3. Blatt.
Şomitņģs-Ansgabe.
Nr. 146.
MLR
zum
Nendàŗģeŗ WoZenVlatt.
Diese ïtntrrïmTtirrmS - Beilage wird dem „RcndSburgcr
So#«' 1 ' Ivöchenllich (Sonntags) beigegcben.
Sonntag, den 25. Juni 1899.
Druck und Verlag von dem verantwortlichen Herausgeber
H. Möller (H. Gütlein Nachf.), Rendsburg, Mühlenstr. 18.
2)
Kn HeWk
der Kirche, des Kirchspiels und des
Ztadtlheils Rendsbnrg-Keuwerlr.
§ür Me Fiibelfeikk Ms Mjà'hriW Zkstêhens
zusammengestellt von
I.
(Nachdruck, auch auszugsweise, verboten
wird strafgerichtlich verfolgt.)
(Fortsetzung.)
Hans Wieck läßt sich in gleicher Weise
wie Johann Heyde vernehmen: „Es hat
den armen Leuten nicht allein an Zimmer
leuten, welche sie theuer von andern
fremden Orten verschreiben mußten, sondern
es hat auch an andern Arbeitsleuten ge
mangelt. Die Materialien, als Zimmer
(Balken), Latten, Bretter und dergleichen
Sachen sind so hoch im Preis gestiegen,
daß Leute es fast nicht haben bekommen
können. Es wären wohl viele Häuser
nicht gebauet morden, wenn nicht Ihre
König!. Majestät als ein frommer und
demüthiger Herr auf Anhalten des General-
Majors und Kommandanten Andreas
F u ch s, des Generalmajors JobsScholdt
und vielleicht anderer Herren und guter
Gönner mehr dies mit königlichen Gnaden
geschenkt hätte, was in dem herrlichen
Privilegium zu ersehen und nachzulesen ist."
Hans Wieck führt in seiner Chronik 56
Häuser der Schleuskuhlen auf. Von diesen
bestanden bereits vor dem neuen Festungs-
bau 4 Häuser, nämlich das Eckhaus vor
dem Schloß aus der linken Seite (Nr.
275), jetzt Kolosseum, dieses erbaute 1678
und 1674 der Obrist und Kommandant
Detlefs von Lütkens. Ferner standen be
reits das daran liegende Haus am Schloß
platz und auf der Wcsterstraße das Haus
des Hausvogts Diedrich Ludwig Heber
und ein daran-liegendes Haus. Von den
ckbrigen wurden 7 Häuser ohne Geldzuschuß
seitens des Staates mit Genuß 30-jähriger
Steuerfreiheit erbaut und 45 Häuser mit
200 Rthlr. Beihülfe und mit 10-jähriger
Steuerfreiheit. Die Binzierer scheinen
sich mit Vorliebe in den Schleuskuhlen
angesiedelt zu haben und zwar in den
Jahren 1691 und 1692 vor dem Erscheinen
des Privilegs vom 19. April 1692. Da
das Einquartirungs-Normativ vom 20.
Juli 1803 in den Schleußkuhlen auch
nicht mehr Häuser aufführt, als Hans Wieck,
so sind später auf dem Schleuskuhlen-
Terrain nur die Häuser zwischen dem
Schiffbrückenplatz und den Schloßbaracken
hinzu gekommen.
Aus dem Neuwerk hat Hans Wieck nur
266Häu!er verzeichnet. DasEinquartirungs-
Normativ vom Jahre 1803 hat 299
Häuser. Neuwerk ist somit zur Zeit
Hans Wieck's fast ganz aufgebaut worden.
Die ersten Ansiedler ließen sich an der
Obereiderseite vermuthlich schon vor dem
Erscheinen des Privilegs vom 19. April
1692 nieder. Es befinden sich nämlich
auf der Obereiderseite Neuwerks alle
Häuser, die mit Staatsbeihülfe und mit
10-jähriger Steuerfreiheit erbaut wurden.
Bon 72 hier bauenden Ansiedlern bauten
nur 5 mit Beihülfe von 200 Thlr. zwei
stöckig, 67 aber mit Beihülfe von 100
Thlr. und 10-jähriger Steuerfreiheit ein
stöckig. Das erste (einstöckige) Hans, das
in Vinzier abgebrochen und in Neuwerk
wieder aufgebaut wurde, war das des
Johann Ollrag aus der Havkoppel. —
. Auffallender Weise führt Hans Wieck
die Königstraße gar nicht an, dagegen aber
die Königinstraße zweimal. Offenbar soll
für die erstmalige Anführung der Königin-
straße — Königstraße stehen. Er giebt
aber hier nur 5 Häuser an. Bei der
zweiten Anführung der Königinstraße steht
dann die Notiz: „Anno 1730 ist die
Königstraße völlig bebaut worden." Es
unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die
Bauplätze an der Königstraße zuerst
rcservirt blieben und diese frequenteste
Straße Neuwerks am spätesten bebaut
wurde. — Vorzugsweise an der Unter
eider finden wir im Verzeichnisse Hans
Wieck's diejenigen Häuser, welche nach
den Bestimmungen des Privilegs vom 19.
