Zweites Blatt
Nr. 32.
SîeKdshLLrger TMêSlâ
Sonnabend, dm 7. Febrnar
1914
EwssBrngsammmm
Drrrtscher UrichsLag.
. Der Genosse Schmidt ans Würzburg und
Liebknecht in Berlin haben kleine Anfragen
Zu stellen, aber nur über Bagatellen; der eine wird
uuf im Gange befindliche Erwägungen vertröstet,
der andere an die Einzelstaaten verwiesen, die in
seiner Angelegenheit kompetent seien. Die Abstim-
Utung über die Resolutionen, der eine Geschäfts
ordnungsdebatte vorausgeht, ergibt Mehrheiten für
alle Anträge zum Vereinsgcsetz; die meisten Fort
schrittler stimmen, abgesehen von der Forderung,
das Verbot der Beteiligung von Jugendlichen auf
zuheben, dafür. Die Resolution des Grafen
-Westarp gegen das Streikpostenstehen wird ge
gen die Stimmen der Rechten abgelehnt. Angenom
men werden auch die Resolutionen B a s s e r -
Mann (Denkschrift über Staatsarbeiter) und
Gehrens (Forderung von Material über Miß
bräuche des Koalitionswesens). Bei der Fortsetzung
«er Einzelberatung des Etats des Innern kommt
Man über einzelne nebensächliche Punkte mit kur
zen Aussprachen rasch hinweg, um eingehend bei
der „Reichsschulkommission" zu verweilen. Der
dolksparteiliche Abgeordnete S i v k o v i ch cmp
siehlt den Ausbau der Reichsschulkommission zu
einem Reichsschulamt, das eine Beratungs- und
Studienfrage über pädagogische Fragen bilden,
ober keine Schablonisierung oder Zentralisierung
bewirken solle. Der Redner gibt allerhand Anekdo-
Mn aus dem Schullcben seiner Heimat Mecklenburg
ZU besten. Ein Rittergutsbesitzer, der Lehrmittel
Unschaffen muhte, habe in der Stadt einen Globus
mr Mecklenburg gefordert. Hölzerne Fußböden
schaffe man in den Schulen nicht an, weil steiner
ne angeblich gesünder seien. Eine Reihe von päda
gogischen Wünschen bringt der nationalliberale Ab
geordnete Dr. O r t m a n n an. Für die Reichs
schulkommission, die nicht als Reichsamt ausgebaut
ZU werden brauche, müßten mehr Mittel bereit ge
stellt werden. Ein Reichsschulmuseum sei zu erstre
ben. Die deutschen Auslandsschulen bedürften der
Förderung. Tie vom Vorredner gegen das Ein-
iührig-Freiwilligen-Privileg gerichteten Vorwürfe
stndet der nationalliberale Sprecher nicht gcrecht-
mrtigt. Der Erfurter Sozialist Schulz sicht in
Mnem Reichssckiulamt natürlich nur eine Abschlags
zahlung auf die Einheitsschule. Ganz zufrieden mit
ben bisherigen Schulverhältnisscn ist der Zcntrums-
Mann Dr. Marx -Düsseldorf. Das Reichsschul-
awt der Fortschrittler würde nur einem „ausgebla-
Mnen Ei" gleichen. Der bekannte Oberstudienrat
Dr. K e r s ch e n st e i n e r sucht dieses Ei wieder
auf seine normale Form zu bringen; er glaubt,
s'as Reichsschulamt könne den verschiedenen Rc-
sormbestrebungen eine „einheitliche Stoßkraft" ber
uhen. Die fortschrittliche Resolution wird schließ-
^ch angenommen, nachdem man die weitergehende
sozialdemokratische ablehnte. Der nationalliberale
Abgeordnete Schiffer erhält das Wort zur Be
gründung eines Bassermannschcn Antrages über
àsbau eines bezüglichen Bundesamtes zu einem
Reichuamt für das Heimats- und Finanzwesen. Der
Redner erhofft davon einen Fortschritt in der Rich
tung einer einheitlichen Rechtsprechung. Graf We
starp fürchtet eine Einschränkung einzelstaatlichcr
Rechte, während der Fortschrittler Dove wieder
dafür ist. E r z b e r g e r empfiehlt andere Aus
wege aus den geadelten Zwiespältigkeiten. Schließ
lich erklärt Genosse Frank, daß alles, was dem
Grafen Westarp mißfalle, seinen Beifall finde.
