Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

ihm Vorliebe für England und Abneigung 
gegen Rußland vor, weil er mit einer 
wohlhabensen Engländerin verheirathet ist 
Er ist ein Mann mit ergrautem Bollbarh 
hoher Stirn, klugen Augen, ernst, etwas 
doktrinär. Der „Figaro" erwähnt sein 
seltenes Lächeln, seine Charme und seine 
Grazie; die „PetiteRepublique" meint, sein 
Blick ermangele des Freimuths. Der Mi 
nister des Auswärtigen, H a n o t a u x, ist 
ein stiller Mann, mit angenehmem Wesen 
P o i n c u r è ist ein gewesener Schullehrer, 
nervös, heftig und sehr ehrgeizig. L e y g u e 8, 
Minister des Innern, ist Advokat und 
Lyriker, ein nüchterner Redner. Lebou 
Handelsminister, ist ein Professor und 
Rechtsgelehrter, Chantemps, der Minister 
für Colonien, ist gewesener Arzt. 
Paris, 26. Jan. Wie die Abendblätter 
melden, sind 17 Polizeiinspektoren von der 
Ostbahnlinie abgesetzt worden, weil sie es 
unterließen, die Sicherheitsbehörde über 
das Gerücht von der Ermordung des 
Generals Jamont an der deut 
s ch e n Grenze zu verständigen. 
In die Juwelenhandlung der Frau Luise 
Reyner in Nizza drangen am Hellen 
Tage vier Personen ein und raubten Brib 
lanten im Werthe von 25,000 Franks. 
Bulgarien. 
Sofia, 25. Jan. Gestern Abend wurde 
der frühere Beamte Muskurow, ein Bruder 
des verstorbenen Generals Muskurow und 
ein Schwager Stambulow's auf der Straße 
angefallen. Als er zwei Schüsse auf seine 
Angreifer abgab, wurde er von der Poli- 
zei verhaftet. Im Gefängniß soll derselbe 
alsdann mißhandelt worden sein. 
Italien. 
Wie uns aus Rom gemeldet wird, 
wurde im Gebirge bei Terni (Mittel-Italien) 
ein herumziehender Händler, Namens 
Parisi, von einem Rudel hungeriger 
Wölfe überfallen und sammt seinem 
Pferde von den Bestien aufgefressen. 
Rutzlauv. 
Charkow, 25. Jan. Ein Brand hat 
vor einigen Tagen die sog. Großen Mos 
kauer Reihen (den Bazar) zerstört. Das 
Feuer ist wahrscheinlich angelegt worden, 
da in dem ausgedehnten Gebäude weder 
bei Licht gearbeitet werden darf, noch Hei 
zung vorhanden ist. Der Brand wüthete 
den ganzen Tag. Der Schaden beträgt 
jedenfalls mehr als eine Million Rubel. 
Im „feuersicheren" Schrank, wo das Feuer 
ausgebrochen sein soll, ist das ganze Wechsel- 
Portefeuille im Betrage von 300,000 Rubel 
verbrannt. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 26. Jan. In der hiesigen Ge 
sellschaft der Aerzte sprach sich Hofrath 
Dräsche dahin aus, daß nach seinen Er 
şşahrungen das Diphtherie-Heil 
serum den gehegten Erwartungen nicht 
entspreche. Thatsächlich sei bei injizir 
len Kindern Eiweiß im Harne gefunden 
worden. Das Urtheil sei wohl noch nicht 
abgeschlossen, doch ließen die un be st reit 
baren Mißerfolge der Präventiv 
Impfung und nicht ersichtliche Einwirkung 
des Heilserums auf Diphtherie an der 
Heilkraft des Pferde-Serums von Roux 
und Behring nicht glauben. 
Belgien. 
In dem Giftmordprozeß I o u n i a u x 
in Antwerpen brachte die Sitzung am 
Sonnabend neue Enthüllungen. Die An- 
geklagte kaufte laut Aussage mehrerer 
Apotheker innerhalb acht Tagen vor dem 
dem Tode Alfred Ablays 96 Centigramm 
Morphium, deren Verwendung die Ange 
klagte nicht zu erklären vermag. 
Inland. 
beneiden würde — das hätte ihm gerade 
noch gefehlt! Er war auch gerade in der 
Lage, sich dieses Erfolges zu freuen — 
er! Ein bitteres Lachen brach von seinen 
Lippen. 
. Georg setzte rascher seinen Weg fort. 
