Full text: Newspaper volume (1914, Bd. 1)

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sEWî 
Zllļà Blatt 
Nr. 28. 
RsRdshUZZKR LsgedLM. 
Dieàg, üM 3. Februar 
1914« 
kür 
ar- 
: 5» 
Zrrm 3. Februar. 
Ein EriuuerrnrgöblKtt an 
(Nachdruck verboten.) 
(Schluß.) 
In der Nacht vom 5. zum 6. Februar räum- 
kn bic Dänen das Dannewerk ohne Kampf unter 
Zurücklassung von 154 (?) Feldgeschützen und vie- 
^ Kriegsmaterial. Schleswiger Bürger überbrach- 
^ die Kunde ins Hauptquartier von Gablentz, und 
"ņt 6 Uhr rückten sie bereits in die Stadt Schleswig 
t>u. Auf der spiegelglatten Landstraße jagten die 
Liechtensteiner Husaren den Dänen in der Richtung 
'"’f Jdstedt nach, wo sie eine Wagenkolonne und 
Mehrere Geschütze nahmen und noch za. 50 Gefan 
gne machten. Tie Brigaden Nostiz, Thomas und 
iondrecourt folgten nach, und am Nachmittage ent- 
eutwickelte sich das Gefecht bei O e v e r s e e, wo- 
c ' sich die Liechtensteiner Husaren durch, einen vier 
maligen Angriff auf dänische Infanterie auszeichne- 
îU- Die Nacht begünstigte den Rückzug auf Flens- 
°"rg und in die Düppelstellung. 
„Sonnabend vormittag (6. Febr.) verbreitete 
uch hier in Rendsburg die Kunde von dem Fall 
ei Dannewerke. Die Nachricht wurde im Publi- 
"îņ mit großem Mißtrauen ausgenommen, trotz- 
?dt sie sich als eine Depesche aus dem Hauptquar- 
, ler erwies. Eine große Zahl hiesiger EMwohner 
sitzte sich sogleich zu Wagen und zu Fuß in Be- 
"sigUng, um sich an Ort und Stelle die Oertlichkeit 
^zusehen. — Am Nachmittage, Sonntag, und 
î°lbst heute (Montag) noch passieren unsere Stadt 
unverhältnismäßig große Zahl von Fremden, 
*' e teils zu Wagen, teils per Eisenbahn bis Ow- 
Mag, teils in Ermangelung von Fuhrwerk zu 
's>tß trotz des ungünstigen Wetters nach Schleswig 
°'len, um den Kampfplatz in Augenschein zu neh 
men. Eine große Menge der Zurückkehrenden bringt 
Erinnerung an diesen denkwürdigen Rückzug 
Hvphäcn aus der Dannewirke, die die Dänen zu- 
.^ckgelassen, als Spaten, Signalspatcn, Säbel, Zün- 
usw. mit nach Hause." (Rendsburger Wochen 
blatt vom 10. Februar 1864.) 
Am Sonnabendnachmittag (6. Febr.) wurden die er- 
si>t hier in Rendsburg an ihren Wunden gestorbe- 
österreichischen Krieger auf dem hiesigen Mi- 
Ģrfriedhof bestattet: 4 Offiziere und 7 Gemeine. 
^ Särge waren von Rendsburger Damen mit 
Gänzen und Bändern schön geschmückt; die Gärtner 
dem Ncutor hatten den Weg zum Friedhofe 
Zt Laub bestreut. Den Trauerzug führte ein säest 
ņşcher Oberleutnant zu Pferde. Der Regimcntspa- 
sid, die Monstranz tragend, sowie eine lange Reihe 
e ? hier garnisonicrcndcn Sachsen und einzelne hier 
^wesende Oestcrreicher und Preußen nebst vielen 
şirgern gaben den Toten das Geleite. Die Häu- 
m der Stadt zeigten Fahnen mit Trauerflor. 
Şei und zwei wurden gemeinschaftlich in die 
Gräber gesenkt, die Gräber durch die Geistlichen ge 
deiht und die üblichen Salven abgegeben. 
