und seiner Kanalvorlage den Weg geebnet:
„bei einiger Gewandheit in Behandlung
der „Kompensationen" kann dieses jetzt
wohl auf Annahme seiner Vorlage rechnen."
Bei voll besetztem Abgeord
netenhause würde die Commissions
überweisung mit 255 gegen 177 Stimmen,
also mit einer Mehrheit von 78 Stimmen
beschlossen worden sein, schreibt die „Frs.
Ztg.", da von der rechten Seite 17, von
der linken Seite 15 Abgeordnete fehlten.
— Da 209 conservative und freiconservative
Abgeordnete ein Mandat haben und 160
gegen die Commissionsüberweisung stimmten
und 17 fehlten, sind im ganzem 32 Con
servative und Freiconservative schon jetzt
auf die linke Seite abgefallen. In der
„Germ." werden 26 Conservative und
Freiconservative namentlich aufgeführt als
solche, welche für die Zurückverweisung
an die Commission stimmten.
Ausland.
Auşisrenrspäische Gebiete.
Wie eine Hundstagsg eschichte
klingt folgende Meldung, die dem „B. T."
aus Chicago zugeht. Sie lautet: „Hier
wurde gestern auf eigenem Wunsch ein
sogenannter „Wundermann", Harry Beno,
der weder Geschmack noch Gefühl noch
Geruch besitzt, in Shootpark lebendig
begraben. Nach acht Tagen soll der
Sarg ausgegraben werden, und man hofft
Beno dann aus der Hypnose zum Leben
zu erwecken.
Italien.
Kürzlich gab es in Genua eine künst
lerische Sensation, die jedenfalls den Vor
zug der Seltenheit, wenn nicht den des
noch nie Dagewesenen hat: Fräulein Vir-
gina Mariani, eine junge Komponistin,
brachte im Politeama ihr erstes musikali
sches Werk zur Aufführung und führte
selb st den Dirigenten st ab. Nach
einem Berichte des „Journal des Debats"
preist die Genueser Kritik einstimmig das
große Talent, das die junge Dame an
den Tag legte. — Wo wird heutzutage
nicht gepriesen?
Rom, 14. Juni. Als der Mörder des
Professors Bondi verhaftet und einem
Verhör unterzogen wurde, sagte er Fol
gendes: „Seit mehreren Jahren leide ich
an der Schwindsucht; ich kann nicht ar
beiten und habe nichts zu leben." „Warum
ermordeten Sie Bondi?" fragte man ihn.
„Ich mußte mich rächen," war die cynische
Antwort; „leider ist mein Verlangen nicht
ganz in Erfüllung gegangen. Durch meine
Hände sollten auch der Direktor Ballon,
der Oberwächter Angelilli und die Schwester
Valentina sterben. Sie haben mich ver-
folgt und bis aufs Blut gepeinigt. Sie
verweigerten mir den Wein, gaben mir
schlechtes Brot und hartes Fleisch. Als
ich dagegen protestirte, brachte man mich
in einen anderen Saal und der Haß gegen
mich wurde größer. Als ich über eine
Operation bei einem Verhör die Wahrheit
über die Aerzte sagte, brachte man mich
in den Saal .der Geschlechtskranken, um
mich schneller los zu werden. Ende Mai
gefand ich mich besser und wollte fort.
Man entließ mich gestern von Neuem.
Ich hatte Fieber; der Arzt verweigerte
aber meine Aufnahme ohne Armuths
zeugniß; die Stadt jagte mich fort. Jetzt
wußte ich, was ich thun mußte. Am
Vormittage traf ich Bondi nicht an, am
Nachmittage aber mußte er dran glauben."
— Der Mörder gehörte, wie sich bald
herausstellte, zu den schwierigsten Kranken.
Er hatte stets mit anderen Patienten
gegen das Pflegepersonal complottirt. Ein
mal mißhandelte er eine Schwester mit
einem Stuhlbein in furchtbarer Weise.
Bor zwei Jahren stachelte er die Lungen
kranken zn der Ermordung einer Schwester
auf, die dann auch wirklich auf offener
Straße mit einem verrosteten Nagel ge-
tödtet wurde.
Frankreich.
