einet Hauptmne mit Kohlenasche und Knochenrestcn
und mehreren kleinen Nebenurnen. An Bronzefun
den wurden Gewandnadeln, Armringe und ein
Rasiermesser zutage gefördert. Solche vorzeitlichen
Dörfer sind bei uns von außerordentlicher Selten
heit und es ist anzunehmen, daß die hiesige koch
salz- und glaubersalzhaltige Karlsquelle die Ver
anlassung zu einer solchen frühzeitigen Niederlas
sung gebildet hat. — Nachbildungen der Hütten-
reste und Gräber sollen in der Halle der Kuran
stall „Hohenlohe" Aufstellung finden.
3ur NchMsilnZ kr ZikOötrilvMrist
von 18i.
Berlin, 30. Jan. Die „Nordd. Allgem.
Ztg." schreibt in ihrer heutigen Abendausgabe:
„Für die an dieser Stelle angekündigte und
vom Reichskanzler in seiner letzten Reichstagsrede
erwähnte Nachprüfung der Dienstvorschrift von 1899
über den Waffengebrauch des Militärs im Frieden
sind zunächst beim Kriegsministerium die nötigen
Vorarbeiten erledigt worden. Gegenwärtig finden
unter Zuziehung der preußischen und der Reichsres
sorts der Justiz und des Innern kommissarische
Beratungen statt. Auch hat sich der Kriegsminister
mit den zuständigen Stellen sür die nichtpreußi
schen Kontingente in Verbindung gesetzt, u m
möglichste U eberein st im mung in der
Fassung der Vorschriften herbei
zuführen."
(Ein WliWzug M Hos »Mt.
15 Personen schwer verlehk.
Hof, 30. Jan. Als heute mittag 12)4 Uhr
der Zug Nr. 46 von Bad Sieben nach Hof beim
Schotterwerk Frank u. Weidner in Köditz die Wei
che, die nach dem Schotterwerk führte, passiert hat
te, entgleisten die Lokomotive und der Tender und
schlugen nach rechts um, während die beiden näch
sten Personenwagen nach links umschlugen und auf
einen gefrorenen Teich stürzten. Während der Loko
motivführer rechtzeitig abspringen konnte, wurde
der Heizer schwer verletzt. Außerdem sind 15 Per
sonen verletzt worden, davon mehrere schwer. Die
Verletzten wurden nach Hof gebracht. Der Material
schaden ist bedeutend.
IķLmà
Nußereuroväische Gebiete.
Washington, 30. Jan. Wilsons Antwort an
den Kaiser. Auf das drahtlose Telegramm des
Kaisers an Präsident Wilsä sandte dieser folgen
des Antworttelegramm: „Ich bin erfreut, Ew.
Majestät huldvolle Grütze zu empfangen, die durch
die neue transatlant-ische Funkenstation Eilvese
übersandt wurden. Ich beglückwünsche Ew. Maj.
zu diesem neuen Siege der engeren Perbiàng
zwischen den Vereinigten Staaten und Deutsch
land."
Iàņd.
Stettin, 30. Jan. Eisenbahnzusammenftoß.
Heute früh stießen auf der Eisenbahnstrecke Stettin
—Finkeirwalde zwei aus verschiedenen Richtungen
kommende Eüterzüge zusammen, wobei die eine
Lokomotive und 11 Güterwagen entgleisten.
Sechs Wagen wurden vollständig zertrümmert und
die andern mehr oder weniger stark beschädigt.
Zehn Beamte erlitten leichtere Verletzungen,
lieber die Ursache des Zusammenstoßes konnte bis
her nichts ermittelt werden.
Bonn am Rhein, 30. Jan. Eine Schmähbries-
affäre. In der letzten Zeit wurden an dem Rektor
der Universität und eine Reihe von Professoren
anonyme Briefe gesandt, die schwerste Beleidigun
gen enthielten, sowie in Wort und Bild Unsitt
lichkeiten gemeinster Art mitteilten. Rach län
geren Bemühungen ist nun gelungen, die Täter
in den Studenten der Philologie Heinrich Leis
und Hermann Kahlke, beide aus Wiesbaden, zu
ermitteln und zu verhaften.
