Full text: Newspaper volume (1920, Bd. 1)

von unserer Lage -hervorrufe und UNS von jeder 
Hilfeleistung ausschließe. Herr v. Braun führt 
dann int einzelnen aus, daß es sowohl nm die Ge 
treide- wie mn die Kartssseloersorgung der Städte 
nutzerordentlich schlecht steht. ' Die, einzig,' mögliche' 
Hilfe sieht er in Vereinbarungen zwischen Erzeu 
gern und Verbrauchern, da die gegenwärtige Re 
gierung zu einer verständigen Behandlung der Er- 
nähruiigsfrage unfähig sei. Er schlägt daher vor, 
dag soforr ein aus den Vertretungen des Städte 
tages, der Konsumvereine, der Landwirtschaft und 
der Genossenschaften gebildeter Ausschuß zusam 
mentritt,, um die Beratungen zu beginnen. 
Auch der Vorwärts beschäftigt sich mit diesen 
Dingen und schreibt: 
■- „Die Besprechung der Groß-BerUner Gemein 
den mit dem Reichskanzler und dem Ernährungs 
minister hat nicht das Resultat gehabt, ausrei 
chende Beruhigung zu schaffen. Die gegenwärtige 
.Preispolitik birgt die Gefahr in sich, daß die 
eigene landwirtschaftliche Produftion noch weiter 
sinkt. Dieses Sinken zwingt zu gleichzeitiger ent 
sprechender Steigerung der Einfuhr aus dem Aus- 
lande. Die ausländischen Lebensmittelpreise aber 
find für Sie Gesamtheit der deutschen Bevölkerung 
zurzeit glattweg unerschwinglich." 
— Der lebende Leichnam. Der Bauer Josef 
Schwarz in Mohrau bei Brünn in Mähren, der 
lange an einem schmerzhaften Leiden litt, erhielt 
dieser Tage vom Arzte eine starke Morphiumein 
spritzung, die eine tiefe Betäubung hervorrief, so 
daß er einen Tag lang nicht mehr erwachte und für 
tot gehalten wurde. Man bahrte ihn auf und die 
Beerdigung wurde angesetzt. Joses Schwarz er 
wachte jedoch im Sarge, merkte, daß er aufgebahrt 
sei, stand ruhig aus und löschte die beim Sarge 
brennenden Kerzen aus, Cr ging dann ins Neben 
zimmer und beruhigte feine erschrockene Familie. 
Schwarz wurde hieraus zu Bett gebracht und geht 
nunnrehr seiner Genesulig entgegen. 
■laisr m âimBmmÊÊÊttasmaam^mt 
Berlin, G Jan Eine neue Milliarde für Le 
bensmittel. Zur Senkung der Lebensmittelpreise 
, wird, wie wir einer Korrespondenz entnehmen, die 
Reichsregierung für das. laufende Vierteljahr wie 
der eine Milliarde zur Verfügung stellen. 
— Drakonische Strafe. Aus Metz wird ge 
meldet, daß drei elfäffische Arbeiter zwei sich fran 
zösisch unterhaltenden Soldaten geaenüber die Be 
merkung machten: .Hier spricht mau deutsch!" 
Darüber kam es jtt einer Rauferei, bei der ein 
Franzose schwer verletzt wurde. Vom Kriegsgericht 
.wurde ein Elsässer als Haupträdelsführer zum To 
de, die beiden anderen zu 6 Monaten EefäiMns 
verurteilt. 
Schleswig-Holstein, 7, Jan. Beeinträchtigung 
der Werbearbeit fürs Abstimmungsgebiet durch die 
Franzosen. Aus Berlin wird gemeldet: Wie die 
bei dem hiesigen Deutschen Ausschuß für das Her 
zogtum Schleswig eingegangenen Nachrichten mit 
teilen, bereiten die Franzosen im besetzten. Gebiet 
Ser Tätigkeit der deutschen Vertrauensleute die 
größten Schwierigkeiten. Der Hauptvertrauens- 
martn des Ausschusses in Wiesbaden, der Eewerbe- 
fchullehrer Holzel, ist von der französischen Be- 
satzllngsbehörde verhaftet worden. Damit ist die 
Tätigkeit des Ausschusses in dem besetzten Gebiet 
lahmgelegt. Es wurden lediglich di« Abstimmungs- 
l>erechtigten für Schleswig ermittelt und über das 
ihnen zustehende Recht belehrt. Es ist zu erwarten, 
daß die Regierung sofort Protest erheben wird, — 
Derartige Fälle verstärken die Besorgnis für die 
Zeft der Besetzung. 