Trotz des schwülen Frühsommerabends über 
fröstelte es ihn hin und wieder. Seine Nerven 
waren in wildem Aufruhr. Dazu fiel ihm ein, 
daß er während des heutigen Tages fast 
nichts gegessen batte: seine Kräfte drohten 
zu erlöschen. Und doch mußte er stark sein 
— er mußte. Bisher hatte er noch immer 
gekonnt, was er gemußt hatte. 
Als er an Huberts Zimmerthür pochte, 
fand er sie verschlossen. Die Wirthin, an 
die er sich wandte, sagte ihm, der Herr sei 
seit dem Morgen nicht zurückgekommen! wo 
er sich befand, wüßte sie nicht. Sie war 
gern bereit, Georg einzulassen, machte ihn 
aber gleich darauf aufmerksam, daß ihr 
Zimmerherr nieist die halben Nächte aus 
wärts bleibe und dem Herrn Rechtsanwalt 
da Warten daher wohl'etwas lang werden 
würde. Trotzdem blieb Georg. Er wollte, 
che die Frau, die ihn die Lampe angezündet 
hatte, wieder ging, noch manches über Hu 
ber's Lebensweise von ihr erfragen, aber er 
halle nicht den Muth dazu. Er mochte 
nichts über Hubert hören, außer von ihm 
selber. Es kam immer noch früh genug. 
Die Hände auf dem Rücken, ging 
durch das Zimmer hin und wieder. Es sah 
wenig behaglich darin aus, wie er sich beim 
Dllrchwandern überzeugte. 
(Fortsetzung folgt.) e 
Berlin, 29. Jan. Die Feier von Kai 
sers Geburtstag wurde am Sonntag 
um 8 Uhr eingeleitet durch das Blasen 
eines Chorals von der Gallerte der Schloß 
kapelle herab. Dann folgte das „Große 
Wecken" die Linden entlang bis zum Bran 
denburger Thor und zurück. Als erste 
Gratulanten erschienen bei dem Kaiser die 
Angehörigen der kaiserlichen Familie. Der 
mit grünen Zweigen berankte und mit 
Blumen reich geschmückte Geburtstagstisch 
soll mit vielen und kostbaren Geschenken 
bedeckt gewesen sein. Der Kronprinz und 
Prinz Eitel Fritz erschienen zur Gratulation 
ihres Vaters in den Uniformen des 1 
Garde - Regiments mit dem Bande des 
Schwarzen Adlerordens, Prinz Adalbert 
als Unterlieutenant der kaiserlichen Marine; 
die übrigen Prinzen und deren Schwester 
chen gratulirten mit Blumensträußen. Um 
10 Uhr begannen die Glocken der Schloß 
kapelle zum Kirchgang zu läuten. Der 
große Vortritt des Hofes, das diplomatische 
Corps, die Mitglieder des Bundesraths, 
der Reichskanzler, die Ritter des Schwarzen 
Adlerordens u. s. w. waren in der Schloß 
kapelle versammelt. Der Kaiser nahm 
zwischen der Kaiserin Friedrich und seiner 
Gemahlin Platz, zu beiden Seiten die 
Mitglieder des königlichen Hauses und die 
von auswärts gekommenen Fürsten, voran 
die Könige von Sachsen und Württemberg, 
die Großherzöge von Baden, Oldenburg 
und Hessen u. s. w. Hofprediger D. From 
mel hielt die Festpredigt unter Zugrunde 
legung des vom Kaiser selbst gewählten 
Textes: „Fürchte Dich nicht, denn ich bin 
bei Dir " 
Als das Kaiserpaar die Kapelle verließ, 
ging der große Vortritt voran und nahm 
im Weißen Saal dem Thron gegenüber 
Aufstellung, dahinter die Hofpagen. Der 
Kaiser trat links an die Seite des 
Thrones, die Kaiserin an die rechte Seite. 
Der Kaiser hatte gestickte Generalsuniform 
angelegt und trug die Ketten sämmtlicher 
preußischer Orden. Die Kette des hohen 
Ordens vom Schwarzen Adler schwang 
ich um die Schultern der Kaiserin, um 
das kostbare Damastkleid, das einen Auf 
putz von Federn hatte. Links vom Throne 
waren die fürstlichen Damen aufgestellt, 
rechts von der Kaiserin standen der König 
von Sachsen und die übrigen fürstlichen 
Herren. Dann begann die Gratulations- 
Cour. Während der Defilircour wurden 
durch die im Lustgarten aufgefahrene Leib- 
Batterie des 1. Garde-Feld-Artillerie-Re- 
giments 101 Salutschüsse gefeuert. 
