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123. Jahrgang.
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ZienslM, bm IS. Feörusr
ttnkreich bereitet der politischen
e ti eine Ueberraschnng.
Beim Verlassen des Elysees erklärte Briaird
den Journalisten, die ihn wegen seiner Abreise
nach London befragten, er reise nicht nach London.
Auf eine Frage nach dem Verbleib des Marine
ministers Leygues in London erwiderte Vriand,
es sei möglich, daß der Marineminister nach Paris
zurückkehre.
Man rechnet, wie aus Paris verlautet, damit,
daß Tardieu die Gelegenheit benutze, einen oder
zwei Vertreter der Radikalen Partei für sein
neues Ministerium zu gewinnen. Auf keinen Fall
erwartet man, daß eine wesentliche Verschiebung
des Gesamtbildes nach links erfolgt. Tardieu wird
auf die Eefamtbehaltung des Kriegsministers Ma
ginot als führenden Vertreter des rechten Kam-
merflügels Wert legen.
In der Pariser Rechtspresse macht sich etwas
Bestürzung bemerkbar ob der durch den Zwischen
fall von rechts entstandenen Komplikation. Im
ganzen betrachtet, sind die heutigen Kommentare
der Pariser Blätter ziemlich nervös.
Psmmte im Gerede.
Da seit Jahr und Tag keine Minister
krise in Frankreich denkbar ist. ohne datz
Poincares Name wenigstens genannt wird,
so braucht inan sich nicht zu wundern, daß
Poincare auch nun wieder Erwähnung fin
det, wenn auch weniger als Regierungschef
denn als Nachfolger des Finanzministers
Charon, dem Tardieu hinsichtlich der In
gangsetzung des Noungplaus keine allzu
großen Fähigkeiten zugetraut haben soll.
Poincare ist wieder gesundet, und Tardieu
steht dieser Tage auf.
Hindenburg wartet ab,
Hngenvergs und Oberfohrcns Besuch.
Der Reichspräsident empfing den Vorsit
zenden der Deutschnationalen Partei, Hilgen
berg, und den Führer der deutschnationalen
Reichstagsfraktion, Dr. Oberfohren. Staats
sekretär Meißner wohnte der Unterredung
bei. Ueber den Besuch wird mitgeteilt, datz
die beiden Parteiführer ihre Auffassung über
die mit dem Moungplan zusammenhängende»
Probleme vortrugen und insbesondere ihre
Bedenken hinsichtlich des dentsch-polnischeu
Liquidationsabkommens, der Sanktionsfrage,
der Saarfrage sowie der Untragbarkeit der
dem deutschen Volke ans dem Aonngplan er
wachsenen Lasten darlegten. Der Reichsprä
sident hat, wie es in der Mitteilung weiter
heißt, die Ausführungen mit Aufmerksamkeit
entgegengenommen und erklärt, sich seine per
sönlichen Entschließungen bis nach Ende der
Beratungen und der Beschlußfassung des
Reichstages vorbehalten zu müssen.
Folge haben. Er weigere sich, eine Abenteuerpoli-
tik zuzulassen. Der Vorsitzende des Finanzaus
schusses der Kammer, der radikale Abgeordnete
Malvy, forderte das Haus auf, gegen die Abtren
nung dieses Artikels, also gegen die Regierung, zu
stimmen; denn dieser Artikel interessiere 700 000
oder 800 000 Kaufleute, während er das Budget-
gleichgewicht nicht gefährde. Die Tatsache, daß es
sich nicht um eine politische Frage handele, sei da
durch erwiesen, daß der der Maria-Gruppe auge
hörige Abgeordnete Dennis den Antrag einge
bracht habe, und daß der Finanzausschuß, der eine
andere Mehrheit habe, ihn befürworte.
Der Abgeordnete Denars selbst erklärte var
der Abstimmung, daß er angesichts der Vorbehalte
des Finanzministers gegen seinen eigenen Antrag
auf Abtrennung stimmen werde!
Die Kammer hat dann, wie gesagt, die Ab-
trcmmng des Artikels mit 286 gegen 281 Stim
men abgelehnt.
Iomîmgue gesàftļ den «mîlkiļļ.
Der Präsident der Republik, Doumerguc, hat
den Rücktritt des Kabinetts angenommen und die
zurückgetretenen Minister gebeten, dis Erledigung
der laufenden Geschäfte zu gewährleisten.
^o» neuem Taröterr?
