Full text: Newspaper volume (1914, Bd. 1)

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Donnerstag, den 15. Januar 
' 1914- 
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Montag, den 19. Januar 
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beginnt mein großer 
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Saison-Ausverkauf. 
Es kommen u. a. zum Verkauf: 
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Eine grosse Partie weiiene Stridcgarne, 
wollene Pferäeiecten und SdiiafdeeiceiB 
in de« bekannten, guten Qualitäten. 
Ş Ein ^oßer Posten Beit© und KUPONS in Manufakturwaren als: Schwarze und farbige Kleiderstoffe, ģ 
baumw. Waschkleiderstoffe, Kleiderparchend, Schürzenstoffe, Schlupenzeuge, Flanelle, Oberhemdenzeuge, 
Hemdenparchend, weiße Hemdentuche, Leinen, Piques, Handtuchdrelle, Bettdamast und Möbelkattun. 
Gestrickt© Westen und Unterjacken für Herren und Knaben. 
Herren» u* ICffiakep-LedSeiijeppeira. Herren- LZ» H^ak©n-Hsiz^gst©ffa 9 
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Alle nicht in den Ausverkauf gestellten Artikel sind während der Ausverkaufstage im Preise ermäßigt. ff 
Ausgabe von Rabattmarken des hiesigen Rabatt-Spar-Vereins. ŗ 
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Heinr, 
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vormals 
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I Heinr. Köster. 
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Fräulein Sturmwind. 
Roman aus der Gesellschaft von T. Tschürnau. 
13) (Nachdruck verbaten.) 
Sie war. als Heinz eintrat, aufgesprungen 
Und ihm entgegengelaufen wie ein Kind, und 
wie ein solches sah sie auch aus in her küh 
len Tennisbluse und dem fußfreien Rock. 
„Wir sind allem," sagte sie, „und .das ist 
gut, denn ich muß durchaus unter vier Augen 
mit dir sprechen. Du bist der einzige Mensch, 
zu dem ich Vertrauen habe -— Johann ausge 
nommen — pnd dem kann ich doch nicht alles 
sagen, denn er ist in mancher Beziehung ein 
rechter Dummkopf und hat eine Angst vor Ma 
ina, die geradezu lächerlich ist. Da, — setze 
dich, — bitte!" 
Sie wies dabei auf einen Sessel und nahm 
selbst in einem' Schaukelstuhl Platz, den sie durch 
Anstoßen mit den zierlichen Füßchen in wippende 
Bewegung setzte. 
„Tante ist krank, wie ich höre?' fragte 
Derenberg. 
„Jawohl," bestätigte Nadine, ohne sich durch 
das Mitleid mit ihrer Mutter in ihrem Schau- 
keloergnügen stören zu lassen, „Mama hat Mi 
gräne. Ich war vorhin bei ihr, um mich nach 
ihrem Befinden zu erkundigen, aber sie ersuchte 
mich, ihr aus den Augen zu gehen l". 
„Du bist also total in Ungnade bei ihr.ge 
fallen?" 
Nadine nickte gleichmütig. 
„Das war nach dem gestrigen Abend nicht 
anders zu erwarten. Annemarie und Margarete 
strafen mich mit stummer Verachtung. Ich bin 
Lust für die ganze Familie, — auch für den 
Frosch, der vorhin hier war. Man sieht über 
Mich hinweg und an mir vorbei, als ob ich 
gar nicht vorhanden wäre. Daran bin ich nach-- 
gerade schon gewöhnt, ich komme aus der alk- 
gemeinen Ungnade kaum jemals heraus. Mania 
hat stets etwas an mir auszusetzen und die 
Madel" — sie legte einen ungemein germgschätz- 
lgm Ausdruck auf dieses respektlose Wort — 
'..schulmeistern an mir herum von früh an bis 
vr die Nacht hinein. Natürlich schenke ich ih- 
Uen auch nichts; du solltest einmal hören. Heinz, 
Mas wir uns manchmal gegenseitig für liebens 
würdige Dinge sagen! Wir sind eine so fried- 
Tcxtige Familie! Der Frosch hilft auch bei mei 
ner Erziehung! Wie nrir mitgeteilt wurde, hat 
et gestern abend der Mama geraten, mich noch 
üuf ein Jahr in eine strenge Pension zu schicken. 
Der Vorschlag mußte abgelehnt werden, weil 
^ M Geld zur Unssührung «vquV» fehlt 
Bei uns fehlt es nämlich inimer an Geld, das 
ist bei uns ein chronisches Uebel!" 
