Full text: Newspaper volume (1899, Bd. 1)

und seiner Kanalvorlage den Weg geebnet: 
„bei einiger Gewandheit in Behandlung 
der „Kompensationen" kann dieses jetzt 
wohl auf Annahme seiner Vorlage rechnen." 
Bei voll besetztem Abgeord 
netenhause würde die Commissions 
überweisung mit 255 gegen 177 Stimmen, 
also mit einer Mehrheit von 78 Stimmen 
beschlossen worden sein, schreibt die „Frs. 
Ztg.", da von der rechten Seite 17, von 
der linken Seite 15 Abgeordnete fehlten. 
— Da 209 conservative und freiconservative 
Abgeordnete ein Mandat haben und 160 
gegen die Commissionsüberweisung stimmten 
und 17 fehlten, sind im ganzem 32 Con 
servative und Freiconservative schon jetzt 
auf die linke Seite abgefallen. In der 
„Germ." werden 26 Conservative und 
Freiconservative namentlich aufgeführt als 
solche, welche für die Zurückverweisung 
an die Commission stimmten. 
Ausland. 
Auşisrenrspäische Gebiete. 
Wie eine Hundstagsg eschichte 
klingt folgende Meldung, die dem „B. T." 
aus Chicago zugeht. Sie lautet: „Hier 
wurde gestern auf eigenem Wunsch ein 
sogenannter „Wundermann", Harry Beno, 
der weder Geschmack noch Gefühl noch 
Geruch besitzt, in Shootpark lebendig 
begraben. Nach acht Tagen soll der 
Sarg ausgegraben werden, und man hofft 
Beno dann aus der Hypnose zum Leben 
zu erwecken. 
Italien. 
Kürzlich gab es in Genua eine künst 
lerische Sensation, die jedenfalls den Vor 
zug der Seltenheit, wenn nicht den des 
noch nie Dagewesenen hat: Fräulein Vir- 
gina Mariani, eine junge Komponistin, 
brachte im Politeama ihr erstes musikali 
sches Werk zur Aufführung und führte 
selb st den Dirigenten st ab. Nach 
einem Berichte des „Journal des Debats" 
preist die Genueser Kritik einstimmig das 
große Talent, das die junge Dame an 
den Tag legte. — Wo wird heutzutage 
nicht gepriesen? 
Rom, 14. Juni. Als der Mörder des 
Professors Bondi verhaftet und einem 
Verhör unterzogen wurde, sagte er Fol 
gendes: „Seit mehreren Jahren leide ich 
an der Schwindsucht; ich kann nicht ar 
beiten und habe nichts zu leben." „Warum 
ermordeten Sie Bondi?" fragte man ihn. 
„Ich mußte mich rächen," war die cynische 
Antwort; „leider ist mein Verlangen nicht 
ganz in Erfüllung gegangen. Durch meine 
Hände sollten auch der Direktor Ballon, 
der Oberwächter Angelilli und die Schwester 
Valentina sterben. Sie haben mich ver- 
folgt und bis aufs Blut gepeinigt. Sie 
verweigerten mir den Wein, gaben mir 
schlechtes Brot und hartes Fleisch. Als 
ich dagegen protestirte, brachte man mich 
in einen anderen Saal und der Haß gegen 
mich wurde größer. Als ich über eine 
Operation bei einem Verhör die Wahrheit 
über die Aerzte sagte, brachte man mich 
in den Saal .der Geschlechtskranken, um 
mich schneller los zu werden. Ende Mai 
gefand ich mich besser und wollte fort. 
Man entließ mich gestern von Neuem. 
Ich hatte Fieber; der Arzt verweigerte 
aber meine Aufnahme ohne Armuths 
zeugniß; die Stadt jagte mich fort. Jetzt 
wußte ich, was ich thun mußte. Am 
Vormittage traf ich Bondi nicht an, am 
Nachmittage aber mußte er dran glauben." 
— Der Mörder gehörte, wie sich bald 
herausstellte, zu den schwierigsten Kranken. 
