Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

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nrît kommunistischen und sozialdemokratische« 
Stimmen. 
WTB. Solingen, 22. Jan. In der heutigen 
Stadtverordnetenversammlung wurden im dritten 
Mahlgang der kommunistische Stadtverordnete Her 
mann Weber mit 27 Stimmen der Kommunisten und 
"ir Sozialdemokraten zum Oberbürgermeister von 
Eroß-Solingen gewählt. Die 23 Stimmen der bür- 
Erlichen Parteien und die Stimme des provisori- 
şlhen Oberbürgermeisters erhielt der frühere Ober 
bürgermeister von Wald. Die Sozialdemokraten 
^klärten, sie hätten im dritten Wahlgang für den 
Evmmunistischen Kandidaten gestimmt, weil es nicht 
fe’tt dürfe, daß die bestehende Linksmehrheit durch 
bfe bürgerliche Minderheit mojorisiert werde. Im 
ersten und zweiten Wahlgang hatten die Sozialde 
mokraten ihre acht Stimmen für ihren eigenen Kan- 
brdaten Hermann Meyer abgegeben. 
Nach der llmgemeindnng zählt Erotz-Solingen 
kund 140 000 Einwohner. 
» * 
Zîe gfesfen silt MBer. 
. __ Der Strafrechtsauslchuß des Reichstages be 
schäftigte sich mit dem Strafmaß für Geldwucher 
»nd Sachwucher. Geldwucher soll mit Gefängnis 
^i»er, wenn er gewerbsmäßig begangen wird, mit 
Zuchthaus bis zu 10 Fahren, gewerbsmäßiger 
Jachwucher ebenfalls mit Zuchthaus bis zu 10 
Jahren bestraft werden, während nichtge-w>erbs- 
ülaßiger Sachwucher straffrei bleibt. Die Bestim 
mungen wurden mit der Aenderung angenommen, 
baß nicht nur die Ausnutzung des Leichtsinns oder 
bar Unerfahrenheit strafbar fein soll, sondern auch 
bie Ausnutzung einer Notlage. Ebenso wurde die 
Bestimmung über die Verleitung Minderjähriger 
hu>u Schuldenmachen, wofür Gefängnis bis zu 2 
fahren vorgesehen ist, genehmigt. 
* * * 
Nr §M Lerndl. 
Fm Geschäftsordnungsausschuß des Reichs 
tages wurde am Mittwoch der Fall des deutsch- 
nationalen Abgeordneten und Bürgermeisters 
Ņerndt. gegen den wegen feiner Haltung beim 
Volksbegehren ein Disziplinarverfahren schwebt, 
behandelt. Der Berichterstatter, Abgeordneter von 
Kardorff (DBP.), trat im Interesse des Beamten- 
kechtes für die Aufhebung der Immunität ein. 
Auch Verndt selbst setzte sich für die Aufhebung 
'feiner Immunität ein. Rach längerer Erörterung 
beschloß der Ausschuß die Aufhebung, da die Öf 
fentlichkeit ein berechtigtes Interesse habe, daß der 
Fall Derndt zur Entscheidung gebracht werde. 
Seme Einstellung des Verfahrens 
gegen Schulz und Fchlbusch. 
Zn der Strafsache gegen Fahlbusch und Ge 
gossen hat die Strafkammer des Landgerichtes 3 
Berlin die Anträge der Angeschuldigten Schulz 
>rnd Fahlbusch auf Einstellung des Verfahrens zu 
rückgewiesen, da für eine Einstellung des Verfah 
rens außerhalb der Hauptverhandlung mangels 
Ausreichender bisheriger Feststellungen kein Raum 
fei. Das Gericht hat ferner den auch von der 
Staatsanwaltschaft unterstützten Antrag des An 
geschuldigten Fahlbusch auf Abtrennung seines 
Verfahrens von dem Verfahren gegen Schulz ab 
gelehnt. Rach der Begründung des Beschlusses 
rvürde eins Verhandlung ohne Schulz der Findung 
ber Wahrheit zurzeit sehr schaden, da eine restlose 
Klarheit sowohl über die Frage, ob Schulz als An- 
feifter zum Morde schuldig geworden ist, wie auf 
bis Frage, ob Fahlbusch aus eigenem Entschluß 
*feei auf Befehl eines Vorgesetzten gehandelt hat, 
sich nur in der Hauptverhandlung bei GegenLüer- 
üellung der beiden Angeschuldigten gewinnen lasse. 
