Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 1)

Gotha, 16. Juni. Zu Sem Antrag 
Heusinger über den Stand der Thronfolge 
frage gab Staatsrath Schmidt in der 
heutigen Landtagssitzung folgende Erklä 
rung ab: In der Thronfolgefrage hat 
Herzog Alfred den Staatsmimster beauf 
tragt, persönlich in England mit den 
Betheiligten in Verhandlungen zu treten 
und dort die schleunige Erledigung der 
hervorgetretenen Schwierigkeiten und Be- 
denkenzu betreiben. DerStaatsminister wird 
sich in den nächsten Tagen diesem Aufträge 
unterziehen und nach seiner Rückkehr vor 
aussichtlich in der Lage sein, umfängliche 
Mittheilungen zu machen. Die gegen 
wärtige, noch unentschiedene Sachlage ver 
bietet solche Mittheilungen in öffentlicher 
Sitzung. Wegen dringender Geschäfte vor 
seiner Abreise bittet der Minister, seine 
Abwesenheit zu entschuldigen. — Der 
Landtag wird nunmehr die vertraulichen 
Mittheilungen morgen in geheimer Sitzung 
empfangen. 
Die Lübecker Bürgerschaft bewilligte 
zur Errichtung einer Badeanstalt im 
Krähenteiche 102 000 Mk. Diese Anstalt 
wird die durch die Erbauung des Elbe- 
Trave > Kanals in Wegsall gekommenen 
Flußbadeanstalten ersetzen. 
ProvirrZislles. 
Die Flagge Schleswig-Holsteins 
ist, wie vom Heroldsamt festgestellt und 
von allerhöchster Stelle genehmigt, „blau- 
gelb-roth-weiß" Gewöhnlich werden jedoch, 
altem Herkommen gemäß, blau-weiß-rothe 
Flaggen gehißt. 
Eine O ch s e n j a g d entstand gestern 
Nachmittag in St. Pauli, die sich 
bald nach Altona zog und dort viele 
Menschen zusammenbrachte. Der ge 
jagte Ochse war beim Ausladen aus 
einem Viehwagen entsprungen und zu 
nächst in gestrecktem Galopp nach Altona 
in ein Ladengeschäft an der Hamburger 
straße gerannt. Als man dort endlich 
mit vieler Mühe den Thierkoloß entfernt 
hatte, ging er weiter durch und zwar 
nach der kleinen Gärtnerstraße, woselbst 
er in den Garten einer Holzschneiders! 
eindrang. Endlich glaubte man, den ge 
hörnten Durchgänger, den man ergriffen 
hatte, an einem Horn und einem Bein 
fesseln zu können, doch machte das Thier 
plötzlich einen Sprung über eine Hecke 
und lief, seine Verfolger weit zurück 
lassend, diesmal in ein Haus an Oelkers 
Allee. Hier wurde das Thier endlich 
gehalten, aber es war noch derartig 
wild, daß man es todten mußte, um 
einer Gefährdung von Menschen durch 
dasselbe vorzubeugen. 
Das mächtig aufblühende Lägerdor^ 
möchte gern eine Bahnverbindung haben 
Augenblicklich wird dort das Projekt einer 
Bahn von Itzehoe über Münsterdorf, 
Lägerdorf, Horst erwogen. Die Fabriken 
in Lägerdorf wollen die 4000 Mk. be 
tragenden Kosten für Vorarbeiten aus 
bringen. Vorläufig soll zwischen Läger- 
dors und Itzehoe ein Motorwagen fahren 
In Lindholm, wo ein Sängerfest ab 
gehalten werden sollte, hatte soeben der 
Dirigent den Sängern den Ton angegeben 
und der Gesang sollte beginnen, da brach 
die Tribüne zusammen und alle Sänger 
purzelten durcheinander. Aber keiner 
wurde verletzt und der Gesang begann 
von den Sängern auf fester Erde. 