Kaiserin Friedrich trug ein Kostüm 
von lichtgrauer Seide, dazu Kette, Band 
und Stern des Schwarzen Adler-Ordens. 
Die Kette des Ordens trug auch die 
Kaiserin zu einer Toilette von violet 
tem Seidenstoff mit weißem Spitzenbesatz 
und einem Kapotbut gleicher Farbe. Hohe 
Kleider mit Hut waren im Ceremoniell 
für die Damen vorgeschrieben 
— Das vom Bundesrath angenommene 
Tabak st euergesetz ist dem Reichs 
tage heute zugegangen. Es stimmt in der 
Hauptsache und in der ganzen Konstruktion 
mit dem vorjährigen Entwurf überein. 
— Die „ Staats bürgerztg." berichtet 
über die Audienz, die die sächsischen 
Reichstag sabgeordneten heute 
bei dem König Albert von Sachsen 
hatten. Nachdem er die einzelnen Abge 
ordneten in Gespräche gezogen hatte, hiclr 
er zum Schluß noch eine Ansprache, in 
der er namentlich die finanziellen Ver 
hältnisse der Einzelstaaten zu dem Reiche 
berührte und die Nothwendigkeit einer 
festen Regelung dieses Verhältnisses betonte, 
damit die unglückseligen Schwankungen auf 
hören, die den Einzelstaaten eine geordnete 
Finanzwirthschaft unmöglich machten. 
Berlin, 28. Jan. (U m st u r z k o m 
mission.) Der Antrag Boltz, den 
8 Hl & folgendermaßen zu fassen: „Straf 
Vorschriften, die nach 8 111 für den Fall 
einer erfolglosen Aufforderung gelten, 
finden auch gegen denjenigen Anwendung, 
welcher auf die ini 8 110 bezeichnete Weise 
Verbrechen solcher Art oder unter solchen 
Umständen als rühmlich oder erlaubt dar 
tellt, daß die Daifftellung geeignet ist, An 
dere zur Begehung solcher strafbaren Hand 
lungen anzuregen", wurde mit 20 gegen 
7 Stimmen angenommen. Ferner lehnte 
die Kommission mit 13 gegen 11 Stimmen 
die Aufnahme des 8 113 (Widerstand gegen 
Vollstrcckungsbeamte) in den 8 112». ab. 
Sie nahm mit 13 gegen 11 Stimmen die 
Ausnahme des 8 114 (Nöthigung von Be 
amten), ferner mit großer Majorität des 
8 115 (Zusammenrottung behufs Wider 
stands gegen die Staatsgewalt), des 8 124 
(qualifizirter Hausfriedensbruch), des 8 125 
(Landfriedensbruch) in den 8 Hl a an. 
Berlin, 25. Jan. Die Geschäfts 
ordnungskommission des Reichs 
tags lehnte mit Stimmengleichheit alle An 
träge auf Verschärfung der 
Disciplinargewalt des Prä 
sidenten ab. Levetzow gab 
Erklärungen ab, aus denen zu 
entnehmen ist, daß er ohne eine Verstärkung 
seiner Disciplinargewalt nicht glaubt, die 
Geschäfte weiterführen zu können. 
Berlin, 28. Jan. (Professor Adolf 
a g n e r und F r h r. von Stumm.) 
Prof. Wagner sendet der „Post", dem 
Blatte des Frhrn. v. Stumm, folgende 
Erklärung: 
Es ist vollständig unwahr, daß ich „unter nich 
tigen Vorwänden" es abgelehnt hätte, meine 
neulichen Aeußerungen gegen Freiherr-! v. Stumm 
zurückzunehmen oder die andererseits verlangte 
Genugthuung zu gewähren. 
Ich habe jene Aeußerungen, insbesondere den 
einzigen Ausdruck, der injuriös hätte gedeutet 
werden können („leichtfertige Verleumdung") zu 
rückzunehmen mich schriftlich bereit erklärt, unter 
der Bedingung, daß Freiherr von Stumm seiner 
seits schriftlich meinem Beauftragten erkläre, er 
habe sich in Bezug auf die thatsächlichen Unter 
lagen seiner Angriffe gegen uns Berliner national 
ökonomische Professoren im Reichstage geirrt. 