. „Sie sind gefallen sür Schleswig-Holsteins Bc- 
reiung und haben fern von der Heimat ihre Ru- 
sistätte gefunden an der Seite so vieler Braven, 
Welche im vorigen Kriege für unser Vaterland sie- 
A." (Rcndsb. Wochenblatt vom 10. Februar 1864.) 
. Aus den Kirchenbüchern (Sterberegister der 
^Averker Kirchengemeinde) ließ sich feststellen, daß 
unserm Garnisonkirchhof in dem Jahre 1864 
^erdigt wurden: 43 Oesterreicher, 13 Dänen, 4 
^^chsen und 14 Preußen. (Der letzte Oesterreicher 
"A 26. Juli, der letzte Preuße am 22. Oktober.) 
. In nächster Nachbarschaft des Schleswig-Hol- 
siin-Denkmals wird ein Platz von vier Kanonen- 
:°tzren flankiert, die durch Eisenketten mit einan- 
^ verbunden sind. Die eiserne Platte des mächti- 
Steinblocks trägt die Inschrift: 
„I h r e n i n d c m Gefechte am 3. 
Februar 1 8 6 4 e r h a l t e ne n W u n - 
den erlegen, ruhen hier die k. k. 
österreichischen Offizier e." (8) 
I folgen die Namen, denen wir nach dem Kirchen- 
-.sich die Bezeichnung des Truppenteils und den 
^erbetag hinzufügen— 
Ņkajor Joseph Stransky, gest. 5. Febr., 34. Jns.- 
Regt. 
Hauptmann Karl Kopetzky, gest. 5. Febr.. 30. 
Inf.-Regt. 
Hauptmann Andreas Dolliak, gest. 5. Febr., 30. 
Jnf.-Rcgt. 
Oberleutnant Gerhard Krolikievics, gest. 5. Febr., 
30. Inf.-Regt. 
Oberleutnant Carl Wanka, gest. 24. Febr., 18. 
Jäger-Bataillon. 
Leutnant Adolf Schurch, gest. 7. Febr., 18. Jäg.- 
Bat. 
Leutnant L opold Dillingcr, gest. 7. Mai, 30. 
Jnf.-Regt. 
Leutnant Elias Badovinas, gest. 26. Mai, 30. 
Jnf.-Rcgt. 
j Nach dem Fahrwege zu liegen die Massengrä- 
tj* der Soldaten; zwei eiserne Kreuze nur deute- 
1 die Stätte an. Dort erhebt sich jetzt die Säule 
^ Ş Muschelkalk, die der „Nordmarkverein" dem An- 
jş^ļen der Braven weiht. Schöpfer des Denkmals 
Dr. ing. Fink-Hamburg. 
die Zeit vor 8Ş Jahren 
von Wilhelm Ehlers. 
Auf dem M i l i t ä r k i r ch h 0 f. 
Am heutigen Tage wollen auch wir dem stil 
len Friedhof draußen vor dem Neutor einen Be 
such abstatten und Kränze niederlegen an den Grä 
bern der Helden, die ebenfalls für ihr Heimatland 
gestorben sind. Wenn auch die letzten Reste der 
Wälle und Befestigungswerke der einstigen Lan 
desfestung verschwunden sein werden, so loird je 
ner Friedhof zusammen mit dem Landcsdenkmal 
für U. I. Lornsen aus dem Paradeplatz die Er 
innerung an das Schicksal der Herzogtümer im 19. 
Jahrhundert der Nachwelt festhalten. Hier erle 
ben wir bei einer Wanderung von Stein zu Stein 
die Geschichte der meerumschlungenen Heimat. 
Wir durchschreiten die Gräberreihen. Die In 
schriften eiserner Kreuze sind vielfach schon unleser 
lich. Mancher Stein ist von Moos ttnd Rasen über 
wuchert, und Holzkreuze modern. Aber einige we 
nige Denksteine reden zu uns. 
Von Efeu dicht umrankt liegt ein Findling in 
der Nähe des Weges, der diesen Kirchhof vom 
Friedhof der Neuwerker Kirchengemeinde trennt. 