Die Resolution wird mit den Stimmen der Lin
ken angenommen. Gegen 7 Uhr vertagt sich das
Haus. Heute geht der Etat weiter.
NWÄMtMtzw.
,2m preußischen Abgeordnetenhause fand am
Äritag die Weiterberatung des Justizetats statt.
^ e I l - Essen ging noch einmal die ganze Liste
der verschiedenen Gegenstände durch, mit denen
^an sich die beiden letzten Tage beschäftigt batte,
besonders griff er die Zurückweisung ber Be-
widigungstlage der Dortmunder Rechtsanwälte!
ssuf. Em bedenkliches Zeichen sah er darin, daß
uch zu der Verhandlung gegen ein junges Mad
ien, das ihren Geliebten erschoß, die Damen
?br Gesellschaft hinzugedrängt hatten, als ob, es
tns Theater ginge. Das Tribunal dürfe nicht
àr Szene werden. Der Minister erklärt, er
stabe das Verfahren der Dortmunder 2ustizbe-
ļjorbe gebilligt, da unter den Antragstellern ein
Pechtsanwait gewesen sei, ber damals wegen
Mwerer Urkundenfälschung im Untersuchungsge-
chstgnis gesessen habe und jetzt seine Haftstrafe
erbüße. Bon den konservativen spricht Det
ruck. von den Fortschrittlern Cassel. Es
. leiht immer das Gleiche: Fall Knittel, Assef-
wren, Bekämpfung des Schmutzes in Wort und
şid. Cassel zitierte Liebknecht und Lieb-
r.stacht (Soz.) verwahrt sich dagegen. „Das
Ld'ê ich nicht gesagt!" Es ist nicht das erste
jtol, daß er etwas nicht gesagt haben will.
As gibt ihni auch! der Nationaliiberale Haar-
. P b n zu verstehen, der ihn an den Krupp-Pro-
erinnert, wo er mit geschwellten Segeln hin
ausgezogen fei. Schließlich aber sei vom kreisen-
Berge nur das Mäuschen übrig geblieben,
-fw Liebknecht allewege ! Sie haben ihm alle
was am,Zeuge zu flicken. .Vor allem als nach
Bewilligung des Ministergehalts die Einzelbe-
ston ^ fortgesetzt wird. Liebknecht und Ge-
Haenisch haben sich da geäußert. Dr.
, e i1 - Essen und G r o n o w 5 k i, beide vom Zen-
gehen nun scharf ins Zeug. Der Natio-
à»àale Dr. von Campe erklärt, daß —
r.chch fcas richtig sei, was Hanisch über die Vor
angingen zur Klage der Dortmunder Re-chts-
gesagt hatte — die Staatsanwaltschaft
lchaeden hätte einschreiten müssen. So leicht
wie Dr. Bell dürfe man sich die Sache doch
nicht machen, daß man einfach erkläre, das.ge
höre nicht hierher. Er tadelte dann die .Art,
in der die Sozialdemokraten für ihre Sach!s Pro
paganda machen. Liebknecht und Genosse
Hoffmann sind schnell bei der Hand mit
ber Verteidigung und Hoffmann weiß, wenigstens
die Lacher auf feine Seite zu rufen. Noch ein
mal Bell und G r 0 n 0 w- s k i. Dann macht Dr.
von Campe noch eine persönliche Bemerkung
und man vertagt die Weiterberatung auf Sonn
abend.
iœwiBSæaaimsaœiSBaaaæBWB
Dķl EêîMļêMWU K fttli'p.