üs Uetersen, 6. Jan. Schlesw.-Holst. Bauern- 
!v ei tore ttaiserbriefe 
an den Zaren. 
Aus dev weiter in der Voss. Ztg. veröffentlichten 
Briefen Wilhelms IT. an Nikolaus ist besonders be 
merkenswert ein Brief vom. 2. y. 1902, in dem der 
Kaiser dem Zaren für seine Aufnahme in Reval dankt. 
Es heißt darin n. a.: 
Der ganze Aufenthalt war für mich ein einziger 
Hochgenuß, aber er war noch mehr. Die Schule des 
Flottenattilleviowesens, die mir auf Deinen Befehl 
vorgeführt wurde, ist der lebenswichtigste Teil in der 
Entwicklung der Flotte und in ihrer Borbereitung für 
das „Geschäft". Durch diese Erlaubnis hast Du mir 
ein besonderes Zeichen Deines Derttauens gegeben — 
allerdings in Erwiderung dessen, was ich Dir in Dan 
zig zeigte — und es schließt vollkommenes Vertrauen 
ein, wie es nur möglich ist zwischen Männern von 
gleichen Ideen und Grundsätzen. Zwischen Monarchen 
bedeutet es vereinigte Arbeit an der gemeinsamen 
Sache, den Frieden ihrer Länder zu wahren. Diese 
Zuverficht und dieser Glaube, den Du mir gezeigt hast, 
ist nicht, so versichere ich Dich, übel angebracht, denn er 
beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Das wird durch 
die Tatsache bewiesen, daß die geheimen Pläne meiner 
neveston Schiffe — für jeden Fremden unsichtbar — 
Dir und der Diskretion. Dein« Mnrinebehöcden an 
vertraut wurden. Zu diesen Tatsachen füge ich noch 
hinzu, daß wir beide das gleiche Interesse an der Ent 
wicklung unserer Flotten haben, da uns die Leiden- 
ickäit für die See eingeboren -ist. Dies wird zur. Ge 
nüge zeigen, daß wir unsere beiden Flotten als eine 
große Organisation zu betrachten haben, di« einen gro 
ßen Kontinent sichert, dessen Interessen sie an seinen 
Küsten und ans dem offenen Meere zu verteidigen hat. 
Dies bedeutet praktisch den Frieden der Welt. 
AIs Herrscher der beiden führenden Mächte, der 
beiden großen kontinentalem Staaten kombinattonen 
vermögen wir unsere Ansichten über irgend eine all 
gemein ihr« Interessen berührende Frage auszutauschen 
verein. Eine sehr gut besuchte Mitgliederversainm 
lung der hiesigen Kreisgruppe fand hier unter Bor 
sitz des Hofbesitzers Beck-Pinneberg statt. Der 
Vorsitzende teilte.einleitend mit, daß jetzt die ener 
gische Aufklärungs- ^ und Organisationsarbeit im 
Kreise einsetzen müsse, damit arich die Landwirte 
des Kreises Pinneberg sich möglichst vollzählig der 
großen und erfolgreichen Organisation des Schlcs- 
wig-Holst. Bauernvereins anschließen können. An 
schließend daran sprach Generalsekretär Behrens 
über die Ziele und Arbeiten des Bauernvereins. 
In dev Besprechung wurde von einem Mitglied« 
auf die ungeheuren Zwischengewiirne der kriegs- 
wirtschastlichen Betriebe hingewiesen. So wird z. 
Zt. Vohirenmehl für 1,40 Jt pro Pfund verkauft, 
während der Landwirt das Pfund Bohnen für 35 
Pfennig abliefern muß. Außerdem muß sofort 
untersucht werden, wo die Kleie unseres Brot- 
korns bleibt. Aus der Mitte der. Versammlung 
wurden im Bezirk Uetersen und Umgegend rund 
25 Vertrauensmänner gewählt. 
X Bad Brmnftedt, 5. Jan. Şchlcswşolft. 