Unlängst attackirte ein Amerikaner eine
a lleinreisende Dame im Tunnel von
Villefrauche; sie schlug ihn zurück und rief
so laut, daß andere Reisende zur Hülfe
kamen. Bei der Ankunft in Nizza ge-
berdete sich der Angreifer so rasend, daß
er gebunden aufs Kommissariat gebracht
wurde, wo er als der M i l l i o n ä r und
und Jachten besitzer Corwerth
erkannt wurde. Er kam mit 8 Tagen
Gefängniß davon, da die Aerzte und
Vertheidiger ihn als „nervenleidend" ent
schuldigten, was er mit — Champagner
. . . „heile". Eine nette Justiz!
— Eine merkwürdige Er -
s ch e i n u n g ist auf dem deutschen Arbeits
markte eingetreten: Arbeitslosigkeit
als Folge günstiger Geschäfts
läge! „Der Arbeitsmarkt" führt hier
über aus: Die Kohlenbergwerke können
in der Hochkonjunktur nicht mehr allen
Anforderungen gerecht werden, dies führt
bereits zu Betriebseinschränkun
gen in manchen Industrien;
wenn speziell die Hochöfen sich einschränken
müssen, so macht sich der so entstehende
Mangel an Kokes, Roheisen und Halb
zeug an den verschiedensten Stellen der
Maschinen- und Metallindustrie geltend.
Arbeitermangel kommt im Kohlen- und
Eisengewerbe zwar in jedem Frühjahr
stellenweise vor. Was aber in
diesem Jahr darüber berichtet wird, über
steigt alles sonstige Maß. So sollen allein
im niederrheinisch - westfälischen Bergbau
zur Zeit 15 000 Bergleute fehlen.
Berlin, 15. Juni. Die Morgenblätter
melden: Eine Massenversammlung der
Maurer beschloß, eine Einigung der beiden
hiesigen Maurerorganisationen herbeizu
führen und den Lohnkampf fortzusetzen.
Die Zahl der Ausgesperrten wird auf
4000 geschätzt. — Im Lohnkampse der
Maurer ist nach dem „Vorwärts" gemein
sames Vorgehen der Centralisten und
Lokalisten sicher zu erwarten. Geplant ist
die Wahl eines Centralausschusses, der
aus Vertretern beider Richtungen zu
sammengesetzt und die jeweilige Taktik vor
schlägt. Die nichtausgesperrten Maurer,
denen der neue Tarif bewilligt ist, sollen
mit 10 pCt. ihres Wochen ver
dien st es zu den Beiträgen herangezogen
werden. Die unverheiratheten Maurer
werden aufgefordert, Berlin zu verlassen.
Ein Vermittelungsversuch von Seiten des
Gewerbegerichts ist vorläufig noch nicht
gemacht.
— Dem Droschkenkutscher
Herrmann Köhler in Berlin, dem, wie
wir seiner Zeit berichteten, als er im
Thiergarten verunglückte, der Kaiser
Hülfe geleistet hatte, ist von seinem
hohen Helfer eine Geldspende im Be
trage von hundert Mark gesandt worden.
In der Wohnung Köhler's erschien ein
Polizei-Leutnant und übermittelte Herrn
Köhler das Geschenk des Kaisers.
•— Eine aufregende Fahrt
machten, wie die „Frkf. Ztg." meldet,
am letzten Sonntag die Passagiere des
Schnellzuges Bozen-Berlin.
In Kufstein kam der Lokomotivführer dieses
Zuges ziemlich schwer betrunken auf
die Maschine, auch sein Heizer war be
trunken. Der Beamte verbot ihnen des
halb, auf der Maschine zu fahren. An
fangs fügte sich der Lokomotivführer
diesem Befehl, auf der nächsten Halte
station Rosenheim aber stürzte er, ein
ungemein kräftiger Mann, sich auf die
Maschine, drängte seinen Ersatzmann
vom Führerstande weg und erklärte, daß
er nun selbst fahren und jeden, der sich
ihm hindernd entgegenstellen würde, von
der Maschine herabwerfen werde. Da
mit dem äußerst aufgeregten Manne
nichts zu machen war, so ließ man ihn
gewähren, und so wurde denn der
Schnellzug mehrere Stationen
weit von dem berauschten
undsinnlos aufgeregten Loko-
motivführer gefahren, bis
dieser endlich nüchterner wurde und
dann selbst von der Steuerung zurück
trat. Inzwischen hatte aber der Schnell
zug schon eine halbe Stunde Verspätung
erhalten. Der Heizer war derart be
trunken, daß er von der Maschine her
abgefallen wäre, wenn man ihn nicht
unten aufgefangen hätte.