April 1692 ohne Geldzuschuß, aber mit
20-jähriger over 30 jähriger Steuerfreiheit
erbaut wurden. Unter diesen werden 118 ein
stöckige und 14 zweistöckige angegeben; von
50 bis 60 Häusern giebt Hans Wieck gar
nicht an, welche Vortheile die Besitzer bei
der Erbauung genossen. Von einigen
allerdings wird angegeben, daß sie aus
eigenen Mitteln 1718 erbaut wurden. Die
Vergünstigungen des Privilegs sollten
eigentlich ja nur 2 Jahre lang für die
Ansiedler Rechtskraft haben, sie dauerten
aber viel länger. Einige Erbauer bean
spruchten keine Vergünstigungen, wie der
Generalmajor Andreas v. Fuchs, der ein
Haus an der Grün- und Herrenstraße er
baute. —
Der Chronist Hans Wieck, Hans Sohn,
erbaute 2 Häuser in der Rosenstraße und
ein zweistöckiges Haus in der Kronprinzen-
straße, außerdem war er Hausbesitzer in
der Altstadt, wo er begraben wurde un-
somit auch gestorben sein wird. In der
Löwenstraße bauten Proviant-Kommissariu s
Matthias Selmer und Rathsherr Michael
Gude. Letzterer baute auch in der Prinzen
straße. Das „große brandgemauerte"
Haus in der Prinzenstraße, auch das
große Weinhaus genannt erbaute 1693
aus 50-jährige Steuersreiheit der italienische
Baumeister Dominikus Pelli, welcher auch
in der Königinstraße das Haus des
Generalsuperintendenteu Josua Schwartz
(das jetzige Landrathamt), sowie später
auch am Juugsernstieg den Enirepreneuren-
oder Pelli-Hof mit dem jetzigen Harmonie-
Gebäude errichtete. Die beiden ersten
Juden, welche sich in Neuwerk
niederließen, waren, nach Herrn Dr.
Moritz Sterns Festschrift zum 200-jährigen
Jubiläum der israelitischen Gemeinde
i» Rendsburg*), die Brüder Samuel Jobst
mid Levin Jobst aus Stadthagen im
schaumburgischen Hans Wieck nennt
irrthümlich nur den einen und zwar be
zeichnet er ihn als Branntweinbrenner
Samuel Jobst, der nach seinem Verzeichniß
in der Rosenstraße und in der Kanzelei-
straße baute. Die beiden Brüder wurden
auch Samuel und Levin Samsen (Samson)
genannt. Samuel baute in der Kanzelei-
straße und Levin in der Rvsenstraße (das
spätere Garnisonsschulhaus). Sie kamen
mit ihrer Familie 1693 nach Rendsburg
und legte Levin am 24. Juli und
Samuel am 7.Nov. 1694seinenBürgereid ab.
Der dritte Rendsburg-Neuwerker Jude
war der am 4. Mai 1697 verewigte
Israel Meier Levi aus Altona. Am
hervorragendsten unter den Neuwerker
Juden ist durch seine Bau- und Gewerb-
thätigkeit Levin Holländer geworden, der
1697 nach Rendsburg kam, aber erst am
5. Okt. 1702 als Bürger aufgenommen
wurde. Levin Holländer war Tabacks-
sabrikant oder, wie man sich damals aus
drückte, Tabacksspinner, und erwarb sich
zwei Häuser. In einem derselben beab
sichtigte er eine Oelmühle und Seifensiede
rei anzulegen. Als ihm die Nachbarn
Hindernisse in den Weg zu legen suchten,
wurde er Gründer der Oel- und Graupen
mühle am Jungfernstieg. (Der in der
Neuwerker Kirchenchronik Anno 1700 ge-
nannte Jude Levin Jacob ist vielleicht
Levin Holländer.) — In der Prinzenstraße,
Ecke des Paradplatzes, baute Generallieute
nant Andreas Harbou. In der Prinzen
straße fand auch das in der Altstadt aus
der Neuenstadt (Nienstädt) abgebrochene
Armenhaus 1697 seinen Platz.