Er hatte stets mit anderen Patienten 
gegen das Pflegepersonal complottirt. Ein 
mal mißhandelte er eine Schwester mit 
einem Stuhlbein in furchtbarer Weise. 
Bor zwei Jahren stachelte er die Lungen 
kranken zn der Ermordung einer Schwester 
auf, die dann auch wirklich auf offener 
Straße mit einem verrosteten Nagel ge- 
tödtet wurde. 
Frankreich. 
Unlängst attackirte ein Amerikaner eine 
a lleinreisende Dame im Tunnel von 
Villefrauche; sie schlug ihn zurück und rief 
so laut, daß andere Reisende zur Hülfe 
kamen. Bei der Ankunft in Nizza ge- 
berdete sich der Angreifer so rasend, daß 
er gebunden aufs Kommissariat gebracht 
wurde, wo er als der M i l l i o n ä r und 
und Jachten besitzer Corwerth 
erkannt wurde. Er kam mit 8 Tagen 
Gefängniß davon, da die Aerzte und 
Vertheidiger ihn als „nervenleidend" ent 
schuldigten, was er mit — Champagner 
. . . „heile". Eine nette Justiz! 
— Eine merkwürdige Er - 
s ch e i n u n g ist auf dem deutschen Arbeits 
markte eingetreten: Arbeitslosigkeit 
als Folge günstiger Geschäfts 
läge! „Der Arbeitsmarkt" führt hier 
über aus: Die Kohlenbergwerke können 
in der Hochkonjunktur nicht mehr allen 
Anforderungen gerecht werden, dies führt 
bereits zu Betriebseinschränkun 
gen in manchen Industrien; 
wenn speziell die Hochöfen sich einschränken 
müssen, so macht sich der so entstehende 
Mangel an Kokes, Roheisen und Halb 
zeug an den verschiedensten Stellen der 
Maschinen- und Metallindustrie geltend. 
Arbeitermangel kommt im Kohlen- und 
Eisengewerbe zwar in jedem Frühjahr 
stellenweise vor. Was aber in 
diesem Jahr darüber berichtet wird, über 
steigt alles sonstige Maß. So sollen allein 
im niederrheinisch - westfälischen Bergbau 
zur Zeit 15 000 Bergleute fehlen. 
Berlin, 15. Juni. Die Morgenblätter 
melden: Eine Massenversammlung der 
Maurer beschloß, eine Einigung der beiden 
hiesigen Maurerorganisationen herbeizu 
führen und den Lohnkampf fortzusetzen. 
Die Zahl der Ausgesperrten wird auf 
4000 geschätzt. — Im Lohnkampse der 
Maurer ist nach dem „Vorwärts" gemein 
sames Vorgehen der Centralisten und 
Lokalisten sicher zu erwarten. Geplant ist 
die Wahl eines Centralausschusses, der 
aus Vertretern beider Richtungen zu 
sammengesetzt und die jeweilige Taktik vor 
schlägt. Die nichtausgesperrten Maurer, 
denen der neue Tarif bewilligt ist, sollen 
mit 10 pCt. ihres Wochen ver 
dien st es zu den Beiträgen herangezogen 
werden. Die unverheiratheten Maurer 
werden aufgefordert, Berlin zu verlassen. 
Ein Vermittelungsversuch von Seiten des 
Gewerbegerichts ist vorläufig noch nicht 
gemacht. 
— Dem Droschkenkutscher 
Herrmann Köhler in Berlin, dem, wie 
wir seiner Zeit berichteten, als er im 
Thiergarten verunglückte, der Kaiser 
Hülfe geleistet hatte, ist von seinem 
hohen Helfer eine Geldspende im Be 
trage von hundert Mark gesandt worden. 
In der Wohnung Köhler's erschien ein 
Polizei-Leutnant und übermittelte Herrn 
Köhler das Geschenk des Kaisers. 
•— Eine aufregende Fahrt 
machten, wie die „Frkf. Ztg." meldet, 
am letzten Sonntag die Passagiere des 
Schnellzuges Bozen-Berlin. 