Berlin, 24. Juni. In der Stadt
der Intelligenz, nicht etwa in
einem hinterpommerschen Dörfchen, waltet
ein S ch i e d s m a n n seines Amtes, der
nicht einmal ein gedrucktes Formular
auszufüllen im Stande ist, ohne dabei
die schwersten Verstöße gegen die Recht
schreibung zu begehen. Vor uns liegt
eine Vorladung, welche an die „Ge-
schwiester" NN., „Königgräzer Straße",
wohnhaft „bei Eltern", gerichtet ist.
Antragstellerin ist ein Fräulein „Lischen"
N.N., das in ihrem Hause „pater" wohnt.
Die Bvrladung erfolgte, „weil Sie die-
selbig Beleidig haben soll." Eine
solche Vorladung ist eigentlich selber eine
Beleidigung.
Bunztan, 16. Juni. Die hiesigen
Dienstmädchen haben sich zu einem
Verein zusammengeschlossen und dieses
Ereigniß durch einen solennen Ball
am vorigen Sonntag festlich begangen.
Das Eintrittsgeld war auf 50 Pfg. pro
bezopften Kops sestgesetzt worden; die
Herren aber wurden von den Dienstmädchen
freigehalten. Männiglich bekam
Semmel und Wurst und zwei Glas Bier.
Beeskow, 13. Juni. Die Fischer
meister in Kietz-Beeskow glauben, daß
das Problem bezüglich der
Fortpflanzung des Aales ge
löst sei. Als der Fischermersier Karl
Piesker in Kietzr-Beeskow einen Aal von
1 Va—2 Pfund Gewicht zubereiten wollte,
schnitt er unversehens in die Eingeweide.
Aus der Oeffnmig quollen darauf
Hunderte von mehr oder weniger langen
lebenden Wesen in Stärke von feiner
Baumwolle. Es wird nun vermuthet,
daß der Aal einen sogenannten Laich
darm, ebenso wie die Fische, worin diese
den Laich aufbewahren, besitzt, in dem
die Frucht sich entwickelt. Der fragliche
Aal ist dem Deutschen Fischereiverein
zur Untersuchung übermittelt worden.
Braunsbcrg (Ostpr.), 15. Juni. Die
Strafkammer verurtheilte ben Fleisch-
beschauer Lehwald aus Königs-
dors, der durch nachlässige Untersuchung
des Schweinefleisches die Erkrankung der
Tischlerfamilie Werner und den Tod des
Tischlers Werner infolge Trichinosis ver
ursachte, wegen fahrlässiger Tödtung und
Körperverletzung zu einem Jahre und drei
Monaten Gefängniß.
Iserlohn, 12. Juni. Die Pocken, an
denen hier 11 Personen erkrankt waren,
werden jetzt von der Polizeiverwaltung
als erloschen erklärt. Nur ein Fall ver
lief tödtlich, alle anderen Erkrankten
wurden geheilt.
Der Bezirksarzt von Triberg
wurde kürzlich in seiner Eigenschaft als
Reserveofsicier von dem Major
des Meldeamts Triberg eines Abends
d i e n si l i ch a u s's Meldeamt ge
rufen. Der Bezirksarzt erschien nicht,
entschuldigte sich jedoch an dem müderen
Morgen, daß ihn sein ärztlicher Beruf zu
einer Wöchnerin gerufen habe, so daß es
ihm unmöglich gewesen sei, zu erscheinen.