Ein schwarzes Kreuz und die Jahreszahl 18 13 
sind an der Vorderseite eingemeißelt. Mühselig cnt- 
ziffern wir an der Rückseite: „Den Manen der 
Kampfgenossen". Hier ruhen Kämpfer der Schlacht 
bei Sehestedt (19. Dez. 1813). Auch Schles 
wig-Holsteiner mögen darttntcr sein. Wir wollen 
sie nicht tadeln, daß sie gegen die d e u t s ch e Sa 
che fochten; sie kämpften für ihr damaliges Vater 
land. Schleswig-Holstein aber erlebte jetzt vor 100 
Jähren bcu Russenwinte r , der sich unaus 
löschlich im Gedächtnis des Volks cingegraüen hat. 
Erst die nächsten Jahrzehnte ließen den „deut 
schen" Gedanken in den Herzogtümern keimen und 
Wurzeln fassen, als dänische Politik eine Loslö 
sung dieser Lande vom deutschen Stamme erstreb 
te. Die erste blutige Auseinandersetzung fand in 
den Jahren 1848-30 statt; der Versuch, dänische 
Gewaltherrschaft mit eigener Kraft abzuschütteln 
mißlang, weil die Lande der Doppeleiche schließ 
lich allein dem stärkeren Gegner gegenüberstanden. 
Im Mittelpunkt des ganzen Gräberfeldes der 
inneren Kirchhasseite erhebt sich ein Säuleuschaft 
auf hohem. Sockel mit der einfachen Inschrift: 
„U n s e r e n gefallenen Krieger n„ 
1848. 1849. 1850. 
Ringsherum in Einzel- und Massengräbern sind 
Opfer der letzten unglücklichen Schlachten des Jah 
res 1850 gebettet (Jdstedt 24.-25. Juli, Missunde 
2. Seht., Friedrichstadt 4. Oft.). Ihr Tod Warden 
Brüdern allzeit eine Mahnung: „Harre aus, mein 
Vaterland!" Jenes erhöhte Rasenstück in der Nähe 
umschließt in gemeinsamer Gruft zahlreiche Tote, 
dahingerafft in den düstern Tagen nach den Nie 
derlagen in der menschenübersüllten Festung durch 
den schlimmen Würgengel, die Cholera. Auch der 
Festnngskommandant Lessen, an den ein besonderer 
Stein mit Marmorplatte erinnert, ward ein Opser 
der Seuche. Drüben der dreiseitige Obelisk an der 
äußeren Grenze des Kirchhofs, geschmückt mit dem 
Landeswappen und gekrönt von einem Artillerie- 
helm der damaligen Armee, erinnert an ein weite 
res Unglück jener Tage. Die Explosion des 
Laboratoriums auf der kleinen Eiderinsel 
am 7. August 1850 forderte 110 Mann zum Opser. 
Noch leben alte Leute in unserer Stadt, die von 
jenen Tauen zu erzählen wissen. Eine ganze Kom 
pagnie mußte in der folgenden Sommernacht den 
Kameraden hier die letzte Ruhestätte bereiten. Trup 
pen des deutschen Bundes erschienen, besetzten die 
Landesfestung und überwachten die Auslösung der 
heimischen Armee bis zur Uebertragung der Regie 
rung des Landes an den Dänenkönig Friedrich 
'VII. (18. Febr. 1852). Ein Grabmal, das das 
Offizierkorps des k. k. österreichischen Jnf.-Regts. 
Fürst Carl Schwarzenberg dem hier verstorbenen 
Kapellmeister Joseph Tscholl gesetzt hat, erinnert an 
diese Zeit. — Und der Artilleriehelm des vorhin 
genannten Denkmals, der vom damaligen Toten 
gräber B. heimlich der Erbe anvertraut wurde, als 
er auf Befehl sämtliche Fähnlein und Bänder mit 
den Landesfarben entfernen mußte, mahnt uns an 
jene Jahre von 1852—63. Dänischer Fanatismus 
suchte nicht die Herzen der Einwohner zu gewin 
nen. Die Willkürhandlungen dänischer Beamten lie 
ßen immer mächtiger das Gefühl im Herzen in den 
Tagen auflodern, als das Singen des Schlcswig- 
Holsteinliedes mit Polizeistrafe belegt wurde: 
„Wir wollen keine Dänen sein; 
Wir wollen Deutsche bleiben!" 