» * * 
Zusammenstöße In Wen. 
Arbeitslose und Polizei. 
Zn Galizien sowie anderen Gegenden Polens 
! fe es zu kommunistischen Arbeitslofenkundgebun- 
und teilweise blutigen Zusammenstößen mit 
Polizei gekommen. Zn zwei Ortschaften des 
Kreises Rawa-Ruska kam es zu einer Schießerei, 
Q js die Beamten die demonstrierende Menge aus- 
^nandertreiben wollten, wobei ein Kundgeber ge 
ltet und sechs Personen verletzt wurden. Unter 
Efen Verwundeten befinden sich der Polizeikom-' 
^issar und zwei Beamte. Fünf kommunistische 
Aufwiegler wurden verhaftet. Als drei Polizisten 
üch an einem anderen Ort einem Umzuge entge- 
Şsisiştellten, wurden sie mit einem Steinhagel über- 
Mttet. Zn die Enge getrieben und verletzt, gaben 
.îe Beamten mehrere Schüsse ab, durch die eine? 
j ( Angreifer getötet und ein zweiter tödlich ver- 
wurde. Die Polizei mußte sich in ein Gebäude 
^rückziehen, wo sie die Angreifer abwehrte, bis 
Erstarkung eintraf. Zwei Verwundete und zwölf 
^haftete wurden nach Rawa-Ruska überführt. 
In Sosnowice veranstalteten die Arbeitslosen 
Zufalls Umzüge, die von der Polizei zerstreut 
. ^rden konnten. Sieben Personen wurden ver- 
aftet, Aehnlichs Vorgänge werden aus Zduns- 
ģ'R?ola bei Lodz gemeldet. 
'ķ ?n Eraudenz griffen 600—700 Arbeitslose das 
ŗsisiistratsgebäude und die Starostei mit Stein- 
^^rfen an. Um Zerstörungen zu verhindern, 
tx- de die Polizei aufgeboten, die die Masse zurück- 
Ein Arbeitsloser wurde dabei verwundet, 
î^sireud mehrere Polizeibeamten Verletzungen 
Neuregelung Les 
Waflerstraßenverkehrs. 
Jedes Wasserfahrzeug soll eine Nummer haben. 
Wie von unterrichteter Seite verlautet, finden 
gegenwärtig im Reichsverkehrsministerium Ver 
handlungen statt, die sich mit einer Neuordnung des 
Verkehrs auf den deutschen Binnengewässern be 
schäftigen. Es wird eine Neuregelung des Wasser 
fahrzeugverkehrs angestrebt, da sich bei der dauern 
den Vermehrung der Fahrzeuge immer größere 
Schwierigkeiten bemerkbar machen, die abzustellen 
ein dringendes Gebot ist. Vor allen Dingen soll 
durch die Neuordnung die gefährdete Berufsschiff 
fahrt geschützt werden. Zunächst wird in Verfolg 
der schiwebenden Verhandlungen ersttebt, jedes 
Wasserfahrzeug mit einer Nummer zu versehen, wie 
jedes Automobil, durch die der Wasserpolizei ihre 
Aufgaben wesentlich erleichtert werden. Das Reichs 
verkehrsministerium hat, um diese Neuordnung zu 
nächst einmal auszuprobieren, vor anderthalb Jah 
ren mit der Rheinkommission die Einführung der 
Reglementierung auf dem Rhein beschlossen und 
durchgeführt und die bisher gemachten Erfahrungen 
haben recht befriedigende Ergebnisse gezeitigt. Vor 
allem haben sich durch diese neue Maßnahme die 
Unfallzahlen erheblich gesenkt. Im nächsten Monat 
soll nun mit der Elbekommission für die Elbe eine 
ähnliche probeweise Abmachung getroffen werden, 
und wenn sich auch hier die gestellten Erwartungen 
erfüllen sollten, so ist in Kürze mit einer allgemei 
nen Einführung einer Reglementierung aller 
Wasserfahrzeuge zu rechnen. Bei den schwierigen 
Hoheitsverhältnissen auf den deutschen Wasserstra 
ßen, die darin bestehen, daß die großen deutschen 
Ströme internationalisiert sind, bedarf die beabsich 
tigte Aenderung des Reichsverkehrsministeriums 
der Zustimmung der für die einzelnen Ströme zu 
ständigen internationalen Kommissionen. Diese 
werden aber, soweit wir unterrichtet sind, den Be 
strebungen des Reichsverkehrsministeriums keinerlei 
Schwierigkeiten in den Weg legen. Es ist infolge 
dessen zu erwarten, daß die Neuordnung für alle 
deutschen Binnengewässer bereits im Sommer die 
ses Jahres zur Durchführung kommen kann. Nach 
ihr müssen auch alle Sportfahrzeuge der Wasser 
sportler mit Erkennungszeichen versehen sein. Das 
Reichsverkehrsministerium beabsichtigt aber, den 
Wassersportlern insofern entgegenzukommen, als es 
den einzelnen von dem Nummernzwang befreit, 
wenn er Mitglied eines großen Wassersportverban 
des ist, und er das Erkennungszeichen dieses Ver 
bandes führt. M't den Verbänden schweben über 
dies« Frage ebenfalls Verhandlungen, die jedoch 
noch nicht zum Abschluß gelangt sind. 
