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Donnerstag, den 15. Januar
' 1914-
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Montag, den 19. Januar
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beginnt mein großer
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Saison-Ausverkauf.
Es kommen u. a. zum Verkauf:
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Alle nicht in den Ausverkauf gestellten Artikel sind während der Ausverkaufstage im Preise ermäßigt. ff
Ausgabe von Rabattmarken des hiesigen Rabatt-Spar-Vereins. ŗ
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I Heinr. Köster.
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Fräulein Sturmwind.
Roman aus der Gesellschaft von T. Tschürnau.
13) (Nachdruck verbaten.)
Sie war. als Heinz eintrat, aufgesprungen
Und ihm entgegengelaufen wie ein Kind, und
wie ein solches sah sie auch aus in her küh
len Tennisbluse und dem fußfreien Rock.
„Wir sind allem," sagte sie, „und .das ist
gut, denn ich muß durchaus unter vier Augen
mit dir sprechen. Du bist der einzige Mensch,
zu dem ich Vertrauen habe -— Johann ausge
nommen — pnd dem kann ich doch nicht alles
sagen, denn er ist in mancher Beziehung ein
rechter Dummkopf und hat eine Angst vor Ma
ina, die geradezu lächerlich ist. Da, — setze
dich, — bitte!"
Sie wies dabei auf einen Sessel und nahm
selbst in einem' Schaukelstuhl Platz, den sie durch
Anstoßen mit den zierlichen Füßchen in wippende
Bewegung setzte.
„Tante ist krank, wie ich höre?' fragte
Derenberg.
„Jawohl," bestätigte Nadine, ohne sich durch
das Mitleid mit ihrer Mutter in ihrem Schau-
keloergnügen stören zu lassen, „Mama hat Mi
gräne. Ich war vorhin bei ihr, um mich nach
ihrem Befinden zu erkundigen, aber sie ersuchte
mich, ihr aus den Augen zu gehen l".
„Du bist also total in Ungnade bei ihr.ge
fallen?"
Nadine nickte gleichmütig.
„Das war nach dem gestrigen Abend nicht
anders zu erwarten. Annemarie und Margarete
strafen mich mit stummer Verachtung. Ich bin
Lust für die ganze Familie, — auch für den
Frosch, der vorhin hier war. Man sieht über
Mich hinweg und an mir vorbei, als ob ich
gar nicht vorhanden wäre. Daran bin ich nach--
gerade schon gewöhnt, ich komme aus der alk-
gemeinen Ungnade kaum jemals heraus. Mania
hat stets etwas an mir auszusetzen und die
Madel" — sie legte einen ungemein germgschätz-
lgm Ausdruck auf dieses respektlose Wort —
'..schulmeistern an mir herum von früh an bis
vr die Nacht hinein. Natürlich schenke ich ih-
Uen auch nichts; du solltest einmal hören. Heinz,
Mas wir uns manchmal gegenseitig für liebens
würdige Dinge sagen! Wir sind eine so fried-
Tcxtige Familie! Der Frosch hilft auch bei mei
ner Erziehung! Wie nrir mitgeteilt wurde, hat
et gestern abend der Mama geraten, mich noch
üuf ein Jahr in eine strenge Pension zu schicken.
Der Vorschlag mußte abgelehnt werden, weil
^ M Geld zur Unssührung «vquV» fehlt
Bei uns fehlt es nämlich inimer an Geld, das
ist bei uns ein chronisches Uebel!"
Die Behaglichkeit, mit der sie sich dabei in
ihrem Stuhle wiegte, bewies deutlich, daß ihr
dieses Uebel nicht besonders zu Herzen ging.
„Es hat wohl heut nacht nach der Heim
kehr noch einen schlimmen Auftritt gegeben?"
erkundigte Derenberg sich teilnehmend.
Nadine bejahte eifrig.