KrŞtMrLâeÄ.
Heide, 31. Jan. Vevölkerungszahl. Die Ein
wohnerzahl unserer Stadt hat sich im Jahre 1913
um 206 Personen vermehrt und betrug am 1. Jan.
10 207.
□ Flensburg, 31. Jan. Eine Kriegs-Marine-
Ausstellung wird hier am 5. Februar eröffnet. In
einer Modellsammlung, die einzig in ihrer Art ist,
zeigt sie die Entwickelung des deutschen Kriegs-
fchiffsbaues von den Uranfängen bis in die Ge
genwart. 4 T 4
A Schleswig, 31. Jan. Zur Befreiungsfeier
wird nun auch der Fürst zu Schaumburg-Lippe
einen Vertreter nach Schleswig entsenden, dm
Flügeladjutanten Hauptmann v. Nahmen, der
auf dem Festmahl am 6. Februar auf die Stadt
Schleswig toasten wird. Der große Festzug am
Vormittag des 6. Februar wird folgende Ord
nung haben: Regimentsmusik der Infanterie, Ge
sangverein, Wagen mit den Ehrengästen und Ve
teranen, Magistrat und andere Behörden, Offi
ziere und Beamte, Kampfgenossen von 1648, 64
und 70-71. Bürgervereine, Gilden, Innungen
und Zünfte, Trompeterkorps, Kieler Studenten
(3 Vertreter ^es Studentenausschusses und je
mehrere Vertreter voir 20 Korporationen), Kie
ler und Schleswiger Turner, Kreiskriegerverband,
Deputationen der Domschule und der Bürger-
schulm und Iungdeutschland. Damit der Fest
zug ungehindert vor sich gehen kann, wird der
Straßenbahnverkehr in der Zeit von 11 bis
11 Os Uhr streckenweise eingestellt werden. Von
Oesterreich hat sich eine Anzahl von Veteranen
von 1364, Offiziere und andere Feldzugsteilneh
mer, zur Beteiligung angemeldet. Groß kann die
Zahl allerdings nicht sein, weil die Ileberleben--
den alle schon in einem sehr hohen Alter ste
chen und die Winterzeit einer Reise von Oester-
I reich-Ungarn her nicht günstig ist. Unbemüteilen
Veteranen wird die Reise ' durch eine Beihülfe er
möglicht werden, für die die Bürgervereine ge
sammelt haben, außerdem besteht für diesen
Zweck ein Jnvalidenfonds. Das allgemeine 2n
teresse für die Feier bekundet sich in der An
meldung von 10 ehemaligen alten Korpsstuden
ten aus Rendsburg, die in Couleur an der Fei
er teilnehmen wollen. Heute ist übrigens mit
dem Transport des über 30 000 Pfund schweren
Findlings auf den Sockel des am ß. Februar
einzureichenden Denkmals begonnen worden.
A Eckernförde, 31. Jan. Der städtische Haus
haltungsplan für 1914 wird keine Ermäßigung
der recht hohen Kommunalfteuerzuschläge (245% j
bringen, wie das von der Bürgerschaft erhofft
wurde. Die Einnahmen und Ausgaben haben sich
seit 1906 um rund 50 Prozent erhöht, nämlich von
411 000 Jl auf 620 000 Jl. Trotzdem im Jahre
1912 die unteren Steuerstufen freigelassen wurden
und 1913 die Kreissteuer um 10 % erhöht ist, ist
die Balanzierung des städtischen Haushalts, nach
der „Eckernf. Ztg.", dennoch möglich geworden.