Die Sterbeziffer wird bereits in einzelnen
Orten größer als die Geburtenziffer, das ist das
Ergebnis einer Erklärung, welche der Ministerial-
Direktor des Innern in der Budget-Kommission
des Abgeordnetenhauses abgab. Zu dieser Er
klärung gab eine längere Erörterung über den Ge
burtenrückgang Veranlassung. Der Ministerial-
Direktor erklärte, daß das ungünstige Verhältnis
zwischen Geburten- und Sterbeziffer rapide zu
nehme. Es gäbe schon Orte, wo die Sterbeziffer
größer sei, als die Geburtenziffer. Ein Rückgang
der Geburtenziffer zeige sich besonders in den
Städten und den Jndustriebezirken, und nament
lich unter der handarbeitenden Bevölkerung. Der
Rückgang der Geburtenziffer trete in allen Kultur
ländern hervor, in Europa wie in Amerika. Die
ser Rückgang sei nicht auf die Abnahme der Volks-
krast zurückzuführen; in dieser Beziehung sei viel
mehr ein Fortschritt zu konstatieren, was bei dem
Aushebungsgeschäft zutage trete. Das Resultat
zeige, daß die Körperlänge zunehme. Von einer
Verelendung der Massen könne keine Rede sein; die
durchschnittliche Lebenshaltung sei besser als frü
her, und niemals seien so wenig Leute aus Deutsch
land ausgewandert wie jetzt. Tatsache sei, daß der
Durchschnitt der Bevölkerung bestrebt sei, die Zahl
der Kinder zu vermindern; eine solche Volkskrank
heit sei durch Polizeimaßnahmen nicht zu beseiti
gen, wohl aber gebe es andere Mittel und Wege,
ihr entgegenzutreten. In der Bevölkerung wisse
man garnicht, eine wie große Anzahl junger Frau
en und Mädchen zugrunde gingen oder schwer er
krankten infolge der Mittel zur Beseitigung der
Schwangerschaft. Der Handel mit Mitteln zur
Verhütung der Empfängnis müsse ins Auge gefaßt
werden; in dieser Beziehung hätten die Nachfor
schungen ganz unglaubliche Resultate ergeben. Die
Händler schickten beispielsweise an ganze Beamten-
kategorien — so kürzlich an die Postbeamten —
diese Mittel und versprächen denjenigen, die grö
ßere Bestellungen akquirierten, größere Prozent
sätze. Die umfangreichen Erhebungen, die über den
Rückgang der Geburtenziffer angeordnet worden
seien, seien in ihren Ergebnissen gesammelt worden
und sollten zu einer Denkschrift verarbeitet werden.
Außerdem sei in Aussicht genommen, die Vereine
zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit zur
Aufklärung heranzuziehen.
kengeschichte feinen Abschied erhallen und geht in
folgedessen seiner Pension verlustig.
Rußland.
Petersburg, 6. Febr. EinLruchsdieöftahl bei
Großfürstin Sergius. Auf dem Gut Jljinskoje
bei Moskau wurde bei der verwitweten Groß
fürstin Sergius, der Schwester der Zarin Aleran-
dra, ein geheimnisvoller Einbruch verübt. Aus
übt. Aus dem Bibliothekspavillon, der abseits
im Park gelegen ist, haben die Diebe besonders
Silber- und Goldbeschläge kostbarer Einbände ge
raubt: dagegen sind die goldenen Kreuze und
Kirchengeräte unberührt geblieben. Die Privat
korrespondenz des verstorbenen Großfürsten lag
verstreut am Bolden umher. Da die geraubten
Gegenstände, in Fenstervorhänge -eingewickelt, da-
vongebracht wurden, so wird angenommen, daß
eine Menge Wertgegenstände den Dieb-en zum
Opfer gefallen ist.
N«tzeer»rsMkch« MSiete.
Bombay, 6. Febr. 189 Menschen im brennen
den Haus. In -einer im Basar befindlichen Zu
cker-bäckerei brach ein Eroßfeuer aus. Von den
in den oberen Stockwerken des Gebäudes anwesen
den Menschen, etwa-100, gelang nur wenigen, über
die brennende Treppe zu entkommen. Die mei
sten retteten sich durch einen Sprung aus dem
fünften Stockwerk auf das gegenüberliegende
Haus. Acht Leute verbrannten.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 6. Febr. Anläßlich des Gedenktages
der Schlacht von Oevcrsee fand heute vormittag
in der Votio-Kirche ein feierlicher Gottesdienst
statt. An demselben nahm u. -a. Graf Stockau teil,
welcher die Schlacht mitgemacht hat.
^ Budapest, 6. Febr. Kochendes CalzWasfer.
Ju Vilipesci bei Moroni, wo große Mengen Pe
troleum gewonnen werden, erfolgte heute plötz-
"ch ein Ausbruch stark salzhaltigen siedenden
Wassers, das mit heftigem Getöse zu großer Höhe
e m por-g e sch len d e r t wurde. Rings um die Ausbruch-
ste.le hat sich -eine 13 Meter breite Salzkruste ge-
mldet.