Das Jahr 1864 brachte die ersehnte Befreiung, 
wenn auch anders, als die heimische Bevölkerung 
gedacht hatte. Das Denkmal, das heute seine 
Weihe empfängt, wird die Erinnerung an die 
herrlichen Waffentaten der deutschen- Heere festhal 
ten. Die schleswig-holsteinische Sache führte zur Re 
gelung der deutsche n Frage, die in der Kaiser 
krönung zu Versailles 1871 ihre endgiltige Lösung 
fand. 
„D e m Andenken der Krieger v 0 n I 
1 8 7 0 - 7 1" lesen wir auf einem Steine in der I 
hinteren Hälfte des Kirchhofs. Dort ruhen deutsche 
Krieger, die in der Heimat ihren Wunden erlagen. 
Jene Grabkreuze in der Nähe tragen französische 
Namen. Das große weiße Kreuz mit der Inschrift: 
„Erigê par leurs Compatriotes“ 
ist den französischen Kriegsgefangenen gewidmet, 
die in den Lazaretten unserer Stadt an Ruhr, Ty 
phus und Pocken starben und voir den eigenen Ka 
meraden mit militärischen Ehren in fremder Erde 
gebettet ivurden. 
„Darinnen liegt begraben so mannicher Soldat" — 
heißt es im alten deutschen Volksliede von jener Stadt 
an der deutschen Grenze gegen Frankreich. Das 
sang man auch von Rendsburg, der Stadt auf der 
Eiderinsel, um die ein ganzes Jahrtausend der 
Kampf — ob deutsch oder dänisch — getobt hat. 
Die Feier am heutigen Tage und die größeren 
Denksteine aus unserem Militärfriedhose sind Zeu 
gen, daß man hier im Lande der „deutschen Wacht" 
die treuen Toten nicht vergessen hat. 
Di? SMWU te stpfer drr WWW 
uns Zêtzê .WnW'. 
Dortmund, 2. Febr. Heute nachmittag 
fand in Brambauer die Beerdigung der 22 Op 
fer der Erubenkatastrophe auf der Zeche „Mi 
nister Achenbach" statt. Kurz nach! 3 Uhr setzte 
sich der gewaltige Trauerzug in Bewegung. Et 
wa 120 Vereine mit Fahnen und vielen Musik- 
korps aus dem ganzen Industriegebiet befan 
den sich im ersten Teile des Zuges. Auf 5 
schwarz behangenen Rollwagen standen die Sär 
ge der Verunglückten. Im Trauerzuge befanden 
sich der Oberpräsident von Arnsberg, General 
leutnant von Harbou, der Botschafter v. Stumm 
und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. 
12 katholische und 9 evangelische Geistliche ga 
ben den Toten das letzte Geleit. Die Beisetzung 
erfolgte in einem Massengrab unmittelbar neben 
den Opfern der letzten Katastrophe vom Jahre 
1912. Die Nachbarzechen mid die Stadt Dort 
mund hatten prächtige Kranzspenden gesandt. 
m $1 um die M. 
New york, 2. Febr. Der „Aeroklub" kün 
digt an, daß er den Aeroflug um. die Welt 
gelegentlich der Weltausstellung in San Fran- 
zisko genehmigt. Der Flug soll in San Fran- 
zisko beginnen und binnen neunzig Tagen dort 
enden. Der Wettbewerb wird allen Typs von 
Motorflugzeugen offenstehen und unter den Au 
spizien der Weltausstellung und des Pazific- 
Aeroklubs stattfinden. 
Für den Flug ist folgender Weg beabsich 
tigt: San Franziska, Newyork, Belle Isle, 
Grönland. Island, Hebriden, Edinburgh, Lon 
don, Paris, Berlin, Petersburg, Moskau, Mand 
schurei, Korea, Japan, Kamschatka, Behring- 
straste, Vancouver, Satt Franziska. 
êWmflHê Infolge des Slimes. 