„Ganz furchtbar war's! Mama hat die
Hände gerungen und geklagt, daß ich sie durch
meine bodenlose Schlechtigkeit vorzeitig ins Grab
bringe. Margarete sprach ihre Verwunderung
darüber aus, daß ein moralisch so niedrigstehen
des Geschöpf sich in eine so anständige Familie
verirren konnte, und Annemarie behauptete, daß
ich sie alle durch mein Betragen in^ der Gesell
schaft unmöglich machen würde. Sie will ge
stern allerlei abfällige Urteile über mich ge
hört haben!"
Derenberg lachte.
„Darüber brauche ich dich wohl nicht zu
beruhigen. Ganz unter uns gesagt: Ich war
stolz auf meine reizende Kusine! Der eigentliche
Grund der allgemeinen Entrüstung gegen dich
war natürlich der Umstand, baß du dich mit
dem Willi Creling überwarfen hast?"
„So ist's! Das verzeihen sie mir nicht! Sie
wären mich so gern auf gute Art und Meise
losgeworden!"
„Du übertreibst, Kind!"
Nadine hemmte plötzlich die Bewegung des
Stuhles und richtete sich aus ihrer bequemen
Stellung auf.
„Nein, ich übertreibe nicht!" sagte sie und
ihr eben noch heiteres Gesicht nahm plötzlich ei
nen tragischen Ausdruck an.
Tränen traten ihr in die Augen und roll
ten wie Glasperlen in immer rascherer Folge
über ihre Wangen herab.
Verzweifelt preßte sie ihr Taschentuch vor
die Augen.
„Es ist Jo," schluchzte sie, „alle sind mir
gram. Ich bin ihnen im Wege! Solange ich
denken kann, haben sie mich hart und lieblos
behandelt. Niemand hat mich lieb!"
Ganz überwältigt von Mitleid, nahm Heinz
ihre freie Hand in die seine.
„Und ich, Dina?" fragte er zärtlich. „Bin
ich nicht dein Freund?"
Sie ließ das Taschentuch sinken und mitten
unter Tränen lächelte sie zu ihm auf.
„Ja," sagte sie, „es ist wahr, du hast mich
immer gern gehabt! Aber was nützt mir das?
Du bist weit fort vor: hier, ich sehe dich manch
mal viele Monate lang nicht und inzwischen"
— ihre Tränen begannen auf neue zu fließen —
„rnzwischen quälen sie mich hier ßu Tode!"
Wieder preßte sie das schon ganz durch
näßte Tuch vor die Augen und ballte es dann
zwischen ihren Händen zu einem winzigen Knäuel
zusammen.
„Wenn wenigstens die Geschichte mit dem
Willi Creling jetzt zu Ende Mt!" sagte sie fin
ster und ein Ausdruck grenzenlosen Widerwillens
zeigt sich auf ihrem Gesicht.
„Wie? Nachdem du ihn so schroff abgewie
sen hast —"
„Er wird seinen Plan dennoch nicht auf
geben! Ich hörte das heute nacht deutlich her
aus aus dem, was Mama mir sagte: — daß
er sich so vernünftig gezeigt hat, so nachsichtig,
wie ich es ganz und gar nicht verdiene. In,
Schutz genommen hat er mich sogar gegen den
Unwillen meiner Mutter, er hat alles auf meine
große Jugend geschoben, — kurz, aus allem geht
hervor, daß er gütigst Geduld mit mir haben
will, daß er nicht daran denkt, mir mein un
überlegtes Betragen übelzunehmen, und daß ich
nach wie vor gezwungen sein werde, feine ver
haßte Nähe zu ertragen. Aber das halt' ich nicht
aus, — ich halt' überhaupt das Leben nicht
inehr aus in diesem Hause, in dein es dm
ganzen Tag lang nichts gibt als Zank und Aer-
ger. Hier bleib' ich nicht länger. Weg will ich
von hier, oder ich tue irgend etwas Schreckliches,
— ich brenne durch, ich laufe ins Wasser, oder
ich stürze mich zum Bodenfenster hinaus!"
