Full text: Newspaper volume (1914, Bd. 1)

Zweites Blatt 
Nr. 32. 
SîeKdshLLrger TMêSlâ 
Sonnabend, dm 7. Febrnar 
1914 
EwssBrngsammmm 
Drrrtscher UrichsLag. 
. Der Genosse Schmidt ans Würzburg und 
Liebknecht in Berlin haben kleine Anfragen 
Zu stellen, aber nur über Bagatellen; der eine wird 
uuf im Gange befindliche Erwägungen vertröstet, 
der andere an die Einzelstaaten verwiesen, die in 
seiner Angelegenheit kompetent seien. Die Abstim- 
Utung über die Resolutionen, der eine Geschäfts 
ordnungsdebatte vorausgeht, ergibt Mehrheiten für 
alle Anträge zum Vereinsgcsetz; die meisten Fort 
schrittler stimmen, abgesehen von der Forderung, 
das Verbot der Beteiligung von Jugendlichen auf 
zuheben, dafür. Die Resolution des Grafen 
-Westarp gegen das Streikpostenstehen wird ge 
gen die Stimmen der Rechten abgelehnt. Angenom 
men werden auch die Resolutionen B a s s e r - 
Mann (Denkschrift über Staatsarbeiter) und 
Gehrens (Forderung von Material über Miß 
bräuche des Koalitionswesens). Bei der Fortsetzung 
«er Einzelberatung des Etats des Innern kommt 
Man über einzelne nebensächliche Punkte mit kur 
zen Aussprachen rasch hinweg, um eingehend bei 
der „Reichsschulkommission" zu verweilen. Der 
dolksparteiliche Abgeordnete S i v k o v i ch cmp 
siehlt den Ausbau der Reichsschulkommission zu 
einem Reichsschulamt, das eine Beratungs- und 
Studienfrage über pädagogische Fragen bilden, 
ober keine Schablonisierung oder Zentralisierung 
bewirken solle. Der Redner gibt allerhand Anekdo- 
Mn aus dem Schullcben seiner Heimat Mecklenburg 
ZU besten. Ein Rittergutsbesitzer, der Lehrmittel 
Unschaffen muhte, habe in der Stadt einen Globus 
mr Mecklenburg gefordert. Hölzerne Fußböden 
schaffe man in den Schulen nicht an, weil steiner 
ne angeblich gesünder seien. Eine Reihe von päda 
gogischen Wünschen bringt der nationalliberale Ab 
geordnete Dr. O r t m a n n an. Für die Reichs 
schulkommission, die nicht als Reichsamt ausgebaut 
ZU werden brauche, müßten mehr Mittel bereit ge 
stellt werden. Ein Reichsschulmuseum sei zu erstre 
ben. Die deutschen Auslandsschulen bedürften der 
Förderung. Tie vom Vorredner gegen das Ein- 
iührig-Freiwilligen-Privileg gerichteten Vorwürfe 
stndet der nationalliberale Sprecher nicht gcrecht- 
mrtigt. Der Erfurter Sozialist Schulz sicht in 
Mnem Reichssckiulamt natürlich nur eine Abschlags 
zahlung auf die Einheitsschule. Ganz zufrieden mit 
ben bisherigen Schulverhältnisscn ist der Zcntrums- 
Mann Dr. Marx -Düsseldorf. Das Reichsschul- 
awt der Fortschrittler würde nur einem „ausgebla- 
Mnen Ei" gleichen. Der bekannte Oberstudienrat 
Dr. K e r s ch e n st e i n e r sucht dieses Ei wieder 
auf seine normale Form zu bringen; er glaubt, 
s'as Reichsschulamt könne den verschiedenen Rc- 
sormbestrebungen eine „einheitliche Stoßkraft" ber 
uhen. Die fortschrittliche Resolution wird schließ- 
^ch angenommen, nachdem man die weitergehende 
sozialdemokratische ablehnte. Der nationalliberale 
Abgeordnete Schiffer erhält das Wort zur Be 
gründung eines Bassermannschcn Antrages über 
àsbau eines bezüglichen Bundesamtes zu einem 
Reichuamt für das Heimats- und Finanzwesen. Der 
Redner erhofft davon einen Fortschritt in der Rich 
tung einer einheitlichen Rechtsprechung. Graf We 
starp fürchtet eine Einschränkung einzelstaatlichcr 
Rechte, während der Fortschrittler Dove wieder 
dafür ist. E r z b e r g e r empfiehlt andere Aus 
wege aus den geadelten Zwiespältigkeiten. Schließ 
lich erklärt Genosse Frank, daß alles, was dem 
Grafen Westarp mißfalle, seinen Beifall finde. 