Der Vertrauensvotumsapparat der
^fischen Regierung, viel in Anspruch ge-
hat gestern nachmittag plötzlich ein-
^ «exsagt, die Regierung Tardie» blieb in
1 Querfrage — in Steuersragen pflegt
hör.ņņtlich der parlamentarische Spaß anfzu-
W- , ~ Ņt mtr 5 Stimmen in der Minder-
öes 4og daraus die Folge der Einreichung
s -üncktrittsgesnchs. Nach Lage der Dinge, be-
şortde - - ttsgesuchs. Nach Lage der Dinge, be
im Hinblick auf wesentliche autzenpoli-
fe • 8Cn (Flottenkonferenz und Uoung-
sj„.^zrerungs, deren Entscheidung gerade im
se/st.begriffen ist, scheint es nicht ausgeschlos-
das Kabinett Tardieu wiederkehrt,
^îcht mit einem anderen Finanzminister,
üeo.^merkenswert ist, daß sich die Mehrheit
'hreu r- ie Regierung in erster Linie gegeil
w” finanzpolitischen Exponenten, den Fi-
i^Enister Chervn, von rechts bis links zn-
Aus der Marin-Grnppe, geführt
'W s.ņdpstiellen Marin, kam der Vorstoß,
Opposition von links machte sich na-
che» ^ Ein Vergnügen daraus, ihn mitzuma-
c,iZ ' ņrehr aus allgemeinpolitische« Gründe»
^ finanzpolitischen, die in diesem Falle
ş"Nst s^Ettd für die die Regierung Tardieu
nützenden Rechtsgruppen waren,
r öer Mutige« Pariser Morgenpresse
och' daß die bei der letzten Regierungs-
Ungeschicks sich selbst ausschal-
kjK? -inke (Radikale und Sozialisten) es
SW: ött dem Versuch fehlen lassen will, ans
den ^«ugsruder zu kommen. Unter Umstän-
tnit ? würden sich die Radikalen auch wohl
uigen Vertretern in einem neuen Ka-
^»tm-^ardie zufrieden geben. Einiges in der
si„k..,/^ung, die sich im Hinblick ans die
lvstz Politik voraussichtlich rasch vollziehen
fte r a' £ or . n mt auf die Haltung des Außenmini-
^Mn^ŗì'wd an, der als „Freund Stresc-
^ Ņertreter der Locarnoparolen und
l>ls şilneuropaiôee, wenn auch mehr platonisch
Apolitisch, in der Regiernng Tardien so-
xi. .we glückliche Fignr »rächt. Die Frage,
^-îne Stunde für gekommen hält, der
, br einer ans Rechte und Mitte^ange-
, ü Regierung Schwierigkeiten ztàerei-
'ņ einer Linksregrernng in den Steig
er ka»'^î. helfen, spielt zweifellos eine Rolle
iedoch auch abermals aus der Not eine
^ņwchen, rvie damals, als er in das
^Eļşeitig Kröten eintrat. Briand ist eben
our einzelnen ivird berichtet:
^ her K Regierung Tardieu ist gestern nachmittag
’"en * mmcr bei einer Abstimmung mit ö Stim-
"er Minderheit geblieben. Die Abstim
mt dj,> 286 Stimmen gegen 281 Stimmen
f , ^^wmen. Die Mitglieder des Kabinetts
der Abstimmung in der Kammer eine
!'»d sch 'wtung im Kammergebäude abgehalten
°°ktêņ°"^?ufhin zum erkrankten Ministerpräsi-
!"» ih»^"dicu. der das Bett hüten muß, begeben,
. “on dieser Abstimmung in Kenntnis zu
Einvernehmen mit ihm das Rück-
s Die abzufassen.
Abstimmungsniederlage des französischen
3 hat folgende
Üriti; an . Vorgeschichte:
lî Cs Ti^/ņîşter Ehêron hatte die Abtrennung ei-
^ E^Ştzartikels, der eine Pauschalermäßi-
...Neuern ans industriellen und Handcls-
x-tn l bie int Geschäft ihres Mannes arbei-
t> n ! n, etthr, U vorsieht, gewünscht und in diesem Zn-
tļj.%nbe Vertrauensfrage gestellt. Der be-
^ '"tikel war auf einen Antrag des der
w s 'UirüÜ^-.. angehörenden Abgeordneten De-
azusühren. Clstron erklärte, die Auf-
dieses Artikels würde einen Ein
fall von 60 Atillionen Franken zur
Ein Vertrauensvotum für Tönnfen.