Ob dies auch für die Zukunft möglich sein wird,
ist abhängig von der Entwickelung des Elektrizi
tätswerkes. Die Entwickelung des Elektrizitäts
werkes ist bisher als günstig zu bezeichnen. Wäh
rend bei dem ersten Projekt nur mit ca. 200 An
schlüssen gerechnet wurde, sind jetzt schon 500 An
schlüsse vorhanden. Es ist freilich nicht zu bestrei
ten, daß das Elektrizitätswerk dem Gaswerk er
hebliche Konkurrenz macht. Trotz der ungünstigen
Verhältnisse, unter denen das Gaswerk zurzeit
arbeitet, konnte der an die Stadtkasse abzuführende
Gewinn von 8500 Jl eingestellt werden.
A Kiel, 31. Jan. Verkauf der Baltischen
Mühle in Neumühlen, Wie berichtet, sollte in der
am Freitag abgehaltenen außerordentlichen Ge
neralversammlung endgiltig über das Schicksal der
großen „Baltischen Mühle" entschieden werden.
Angenommen wurde das Gebot des kürzlich in den
Aufstchtsrat gewählten Kornkaufmannes P. Kruse-
Kappeln aus 350 000 Jl. Herr K. übernimmt die
neue Mühle mit allem Vetriebszubehör, sowie die
Schwentine-Wasser- und Staugerechtsame nebst
Abgaben. Der Muhlenbetrieb wird voraussichtlich
14 Tage still liegen; größere Arbeiterentlassungen
finden nicht statt, abgesehen von denen während
des Ueberganges. Der Gesellschaft verbleiben jetzt
noch die alte Mühle, die große Arbeiterkolonie und
ein mit 600 000 Jl bewertetes Grundstück an der
Schwentine. Die Kolonie wird mit 120 000 Jl be
wertet und verzinst sich gut; das Schwentine-
grundstück war ebenfalls ausgeboten und die Stadt
Kiel hat darauf ein Gebot von 400 000 Mabgege-
ben. Die ebenfalls interessierte Marineverwal
tung hat aus Mangel an bereitgestellten Mitteln
ein Gebot nicht abgegeben. Für die Stadt Kiel
wäre der Ankauf günstig in Anbetracht des Hafen-
projekts an der Schwentine, über das wir kürzlich
berichteten.
X Kiel, 31. Jan. Die gestrige Stadtverord
netenwahl ergab für den sozialdemokratischen Kam
didaten, Arbeiter Lauenstein 2857, für den bürger
lichen Kandidaten Direktor Stellter 785 Stimmen
Ersterer ist somit gewählt. Bei der Wahl am 26.
November 1913 wurden 1604 bürgerliche und 3226
sozialdem. Stimmen abgegeben. Das Stadtverord
netenkollegium besteht jetzt wieder aus 24 bürger
lichen und 24 sozialdem. Stadtverordneten.
g. Neumünster, 31. Jan. Zum Eroßfeuer auf
dem Grundstück der Köster'schen Lederfabrik. Die
städtische Feuerwehr war am Freitag damit be
schäftigt, von den durch Eroßfeuer zerstörten Fa
brikgebäuden der Lederw-erke Emil Köster die
noch stehengebliebenen, von der Einwirkung der
Hitze aber stark gebogenen Mauern niederzule
gen, weil sie einzustürzen drohten und somit eine
Gefahr für die öffentliche Sicherheit bildeten.
Ein Teil des durch das Feuer brotlos gewor
denen Personals soll nach Möglichkeit mit Auf
räumungsarbeiten beschäftigt werden, auch trifft
die Fftma Vorkehrungen, um die Fabrikation
so schnell wie möglich wieder aufzunehmen. Die
Regelung des Schadens, der nach dem Urteil
von Sachverständigen reichlich 144 Millionen Mk.