Bauernverein. Eine große Versammlung des 
Schlesw.-Holst. Bauernvereins, au der rund 350 
Mitglieder der hiesigen Ortsgruppen sich beteilig 
ten, fand hier unter Leitung des Vorsitzenden der 
Kreisgruppe Segeberg, Landwirt Rickers- 
Kükels statt. Der Verlauf der Versammlung, über 
die wir in der nächsten Nr. der Landwirtschaftlichen 
Woche" eingehend berichten werden, ergab das leb 
hafteste Interesse für die große Bewegung des 
fchwesw.-holst. Bauernstandes. Kreisgeschäfts 
führer Spieß- Krems II hielt einen sehr bei 
fällig aufgenommene,: Vortrag über die Ausgaben 
und Ziele des Bauernvereins im Kreise Segeberg, 
dem sich ergänzende Ausführungen des General 
sekretärs Behrens -Rendsburg anschlössen. Aus 
die hohe Kulturbedeutung des umfassenden Zu 
sammenschlusses aller produktionsfähigen Kräfte 
des Landvolkes im Sinne der Rückkehr zur wirt 
schaftlichen Wahrheit und Ehrlichkeit wies in präch 
tig onWorten der hiesige Pastor Paulsen hin. Dem 
anwesenden Vertreter der Sozialdemokratie wurde 
ans seine Vorhaltungen nachgewiesen, daß die be 
stehende Form der Zwangswirtschaft in erster Linie 
für den wirtschaftlichen und moralischen Zusam 
menbruch verantwortlich sei. Die jetzige Zwangs 
wirtschaft sei das System der Unsachverständigkeit, 
des Zwischengewinns'und des Massenverderbens, 
die Zwangswirtschaft fördere nicht die Erzeugung 
der Nahrungsmittel, sondern des Nahrungsmittel- 
mangels. Zur Belebung der Vereinsarbeit in dem 
Bezirk Bramstedt wurde ein kleiner Bezirksvor 
stand gewählt. 
Tondern, 8. Jan. 125 Mann Ententetruppen 
sollen, wie die Tond. Ztg. wissen will, zur Be 
setzung nach Tondern kommen. — 8 fette Gänse 
wurden, abends vorher munter in den Stall ge 
sperrt, nachts von Raubzeug, vermutlich einem 
Fuchs, geraubt. 4 fand man totgebissen auf dem 
Felde, 2 sind verschwunden. Eine Gans entging 
dem Schicksal ihrer Genossinnen. 
Tondern, 7. Jan. „Zn so bewährten Händeir." 
Die Sänische Politik betreibende „Tondernsche Zeitung" 
macht Reklame für sich, indem sie angebliche... lobende 
Zuschriften aus ihrem Leserkreis veröffentlicht. In. 
einer der Zuschriften heißt es.: „Wir empfinden es 
wirklich als ein großes Glück, daß die Redaktion der 
Tondernschen Zeitung in so bewährten Händen liegt." 
Die „bewährten Hände" gehören dem Redakteur H. 
Becker, über den man just zur selben Stunde in einer 
in den „Hamburger Nachrichten" enthaltenen Zu 
schrift lesen kann: „Bor kurzem bin ich aus Kopen 
hagen zurückgekehrt und lese tn den Zeitungen von 
einem gewissen Deutschen Becker, der in Tondern die 
in deutscher Sprache erscheinende, aber in dänischem 
Sinne redigierte „Tondernsche Zeitung" herausgibt. 
(Das ist ein Irrtum, Becker ist Redakteur, Herausgeber 
Cornelius Petersen. Schriftltg. des R. T.) Ich habe : 
mich nach dem Aussehen und der Vergangenheit dieses 
neudänischen Redakteurs erkundigt, und danach besteht 
kein Zweifel mehr, daß dieser wohlbeleibte, dänischge 
sinnte Redakteur Becker in Tondern kein anderer als 
der frühere Agent der deutschen Oderisten Heeresleitung 
in Schweden ist. Jahrelang hat dieser kerngesunde, 
vom Heeresdienst befreite deutsche Zeitungskorrespon 
dent Mit allen Mitteln gerissenen Spionagedienstes 
für die deutsche Sache gearbeitet. Er hat unter den 
schwedischen Arbeitern Tausende von Flugblättern und 
Werbeschriften für die deutsche Sache verbreitet, gegen 
die er jetzt mit den: wilden Haß des Renegaten in 
seiner Zeitung eifert. Er hat mit den Regierungen 
der drei nordischen Länder andauernd auf Kriegsfuß 
gelebt, ist sowohl in Norwegen wie in Dänemark aus 
gewiesen worden und muß heute noch befürchten, daß 
die' Enļèntegesandtschäften, die Nächstens nach Nord 
schleswig kommen, ihn beim Kragen kriegen und' als 
verdächtigen deutschen Agenten südwärts abschieben. 