Als diese Bedingung von dem Beauftragten 
des Herrn von Stumm" nicht zugestanden wurde 
beantragte mein Beauftragter, unter ausdrück 
licher Hervorhebung, daß die Forderung damit 
nicht abgelehnt sein, sondern die Sache in der 
Schwebe gehalten werden solle, die ganze Ange 
legenheit einem Ehrengericht zu unterstellen, 
desien Entscheidung beide Parteien sich bedingungs 
los zu fügen hätten. 
Dies lehnte der Beauftragte des Freiherrn v 
Stumm ab. 
Geh. Reg -Rath Prof. Dr. Adolf Wagner. 
Dazu schreibt wieder die „Post" : Ueber 
die Erklärung des Herrn Professors 
' a g n e r s in unserer gestrigen Nummer 
geht uns folgende Mittheilung zu; „Der 
von Herrn Wagner gegebenen Darstellung 
des Herganges der Unterhandlungen zwischen 
seinem Beauftragten und mir ist hinzuzu 
ngen, daß ich ausdrücklich erklärte, einer 
Hineinziehung eines Ehrengerichts nicht 
zustimmen zu können, da ein solches Ber 
ühren dem Ehrencodex widerspreche. Ich 
hielt deshalb die Forderung aufrecht und 
erklärte dieselbe als abgelehnt, nachdem der 
Beauftragte des Prof. Wagner an dem 
Vorbehalte der Entscheidung durch ein 
Ehrengericht festhielt. Bopelius, Mitglied 
des Abgeordnetenhauses." 
Die „Post" fügt hinzu: Auf Grund 
der eigenen, durch vorstehende Erklärungen 
ergänzten Darstellung des Prof. Wagner 
müssen wir die Behauptung in unserer 
Nr. 26, wonach Prof. Wagner sowohl die 
Zurücknahme der gegen Frhrn. v. Stumm 
gerichteten Beleidigung, wie auch dessen 
Forderung unter nichtigen Vorwänden ab 
gelehnt hat, vollkommen aufrecht erhalten." 
Herr Professor Wagner hat als po- 
itiv-dogmatischer Christ in dieser Duell- 
wage nicht korrekt gehandelt. Er hätte 
mit einem unerschütterlich moralischen 
Muthe die Folgen solch einer positiv-reli 
giösen Anschauung auf sich nehmen und 
überall da, wo gesellschaftliche Gewohn 
heiten mit Religionsgeboten in Widerspruch 
tehen, diese letzteren höher stellen, denn 
man soll Gott unbedingt gehorchen 
und der Menschen Spott und Fürwitz nicht 
achten! Was aber thut Herr Professor 
Wagner? Statt in Anerkennung der aus 
seiner religiösen Ueberzeugung fließenden 
Folgerungen die ihm durch Herrn von 
Stumm angetragene Herausforderung ab 
zuweisen und die Unverträglichkeit des 
Zweikampfes mit dem christlichen Bekennt 
nisse laut vor aller Welt kund zn machen 
stellt er sich grundsätzlich auf den Boden 
des Duells. Er giebt die Berechtigung 
des Zweikampfes zu; er protestirt aus 
drücklich gegen die Annahme, als hätte er 
die Herausforderung Stumms abgelehnt. 
Da haben die ultramontanen Grasen Schmie- 
sing-Kerffenbroeck, die noch obenein Of 
fiziere waren, ganz anders im gegebenen 
Falle gehandelt. Sie verwarfen den Zwei 
kampf als eine im Widerspruch mit dem 
Christenthum stehende gesellschaftliche Ein 
richtung und verzichteten lieber auf die 
Ehre der Kameradschaft mit ihren Standes 
genossen im Heere, als daß sie sich in 
Gegensatz zu den Vorschriften der christ 
lichen Kirche gesetzt hätten. 
— Zu dem sensationellen Duell des 
Herrn Rittmeisters a. D. Dietrich v. Kotz e 
mit dem Ceremonienmeister Kammerherrn 
Frh. v. Schrader verlautet, daß im ver 
stoffenen Sommer bereits behauptet wurde, 
daß die Familie v. Kotze diejenigen zur 
Verantwortung ziehen würde, welche ge 
flissentlich den Verdacht der Thäterschaft 
in der Angelegenheit der anonymen Briefe 
auf den Ceremonienmeister v. Kotze zu 
lenken, bestrebt gewesen sind. Seitens der 
Gegner des Herrn v. Kotze wurde in der 
Wilhelmstraße ein förmlicher Kriegsrath 
abgehalten, und man scheute sich sogar 
nicht, das Haus und die Familie des Herrn 
v. Kotze durch ein bekanntes Berliner 
Privat-Detektiv-Jnstitut bewachen zu lassen 
Das Duell bestätigt die seitdem allgemein 
verbreitete Version, daß Baron Schrader 
die Seele der Intriguen war, -welche be 
zweckten, eine möglichste Belastung des 
Herrn v. Kotze herbeizuführen, um ihre 
eigenene verfrühte Parteinahme gegen 
denselben nicht ad absurdum führen zu 
lassen. 
