Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

Ist das der richlige Weg? 
Me Sozialdemokratie zur Arbeitsmarktlage. 
Berlin, 21. Jan. Eine gemeinsame Sitzung der 
Vorstände der Spitzenkörperschasten der Sozialde- 
moîratischeu Partei und der Freien Gewerkschaften 
befaßte sich am Dienstag mit den wachsenden Not 
ständen, die durch die außerordentlich schlechte Lage 
ruf dem Arbeitsmarkt entstanden sind. Es herrschte 
Einmütigkeit, daß die folgenden Maßnahmen als 
vordringlich anzusehen sind: 
Bei der Schwierigkeit einer durchgreifenden 
Arbeitsbeschaffung mit öffentlichen Mitteln ist die 
Kapitalzufuhr aus dem Auslande eine notwendige 
Voraussetzung der Besserung. Deshalb muß die so 
fortige Beseitigung aller inländischen Hemmungen 
verlangt werden, die gegenüber Anleiheoufnahmen 
bestehen, die auf Grund des Vertrauens ausländi 
scher Geldgeber zur öffentlichen Wirtschaft in 
Deutschland erhältlich sind. Dadurch könnte über die 
Gemeinden oder öffentlich-rechtlichen Kreditinstitu- 
nonen eine wesentliche Belebung des Baugewerbes 
und der mit ihm verbundenen Industrien erfolgen. 
Um weiteren Industriezweigen Beschäftigung zu 
schaffen» sollen Reichsbahn und Reichspost im Hin 
blick auf ihre im Haag erreichte Beteiligung an der 
Mobilisierungsanleihe zur beschleunigten Auftrags- 
oergebung veranlaßt werden. Die Ansätze für Bau 
zwecke und Notstandsarbeiten in den öffentlichen 
Haushalten sind vorweg zu verabschieden, damit 
eine vernünftige Verteilung der Aufträge umgehend 
erfolgen kann. Gleichzeitig mit allen erforderlichen 
Maßnahmen zur Schaffung vermehrter Arbeits 
gelegenheit auch durch verstärkte Fortführung der 
Notstandsarbeiten, muß bei der Gestaltung des 
Reichshaushalts der gesteigerte Sozialbedarf für 
Erwerbslosenunterstützung unbedingt sichergestellt 
werden. Angesichts der großen Zahl langfristiger 
Erwerbsloser bedarf insbesondere die Kriseufürsorge 
einer Neuregelung. 
LestMkiĢ Erfolg im Hoog. 
TU. Wien, den 21. Januar. Bundeskanzler 
Schober ist am Dienstag abend mit der österret 
chischen Abordnung aus dem Haag in Wien ein 
getroffen. Nicht enbenwollende Heil- und Bravo 
rufe empfingen den Bundeskanzler und die Ab 
ordnung. Vizekanzler Vaugoin begrüßte den 
Bundeskanzler und die Abordnung mit einer An 
sprache in der er u. a. sagte: 
„Durch Ihre zähe Ausdauer habe« Sie es ans 
der Haager Konferenz durchgesetzt, daß Oesterreich 
bedingungslos befreit wurde von den Reparati 
onen «nd von dem Generalpfandrecht. Sie haben 
damit die finanzielle Souveränität Oesterreichs 
wiederhergestellt." 
In seiner Erwiderung erklärte Vundeskanz 
ler Schober, Sah das Verdienst für das glückliche 
Ergebnis im Haag nicht allein ihm gebühre, son 
dern auch seinen Vorgängern, die alle gearbeitet 
hätten, um dieses Ziel zu erreichen. Die Mächte 
haben Oesterreich wieder großes Vertrauen ge 
schenkt und ihre Sympathien haben es ermöglicht, 
daß wir heute frei sind von Reparationen 
»nü vom Generalpfandrecht und daß alles 
übrige gegenseitig gestrichen wird. 
Wir sind ein freier Staat und wollen als freies 
Volk nun an dis Arbeit gehen, um die wirtschaft 
liche Lage so zu gestalten, wie wir es alle wün 
schen." 
AIS der Bundeskanzler das Bahnhofsgebäude 
verließ, brach die unübersehbare vieltausendköp 
fige Menge, die sich vor dem Bahnhof versammelt 
hatte, in stürmische Rufe aus, die erst lange danach 
verstummten, nachdem er im Auto davongefahren 
war. . 
Pressestirnmen zur Schleswig-Holsteinischen 
Bauernvereinserklärung. 
Eine Mnmfl Des Mimbà. 