Schon aber war vom Meldeamt die
Meldung des D i e n st v e r g e h e n s an
das Bezirkskommando nach Donaueschingen
abgegangen, von wo dem Bezirksarzt dann
ein zweitägiger Stubenarrest
auferlegt wurde. Wie um die Absurdität
des ärztlichen Stubenarrestes recht deutlich
vor Augen zu führen, schoß sich ein Ein-
wohner von Triberg eine Kugel in den
Kopf, während der Bezirksarzt im Stuben
arrest saß und ein anderer Arzt nicht auf-
zutreiben war; der Selbstmordversuch
wäre von Erfolg begleitet gewesen, wenn
nicht der Bürgermeister von Triberg, der
glücklicher Weise pensionirter Offizier ist,
den Bezirksarzt unter Uebernahme der
Verantwortung veranlaßt hätte, den Stuben-
arrest zu brechen und dem schwer Verletzten
zu Hilfe zu kommen, der denn auch am
Leben erhalten wurde. (Bad. Lztg.)
Zossen, 14. Juni. Bor einigen Tagen
wurde hier eine vollständige organisirte
Diebesbande von Schulknaben entdeckt, die
eine Reihe raffinirtester Diebstühle aus
geführt hat. So stahlen die Burschen einem
Kaufmann aus der Ladenkasse 36 M.,
einem Gastwirth in dem nahen Dorfe
Dabendorf, wo sie eingekehrt waren, gol
dene Trauringe u. s. w. Die Entdeckung
wurde dadurch herbeigeführt, daß einer
der Knaben in einem Geschäft einen Ge
genstand verlangte, von dem er wußte,
daß er erst aus einem hinteren Zimmer
herbeigeholt werden mußte; der Dieb wurde
nun, während er in der Zwischenzeit die
Ladenkasse zu berauben versuchte, bei derThat
ertappt. Einer der jugendlichen Verbre
cher hat schon zehn Einzelthaten gestanden.
Durchweg sind sie Kinder gut situir-
ter, b r a v e r E l t e r n, die auch, so
weit es in ihren Kräften stand, in der Er
ziehung nichts vernachlässigten. Die Er
regung in der kleinen Stadt ist groß; die
Theilnahme für die Eltern, die unter den
Thaten ihrer Kinder am meisten zu leiden
haben, ist allgemein.
In München wurde die Aufführung des
Schauspiels „Der junge Fritz" von
Fra uz Bayer, Pseudonym für Ferdinand
Baun, verboten. Das Stück behandelt
eine Episode aus der Jugend Friedrich's
des Großen. Das Verbot wird aus
Berliner Einfluß zurückgeführt.
!!! Hamburg, 15. Juni. Der Erb
prinz zu Hohenlohe-Schillings-
f ü r st, der älteste Sohn unseres Reichs
kanzlers, ist heute Nachmittag hier einge
troffen, um morgen an der Sitzung des
Aufsichtsraths und Vorstandes der Ham--
burg-Amerika-Linie theilzunehmen. —
Heute Abend leistete der Erbprinz zusam
men mit Geheimrath Krupp aus Essen und
einigen Süddeutschen Herren, die der Prinz
Mr Reise nach Hamburg eingeladen hatte,
um ihnen den Hafen und die Schiffe der
Hamburg Amerika-Linie zu zeigen, einer
Einladung der Direktoren und der übrigen
Aufsichtsrathsmitglieder der Gesellschaft
zum Souper in Pfordte's Restaurant
Folge. — Das mit der Bahn von Berlin
hier eingtroffene Kaiserzelt, das bereitsauf
der Palästinareise des Kaisers mitgeführt
worden ist, wurde gestern in etwa 70
große^ Kolli verpackt, an Bord des Salon-
dampfers „Silvana" der Nordsee-Linie ge
schafft, um nach Helgoland befördert zu
werden, wo es auf dem Oberlands im Gar
ten des Gouverneurs aufgestellt wird.
Brovirrzrellss.
In Nordschleswig und auch jenseits der
Grenze war man von Alters her stets
mit absonderlichen Wetten bei der Hand.
So ging dieser Tage ein junger Manu
in Arnum im Kreise Hadersleben die
Wette ein, zehn verdorbene Eier zu ver-
tilgen. Für diese mannhafte That sollte
er 10 Mk. erhalten. Nun begab es sich
aber, daß er, als er fünf derselben ver
zehrt hatte, „Mahlzeit" sagen und nun
10 Mk. für das seltsame Vergnügen
berappen mußte.