In Kufstein kam der Lokomotivführer dieses 
Zuges ziemlich schwer betrunken auf 
die Maschine, auch sein Heizer war be 
trunken. Der Beamte verbot ihnen des 
halb, auf der Maschine zu fahren. An 
fangs fügte sich der Lokomotivführer 
diesem Befehl, auf der nächsten Halte 
station Rosenheim aber stürzte er, ein 
ungemein kräftiger Mann, sich auf die 
Maschine, drängte seinen Ersatzmann 
vom Führerstande weg und erklärte, daß 
er nun selbst fahren und jeden, der sich 
ihm hindernd entgegenstellen würde, von 
der Maschine herabwerfen werde. Da 
mit dem äußerst aufgeregten Manne 
nichts zu machen war, so ließ man ihn 
gewähren, und so wurde denn der 
Schnellzug mehrere Stationen 
weit von dem berauschten 
undsinnlos aufgeregten Loko- 
motivführer gefahren, bis 
dieser endlich nüchterner wurde und 
dann selbst von der Steuerung zurück 
trat. Inzwischen hatte aber der Schnell 
zug schon eine halbe Stunde Verspätung 
erhalten. Der Heizer war derart be 
trunken, daß er von der Maschine her 
abgefallen wäre, wenn man ihn nicht 
unten aufgefangen hätte. 
Berlin, 24. Juni. In der Stadt 
der Intelligenz, nicht etwa in 
einem hinterpommerschen Dörfchen, waltet 
ein S ch i e d s m a n n seines Amtes, der 
nicht einmal ein gedrucktes Formular 
auszufüllen im Stande ist, ohne dabei 
die schwersten Verstöße gegen die Recht 
schreibung zu begehen. Vor uns liegt 
eine Vorladung, welche an die „Ge- 
schwiester" NN., „Königgräzer Straße", 
wohnhaft „bei Eltern", gerichtet ist. 
Antragstellerin ist ein Fräulein „Lischen" 
N.N., das in ihrem Hause „pater" wohnt. 
Die Bvrladung erfolgte, „weil Sie die- 
selbig Beleidig haben soll." Eine 
solche Vorladung ist eigentlich selber eine 
Beleidigung. 
Bunztan, 16. Juni. Die hiesigen 
Dienstmädchen haben sich zu einem 
Verein zusammengeschlossen und dieses 
Ereigniß durch einen solennen Ball 
am vorigen Sonntag festlich begangen. 
Das Eintrittsgeld war auf 50 Pfg. pro 
bezopften Kops sestgesetzt worden; die 
Herren aber wurden von den Dienstmädchen 
freigehalten. Männiglich bekam 
Semmel und Wurst und zwei Glas Bier. 
Beeskow, 13. Juni. Die Fischer 
meister in Kietz-Beeskow glauben, daß 
das Problem bezüglich der 
Fortpflanzung des Aales ge 
löst sei. Als der Fischermersier Karl 
Piesker in Kietzr-Beeskow einen Aal von 
1 Va—2 Pfund Gewicht zubereiten wollte, 
schnitt er unversehens in die Eingeweide. 
Aus der Oeffnmig quollen darauf 
Hunderte von mehr oder weniger langen 
lebenden Wesen in Stärke von feiner 
Baumwolle. Es wird nun vermuthet, 
daß der Aal einen sogenannten Laich 
darm, ebenso wie die Fische, worin diese 
den Laich aufbewahren, besitzt, in dem 
die Frucht sich entwickelt. Der fragliche 
Aal ist dem Deutschen Fischereiverein 
zur Untersuchung übermittelt worden. 
Braunsbcrg (Ostpr.), 15. Juni. Die 
Strafkammer verurtheilte ben Fleisch- 
beschauer Lehwald aus Königs- 
dors, der durch nachlässige Untersuchung 
des Schweinefleisches die Erkrankung der 
Tischlerfamilie Werner und den Tod des 
Tischlers Werner infolge Trichinosis ver 
ursachte, wegen fahrlässiger Tödtung und 
Körperverletzung zu einem Jahre und drei 
Monaten Gefängniß. 