Ter Schleswig-Holsteinische Bauernbund 
teilt gegenüber der gestern veröffentlichten 
Erklärung des Schleswig-Holsteinischen Bau 
ernvereins, die allgemein in der Provinz be 
dauert wird, das Folgende mit: 
„Tatsache ist, daß Herr Tönnsen durch den 
Verlauf einer vorhergehenden Aussprache mit 
dem Herrn Minister Dr. Hermes und dem 
. Vorsitzenden des Bauernvereins, Herrn Sta- 
merjohann, in Verbindung mit der Verweige- 
rung des Stimmrechts erst zu der Aufforde 
rung an die Vertreter, den Saal zu verlassen, 
veranlaßt worden ist. Dieser Ansforderung lei- 
» steten über 40 Vertreter der schleswig-holstei 
nischen Kreise Folge. Der Nest der Zurückge 
bliebenen faßte dann unter Assistenz der Ber 
liner Herren und unter Mitwirkung einer be 
trächtlichen Anzahl von Genosienschaftsvertre- 
tern, die für die Vertreterversammlung des 
Bauernvereins nicht zuständig waren, die ver 
öffentlichte Erklärung ab. Welcher Seite un 
aufrichtiges Verhalten vorzuwerfen ist, wird 
die Leffentlichkeit am besten entscheiden kön 
nen, wenn die diesbezüglichen Schriftstücke 
veröffentlicht werden. Der Vorstand des schon 
. vereinigten Schleswig - Holsteinischen Lanö- 
unü Bauernbundes wird sofort zusammentre 
ten, um zu der Erklärung des Bauernvereins 
abschließend Stellung zu nehmen. Die Eini 
gungsbewegung der schleswig - holsteinischen 
Bauern wird durch diese Vorgänge nicht aufge- 
j r halten werden." 
Die vorstehende kurze Erklärung seitens 
des Bauernbundes hat sich anscheinend wegen 
z. T. ehrenrühriger und nur aus einer nervö 
sen Ueberreiztheit verständlicher Angriffe des 
Herrn Minister Dr. Hermes (Zentrum) aus 
der Rumpf-Vertreterversammlnng von 7 
Kreisgruppen des Schleswig - Holsteinischen 
Bauernvereins vor einer durchgreifenden ak 
tenmäßigen Darstellung der Dinge als not 
wendig erwiesen. 
Dr. Hermes soll einem Bericht der „Fl. 
N." zufolge diesbezüglich folgendes gesagt 
haben: 
„Schon während der Rebe des Herrn 
Tönnsen habe ich mich zu Wort gemeldet, weil 
ich im Sinne der Verständigung antworten 
wollte, denn ich habe an den subjektiven, ehr 
lichen Willen des Herrn Tönnsen geglaubt. 
Das kann ich nach dieser Provokation nicht 
mehr. Ich bedaure außerordentlich, daß die 
Herren Tönnsen und Möller-Rendsburg zu 
mir in einer Vorbesprechung kein Wort von 
dem gesagt haben, was sie vorhaben. Es wäre 
wohl loyal gewesen, wenn man auch mich an- 
gehört hätte. Lange Reden zu halten. Vor 
würfe zu erheben, dabei an Mut zu appellie 
ren und dabei den Saal vor der Aussprache zu 
verlaffen, bas ist kein Zeichen von Charakter 
und loyalem, aufrichtigen Verhalten, sondern 
im höchsten Grade unaufrichtig und feige. Wir 
bedauern, daß so die Einigung zerstört wor 
den ist, aber bekennen ebrlich, daß es uns lie 
ber ist, daß man jetzt die Maske hat fallen 
lassen. Die Herren habe« ein unaufrichtiges 
Spiel gespielt." 
Die vorstehenden durch die Presse öffent 
lich gemachten Vorwürfe sind derartig schwer 
wiegend, daß zu ihnen der Bauernbund eine 
Erklärung abgeben mußte. Aus ihr geht her 
vor, daß die Entscheidung über die grundsätz 
liche Stellungnahme erst «ach der Besprechung 
mit Hermes endgültig getrosten worden ist. 
Eine Vorbesprechung beteiligter Kreisgruppen 
am Vormittag hatte nur die Ansicht der Ber 
treter dieser Kreise zur Lage geklärt mit dem 
ausdrücklichen Vorbehalt, daß die entscheidende 
Haltung in der Vertreterversammlung von 
dem Ergebnis der Aussprache mit Hermes und 
Stamerjohann abhängig gemacht werden sollte. 