Üchstt Emhäiöse.
Von erheblicher Bedeutung für die Entwick
lung und Stärkung der landwirtschaftlichen Ein
heitsorganisation in unserer Provinz war die
gestrige Dertreterversammlung des Kreisbauern-
bundes Pinneberg, die von 130 Vertrauensmän
nern besucht war. Sowohl Tönnssn-Schaalbp als
auch Stamerjohann-Eichenhof hatten Gelegenheit,
ihre Ansichten darzulegen und die von ihnen ver
tretene Organisationspolitik zu verteidigen. Die
Vertreter des Kreises Pinneberg billigten einstim
mig die Maßnahmen des Bauernbundes, wie sie
von Tönnicn in den letzten Monaten durchgeführt
worden sind. Die Versammlung verlief außer
ordentlich lebhaft, einen eingehenden Bericht brin
gen wir in der nächsten Ansgabe. Das Ergebnis
und den Verlaus der Tagung kommentiert am
klarsten der folgende, einstimmig gefaßte Beschluß:
„Der Kreisbaucrnbund Pinneberg bleibt
bestehen, er bleibt dem Land- und Bauern
bund Schleswig-Holstein solange angeschlosien.
als die bäuerliche Linie gewährleistet ist.
Seine Vertreter haben dafür einzutreten, daß
Herr Max Tonnssn-Schaatby zum Vorsitzen
den in der Provinz gewählt wird."
Eine offiziöse englische Auslassung zur Lage
WTB. London, 17. Febr. Nach einer Reuter
meldung siiiid die Delegierten des britischen Gesamt
reiches heute vormittag int Foreign Office zusam
mengetreten. Die ganze Aufmerksamkeit der Kon
ferenz ist im gegenwärtigen Augenblick auf die zah-
lenmäßigeit Angaben gerichtet. Sobald irgend eine
Macht feste und ausführliche Zahlenangaben macht,
hat dies naturgemäß einen direkten und sofortigen
Einfluß auf die in Aussicht genommenen Stärkcver-
hältniffe. Man darf sich daher keiner Hoffnung hin
geben, daß etwa im gegenwärtigen Augenblick große
Ergebnisse erzielt werden können. Bisher hat keine
Nation ihre Fordcrnngen modifiziert. Die Frage
der Stärkeverhältniffe bleibt weiter ein Gegenstand
sehr ernster Erwägungen.
Auf eine Frage, wie es mit dem Mittelmeer
pakt stehe, wurde von britischer Seite erklärt, die Er
örterung dieser Frage habe noch nicht begonneit. Die
Erörterung über den politischen Pakt ans der Flot-
tenkonfercnz würde notwendigerweise die Anwesen
heit aller Küstenstaatcn erforderlich machen und so
eine ganz andere Form der Konferenz zur Folge
haben. Die Frage des Mittelmeerpaktes sei aus ver
gegenwärtigen Konferenz formell nicht aufgeworfen
worden, obgleich indirekt auf diese Frage Bezug ge
nommen worden sei.
Mit Bezug aus das Marineprogramm Deutsch
lands wird betont, daß für Deutschland der Ver-
'ailler Vertrag maßgebend sei uird die gegenwärtige
Konferenz dazu nicht Stellung zu nehmen habe.
Wie Reuter weiter zu wissen glaubt, haben die
von Frankreich vorgebrachten Zahlen und die lin-
nachgiebigkeit, mit der die französische Delegation
an ihnen festhält, die Lage kompliziert.
Reichskonferenz einberufen müssen. England kann
ohne seine Dominions derartige politische Bin
dungen nicht mehr eingehen, weil sich vor allen
Dingen Südafrika und Kanada verbeten haben, er
neut in Händel europäischer Art mit dem Blut
ihrer Einwohner eintreten zu müssen, soweit sie
nicht selbst vorher nach durchgreifender Unter-
richtung Bindungen militär-politischer Art gebil
ligt und damit ein eigenes Interesse der eng
lischen Dominions anerkannt haben.
England spielt Frankreich gegenüber zum
erstenmale Deutschland aus. Wir haben berichtet,
daß Englands Presse andeutet, daß Deutschland
an seine wirkliche Abrüstung lt. Versailles nicht
mehr gebunden sei, wenn die Siegermächte nicht
auch ihren Abrüstungsverpflichtungen lt. Versail
les nachkämen. Also ein sehr deutlicher Wink
mit dem Zaunpfahl!
