Full text: Newspaper volume (1930, Bd. 1)

Der letzte Tag im àEMàS'--KZSMĢâsZW§ 
Dia R e St Ö e S t ä n d e in ist 0«nnerstag, 23. Januar 
Winter-Ulstern, Valetcts, Eedemsemssem und münte&n 
— > _ annef 
WŞWF*a F ķFŞF^GĢM - Rendsburg. Steger 
1281) Spezialhaus für Herren- u. Knaben-Bekleidung 
schönen Arbeitszimmer des Hausherrn. Der, wie 
immer sehr vergeßlich, hatte den Tag der ersten Un 
terredung verwechselt, war der Meinung gewesen, 
Kerkow treffe erst morgen ein, und hatte seine Da 
men heute nach der Eichenwiese hinaus geschickt. Sie 
hatten den großen Personenwagen und den zuver 
lässigen Chauffeur mit, und so wollten sie den gan 
zen Tag draußen bleiben, wo man im Restaurant 
sehr gut speiste und überhaupt vorzüglich aufgeho 
ben war. 
„Wenn es Ihnen Spaß macht, lieber Kerkow, 
fahren wir dann miteinander in mein Stammlokal. 
Dort speist man auch vorzüglich, und da ich heute 
sowieso auch mich angewiesen bin, hat meine Frau 
natürlich nichts dagegen, wenn wir einigen Flaschen 
den Hals brechen. Alten Rüdesheimer hat der Det- 
lod, das ist ein Weinchen, bei dem man stundenlang 
sitzen kann", meinte Emmerling vergnügt, und Ker- 
kow war auch sofort einverstanden. 
* 
„Ich möchte doch lieber nach Hause gehen, wenn 
Sie Besuch erwarten, sagte Lori. 
Frau Emmerling strich ihr liebkosend die brau 
nen Locken aus der Stirn. 
„Sie gehören mit zu uns Lori, und es ist doch 
ganz gleich, wer kommt. Die geschäftlichen Sachen 
haben die Herren nun durch dos Mißverständnis, 
das durch meinen lieben Mann erstanden ist, längst 
besprochen. Also bleiben Sie ruhig hier, ich bitte 
Eie darum*, sagte sie herzlich. 
Die Kinder schmiegten sich an Lori. 
„Dableiben, Tante Lori, bitte, dableiben!" bet 
telten sie. Und Käte, die junge Schwester der Haus 
frau, sagte: 
„Liebe Lori, es fehlt etwas, wenn Sie nicht hier 
find. Uebrigens kommen die Herren bereits den 
Weg vom Hause her nach dem Park." 
(Schluß folgt!) 
Neue Ergebnisse der Erbttchkeitskorschung. 
Prof. Dr. Ernst Rüdin, der Wissenschaft' 
liche Mitarbeiter der Deutschen Forschungs 
anstalt für Psychiatrie in München hat in 
einem Vortrag über „Praktische Ergebnisse 
der psychiatrischen Erblichkeitsforschung", den 
er in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur 
Förderung der Wissenschaften gehalten hat, 
einen Bericht über den heutigen Stand der 
Eugenik erstattet. 
„Unsere Arbeiten," so führte er aus, „sind 
dadurch besonders erschwert, daß die Erblich 
keitsforschung ans eines der wesentlichen Mv- 
mente der wissenschaftlichen Forschung, aus 
Experimente, verzichten mutz. Unsere Arbei 
ten sind mehr aus praktische Erfahrung als 
auf theoretischen Untergrund aufgebaut. Das 
Interesse der Bevölkerung für die Frage, 
welche psychiatrischen Veranlagungen vererb 
bar sind, ist groß, ebenso die Frage, bis zu 
welchem Verwandtschaftsgrad Nerven- urD 
Geisteskrankheiten sich auswirken. 
Die Werte, die wir aus der empirischen 
Erb-Prognose-Bestimmung erhalten haben, 
sind angenähert. An erblichem Veitstanz 
Leidende haben etwa 80 Prozent gleich kranke 
Kinder, manisch Depressive rund 38 Prozent, 
schizophrene Kranke und Epileptiker rund 10 
Prozent, Hysteriker rund 13 Prozent. Neben 
diesen Krankheiten treten jedoch noch geistige 
Defekte anderer Art in mindestens der glei 
chen Anzahl auf. Fn den entfernteren Ver 
wandtschaftsgraden fallen naturgemäß diese 
Zahlen, die im wesentlichen davon abhängen, 
wie stark eine Krankheit bei beiden Eltern 
auftritt. 