Die Handelsleute Philipp Nathan und 
Jacob Kahn meldeten für Wilster als 
„stehendes Gewerbe" ein Manufactur 
geschäft an. Kaum waren sie im Besitz 
des Gewerbescheines, so begannen sie einen 
emsigen Verkauf und entwickelten hierbei 
einen Apparat, der dem „Aufzug" eines 
Wanderlagers so ähnlich sah wie ein Ei 
dem andern. Thatsächlich brachen sie ihre 
Zelte in Wilster ab, sobald sie ausverkauft 
hatten. Augenscheinlich war es den 
Handelsleuten darum zu thun gewesen, 
die hohe Steuer für Wanderlager zu 
umgehen. Gegen die Genannten wurde 
Anklage wegenGewerbesteuer-Kontravention 
erhoben. Die Altonaer Strafkammer in 
der Berufungsinstanz verurtheilte sie zu 
resp. 850 Mk. und'880 Mk. Geldstrafe, 
eventl. für je 50 Mk. einen Tag Ge 
fängniß. 
—? Apenrade, 16. Juni. In dem bei 
Bjolderup belegenen Dorfe Wollerup be 
absichtigt man ein Gesuch 'an die Königl. 
Regierung behuss Einführung von rein 
deutschem Unterricht in der Schule einzu 
reichen. Die Petition ist bereits mit vie 
len Unterschriften versehen und glaubt man, 
daß die Regierung dem Gesuche gewiß ein 
geneigtes Ohr leihen wird. 
— ? Nordschleswig, 15. Juni. 
Tie letzten Ausweisungen haben sowohl faeu 
Brodherrn, den indirekten Veranlasser der 
Maßnahme, als auch den Ausgewiesenen 
hart getroffen und große Erbitterungen in 
dänischen Kreisen hervorgerufen. Es hat 
sich mehrfach! gezeigt, daß die Diensboten es 
vorziehen, ihren Dienst bei dänischen Hof 
besitzern zu qnittiren, um bei deutschen Ar 
beit zu suchen. Vielfach lvird eine Auswei 
sungsordre zurückgezogen, wenn die Dienst 
boten gewillt sind, bei Deutschen in Arbeit 
zu treten. Weil er das politische dänische 
Volksfest in Skibelund jenseits der Grenze 
besucht hatte, sollten beim Hofbesitzer Lund 
in Kjöbenhoved mehrere Dienstboten aus 
gewiesen werden. Lund gelobte aber fer 
nerhin nicht mehr an dänischen Demon 
strationen theilnehmen zu wollen, worauf 
er seine Dienstboten behalten konnte. Man 
sieht eben, daß die Regierung berechtigter- 
tveise es nur darauf abgesehen hat, die 
reichsfeindliche Agitation in Nordschleswig 
zu ersticken und daß sie hierin mit Er 
folg arbeitet, zeigen die ebengenannten Vor 
kommnisse. 
In P o y e n b e r g sind acht Gebäude, 
darunter die Wohngebäude der Hufner Har 
ders und Reimers, mit den Nebengebäuden 
ein Opfer der Flammen geworden. Auch 
das Schulhaus ist ebgebrannt. Die Fa 
milie Harders, auf deren Grundstück das 
Feuer zum Ausbruch gekommen sein soll, 
war schon zur Ruhe gegangen und konnte 
nur mit genauer Noth in's Freie kommen. 
Gerettet ist wenig aus dem ersten Hause, 
einige Stück Vieh sind mit verbrannt. Leh 
rer Ahrendt ist zum 1. Oktober von Poyen 
berg nach Helserdeich versetzt und muß ihn 
leider noch vorher das Unglück treffen. Un- 
wäre. Für gewöhnlich würde diese Nachricht 
ihn veranlaßt haben, die Heiligkeit dieses 
Raumes mit der größten Sorgfalt zu achten, 
weil er sich ein wenig vor seiner Tochter 
fürchtete; aber an diesem Nachmittage fühlte 
er kühnen Muth. Vielleicht hatte er etwas 
getrunken. Jedenfalls drängte es ihn un 
widerstehlich, der Verwirklichung seines groß 
artigen Planes einen Schritt näher zu kommen, 
da ja das wichtigste Mitglied der von ihn: 
ersehnten Gesellschaft mit dem nächstwichtigen 
Mitglied verlobt war und sich unter seinem 
eigenen Dache und zweifelsohne in einer 
freundlichen und nachgiebigen Stimmung 
befand. Deshalb klopfte Herr Mettner an 
die Thür. Als ihm Niemand antwortete, 
trat er ohne Weiteres in das Zimmer. 