London, 2. Febr. Von dem schweren 
Sturm, der in den letzten Tagen an der eng 
lischen Küste herrschte, und in dem der deutsche 
Viermaster „Hera" verloren ging, scheinen noch 
mehrere andere Schiffe, besonders die Fischer 
flotte voir Fleetwood, betroffen worden zu sein. 
Wrackstücke, die angeschwemmt wurden, lassen 
keinen Zweifel darüber, dast der Fischdampfer 
„Doris" gescheitert ist. Der Dampfer hatte eine 
Besatzung von 10 Mann, die untergegangen fein 
dürften. 
Der Dampfer „Meranio" der Great Steam 
Navigation Co. strandete' auf der Höhe von 
Deal, er wurde jedoch nach mehrstündigem Ar 
beiten wieder flott gemacht. Als man mit dem 
Rettungswerk beschäftigt war, trafen Notsignale 
des deutschen Dampfers „Marguerite" ein. Das 
Rettungsboot von Walmer leistete dem Damp 
fer „Marguerite" erfolgreiche Hilfe. 
tiuķntmmMìm GeSîst«. 
Tunis, 1. Feb. Schlägerei zwischen deutschen 
und italienischen Arbeitern in Tunis. In einer 
Maschinenfabrik, 3 Kilometer von Tunis entfernt, 
kam es gestern zu einer Schlägerei zwischen deut 
schen und italienischen Arbeitern. — Es befinden 
sich seit einiger Zeit viele deutsche Arbeiter in der 
Fabrik, um neu angekommene deutsche Maschinen 
aufzustellen. Ein italienischer Arbeiter, Platte, 
glaubte sich von einem deutschen Arbeiter namens 
Heide bedroht, zog einen Revolver hervor und schoß 
denDeutschen nieder, der sofort tot zusammenbrach. 
Der Mörder wurde verhaftet. Die Erregung unter 
den deutschen Arbeitern ist außerordentlich groß. 
Belgien. 
Brüssel, 2. Febr. Die endgültige Regelung 
von König Leopolds Nachlaß. Die Regierung 
unterbreitet dem Parlamente einen Gesetzentwurf, 
der den jüngsten Ausgleich zwischen den Königs 
töchtern und dem belgischen Staate, sowie den 
Gläubigern der Prinzessin Luise betrifft und die 
endgültige Liquidierung des Nachlasses des 
Königs Leopold sanktioniert. 
FsUnîķêtch. 
Paris, 2. Febr. Ein Drama hat sich gestern 
aus dem Platz La Etoile ereignet. Ein Mann 
namens Henry Lartigue begrüßte einen ihm be 
kannten Landmanns, plötzlich zog dieser ein Re 
volver und gab mehrere Sa,.„,e auf Lartigue ab, 
der tötlich getroffen zusammenbrach. Der Täter 
wurde verhaftet. Bei seiner Vernehmung gab er 
an, daß er sich mit Lartigue wegen einer Geldan 
gelegenheit überwarfen hatte und sich an ihm 
rächen wollte. 
Die französischen Sozialisten als Freunde 
Deutschlands. Der Verband der geeinigten Sozia 
listen des Seine-Departements faßte nach längerer 
Beratung einen Beschlußantrag, in dem u. a. er 
klärt wird, daß die Partei vor allem den Milita 
rismus bekämpfen und deshalb für die Abschaffung 
des Dreijahresgesetzes sowie für die deutsch-franzö 
sische Annäherung eintreten müßte. 
Ztrļìeņ. 
Die Ziviltrauung des Prinzen Aage von 
Dänemark mit der Gräfin Calvi di Boirgolo hat 
am Sonntag im Palaste des Marquise Pornaro 
in Turin stattgefunden. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 1. Febr. Selbstmord in einem Wahn- 
stnnsanfall. Oberleutnant Witteck vom Eisenbahn- 
Regiment, der krank im hiesigen Earnisonspital 
Nr. 1 lag, schnitt sich in einem Wohnsinnsanfall 
mit einem Taschenmesser den Hals durch. Obwohl 
die Aerzte sofort eine Operation vornahmen, ge 
lang es nicht, den Unglücklichen zu retten; er ist 
seinen schweren Verletzungen bereits erlegen. 