Wir haben bei unseren Arbeiten Kon 
trolltyp eu aufgestellt, und durch die Zusam 
menarbeit von Klinik, Genealogie und Ana 
tomie konnten wir einen Kanon der empiri- 
Riesenhonorare im amerikanischen Sport. 
„Babe" Ruth, der große Star der amerikani 
schen Berufsbaseballspieler und das vergötterte Idol 
von Millionen, macht seine weitere Mitwirkung 'm 
schen Erbschaftsprognose aufstellen, so daß wir 
jeden Menschen darüber aufklären können, 
mit welcher Wahrscheinlichkeit unter seinen 
Kindern Geistesstörungen, Nervenschwäche, 
geistige Minderwertigkeit u. dergl. nach Art 
und Häufigkeit zu erwarten sein werden. Wir 
haben festgestellt, daß die allgemein verbrei 
tete Ansicht, Alkoholismus des Vaters führe 
zu minderwertigen Kindern, unrichtig ist. Bei 
1246 Kindern von Alkoholikern wurde keine 
geistige Minderwertigkeit festgestellt. In die 
sem Zusammenhang muß allerdings erwogen 
werden, wie weit die Alkoholsucht eines Men 
schen bereits geistige Abnormität voraussetzt, 
die durch Vererbung auch später bei den Kin 
dern zutage treten mutz. Das gleiche Ergeb 
nis fanden wir bei Untersuchungen an Kin 
dern von Syphilitikern, so datz wir nach sorg 
fältiger wissenschaftlicher Prüfung diese be 
sonders stark verbreitete Gespenster-Furcht 
als unbegründet erkannt haben. 
Die Arbeiten sind wichtig im Hinblick aus 
die Frage, welche Erbkranken und Minder 
wertigen sich nicht vermehren sollen. In 
diesen Fragen kommt uns die Bevölkerung 
mit regem Interesse entgegen. Von den 
Mitteln, krankhaft unglücklichen Menschen 
eine Fortpflanzung ihrer Veranlagungen 
unmöglich zu machen, ist besonders die Ste 
rilisierung zu erwähnen, die nicht mit Kastra 
tion zu verwechseln ist. Sie wirkt sicher und 
gefahrlos, ohne die körperliche und geistige 
Persönlichkeit, ihre Gewohnheiten und Rechte 
zu zerstören. 
Spielerverband der „Rewyorker Dankee-Mann- 
schaft" von der Bewilligung eines festen dreijähri 
gen Kontrakts abhängig, der ihm für seine Tätig 
keit im nordamerikanischen Nationalballspiel ein Ho 
norar von 88 000 Dollars im Jahr sichert. „Babe" 
hot soeben eine dreijährige Spielsaison beendet, d>e 
ihm ein festes Gehalt von 70 000 Dollars jährlich 
eingetragen und seine überlegenen Qualitäten un 
widerleglich bewiesen hat. Deshalb ist er auch der 
Ansicht, daß ein Iahresgehalt von 85 000 Dollars 
für die nächsten drei Jahre eine durchaus ange 
messene Forderung sei. Pergebens wies Colonel 
Jacob Ruppert, der Präsident des vornehmen Spiel 
klubs, darauf hin, daß der Präsident der Bereinig 
ten Staaten nur ein Iahresgehalt von 75 000 Dol 
lars, der Oberbürgermeister von Newyork nur sin 
solches von 55 000 Dollars und der Präsident des 
höchsten Gerichtshofes der Bereinigten Staaten, 
Taft, sogar nur 20 500 Dollars im Jahre beziehen. 
Ruth blieb allen diesen Einwänden gegenüber taub 
und berief sich seinerseits darauf, daß viele Leiter 
großer Jndustriegesellschaften, die 200 000 Dollars 
im Jahre verdienten, geringere Erträge für ihre Ge 
sellschaften herauswirtschastetcn, als er für seinen 
Klub. Colonel Ruppert ist, um sich den Champion 
für ein weiteres Jahr zu sichern, bereit, ihm 100 000 
Dollars für dieses Jahr zu bewilligen, scheut sich 
aber, das Risiko des Abschlusses eines dreijährigen 
Kontrakts einzugehen. 