(Fortsetzung solgt.) 
den Ankaus, der von den Kollegien beschlossen 
wird. Das Gelände soll aufgeforstet und mit 
dem Gerhardshain vereinigt werden; die er 
forderlichen Mittel sollen dem Gerhardsfonds 
entnommen werden. Der preußische Fiskus, dem 
das Gelände zunächst angestellt war, hat den 
Ankauf desielben abgelehnt. 
3. Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß der 
Regierungspräsident durch Verfügung dem 
Magistrat zu erkennen gegeben habe, daß der 
Minister für Handel und Gewerbe den Staats- 
zuschuß zur Unterhaltung der gewerblichen 
Fortbildungsschule des Arbeitervereins von 1848 
noch zurückhalte und eine Erklärung der Stadt- 
vertretung darüber wünsche, wie sich dieselbe zur 
Einrichtung einer obligatorischen Fortbildungs 
schule stelle. Gegebenen Falles sei dann unter 
Berücksichtigung der erwachsenden Mehrkosten 
ein neuer Haushaltungsplan einzureichen und 
habe die Aufsichtsbehörde nichts dagegen ein 
zuwenden, wenn in Zukunft von den Schülern 
der Fortbildungsschule ein Schulgeld erhoben 
werde. Den Beschluß in dieser Sache erwarte 
die Regierung spätestens bis zum 1. Juli. Der 
Herr Vorsitzende führt dann aus, daß die in 
Rede stehende Angelegenheit schon im Jahre 
1892 behandelt worden sei als eine Folge des 
ungleichen Besuchs der Schule von Seiten der 
verschiedenen Gewerke. Damals sei die obligatorische 
Schule abgelehnt und selbst in Fachkreisen seien 
die Ansichten über dieselbe noch nicht geklärt, 
wie solches aus den Verhandlungsberichten des 
Provinzialvereins der Leiter und Lehrer an 
Fortbildungsschulen hervorgehe. Hier habe sich 
die bisherige fakultative Schuleinrichtung 
zweifellos vorzüglich bewährt. Die Schülerzahl 
beträgt jetzt 150—200. Durch die Einführung 
des Schulzwanges für alle Lehrlinge, die das 
18. Lebensjahr noch nicht vollendet, werde die 
Zahl um 30—50 pCt. steigen und ob sich diese 
Schüler in den jetzigen Räumen würden unter 
bringen lassen sei sehr zweifelhaft. Auch finanziell 
werde unsere Schule noch besser gestellt werden 
durch den vom Kanalamt bereits bewilligten 
Zuschuß und die noch in Aussicht stehenden Zu- 
schüffe aus Büdelsdorf und von der Karlshütte. 
Er bittet, vor allen Dingen die Schulgeldfrage 
nicht mit der Einrichtung der obligatorischen 
Schule zu verquicken. Dieselbe sei unwesentlich 
und könne bei den entstehenden Mehrkosten von 
1600—1800 Mk. jährlich nicht in Betracht 
kommen. Die obligatorische Fortbildungsschule 
sei jedenfalls das Ideal der gewerblichen Schul 
einrichtung, es müsse aber Rücksicht 
sere Tvn it'rii) rtvr rückte i-rfi iim Sv.-.: ]Tfvr emruyiung, es mupe aoer yïuctļtojt genommen 
xuate er,l um ortt finden auf die lokalen Verhältnisse und r>a sei 
heute Morgen litte ein. (H. C.) ' - ~ - - •• - - - 1 
Geheimrath Krupp-Essen kaufte in K i e 1 
die beiden Grundstücke Düsternbrook Nr. 54 
und 56 für die Summe von 180 000 Mk. 
von: Marine-Offizierskassino. Das Haus 
Nr. 54 soll abgebrochen und dort ein Neu 
bau errichtet werden. 
Der 16. deutsche Malerbundesiag wird 
am 23. Juni in Kiel eröffnet. 
:::Owschlag, 16. Juni. Halbhufner 
Max Rathje, Stellmacher Peter Goos und 
der Bahnarbeiter Heinrich Nickels Hierselbst 
haben von der Landesbrandkasse in Kiel 
als Anerkennung -eine Prämie von je 20 
Mark für ihr schnelles und energisches Ein 
greifen bei dem Brande von Hufner Specks 
Vierruthenberg erhalten, wodurch das Feuer 
auf seinen Herd beschränkt wurde. 
