sie sich auf ein roh zusammengezimmertes
Holzkreuz und schlug sich! mit einem Ham
mer große Nägel in beide Füße und in eine
Hand Hinein. Als man die Gekreuzigte
fand- war sie bei voller Besinnung und
schien nicht sehr zu leiden. Man glaubt, sie
retten zu können, wenn nicht eine Blutver
giftung hinzutritt.
Frankreich.
Vorgestern hatte Paris ein Gewitter,
das von einem wahrhaft w o l k e n b r u ch
ar t i g e n Regen, der geraume Zeit
anhielt, begleitet war, und dadurch bei al
len Neubauten und namentlich- bei denen
des Metropolitain bedeutenden Schaden an
richtete. Letztere wurden zum Theil buch
stäblich ersäuft, und die Arbeiter konnten
nur mit genauer Noth ihr Leben retten.
Die Mannschaften sämmtlicher Feuerwehr
kasernen waren unterwegs, um auszupum
pen. Das Hotel de Bille, das von einem
Graben umgeben wird, war gänzlich un
ter Wasser. Die Tunnels und Einscnkungen
der Gürtelbahn wurden derartig über
schwemmt, daß die Züge nicht mehr ver
kehren konnten. Beim Nordbahnhof blieb
ein Zug im Wasser stecken. Meh
rere Häuser mußten wegen Einsturzgefahr
geräumt werden.
Die Verwendung der Hunde für den
Dienst in der Armee macht auch
in Frankreich Fortschritte. Infolge der
zahlreichen Explosionen von Pulverthürmen,
Feuerwerkerschulen üsw., die in den letzten
Monaten vorgekommen sind, ïjat man jetzt
auch daran gedacht, die Hunde für die
Ueberwachung der Pulverthürme abzurichten
und der Kriegsminister hat offiziell be
stimmt, daß diese Maßregel unverzüglich
durchgeführt werden soll.
Oefterreich-NnFsrn
In Galizien ist das Börsen- und
Hazardspiel ganz besonders verbreitet. Es
droht dort die Leidenschaft eine Vernich
tung des allgemeinen Wohi
st a n d e s herbeizuführen. Zahllose den be
sten Kreisen Angehörende ruiniren sich jähr
lich durch das Hazardspiel. Auf Anregung
des Statthalters von Lemberg, des Grasen
Bilinsky, ist nun ein Verein zur Be
kämpfung des Börsen- und Hazardspieles,
der sich jedenfalls auf die ganze Provinz
ausdehnen wird, gebildet worden.
Inland.
Berlin, 22. Juni. Die offizielle
„Korrespondenz des Bundes
der Land Wirthe" spottet über „die
pflaumenweiche, zu nichts ver
bindende Form der vom Fürsten Hohen
lohe verlesenen Erklärung des Staats
ministeriums in der Kanalfrage, die wohl
kaum ohne besondere Einflußnahme des
Vizepräsidenten des Staatsministeriums
formulirtworden sein dürste. DieseErklärung
lasse darauf schließen, daß Herr v. Miguel
in Bezug auf die Kompensationsforderungen
den „Mann mit zugeknöpften
Taschen" zu spielen die feste Absicht
hat. Herr v. Miguel verfolge hier
„wiederum, wie schon so oft, die von
Dieser zupfte ungeduldig anseinemSchnurr-
bart.
„Na. zum Teufel noch einmal, ich kann
sie doch nicht heirathen und mich vor der
Welt lächerlich machen? Könnte ja zur Noth
ihr Großvater sein."
„Wer spricht von Heirathen, mein lieber
Baron, das Mädchen bedarf eines Be
schützers und Rathgebers, mit einem Worte
-— eines Vaters."
„ Herrgott, will ich ihr denn das nicht
von ganzem Herzen sein?" rief Alting, un
geduldig aufspringend.
„Gewiß, gewiß, aber Ellen Torstenson ist
jung und schön und Sie sind ein reicher,
lediger Herr, die Welt nimmt dergleichen
nicht so arglos auf, wie Sie es thun, Herr
Kamerad! — Nur das, was irgend eine
gesetzliche Form erhalten hat, wird von ihrer
Schmähsucht verschont, insofern die Ehre
nicht direkt angegriffen werden darf. Da
Ihr Bruder todt ist, kein näherer Verwandter
somit geschädigt würde, so meine ich —"
„Daß Sie Recht haben, alter Freund,
und ich ein Holzkopf bin, nicht gleich auf
diesen vernünftigen Gedanken zu kommen",
unterbrach ihn der Baron freudig erregt,
„ich adoptire sie einfach, dann hat die Welt
nichts mehr daran herum zu mäkeln. Kommen
Sie, Oberst, führen Sie mich zu meiner
Tochter!"