Die Resolution wird mit den Stimmen der Lin 
ken angenommen. Gegen 7 Uhr vertagt sich das 
Haus. Heute geht der Etat weiter. 
NWÄMtMtzw. 
,2m preußischen Abgeordnetenhause fand am 
Äritag die Weiterberatung des Justizetats statt. 
^ e I l - Essen ging noch einmal die ganze Liste 
der verschiedenen Gegenstände durch, mit denen 
^an sich die beiden letzten Tage beschäftigt batte, 
besonders griff er die Zurückweisung ber Be- 
widigungstlage der Dortmunder Rechtsanwälte! 
ssuf. Em bedenkliches Zeichen sah er darin, daß 
uch zu der Verhandlung gegen ein junges Mad 
ien, das ihren Geliebten erschoß, die Damen 
?br Gesellschaft hinzugedrängt hatten, als ob, es 
tns Theater ginge. Das Tribunal dürfe nicht 
àr Szene werden. Der Minister erklärt, er 
stabe das Verfahren der Dortmunder 2ustizbe- 
ļjorbe gebilligt, da unter den Antragstellern ein 
Pechtsanwait gewesen sei, ber damals wegen 
Mwerer Urkundenfälschung im Untersuchungsge- 
chstgnis gesessen habe und jetzt seine Haftstrafe 
erbüße. Bon den konservativen spricht Det 
ruck. von den Fortschrittlern Cassel. Es 
. leiht immer das Gleiche: Fall Knittel, Assef- 
wren, Bekämpfung des Schmutzes in Wort und 
şid. Cassel zitierte Liebknecht und Lieb- 
r.stacht (Soz.) verwahrt sich dagegen. „Das 
Ld'ê ich nicht gesagt!" Es ist nicht das erste 
jtol, daß er etwas nicht gesagt haben will. 
As gibt ihni auch! der Nationaliiberale Haar- 
. P b n zu verstehen, der ihn an den Krupp-Pro- 
erinnert, wo er mit geschwellten Segeln hin 
ausgezogen fei. Schließlich aber sei vom kreisen- 
Berge nur das Mäuschen übrig geblieben, 
-fw Liebknecht allewege ! Sie haben ihm alle 
was am,Zeuge zu flicken. .Vor allem als nach 
Bewilligung des Ministergehalts die Einzelbe- 
ston ^ fortgesetzt wird. Liebknecht und Ge- 
Haenisch haben sich da geäußert. Dr. 
, e i1 - Essen und G r o n o w 5 k i, beide vom Zen- 
gehen nun scharf ins Zeug. Der Natio- 
à»àale Dr. von Campe erklärt, daß — 
r.chch fcas richtig sei, was Hanisch über die Vor 
angingen zur Klage der Dortmunder Re-chts- 
gesagt hatte — die Staatsanwaltschaft 
lchaeden hätte einschreiten müssen. So leicht 
wie Dr. Bell dürfe man sich die Sache doch 
nicht machen, daß man einfach erkläre, das.ge 
höre nicht hierher. Er tadelte dann die .Art, 
in der die Sozialdemokraten für ihre Sach!s Pro 
paganda machen. Liebknecht und Genosse 
Hoffmann sind schnell bei der Hand mit 
ber Verteidigung und Hoffmann weiß, wenigstens 
die Lacher auf feine Seite zu rufen. Noch ein 
mal Bell und G r 0 n 0 w- s k i. Dann macht Dr. 
von Campe noch eine persönliche Bemerkung 
und man vertagt die Weiterberatung auf Sonn 
abend. 
iœwiBSæaaimsaœiSBaaaæBWB 
Dķl EêîMļêMWU K fttli'p. 
