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123. Jahrgang
123. Jahrgang
Gînzeķseràausspreìs 15 Goldpfennige.
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Der Gedanken vom europäischen
Zu,ammensch!utz.
Es soll gespart werden.
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst
mitteilt, hat das Preußische Staatsministeri
um beschlossen, angesichts der wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, mit denen weite Bevölke
rungskreise zu kämpfen haben, den alljähr
lich zu veranstalteten großen parlamentari
schen Empfangsabend der Staatsregierung in
diesem Jahre nicht stattfinden zu lassen. Das
Staatsministerium ivird statt dessen einen Be
trag stir Speisungen bedürftiger Schulkinder
zur Verfügung stellen.
Man sieht, es soll gespart werden, wenn
man als eines der nächsten Objekte auch nur
den parlamentarischen Bierabend ins Auge
faßt, ivie's von der großen Glocke des Amt
lichen Pressedienstes läutet. Doch „Vivant
seguentes!" möchte man ausrufen. Es mö
gen weitere, noch erträglichere Spargelegen
heiten nicht ansgelassen werden!
Gegen die Unzahl der Konferenzen.
Ans Einladung der kommunalen Spitzen
verbände, des Teutschen Städtetages, des
Deutschen Landkreistages, des Reichsstädte-
bnndes, des Verbandes der preußischen Pro
vinzen und des Teutschen Landgemeindetages
fand in Berlin eine Besprechung mit Tpitzen-
verbänden der Wirtschaft statt. Die Bespre
chung befaßte sich mit der aktuellen Frage
einer Einschränkung der Konferenzen und
führte zu einer weitgehenden Uebereinstim
mung über Häufigkeit. Form und Aufwand
der Tagungen. Tie Organisationen werden
entsprechende Maßnahmen innerhalb ihrer zu
ständigen Organe und mit ihren Unterver
bänden vereinbaren, um so der ans den Zeit-
verhältnissen heraus gebotenen Sparsamkeit
Rechnung zu tragen.
ist noch nicht weiter gekommen. In der Landtags
fraktion der Deutschen Volkspartei kam gestern zum
Ausdruck, daß man der Angelegenheit erst nähertre
ten könne, wenn der Volkspartei ein bestimmtes An.
gebot gemacht sei, was bisher noch nicht der Fall ist.
In der Demokratischen Partei schmollt man wegen
der den Demokraten für die Umgruppierung zuge
muteten Opfer. Das kommt auch im Demokratischen
Zeitungsdienst zum Ausdruck, wo es, ein wenig süß
sauer heißt, man sei aus staatspolitischen Gründen
bereit, im Interesse einer wirklich oktionsfähigen
und starken Regierung Opfer zu bringen, nur dürfe
man dieie nicht von Demokraten allein verlangen.
Dann wird die Amtsführung des preußischen Han
delsministers Dr. Schreiber gerühmt und ein Wechül
nn Kultusministerium als nicht nötig erklärt. Ts
wird, van „Fraktiansegoismus" gesprochen, was
ziemlich deutlich auf die Sozialdemokraten geht, die
bekanntlich ihren Abgeordneten König für das Kul
tusministerium bereithalten im Falle einer Erweite
rung der Regierungskoalition, io daß sic dann drei
Ministerien in Händen hätten. Der demokratische
Zeitungsdienst äußert Zweifel, ob König den evan
gelischen Interessen gerecht werden könne, und
und warnt vor einer falschen Anwendung des par
lamentarischen Systems.
Die Zentrumsfraktion des Landtags hat cin-
luütia ausgesprochen, daß die Erweiterung der
preußischen Regierungsbasis mit arösitex Beschleu
nigung durch den Ministerpräsidenten herbei
geführt werden möge.