Besonders die dänische Regierung hat noch ein Hühn 
chen Mit dem' dicken Herrn Becker zu rupfen. Steht 
er bei ihr doch im dringenden Verdacht, ein von Däne 
mark ausgelaufenes Schiff der deutschen Marine in 
den Rachen gejagt zu haben. Daß dieser Mann sich 
heute züm Loüredn-er dänischer.. Verhältnisse macht und 
rn öffentlichen Versammlungen das Deutsche Reich mit 
Schmutz bewirft, ist bei der moralischen Versumpfung, 
die cheute allgemein Platz" gegriffen hat, nicht weiter 
verwunderlich. Größeres Erstaunen könnte es erregen, 
daß die sonst so geschickt arbeitende dänische Popaganda 
sich einer solchen Kreatur als Werkzeug bedient. .Sollte 
ich noch nicht deutlich genug geworden fein, so stehen 
Miere.) erheblich interessantere Beiträge zur Charak 
teristik dieses hervorragenden Neudänsn reichlich zur 
Verfügung." . 
Kiel, 7. Jan. Die Lieferprämien für Getreide und 
Kartoffel». In einer Versammlung des Sozialdemo 
kratischen Vereins Eroß-Kiel wurde eine Entschließung 
angenommen, ..in welcher- die. Maßnahmen der. Regie 
rung, Lurch erhöhte Prämien eine stärkere Ablieferung 
von Getreide und Kartoffeln zu erreichen, als unum 
gänglich bezeichnet, da keine andere Möglichkeit be 
stehe, sonst Vorräte zu beschaffen. Die Verteuerung 
könne voN den Arbeitern und Angestellten aber nicht 
getragen werden; durch Erhöhung - der Löhne müsse 
ein Ausgleich geschaffen werden. 
X Nrumünster. 8. Jan. Der Müller und der 
dankbare Einbrecher. Eine empfindliche Strafe, 
nämlich 1 Monat Gefängnis und 500 Ji Geldstrafe. 
Üstt das Schöffengericht gegen den Mühlenbesitzer 
Sommer aus Husberg verhängt. Die Sache kam 
nun zum fünften Male zur' Verhandlung. Auf 
Grund der stundenlangen Perbcmdlunq hat das 
Gericht angenommen, daß S.. dessen Mühle 
wegen Unzuverlässigkeit geschloffen worden war, 
vom Mühlenwerk das amtliche Siegel heimlich ent 
fernt und dann die Mühle zum Mahlen von Ge 
treide wieder/benutzt hat. S. hat in allen Ter 
minen alles bestritten und behauptet, das Siegel 
habe nachts ein Einbrecher entfernt, seiner Mei 
nung nach aus Dankbarkeit dafür: daß' ihm eine 
lederne Wagendecke und eine Anzahl Enten in die 
Hände sielen. Größere Mengen von verarbeite 
tem Getreide sind s. Zt. auf dem Besitz von S. ge 
funden und beschlagnahmt worden. 
Rortorß 7. Jan. Zur Bürgermersterwshk. 
Der Privatsekretär Krahmcr hat seine Vürger- 
rneister-Kandidatur zurückgezogen. Es tritt für 
ihn ein der als erster in Reserve vorgeschlagene 
Herr Sebastian aus Hamburg, zurzeit Hilfsarbeiter 
beim Magistrat in Göttingen.' Sebastian hat von 
1904—1909 Jurisprudenz und Nationalökonomie 
tudiert, ist im Verwaltungsdienst von Versiche 
rungsgesellschaften tätig: gewesen und 1914 als 
Hilfsarbeiter bei der Göttinger Stadtverwaltung 
eingetreten. — Zwangsinnung im Baugewerbe. 