Diese Entscheidung in der Aussprache mit Her 
mes vorweg zu nehmen, hatte Herr Tönnsen 
kein Mandat erhalten. Eine Erklärung über 
etwa bestehende Absichten in der Haltung bei 
der auf Verständigung eingestellten Aussprache 
abzugeben, hätte sogar wie ein unzulässiger 
Druck aussehen können. Was an einer solchen 
Haltung also unaufrichtig oder feige gewesen 
sein soll, muß dem Urteil der Leffentlichkeit 
anheimgestellt werden. Herr Minister Dr. Her 
mes wird sich mit der Entschlossenheit schles 
wig-holsteinischer Bauern abfinden müssen. 
Was nun den Anwurf gegen den Chef 
redakteur der „Landeszeitnng", Möller-Rends 
burg, betrifft, der zu der Aussprache hinzuge 
zogen war, so ist dazu nur zu sagen, daß die 
ser überhaupt gar keine Erklärungen abgeben 
konnte, 
1. weil er dafür durchaus nicht kompetent 
war, 
und 
2. auch nicht in^öer Lage war, über Entschei 
dungen seine Ansicht zu äußern, die Herr 
Tönnsen-Schaalby und die hinter ihm ste 
henden Kreisgruppen über ihre Haltung 
demnächst fassen würden. 
Tatsache ist, daß Möller-Rendsburg selbst, als 
Teilnehmer an der Vertreterversammlung bei Be 
ginn derselben noch nicht einmal darüber unter 
richtet war, in welchem Sinne Tönnsen und die 
hinter ihm stehenden Kreisgruppen ihre Entschei 
dungen getroffen hatten, und auch sein etwaiger 
Rat in dieser Angelegenheit nicht in Anspruch ge 
nommen worden ist. 
Wenn also bei einer solchen Sachlage der Mi 
nister a. D. Hermes, der doch wünscht, auch für die 
Zukunft ernst genommen zu werden, vorstehende 
geradezu unerhörten und haltlosen Vorwürfe über 
Unaufrichtigkeit und Feigheit unter Namensnen 
nung zu erheben wagt, so sind sie nur verständlich, 
wenn man an hochgradige nervöse Ueberreizung 
oder bewußt sachlich falsche Informierung glauben 
könnte. 
Man darf bei dieser Sachlage wohl erwarten, 
daß Hermes die diesbezüglichen öffentlichen Vor 
würfe nunmehr auch öffentlich zurücknimmt. 
Zur Sache ist dann noch mitzuteilen, daß nicht, 
wie mitgeteilt, 28 Personen, sondern 41 Vertreter 
den Saal verlosten haben, und zwar waren dies 
alles an sich stimmberechtigte Mitglieder der Ver 
treter Versammlung und zwar aus den Kreisgrup- 
xen Schleswig, Rendsburg, Husum, Norderdith- 
marsche« (aus Norderdithmarschen war der frü 
here Vorsitzende des Bauernvereins mit seinen 
Vertretern geladen), Südtondern, Eckernförde, 
Stormar« und Lauenburg. Da die Kreise Eider- 
stedt und Oldenburg, soweit es zu übersehen war, 
nicht anwesend waren, so blieben von 17 Kreis 
gruppen nur 7 Kreisgruppen zurück und zwar dem 
nach die Kreisgruppen Bordesholm, Steinbuvg, 
Süderdithmaxschen, Pinneüerg, Plön, Flensburg 
und Segebevg. Bei vorsichtiger Schätzung der 
Stärkererhältniste der wirklich stimmberechtigten 
Vertreter würde man unter Nichteinsetzung der 
Mitglieder des engeren Vorstandes mit 42 zu 
etwa 25 bis 30 Stimmen schätzen können. Diese 
Darstellung ist notwendig, weil in der Oeffentlich-' 
keit behauptet wird, daß von 112 Anwesenden 
etwa 28 „die Flucht" ergriffe« habe« sollten. 
In Wirklichkeit wollten sie auch nicht mit einer 
moralischen Verantwortung einer anscheinend 
recht-willkürlich zusammengesetzten „Vertreter- 
versammlung" belastet werden, wobei sie zudem 
durch die von Herrn Schulze-Rendsburg unter 
schriebene Einladung aus dem Stimmrecht gütigst 
entlasten waren. 
Ueber dis grundsätzliche Seite wird noch spä 
ter manches zu sagen sein. 
şS 
WĢstimmM 
zur BrrrrerMsremserkkmmug. 