? Apenraüe, 15. Juni. Der „Mittel-
schleswigsche Landbauverein" hielt im
Stadttheater eine äußerst zahlreiche Ge
neralversammlung ab. Unter Anderen
wurde die Abhaltung einer Thierschau
verbunden mit einer Ausstellung von land-
wirthschaftlichen Maschinen und Geräth-
schaften am 20. Juli beschlossen.
Flensburg, 14. Juni. Nachdem
der Herr Landrath! Dr. R a s ch in dem
jüngst verhandelten Beleidigungsprozeß die
Genugthuung gefunden, daß die agrarischen
Führer, die ihn öffentlich! beleidigt hatten,
verurtheilt worden, greift Herr Jensen-
Ausacker denselben in den „Flensb. Nachr."
öffentlich in denkbar schärfster Weise auf's
Neue an. Er deutet am Schlüsse seines
Aufsatzes darauf hin, daß die Sache noch
einmal das Gericht (wahrscheinlich das
Oberlandesgericht in Kiel) beschäftigen wird.
Man darf auch dieser Verhandlung mit
Spannung entgegensehen, da es sich im
Grunde um einen Kampf zwischen den
städtischen Bewohnern und den Agrariern
handelt.
Husum, 15. Juni. Dem heutigen
S ch w e i n e m a r t waren 529 Ferkel
zugeführt. Das Geschäft verlief langsam,
weil viele Verkäufer nicht von ihren For
derungen ablassen wollten, so wurde ein
ziemlich bedeutender Theil des Markrbe-
siandes zurückgezogen. Die Preise stellten
sich etwas niedriger als vvrige Woche.
Ferkel bedangen im Allgemeinen 11—14
Mk., ausnahmsweise auch etwas weniger,
beste Waare 15 bis höchstens 17 Mk. —
In Jungschweinen war kein Handel. —
Fette Schweine bedingen in der Umgegend
zur Zeit 31—32 Mk. pro 100 Pfund
Lebendgewicht Ausgeführt wurden größere
und kleinere Parthien Ferkel nach Hade-
Marschen, Tönning, Garding, Sylt, Ton-
dcrn, Bredstedt, Schleswig und Angeln.
Das Pastorat in Westerland auf Sylt
ist zum 15. Juni vakant geworden und
soll durch Wahl der Gemeinde wieder be
setzt werden.
"iN Heide, 15. Juni. An der land-
wirthschaftlichen Schule hier ist als zweiter
Landwirthschaftslehrer Herr Dr. B. Jacobi
gewählt. Derselbe studirte in Jena Land
wirthschaft und Pädagogik und har eine
langjährige Lehrerpraxis aufzuweisen.
Zur „Kieler Woche" haben 408
Dachten und 94 Kriegsschiffboote, ins-
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nanu
die i
welä
bürg
Rott
Land
verke
wohl mehrere Treppen und Wände ihn von
den Sprechern trennten, hörte er sie doch
ganz klar. Es war seine Strafe, sie hören
zu müffen.
Endlich glaubte er Fannys Stimme zu
hören: „Geh' auf Dein Zimmer, Paul."
Die Stimme klang befehlend; Paul gehorchte
ihr und schloß die Thür.
Während die jungen Männer und Mädchen,
welche thatsächlich gar nicht an Paul dachten
und den Gegenstand nur als Anknüpfung
eines Gespräches benutzt hatten, sich fröhlich
unterhielten, und Alle ihren Partnern gegen
über zwei Mal so interessant und anziehend
auszusehen versuchten, als die Natur sie ge
macht hatte, kroch dieser junge Mann, der
gleichfalls versucht hatte, sich ein gut Theil
interessanter und begabter erscheinen zu lasten,
als die Natur es mit ihm beabsichtigte, in
jämmerlicher Gemüthsverfassung in sein Bett.
Die Musik spielte weiter, und die Cham
pagner-Korke knallten; die jungen Männer
lachten und die Mädchen lächelten. Im
Ballsaal waren sie Alle so glücklich, in dem
Schlafzimmer oben war Einer so elend.
„Wo ist Paul, Fanny?" fragte Sibylla.
„Er hat schreckliche Kopfschmerzen; ich
habe ihm gesagt, er sollte zu Bett gehen.