Wie wir dieser Tage den Vorkämpfer des
pancnropäischen Gedankens. Gras Couden-
hove-Kalergi, mit seinen gewissermaßen zwi
schen Idealismus und Theorie pendelnden
Anschauungen zu Wort kommen lieben, so sei
heute ein daS Problem konkret zurechtlegen
der Publizist gehört. Luitpold Hoser, der
Schriftleiter des Bundes für koloniale Er
neuerung, weist die Theoretiker und Ideali
sten, nicht zu vergessen die Opportnnitätspoli-
tiker, ans eine ganz bestimmte praktische
Aufgabe hin zum Beweis der Lebenskraft
der paneuropäischen Idee. Diese Aufgabe,
der Prüfstein, liegt in Afrika, und Hoser
schreibt:
Die Rettung Europas sott durch Zusam
menschluß seiner Völker erstrebt werden. Dar
über. wie dieses wünschenswerte Ziel erreicht
werden soll, gehen die Meinungen stark aus
einander. Tie offiziell unterstützten Pläne
sind folgende: Nr. 1 der Plan Condenhone-
Äalergi; Europa ohne Rußland und ohne
England, einschließlich der französischen, bel
gischen, holländischen und italienischen Kolo
nien. Nr. 2 der Plan des Verbandes für
europäische Verständigung; Europa als Zoll
union; über die Einbeziehung der Kolonien
besteht in diesem Verband keine Einigkeit und
auch wenig Interesse. Nr. 8 der Plan Bri-
ands; Pan-Europa ohne Zollunion, ohne Ko
lonien, was positiv werden soll, ist unklar, an
scheinend nur ein europäischer Völkerbund
bei vollständiger Unabhängigkeit der einzel
nen Staaten.
Was treibt eigentlich zum Zusammen
schluß Europas? Die Erstarkung Amerikas
mit dem heute bereits praktischen Hinter
grund Pan-Amcrikas: das Erwachen Asiens
mit seinen riesigen Volksmassen; die wirt
schaftliche Abhängigkeit von den anderen Kon
tinenten. Europa benötigt Baumwolle. Inte,
Wolle, Oel und Oelsrüchtc. Kautschuk. Kaffee,
Kakao usw., alles Tinge, die es nicht bat und
nicht erzeugen kann, da cs tropische Erzeug
nisse sind. Amerika und Asien haben ihre
tropischen Ergänzungen neben großen gemä
ßigten Zonen.
All"s, was Eurova nicht hat, das ist vor
allem Raum, haben die beiden anderen Kon
tinente. Das hat aber auch Afrika, das die
ironische Eroänrnna Enrovas ist. ' Afrika ist
Noch freies Land: die wenigen Reger ver
schwinden in diesem Erdteil und haben noch
keinen Anteil an her Weltwirtschaft. Wird
Afrika nicht non Enro»a kolonisiert, so wird
dies Rni-ch ş>r*geschehen.
Hier liegt d'e »^»e»ropäisş-o Angabe,
die E»twichlnnfl Afrikas für und dnrck'
Na. Hfep mfif r>a f^tne knstvr'schen Hindernisse,
Nur »»>»„""!<>Die Einheit Enrnnas
;>. *• %•?#,* «».„«nnzt, IN-^den und wachsen.
B-f d-n muß man arcka»aen.
nicht bei 8-"» ichsin-n Tdeen. wenn nran Men-
- us»schließ"n will Z"'n guten
n ~r,":ļ da'": das «kerb nicht am
,wird Ban - Europa
nur über ein europäisch-kolonisicrtes
eine Milliarde. Er hat weiter gesagt, daß
die Reichskassen für den l. Februar und den
1. März gesichert sind, daß aber für Ultimo
März noch 18« Millionen fehlen, die irgend
wie aufzubringen sind.
Der Vorsitzende des Wirtschaftspolitischen Aus
schusses des Neichswirtschaftsrates, Dr. Krämer,
berichtete über die Verhältnisse der deutschen Zünd
holzindustrie. über die falsche Meinungen verbrei
tet seien. Die Eesamterzeugung im Jahr betrage
229 030 Normalkisten, in die sich 10 Fabriken teil
ten. Manche Fabriken hätten nur eine Tageser-
zeugung von einer Kiste. Einschließlich der kauf
männischen Angestellten beschäftige diese Industrie
kaum mehr als 8000 Leute. Der Eesamterzeu-
gungswert sei höchstens 32 Millionen, also ein
ganz winziger (?) Ausschnitt aus der deutschen
Wirtschaft. Es könne auch keine Rede davon sein,
daß durch eine
Verteuerung der Zündhölzer
die ärmsten getroffen würden. 75 o. H. der Zünd
hölzer würden von den Rauchern benutzt, die
heute allein 32 Milliarden Zigaretten sahrlich ver
brauchten. Für das Monopol hätten sich nicht nur
die Schweden, sondern auch die deutschen Zünd-
Holzfabrikanten eingesetzt. Der Schwedentrust
werde heute auf 2,6 Milliarden Mark geschätzt.