beträgt, wird von dem Konsortium umgehend
durchgefühlt werden. Vertreter der Gesellschaften
trafen schon am Freitag nachmittag zu diesem
Zweck hier ein. Das gesamte Risiko der Leder
fabrik beträgt 2Hz Millionen Mk. — In uner
hörter Weise ist während des Brandes in der
vom Feuer verschont gebliebenen Köster'schen
Villa gestohlen. Es fehlten zahlreiche Schmuck
stücke aus den zurückgelassenen Etuis; außerdem
wurde der Weinkeller um 600 Flaschen Wein
erleichtert. Dieser ist zumteil an Ort und Stelle
ausgetrunken, im übrigen fortgeschleppt. Ein ge
richtliches Nachspiel bleibt nicht aus. — Am
Freitag abend um 91/4 Uhr wurden die Feuer
wehren erneut alarmiert. Es brannte abermals
mit ziemlicher Heftigkeit auf dem Kösterschen Fa-
brikgrundstück und zwar im östlichen Teil, in
dem dps Feuer ursprünglich entstand. In Flam
men standen dort hauptsächlich noch- nicht vernich
tete Wolivorräte und Gebälk. Bei dem herrschen
den heftigen Winde stand zu befürchten, daß sich.
das Feuer den noch erhalten gevliebenen Gebäu
den mitteilen würde, daher nahmen die Mann
schaften erneut die Löschtätigkeit auf.
Kreis Bordcsholm, 31. Jan. Schweinepest.
Unter dem Schweinebestande des Masters Mord
horst in Wellsee ist die Schweinepest amtlich fest
gestellt. Das Gehöft ist gesperrt.
X Drage, 31. Jan. Errichtung eines Wasser
werks. Der Plan zur Errichtung eines Wasser
werkes in Drage ist noch keineswegs aufgegeben.
Bekanntlich ist das vorhandene Wasser stark eisen-
und ammoniakhaltig. Die Gemeinde Drage hat
daher beschloßen, einen Wasserreinigungsapparat
auf Probe anzuschaffen und das gereinigte Wasser
an die Versuchsanstalt in Kiel zu senden. Die
Weiterarbeiten sollen jetzt kräftig gefördert wer-
bcii, da der Zufluß tum Wasser in geniignnder
Menge vorhanden ist.
— Stapelholm, 31. Jan. Die geschichtlichen
Mitteilungen aus älteren Zeitperioden der Land
schaft Stapelholm beginnen wir in der Sonntags
beilage der heutigen Ausgabe dieses Blattes und
wir werden allwöchentlich in der Sonntagsnummer
die Fortsetzung folgen lassen.
fti Wohlde, 31. Jan. Feuerschaden. Gestern
vormittag wurde das El. Rönfeldtsche Haus ein
Raub der Flammen. Vom Mobiliar wurden
einige Stücke gerettet. Dem Schneidermeister Roß
verbrannten 3 Fuder Heu und 3 Fuder Ret.
O Sehestedt, 31. Jan. Postpersonalien. Post
assistent Asbahr wurde von hier nach Sommerstedt
versetzt.
X Kreis Rendsburg, 3l. Jan. Die erste
Schneidermeifterin im Kreise. Frl. Anna K 0 l l
aus Kronsfelde hat am 27. d. M. vor der Hand
werkskammer-Prüfungskommission ihre Schneider
meisterin-Prüfung bestanden.
ft- Kirchspiel Wacken, 31. Jan. Eisenbahnbau
Mit den ersten Arbeiten für die neue Marschbahn
Hochdonn-Wilster, die durch den in Paale zu er
bauenden Bahnhof für den ganzen Südwesten de
Kreises Rendsburg von allergrößter Bedeutung
wird, beginnt die Tiefüaugesellschaft „Deutsch-
land"-Halle zunächst im Kreise Rendsburg. Es
handelt sich darum, den für die Dammschüttung
erforderlichen Kies zu gewinnen. Leider müssen
die großen Entnahmeflächen abgeholzt werden,
wodurch der so schon recht waldarme Teil des Krei
ses noch mehr vielversprechender Schonungen be
raubt wird. Gegen 40 000 Weihnachtsbäume stan
den zum Verkauf. Auf den Entnahmeflächen bei
Eribbohm und Nutteln sind jetzt wieder ganze Be
stände Fichten, die bis zu 10 Meter hoch sind, zu
kaufen. Am Eeesthügel südlich Vaalerfeld steht
über 1 Hektar Fichten, die geschlagen werden müs
sen.