Iserlohn, 12. Juni. Die Pocken, an 
denen hier 11 Personen erkrankt waren, 
werden jetzt von der Polizeiverwaltung 
als erloschen erklärt. Nur ein Fall ver 
lief tödtlich, alle anderen Erkrankten 
wurden geheilt. 
Der Bezirksarzt von Triberg 
wurde kürzlich in seiner Eigenschaft als 
Reserveofsicier von dem Major 
des Meldeamts Triberg eines Abends 
d i e n si l i ch a u s's Meldeamt ge 
rufen. Der Bezirksarzt erschien nicht, 
entschuldigte sich jedoch an dem müderen 
Morgen, daß ihn sein ärztlicher Beruf zu 
einer Wöchnerin gerufen habe, so daß es 
ihm unmöglich gewesen sei, zu erscheinen. 
Schon aber war vom Meldeamt die 
Meldung des D i e n st v e r g e h e n s an 
das Bezirkskommando nach Donaueschingen 
abgegangen, von wo dem Bezirksarzt dann 
ein zweitägiger Stubenarrest 
auferlegt wurde. Wie um die Absurdität 
des ärztlichen Stubenarrestes recht deutlich 
vor Augen zu führen, schoß sich ein Ein- 
wohner von Triberg eine Kugel in den 
Kopf, während der Bezirksarzt im Stuben 
arrest saß und ein anderer Arzt nicht auf- 
zutreiben war; der Selbstmordversuch 
wäre von Erfolg begleitet gewesen, wenn 
nicht der Bürgermeister von Triberg, der 
glücklicher Weise pensionirter Offizier ist, 
den Bezirksarzt unter Uebernahme der 
Verantwortung veranlaßt hätte, den Stuben- 
arrest zu brechen und dem schwer Verletzten 
zu Hilfe zu kommen, der denn auch am 
Leben erhalten wurde. (Bad. Lztg.) 
Zossen, 14. Juni. Bor einigen Tagen 
wurde hier eine vollständige organisirte 
Diebesbande von Schulknaben entdeckt, die 
eine Reihe raffinirtester Diebstühle aus 
geführt hat. So stahlen die Burschen einem 
Kaufmann aus der Ladenkasse 36 M., 
einem Gastwirth in dem nahen Dorfe 
Dabendorf, wo sie eingekehrt waren, gol 
dene Trauringe u. s. w. Die Entdeckung 
wurde dadurch herbeigeführt, daß einer 
der Knaben in einem Geschäft einen Ge 
genstand verlangte, von dem er wußte, 
daß er erst aus einem hinteren Zimmer 
herbeigeholt werden mußte; der Dieb wurde 
nun, während er in der Zwischenzeit die 
Ladenkasse zu berauben versuchte, bei derThat 
ertappt. Einer der jugendlichen Verbre 
cher hat schon zehn Einzelthaten gestanden. 
Durchweg sind sie Kinder gut situir- 
ter, b r a v e r E l t e r n, die auch, so 
weit es in ihren Kräften stand, in der Er 
ziehung nichts vernachlässigten. Die Er 
regung in der kleinen Stadt ist groß; die 
Theilnahme für die Eltern, die unter den 
Thaten ihrer Kinder am meisten zu leiden 
haben, ist allgemein. 
In München wurde die Aufführung des 
Schauspiels „Der junge Fritz" von 
Fra uz Bayer, Pseudonym für Ferdinand 
Baun, verboten. Das Stück behandelt 
eine Episode aus der Jugend Friedrich's 
des Großen. Das Verbot wird aus 
Berliner Einfluß zurückgeführt. 