!—! Von der Eider, 15. Juni. 
Gestern fand die Feier der großen Knochens 
bruchgilde in Krummwisch statt. Schützen 
könig wurde Hansen-Gr.-Nordsee. Heute re- 
vidirte der Kreisschulinspektor Her Haupt 
pastor Hansen aus Rendsburg die Schulen 
in Bredenbeck und Krummwisch. — Am 
Donnerstag, den 22. d. M. findet die Im 
pfung im Kirchspiel Bovenau durch den 
Kreisphysikus Herrn Sanitätsrath Dr. As 
mussen statt. — Die Obst- und Gartenbau 
ausstellung, verbunden mit Schweine- Ka 
ninchen- und Bienen-Ausstellung findet im 
September nicht, wie erst geplant, in 
Flemhude, sondern in Achterwehr statt! 
?— ? Erfde, 16. Juni. Die Erfder 
Vogelgilde feiert in diesen Tagen ihr dies 
jähriges Fest. Die Musik hat die Artil 
leriekapelle aus Rendsburg gestellt, welche 
fleißig ihre lieblichen Weiselt ertönen läßt. 
Es wird ntit sehr großen Büchsen tiach 
einem eisernen Vogel geschossen. Letzterer 
ist aber sehr stark gemacht, sodaß er am 
ersten Tage nicht heruntergeschossen wurde. 
Am zweiten Tage, nachdem die Gelvinne 
abgeschossen lvaren, wurden die alten Büch 
en sämmtlich unbrauchbar, sodaß die Schü 
ßen sich genöthigt sahen, um einen neuen 
König zu bekoinmen, andere Maßregeln zu 
treffen. Der Hahn an der einen Büchse 
wurde abgeschraubt, nachdem dieselbe gut 
gerichtet war, wurde mit einem Hammer auf 
das Zündhütchen geschlagen, der Schuß ging 
los und der Rumpf des Vogels fiel herun 
ter, von den: untenstehenden Publikum mit 
kräftigeni Hurrah- begrüßt. Diesen Königs! 
>chuß that der Landmann S. Plähn sen., 
welcher somit die Königswürde errang. Es 
wird beabsichtigt, zur nächsten Gildefeier, 
in zwei Jahren, neue Büchsen (Hinterlader) 
anzuschaffen. 
Die Dampfziegelei zu Grevenhorst bei 
Erfde ist an einen Herrn aus Ham- 
bttrg verkauft ivorden. Der Kaufpreis ist 
unbekannt. 
X Rendsburg, 17. Juni. In der gestrigen 
Swung unserer städtischen Kollegien fehlte vom 
Magistrat Herr Beigeordneter v. Cappeln; von 
den Stadtverordneten fehlten die Herren Thor 
mann, Heinr. Speck und Klüver. Die Tages 
ordnung'wurde wie folgt erledigt: 
1 Ein Antrag des Herrn Ober-Postasslstenten 
Dibbern auf käufliche Ueberlassung eines Bau 
platzes an der Lornsenstraße wurde auf Vor- 
chlag der Baukommission genehmigt. Der Kauf 
preis wurde auf 2 Alk. für den Quadratmeter 
festgesetzt. 
2. Bezüglich der Erwerbung einer weiteren 
Ablagerungsfläche am Kanal in der Gemarkung 
Westerrönseld theilte der Herr Vorsitzende mit, 
daß die Fläche, welche das Kanalamt der 
Stadt zum Kaufe anbiete, etwa 6 ha groß sei 
und der Kaufpreis der gleiche sei, zu dem das 
anliegende Terrain erworben sei — etwa 
3000 Mk. für 17 ha. Die Landkommission 
sowohl als auch die Finanzkommission empfehlen 
es zweifellos, daß sich hierorts die bestehende 
Schnleinrichtung vorzüglich bewähre. Es stehe 
zu befürchten, daß durch den Schulzwang der 
Fortbildungsschule Elemente zugeführt würden, 
welche zu einem Hemmschuh für dceselbe werden 
könnten. Jedenfalls sei die Sache außerordent 
lich wichtig und es wäre ihm angenehmer ge 
wesen, wenn vorher auch eine Aeußerung des 
Schulvorstandes in derselben eingeholt worden se>. 