Die Mehrzahl der Provinzzeitungen 
bringt kommentarlos den Bericht des Bauern 
vereins über die Vertreterversammlung in 
Altona, der bekanntlich Sie Vorgänge recht ein 
seitig darstellt und im Sinne der Berliner Or 
ganisationsbürokratie geschrieben ist- Längere 
Berichte bringen der „Nord. Kur." und die 
Flensb. Nachr.", beide enthalten sich aber trotz 
dem einer präzisen Stellungnahme. Die „Fl. 
N." schreiben nach einer kurzen nicht immer 
zutreffenden historischen Darstellung der Ein 
heitsverhandlungen lediglich: „Die Verschmel 
zung mißlang! Es kam znm Bruch. Für die 
Einigung der schleswig-holsteinischen Land 
wirtschaft und alle diejenigen, die diesem Ge 
danken sympathisch gegenüberstehen, war dies 
ein harter Schlag — ein schwarzer Tag von 
Altona, wie man nachher in der Vertreterver- 
sammlung sagte." 
Soweit die Zeitungen die Meldung im 
übrigen aber kommentieren, wird das Verhal 
ten des Bauernvereins auf das schärfste ver 
urteilt. Die „Huf. Nachr." äußern sich folgen 
dermaßen: 
„In einer Betrachtung über den Stand 
der landwirtschaftlichen Organisationsfrage in 
der Provinz haben wir der Ansicht Ausdruck 
gegeben, daß der sogen. Schleswig-Holsteinische 
Bauernverein derartig zusammengeschmolzen 
ist, daß der heute noch vorhandene kümmerliche 
Ucberrest nicht viel mehr als ei« Büro dar 
stellt. Die schleswig-holsteinische Landwirtschaft 
wird diese Erklärung mit Ruhe und Gelassen 
heit zur Kenntnis nehmen. Sie hat längst er 
kannt, wo die Quertreiber sitzen, sie wird treu 
zu den Führern der Einigungsbewegung hal 
ten und der erneuerten Zerspliiterrrngs- 
Aktio» des sogen. Bauernvereins nicht den 
kleinsten Finger reichen. Tenn jeder sieht ein, 
daß der Streit innerhalb der Landwirtschaft 
endlich ein Ende haben muß und zum Verder 
ben des Bauernstandes nicht bis in alle Ewig 
keit fortgesetzt werden kann." 
Die nationalsozialistische „Schl.-H. Tagest 
ztgl" schreibt u. a.: 
„Eine andere Entscheidung haben wir nicht 
erwartet, da es, wie in unserem Blatt wieder 
holt betont worden ist, dem Bauernverein und 
Herrn Stamerjohann nie um die Schaffung 
einer bäuerlichen Einheitsfront in Schleswig 
Holstein ernst war, vielmehr mar man bemüht, 
durch leere, nichtssagende Redensarten und 
Entschließungen ben kleinen Rest des Mitglie 
derbestandes zu halten. Seinerzeit erklärte der 
-Bauernverein durch einen Beschluß der Ber- 
treterversammlung, daß er einer Verschmel 
zung sogleich zustimmen werde, wenn der 
Landbnnd diese vollzogen habe. Der durchge 
führten Verschmelzung des Bauernbundes mit 
dem Landbnnd ging dann eine Besprechung der 
Vorsitzenden des Bauernbundes Köhler und 
Tönnsen mit Stamerjohann voraus, auf der 
die seinerzeit gegebene Zustimmung des Bau 
ernvereins noch einmal durch Stamerjohann 
bekräftigt wurde, nachdem er über den Gang 
der Verhandlungen unterrichtet war. Die Zu 
sicherung einer paritätischen Durchführung der 
Verschmelzung mit doppeltem Spitzenauschluß 
in Berlin und entsprechender Zusammenset- 
zuttg des ProvinzialvArftandes entsprach einer 
gerechte» Lösung. 
Von diesen Dingen ist aber in der Ent 
schließung des Bauernvereins nichts zu lesen, 
sondern man operiert mit einer bewußten 
Irreführung, auf die aber kein schleswig-hol 
steinischer Bauer mehr hereinfallen wird. Ties 
wird die Zukunft zeigen." 
BoritjiifiM - «Wich. 
Um das Landesarchiv für Nordschleswig. 