□ Oldenhütten, 31. Jan. Ein neues Schul
gebäude ist auf der Grenze der Gemeinden Holt
dorf und Oldenhütten entstanden für das im Laufe
des Sommers abgebrannte alte Gebäude. Im Hei
matstile ist von der Firma H. Ereve-Rortorf, welche
auch in den letzten Jahren in Enutz und Barg
stedt schöne Schulhüuser baute, hier ein vorbild
licher Schulbau entstanden, welcher dem Otr zur
Zierde gereicht.
O Nortorf, 31. Jan. Schulnachrichten. Zum
1. April wird eine Lehrkraft in die Bürgerschule
eingestellt. Es ist die Wahl auf Herrn Wohlers-
Kl.-Bennebek gefallen. Die Anmeldungen zum
Eintritt in die Mittelschule zu Ostern sind, dem
Vernehmen nach, reichlich. Mit dem Bau eines
modernen Gebäudes wird zu Anfang des Sommers
begonnen.
Kokalos.
Rendsburg, den 31. Januar 1914.
Vor 58 Jahren.
31. Januar. Kronprinz Friedrich Wilhelm
(der spätere Kaiser Friedrich III.) trifft in Bordes
Holm bei dem Oberkommando ein, um dem däni
schen Feldzuge als Beobachter beizuwohnen.
Für das dritte gegen Dänemark bestimmte
Korps (eine kombinierte preußische Eardedivision
unter Generalleutnant v. d. Mülbe) beginnen die
Eisenbahntransporte nach dem Kriegsschauplatz.
Die Gesandten Preußens und Oesterreichs ver
lassen Kopenhagen, um sich mit dem Dampfschiffe
„Jylland" von Korsör nach Eckernförde zu begeben.
Der letzte Januar fiel auf einen Sonntag. In
den Straßen Kiels, wo Prinz Friedrich Karl von
Preußen als Kommandierender des 1. Armeekorps
der Armee Schleswig-Holsteins, wie der offizielle
Titel der preußischen Truppen lautete, sein Haupt
quartier genommen hatte, flüsterten sich abends die
Offiziere wichtige Nachrichten zu, die kurz vorher
eingetroffen waren. General de Meza, der dänische
Oberbefehlshaber, hatte auf die Aufforderung
Wrangels, des Höchsttommandierenden der Ver
bündeten, Schleswig zu räumen, widrigenfalls es
gewaltsam besetzt werden würde, trotzig geantwor
tet: Er stehe bereit, das mit den Waffen zu ver
hindern. Es war ein offenes Geheimnis, daß die
Üebersthreitung der Grenze unmittelbar bevor
stand. Rur die Stunde wußte Niemand. Man be
schloß deshalb, das Weitere in dem unoffiziellen
Hauptquartier für dienstfreie Stunden, nämlich
bei „Schön-Hannchen" — einer Restaurations
mutter, die angeblich schon das fünfzigjährige Ju
biläum ihrer Heiratsfähigkeit hätte feiern können
bei einem guten Trunk und lustigem Gesang
abzuwarten. In späterer Abendstunde fanden sich
dort auch die Adjutanten ein. Von Mund zu Mund
ging nun die willkommene Kunde, der General
marsch dürfe vielleicht noch für die Nacht, jeden
falls für die Frühe des folgenden Tages erwartet
werden. Der größte Teil der Gesellschaft suchte
dann die Quartiere auf, der andere aber beschloß,
im Kreise Gleichgesinnter bis zu dem bedeutungs
vollen Augenblick auszuharren.
1. Februar.
Endlich es war genau 5 Uhr morgens am
1. Februar — wirbelten und schmetterten die Trom
meln und Signalhörner den Generalmarsch durch
die Straßen Kiels. Fast zu derselben Minute ras
selte der Generalmarsch auch durch die Straßen der
alten Feste Rendsburg. Niemand ahnte,
was geschehen sollte, der Feldmarschall war Tags
vorher eingetroffen und man dachte, es sollte eine
Revue stattfinden. Aber da hieß es plötzlich: „Ueber
die Eider!" . . .