Er quält sich deswegen, weil er ein Medium
gewesen ist. Sagen Sie ihm morgen einige
freundliche Worte. Wollen Sie?"
„Ja, das werde ich thun. Sie muffen
ihn trösten, liebe Fanny."
„Das will ich gewiß, wenn ich kann.
Aber er giebt so viel auf das, was Sie
sagen, Sibylla."
Es war etwa halb sechs Uhr Morgens,
als Paul wieder aufwachte. Er erwachte
mit einem heftigen Erschrecken, denn er meinte
die Musik und die Stimmen der Tanzenden
von unten wieder zu hören. Aber das Haus
war ganz still. Er sprang aus dem Bett
und zog die Fenstervorhänge bei Seite. Die
Sonne war schon seit einer Stunde aufge
gangen. Er öffnete das Fenster. Die kalte
Morgenluft und der Sonnenschein vertrieben
die Gespenster der Nacht. Er war wieder
im Stande, zu denken. Nach Allem, was
geschehen war, konnte er unmöglich noch einen
Tag bleiben. Er mußte das Hans noch vor
dem Frühstück verlassen, noch ehe die An
deren herunter kamen. Er hatte einige Gold
stücke in seiner Börse; er hatte einen Kasten
voll von Ringen, Knöpfen, Nadeln — die
wollte er alle verkaufen oder versetzen. Ferner
hatte er einen herrlichen Toilettenkasten, in
welchem alle Gegenstände von schwerem
Silber waren, und eine Menge kostbarer
Wäsche, Anzüge und dergleichen, wovon er
gleichfalls einen Theil verkaufen konnte.
Jedenfalls würde er auf diese Weise genug
erlösen, um nach Amerika zurückkehren zu
können. Fanny würde warten müffen.
Er kleidete sich an und packte seine Sachen.
Dann öffnete er die Thür und ging leise
die Treppen hinunter, seinen Handkoffer auf
der Schulter und seinen Toilettenkasten in
der Hand tragend. Das Haus war ganz
still, und es schien, als ob Alle noch fest
schliefen. Unten im Flur angekommen, setzte
Paul seinen Handkoffer hin und ging in
das Studirzimmer.
Er setzte sich an den Tisch und schrieb:
„Sehr geehrte Frau BrünninghauS! Nach
unserer Unterhaltung von gestern werden Sie
nicht überrascht sein, diese Zeilen zu er
balten. Ich verlaffe Sie in der Frühe des
Morgens, ehe noch irgend Jemand von
Ihnen heruntergekommen ist. Ich thue dies,
um weiteren Auseinandersetzungen und einem
peinlichen Abschiede aus dem Wege zu gehen.
Aber ich kann Sie unmöglich verlaffen,
ohne meinen aufrichtigsten und herzlichsten
Dank für die Güte auszusprechen, die Sie
mir erwiesen haben, seit ich Ihr Gast wurde.
Ich werde dieselbe während meines ganzen
übrigen Lebens nie vergessen. Ich hoffe,
Sie nehmen es mir nicht übel, daß ich diese
Worte des Dankes schreibe, obgleich ich einen
Ausdruck meiner aufrichtigen Reue über die
Art und Weise, wie ich Ihre Güte erwidert
habe, hinzufügen muß. Ich gedachte Ihnen
ausführlich zu erklären, was ich damit meine;
aber ich kann es nicht — jetzt noch nicht.
Und gestern konnte ich es auch nicht. Gnädige
Frau, Ihre Güte wurde einem Unwürdigen
zu Theil; aber es ist gewiß, daß ich die
selbe trotzdem nie vergessen werde. Ihr ganz
ergebener Diener Paul."
Er adressirte den Brief und ließ ihn auf
dem Tisch liegen. Dann ging er nach dem
Flur zurück, zog seinen prächtigen Pelz an
— draußen raste ein scharfer, schneidender
Ostwind —, nahm Regenschirm und Hut
und schulterte wieder seinen Koffer. Dann
verließ er das Haus.
Um sechs Uhr Morgens, im Monat Mai
giebt es im Westen Berlins wenig Droschken.