Die Behaglichkeit, mit der sie sich dabei in 
ihrem Stuhle wiegte, bewies deutlich, daß ihr 
dieses Uebel nicht besonders zu Herzen ging. 
„Es hat wohl heut nacht nach der Heim 
kehr noch einen schlimmen Auftritt gegeben?" 
erkundigte Derenberg sich teilnehmend. 
Nadine bejahte eifrig. 
„Ganz furchtbar war's! Mama hat die 
Hände gerungen und geklagt, daß ich sie durch 
meine bodenlose Schlechtigkeit vorzeitig ins Grab 
bringe. Margarete sprach ihre Verwunderung 
darüber aus, daß ein moralisch so niedrigstehen 
des Geschöpf sich in eine so anständige Familie 
verirren konnte, und Annemarie behauptete, daß 
ich sie alle durch mein Betragen in^ der Gesell 
schaft unmöglich machen würde. Sie will ge 
stern allerlei abfällige Urteile über mich ge 
hört haben!" 
Derenberg lachte. 
„Darüber brauche ich dich wohl nicht zu 
beruhigen. Ganz unter uns gesagt: Ich war 
stolz auf meine reizende Kusine! Der eigentliche 
Grund der allgemeinen Entrüstung gegen dich 
war natürlich der Umstand, baß du dich mit 
dem Willi Creling überwarfen hast?" 
„So ist's! Das verzeihen sie mir nicht! Sie 
wären mich so gern auf gute Art und Meise 
losgeworden!" 
„Du übertreibst, Kind!" 
Nadine hemmte plötzlich die Bewegung des 
Stuhles und richtete sich aus ihrer bequemen 
Stellung auf. 
„Nein, ich übertreibe nicht!" sagte sie und 
ihr eben noch heiteres Gesicht nahm plötzlich ei 
nen tragischen Ausdruck an. 
Tränen traten ihr in die Augen und roll 
ten wie Glasperlen in immer rascherer Folge 
über ihre Wangen herab. 
Verzweifelt preßte sie ihr Taschentuch vor 
die Augen. 
„Es ist Jo," schluchzte sie, „alle sind mir 
gram. Ich bin ihnen im Wege! Solange ich 
denken kann, haben sie mich hart und lieblos 
behandelt. Niemand hat mich lieb!" 
Ganz überwältigt von Mitleid, nahm Heinz 
ihre freie Hand in die seine. 
„Und ich, Dina?" fragte er zärtlich. „Bin 
ich nicht dein Freund?" 
Sie ließ das Taschentuch sinken und mitten 
unter Tränen lächelte sie zu ihm auf. 
„Ja," sagte sie, „es ist wahr, du hast mich 
immer gern gehabt! Aber was nützt mir das? 
Du bist weit fort vor: hier, ich sehe dich manch 
mal viele Monate lang nicht und inzwischen" 
— ihre Tränen begannen auf neue zu fließen — 
„rnzwischen quälen sie mich hier ßu Tode!" 
Wieder preßte sie das schon ganz durch 
näßte Tuch vor die Augen und ballte es dann 
zwischen ihren Händen zu einem winzigen Knäuel 
zusammen. 
„Wenn wenigstens die Geschichte mit dem 
Willi Creling jetzt zu Ende Mt!" sagte sie fin 
ster und ein Ausdruck grenzenlosen Widerwillens 
zeigt sich auf ihrem Gesicht. 
„Wie? Nachdem du ihn so schroff abgewie 
sen hast —" 
„Er wird seinen Plan dennoch nicht auf 
geben! Ich hörte das heute nacht deutlich her 
aus aus dem, was Mama mir sagte: — daß 
er sich so vernünftig gezeigt hat, so nachsichtig, 
wie ich es ganz und gar nicht verdiene. In, 
Schutz genommen hat er mich sogar gegen den 
Unwillen meiner Mutter, er hat alles auf meine 
große Jugend geschoben, — kurz, aus allem geht 
hervor, daß er gütigst Geduld mit mir haben 
will, daß er nicht daran denkt, mir mein un 
überlegtes Betragen übelzunehmen, und daß ich 
nach wie vor gezwungen sein werde, feine ver 
haßte Nähe zu ertragen. Aber das halt' ich nicht 
aus, — ich halt' überhaupt das Leben nicht 
inehr aus in diesem Hause, in dein es dm 
ganzen Tag lang nichts gibt als Zank und Aer- 
ger. Hier bleib' ich nicht länger. Weg will ich 
von hier, oder ich tue irgend etwas Schreckliches, 
— ich brenne durch, ich laufe ins Wasser, oder 
ich stürze mich zum Bodenfenster hinaus!" 