Die Sterbeziffer wird bereits in einzelnen 
Orten größer als die Geburtenziffer, das ist das 
Ergebnis einer Erklärung, welche der Ministerial- 
Direktor des Innern in der Budget-Kommission 
des Abgeordnetenhauses abgab. Zu dieser Er 
klärung gab eine längere Erörterung über den Ge 
burtenrückgang Veranlassung. Der Ministerial- 
Direktor erklärte, daß das ungünstige Verhältnis 
zwischen Geburten- und Sterbeziffer rapide zu 
nehme. Es gäbe schon Orte, wo die Sterbeziffer 
größer sei, als die Geburtenziffer. Ein Rückgang 
der Geburtenziffer zeige sich besonders in den 
Städten und den Jndustriebezirken, und nament 
lich unter der handarbeitenden Bevölkerung. Der 
Rückgang der Geburtenziffer trete in allen Kultur 
ländern hervor, in Europa wie in Amerika. Die 
ser Rückgang sei nicht auf die Abnahme der Volks- 
krast zurückzuführen; in dieser Beziehung sei viel 
mehr ein Fortschritt zu konstatieren, was bei dem 
Aushebungsgeschäft zutage trete. Das Resultat 
zeige, daß die Körperlänge zunehme. Von einer 
Verelendung der Massen könne keine Rede sein; die 
durchschnittliche Lebenshaltung sei besser als frü 
her, und niemals seien so wenig Leute aus Deutsch 
land ausgewandert wie jetzt. Tatsache sei, daß der 
Durchschnitt der Bevölkerung bestrebt sei, die Zahl 
der Kinder zu vermindern; eine solche Volkskrank 
heit sei durch Polizeimaßnahmen nicht zu beseiti 
gen, wohl aber gebe es andere Mittel und Wege, 
ihr entgegenzutreten. In der Bevölkerung wisse 
man garnicht, eine wie große Anzahl junger Frau 
en und Mädchen zugrunde gingen oder schwer er 
krankten infolge der Mittel zur Beseitigung der 
Schwangerschaft. Der Handel mit Mitteln zur 
Verhütung der Empfängnis müsse ins Auge gefaßt 
werden; in dieser Beziehung hätten die Nachfor 
schungen ganz unglaubliche Resultate ergeben. Die 
Händler schickten beispielsweise an ganze Beamten- 
kategorien — so kürzlich an die Postbeamten — 
diese Mittel und versprächen denjenigen, die grö 
ßere Bestellungen akquirierten, größere Prozent 
sätze. Die umfangreichen Erhebungen, die über den 
Rückgang der Geburtenziffer angeordnet worden 
seien, seien in ihren Ergebnissen gesammelt worden 
und sollten zu einer Denkschrift verarbeitet werden. 
Außerdem sei in Aussicht genommen, die Vereine 
zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit zur 
Aufklärung heranzuziehen. 
kengeschichte feinen Abschied erhallen und geht in 
folgedessen seiner Pension verlustig. 
Rußland. 
Petersburg, 6. Febr. EinLruchsdieöftahl bei 
Großfürstin Sergius. Auf dem Gut Jljinskoje 
bei Moskau wurde bei der verwitweten Groß 
fürstin Sergius, der Schwester der Zarin Aleran- 
dra, ein geheimnisvoller Einbruch verübt. Aus 
übt. Aus dem Bibliothekspavillon, der abseits 
im Park gelegen ist, haben die Diebe besonders 
Silber- und Goldbeschläge kostbarer Einbände ge 
raubt: dagegen sind die goldenen Kreuze und 
Kirchengeräte unberührt geblieben. Die Privat 
korrespondenz des verstorbenen Großfürsten lag 
verstreut am Bolden umher. Da die geraubten 
Gegenstände, in Fenstervorhänge -eingewickelt, da- 
vongebracht wurden, so wird angenommen, daß 
eine Menge Wertgegenstände den Dieb-en zum 
Opfer gefallen ist. 
N«tzeer»rsMkch« MSiete. 
Bombay, 6. Febr. 189 Menschen im brennen 
den Haus. In -einer im Basar befindlichen Zu 
cker-bäckerei brach ein Eroßfeuer aus. Von den 
in den oberen Stockwerken des Gebäudes anwesen 
den Menschen, etwa-100, gelang nur wenigen, über 
die brennende Treppe zu entkommen. Die mei 
sten retteten sich durch einen Sprung aus dem 
fünften Stockwerk auf das gegenüberliegende 
Haus. Acht Leute verbrannten. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 6. Febr. Anläßlich des Gedenktages 
der Schlacht von Oevcrsee fand heute vormittag 
in der Votio-Kirche ein feierlicher Gottesdienst 
statt. An demselben nahm u. -a. Graf Stockau teil, 
welcher die Schlacht mitgemacht hat. 
^ Budapest, 6. Febr. Kochendes CalzWasfer. 