*? * 
* 
MmAnnq von 50 000 à ML 
Eine unverständliche Anordnung der Kölner 
Zollbehörde. 
Vor einiger Zeit waren von einem Tabakimpor 
teur in 5000 Kisten etwa 230000 Kg. Virginia-Tabak 
über Mainz nach Köln eingeführt worden. Bei der 
Verzollung ergab sich ein Konflikt zwischen dem Im 
porteur und der Zollbehörde. Nachdem der Impor 
teur inzwischen flüchtig geworden war, lagen die 
Tabaksmengen in 10 Waggons verstaut bei einer 
Kölner Speditionsfirma. Statt den herrenlos ge 
wordenen Tabak zu versteigern, gab, wie das „Berl. 
Tageblatt" berichtet, das Hauptzollamt den Auf 
trag, zunächst 1187 Kisten mit einem Inhalt von 
36 850 Kg. Tabak zu vernichten. Die Zerstörung 
übernahm die Müllverwertung in Merheim. Da 
die Maschinen jedoch versagten, ging man dazu 
über, den Tabak auf offenem Felde in Kiesgruben 
zu verbrennen, nachdem man ihn vorher mit Benz-n 
übergössen hatte. Das Zerstörungswerk hatte Tau 
fende angelockt, unter denen sich zahlreiche Arbeits 
lose befanden, die unter Lebensgefahr die Kisten aus 
dem Feuer holten. Die Vernichtung des Tabaks 
hat bis jetzt an Unkosten über 3000 St Jl erfordert. 
* * * 
Sins beachtenswerte Erfindung. 
TU. Düren, 22. Jan. Der Türener Mon 
teur Franz Felder hat einem Kreis von ge 
ladenen Gästen und der Presse eine zum Pa- 
tent angemeldete Erfindung vorgeführt, die 
weitgehendste Beachtung verdient. Es handelt 
sich um einen Banstoff, der die Tragfähigkeit 
der Schiffe bedentend erhöhen und sie fast irn- 
vcrsenkbar machen soll. Bei der Vorführung 
wurde ein 90 mal 27 Zentimeter großes 
Schiffsmodell gezeigt, das eine Last von 120 
Pfund trug und, unter Wasser gesenkt, von 
selbst wieder an die Oberfläche hob. Während 
ein Holzwürfel mit einem Inhalt von einem 
Kubikmeter unter der Lask von Metallplat 
ten im Gewicht von 1 Kilogramm sofort ver 
sank, hielt der aus dem Erfindungsstoff her 
gestellte Würfel die gleiche Last sicher über 
Wasser. Wenn der Erfinder Geldgeber für 
den Vau eines mit dem neuen Baustoff um 
kleideten Motorschiffes findet, soll die Erfin 
dung int Großen praktisch erprobt werden. 
* 
Rundfunk in französischen Eifenbahnzügen. 
TU. Paris, 23. Jan. tEig. Funkmeldg.) 
Die französische Staatseisenbayn wird in 
einer Reihe von Zügen ihres Verkehrsnetzes 
Rundfunkempfangsanlagen einrichten, die es 
den Fahrgästen ermöglichen sollen, während 
der Eisenbaynfahrt den Rundfunkdarbietun- 
gen zu folgen. Die neue Einrichtung soll am 
8. Februar in Betrieb genommen werden. 
18 Schulkinder bei einem Autobus-Unglück 
getötet. 