Paul mußte eine ganze Strecke weit gehen,
unter dem Gewicht seines Koffers und Toi
lettenkastens und Pelzes häufig stolpernd.
Die Poesie seiner Flucht ging ihm völlig
verloren.
„Wohin, Herr?" fragte der Kutscher, der
ihm endlich begegnete.
„Weiß nicht", sagte Paul. „Wie soll
ich es wiffen?"
„Nun, wenn Sie es nicht wissen, wer
soll es dann wissen? Wollen Sie nach
einem Hotel, Herr?"
„Natürlich will ich das. Sie sind ein
verständiger Mann. Fahren Sie mich nach
dem „Kaiserhof". Sie sollen das doppelte
Fahrgeld bekommen. Natürlich wollte ich
nach dem Hotel fahren."
XXXIX.
An dem Tage nach dem Ball wurde
eine Berathung zwischen Bethiah, Theodor
und Sibylla in Bethiahs Atelier über die
jetzige Lage und die künftigen Aussichten
von Paul oder richtiger Ziphion Trinder
gehalten.
„Er entfernte sich heute Morgen, ehe
noch irgend Jemand aufgestanden “icn:".
sagte Theodor. „Ein Hausmädchen be
hauptet, es sei schon um sechs Uhr aus ge
wesen und habe sein Schlafzimmer leer ge
funden. Aber dieses Zeugniß wird nicht
für zuverlässig erachtet."
„Ich hoffe und vertraue, . daß er nicht
etwa beschlossen hat, zu verschwinden", meinte
Bethiah. „Ich weiß- daß er früher einmal
die Absicht hatte, spurlos zu verschwinden,
sobald sein letztes Wunder vollbracht wäre."
„Ich halte das nicht für wahrscheinlich",
erwiderte Theodor. „Er hat nämlich alle
seine Sachen eingepackt und mit sich ge
nommen."
„Ließ er keinen Brief zurück?"
„Einige Zeilen an Frau Brünninghaus,
in denen er ihr kurz für ihre große Güte
dankt."
„Und was sagte Frau Brünninghaus?"
^ „Sie ist zn dem Schluffe gelangt, daß
seine Freunde in Abessinien ihn abberufen
haben, und daß er jetzt in weißem Linnen-
gewände den Worten des weisen Isaak Jbn
Menelek lauscht. Herr Brünninghaus ist
derselben Meinung. Und Frau Brünning
haus spricht davon, daß sie die Fragmente
der philosophischen Lehre, die der junge
'Prophet verkündet hat, zusammenstellen
will ..."
„Paul muß sie noch einmal sehen!" rief
Bethiah erregt. „Er muß ihr die Wahrheit
sagen! Herr Langsdorfs , und dabei wandte
sich Bethiah mitgehendem Blick zu Theodor
hin, „verachten Sie meinen armen Jungen
nicht zu sehr. Er war immer phantastisch
und empfindsam; er war in der Schnellig
keit, mit der er sich eine Meinung bildete,
beinahe einem Mädchen ähnlich und glich auch
in vielen anderen Dingen einem Mädchen.
Harte Arbeit und rohe Ausdrucksweise waren
ihm w:derwärtig. Er war ganz ungeeignet
dazu, den Kampf des Daseins mit anderen
Männern auszufechten. Und was Geld an
langt, so giebt es keinen anderen Amerikaner
oder überhaupt Niemanden in der Welt,
dem weniger daran lag oder der weniger
geeignet war, Geld zu erwerben."
„Nun ja — aber — dennoch . . ." be
gann Theodor.
„Warten Sie ein Wenig, Herr Langs
dorfs. Er verließ seine Geburtsstadt —
weshalb ließen wir ihn nur gehen? — mit
siebzehn Jahren. Er ging nach New-Hork,
entschlossen, ein berühmter Dichter zu wer
den, und zwar sofort. Natürlich mißlang
ihm das. Er verbrauchte sein ganzes Geld
und fiel dann in die Hände eines Mannes,
der ihn seinen Schüler nannte, ihm schmeichelte
und ihn ermuthigte und in völliger Unwissen
heit des wirklichen Lebens erhielt. Es gab
nie einen Jüngling, der so wenig von der
Kana
Wel
nutzt
die -
Berk
Besä
der
s