Gegen ihn sei ein Kampf unmöglich. Kreuger
selbst sei ein ganz bedürfnisloser und außerordent
lich kluger Mann. Der Schwedentrust habe nahezu
75 v. H. der deutschen Zündholzfabriken aufgekauft.
Der Direktor der Reichskreditgesellschaft Dr.
Richter machte vertrauliche Mitteilungen über die
Verhandlungen mit dem Schwedentrust. Der Aus
schuß vertagte sich auf Sonnabend, da die Mitglie
der des Ausschusses für die Aussprache über die
Kassenlage des Reiches zunächst mit ihren Frak
tionen Fühlung nehmen wollen.
„Wchsràm" mm mtà&sn Ende her.
Außer Braunschweig auch Hessen.
Wie aus Darmstadt gemeldet wird, herrscht : n
führenden Kreisen der hessischen Demokraten große
Neigung, das baldige, fast bedingungslose Ausgehen
Hessens in Preußen zu fördern. Eine andere ein
flußreiche Gruppe der Parte: wünscht, daß zunächst
einmal das Sparprogramm der Regierung durchge
führt und damit gezeigt werde, inwieweit es schließ
lich doch noch möglich sei, sich selbst über Wasser zu
halten. Zu diesen bedeutsamen Fragen «oll eine
Landesausschußsitzung der Partei Stellung nehmen.
Außer Braunschweig ist es also auch Hessen,
das in seiner finanziellen Not den Anschluß an
Preußen erwägt in der Hoffnung, daß dieses sich
eher den Schwierigkeiten entwinden könne als das
kleinere Land. So scheinen wir eine „Reichsreform"
erleben zu sollen, die nicht die Züge des anfänglich
vorschwebenden Musters trägt.
Siftfefferei M GMMMklel.
T.-U. Hamburg. 25. Jan. (Eig. Funkmeldung.)
Nachdem am Donnerstagabend erfolgten Verbot des
kommunistischen sog. Hungermarsches durch die Ham
burger Polizeibehörde setzte die „Hamb. Volksztg."
auch in ihrer Frei'tgasausgabe die Agitation für
Kundgebungen am 1. und 2. Februar fort. Im Zu
sammenhang damit ist es in der vergangenen Nacht
zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und der
Polizei gekommen, über die der Polizeibericht mit-
vor und fahndet nach weiteren Teilnehmern an den
Kämpfen."
Die „Hamburger Nachrichten" schreiben über
den unruhigen Hamburger Freitag noch:
Die Kommunisten rufen jetzt allerorten zu „L.
L. L.-Feiern" auf; das sind Kundgebungen für
Lenin — Liebknecht — Luxemburg. Die Hambur
ger Kundgebung war für Freitag angesetzt; es lag
„Gewitter" in der Luft, da das Demonstrations
verbot für den-1. und 2-, Februar den Bolschewisten
schwer in die Glieder gefahren ist. Vor Cagebiel
stauten sich schon am frühen Abend die Massen.
Bemerkenswert ist, daß die Bolschewisten einen
regelrechten Streifendienst nach dem Conveutgar-
ten eingerichtet hatten. Im Conventgarten wa
ren die Nationalsozialisten zu einem Militärkon
zert zahlreich versammelt: auch sprach der Natio
nalsozialist Forster aus Nürnberg ein Vorwort zu
dem Film vom Nationalsozialistischen Parteitag in
Nürnberg. Da die Nationalsozialisten in straffer
Disziplin ^marschierten, wagten die Kommunisten
keinen Angriff.
Ne kommunistische „ßMdurm
Msjeütmff
antwortet auf das Demonstrationsverbot der Ham
burger Polizei u. a., die verstärkte Vorbereitung
und die Durchführung des Erwerbslosen- und Be
zirkskongresses der revolutionären Gewe-rkschafts-
opposition am 1. und 2. Februar in Hamburg
werde den Beweis dafür ablegen, daß die Kom
munisten an Ser Wasserkante es verständen, kühn
und entschlossen für die Revolution zu arbeiten.