!!! Hamburg, 15. Juni. Der Erb 
prinz zu Hohenlohe-Schillings- 
f ü r st, der älteste Sohn unseres Reichs 
kanzlers, ist heute Nachmittag hier einge 
troffen, um morgen an der Sitzung des 
Aufsichtsraths und Vorstandes der Ham-- 
burg-Amerika-Linie theilzunehmen. — 
Heute Abend leistete der Erbprinz zusam 
men mit Geheimrath Krupp aus Essen und 
einigen Süddeutschen Herren, die der Prinz 
Mr Reise nach Hamburg eingeladen hatte, 
um ihnen den Hafen und die Schiffe der 
Hamburg Amerika-Linie zu zeigen, einer 
Einladung der Direktoren und der übrigen 
Aufsichtsrathsmitglieder der Gesellschaft 
zum Souper in Pfordte's Restaurant 
Folge. — Das mit der Bahn von Berlin 
hier eingtroffene Kaiserzelt, das bereitsauf 
der Palästinareise des Kaisers mitgeführt 
worden ist, wurde gestern in etwa 70 
große^ Kolli verpackt, an Bord des Salon- 
dampfers „Silvana" der Nordsee-Linie ge 
schafft, um nach Helgoland befördert zu 
werden, wo es auf dem Oberlands im Gar 
ten des Gouverneurs aufgestellt wird. 
Brovirrzrellss. 
In Nordschleswig und auch jenseits der 
Grenze war man von Alters her stets 
mit absonderlichen Wetten bei der Hand. 
So ging dieser Tage ein junger Manu 
in Arnum im Kreise Hadersleben die 
Wette ein, zehn verdorbene Eier zu ver- 
tilgen. Für diese mannhafte That sollte 
er 10 Mk. erhalten. Nun begab es sich 
aber, daß er, als er fünf derselben ver 
zehrt hatte, „Mahlzeit" sagen und nun 
10 Mk. für das seltsame Vergnügen 
berappen mußte. 
? Apenraüe, 15. Juni. Der „Mittel- 
schleswigsche Landbauverein" hielt im 
Stadttheater eine äußerst zahlreiche Ge 
neralversammlung ab. Unter Anderen 
wurde die Abhaltung einer Thierschau 
verbunden mit einer Ausstellung von land- 
wirthschaftlichen Maschinen und Geräth- 
schaften am 20. Juli beschlossen. 
Flensburg, 14. Juni. Nachdem 
der Herr Landrath! Dr. R a s ch in dem 
jüngst verhandelten Beleidigungsprozeß die 
Genugthuung gefunden, daß die agrarischen 
Führer, die ihn öffentlich! beleidigt hatten, 
verurtheilt worden, greift Herr Jensen- 
Ausacker denselben in den „Flensb. Nachr." 
öffentlich in denkbar schärfster Weise auf's 
Neue an. Er deutet am Schlüsse seines 
Aufsatzes darauf hin, daß die Sache noch 
einmal das Gericht (wahrscheinlich das 
Oberlandesgericht in Kiel) beschäftigen wird. 
Man darf auch dieser Verhandlung mit 
Spannung entgegensehen, da es sich im 
Grunde um einen Kampf zwischen den 
städtischen Bewohnern und den Agrariern 
handelt. 
Husum, 15. Juni. Dem heutigen 
S ch w e i n e m a r t waren 529 Ferkel 
zugeführt. Das Geschäft verlief langsam, 
weil viele Verkäufer nicht von ihren For 
derungen ablassen wollten, so wurde ein 
ziemlich bedeutender Theil des Markrbe- 
siandes zurückgezogen. Die Preise stellten 
sich etwas niedriger als vvrige Woche. 
Ferkel bedangen im Allgemeinen 11—14 
Mk., ausnahmsweise auch etwas weniger, 
beste Waare 15 bis höchstens 17 Mk. — 
In Jungschweinen war kein Handel. — 
Fette Schweine bedingen in der Umgegend 
zur Zeit 31—32 Mk. pro 100 Pfund 
Lebendgewicht Ausgeführt wurden größere 
und kleinere Parthien Ferkel nach Hade- 
Marschen, Tönning, Garding, Sylt, Ton- 
dcrn, Bredstedt, Schleswig und Angeln. 