Durch Verfügung des Reg.-Präsidenen gehören 
vom 1. Februar ab zwangsläufig einer am Sonn 
tag mit dem Sitz in Rortorf gegründeten Innung 
„Bauhütte" an: 1. sämtliche selbständigen Ge 
werbetreibenden des Maurer- und Zimmerer- 
Handwerks. 2. alle Guts- bezw. Fabrikhandwerker, 
dbald sie Gesellen oder Lehrlinge halten. Ober 
meister auf 3 Jahre wurde Zimmermeister Laffe- 
u. sobald wir'sie geregelt haben, wie ste abznfassönHstz 
so vermögen wir unsere Alliierten dahin zu bringen, 
die gleichen Gesichtspunkte anzunehmen. Haben aber 
dje beiden Allianzen — d. f. fünf Großmächte — ent 
schieden, daß der Frieden bewahrt werden muß, so muß 
di« ganze Welt Frieden hallen und wird sich seiner 
Segnungen erfreuen können. Das ist eine überzeugen 
de Illustration der Tatsache, daß die beiden Allianzen 
das Gleichgewicht Europas und der Welt auftechter- 
halten, wenn sie durch die jährliche Zusammenkunft 
ihrer -beiden Führer zum Zweck« des Gedankenaus 
tausches in enger Verständigung bleiben. Das ist umso 
notwendiger, als gewisse Erscheinungen im Osten zei 
gen, daß Japan ein ziemlich ruheloser Kunde ist und 
daß die Lage alle Kühle und alle Entschlossenheit der 
Friedensmachte erfordert. Die Nachricht, daß der ja 
panische General Pamai — der frühere Führer der 
Japstruppen in China — der japanischen Gesandtschaft 
in Peking attachrert worden ist, um die Reorganisation 
der chiuesifchen Armee in die Hand zu nehmen — d. h. 
zu dem nicht eingestandenen Zweck, jeden anderen Aus 
länder aus China zu vertreiben —, ist sehr ernst. 20 
bis 30 Millionen ausgebildete Chinesen, unterstützt von 
einem halben Dutzend sapanischer Divisionen und ge- 
sühtt von tüchtigen, unerschrockenen japanischen Offi 
zieren voll Thristenhaß, das -ist ein Zukunftsbild, das 
sich nicht ohne Besorgnis betrachten läßt und nicht nn- 
nwglich ist. Es ist vielmehr die Verwirklichung der 
gelben Gefahr, die ich schon vor einigen Jahren aus 
gemalt habe und für deren graphische Darstellung ich 
vonder größeren Dlasse des Volkes verlacht worden bin. 
Mir der: herzlichste» Grüßen von Viktoria und mir 
aa Euch beide bin ich Dein ergebener Freund und 
Better Willi, Admiral des Atlantik. 
* * * 
Mitte September 1901 fand eine 
Zusammenkunft zwischen Wilhelm il. n. Nikolaus II. 
auf der Reede von Hela bei Danzig statt. Kaiser Wil 
helm hatte anscheinend die Absicht, womöglich ohne die 
beiderseUge» verantwortliche» Minister mit dem Zaren 
renz. 
Rachrîchtr». 
NsŞKèsrrmģ öre Arbeit Hrexch 
HsMĢNsLTierŞKHe VsHnssberLer. 
TU. Dortmund, 8. Jan. .(Erg. Drahtber.) 
Durch demMstrierendr Bahnarbeiter wurdet 
gestern die Arbeiter des Dortmunder Rangier- 
bahnhofes an der Wiederaufnahme der Arbeit ao 
hindert. In den Werkstätten wird noch gearbeitet 
ProkļlîMrsļAKg öss Sàrşiàtss. 
TN.--- Sns-rLrücken, 8. Jan. (Erg. Drähtber.j 
GcMtüber einer Berliner Pressemeldung, --wö'naä 
die.Msklļrmîèrnng des Saarftaatcs auf den 8,'odek 
8. -ZMuàr festgesetzt sei, stellt die Taarbr. ZtK 
fest, daß ein solches Datum bisher nicht' «arge» 
nominen fei. ■ - I 
' Mufģabs -tzsZ 'TsLŞsNşiMS. 