Nach dieser Herausforderung darf man auf
den Verlauf der kritischen Tage besonders gespannt
sein.
kardmai Faulhaber m fein AêgiMnļ.
Humor und Ernst.
Der Erzbischof von München und Frei
sing, Kardinal Fanlhaber, hat, ivie setzt be
kannt " ■ \ seinem Würzburger Regiment
P. bavr. Inf. stieg. „Wrede"), bei dem er vor
40 Jahren als Einjahrig-Freiwilliger diente,
einen Nenjahrsgriiß geschrieben.
Kardinal Fanlhaber preist darin die Tol-
üatcntugenden, den Mannesmut, den Gemein
schaftsgeist, und frischt humorvoll alte Erin
nerungen ans: „Vom pünktlichen Antritt,
blank geputzt vom Stiefel bis zur Helmspitze,
vom Sicheinfügen in Reih und Glied, Mund
halten und nicht mit der Wimperzncken. wenn
der Herr Feldwebel schlecht gelant war, oder
der Herr Feldwebel schlecht gelaunt war. oder
wer noch einen Rostfleck im Gewehrlanf ent
deckte vom Griffekloppen, Zähnezusammenbei-
tzen usw usw."
Tann aber sagt der Kardinal: „Ich trete
heute für den Frieden ein, weil es nach mei
ner Ueberzeugung nicht mehr menschlich ist,
in dieser Art Krieg zn führen, mit Gaswol
ken, die alle persönliche Tapferkeit ersticken,
mit Fliegeraiftbomben. die in ein paar Stun
den alles Leben vom Säugling bis zum Greis
vernichten."
Freitagabend gegen 20 Uhr wurden in der
Iungiusstvaße zwei Ordnungspolizeibeamte von ei
nigen Hundert Kommunisten angegriffen, zu Boden
geworfen und mißhandelt. Aus der Menge heraus
wurde auch auf die Beamten geschossen, io daß diele
in höchster Rot schließlich ihrerseits feuern mußten.
Die Angreifer flüchteten, als weitere Polize'beomte
herbeieilten. Ob durch die hier gewechselten Schüsse
Personen verletzt worden und, ist nicht bekannt.
Rach Beendigung einer am Freitag von der KPD.
bei Saaebiel veranstalteten Versammlung rotteten
sich am Zeughausmarkt und
besonders im Gängeviertel
Versammlungsteilnehmer zusammen. Einschreitende
Polizeibeamte wurden angegriffen und mit Flaschen
und anderen Gegenständen beworfen. Auch wurden
wiederholt, insbesondere ans dem Gängeviertel.
Schüsse auf die Beamten abgegeben. Die Polizei-
beamten mußten sowohl von ihrem Gummiknüppel
als auch von der Schußwaffe Gebrauch machen. Im
Rademacher-Gang, aus dem besonders auf die Po
lizeibeamten geschossen wurde, ist ein 16jähriger
Im HanshaltsansstKust des Reichstaaes
"''klärte gestern Reişsfiņanzmiņister Dr.
mvld«pho»er, daß trotz Annahme des Aoung-
’ 0]tr-. *>?- K läge des Reiches nach wie
änderst aime'ya»,«t bleibe. Er sehe zur
leberwindung des-Ultimo Juni mit seinem
Fehlbetrag von 273 Millionen Mark keinen
Ikc>. wenn ’ die Krenger-Anleihc nicht zn-
6iUiSi< fomiiic.
Entgegen anderweitigen Meldungen heißt
neuerdings, daß Moldenhauer in der Frak-
Gnssitzttna der Deutschen Volkspartei mitgc-
Hlt hat. die k<Smebenbe Ş-ş-pld des Reiches
Mirage e.mei Milliarden und das rein recb-
^llgsmaßig festzustellende Defizit für 1030
Ì?festsf0ïf«.?î Hz»» RgWUyMen.
Im tschechoslowakischen Parlament erklärte bei
Beratung des Hecrestitels, der sich auf 1400 Milli
onen Kronen beläuft, der Kommunist Dr. Stern, die
Kommunisten leien nicht gegen jeden Krieg, aber üe
seien gegen alle Kriege, die im Interesse des Kapi'ta.
Eine Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Eedächtnis-
feirr der Münchener Kommunisten wurde von der
Polizei in München verboten.