Ju Vilipesci bei Moroni, wo große Mengen Pe 
troleum gewonnen werden, erfolgte heute plötz- 
"ch ein Ausbruch stark salzhaltigen siedenden 
Wassers, das mit heftigem Getöse zu großer Höhe 
e m por-g e sch len d e r t wurde. Rings um die Ausbruch- 
ste.le hat sich -eine 13 Meter breite Salzkruste ge- 
mldet. 
. Frankreich. 
Paris, 6. Fpbr. Sportunfall. Wie der„New- 
yorter Herald" meldet, hat sich gestern in St. 
Moritz ein schwerer Unfall zugetragen. Eine 
Amerikanerin namens Beatrix Henraux und ein 
Amerikaner namens Harmedi find schwer verun 
glückt. Beide mußten in . die Klinik geschafft 
werden. ruf äimîbááxJà 
TSrseiz. 
Bern, 6. Febr. Ein französischer Postdirek 
tor als Opfer seiner Sammelwut. Bourget, der 
Direktor der Posten und Telegraphen in Paris, 
ist eifriger Sammler moderner Briefmarken. Am 
16. Dezember v. 2. Hat Bourget in einem ossi- 
zieiien Briefe die schweizerische Oberpostdirektion 
in Bern ersucht, sie möchte ihm „a litre gracieur 
et personnel" (umsonst und persönlich) eine Kollek 
tion sämtlicher gegenwärtig in Gebrauch stehender 
schweizerischer Briefmarken senden. Die Schwei 
zer Oberpostdirektion, der das Gesuch ausfiel, 
lehnte in einer an das französische Postministe- 
rium gerichteten Zuschrift das gedachte Gesuch 
ab. Andere ausländische Postverwaltungen schei 
nen jedoch den gleichen Gesuchen des Pariser 
Postdirektors ohne weiteres entsprochen gu ha 
ben. Wie nun aus Paris hierher berichtet wird, 
hat Postdrrektor Bourget wegen dieser Briefmar- 
KMmrK. 
Der Nachlaß Bebels. Gegenüber der „Berich 
tigung" der Erben Bebels, wonrrch sein Nachlaß 
nur 305 000 Jl betragen habe, schreibt die „Ost- 
preußische Zeitung": „Weshalb versteuerte 
Bebel im Jahre 1908 in Berlin 68 400 0 Jl? 
War etwa Bebel unter der Maske eines Revolutio 
närs ein so großer Patriot, daß er diesem 
„Racker von Staat" freiwillig mehr Stenern zahlte, 
als er mußte? Wenn nicht, so läßt sich dieser Zwie 
spalt zwischen den 305 000 M und den 684 000 Jl 
doch nur so erklären: entweder hat Bebel in den 
Jahren 1908—1913 unglücklich spekuliert, was wir 
nach der ganzen Charakteranlage für ausgeschlossen 
halten, oder er hat die Differenz zwischen den bei 
den genannten Summen und das in den Jahren 
1908—1913 noch hinzuerworbene Kapital schon z u 
Lebzeiten seiner Tochter oder seinem Schwie 
gersohn übergeben. Anders können wir uns 
den Sachverhalt nicht erklären. Unsere Behaup 
tung, Bebel hätte bereits 1908 Steuern für ein 
Vermögen von über 600 000 Jl bezahlt, wird mit 
keinem Wort erwähnt, viel weniger berichtigt, 
man konnte sie eben nicht berichtigen." 
Berlin, 6. Febr. Das Befinden des verun 
glückten Reichstagsabgeordneten Pfarrer Hebel 
läßt noch v-iel zu wünschen übrig. Der Reichstags- 
abgeordnete Pütz befindet sich dagegen auf dem 
Wege der Besserung. 
Berlin, 6. Febr. Was keine militärischen Ge 
heimnisse sind. Die Reichstagskommission für das 
Spionagsgesetz bestimmte heute unter Ablehnung 
der -einschlägigen Vorschriften der Regi-erungs- 
vcrlags nach einem Zentrumsantrag folgendes: 
„Als militärische Geheimnisse im Sinne dieses 
Gesetzes -gelten nicht: 1) Gegenstände, so weit sie 
öffentlich wahrnehmbar sind oder deren Besichti 
gung gewohnheitsgemäß gestattet wird; 2) Gegen 
stände, so weit sie bereits in Schriften oder Zei 
tungen veröffentlicht worden find." 
Berlin, 6. Febr. Eisenbahnunfall. Heute 
vormittag gegen 9 Uhr fuhr auf dem Geleise zwi 
schen den Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf 
eine Maschine auf einen Ra-ngi-erzug infolge fal 
scher Weichenstellung. Die Lokomotive -sprang 
aus den Schienen und kippte um, wobei der Loko- 
motivführer schwer verletzt wurde. Fünf Wagen 
des Rangierzuges sind- stark beschädigt worden. 