Herr Dr. V o l b e h r erklärt, daß nach seiner 
Ansicht die Einrichtung einer obligatorischen 
Fortbildungsschule unter allen Umständen an 
gestrebt werden müsse. Es habe jedenfalls viel 
sür sich, wenn alle Lehrlinge bis zum 18. 
Jahr zum Besuch der Schule verpflichtet würden. 
Daß es andererseits auch leicht Reibereien 
mit den Meistern und Lehrherren geben werde, 
stehe anzunehmen. Vielfach würden jetzt die 
Lehrlinge vom Besuch der Schule zurückgehalten, 
weil die Meister Gegner der Schule seien und 
ihre Lehrlinge ausnützen wollten. Von der 
Stellung bestimmter Anträge wolle er unter den 
gegebenen Verhältnissen absehen. 
Herr Senator Ro hwer hält die obligatorische 
Fortbildungsschule keineswegs für eine Ideal- 
einrichtung. Die Lehrlinge, welche freiwillig nichts 
lernen wollen könnten es bleiben lassen, sie würden 
für die anderen nur einen Hemmschuh sein. Der 
obligatorischen Schule werde der Tagesunterricht 
bald folgen und wo sollten da die Meister blei 
ben, die ihre Lehrlinge denn doch nicht zum 
Spaß hielten? Auch die Erfahrungen, die man 
in Schleswig mit der obligatorischen Fortbildungs 
schule g-macht habe, könnten sicher nicht zur Nach 
ahmung reizen. Er bitte daher um Ablehnung. 
Der Herr Vorsitzende bemerkt, daß das 
Letztere nichts beweise, da man in anderen Städ 
ten, wie in Hadersleben, Heide, Eckernförde usw. 
ganz andere Erfahrungen gemacht habe. 
Herr Dr. Vo lbeh r ist de rselben Ansicht und 
führt noch aus, daß die bessere Ausbildung des 
Lehrlings doch auch dem Meister zu Gute komme. 
Der Herr Vorsitzende bemerkt noch, daß bei 
mangelhaftem Schulbesuch die Jnnungsvorstände 
zunr Einschreiten verpflichtet seien. 
Herr Michels führt aus, daß im Baugewerbe 
die Lehrlinge zum Besuche der Schule verpflichtet 
würden. Da dieselben aber nicht im Hause des 
Meisters gehalten, so fehle es an Mittel, sie zum 
Besuch der Schule zu zwingen. Die erforderliche 
Zeit werde ihnen gegeben. Er sei dafür, daß 
hier in der bisherigen Weise, die sich voll bewährt 
habe, fortgefahren werde. Die obligatorische 
Schule bitte er abzulehnen. 
Der Herr Vorsitzende bemerkt nochmals, 
daß der Jnnungsvorstand event, zum Einschreiten 
verpflichtet sei. 
Herr Wolfs stellt den Antrag, zuvor den 
Schulvorstand in der Sache zu hören und den 
Gegenstand zu vertagen. 
Herr Ko th schließt sich ven Ausführungen 
des Herrn Michels an und bemerkt, daß die Lehr 
linge im Baugewerbe sogar kontraktlich zum Be 
suche der Fortbildungsschule verpflichtet würden. 
Herr Senator v. Brincken ist auch Gegner 
der obligatorischen Fortbildungsschule. Die Re 
gierung werde ja sicher ihre Gründe haben, wenn 
sie dieselbe anstrebe. Er könne diese Gründe aber 
nicht erkennen. 
Herr Senator P aap bemerkt zu dem Antrage 
des Herrn Wolfs, daß der Beigeordnete v. Cap 
peln es übernommen habe, die Meinung des 
Schulvorstandes einzuholen. Derselbe sei jeden 
falls in seiner großen Mehrheit Gegner der ob 
ligatorischen Schule. 
Here Dr. Volbehr erwidert daraus, daß unter 
allen Umständen eine Sitzung des Schulvorstandes 
hätte abgehalten werden müssen. Muthmaßungen 
Hütten hier keinen Werth. Der Direktor der 
Schule, sowie die Lehrer derselben seien jedenfalls 
für die obligatorische Schule. Zu dem wieder 
holten Antrage Wolff bemerke er, daß derselbe 
jedenfalls richtig sei, aber keinen praktischen Werth 
habe, da die Gegnerschaft der obligatorischen 
Schule zu stark sei. 