WTB. Cleveland, 22. Jan. In der Nähe 
des Städtchens Berec wurde an einem Bahn 
übergang ein mit Schulkindern besetzter 
Antomobilomnibus von einem Personenzug 
der New Aork Central-Bahn erfaßt. l0 Kin 
der und der Führer des Autobusses wurden 
auf der Stelle getötet. 
Zugunglück in Spanien. 
TU. Paris, 23. Jan. tEig. Funkmeldg.) 
Nach einem Telegramm aus Madrid entgleiste 
am Dienstagmittag infolge eines Sabotage 
aktes ans der Eisenbahnstrecke Malaga—Lina 
res ein Schnellzug. Ter erste Wagen ging 
dabei völlig in Trümmer, während drei an 
dere Personenwagen umgeworfen wurden. 
Das MFÜrriNA einer Tänzerin. 
Wer war die Richtige? 
Gaby Deslys war zu ihren Lebzeiten der 
Stolz von Frankreich, die Freude mancher 
Könige. Seit zehn Jahren ist sie tot, doch ihr 
Name wird in den letzten Wochen mehr ge 
nannt denn je. Große Anstrengungen wer 
den gemacht, das Leben der Tänzerin aus 
dem Dunkel der Vergangenheit zu heben, und 
erstaunliche Dinge vernimmt die Welt. 
Ursache des Lärms ist die Hartnäckigkeit 
eines Ungarn namens Navratil, der seine 
Tochter sucht und meint, Gaby Deslys müsse 
cs gewesen sein. Jeden Tag gibt cs einen 
neuen Theatercoup, ein neues Kapitel in die 
sem Modell eines Hintertreppenromans. Mit 
merkwürdigen Zufällen. Aehnlichkciten usw. 
begann es, mit Entdeckungen, angeblicher 
Spionage während des Krieges ging es wei 
ter, mit Kindesunterschiebung hat es heute 
geschlossen. Was wird uns der morgige Tag 
.bringen? Bor einigen Wochen konnte man 
noch glauben, daß Gaby Deslys in Wirklich 
keit Hedwig Navratil war, gestern wußte 
man, daß Hedwig Navratil nicht Gaby Des 
lys war, und gestertr erfuhr man, ^daß Gaby 
Deslys, wenn sie auch nicht Hedwig Navratil 
war, so sich doch während der letzten sechs 
Jahre ihres Lebens so genannt hat. 
Erzählen wir der Reihe nach: Gaby Des 
lys, die berühmte Tänzerin, war im Februar 
1920 gestorben. Ihr Vermögen von ungefähr 
80 Millionen Franken hinterließ sie den Ar 
men von Marseille und ihrer Mutter, der 
Madame Caire. Sic ist am 4. November 1881 
in Marseille geboren — so steht es in den 
Akten — hat sich aber später „verjüngt" und 
nahm das Geburtsdatum ihres bald nach sei 
ner Geburt verstorbenen Bruders Leon, den 
31. Oktober 1883, an. 
Der Ungar Navratil hatte eine Tochter, 
die ebenfalls am 31. Oktober 1885 geboren ist. 
Sie sah der Deslys zum Verwechseln ähnlich, 
war ebenfalls Tänzerin, und beide traten 
manchmal in der gleichen Stadt, zur gleichen 
Zeit auf. 
Der Ungar hörte von der Deslys und 
ihren Triumphen, sah ihr Bild — seine Frau 
soll in Wien einmal die richtige Deslns für 
ihre Tochter gehalten und sie angefleht haben, 
doch wieder nach Hans zurückzukehren — und 
auch er war überzeugt davon, das Bild seiner 
Tochter zu sehen, er hörte von ihrem Tode, 
er glaubte es sei seine Tochter, er hörte von 
der 30-Millionen-Erbschaft, da war er fel 
senfest überzeugt, daß es sein geliebtes Kind 
Gaby Deslys war. 
Nun strengte er einen Prozeß wegen Erb- 
schaftshinterziehung gegen Unbekannt an. 
Da meldete sich vor einigen Tagen in 
Biarritz eine Frau und behauptete, Hedwig 
Navratil zu sein. Die Papiere stimmten, sie 
sprach Tschechisch und Deutsch, sie hatte keinen 
Marseiller Akzent. 