Dabei lehnte sie sich wieder in dm Stuhl 
zurück und ließ ihn mit größter Vehemenz anf 
and niederwippen. 
Graf Derenberg beugte sich zu ihr vor. 
„Hör', Dina," sagte er, „ich wüßte wohl ei 
nen Ausweg, der auf einmal allen diesen Quä 
lereien ein Ende machen würde, aber ich fürch 
te —" 
Nadine ließ ihn nicht ausreden. Sie unter 
brach die stürmische Bewegung des .Schaukel- 
stuhles so plötzlich, daß sie bei dein Ruck, den 
das abgab, beinahe aus 'dem Sessel in die Arme 
ihres Vetters geflogen wäre. 
„Sag's nur," drängte sie. „nur ist alles 
recht, — alles, wenn ich nur fortlonune von 
hier!" 
„Du müßtest meine Frau werden!" sagte 
er einfach. 
„Deine — Frau?" 
Nadine's sonst so redebereiter Mund blieb 
buchstäblich offen stehen vor Verwunderung. Sie 
fand im ersten Augenblick gar keine Worte für 
ihr maßloses Erstaunen. 
„2a, aber' — Gräfin Jutta?" sagte sie dann 
stockend ..Mit der bist du dach verlobt?" 
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„Bewahre, Herzchen!" wehrte er. „Dann 
könnte ich dich doch nicht bitten, meine^Braut 
zu werden! Wenn du also sonst keine Skrupel 
hast?" 
Nadine's Augen tanzten vor Entzücken in 
ihrem strahlenden Gesicht. 
„Wie sollt' ich denn?" jubelte sie. „Du 
bist mein Freund, dich hab'ich lieb! Aber, Heinz, 
ist's denn auch gewiß und wahrhaftig dein 
Ernst?" 
„Mein heiliger Ernst?" 
„Ich kann's noch immer nicht glauben!" 
„Soll ich mederknien und dir in aller 
Form eine Liebeserklärung machen?" 
„Nein, nein, danke schön, das wäre mir 
zu langweilig!" 
Heim; wollte sie in seine Arme ziehen, aber 
sie sprang auf und stand im Nu einige Schritte 
van ihm entfernt mitten im Zimmer. 
„Du — wart' einen Augenblick," sagte sie 
aufgeregt. ..ich bin gleich wieder hier!" 
Damit schoß sie wie ein Wirbelwind aus 
dem Zimmer und trommelte gleich darauf mit 
beiden geballten Fäusten gegen die verschlossene 
Tür ihrer Schwester Margarete. 
Die Schriftstellerin sprang erschrocken von ih 
ren, Schreibtische auf und öffnete. 
„Was gibt cs?" fragte sie. 
„Q. nichts — nichts Besonderes, — nur —. 
ich habe mich eben mit Heinz Derenberg ver 
lobt?" 
Nach diesen mit atemloser Hast hervorge 
stoßenen Worten machte Nadine kurz kehrt und 
stürmte in das Krankenzimmer ihrer Mutter, 
um dort gleichfalls Alarm zu schlagen. 
Auf dem Kiesplatze vor dem Stations 
hause von Eichstätten lag heller Frühlingssonnen- 
schcin — Aprilsonnenschein. 
Am Vormittage hatte es geregnet und ge 
stürmt, jetzt war der Himmel klar und lichtblau: 
nur vereinzelte weiße Lämmerwölkchen segelten 
über ihn \ hin. 
An dem.Strauchwerk zur Seite des Hauses 
sproßte schon das junge Grün und von den 
Feldern jenseits des Bahngleises kam frischer 
Erdgeruch herüber. WieSchokolade glänzten die 
von, Pflug aufgewühlten Schollen in der Sonne, 
Lerchen und Schwalben strichen in leichtem Fluge 
über das Feld hin und schwerfällige Krähen 
hüpften von einem der Erdhaufen zum andern, 
um mit ihrem langen Schnabel die Würmer 
imb Engerlinge aufzuspießen, welche die Arbeit 
des Landmanns ihrer Winterruhe entrissen und 
vorzeitig ans Tageslicht befördert hatte. 
Kaum ein Dutzend Passagiere wartete auf 
den Zug, der in Eichstädten NM zwei Minuten
	        
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