Das englische Mutterland scheint einem Mit-
telmcerpakt sympathisch gegenüber zu stehen, es
will vor allen Dingen Frankreichs Seemacht unter
Druck halten können, weil eine starke französische
Flotte angesichts der kontinentalen politischen
Verhältnisse und der geographischen Lage bei wei
tem gefährlicher ist wie die deutsche Flotte vor
1011, die durch die Entente mit Frankreich und
Rußland sehr stark im Ernstfälle ausgeglichen
wurde. Wie sehr die Dinge auf d-es Messers
Schneide stehen, geht auch aus den Vorgängen in
Frankreich hervor. Wenn auch Tardieus Sturz
rein innenpolitische letzte Ursachen hat, so spielt
doch bei den Gegensätzen Tardieu-Vriand die
Außenpolitik mit hinein. Wir verweisen auf die
diesbezüglichen Ausführungen an anderer Stelle
dieses Blattes. *■©
„Der Reichspräsident von Hindenburg
wartet also, so bemerkt „Der Jnngdentsche",
wie es verfassungsmäßig seine Pflicht ist, ab,
bis der Reichstag gesprochen hat, und läßt sich
von keiner Seite beeinflussen. Er bat sich nun
auch Klarheit über die Stellung der Huge«-
bergschen Opposition verschafft, und niemand
kann ihm vorwerfen, daß er sich nur einseitig
unterrichten lasse. Einzelne übereifrige Re
gierungsblätter haben berichtet, daß die
Reichsregiernng den Empfang der deutschna
tionalen Parteiführer beim Reichspräsiden
ten „genehmigt" habe. Diese Auffassung ist
aber von der Regierung bereits zurückgewie
sen worden. Der Reichspräsident kann emp-
şaitgen, wen er will. Eine Bevormundung
für ihn darf es nicht geben. Ter Empfang
Hngenbergs bei Hindenburg spricht im übri
gen für das hohe Pflichtbewußtsein Hinden-
burgs, der sich in seiner Amtsführung auch
nicht durch die persönlichen Angriffe beirren
läßt, die gerade ans den alldeutschen und na
tionalsozialistischen Kreisen des Hugenberg-
schcn Reichsansschusses gegen ihn gerichtet
worden sittd."
Die „Vossische Zeitnng" bemerkt: „Tie
Audienz hatte einett ausgesprochen politischen
Charakter. Die Führer der nationalen Op-
vosition wollten den Reichskanzler dazu be
stimmen, daß er die Unterschrift nnter die
Ronng-Gesetze verweigere, wenn sie vom
Reichstag- angenommen worden sind.
Der Reichspräsident hat nach dem Vor
trage erklärt, daß er sich seine persönliche Ent
scheidung vorbehalte bis nach Abschluß der
Beratung und Veschlnstfasiitng des Reichsta
ges. Diese durchaus korrekte «crsassnngs-
mätziae Antwort des Neşchsprälidenten war
zu erwarten. Es ist, seitdem ein deutscher
Die vorstehende Reuter-Meldung kann man
als eine ofsiöse Stimme ansehen aus welcher sich
die materiellen und politischen Zusammenhänge
herauslesen lassen. Danach ist es also so, daß
Frankreich die hohen Zahlen in seinem Aiarine-
bauprograntm — eine Verdoppelung der Tonnage
in 10 Jahren — gegen eine politische Sicherung
in einem so-genannten Mittelmeer-Locarno durch
die großen angelsächsischen Mächte ausspielt. Frank
reich wird also in der Schisfstonnage-Frage nur
Entgegenkommen zeigen, wenn England sich be
züglich des Mittelmeeres politische Bindungen
Frankreich gegenüber auferlegt. Infolgedessen
haben die englischen Alachthaber die britische
Wir fügen noch folgende Meldung an:
Amerika und die Flottenabrüstung.
T.-U. Newyork, 18. Febr. Eig. Funkmeldung.^
Der Rücktritt Tardieus löste zwar in Washington
eine allgemeine Verblüffung aus, do cherklärten dis
der Regierung nahestehenden Kreise, es sei für den
Fortgang der Flottenkonferenz kaum wesentlich, ob
Tardieu oder jemand anders als Führer der fran
zösischen Abordnung nach London zurückkehre, da
die von Marineminister Leygues gestellten Forde
rungen vom ganzen franzôsişckien Volk gebilligt
würden Richtdestoweniger befürchtet Washington
FortsetzAng siehe nächste Seite.