Der Bau des Arsenals wurde in den
Jahren 1695 bis 1698 durch den italie-
nischen Bauunternehmer Dominicus Pelli
vollführt. Zuerst wurde ein hinteres
Hauptgebäude von 2 Stockwerken und
daraus an jedes Ende ein Flügel gebaut
und der dazwischen liegende Hofraum
*) Die Festschrift der israelitischen Gemeinde
ist, mit Bedauern sei es gesagt, noch immer
nicht vollendet.
durch eine Mauer mit Thorweg abgeschlossen.
Im Jahre 1740 wurden vor diesem Gebäude-
Viereck noch zwei einstöckige Gebäude und
wieder vor diese das Portal gebaut.
Das Zeughaus enthielt vormals die
weit und breit bekannten fürstlichen Rüst
kammern, deren Inhalt die Dänen kurz
vor Ablauf ihrer Herrschaft in Schleswig-
Holstein vorsichtiger Weise nach Kopenhagen
schafften. — Das Provianthaus am
Paradeplatz wurde um das Jahr 1700
in Bau genommen und soll 1704, nach
anderer Ansicht erst 1708 vollendet worden
sein.
Im Anfange Oktober 1700 begann die
Pflasterung der Straßen Neuwerks. Die
Hinwegschaffung der überflüssigen Erde und
die Herbeischaffung des Pflaster-Materials
fiel den Hausbesitzern zur Last. Die
Schleuskuhlen-Straßen wurden bereits 1693
und 1694 auf Kosten des Staats gepflastert
und meint deshalb Hans Wieck, den
Bürgern in Neuwerk sei vor den Bürgern
auf der Neuenstadt am Schleswigschen
Thore ein Großes zunahe geschehen. Die
Pflasterung kam die Ouadratruthe auf 18
Schillinge zu stehen. —
Zieht man in Betracht, daß das Be
streben der Regierung, durch Begünstigung
von vorne herein den Bau von schönen
zweistöckigen Häusern in Neuwerk zu er
zielen, von geringem Erfolg war und die
größte Zahl der einstöckigen Häuser wieder
aufgerichtet wurde, so wird man zu der
Ueberzeugung kommen, daß der neue
Stadttheil keinen besonders schönen Ein
druck machen konnte. Wenn nirgends anders,
so dürfte nock gegenwärtig hinter dem
Provianthause eins der Binzierer Häuser
(Nr.1) geborgen geblieben sein. — Der eng
lische Diplomat Vernon, der im April 1702
Rendsburg besuchte, behauptet, im Neu
werk nur wenige Häuser gefunden zu
haben, vermuthlich bekam er den Eindruck,
weil er die Königstraße größtentheils un
bebaut vorfand. Der Uebersetzer der
Bernon'schen Beschreibung fügt hinzu:
Erst in den 60 er Jahren des vorigen
Jahrhunderts war Neuwerk völlig bebaut.
Durch die Anlage des Neuwerks und
Kronwerks erfuhr Rendsburg die größte
Veränderung aller Zeiten des Bestehens
der Stadt. Gegen Norden befand sich
vor Anlage des Schleuskuhlen-Stadttheils
an Stell; desselben das alte Eiderbett,
welches aber neben der im Mühlendamm
befindlichen Schleuse nach und nach ver
sumpft war und aus wirklichen Kuhlen
oder Wafferlöchern bestand. Auf den
älteren Karten sieht man denn auch
noch das Schloß Rendsburg von dem alten
Eiderbett bespült, welches in den 80 er
Jahren des 17. Jahrhunderts durch Schutt
und Erde, besonders vom Boden des ge
planten Neuwerks aus, ausgefüllt wurde.