Daß Ellen Torstenson, als der gute Ritt
meister ihr Alles mitgetheilt hatte und sic
nun so herzlich bat, ihm zu gestatten, die
alte Schuld der Dankbarkeit in solcher Weise
abtragen zu dürfen, nicht nein sagte, war
selbstverständlich, und wenn sie auch nach
der gesetzlich erfolgten Adoption ihres Vaters
Namen ablegen und sich Baronesse Alting
nennen mußte, so war dies für ein junges
Mädchen, das bei einer Heirath doch den
Namen wechseln muß, nur von geringer Be
deutung, wie der Oberst Ferseck hervorhob
Für die Waise aber war das tröstlicke
Dichterwort:
„Drum laß uns fest an diesem Glauben halten:
Ein einz'ger Augenblick kann Alles um
gestalten!"
zu einer märchenhaft schönen Wirklichkeit ge
worden.
(Fortsetzung folgt.)
ihm beliebte „Leimruthenpolitik"
allgemeiner, „wohlwollender Erwägungen"
und „unverbindlicher Zusicherungen".
Damit werde er „aber diesmal kaum
Glück haben." Ein gelegentlich gegebenes
Wort des Herrn Finanzministers stehe
„gegenwärtig nicht mehr so hoch im
Kurse, daß man unbedingt auf
die Einlösung desselben
rechnen dürste." Ironisch schreibt
die Korrespondenz des Bundes:
„Wir verkennen nicht, daß sich Herr
von Miguel in einer schwierigen und un-
angenehmen Situation befindet. Will er
den Kanal durchbringen, dann wird er
tief in die Tasche greifen müssen, so tief,
daß er es kaum vor seinem finanz-
ministeriellen Gewissen wird verantworten
können. Folgt er letzterem und lehnt die
Kompensationsforderungen ab, dann ist
die Kanalvorlage besiegelt, dann fällt
sie unweigerlich. — Sollte auch der
Nimmermüde endlich müde geworden sein
und nach einem plausiblen Vor
wände suchen, das Kastanien-
wäldchen zu verlassen?"
Herr von Miguel war bis heute wohl
der einzige Minister, dem die Agrarier
im Parlament oder in der Presse in dieser
parlamentarischen Saison nicht schon den
freundlichen Rath gegeben haben, von
seinem Platze zu weichen. Der blutige Hohn
der osficiellen Korrespondenz des Bundes
über die „Leimruthenpolitik" des „Mannes
mit zugeknöpften Taschen" läßt darauf
schließen, daß die Agrarier entweder in
der Kanalfrage das Spiel gewonnen zu
haben meinen, oder gewiß sind, mit Herrn
von Miguel nicht mehr rechnen zu brauchen.
Berlin, 22. Juni. Der gestrige Zu
sammenstoß zwischen B r e f e l d und
B a l l e st r e m wird in der Presse lebhaft
erörtert. Ein konservatives Blatt, die
„B. N N.", kritisirt die Haltung des
Reichstagspräsidenten, der nach Ansicht
der Mehrheit des Hauses lediglich die
Würde seines Amtes gewahrt hat, im
schärfsten Tone. Es verlangt, daß die
preußische Regierung der „Reichstags-
Politik" auf der schiefen Ebene, aus der
sie sich bewege, energisch und entschlossen,
auf alle Konsequenzen hin, Halt gebiete.
Das Blatt fordert also einen Konflikt
zwischen der preußischen Regierung und
dem Reichstage.