Der Antrag Wolfs wird abgelehnt und beschlossen, 
die Einrichtung einer obligatorischen Fortbildungs 
schule nicht zu empfehlen, da sich der fakultative 
Unterricht hier bislang voll bewährt habe. 
Der Herr Vorsitzende bemerkt noch nach 
träglich, daß die Regierung zweifellos auch die 
Einführung des Tagesunterrichts anstrebe, daß 
aber gegen dieses' Bestreben die Arbeitgeber 
jedenfalls energisch Front machen würden. 
4. Für die Pflasterung des Schloß 
plätze s werden von der Baukommission 3 neue 
Projekte vorgelegt mit Kostenanschlägen von 
16,500, 21,000 und 18,000 M. Die Baukom 
mission empfiehlt die Annahme des ersten Projekts. 
Die Kollegien genehmigen dasselbe mit der Aen 
derung, daß noch in der Verlängerung der Thor 
straße nach dem Haupteingang des Hospitals zu 
ein Kopfsteinwcg hergestellt wird. 
5. Mitgetheilt wird ein Dankschreiben des 
Herrn Oberst v. Sperling für die von der 
Stadt geschenkte Krone im Speisesaal des 
Kasinos. 
6. Eine längere Auseinandersetzung entspinnt 
sich über den Wiederaufbau der niedergebrannten 
Gebäude in Schachtholm. Es sind wegen der 
Bauart Differenzen zwischen der Land- und der 
Baukommission entstanden, welche in theilweise 
recht erregter Stimmung zum Austrag gebracht 
werden. Es handelt sich hauptsächlich darum, 
ob die Wohn- und Wirthschaftsgebäude mit 
einander im Zusammenhang oder einzeln aufge 
baut werden sollen. Erstere Bauart wird von 
der Landkommission empfohlen, von der Bau- 
kommission aber bekämpft, weil angeblich die 
Einholung des erforderlichen Dispenses von der 
Bauordnung zu viel Zeit erforderte. Es kommt 
ein Beschluß dahin zu Stande, daß die Gebäude 
wohl getrennt gebaut werden sollen, der Bauplan 
aber so einzurichten ist, daß nach Eingang des 
Dispenses die Verbindung hergestellt werden 
muß. Die Baukommission wird die Aufstellung 
der Pläne thunlichst beschleunigen. 
7. Die Abtretung eines Landstreifens bei der 
Westerrönfelder Signalstange an das Kanalamt 
wird nach erfolgter Vermessung nochmals formell 
genehmigt. 
8. Desgleichen die Abtretung einer Parzelle 
am Obereiderhafen an den Eifenbahnfiskus. 
9. Genehmigt wird eine Lundverpachtung und 
hierauf nach Verlesung des Protokolls die Sitzung 
geschlossen. 
B Rendsburg, 17. Juni. Bekanntlich 
begeht die hiesige Christ- und Garnison- 
kirche im nächsten Jahre die Jubelfeier 
ihres 200-jährigen Bestehens. Mik un 
ermüdlichem Fleiß Hai der früher hier 
domicilirre Lehrer Herr F. Höft, jetzt 
Custvs am Alterthumsmuseum in Berlin, 
die geschichtlichen Daten hierfür zusammen 
getragen und zu einem stattlichen Bande 
vereinigt. Diese Chronik findet im Rends- 
burger Wochenblatte Aufnahme und ver 
weisen wir auf unsere heutige Unter- 
Haltungsbeilage, in welche diese Chronik 
beginnt. 
4$ Rendsburg, 17. Juni. Heute wurde 
uns von Herrn Gärtner Krause, Altst. 
Gärten, eine Anzahl Roggenhalme über 
sandt, deren längster eine Höhe von 
2 Meter 15 C!m. und deren kürzester 
eine solche von 1 Meter 85 Ctm. besitzt. 
Die Durchschnittshöhe ist also als eine 
sehr beträchtliche zu bezeichnen. Der 
Roggen ist im Mastbrook gewachsen und 
mit Kompost und Jauche aus der städtischen 
Absubranstalt gedüngt worden. 