Einige Aktenstücke führen auch die Ver
muthung an, daß es anfänglich nicht die
Absicht war, das Schleuskuhlenterrain zu
Bauplätzen herzugeben. Ein Bürger, Hans
Lütgens, welcher sich an den Kommandanten
Oberst Elnberger um Ueberlasiung eines
Loches an der Schleuskuhle zur Ausfüllung
und Herrichtung zu einem Bauplatze
wandte, wurde mittels Königl. Resolution
vom 27. Juni 1682 abschlägig beschieden,
weil der König beabsichtige, dasselbe selbst
ausfüllen zu lassen und zu einem Place
des armes (Waffenplatz) zu benutzen. Die
Planirung des Bodens Neuwerks und die
Ausfüllung der Schleuskuhlen begann schon
im Jahre 1682. Am 17. Febr. 1683
richtete der Kommandant von Elnberger
ein Memorial an den König, in welchem
er sagt, daß er nach und nach berichtet
habe, wie weit man mit der Ausfüllung
einiger Bollwerke und der Schleuskuhlen
gekommen sei und ansragt, wie weit er
mit Herrichtung des Platzes zum Material-
hof fortfahren solle. In dem Schreiben
wird gesagt, daß viel mehr Erde mit den
Böten befördert werden könne, wenn
mehr als die vorhandenen sieben Pferde
da wären und wenn, wie im Jahre 1682,
das Amt Rendsburg zu Hülse käme; es
sei keine Zeit zu verlieren, da nach ver
flossenem April-Monat bis ungefähr Jo
hannis das Wasser so seicht zu sein
pflege, daß kein Boot fahren könne. Der
Kommandant klagt darüber, daß nicht
allein am holsteinischen Thore zwischen
dem untersten Schlagbaum nnd dem ersten
Ravelin vor der Höhe der Weg sehr
schlecht sei und am anderen Ende desselben
die dort befindlichen Quellen und der
lehmige Grund eine solche Tiefe und
einen solchen Sumpf bilde, daß bei offenem
Wetter (Thauwetter) fast kein Mensch
durchkommen könne, ebenso sei es vor
dem Mühlenthore gleich an der Contrescarpe
in der Nähe Büdelsdorss; weder die
Stadt noch das Amt wolle sich zur Ab
hülfe verstehen. — In einem andere»
Memorial vom 10. Nov. 1683 sagt der
Kommandant von Aderlaß, daß man mit
der Ausfüllung des Platzes zum Material
hofe in diesem Jahre ziemlich weit vor
wärts gekommen sei, daß aber durch den
dort befindlichen kleinen Kanal das niedrige
Terrain bei hohem Wasser überschwemmt
und das Wasser die Erdarbeiten ruinire.
Der Kommandant bittet um Verfügung,
daß der Kanal zugeworfen werde, da der
Platz nach dem Willen des Königs nicht
zur 'Bebauung, sondern à la place des
armes employret (zum Waffenplatz ver
wandt werden) solle. Dieser Schleuskuhlen-
kanal war dazu bestimmt, eine Walkmühle
zu treiben. Eine ältere Walkmühle lag
an der Obereider neben dem jetzigen
Jungsernstieg. Der Schleuskuhlenkanal
wurde auf Betreiben des Kommandanten
zugeschüttet und verschwand mit ihm der
letzte Rest des ursprünglichen Eiderbettes
bei Rendsburg. In den nächsten Jahren
wurde mit den Ansfüllungsarbeiten fort
gefahren.
(Fortsetzung folgt.)
einmal Fkkdml VII.
Wir haben kürzlich an dieser Stelle
über ein interessantes Mcmoirenwerk des
General Holten berichtet und einige charak
teristische Bilder)aus dem Leben des Königs
Frederik VII. hervorgehoben. Soeben ist
wieder ein neues Werk dieser Art er
schienen, das eine Reihe interessanter Er
zählungen und Anekdoten über den ge
nannten König bringt, dessen bewegtes
Leben künftigen Geschichtsschreibern noch
reich reichlichen Stoff bieten wird. Das
Buch wurde anläßlich der bevorstehenden
Festlichkeiten, die man in Fredericia vor
bereitet, veröffentlicht. Am 6. Juli sind
50 Jahre seit den blutigen Kämpfen, die
1849 um diese Festung stattfanden, ver
flossen, und die noch lebenden Veteranen
werden sich in Fredericia zu einer großen
patriotischen Feier versammeln. In dieser
Stadt lebten früher der spätere Frederik VII.
als Kronprinz und der Verfasser des ge
nannten Werkes, Herr Amsler, hat die
Erinnerungen, die mit dem Aufenthalte
des Prinzen in dieser Stadt verknüpft sind,
mit großer Sorgfalt bewahrt. Zwischen
seiner Schilderung des Kronprinzen
Frederik und den Memoiren des Generals
Holten besteht jedoch ein bedeutender
Uutersaffed. Während der alte Adjutant
des Königs mit einer Rücksichtslosig
keit, die man ihm hier in Hofkreisen sehr
übel genommen hat, nur die Schattenseiten
des Charakters seines Herrn hervorhebt
und den König als Wüstling und irrsinnigen
Schwächling darstellt, hat der Verfasser
des jüngst erschienenen Buches besonders
gesucht, den heiteren, gutmüthigen und
offenen Charakter des späteren Frederik VII.
zu schildern und das Hauptgewicht aus
die Vorzüge, die ihn beim Volke so
außerordentlich beliebt und ihm allgemeine
Sympathie verschafften, gelegt.
Einige für die Herzensgüte des Prinzen
sehr bezeichnende Züge seien hier angeführt.
Eines Abends, als er spät nach Hause
kam, fand er die Schildwache eingeschlafen,
Er rief den Soldaten, der aufsprang, und
als er den Prinzen erkannte, natürlich