In letzter Zeit sind wiederholt R e-
volverschüsse auf Berliner Stadt-
bahnzüge abgegeben worden. Es han
delt sich in in allen Fällen dem Anschein
nach um einen und demselben „Revolver
helden" der sein Unwesen in der Nähe
des Bahnhofes Thiergarten treibt, jedoch
trotz sorgfältigster Aufmerksamkeit noch
nicht ermittelt werden konnte. Nach einer
der Eisenbahndirektion Berlin zugegange
nen Meldung wurde kürzlich eine Dame,
die die zweite Wagenklaffe eines von
Spandau kommenden Vorortszuges be>
nutzte, auf das ärgste gefährdet. Eine
auf den Zug abgefeuerte Kugel drang
oberhalb des Kopfes der Passagierin durch
das Kupeefenster, sodaß die Glassplitter
auf den Hut der Dame fielen. Das Ge
schoß wurde leider nicht aufgefunden. Es
muß infolge dessen aus dem entgegenge
setzten offenen Fenster hinausgeflogen sein,
ein Umstand, der beweist, daß sich der
Thäter in der ersten Etage eines Hauses
besunden haben muß.
Gelegentlich einer Uebung, die von der
Berliner I u g e n d w e h r in der Wühl-
Haide ausgeführt wurde, schoß der 19-
jährige Arbeiter Meyer aus Berlin mit
einem scharf geladenenRevolver
mitten unter die jungen Leute, glücklicher
weise ohne jemand zu verletzen. Der
Bursche wurde ergriffen und seine Per
sönlichkeit festgestellt; er dürfte sich dem
nächst vor dem Strafrichter zu verant
worten haben.
Die 15jährige Tochter eines
Gastwirths in Berlin nahm sich vor acht
Tagen in der Havel bei Pichelswcrder
das Leben, weil ihr bei einem Ausfluge
ein Tuch abhanden gekommen war und
die Mutter ihr hierüber wiederholt Bor
würfe machte. Die Leiche ist jetzt von
einem Pichelsdorfer Fischer zu Tage ge
fördert worden.
Zu einer aufregenden Scene
im Gerichtssaale kam es in Würzburg
während der Verhandlung eines Beleidi
gungsprozesses, in dem anonyme Briefe
eine Rolle spielten und der mit der Wer
urtheilung der Frau eines dortigen Real-
gymnasialprofesiors zu Geldstrafe und Kosten
endete. Während des Plaidoyers des
gegnerischen Anwalts wurde der Kläger,
ein dortiger Lehrer, in Folge der
ufregung vom Schlage ge
troffen. Seine Tochter, die Verlobte
eines Züricher Privatdozenten, sank an
gesichts der Erkrankung des Vaters ohn
mächtig zusammen.
Kassel, 22. Juni. Seit vielen Jahren
hat in den geschäftlichen und gewerblichen
Kreisen Kassels kein Ereigniß so großes
Aufsehen erregt, wie der am Mittwoch
bekannt gewordene plötzliche Zusammen
bruch der Bankfirma K ersten
& C o., vormals Gebrüder Büding. Der
Grund soll darin zu suchen sein,
Bankier Kersteu seit vorigem Jahre er
hebliche Spekulationen an der Börse ge
trieben hat. Kersten ist seit Dienstag
heimlich auf- und davongegangen. Die
Höhe der Passiva ist naturgemäß noch
nicht bekannt, doch steht es fest, daß eine
große Anzahl geringer Leute und kleiner
Sparer und Kapitalisten empfindliche Ver
lüfte erleiden.
Dresden, 21. Juni. Heute Vormittag
ist, wie der „Dresdener Anzeiger" aus
Medingen meldet, dort ein Landgendarm
von zwei Geisteskranken überfallen und
ermordet worden.
Ein rafsinirter Schwindel hat, wie dem
„B. L. A." telegraphirt wird, die ver-
diente Strafe gefunden. Der P o st -
adjunkt Josef Schmucker, der,
wie s. Zt. gemeldet, durch Abzwicken der
Telegraphenleitungsdrähte und Verbindung
derselben mit einem sogenannten Hand
apparat auf freier Strecke tele
graphischen Postanweisungs
schwindel trieb und die Postverwaltung
dadurch um 3500 Mk. betrog, wurde vom
Schwurgericht in Amberg zu 6 Jahren
Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust
verurtheilt. Sein Bruder, der sich die
gefälschten Anweisungen auszahlen ließ,
erhielt 3 Jahre Gefängniß und 5 Jahre
Ehrverlust.