SLL'B. Koxeichagen, 8. Jan. (Sig. DrahtSêr.1 
AUS Ä-Lseft wrrp gem-rldet, datz Lenin, TröHki und 
TWrschertn bereit je re», das jetzige' terrsrWschr 
StzstêM" aUMtg-kb-en und die RevolutiotzsKrichts^ 
Höfe aufzuheben. 
Dee ÄmftaN'H Her ŞşsNbKhRsr 
.. -'îà-àbKrrfâ 
-' ŞB. "ŞrfcM, 8, Jan. Wig.' DrsihMr.) 
Im Eissràhndirektîonshêzirļ - Elberfeld ist -der 
Mus-stand- der. Eisenbahner nÜZemein geworden. 
Der. Zugverkehr ruht vollständig. Nur der Milch« 
verkehr und die dringen-dsten.Kotstaņdsarbelten 
werden durchgeführt. ■ ! ^ß ; \ 
■ Dr§ MĢstzîtis'î fit V.Ägàîà 
^ vT.-H.-Amsterdam, 8. Jan. (Erg. DraHtLer.) 
Eine. Mssig:.-KorxespLnL-rnz bringt Serichte aus 
Sofia, nach denen die letzte AufruhrLejsegllng in 
Bulgarien - sehr fernst' war. Bor dem königlichen 
Pa-lnis haben blutige Zusammenstöße zwischen 
Soldaten- und Llmzüzlefn stattgefunden. Alan 
schätzt-die Zahl der Taten --und VerwunDeten aus 
über 189.. Ire Ordnung ist in Sofia wieder herge 
stellt. - In der'Provinz dagèezst herrscht-eine Per» 
verhältnismäßieg sehr große Erregung, doch ist eS 
nirgends zu Zusammenstößen gekommen. 
Vse.-'Hes ZHtietzRKg tzsr AAîchs- 
rvsrLe 'Sņanbau wegerr RohTsn- 
. ' MMMgsL. - ' 
MTB. Berlin, 8. Jan. (Eig. Drahtbericht.) 
Dcks Reichswerk in Spandau ist von heute ab ohne 
Kohlen. Es wird aber seine Arbeiter durch Not- 
standsaàîteņ Lrs Erkdr, der Woche beschäftige« 
können. Wenn dann nicht genügend Kohlen ein 
treffen, mich die Schlicßrrng der ZetrieSc erfolgen. 
' Uņm VevtzanölrrKgen', 
' ' Mit' Hem V eaàteŞķsnL» 
WTB. Berlin. 8. Jan. (Erg. 2rahtü-richr.) 
Die Wündrsleitung der Eewerkichast der Beamten 
teilt .mit. daß der. RL.ichskan'zl-er- neue Weehàndlpm 
gen zusagte. Eine übereilte Handlung gefährde 
die Bcrhcki.dlunccn. 
Der AEstLà- " 
■4 -îtzr BesşiichsrUUgsMWeeSs.^ .> 
WTB. Berlin, 8. Jan. (Eig. LrahLLericht.) 
Bon dem Aue stand im Bersicherungsgewerbe wer« 
Len etwa 80 185 SW Angestellte Lei rund 350 
Gesellschaften betroffen. Da die GeneralcvzentureN 
Lex Gesellschaften ebenfalls in den Ausstand him 
eingezogen werden sollen, dürste sich die Zahl der 
Ausständigen auf etwa 158 089—208 090 erhöhen- 
Streik ans Her Werft in Danzig. 
T.-ll. Danzig, 8. Jan. (Eig. Drahtbericht.) 
Gestern mittag 12 Uhr sind dis Angestellten de« 
hiesigen Werft in den Ausstand getreten, weil ihre 
Ultimatum wegen neuer Verhandlungen über di« 
Neuregelung der Gehälter nicht beantwortet sei. 
zusammenzutreffen. Der Zar sprach aber offenbar den 
Wunsch- aus. daß der deutsche Reichskanzler Graf Bü- 
low und der russische Minister des Aeußern, Graf 
Lambsdorff, an der Zusammenkunft teilnchmen sollten. 
In einem Schreiben aus Wilhelmshöhe, den 22. August 
Ģl,- -gib Kaffer Wilhelm' seinem Mißvergnügen dar 
über- ziemlich deutlichen Ausdruck, indem er zwar 
herzlich für di« Einladung des Grafen BLlow dankt, 
sie aber um so kühler in Bezug auf den Grafen Lambs 
dorff erwidert. 