Das Pastorat in Westerland auf Sylt 
ist zum 15. Juni vakant geworden und 
soll durch Wahl der Gemeinde wieder be 
setzt werden. 
"iN Heide, 15. Juni. An der land- 
wirthschaftlichen Schule hier ist als zweiter 
Landwirthschaftslehrer Herr Dr. B. Jacobi 
gewählt. Derselbe studirte in Jena Land 
wirthschaft und Pädagogik und har eine 
langjährige Lehrerpraxis aufzuweisen. 
Zur „Kieler Woche" haben 408 
Dachten und 94 Kriegsschiffboote, ins- 
MB 
wec 
mm 
( 
wm 
tha 
mm 
ein 
zwe 
Eir 
Fri 
sich 
sche 
Th! 
bell 
der 
ein 
im 
der 
wa 
sim 
me! 
Mc 
Ge! 
Kr- 
eim 
hör 
den 
ihr 
kau 
klm 
ires 
Sö 
-Far 
dev 
1 
Ab: 
Au 
Sä: 
von 
Mo 
Rei 
den 
häl 
sch 
V 
sind 
schif 
wal: 
auch 
Kan 
Voll 
able 
Uni 
Ben 
Lini 
verk 
v 
a 
gest! 
Kan 
396, 
nur 
kehr 
bur 
dain 
der 
um - 
nom 
D 
neni 
The! 
rend 
382 
173, 
ist d 
812 
Die 
tiger 
schm 
V 
maß 
scher 
grüß 
RH0 
eine, 
Osts 
V! 
Lim: 
Rott 
verll 
rend 
dort 
mit 
sterd 
den 
Von 
mit' 
neu 
burd 
dune 
eben- 
unte 
Ham 
mit 
es v 
als! 
nanu 
die i 
welä 
bürg 
Rott 
Land 
verke 
wohl mehrere Treppen und Wände ihn von 
den Sprechern trennten, hörte er sie doch 
ganz klar. Es war seine Strafe, sie hören 
zu müffen. 
Endlich glaubte er Fannys Stimme zu 
hören: „Geh' auf Dein Zimmer, Paul." 
Die Stimme klang befehlend; Paul gehorchte 
ihr und schloß die Thür. 
Während die jungen Männer und Mädchen, 
welche thatsächlich gar nicht an Paul dachten 
und den Gegenstand nur als Anknüpfung 
eines Gespräches benutzt hatten, sich fröhlich 
unterhielten, und Alle ihren Partnern gegen 
über zwei Mal so interessant und anziehend 
auszusehen versuchten, als die Natur sie ge 
macht hatte, kroch dieser junge Mann, der 
gleichfalls versucht hatte, sich ein gut Theil 
interessanter und begabter erscheinen zu lasten, 
als die Natur es mit ihm beabsichtigte, in 
jämmerlicher Gemüthsverfassung in sein Bett. 
Die Musik spielte weiter, und die Cham 
pagner-Korke knallten; die jungen Männer 
lachten und die Mädchen lächelten. Im 
Ballsaal waren sie Alle so glücklich, in dem 
Schlafzimmer oben war Einer so elend. 
„Wo ist Paul, Fanny?" fragte Sibylla. 
„Er hat schreckliche Kopfschmerzen; ich 
habe ihm gesagt, er sollte zu Bett gehen. 
Er quält sich deswegen, weil er ein Medium 
gewesen ist. Sagen Sie ihm morgen einige 
freundliche Worte. Wollen Sie?" 
„Ja, das werde ich thun. Sie muffen 
ihn trösten, liebe Fanny." 
„Das will ich gewiß, wenn ich kann. 
Aber er giebt so viel auf das, was Sie 
sagen, Sibylla." 