Das Empfehlungsschreiben. 
AIs ein deutscher Literat irgendwo in Amerika 
ein Gefängnis besichtigen wollte, ließ er sich zur 
Legitimation einen Empfehlungsbrief geben. Den 
er darum bat, schrieb: „Mr. T. ist der größte le 
bende Schriftsteller Europas . . ." 
„Können Sie nicht „einer der größten leben 
den" schreiben?" fragte er bescheiden, weil es ihm 
doch ein bißchen peinlich war; und bekam zur Ant 
wort: „Aber wo denken Sie hin? Nie würde man 
Sie dann empfangen!" « 
Decksteward, daß wir eins Nacht hinter uns 
hätten, wie er sie selbst lange nicht erlebt hatte. 
So um 12 Uhr desselben Tages sichteten wir dis 
Küste Frankreichs. Da waren wieder viele 
Passagiere mobil, obgleich die See immer noch 
raste. Jetzt ging's in den Kanal. Da sollten 
wir den Sturm erst merken. Im Hasen von 
Boulogne waren wir durch die Mole geschützt, 
aber draußen vor wär es schlimm. 10 Meter 
hoch gingen die Spritzer über die Hafenmauer. 
Ein wahrhaftig schöner Anblick. Wenn wir 
dann unser Schiff mit den vielleicht nur 30 To. 
großen Fischdampsern verglichen, dann konnte 
man wirklich beruhigt sein; denn die kleinen 
Schiffs standen beinahe senkrecht. 
Jetzt sollten wir den Kanal überqueren bis 
nach Southampton. Da wollte meine Mutter 
beinahe verzagen. Aber dann tröstete sie sich 
wieder, und wir erinnerten uns an den Spruch, 
deil mein Lehrer mir ins Poesiealbum schrieb: 
x,,Jn allen Stürmen, 
In aller Not 
Wird er dich beschirmen, 
Der treue Gott." 
Um sich vor der Seekrankheit zu schützen, 
suchten viele sich die Zeit mit Spielen oder son 
stigen Unterhaltungen zu vertreiben. Auf Deck 
konnte sich keiner mehr aushalten, weil die 
Wellen darüber hinweggingen. Da holte sich 
mancher ein nasses Fell. 
Um 6 Uhr sollten wir England anlaufen, 
aber mit reichlich 4 Stunden Verspätung er 
reichten wir endlich den Hafen. Alle Leute at 
meten aus, als die Anker gelöst und das Schiff 
befestigt wurde. Nach einer Stunde ging's wie 
der hinaus in die rasende See. Bis hierher 
hatten wir noch etwas Schutz durch England 
gehabt, jedoch nun wir in den Ozean kamen, 
mußten wir erst recht, was wilde See bedeutet. 
Die meisten Leute waren still und in sich ge 
kehrt. Ein jeder hatte seine Gedanken für sich. 
Nur einige übermütige junge Leute verspürten 
am Abend noch Lust zum Tanzen. Welche Paare 
flogen von einer Ecke in die andere. Dann gab 
es ein Gejohle und Gekreisch. Es war unange 
nehm für die, die todkrank in ihren Betten la 
gen; denn das waren wohl die meisten." 
Am andern Morgen wurden wir von einem 
Trompeter geweckt. Er blies: „Still ruht der 
See." Da kamen einige Leuts aus ihren Ka 
binen und riefen: „Na, das ist auch der reine 
Hohn." 
Am nächsten Tage legte sich der Sturm. 
Auf der letzten Hälfte der Neise hatten wir 
ruhiges Wetter. Als Newyork in Sicht war, 
bedauerten wir das Ende der Reise. 
So kehrte sich doch noch alles zum Besten. 
Auf Reisen in Amerika. 
Waierbury, den 4. September 1929. 
Lieber Onkel Jakob! 
Daß ich auf der Neise war, wußtest Du ja 
schon. Hier ist jetzt ein kurzer Bericht davon. 