Gestern konstituirte sich in der Börse
die Deutsche Schauspielhaus - Aktien-Ge<
sellschaft in Hamburg mit einem Kapital
von 1 Million Mark. Die Versammlung
erklärte sich mit der Aufnahme einer
Hypothek auf Platz und Bau in der
Höhe von ebenfalls 1 Million Mark ein«
verstanden. Die Maximalsumme der
Baukosten wird sich auf 1050 000 Mk.
belaufen. Auf ein an den Kaiser, „den
erhabenen Schutzherrn dramatischer Kunst",
gerichtetes Huldigungstelegramm ging
aus Helgoland folgende telegraphische
Antwort des Kaisers ein: „Aus Ihrem
Mir heute zugegangenen Telegramm ent
nehme ich mit Genugthuung, daß sich in
der alten freien und Hansestadt Hamburg
eine Gesellschaft gebildet hat, welche eine
neue Bühne, das „Deutsche Schauspiel
haus", zu erbauen und zu gründen be
absichtigt. Möge an dem heutigen Tage
die Grundlage zu einem Werke gelegt
sein, welches der deutschen dramatischen
Kunst, auf deren Boden so viele edle
Gedanken und herrliche Thaten entsprossen
sind, zur Zierde und Ihnen zur Ehre ge
reichen soll. Wilhelm I. R..
Provinzielles.
In der letzten Stadtverorneten-Sitznng
zu Uetersen hat Bürgermeister Meßtorff
sich dahin geäußert, daß er nach Ablauf
seiner Amtsperiode mit Ende dieses
Jahres wegen seines hohen Alters von
seinem Amte als Bürgermeister der Stadt
Uetersen zurücktreten werde.
Itzehoe, 22. Juni. In der gestrigen
Sitzung der städtischen Collegien wurde
u. A. beschlossen eine Handarbeitslehrerin
mit einem Gehalt von 700 M. und 200
M. Wohnungsgeld anzustellen. Dem Kreis
Steinburger landwirthschastlichen Kreis
verein wurden für die hier im Juli ab
zuhaltende Kreisthierschau 150 M. zu
Ehrenpreisen bewilligt. Die Einfüh
rung der ortsstatutarischen
Schulpflicht für die Fortbil-
dungsschule wurde nach langer
Debatte abgelehnt.
Io. Lockstedter Lager, 22. Juni. Ein
interessantes, militärisches Schauspiel ent
rollte sich in der gestrigen Nacht bei dem
Dorfe Nidders. Zur Vergrößerung des
Lockstedter Lagers hat bekanntlich der
Miliärfiskus größere Strecken Landes,
zum Theil noch mit Gebäuden besetzt,
angekauft. Hierzu gehört auch das oben
genannte Dorf Ridders, das jetzt bereits
von den Bewohnern verlassen ist. Um
dies Dors nun dem Erdboden gleich zu
machen, rückten die Feldartillerie Regimenter
Nr. 9 und Nr. 24 aus dem Lockstedter
Lager aus. Es begann eine Kanonade
auf das willkommene Zielobject, die eine
ehrende Probe von der Treffsicherheit
unserer Artillerie ablegte. Mit dem fünften
Schuß standen mehrere Häuser in Flammen
und als nun gar Schnellfeuer commandirt
wurde, brannte das ganze Dorf in wenigen
Minuten lichterloh.
Die Schafwolle in den Kögen der
friesischen Marsch ist kürzlich größten
theils zum Preise von nur 75 Pf. pro
Pfund aufgekauft. Das Wollgeschäft ist
demnach noch schlechter als im Vorjahr,
wo der Preis doch 80 Pf. betrug.
Durch Blitzschlag wurde das bedeutende
Gewese des Landmannes Jürgen Hansen
auf Ladelundfeld (Norderseld genannt),
Kirchspiel Ladeluud, getroffen und b r a n n t e
total nieder; nur das Backhaus wurde
nicht ein Raub der Flammen.
Husum, 20. Juni. Gestern Abend kam
hier wieder ein Gewitter zur Entladung,
das von reichlichen Regengüssen begleitet
war. Der Blitz traf das nordwestlich
von der Kirche belegene Haus des Herrn
P. Peters. Das Feuer griff so rasch um
sich, daß die herbeigeeilten Feuerwehren
nichts mehr zu retten vermochten. Sämmt
liche Mobilien verbrannten. Die Kinder,
die schon zu Bett gebracht waren,
mußten im Hemde das brennende Haus
verlassen.