Aus ihrerr Erklärungen ist folgendes be 
merkenswert: Im Jahre 1911 wurden ihr bei 
einem kurzen Aufenthalt in Paris aus ihrem 
Hotelzimmer sämtliche Ädentitätspapiere ge 
stohlen; diese wurden wiedergefunden. 
Immerhin, Navratil schien seine Tochter 
wiedergefunden zu haben, der Prozeß schien 
gegenstandslos geworden zu sein, da entdeckte 
man plötzlich im offiziellen „Gotha" von Pa 
ris, dem „Tout-Paris", unter dem Pseudonym 
Gaby Deslys die Erklärung: gleich Hedy Na 
vratil. 
Ohne Zweifel: Gaby Deslys ließ sich von 
1915 bis 1929 Navratil nennen. 
Warum nannte sie sich so? 
Auch darüber gibt es eine, wenn auch un 
vollkommene Erklärung. 
Während des Krieges wurde vom öster 
reichischen Kriegsgericht eine aus Prcrau ge 
bürtige Tänzerin namens Hedwig Navratil 
wegen Spionage in contumaciam verurteilt. 
Die Frage drängt sich auf: Wer war diese 
Navratil? War es die wirkliche Tochter des 
ungarischen Bauern, die heute behauptet, dau 
ernd in San Sebastian gewohnt zu haben, oder 
war eö Gaby Deslys, die ihre Schönheit und 
Diplomatie in den Dienst der Alliierten stellte 
und sich zu diesem Zweck der Papiere der Na 
vratil, ihrer Doppelgängerin, bediente? Hat 
also die Deslys im Jahre 1911 diese Papiere 
gestohlen oder stehlen lassen? Fragen, die noch 
nicht beantwortet sind. Die Liberie behauptet, 
daß beide für die Entente Spionagedienste ge 
leistet haben. Sie hätten sogar zusammengear 
beitet. Hedwig Navratil, die sich in Paris auf 
hält, leugnet diese Zusammenhänge. 
O glücklich, wer noch hoffen kann, aus 
diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! 
Im ganzen erlitten 13 Fahrgäste schwere Ver 
letzungen. Der Zustand des Heizers und des 
Zugführers ist lebensgefährlich. 
Der Snperival in Warnemünde eingeschleppt. 
WTB. Warnemünde, 22. Jan. Das Su 
perwalflugzeug „Graf Zeppelin D. 1747", das 
bei seinem gestrigen Flug, wie gemeldet, bei 
Dartzerort auf die Ostsee niedergehen mutzte, 
ist gestern abend vom Warnemünder Lotsen-- 
dampser geborgen und noch in der Nacht in 
den Warnemünder Hafen eingeschleppt wor 
den. 
Posträuber in Spanien. 
T.-U. Paris, 23. Jan. tEig. Funkmeldung.) 
Wie aus Madrid gemeldet wird, verhaftete die dor 
tige Polizei zwei dreißigjährige Postangestellte, die 
seit fast drei Jahren die für das Ausland bestimm 
ten Bank- und Wertsendungen plünderten. Nach 
dem die Diebe die Pakete ganz oder teilweise ihres 
Inhaltes, der aus Banknoten, Edelsteinen und son 
stigen Kostbarkeiten bestand, beraubt hatten, leiteten 
sie die Sendungen an den Bestimmungsort weiter. 
Die Oeffnung der Pakete war io geschickt vorgenom 
men worden, daß der Diebstahl erst nach der erneu 
ten Oeffnung durch den Empfänger festgestellt wer 
den konnte. Die gestohlenen Postsachen haben einen 
Wert von 2 Millionen Peseten. 
Tödlich verlaufener Unglücksfall durch Scheu-- 
werdcn der Pferde. 
WTB. Schwerin, 22. Jan. In den Zape- 
ler Tannen scheuten am Dienstag die Pferde 
des Büdners Warnte aus Ruthenbeck, der 
Holz holen wollte, und gingen durch. Warnke 
fiel vom Wagen und brach sich das Genick, so 
daß der Tod sofort eintrat. 