Die Vorhut der preußischen Truppen über-
'chreitet bei Kluvensiek die Eider und betritt somit
chleswigsches Gebiet. Eigentlicher Widerstand ftn-
det nicht statt, nur bei Lehmsiek liefern die Dänen
ein kleines Rückzugsgefecht, das ihnen selbst 13
Mann, den Preußen gar keine Verluste kostet.
In der Bucht von Eckernförde in der Gegend
vo>: Sandkrug und Mövenberg finbet zwischen bcii
dänischen Kriegsschiffen „Thor" und „Esbern Snare"
und preußischer Artillerie ein Geschützkampf statt,
der zwar keiner von beiden Parteien Verluste zu-
fügt, die dänischen Schiffe aber doch zum Abdamp-
sen veranlaßt.
Das zweite Korps Oesterreicher unter
Feldmarschall-Leutnant Baron Gablenz über
schreitet die Eider in der Gegend
von Rendsburg, ohne Widerstand zu fin
den.
*— Promenadenkonzert. Für das am Sonn
tag, 1. Februar, von 12—1 Uhr nachm, im Kinder
garten stattfindende Konzert, welches vom Musil
korps des Jnf.-Regts. Nr. 85 gegeben wird, ist fol
gendes Programm aufgestellt: „Unter der Frie
densflagge", Marsch von Nowinsko. Ouvertüre »■
„Pique Dame" von Suppee. Fragmente a. d. Op
„La Boheme" von Puccini. „Amoretten-Ständ-
chen" von Kollert. „Valse brune" von Krier. „Wir
siegen!" Marsch von Jessel.
*= Das plötzliche Hinscheiden des bisherigen
Stadtgärtners Fiehn hat in allen Kreisen das leb
hafteste Bedauern hervorgerufen. Der Verstorben«
war überall geachtet nud erfreute sich großer Be
liebtheit. Die Stadt verliert in ihm eine hervor
ragende gärtnerische Kraft und seine schöpferische
Tätigkeit hat sich in hohem Maße gerade in der
jüngsten Vergangenheit sehr bewährt, wo das
Landschaftsbild durch die Neuanlagen am Kaiftr-
Wilhelm-Kanal, im neuen Stadtteil und arn
Bahnhof eine wesentliche Veränderung erfahre»
hat. Diese seine hervorragende Begabung t»
seinem Berufe hat ihm auch die reichste Anerken
nung aller Behörden und seiner Mitbürger ge
sichert.
*0 Seminar-Abgangs-Examen. Am König!
Votksschullehrerfeminar hierselbst begann Don
nerstag der schriftliche Teil des Abgangsexamens.
An demselben nehmen 29 Abiturienten teil. Als
Aufsatzthema wurde ausgegeben: „Das deutsche
Volkslied als starker Quell deutschen Wesens",
ferner war eine französische Arbeit (Uebersetzung)
und eine Arbeit in Weltgeschichte anzufertigen
über das Thema: „Das Jahr 1813, seine Erfolge
und deren Bedeutung für die Gegenwart". Heute
sind noch zwei Arbeiten schriftlich anzufertigen,
eine in Religion und eine in Harmonielehre.
*□ Baggerungen. Nachdem die alte Straße»'
drehbrücke Uber den Kaiser-Wilhelm-Kanal bis
auf den sogenannten Königsstuhl verschwunden ist,
ist mit der Baggerung zur Verbreiterung des Ka
nals au dieser Stelle begonnen worden. Del
Pfeiler an der Nordseite soll stehen bleiben, da J
nicht im Fahrwasser steht, nur vom Kopf wird
etwas abgenommen.