— ? N 0 rdschleswig , 22. Juni. Be
kanntlich wurde vor kurzer Zeit einvAus-
weisungsordre an das bei dem Hofbesitzer
Lund in Kjöbenhoved bedienstete dänische
Personal daraufhin zurückgezogen, daß sich
Lund Verpflichten mußte, fernerhin sich an
keiner politischen Demonstration betheiligen
zu wollen. — Soeben erfahren wir, daß
die damalige beabsichtigte Ausweisung nun
mehr erfolgt und daß drei von _ Lundes
Dienstboten das Land verlassen müssen. Je
denfalls wird eine neue beabsichtigte De
monstration oder eine bereits von Lund
begangene die Ursache der Ausweisung sein.
— ? Apenrade, 22. Juni. Von
schweren Schicksalsschlägen verfolgt wird der
bei dem Holzhändler Overbeck Hierselbst in
Arbeit stehende Arbeiter Hansen. Ueber
Hansen, welcher in einer Knochenfraßkrank
heit an den Rand des Grabes gebracht und
lediglich nur durch die Amputation des
einen Beines gerettet wurde, ist heute ein
neues Unglück eingebrochen. An der Schiff
brücke, woselbst er sich heute mit seinem
Stelzfüße beschäftigte, wurde ihm von her
abfallenden Brettern der Oberschenkel des
gesunden Beines gebrochen. Der Bedauerns
werthe wurde sofort in das hiesige Kreis
krankenhaus geschafft. — Vermuthlich durch
den Funkenflug einer vorübcrfahrenden Lo
komotive verursacht, entstand auf dem west
lich von Oberjersdal gelegenen Moor ein
Feuer, welches glücklicher Weise ohne grö
ßere Dimensionen angenommen zu haben,
gelöscht werden konnte.
? ? K i e l, 22. Juni. Die Getreidebren
nerei, Kornspiritus- und Preßhefe-Fabrik
der Firma H. 5z. L e p t i e n (Inhaber Ge
brüder Leptien), welche auf einem von der
Stadt erworbenen 500 Quadratmeter gro
ßen Terrain am Hasseldiekdammer Weg
kürzlich neu errichtet worden ist, präsentirt
sich als ein industrielles Etablissement, das
bezüglich der Modernität und der praktischen
Anordnung sämmtlicher Apparate und Ma
schinen mustergiltig dasteht. Der ganze Be
trieb ist in seiner durchweg automatisch ar
beitenden Einrichtung der denkbar sauberste.
Sämmtliches Getreide wird vor der Ein-
maischung einem gründlichen Reinigungs-
Prozeß unterworfen, indem es, wenn es die
Trieure passirt hat, in große eiserne Be
hälter geführt wird, wo es unter Einfüh
rung von sterilisirter Luft in Quellwasser
gewaschen wird. Da nur Reinzuchthefe zum
Anstellen der Gährungen zur Verwendung
gelangt, ist die Qualität der für die Bäcker-
kundschaft produzirten reinen Kornbrannt
weinhefe, von welcher bei gewöhnlichem Ta-
gesbetrieb 15, bei Tag- und Nachtarbeit 30
Centner täglich- gewonnen werden, eine so
vorzügliche, und der Absatz ein so schlanker,
daß die Firma schon jetzt auf eine Er
weiterung ihrer bei forcirtestem Betrieb be
währten Anlagen bedacht fein muß.
Stapelholm, 22. Juni. We
der ant 31. Juli d. I. in Aussicht
stehenden Thierschau des landw. Vereins
an der Eider hat das Thierschau-Komitee
mit dem Ortskomitee in Bergenhusen das
Arrangement im Großen und Ganzen fest
gestellt. Die Schutt findet auf einer dem
Landmann Hinr. Krummpeter üt Bergen-
hnsen gehörigen unmittelbar ant Gehölz be-
legenen Koppel statt. Das Festessen wird
int Festzelt auf dem Festplatze, dagegen das
Frühstück im Saale des Gastwirths Haar
abgehalten werden. Sowohl für Pferde als
für Rindvieh werden nur auswärtige Preis
richter die Prämiirung ausführen, und zwar
ist der Vorsitzende des Husum-Stapelholmer
landw. Bezirksvereins, Herr Amtsvorsteher
Dirks-Lohaide ersucht worden, aus den
landw. Vereinen des Kreises Husum vier
Preisrichter für Pferde und zwei für Rind
vieh namhaft zu machen, welche event. be
reit wären, die Preisvertheilung vorzuneh-
men. Die Landwirthschaftskammer er
nennt außerdem zwei Preisrichter für Rind
vieh. Zu Preisrichtern für Kleinvieh sind
die Herreit Franz Franzen-Seeth und Pe
ter Rief-Erfde vom Thierschaukomitee er
nannt. — In Bergenhusen hat sich eilt
größeres Ortskomitee gebildet, welches das
Thierschaukomitee bei der Vorbereitmtg der
Schau und besonders atich ant Thierschan-
tage unterstützen wird.