Vielleicht hast Du Interesse, die Orte auf der 
Karte nachzuschlagen. Die Eesamtstrecke ist über 
2000 Kilometer lang. Unser Auto verbrauchte 
340 Liter Benzin. 
Etwa zwei Stunden nach unsrer Abfahrt 
überqueren wir den Hudson mittels einer 
Fähre. Jetzt fahren wir durch eine reiche 
Fruchtgegend, die sich bis nach dem „Catskill 
Park" ausdehnt. Dort treffen wir nur bergi 
ges Land an. Ohne Unterbrechung geht es bis 
nach „Rome". Diese Stadt ist gerade wie Wa- 
tcrbury ein Fabrikzentrum. Auch werden dort 
alle Arten von Gemüse gepflanzt. Jetzt find 
wir von den „Tausend Inseln" nicht mehr weit 
entfernt. Wir durchfahren noch eine sogenann 
te Alpenlandschaft, dann sind wir in „Clayton". 
Wir nehmen ein Boot, um Näheres über die 
Inseln zu erfahren. Es sind alle verschiedenen 
Größen vorhanden; meistenteils bewohnt. Die 
Inseln sind gleich verteilt an Kanada und die 
Vereinigten Staaten. Einer besaß zwei In 
seln, die zu den verschiedenen Nationen gehören. 
Ungefähr jede Insel hat ein Bootshaus. Un 
sere Bootfahrt nahm drei Stunden in Anspruch. 
Als wir damit fertig waren, fuhren wir unser 
Auto auf eine Fähre, die nach Kanada geht. 
Jetzt gings am See entlang nach den Niagara- 
Fällen, Die kanadische Seite des Sees ist nicht 
so bevölkert wie die amerikanische. Unsere Reise 
route führt durch ebenes Land. Der Boden ist 
gut geeignet für Getreide. Weiter nach den 
Niagara-Fällen ist dagegen eine Fruchtgegend 
(Obst). Der Ontario-See erscheint wie ein 
Meer. Man kann nicht hinüber sehen. In 
Kanada durchfahren wir die Städte Gananogue, 
Kingston, Trenton, Oshawa, Toronto und Nia 
gara Falls. Es gibt eine Stadt „Niagara 
Falls" auf kanadischer und aus amerikanischer 
Seite. 
Wir kommen abends bei ven Niagara-Fäl 
len an. Wir hatten es so ausgerechnet, daß wir 
sie bei Tag und Nacht sehen konnten; denn 
abends werden sie durch große Scheinwerfer in 
allen Farben beleuchtet. Dieses Schauspiel ist 
wunderbar. Am andern Tag sahen wir alles 
bei Tag. Wir machen eine zweistündige Fahrt 
mit der Straßenbahn, die uns an alle wichtigen 
Punkte vorbeiführt. Schön sind auch die Strom 
schnellen. Wir gehen auf eine Brücke, die direkt 
über dem Fall ist. Später holen wir unser Auto 
über die Grenze. Wir werden zu einem Rund 
gang durch das größte Elektrizitätswerk der 
Welt eingeladen. Auch fuhren wir mit einem 
Dampfer ganz dicht an die Wasserfälle heran. 
Da bekam jeder einen Regenmantel an, weil 
sonst alles Zeug vom Sprühwasser naß würde. 
Abends ging es dann noch nach Buffalo. 
Noch einmal sollten wir Wasser sehen, näm 
lich den Seneca-See. Am unteren Ende dieses 
Sees ist wohl eine der schönsten Gegenden 
Amerikas: Watkins Elen. Zu beschreiben ist 
es gar nicht. Auf ging es nach „Binghampton". 
Diese Stadt wird der „Salon von Newyork 
Staat" genannt, der Sauberkeit wegen. Jetzt 
ging es aber auf den Heimweg. Zwei Tage 
verbrachten wir noch in New Persey. 
Gestern erhielt ich einen Brief von Juan 
Hinrichsen aus Chile. Ihm ging es grade so 
wie mir, er mußte sich auch erst die Adresse von 
Dir holen. 
Heute ging ich zum ersten Mal in die Hoch 
schule. Dort muß ich jetzt noch 4 Jahre gehen. 
Viele Grüße Dein Alfred Beerbaum. 
WirtfchŞ im Wmter. 
Zum Wirte hab' ich's nun gebracht! 
Ja, ja, ihr guten Leute, 
ich hab' ein Wirtshaus aufgemacht, 
genannt „Zur Vogelfrende". 
Schon früh am ersten Morgen gleich 
die Gäste ein sich fanden; 
zwar arme Teufel, keiner reich, 
und alles Musikanten. 