Eins Abordnung aus Kolding, die im Auf 
trags der historischen Gesellschaften der Aemter 
Vejls und Ripen zur Regelung der nordfchlesmig- 
!chen Archivfrago in Kopenhagen weilte, hat vor 
geschlagen, ein nordjütisches Archiv in Wiborg und 
ein südjütisches Archiv in einem zentral gelegenen 
Ort zu schaffen. Dieses südlich gelegene Archiv sott 
nicht nur Nordschleswig, sondern auch die Aemter 
Vejle und Ripen, eventuell auch das Amt Ring- 
köbing und dis kirchlichen Archivsachen der Stifte 
Hadersleben und Ripen umfassen. Als Grund die 
ser Neueinteilung wird u. a. angeführt, daß da 
durch die Königsau-Erenze ausgelöscht würde. 
* * * 
Sechs LaàshmWlleuļe mûm 
LsrstMg. 
Sechs Landeshauptleute der Provinz Grenz 
mark Pofen-Westpreutzen, Nisderfchlesien, Ober- 
lchlesien, Pommern, Brandenburg und Ostpreußen 
werden dem Reichspräsidenten, dem Reichskanzler, 
dem Reichsinnenminister, dem preußischen Mini- 
'terpräsidenten und dem preußischen Innenminister 
eine Denkschrift über die Notlage des deutschen 
Ostens überreichen, in der Abhilstmaßnahmen ge 
ordert werden. 
AuftZģuyģ In Miecheàd 
über öle ruUche Igàkânfchrļ. 
Die Durchfahrt der beiden russischen Kriegs 
schiffe der Oftseeslotte „Pariser Kommune" und 
„Prosintern" durch die Dardanellen nach dem 
Schwarzen Meer hat in Griechenland ungeheures 
Aufsehen erregt. Der Standpunkt Rußlands so 
wohl wie der der Türkei, daß keine Verletzung der 
durch den Lausanner Vertrag geschaffenen Bestim 
mungen über das Gleichgewicht der Seestrettkräfte 
rm Schwarzen Meer vorliege, wird in Athen nicht 
geteilt. In aufgeregten Artikeln gibt die Presse 
der Vermutung Ausdruck, daß es sich um eine ge 
meinsame russisch-türkische Aktion handele, deren 
Zweck völlig dunkel sei. Wenn es auch fraglich 
ist, ob ein russisch-türkisches Geheimabkommen be 
steht, so glaubt die griechische Oeffentlichkeit doch 
an ein bedrohliches türkisch-russisches Zusammen 
arbeiten, unter dem wohl erstlinig Rumänien 
wegen Beßarabiens, sodann Griechenland zu 
leiden hätte. 
Im Gegensatz hierzu 
heißt es ruhig aus Genfer Völkerbundskreisen» 
gegen die Durchfahrt der russischen Kriegsschiffe, 
vorausgesetzt, daß sie seemännisch ordnungsmäßig 
signalisiert werden, was die einzige allgemeine 
Verpflichtung sei, die bestehe, könne nach Genfer 
Ansicht von keinem der Teilnehmer am Meer- 
engen-Abkammen Widerspruch erhoben werden. 
Die Uferstaaten hätten lediglich die Verpflichtung, 
zweimal im Jahre, am 1. Januar und am 1. Juli, 
der Msersngcn-Konrmission in Konstantinopel dis 
Stärke ihres Flottenbestandes mitzuteilen. Das 
habe Rußland niemals getan, weil es dis Lau 
sanner Konvention nicht ratifiziert habe. 
* » # 
Feuersbrunst kn der Hauptstadt von Kreta. 
T.-U. Paris, 22. Jan. (Eigne Funkmeldung.) 
Durch eine Feuersbrunst wurde der größte Teil Ser 
Stadt Canea, der Hauptstadt von Kreta, in Schutt 
und Asche gelegt. Der Schaden beläuft sich auf über 
10 Millionen Francs. 
Weļļeàrlchļ. 
Wettervoraussage für den 23. Jan. 1UB0: 
Für bas mittlere Norddeutschland: meist 
neblig oder trübe, bei wenig geänderten Tem 
peraturen schwache südliche Winde. Für das 
übrige Deutschland: überall ruhiges Wetter 
mit verbreiteter Nebelbildung, besonders im 
Süden und Osten Nachtfröste. 
Ņuttermê 
Hamburg, 22. Jan. Vorläufiger Bericht. Markt« 
verlauf bis auf eine Stunde vor Schluß der Auktioi« 
der Meiereiverbände für Schleswig-Holstein. Es wur 
den bezahlt für Nichtmarkenbutter 152—157 Æ fü« 
Markenbutter 158—160 M für je 50 Kg. Dazu kamt 
men für Käufer auf der Auktion 5 Prozent Kavelings« 
geld und die Kosten der Verpackung. 