. Frankreich.
Paris, 6. Fpbr. Sportunfall. Wie der„New-
yorter Herald" meldet, hat sich gestern in St.
Moritz ein schwerer Unfall zugetragen. Eine
Amerikanerin namens Beatrix Henraux und ein
Amerikaner namens Harmedi find schwer verun
glückt. Beide mußten in . die Klinik geschafft
werden. ruf äimîbááxJà
TSrseiz.
Bern, 6. Febr. Ein französischer Postdirek
tor als Opfer seiner Sammelwut. Bourget, der
Direktor der Posten und Telegraphen in Paris,
ist eifriger Sammler moderner Briefmarken. Am
16. Dezember v. 2. Hat Bourget in einem ossi-
zieiien Briefe die schweizerische Oberpostdirektion
in Bern ersucht, sie möchte ihm „a litre gracieur
et personnel" (umsonst und persönlich) eine Kollek
tion sämtlicher gegenwärtig in Gebrauch stehender
schweizerischer Briefmarken senden. Die Schwei
zer Oberpostdirektion, der das Gesuch ausfiel,
lehnte in einer an das französische Postministe-
rium gerichteten Zuschrift das gedachte Gesuch
ab. Andere ausländische Postverwaltungen schei
nen jedoch den gleichen Gesuchen des Pariser
Postdirektors ohne weiteres entsprochen gu ha
ben. Wie nun aus Paris hierher berichtet wird,
hat Postdrrektor Bourget wegen dieser Briefmar-
KMmrK.
Der Nachlaß Bebels. Gegenüber der „Berich
tigung" der Erben Bebels, wonrrch sein Nachlaß
nur 305 000 Jl betragen habe, schreibt die „Ost-
preußische Zeitung": „Weshalb versteuerte
Bebel im Jahre 1908 in Berlin 68 400 0 Jl?
War etwa Bebel unter der Maske eines Revolutio
närs ein so großer Patriot, daß er diesem
„Racker von Staat" freiwillig mehr Stenern zahlte,
als er mußte? Wenn nicht, so läßt sich dieser Zwie
spalt zwischen den 305 000 M und den 684 000 Jl
doch nur so erklären: entweder hat Bebel in den
Jahren 1908—1913 unglücklich spekuliert, was wir
nach der ganzen Charakteranlage für ausgeschlossen
halten, oder er hat die Differenz zwischen den bei
den genannten Summen und das in den Jahren
1908—1913 noch hinzuerworbene Kapital schon z u
Lebzeiten seiner Tochter oder seinem Schwie
gersohn übergeben. Anders können wir uns
den Sachverhalt nicht erklären. Unsere Behaup
tung, Bebel hätte bereits 1908 Steuern für ein
Vermögen von über 600 000 Jl bezahlt, wird mit
keinem Wort erwähnt, viel weniger berichtigt,
man konnte sie eben nicht berichtigen."
Berlin, 6. Febr. Das Befinden des verun
glückten Reichstagsabgeordneten Pfarrer Hebel
läßt noch v-iel zu wünschen übrig. Der Reichstags-
abgeordnete Pütz befindet sich dagegen auf dem
Wege der Besserung.
Berlin, 6. Febr. Was keine militärischen Ge
heimnisse sind. Die Reichstagskommission für das
Spionagsgesetz bestimmte heute unter Ablehnung
der -einschlägigen Vorschriften der Regi-erungs-
vcrlags nach einem Zentrumsantrag folgendes:
„Als militärische Geheimnisse im Sinne dieses
Gesetzes -gelten nicht: 1) Gegenstände, so weit sie
öffentlich wahrnehmbar sind oder deren Besichti
gung gewohnheitsgemäß gestattet wird; 2) Gegen
stände, so weit sie bereits in Schriften oder Zei
tungen veröffentlicht worden find."
Berlin, 6. Febr. Eisenbahnunfall. Heute
vormittag gegen 9 Uhr fuhr auf dem Geleise zwi
schen den Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf
eine Maschine auf einen Ra-ngi-erzug infolge fal
scher Weichenstellung. Die Lokomotive -sprang
aus den Schienen und kippte um, wobei der Loko-
motivführer schwer verletzt wurde. Fünf Wagen
des Rangierzuges sind- stark beschädigt worden.