Sie setzten sich und schmausten frisch, 
und als sie endlich schieden, 
da schienen sie von meinem Tisch 
gesättigt und zufrieden. 
Das beste Zeichen aber war, 
daß sie bald wiederkamen: 
ich kenne aus der ganzen Schar 
fast jeden schon mit Namen. 
Die Zeche muß ich wohl zurzeit 
in meinen Schornstein malen, 
doch wollen sie zur Sommerszeit 
mit Liedern mich bezahlen. 
Wie freu' ich mich schon jetzt darauf! 
Ja. ja, ihr guten Leute, 
macht auch doch solch ein Wirtshaus auf, 
genannt „Zur Vogelfreude". 
Schwächen schlachten, Würstchen 
machen, quik. quilr. quik! 
Klein Urselchen, ein kleines nieöliches 
Bauernmädel mit roten Pausbückchen, him 
melblauen Augelchen und blonden Zöpfchen 
mit grünen Schleifen, war erst letzten 
Ostern zur Schule gekommen und konnte 
doch ihrer Mutti schon so schön helfen. Eines 
Tages nun sagte die Mutter zu unserm 
Ursel: „Denk nur, mein Teern, morgen 
sollen wir Schwcinchcn schlachten, da müssen 
wir nachher noch zum Kaufmann und aller 
lei besorgen. Ursel freut sich. Aber da die 
Anna gerade beim Schweinefüttern ist, 
rennt sie noch schnell mal hin. O, da liegt es 
und ist so fett, datz es kaum noch laufen 
kann: „Ach, du armes Fickerchen, morgen 
kommt der Onkel Clausen und soll dich tot 
machen, ach du armer Stackel du! Aber 
meine Mutetr sagt: dann gibt es Grütz 
wurst und darauf freu ich mich." 
Dann gehts zum Kaufmann; in den 
großen Korb kommen Darme, Tüten mit 
Salz, Grütze, Rosinen und Korinthen und 
kleinere mit Pfeffer, Kardamom, Kanel, 
Salpeter und Lorbeerblätter. Und fürs 
Urselchen, man sollts ■ nicht glauben, eine- 
Tüte mit Bonbon. Nein doch! Und's Mädel- 
chen freut sich. Sie mag ja so gerne Süßes. 
Tie bewahrt aber auch einen für die Anna 
auf, dann kriegt sie auch mal einen wieder 
von ihr. Als sie zu Haus angekommen, ist 
die Anna schon bei, den großen Waschkessel 
voll Wasser zu tragen und das Feuerloch 
fertig zu legen, damit es morgen früh blos 
angesteckt zu werden braucht; denn der 
Schlachter kommt früh. — 
Am andern Morgen steht unser Ursel 
schon ganz früh ans, denn der Vater hat ge 
sagt, sie müßte den Schwanz festhalten. Sie 
guckt mal aus der Tür, richtig, da liegen 
schon Stricke, Haken, ein Beil und 'ne Keule, 
und der Vater und der Schlachter sind schon 
hin und holen das Schwein Nein, Ursel 
mag nicht dabei sein, wenn das Schwein ge 
schlachtet wird. Sie flitzt nach dem Kuhstall 
und eit Cäsar, den Hund, solange. Aus ein 
mal sängt es schrecklich an zu schreien da 
draußen. Da hält sie sich die Ohren zu. Als 
sie dreimal den langen Futtergang auf und 
ab gegangen ist, ist es wieder still. Sie klet 
tert aus die Häckselkiste und schaut aus. Da 
steht der Fritz lckwn mit dem Wasserkessel 
und überbrüht das Schwein. Nun wird's 
Zeit. Der Schlachter ist schon dabei, all die 
Borsten abzuschruppen. Dann kommt's 
chwein an die Leiter und wird aufgemacht- 
Ursel hätte zu gern noch weiter geguckt, 
aber sie muß zur Schule. Mutti sagt auch' 
das Schwein muß noch erst auskühlen. Ursel 
soll bei dem Herrn Lucht vorgehen, das ist 
der Fleischbeschauer, und soll ihn schön bit 
ten, längs zu kommen. Gerade als Ursel 
chen mittags aus der Schule kommt, ist er 
da und packt seinen Kasten aus. Erst konrnck 
ein komisch Ding heraus. Ein „Mikroskop", 
sagt der Onkel. Dann zwei dickte Glasplat-
	        
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