Budapest, 1. Febr. Dynamitexplosion in einem 
ungarischen Bergwerk. In dem Bergwerk „Köl- 
nek" fand eine Dynamitexplosion statt, durch die 2 
Bergleute getötet, der Pächter der Grube und 2 
andere Bergleute lebensgefährlich verletzt wurden. 
Auch mehrere andere Arbeiter wurden mehr oder 
weniger schwer verletzt. 
Rückgang der deutschen Wehrkraft? Das all 
mähliche Sinken der deutschen Wehrfähigkeit be 
handelt Feldmarschall Freiherr von der Goltz an 
der Hand statistischer Ergebnisse in der neuen Zeit 
schrift „Der Greif". Im letzten Jahrzehnt hat die 
Abnahme der Wehrfähigkeit rund vier Prozent 
betragen. Die Zahl der Wehrfähigen ist langsam 
tiefer gesunken, sie betrögt heute noch im allgemei 
nen in den Städten mit mehr als 50 000 Einwoh 
nern die Hälfte, in den Landgemeinden 58 Proz., 
aber das ist nur der Durchschnitt. In den Groß 
städten sind die Zahlen viel ungünstiger; Berlin 
stellt nur noch etwa 28 Prozent von seinen Wehr 
pflichtigen zum Heere. Im Osten hebt sich die Zahl 
der Wehrtüchtigen bis auf 60 Prozent und dar 
über; im Westen ist dis Verschiedenheit in den ein 
zelnen Bezirken je nach ihrer vorzugsweisen ge 
werblichen Tätigkeit sehr groß. Das sind, wie v. d. 
Goltz beklagt, bedenkliche Zeichen vom Sinken der 
Volkskraft. Bei den zum Einjährigendienste Be 
rechtigten beträgt sie nicht weniger als 36,4 Proz. 
von sämtlichen Untauglichen, bei den aus der 
Volksschule hervorgegangenen Rekruten 35,4, 
Krankheiten des Herzens sind bei 14,7 von allen 
dienstunbrauchbaren Schülern höherer Schulen Ur 
sache für die Zurückstellung; Augenfehler bei 10,3, 
bei den Volksschulen nur bei 4,4 Prozent. 
Berlin, 1. Febr. Der Ball des Vereins Ver- 
liner Presse. In den Festräumen des Zoologischen 
Eartenfand gestern abend unter außerordentlich 
großer Beteiligung aus allen Kreisen der Diplo 
matie, des Militärs und der Marine, der Beamten 
welt, der Schriftsteller und Künstlerschaft der Ball 
des Vereins Berliner Presse statt. Leider hatte der 
Kronprinz im letzten Augenblick absagen müssen. 
Er hatte zum Ball seinen persönlichen Adjutanten 
Major Graf zu Scllms-Wildenfels entsandt, -der 
im Auftrag des Kronprinzen dsa Bedauern aus 
sprach, daß dieser nicht erscheinen konnte. Aus 
der großen Zahl der Erschienenen seien u. a. ge 
nant: Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Hol 
stein, Reichskanzler Dr. von Bethmann-Hollweg, 
die Staatsminister Dr. Delbrück, von Dallwitz, Dr. 
Beseler, Kriegsminister von Falkenhayn, Staats 
sekretär Dr. Kühn, Dr. Solf, Kraetke, Unterstaats 
sekretäre Zimmermann, Wahnschaffe, Dr. Richter, 
Jahn, Exzellenz Graf zu Eulenburg, Chef des Ge 
neralftabs von Moltke u. v. a. 
Selbst eine Kgl. Eerichtskasse in Berlin gibt 
sich die Mühe, ihren beschränkten Staatsbügern 
höhere Bildung beizubringen. So erläutert sie ihre 
Post-Nachnahmen mit dem lieblichen Worte „Rem 
boursement". 
Abbruch der Viktoriasäule in Berlin. Der 
Vau der Nord-Süd-Bahn in Berlin macht es not 
wendig, daß der Velle-Allianceplatz untertunnelt 
wird. Hierbei wird es nötig sein, die Viktoria- 
säule abzutragen und ihre Fundamente umzubau 
en. Die Viktoriasäule ist genau vor 75 Jahren,
	        
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