*□ Beim Brande des Berger'schen Werkstatt-
schuppens in der Nähe der Saatseewerst sind doch
erheblich größere Werte vernichtet, als man an
fänglich annahm. In dem 24 Meter langen, lv
Meter breiten Schuppen befanden sich mehrere
Drehbänke, Stanz- und Schneidemaschinen, Licht
maschinen usw.; das Gebäude ist mit 3450 Jl, das
Inventar mit 27 650 Jl bei der Baseler Feuervel-
sicherungsgesellschaft versichert. Es konnte nichts
gerettet werden, da der hölzerne Schuppen bei leb
hafter Lustbewegung im Ru in Flammen stand-
Wie gemeldet, war vermutlich der überheizte Oft»
die Ursache des Brandes. Glücklicherweise bemerkte
der in der Nähe sich aufhaltende Wächter bald de»
Ausbruch des Feuers, sodaß er noch die im Schup
pen schlafenden fünf Personen wecken konnte;
konnten nur ihr nacktes Leben retten. Von de»
Habseligkeiten der im Schuppen nächtigenden Per
sonen verbrannten Sachen im Werte von37,50 ftß
40,50 Jl und 52,50 Jl, die ebenfalls durch Versiche
rung gedeckt sind.
CD* Vermißt wird von seinem Logiswirt ftft
dem 21. Januar der 22jährige Arbeiter Einst
Brauer aus Maidehnen (Oftpr.). Es wird ver
mutet, daß er sich ohne abzumelden auf die Wan
derschaft begeben hat.
□* Gestohlen wurde von einer Lagerstelle ei»
Sack Gerste. Dom Diebe fehlt bisher jede Spill-
H* Festgenommen wurde ein früherer Schuh
macher von hier, weil er sich verschiedenen Per
sonen gegenüber als Kriminalbeamter ausgegebe»
hat. Nachdem seine Personalien festgestellt, würbe
er wieder entlassen.
PittfUimgett Ms dm
Dir strkt di« Denutzuņg dieser «ubriķ, s.weit e» der
ßestattet, be» dublàņ z»r Befprrchung dou Nngelegeņbeiren »llgrnr<l"ļ
IņterefseŞ 5«r BersLzņn-. verwahrt şich àr «urdrüälich dagegen, mit
Anhalt identifiziert z« werden und şibernimmt dafür keinerlei Vera»"'
«ortņnģ Wir behalte» ttn» vor. bei Einfendnngen. welche unserer
nach Lber da» Mäh de» Sachliche« dinaud-eLnr. Korrettarrv
LtreSchmnşrņ vvIZMns» m ,
Eingesandt.
Zur Austrittsbewcgung aus der Landeskirche.
.Zu den beachtens- und beklagenswerten Ze
chen der Zeit gehört die um sich greifende Bewe
gung des Austritts aus der Kirche. Es ist
blos zunehmender kirchlicher, es ist unmittelbar ä»'
gleich wachsender religiös-sittlicher Verfall unsere"
Votkslebens, der in ihr an den Tag tritt und vw»
ethischen wie vom christlichen Standpunkt aus »»,
gesehen zu bedauern ist. Dem entgegenzuwirken »
eine dringende Forderung der Gegenwart, der st"
kein Volks- und Vaterlaudssreund entziehen sollt"
Auf kirchlicher Seite ist die sog. Innere M ''[
si 0 n in dieser Richtung auch in unserer 4""
vinz schon seit Jahrzehnten mit ihren mancher^
Vereinen und Anstalten am Werk. Zu ihnen şş
ich in jüngster Zeit die „S ch l e s w i g ^ H 0 1'
steinische Brüderschaft" gesellt,
in Rickling ihren Sitz hat und den Zweck b"
ruflicher Ausbildung ihrer Mitglieder für den Die>»
der Inneren Mission in Anstalten, Gemeinden u»
Vereinen verfolgt. Der Vorsteher der Brüderschw '
Pastor Voigt, spricht Sonntag nachmittag 5 ttb
in der St. Marienkirche und abends 7% Uhr '
Evangelischen Gemeindehause in der Materially
straße, in letzterem auch der Provinzialsekretär d
Land,
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