? Rendsburg, 17. Juni. Der ntit 
1200 TonS Eisen aus England eingelaufene 
Dampfer „Toftwood" ist in der Obereider 
bei der Enge airs Grund gerathen. Er lvird 
dort geleichtert werden. 
.V R e n d s b u r g , 17. Juni. Der Kai 
ser Wilhelm-Kanal war in den letzten Tagen 
besonders von eleganten Sportsyachten sehr 
belebt, welche für die bevorstehenden Re- 
gatten der Kieler Woche bestimmt sind. Da 
Briefsendungen sür die Kaiseryacht „Hohen- 
zollern" bis zum 21. Juni nach- Helgoland 
bestimmt sind, v-om 20. Juni ab aber nach 
Kiel, so lvird an einein dieser beiden Tage 
das Schiss, an dessen Bord sich vermuthlich 
der Kaiser befinden wird, den Kanal Pas 
siren. 
?!? Rendsburg, 17. Juni. Zum 
Besuch der heutigen Versammlung im Saale 
der „Neuen Welt" gegen die sog. Zucht 
hausvorlage sind an verschiedene Personen 
der Stadt noch spezielle Einladungen ergan 
gen. Es steht zu erwarten, daß in dieser 
Versammlung eine Resolution gegen die sog. 
Zuchthausvorlage angenommen werden 
wird. In einer unserer jüngsten Nummern 
haben wir ebenfalls diejenigen Gründe dar 
gelegt, welche gegen die Annahme dieses 
Gesetzes sprechen, welches in dieser Form 
undurchführbar ist. 
/X Rendsburg, 17. Juni. Der Ans 
fing des „Sonntagsheim sür junge Kauf 
leute" ist nunmehr auf Sonntag, den 16 
Juli, festgelegt. Die Abfahrt wird Mit 
tags 2 Uhr vom Obereiderhasen erfolgen 
Das Ziel ist Achterwehr. Die Rückfahrt 
erfolgt io, daß die Theilnehmer bis 11 
Uhr wieder in Rendsburg sein werden. 
N Rendsburg, 17. Juni. Wir weisen 
unsere Leser an dieser Stelle daran' 
hin, daß die Eröffnungsvorstellung des 
Cirkus Belli ans dem Gymnasiumplatz 
heute stattfindet. Morgen finden 2 Vor 
stellungen statt. Näh. s. Anzeige. 
V Rendsburg, 17. Juni. Der heu 
tige Wochenmarkt war von Landleuten gut- 
besucht. Ferkel waren wieder reichlich und 
kosteten in bester Waare 15 bis 17 Mk. 
das Stück. Butter wurde das Pfund mrt 
90 Pf. bis 1 Mk. bezahlt. Eier kosteten 
1 Mk. bis 1,05 Mk. das Stieg, «uhuer 
wurden niit 1,40 bis 1,60 Mk-, Küken mrt 
60—90 Ps. das Stück bezahlt- An Gemüse 
ivar besonders Rhabarber rmd Salat an: 
Markt. Spargel säugt schon an knapp zu 
werden rnrd kostete 70 Pf. das Pfund. 
Todes-A«zeige. 
(Statt jeder besonderen Meldung.) 
Gestern Abend 11'/, Uhr verstarb 
nach längerem schweren Leiden unsere 
Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, 
die Wittwe 
Margaretha Stolley, 
geb. Eggers, 
in ihrem 73. Lebensjahre. Tief betrauert 
von ihren Kindern. 
Suhr und Frau, geb. Stolley. 
ŅiņdznS und Frau, geb. Stolley. 
Suhr und Frau, geb. Stolley. 
Stolley und Frau, geb. Petersen. 
Rendsburg, den 17. Juni 1899. 
Die Beerdigung findet am Montag, 
den 19. ds. Mts., Nachmittags 3 Uhr, 
vom Sjerbehguie, Suhr's Easy, ans nach 
dem Budelsdorfer Kirchhof statt 
Tvdes-Anzeige. 
(Statt jeder besonderen Meldung.) 