170 Zuchthaus-Urteile. 
Mailand, 22. Jan. Vor dem Strafgericht ! n 
Palermo ist ein neuer Riefenvrozeß gegen die Maf 
fia zum Abschluß gelangt. 270 Personen aus Bag- 
heria bei Palermo hotten sich wegen einer ganzen 
Reihe von Räubereien und Erpressungen zu ver 
antworten. Nach dreimonatiger Verhandlung wur 
den 170 Angeklagte zu Zuchthausstrafen van zwei 
bis elf Jahren verurteilt, 23 freigesprochen, während 
fünf in der jahrelangen Untersuchungshaft gestor 
ben stnd. 
Das seit mehreren Tagen vermißte Ver 
kehrsflugzeug von Le Havre wurde 5 Kilo 
meter nördlich von Dieppe aus einer Klippe 
entdeckt. Der Pilot und die 4 Passagiere sind 
tot. 
Auf der Paulshütte in Kattowitz wurden 
durch Feuer die Werköfen und die technischen 
Büros fast vollständig vernichtet. 
An der Küste der Insel Snmbö sind 
Wrackstücke angetrieben, die darauf schließen 
lassen, daß ein deutsches Fischereifahrzeug un 
tergegangen ist. 
Auf dem spanischen Schießplatz Segovia 
explodierte ein Artilleriegeschoß, ein Haupt 
mann wurde getötet, ein Leutnant schwer ver 
letzt. 
Im Oranje-Freistaat sind 33 Personen 
unter Pestverdacht erkrankt. Tie Hälfte der 
Fälle nahm einen tödlichen Verlauf. 
Bei Dömitz stieß ein 700 Tonnen große? 
Elbkahn gegen einen Pfeiler und erhielt ein 
großes Leck. Er sank in kurzer Zeit. Die La 
dung Kali ist verloren. 
An der Westküste Jütlands strandete der 
englische Dampfer „Vedlington". Tie Besat 
zung lehnte merkwürdigerweise die angebo 
tene Hilfe des Rettungsbootes ab. 
In der Einfahrt zum Limfiord ist ein 
7000 Tonnen aupßer griechischer Dampfer auf 
Grund gelaufen. 
Das Schwurgericht in Hannover verur 
teilte die Brüder Bnchholz wegen Sprengstoff- 
verbrechens gegen die Borschuß-Vereinsbank 
und die Synagoge in Hannover zu 4 Jahren 
Zuchthaus resv. 8 Monaten Gefängnis. 
Der Ball der vie* Künste. Es ill keine Ankündi- 
mma für iņ>àin Maskenfest in Brrckn oder einer 
andern ErMtadt Deutschlands Der Ball der "id 
Künste ist ein alter Variier K>"ustlerbtauch zur Dor- 
karnevalszeit. Das Pariser KLnstlerleben ist writ da 
von entfernt, dem Leben in den deuşien Kunstwntren 
Mt oletchen. Aeusierlich man vielleicht die eine oder 
andere Aebnli*şe!t vorhanden lein. aber in feinem 
Wesen ist der Romane unacktüme" und unbe 
denklicher Das neigen die Anst'abmen und Zeichn"»- 
dn von dem Variier Künstlettest in W neuen . Köl 
nischen Illustrie-ten-. E-n ernstes Dbema Ņlņn 
die Bildseiten .Geistige Arbeiter in Rot" an. Es sind 
Bilder aus dem Berliner Stellennachweis llir Amor- 
börtge »eistiger Berufe, unter denen die Rat minde 
stens ebenso arosi ist wie unter d->, arbeitslosen Hand 
arbeitern. Hettere und ernste Bildseiten feine». 
Oerlmi uns» Dn-lt Heinrich Möller Söhn« 
Rendsbvra 
Ehesredaktion und Berlapsleitung- l^erd Möller 
NeruniworNich für Leiniriikel e r P Möller 
für Politik ’slPol* Kreaort für den allge 
meinen Teil und 'Ieuilleion Herberl Puhl- 
m a n n nh den wirtichanl'chen Teil Dr Jod 
ff> o l ch stir fen vrov'nnellen »nv örtlichen Teil 
Karl Müller, alle in Rendsburg. 
y 
Unsere Pesttezleier 
erinnern wir an die Erneuerung des Abon 
nements für Monat Februar. Nach dem 25. 
ds. Mts. erhebt die Post eine Sondergebühr. 
Wir empfehlen daher unseren Postbeziehern 
dringend, ihr Abonnement bis zum 24. Jan. 
bei der zuständigen Postanstait zu erneuern. 
Sctsieswig-Holsleinisclie Lanäeszeiluog
	        
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