■ „Ich habe Deine fteundliche Einladung, daß Du 
mit ihm zusammentreffen möchtest, dem Kanzler über 
mittelt, der sich hochgeehrt fühlt, daß Du ihm solches 
Vertrauen erweist, worauf er gar nicht vorbereitet war. 
Was den Grafen Lambsdorff betrifft, so werde ich ihn 
natürlich empfangen, falls er an Bord Deiner Jacht 
fein sollte. Collie das nicht der Fall fein und da wir 
gar nicht an Land gehen, bitte, bemühe den armen Mi 
nister nicht, die lange Reife Nach Danzig zu unter 
nehmen." 
* ■* * 
Auf den drohenden Krieg zwischen Rußland und 
Japan bezieht sich auch der folgende Brief, der einige 
Wochen vor dem Ausbruch geschrieben ist. Er zeigt die 
-ganze Vertrauensseligkeit des Kaisers gegenüber dem 
Zaren. .,W 
. ‘ Neues Palais, den 9. Januar 1994. 
Liebster Niki! Ì - ,' 
Rrtt eine Zeile, um Dir mitzuteilen, wie sehr 
meine Gedanken in dieser ernsten Zeit mit Dir be 
schäftigt sind. Gott gebe, daß alles glatt geht, und 
daß die Japaner auf die Stimme der Vernunft hören 
ttotz der tollen Bemühungen der üblen Presse eines 
gewissen Landes. Auch dieses scheint Geld übrig zu 
haben, um es in dem Abgrund der japanischen Mobi 
lisation anzulegen. Ich danke für das 
Communique, das Du mir durch Osten-Sacken offiziell 
geschickt hast. Es ist sehr klar und wird unbedingt zur 
Stärkung des Friedens beittagen-. Ich hoffe, es wird 
die Gefühle der unverschämten Kriegspartei in Japan 
beruhigen, wie es auch sicher die. übrigen Mächte' b«» 
-ruhigen dürfte, denen, an ihrem Handel liegt und 
denen auch die „offene Tür" einmal versprochen wuide- 
' Ich schicke Dir ein Exemplar der „Marrn-erund< 
schau"' mit einem Artikel über gepanzerte Kreuzer,, 
geschrieben von L. Dieser L. ist eine Maske, hinter 
der ich mich verstecke. Ich habe ihn geschrieben. Aber 
niemand, außer Tirpitz hat die geringste Ahnung davon- 
Als Material für meinen im November geschriebene" 
Artikel. gelang es mir, sehr interessante Einzelheiten 
über Rivadiria und Moreno zu bekommen, die ß { 
Argentinien erbaut, aber nun von. England Japan ķ 
schenkt worden sind. Die Risse, die vollkommen „fl*' 
heim" sind und mir auf ausdrücklichen. Wunsch des 
Präsidenten der -argentinischen Republik vorgelegt wul^ 
den, hat mit Amaldo gesandt. Da diese Schisse Di^ 
wahrscheinlich. interessieren,- sende ich Dir den iUU* 
für Deinen persönlichen Gebrauch. Ich halte diest 
Schiffe für vollkommene Typen des gepanzerten Liren 
zers, denn ttotz ihrer kleinen dünnen „mnltum in aroo" 
sind, sie sehr gehaltvoll. Cie kosten jedes 15 Millionen 
Franken, was nicht viel ist. Mögen Deine Leute 
gegen sie zu kämpfen haben. Es ist wirklich \d) ( 
schade, daß Du sie nicht gekauft hast. Der Zeitung^ 
ausjchnitt zeigt Dir, was ein gewisses Volk Neutraü« 
tät nennt. ŗ Vv/:' 'Ï .X' ^ tzK--.'L. 
Dafür wünschen wir ein Jahr des. Glückes ltfl* 
Friedens. tz, 
Immer Dein Dich liebender Willy. 
P. 6, Entschuldige, wenn ich Dich so- oft 
Telegrammen störe, aber in Wolffs Garten fügtest D"> 
daß Du mit für alle interessanten Einzekheiten dank 
bar wärest,, die ich Dir mitteilen könnte. Ich verlass 
mich natürlich auf Deine Verschwiegenheit. Denn ** 
ist alles nur für T'-h. - '/ 
Willy, Admiral des Atlantik.
	        
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