ko. Schlesw-g» 22. Juni. Für Land-
wirthe. Wie die „Scklesiv. Nachr."
melden, hat sich jüngst wieder im Dorfe
Arup, Kirchspiel Strusdors (Angeln) wie
schon einige Jahre srüher, eine entsetzliche
r a n k h e i t, genannt Rauschbran ,
unter dem Rindvieh, gegenwärtig
beim Hosbesitzer Erichsen daselbst, gezeigt.
Es soll diese Krankheit dermaßen an
steckend sein, daß Sachverständige em-
pfehlen, das erkrankte '"cht unr
zu tödten, sondern auch alsdann sofort
zu verbrennen, jedenfalls ist die
größte Borficht Übboten, um diesem
Uebel rechtzeitig vor Verbreitung ent
gegenzuarbeiten.
'â Kropp, 22. Juni Der Bau eines
neuen Postgebäudes in Kropp ist jetzt de
finitiv beschlosten. Es wird für Rechnung
des Herrn Postverwalters Ehlers hier-
selbst aufgeführt werden. Die Baukosten
werden auf 16 000 Mark geschätzt. Die
Arbeiten sind bereits dem hiesigen Zimmer
meister Herrn Rolfs übertragen.
Von der Sorge, 22. Juni. Auf
den niedrig gelegenen Sorgewiesen hat
man mit der Heuernte bereits begonnen.
Die Quantität des Heues bleibt hinter
der des vorigen Jahres weit zurück.
Namentlich die höheren Theile der Wiesen,
die nicht im vorigen Winter unter Wasser
gestanden haben, zeigen sehr spärlichen
Graswuchs. — Der neue Mühlenbesitzer
in Tetenhusen wird seine Windmühle auch
für Motorbetrieb einrichten lassen, um
auch in windstillen Zeiten seinen Kunden
gerecht werden zu können und dadurch
sein Geschäft den großen Dampfmühlen
gegenüber, die fast an allen Orten Mehl
niederlagen haben, konkurrenzfähiger zu
machen.
şG Kirchspiel Karbq, 22. Juni. Heute
Morgen gegen 8 '/ 2 Uhr erscholl plötzlich
per Ruf: „Feuer!" Es standen die Wirth-
schaftsgebäude des Hnsenpächters und
Müllers Brammer in hellen Flammen.
Das Feuer, das in den Schweineställen
seinen Anfang nahm, verbreitete sich mit
riesiger Geschwindigkeit auch über die beiden
daneben liegenden Scheunen. Da sammt- s
liche Wirthschastsgebände mit Strohdach
versehen waren, war es den drei Feuer- î
wehren, die inzwischen herzugeeilt waren,
trotz angestrengter Thätigkeit nicht mehr
möglich, diese Gebäude zu retten. Leider
fielen auch zehn Schweine dem verheeren
den Element zum Opfer. Wohnhaus und
Mühle dagegen blieben vom Feuer ver
schont, da sie mit fester Bedachung ver
sehen waren. Ueber die Entstehungs-
Ursache ist nichts bekannt.
Rendsburg, 22. Juni. (Militärisches.)
Hauptmann Böllers, Kompagnie-Chef im
Jnf.-Rgt. Nr. 85, ist das Dienstaus-
zeichnungskreuz für 25-jährige Dienstzeit
verliehen.
—! Rendsburg, 23. Juni. Ente
Anzahl Uebungsmannschaft aus der Re- !
serve wurde heute zu einer vierzehntügigen ļ
Uebung eingezogen und wird dieselbe den
Uebergang bei Missunde am 3. Juli und i
nachher int Alsensnnde mitmachen. Es ist
bei der Einberufung möglichst darauf Rück- :
sicht genommen, daß keine ländlichen Ar-'
beiter eingezogen wurden um auf den Fort
gang der begomtenen Heuernte nicht hem
mend einzuwirken.