Dabei lehnte sie sich wieder in dm Stuhl
zurück und ließ ihn mit größter Vehemenz anf
and niederwippen.
Graf Derenberg beugte sich zu ihr vor.
„Hör', Dina," sagte er, „ich wüßte wohl ei
nen Ausweg, der auf einmal allen diesen Quä
lereien ein Ende machen würde, aber ich fürch
te —"
Nadine ließ ihn nicht ausreden. Sie unter
brach die stürmische Bewegung des .Schaukel-
stuhles so plötzlich, daß sie bei dein Ruck, den
das abgab, beinahe aus 'dem Sessel in die Arme
ihres Vetters geflogen wäre.
„Sag's nur," drängte sie. „nur ist alles
recht, — alles, wenn ich nur fortlonune von
hier!"
„Du müßtest meine Frau werden!" sagte
er einfach.
„Deine — Frau?"
Nadine's sonst so redebereiter Mund blieb
buchstäblich offen stehen vor Verwunderung. Sie
fand im ersten Augenblick gar keine Worte für
ihr maßloses Erstaunen.
„2a, aber' — Gräfin Jutta?" sagte sie dann
stockend ..Mit der bist du dach verlobt?"
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„Bewahre, Herzchen!" wehrte er. „Dann
könnte ich dich doch nicht bitten, meine^Braut
zu werden! Wenn du also sonst keine Skrupel
hast?"
Nadine's Augen tanzten vor Entzücken in
ihrem strahlenden Gesicht.
„Wie sollt' ich denn?" jubelte sie. „Du
bist mein Freund, dich hab'ich lieb! Aber, Heinz,
ist's denn auch gewiß und wahrhaftig dein
Ernst?"
„Mein heiliger Ernst?"
„Ich kann's noch immer nicht glauben!"
„Soll ich mederknien und dir in aller
Form eine Liebeserklärung machen?"
„Nein, nein, danke schön, das wäre mir
zu langweilig!"
Heim; wollte sie in seine Arme ziehen, aber
sie sprang auf und stand im Nu einige Schritte
van ihm entfernt mitten im Zimmer.
„Du — wart' einen Augenblick," sagte sie
aufgeregt. ..ich bin gleich wieder hier!"
Damit schoß sie wie ein Wirbelwind aus
dem Zimmer und trommelte gleich darauf mit
beiden geballten Fäusten gegen die verschlossene
Tür ihrer Schwester Margarete.
Die Schriftstellerin sprang erschrocken von ih
ren, Schreibtische auf und öffnete.
„Was gibt cs?" fragte sie.
„Q. nichts — nichts Besonderes, — nur —.
ich habe mich eben mit Heinz Derenberg ver
lobt?"
Nach diesen mit atemloser Hast hervorge
stoßenen Worten machte Nadine kurz kehrt und
stürmte in das Krankenzimmer ihrer Mutter,
um dort gleichfalls Alarm zu schlagen.
Auf dem Kiesplatze vor dem Stations
hause von Eichstätten lag heller Frühlingssonnen-
schcin — Aprilsonnenschein.
Am Vormittage hatte es geregnet und ge
stürmt, jetzt war der Himmel klar und lichtblau:
nur vereinzelte weiße Lämmerwölkchen segelten
über ihn \ hin.
An dem.Strauchwerk zur Seite des Hauses
sproßte schon das junge Grün und von den
Feldern jenseits des Bahngleises kam frischer
Erdgeruch herüber. WieSchokolade glänzten die
von, Pflug aufgewühlten Schollen in der Sonne,
Lerchen und Schwalben strichen in leichtem Fluge
über das Feld hin und schwerfällige Krähen
hüpften von einem der Erdhaufen zum andern,
um mit ihrem langen Schnabel die Würmer
imb Engerlinge aufzuspießen, welche die Arbeit
des Landmanns ihrer Winterruhe entrissen und
vorzeitig ans Tageslicht befördert hatte.
Kaum ein Dutzend Passagiere wartete auf
den Zug, der in Eichstädten NM zwei Minuten