Heute Morgen 1"/« Uhr entschlief sanft 
nach kurzer Krankheit unsere gute Mutter, 
Schwiegermutter und Schwester, die 
Wittwe 
Anna Ijübbers, 
geb. Rohwer, 
in ihrem 48. Lebensjahre. Tief be 
trauert von ihren 
Kinder«, Geschwistern 
und Familie. 
Rendsburg, den 17. Juni 1899. 
Die Beerdigung findet Dienstag- 
Vormittag 9'/, Uhr vom Sterbehause, 
Münzstraße 401, aus statt. 
iHHunoBr: 
UM 
P T 
W Arte 
- .i Son 
Hi haus 
Die Beerdigung des verstorbenen 
Arbeiters ÌSass findet 
Sonntag-Nachmittag 6 Uhr vom Sterbe 
hause, Königinstraße 491, aus statt. 
Mnzeigerr. 
(Statt bsscmckerer Anzeige.) %. 
Margarethe Rathjen § 
Heinrich Harden | 
Verlobte. 
I Büdelsdorf, Hamburg, Barmbeck. 
I z. Zt. Hamburg. & 
NnmfTnrmriTmTWTWTt 
Bekanntmachung. 
Die Frist zur Abgabe von Aeußerungen 
sür oder gegen die Errichtung einer 
Zwļmgsilwrmg für das Schneider- 
Handwerk in den Gemeinden Rendsburg, 
Schacht« Andorf, Schülldorf, Büdelsdorf, 
Fockbek, Rickert, Duvenstedt, Nübdel, 
Osterrönseld, Westerrönseld, Jevenstedt, 
Rade/R., Schülv, Schwabe, Elsdorf und 
Ostenfeld ist mit dem 10. d. M. abgelaufen. 
Die Abstimmungsliste ist daher nun 
mehr geschloffen. Dieselbe liegt in der 
Zeit vom 19. d. M. bis einschließlich 
3. k. M. im Magistratsbureau während 
der Geschästsstunden zur Einsicht und 
Erhebung etwaiger Einsprüche der Be 
theiligten aus. Nach Ablauf der Frist 
angebrachte Einsprüche bleiben unberück 
sichtigt. 
Rendsburg, den 17. Juni 1899. 
Ter Kommissar. 
Rühle von Lilienstern, 
Bürgermeister. 
Auction. 
Am Freitag, den 23. Juni von Nach- 
mittags 2 Uhr an verkaufen wir aus der 
Hosstelle der Wittwe Müller in Grofir 
WMcnsee wie folgt: 
2 braune Pferde, 7 und 9 
Jahre alt. 1 braune Füllen 
stute mit Füllen, 1 zweijährige 
braune Stute, 8 Milchkühe, 
5 Starken, 4 Kälber, 2 fette 
Schweine, 1 trächtige Sau, 
1VJnngfchweine,1»eneDeesch 
Maschine,' 1 Häckselmaschine, 1 
Staubmühle, 3 Wagen, 1 
Milchwagen. Pflüge, Eggen, 
Pferdegc'chirr und sonstige Haus 
und Feldgeräthe, sowie einen 
Düngerhaufen 
gegen Baarzahlung und aus Credit gegen 
sichere Bürgschaft. 
Nachmittags von 7 llhr an werden wir 
beim Gastwirth Hfiggx das zur Müller- 
scheu Hufe gehörende 
AhzmhMehttUs, 
Brandkassenwerth reichlich 6000 Mk., mit 
schönem Garten und einer Wiese. 
Hektar 73 Ar 82 Qm. groß, in 3 
Parzellen oder im Ganzen zum Verkauf 
kellen. 
Fahrdorr und Börm. 
I. R. Bänger. I. Greaaers. 
şş Wer krank ist, 
sch schwach fühlt oder sonst unpäßlich durch Be- 
chwerden fühlt, lese die Broschüre von der Heil 
kraft des berühmten Lamscheider Stahl 
brunneu, welche nebst ärztlicher Anweisung 
gratis und franco versendet: Die Verwaltung 
der Emma Heilquelle, Boppari». 648. 
3u A. Kruger, 
Bureau: Löwenstrafle, 
: crtigt Schriftstücke jeder Art fach. 
gemäß an, zieht Forderungen prompt eiv, 
ertheilt Rath und Auskunft und hält Aucti- 
onen ab. Geschäft besteht seit 1873 hier.
	        
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