Es war etwa halb sechs Uhr Morgens, 
als Paul wieder aufwachte. Er erwachte 
mit einem heftigen Erschrecken, denn er meinte 
die Musik und die Stimmen der Tanzenden 
von unten wieder zu hören. Aber das Haus 
war ganz still. Er sprang aus dem Bett 
und zog die Fenstervorhänge bei Seite. Die 
Sonne war schon seit einer Stunde aufge 
gangen. Er öffnete das Fenster. Die kalte 
Morgenluft und der Sonnenschein vertrieben 
die Gespenster der Nacht. Er war wieder 
im Stande, zu denken. Nach Allem, was 
geschehen war, konnte er unmöglich noch einen 
Tag bleiben. Er mußte das Hans noch vor 
dem Frühstück verlassen, noch ehe die An 
deren herunter kamen. Er hatte einige Gold 
stücke in seiner Börse; er hatte einen Kasten 
voll von Ringen, Knöpfen, Nadeln — die 
wollte er alle verkaufen oder versetzen. Ferner 
hatte er einen herrlichen Toilettenkasten, in 
welchem alle Gegenstände von schwerem 
Silber waren, und eine Menge kostbarer 
Wäsche, Anzüge und dergleichen, wovon er 
gleichfalls einen Theil verkaufen konnte. 
Jedenfalls würde er auf diese Weise genug 
erlösen, um nach Amerika zurückkehren zu 
können. Fanny würde warten müffen. 
Er kleidete sich an und packte seine Sachen. 
Dann öffnete er die Thür und ging leise 
die Treppen hinunter, seinen Handkoffer auf 
der Schulter und seinen Toilettenkasten in 
der Hand tragend. Das Haus war ganz 
still, und es schien, als ob Alle noch fest 
schliefen. Unten im Flur angekommen, setzte 
Paul seinen Handkoffer hin und ging in 
das Studirzimmer. 
Er setzte sich an den Tisch und schrieb: 
„Sehr geehrte Frau BrünninghauS! Nach 
unserer Unterhaltung von gestern werden Sie 
nicht überrascht sein, diese Zeilen zu er 
balten. Ich verlaffe Sie in der Frühe des 
Morgens, ehe noch irgend Jemand von 
Ihnen heruntergekommen ist. Ich thue dies, 
um weiteren Auseinandersetzungen und einem 
peinlichen Abschiede aus dem Wege zu gehen. 
Aber ich kann Sie unmöglich verlaffen, 
ohne meinen aufrichtigsten und herzlichsten 
Dank für die Güte auszusprechen, die Sie 
mir erwiesen haben, seit ich Ihr Gast wurde. 
Ich werde dieselbe während meines ganzen 
übrigen Lebens nie vergessen. Ich hoffe, 
Sie nehmen es mir nicht übel, daß ich diese 
Worte des Dankes schreibe, obgleich ich einen 
Ausdruck meiner aufrichtigen Reue über die 
Art und Weise, wie ich Ihre Güte erwidert 
habe, hinzufügen muß. Ich gedachte Ihnen 
ausführlich zu erklären, was ich damit meine; 
aber ich kann es nicht — jetzt noch nicht. 
Und gestern konnte ich es auch nicht. Gnädige 
Frau, Ihre Güte wurde einem Unwürdigen 
zu Theil; aber es ist gewiß, daß ich die 
selbe trotzdem nie vergessen werde. Ihr ganz 
ergebener Diener Paul." 
Er adressirte den Brief und ließ ihn auf 
dem Tisch liegen. Dann ging er nach dem 
Flur zurück, zog seinen prächtigen Pelz an 
— draußen raste ein scharfer, schneidender 
Ostwind —, nahm Regenschirm und Hut 
und schulterte wieder seinen Koffer. Dann 
verließ er das Haus. 
Um sechs Uhr Morgens, im Monat Mai 
giebt es im Westen Berlins wenig Droschken. 
Paul mußte eine ganze Strecke weit gehen, 
unter dem Gewicht seines Koffers und Toi 
lettenkastens und Pelzes häufig stolpernd. 
Die Poesie seiner Flucht ging ihm völlig 
verloren. 
„Wohin, Herr?" fragte der Kutscher, der 
ihm endlich begegnete. 
„Weiß nicht", sagte Paul. „Wie soll 
ich es wiffen?" 
