die Pläne für die 
Erfindung des Vaters unter''chlagen. hatte dann den 
Glauben erweckt, daß er die Patente käuflich erwor 
ben hätte und daraus das Recht abgeleitet, in be 
sonderem Maße an den Gewinnen beteiligt zu fein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.