Liegnitz, 6. Febr. Durch Ueberfahren getötet. Der 
Personenzug 924 überfuhr heute früh zwischen 
Reuho-f und Liegnitz das Fuhrwerk des Stellen- 
befitzers Börner-Kummernick mit drei Insassen. 
Dabei wurden eine Person getötet, zwei schwer 
verletzt. Der Personenzug nahm die Verletzten 
aus und br-achte sie nach Liegnitz. Dort ist inzwi 
schen im Krankenhaus der Führer des -Geführtes 
gestorben. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, 
daß die Schranke nicht -ge-fchlossen war und dichter 
Nebel h-errfchte. 
Zigarren aus Zubern. Patriotische Kreise in 
Altdeutschland sind der Frau Eoers, deren Zi- 
garrengeschüst in Zabern wegen ihrer dem Militär 
günstigen Zeugenaussage vor dem Kriegsgericht 
voylottiert wird, durch Bestellungen zu Hilfe ge 
kommen. Co wurde bei einer Kaisergeburtstags 
feier in Osterode in Ostpreußen eine Sammelbe 
stellung zugunsten der Witwe Evers von 4100 Stück 
Zigarren gemacht; außerdem verpflichtete sich jeder 
Besteller, noch einen auswärtigen Bekannten zu 
der gleichen Werbetätigkeit zu veranlassen. Auch 
bei einer Kaisergeburtagsfeier in Eutin wurde 
eine Sammlung für Frau Evers veranstaltet, die 
über 100 Jl ergab. Das Geld wurde Frau Evers 
mit der Bitte überwiesen, dafür Zigarren und Zi 
garetten an das Regiment 99 zu übersenden. 
Mülheim, 1. Febr. Die Eröffnung des Kai» 
sers-Wilhelm-Jnftituts zur Erforschung der Kohle. 
Unter dein Vorsitz des Regierungspräsidenten von 
Düsseldorf fand hier eine Sitzung des Kuratori 
ums des Kaiser-WilheIm-2nstituts zur Erfor 
schung der Kohle statt. Es w-urde beschlossen, die 
feierliche Eröffnung im Monat 2um vorzuneh 
men. Die Bauanlagen mach>en rasche Fortschritte. 
Das Institut wird bekanntlich mit einem Kosten 
aufwand- von zwei Millionen Mark aus den 
Mitteln errichtet, die dem Kaiser anläßlich sei 
nes 25jährigen Regierungsjubiläums zur freien 
Verfügung gestellt worden sind. Zu der Eröff- 
nuug ist auch an den Kaiser eine Einladung er 
gangen, und nach den bisherigen Dispositionen 
ist begründete Aussicht vorhanden, daß der Kai 
ser der Einladung Folge leisten wird. 
Essen, 5. Febr. Cchülermordk ^Hier erstach 
während eines Streites beim Fußballspiel ein 
13jähriger Schüler einen 11jährigen Kameraden 
mit einem Taschenmesser. 
Goslar, 5. Febr. Großfeuer im Oberharz. 
Durch ein Eroßfeuer in Altenau (Oberharz) wur 
den fünf Wohnäuser vollständig eingeäschert und 
dadurch achtzehn Familien obdachlos. Das Elektri 
zitätswerk ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. 
Der Schaden ist groß und nur teilweise durch Ver 
sicherung gedeckt. 
Raubmord an einem Kassenboten. Der bei 
der Filialfabrik der Chemischen Fabrik Kalle & 
Eo. in Biebrich angestellte Kassenbote Helferich 
aus Biebrich ist einem Raubmorde zum Opfer ge 
fallen. Helferich wurde am Sonnabend -aben-d von 
drei maskierten Männern, -die davon Kenntnis 
erhalten hatten, daß er eine größere Geldsumme 
für die Lohnauszah-lung holen mußte, auf dem 
Rückwege von der Bank überfallen und g -e t ö t e t. 
Die Räuber entrissen ihm die Geldtasche, doch fan 
den sie kein Geld- mehr darin, da Helferich den -ab- 
gehobenen Betrag von der Bank dem Kassierer 
bereits übergeben hatte. 