' * 
Häute — Leder — Schuhe. 
Das Geschäft am Rohhäutemarkt bewegte sich in 
dem bisherigen Rahmen. Auf den letzten Versteige« 
ni«gen war die Kaufst: mmrmc» weiterhin vorsichtig 
Ersßviehlhäute haben sich iin Preise nicht wesentlich 
verändert, Kalbfelle zogen wie bisher um die 5 Pro 
zent herum an. während nach Schaffellen di« Nachtrag« 
schwach war. — Am Ledermarkt mar von einem leb«. 
Hafteren Geschäft noch nichts zu spüren. Die Käufer 
halten mit größeren Abschlüssen noch zurück. Di« Preis) 
blieben weiter fest. — In der Schuhindustrie mar des 
Auftragseingang nach wie vor unbefriedigend. 
. * . 
Oldenburg î. O., 21. Jan. Zncht, «nü Ruch 
mehmarkt. Auftrieb: 142 Großvieb. 33 Kälber.' 
Handel langsam. Es kosteten je Stück in R-ķ: 
Hochtragende Kühe 1. Qual. 660—700 R-K, 2. Quak. 
626—625 3. Qual. 860—475 fRJ(, tragende 
Rinder 1. Qual. 450—500 31J, 2. Qual. 350—440 
Rcki. güste Rinder und Weidetiere 150—260 R-tl. 
Zuchtbullen 250—400 R-«, Zuchtkälber Vis 14 Tage 
alt 40—70 Rckl. do. Vls 2 Monate alt 80—120, 
Rferdemarkt. Auftrieb: 64 Tiere. Handel lanasam- 
ES kosteten ie Stück in R°«: Beste ArbeitSvserd- 
500-750 R-ķ. dv. mittlere 800—450 R «. Schlacht- 
pferde 80—160 R-.E, gute Russen 400—600 
LeM MiemW oņ 
Hamburg, den 22. Januar 1838 
Getreide lAre'st in JUt ner 1000 KB 
Offnen 'rani-o ^ombnra 75-76 K?.... 
besten kib irilänb. Station 
Roggen 'ranke ^„mKiira 70/71 kg ... 
Rangen ab inRnd. 8'atst-n 
Wintergerste ab inlfinb. S'ation 
Sommergerste ab inlänb. Station 
Donaugerlte, wgir. Hamburg, lobo. 
Kanada Western III - Gerste, prompt .. 
kmstr franko tbamburg 
ibaser ob intfinb. Station 
La Plata Mai« 
158.00—260.0*5 
■>44.00-246.00 
108.00-170.00 
154.00—156.00 
154.00-156.00 
176.00-206.0« 
162.00-165.00 
163410-168.00 
152.00-154.00 
128.00-130.00 
50 k» nrnt.' 
Westen» stie, in(8nb. 
Weizenkleie, !nl. mgr. 
Roaaenlt'eie, iniänd. 
Brasil- o. LaVlatakl. 
Brasil. n.LaPI.-Poll. 
Ehile-Kstst 
Cchile-Pollard» 
4.30 
4.30 
4.35 
6.00 
5.75 
^almk.ibard.-Wļhlb. 
Kokoskuchen, 
Rapskuchen , 
Erdnukduch. , 
Leinkuchen , 
ReisRiierm. 24/28-/« 
Soya-Schrot 
7.33, 
7 60 
7.73 
8 30 
,0.90 
4.30 
7.30 
Mebl ^Mreķst ^ X« ner 100 kgl 
Anszugmehl hiej. Mühlen. 
Böckrrmehl bits. Mühlen 
70°/, Rogaemnehl hiei. Müdlen.. 
Roggengrodmehl hies. M8h!«n, 
44.25 
38.75 
28.25-29-J2 
21.50-23-251 
Tendenz: Getreide ruhig, Futtermittel ruhig, Mehl ruh'S 
* * * 
BsrUner Gstrewefrühmarkt 
vom 22. Zanrrerr 1938 
Tendenz: Markt fest, belonders für Roggen 
llmtgk: '— 
Wetzen ... .245.00—248.06 
Koggen.... 154.00—156X0 
Gerste 178.00-192.00 
Hafer i33.JO-l42^ 
WelzenKstie 100.00-105^ 
RoggknKleie.. 85.00—90. , 
Für 1000 k«
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.