Liegnitz, 6. Febr. Durch Ueberfahren getötet. Der
Personenzug 924 überfuhr heute früh zwischen
Reuho-f und Liegnitz das Fuhrwerk des Stellen-
befitzers Börner-Kummernick mit drei Insassen.
Dabei wurden eine Person getötet, zwei schwer
verletzt. Der Personenzug nahm die Verletzten
aus und br-achte sie nach Liegnitz. Dort ist inzwi
schen im Krankenhaus der Führer des -Geführtes
gestorben. Das Unglück ist darauf zurückzuführen,
daß die Schranke nicht -ge-fchlossen war und dichter
Nebel h-errfchte.
Zigarren aus Zubern. Patriotische Kreise in
Altdeutschland sind der Frau Eoers, deren Zi-
garrengeschüst in Zabern wegen ihrer dem Militär
günstigen Zeugenaussage vor dem Kriegsgericht
voylottiert wird, durch Bestellungen zu Hilfe ge
kommen. Co wurde bei einer Kaisergeburtstags
feier in Osterode in Ostpreußen eine Sammelbe
stellung zugunsten der Witwe Evers von 4100 Stück
Zigarren gemacht; außerdem verpflichtete sich jeder
Besteller, noch einen auswärtigen Bekannten zu
der gleichen Werbetätigkeit zu veranlassen. Auch
bei einer Kaisergeburtagsfeier in Eutin wurde
eine Sammlung für Frau Evers veranstaltet, die
über 100 Jl ergab. Das Geld wurde Frau Evers
mit der Bitte überwiesen, dafür Zigarren und Zi
garetten an das Regiment 99 zu übersenden.
Mülheim, 1. Febr. Die Eröffnung des Kai»
sers-Wilhelm-Jnftituts zur Erforschung der Kohle.
Unter dein Vorsitz des Regierungspräsidenten von
Düsseldorf fand hier eine Sitzung des Kuratori
ums des Kaiser-WilheIm-2nstituts zur Erfor
schung der Kohle statt. Es w-urde beschlossen, die
feierliche Eröffnung im Monat 2um vorzuneh
men. Die Bauanlagen mach>en rasche Fortschritte.
Das Institut wird bekanntlich mit einem Kosten
aufwand- von zwei Millionen Mark aus den
Mitteln errichtet, die dem Kaiser anläßlich sei
nes 25jährigen Regierungsjubiläums zur freien
Verfügung gestellt worden sind. Zu der Eröff-
nuug ist auch an den Kaiser eine Einladung er
gangen, und nach den bisherigen Dispositionen
ist begründete Aussicht vorhanden, daß der Kai
ser der Einladung Folge leisten wird.
Essen, 5. Febr. Cchülermordk ^Hier erstach
während eines Streites beim Fußballspiel ein
13jähriger Schüler einen 11jährigen Kameraden
mit einem Taschenmesser.
Goslar, 5. Febr. Großfeuer im Oberharz.
Durch ein Eroßfeuer in Altenau (Oberharz) wur
den fünf Wohnäuser vollständig eingeäschert und
dadurch achtzehn Familien obdachlos. Das Elektri
zitätswerk ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Der Schaden ist groß und nur teilweise durch Ver
sicherung gedeckt.
Raubmord an einem Kassenboten. Der bei
der Filialfabrik der Chemischen Fabrik Kalle &
Eo. in Biebrich angestellte Kassenbote Helferich
aus Biebrich ist einem Raubmorde zum Opfer ge
fallen. Helferich wurde am Sonnabend -aben-d von
drei maskierten Männern, -die davon Kenntnis
erhalten hatten, daß er eine größere Geldsumme
für die Lohnauszah-lung holen mußte, auf dem
Rückwege von der Bank überfallen und g -e t ö t e t.
Die Räuber entrissen ihm die Geldtasche, doch fan
den sie kein Geld- mehr darin, da Helferich den -ab-
gehobenen Betrag von der Bank dem Kassierer
bereits übergeben hatte.