„Nun, wenn Sie es nicht wissen, wer 
soll es dann wissen? Wollen Sie nach 
einem Hotel, Herr?" 
„Natürlich will ich das. Sie sind ein 
verständiger Mann. Fahren Sie mich nach 
dem „Kaiserhof". Sie sollen das doppelte 
Fahrgeld bekommen. Natürlich wollte ich 
nach dem Hotel fahren." 
XXXIX. 
An dem Tage nach dem Ball wurde 
eine Berathung zwischen Bethiah, Theodor 
und Sibylla in Bethiahs Atelier über die 
jetzige Lage und die künftigen Aussichten 
von Paul oder richtiger Ziphion Trinder 
gehalten. 
„Er entfernte sich heute Morgen, ehe 
noch irgend Jemand aufgestanden “icn:". 
sagte Theodor. „Ein Hausmädchen be 
hauptet, es sei schon um sechs Uhr aus ge 
wesen und habe sein Schlafzimmer leer ge 
funden. Aber dieses Zeugniß wird nicht 
für zuverlässig erachtet." 
„Ich hoffe und vertraue, . daß er nicht 
etwa beschlossen hat, zu verschwinden", meinte 
Bethiah. „Ich weiß- daß er früher einmal 
die Absicht hatte, spurlos zu verschwinden, 
sobald sein letztes Wunder vollbracht wäre." 
„Ich halte das nicht für wahrscheinlich", 
erwiderte Theodor. „Er hat nämlich alle 
seine Sachen eingepackt und mit sich ge 
nommen." 
„Ließ er keinen Brief zurück?" 
„Einige Zeilen an Frau Brünninghaus, 
in denen er ihr kurz für ihre große Güte 
dankt." 
„Und was sagte Frau Brünninghaus?" 
^ „Sie ist zn dem Schluffe gelangt, daß 
seine Freunde in Abessinien ihn abberufen 
haben, und daß er jetzt in weißem Linnen- 
gewände den Worten des weisen Isaak Jbn 
Menelek lauscht. Herr Brünninghaus ist 
derselben Meinung. Und Frau Brünning 
haus spricht davon, daß sie die Fragmente 
der philosophischen Lehre, die der junge 
'Prophet verkündet hat, zusammenstellen 
will ..." 
„Paul muß sie noch einmal sehen!" rief 
Bethiah erregt. „Er muß ihr die Wahrheit 
sagen! Herr Langsdorfs , und dabei wandte 
sich Bethiah mitgehendem Blick zu Theodor 
hin, „verachten Sie meinen armen Jungen 
nicht zu sehr. Er war immer phantastisch 
und empfindsam; er war in der Schnellig 
keit, mit der er sich eine Meinung bildete, 
beinahe einem Mädchen ähnlich und glich auch 
in vielen anderen Dingen einem Mädchen. 
Harte Arbeit und rohe Ausdrucksweise waren 
ihm w:derwärtig. Er war ganz ungeeignet 
dazu, den Kampf des Daseins mit anderen 
Männern auszufechten. Und was Geld an 
langt, so giebt es keinen anderen Amerikaner 
oder überhaupt Niemanden in der Welt, 
dem weniger daran lag oder der weniger 
geeignet war, Geld zu erwerben." 
„Nun ja — aber — dennoch . . ." be 
gann Theodor. 
„Warten Sie ein Wenig, Herr Langs 
dorfs. Er verließ seine Geburtsstadt — 
weshalb ließen wir ihn nur gehen? — mit 
siebzehn Jahren. Er ging nach New-Hork, 
entschlossen, ein berühmter Dichter zu wer 
den, und zwar sofort. Natürlich mißlang 
ihm das. Er verbrauchte sein ganzes Geld 
und fiel dann in die Hände eines Mannes, 
der ihn seinen Schüler nannte, ihm schmeichelte 
und ihn ermuthigte und in völliger Unwissen 
heit des wirklichen Lebens erhielt. Es gab 
nie einen Jüngling, der so wenig von der 
Kana 
Wel 
nutzt 
die - 
Berk 
Besä 
der 
s
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.