Nürnberg, 6. Febr. Heute früh stießen auf 
dem hiesigen Rangierbahnhose zwei Güterzüge zu 
sammen. Ein Zugführer wurde schwer verletzt 
und ein Wagenwärter -getötet. Die Verunglück 
ten stammen aus Bamberg. Der MaterialschL- 
den ist bedeutend. 
Frankfurt, 6. Febr. Eisenbahnunfall. Der 
Riviera-Expreßzug nach Berlin, der um 7y 2 Uhr 
früh auf dem Frankfurter Hauptbahnhof -eintrifft, 
hatte heute hier einen Unfall. Der Zug wird hier 
rangiert und teilweise neu zusammengestellt. 
Dabei fuhren mehrere Wagen auf den vorderen 
Zug auf. Eine große Anzahl Passagiere -erlitten 
Verletzungen, jedoch nur geringfügiger Natur. 
Hamburg, 5. Febr. Auch eine Maskerade. 
In einem Tanzsalon in der Mohlenhofstraße hielt 
heute nacht ein Verein eine Privatmaskerade ab. 
Gegen 2 Uhr kam es zu einem Streit zwischen meh 
reren Gästen und bald war eine Schlägerei im 
Gange. Plötzlich erschienen zwei Schutzleute, die 
die Streitenden auseinander zu bringen versuchten. 
Die Polizisten wurden aber bald von allen Seiten 
angegriffen. Schließlich wurden weitere Schutzleute 
requiriert, die aber auch von den am Streit betei 
ligten Personen verhöhnt und angegriffen wurden. 
Rufe wie: Haut die Hunde, nieder mit den Hunden 
in den Zollkanal usw. ertönten und mit Flaschen 
und Gläsern wurde auf die Beamten losgeschla 
gen. Einem Schutzmann wurde die Uhr nebst 
Kette aus der Tasche gerissen. Einem anderen 
wurde der Mantel zerrissen und der Helm beschä 
digt, während wieder ein anderer blutende Ver 
letzungen davontrug. Die Rowdies versuchten auch, 
die Polizisten zu verhindern, von ihren Säbeln 
Gebrauch zu machen, endlich gelang es aber, fünf 
der Haupträdelsführer zu packen und zur Wachs zu 
bringen. Auf dem Wege zur Wache wurden dis 
Schutzleute wiederholt angegriffen, mit Pflaster 
steinen und mit Ascheimern beworfen und auf das 
unflätigste beschimpft. Die fünf Verhafteten, die 
als Radaumacher bekannt sind, werden sich wegen 
Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Wider 
stands gegen die Staatsgewalt und Eefangenenbe- 
freiung zu verantworten haben. 
Altona, 7. Febr. Ordensverleihung. Die 
Anlegung des ihm verliehenen nichtpreußischen 
Ordens, und zwar des Ritterkreuzes des Königlich 
Dänischen Danebrogordens, ist dem Fischräucherei- 
besitzer Gustav NNoser in Altona gestattet worden. 
Itzehoe, 7. Febr. Der neue städtische Haus- 
haltungsplan schließt mit 2X> Millionen Mark ab. 
Die städtischen Kollegien beschlossen, die ganze Ab 
fuhr an den Fuhrunternehmer Sievers ab 1. April 
1914 auf die Dauer von drei Jahren zu vergeben, 
gegen eine Entschädigung von 20 000 Jl für die 
Abfuhr der Abortkübel und von 8500 Jl für die 
Mülltonnen. Ferner wurde beschlossen, 117 500 Jl 
Anleihe aufzunehmen und zwar u. a. für den Auf- 
bezw. Umbau der Schule am Delftor 60 000 Jl. Die 
Anleihen sollen mit 4—41- Prozent verzinst und 
mit 3% Prozent amortisiert werden. Für die Be 
triebswerke sollen 57 000 Jl Anleihe aufgenommen 
werden, und zwar für Gasautomatenanlagen 
12 000 M und für die Kosten der Gasfernversor 
gung der Stadt Wilster 45 000 Jl. Der neue Etat 
weist eine Schuldensteigerung von mehr als 400 000 
Mark gegen 1913 auf. 
Elmshorn, 6. Febr. OScrpostsekrctär Stapel- 
feld hatte sich vor der Strafkammer des Landge 
richts in Altona zu verantworten unter der Be- 
Wer Odol konsequent täg 
lich anwendet, übt nach unseren 
heutigen Kknnlnisicn die denkbar 
beste Zahn- und Mundpflege ans. 
r Ş)m3t V, Fl.(Monate ausreichend) M. 1.L0. 
'/. Flasche M. -.Ä.
	        
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