Nürnberg, 6. Febr. Heute früh stießen auf
dem hiesigen Rangierbahnhose zwei Güterzüge zu
sammen. Ein Zugführer wurde schwer verletzt
und ein Wagenwärter -getötet. Die Verunglück
ten stammen aus Bamberg. Der MaterialschL-
den ist bedeutend.
Frankfurt, 6. Febr. Eisenbahnunfall. Der
Riviera-Expreßzug nach Berlin, der um 7y 2 Uhr
früh auf dem Frankfurter Hauptbahnhof -eintrifft,
hatte heute hier einen Unfall. Der Zug wird hier
rangiert und teilweise neu zusammengestellt.
Dabei fuhren mehrere Wagen auf den vorderen
Zug auf. Eine große Anzahl Passagiere -erlitten
Verletzungen, jedoch nur geringfügiger Natur.
Hamburg, 5. Febr. Auch eine Maskerade.
In einem Tanzsalon in der Mohlenhofstraße hielt
heute nacht ein Verein eine Privatmaskerade ab.
Gegen 2 Uhr kam es zu einem Streit zwischen meh
reren Gästen und bald war eine Schlägerei im
Gange. Plötzlich erschienen zwei Schutzleute, die
die Streitenden auseinander zu bringen versuchten.
Die Polizisten wurden aber bald von allen Seiten
angegriffen. Schließlich wurden weitere Schutzleute
requiriert, die aber auch von den am Streit betei
ligten Personen verhöhnt und angegriffen wurden.
Rufe wie: Haut die Hunde, nieder mit den Hunden
in den Zollkanal usw. ertönten und mit Flaschen
und Gläsern wurde auf die Beamten losgeschla
gen. Einem Schutzmann wurde die Uhr nebst
Kette aus der Tasche gerissen. Einem anderen
wurde der Mantel zerrissen und der Helm beschä
digt, während wieder ein anderer blutende Ver
letzungen davontrug. Die Rowdies versuchten auch,
die Polizisten zu verhindern, von ihren Säbeln
Gebrauch zu machen, endlich gelang es aber, fünf
der Haupträdelsführer zu packen und zur Wachs zu
bringen. Auf dem Wege zur Wache wurden dis
Schutzleute wiederholt angegriffen, mit Pflaster
steinen und mit Ascheimern beworfen und auf das
unflätigste beschimpft. Die fünf Verhafteten, die
als Radaumacher bekannt sind, werden sich wegen
Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Wider
stands gegen die Staatsgewalt und Eefangenenbe-
freiung zu verantworten haben.
Altona, 7. Febr. Ordensverleihung. Die
Anlegung des ihm verliehenen nichtpreußischen
Ordens, und zwar des Ritterkreuzes des Königlich
Dänischen Danebrogordens, ist dem Fischräucherei-
besitzer Gustav NNoser in Altona gestattet worden.
Itzehoe, 7. Febr. Der neue städtische Haus-
haltungsplan schließt mit 2X> Millionen Mark ab.
Die städtischen Kollegien beschlossen, die ganze Ab
fuhr an den Fuhrunternehmer Sievers ab 1. April
1914 auf die Dauer von drei Jahren zu vergeben,
gegen eine Entschädigung von 20 000 Jl für die
Abfuhr der Abortkübel und von 8500 Jl für die
Mülltonnen. Ferner wurde beschlossen, 117 500 Jl
Anleihe aufzunehmen und zwar u. a. für den Auf-
bezw. Umbau der Schule am Delftor 60 000 Jl. Die
Anleihen sollen mit 4—41- Prozent verzinst und
mit 3% Prozent amortisiert werden. Für die Be
triebswerke sollen 57 000 Jl Anleihe aufgenommen
werden, und zwar für Gasautomatenanlagen
12 000 M und für die Kosten der Gasfernversor
gung der Stadt Wilster 45 000 Jl. Der neue Etat
weist eine Schuldensteigerung von mehr als 400 000
Mark gegen 1913 auf.
Elmshorn, 6. Febr. OScrpostsekrctär Stapel-
feld hatte sich vor der Strafkammer des Landge
richts in Altona zu verantworten unter der Be-
Wer Odol konsequent täg
lich anwendet, übt nach unseren
heutigen Kknnlnisicn die denkbar
beste Zahn- und Mundpflege ans.
r Ş)m3t V, Fl.(Monate ausreichend) M. 1.L0.
'/. Flasche M. -.Ä.