?— ? Rendsburg, 23. Juni. Zu !
der in Neumünster dieser Tage abgehalte-'
nen Generalversammlung des schleswig-hol
steinischen Centralvereins für Geflügelzucht
waren fast alle Vereine durch Delegate ver
treten. Manche zu erledigende Fragen wa
ren auf Anregung des Herrn Landwirth- ;
schaftsministers und der Landwirthschafts- !
kammer gestellt worden. Ter Staat wird
für die Folge die seither schon gewährten
Beihülfen auf 100N Mk. jährlich erhöhen!
und auch die Landwirthsch-aftskammer hat),
eine Beihülse von 500 Mk. in Aussicht ge-/
stellt. Entsprechend den Bestimmungen des
Bürgerlichen Gesetzbuches mußten die Sa
tzungen in einigen Punkten eine Abände
rung erfahren. Die Ausstellungen des Cen
tralvereins finden in Oldesloe und Blan
kenese statt. Für Errichtung von Zuchtsta
lionen sind 800 Mark festgesetzt.
nächst
der g
28. d
etne «
De
Seschl
1.
MMWM Ml seieftt JMriftUs
Berlin, 23. Juni. (Orig.-Tel.
des Rendsb. Wochenbl.) In der Kanal-
kommission erklärte heute Minister
Thielen Namens der Ştaatsregèernng,
wen« der vorliegende Entwurf an-
genommen sei, solle die Wasserstraße
zwischen Oberschlesien und Berlin zu
einer leistungsfähigen ausgebildet
werden. Die Regierung in Lippe sei
bereit, einem eventuellen Antrage
Westfalens aas Ertheilung einer Kon
zession zu einer Kanaiisirnng zu ent
sprechen. Auf die übrigen vorge-
schlageneu KoMpensaLionen könne die
Regierung nicht eingehen.
Wochenbericht über den Buttermarkt.
(Bericht von L. I. Löwenthal.)
Hamburg, den 22. Juni 1899.
Durch die heiße Witterung in den ersten Tagen
dieser Woche wurden die frischen Zufuhren theil-
weise in sehr weichem Zustande geliefert, was die
Kauflust abschwächte. Das inland . will die er
höhten Preise nicht anlegen unv war die Stimmung
in Folge dessen wesentlich ruhiger. Feinste
Marken, welche rm Anfang der Woche a 94—95
Mk. gehandelt wurden, sind in den letzten Tagen
a 92—93 Mk. verkauft, abfallende Qualitäten
à 90—9l Mk. gefucht. Die Notirung wird vor-
aussichtlrch IN Berlin und Hamburg unverändert
bleiben.
Telegramm von L. I. Löwenthai.
Heutige Preisnotirung
d.lcotlrungs-Commisiion der vereinigtenBntter-
kaufleute der Harnburger Börse.
F«nste Molkereibutter Mk. 91— 98
II. Qualität „ 88—90
Tendenz: „fest".
Ferner notire ich:
Ruffische Molkereibutter „ 90— 99
Bauernbutter aller Art „ 80— 85
Amerikanische Butter „ 70— 85
Schmierbutter 40—
Husumer Blehmarkt
vom 22. Juni 1899.
Dem heutigen letzten Magerviehmarkt in dieser
Saison waren 19 Stück Hornvieh, großentheils
Kalbkühe und einige Stück Weidefeltvieh zugeführt,
sowie 183 Schafe und Lämmer. Das Geschäft
in Kalbkühen war bei der geringen Zutrift recht
gut. Es wurde von 270—400 Mk- das Stück
bedungen. Dagegen war in Fettvieh, wofür 60
bis 63 Mk. pro 100 Pfd. Schlachtgewicht bezahlt
wurde, wenig Handel. Am Schafniarkt war das
Geschäft flau und die vorwöchigen Preise nicht zu
erzielen. Für fette Hammel wurde 48—52 und
für fette Lämmer 60 Pf. das Pfd. Fleischgewicht
bezahlt. Magere Hammel kosteten von 24—30
und Graslämmer 10—14 Mk. das Stück. Am
gewu
den l
dingt
2.
fläche
nehm
Anpf
nomr
3.
Einfi
der
facul
4.
das -
platz-
Bein
der 5
fläch«
sollet
die
Chan
5.
wird
die -
werd
6.
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oon
Koste
ausg«
die (
samn
7.
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rönfe
Qu.-
Anlo
vorbi
schuf
das
1898
8.
Kan«
Ober
Ka:
sonn
kus
Ren!
11 2
auss
Hase
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9.
180
Han-
Joh«
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