In Folge eines äußerst lebhaften 
Traumes hat der Schmied Mosblech in 
Schwelm sein Leben eingebüßt. Mosblech 
träumte nachts, er befände sich in einem 
Eisenbahnzuge und müsse anssteigen. Er 
begab sich aus dem Bette zum Fenster, 
öffnete es, stieg hinaus und brach bei dem 
Sturz zur Erde das Rückgrat. Einigen 
herzueilenden Personen konnte er noch von 
einem verhängnißvollen Traum Mitthei 
lung machen, dann hauchte er sein Leben 
aus. 
“Beim Schlittenfahren sind zwei 
Kinder in Mehlis in Thüringen verun 
glückt. Mehrere Kinder vergnügten sich 
am Mittwoch, einen Abhang herunter, der 
an die nach Zella führende Chaussee stößt, 
Schlitten zu fahren. Dabei kamen die 
beiden sieben und vier Jahre alten Töchter 
chen des Revolverfabrikanten Bader mit 
rasender Schnelligkeit gerade in dem Augen 
blick den Berg herunter, als unten ein 
schwer mit Holz beladener Lastschlitten 
vorüberfuhr. Die beiden Kinder kamen 
unglücklicherweise direkt zwischen die Pferde 
und den Schlitten und wurden überfahren 
Die eine Kufe des Lastschlittens trennte 
dem älteren Mädchen den Kopf nahezu 
vollständig vom Rumpfe, so daß der Tod 
des Kindes sofort eintrat. Das zweite 
Kind wurde an den Beinen schwer verletzt 
Den Führer des Schlittens trifft keine 
Schuld. 
Eschwege-Schmalkslden, 28. Jan. Der 
antisemitische Kandidat Pastor Jskraut, 
welcher jetzt auch den, Bunde der Land 
wirthe beigetreten ist, war noch im vorigen 
Jahre ein heftiger Gegner des Bundes 
und suchte die Ausbreitung desselben im 
Kreise Herford zu hintertreiben. In einer 
Versammlung von Landwirthen in Herford 
wurde Herrn Jskraut wegen seiner An 
griffe auf den Bund das Wort abge- 
chnitten. Uebrigens hat der Jskraut's 
wegen in Herford extra neugegründete 
„Verein für innere Mission und christliches 
Volksleben" diesem auch schon wieder den 
Laufvaß gegeben, „weil es ihm nicht ge 
glückt ist, Eingang in den Gemeinden zu 
inden und weil es in Folge dessen nicht 
mehr möglich gewesen, sein Gehalt, 
welches sich aus freiwilligen Beiträgen zu 
ammensetzte, aufzubringen". So lautet 
die von dem hochkonservativen Superinten 
denten Schwalenbach gegebene Begründung 
der Entlassung Jskraut's. Gleichzeitig hat 
es Herr Schmalenbach schriftlich und münd 
lich abgelehnt, „weiter für Jskraut ein 
zutreten". — Um nun aber Herrn Jskraut 
wieder eine Existenz zu geben, hat sich im 
verflossenen Jahre aus einzelnen extremen 
Freunden desselben eine dritte Vereinigung, 
der Ş „konservative Volksverein" für den 
Kreis Herford konstituirt, welcher Herrn 
Jskraut als „Agenten" besoldet. Gegen 
dessen Anstellung in dem neuen Verein 
trat besonders energisch der Landrath 
von Borries in Herford auf, indeß 
ohne Erfolg. 
Oldenburg, 27. Januar. Ein Thier 
quäler der schlimmsten Sorte wurde vom 
hiesigen Landgericht zu 2Jahren Zucht- 
Haus verurtheilt. Der Mensch hatte sich 
ein Vergnügen daraus gemacht, nächtlicher 
Weise das auf den Wiesen befindliche Vieh 
durch Messerstiche zu verwunden. 
In der damals noch freien Reichsstatt 
Frankfurt a. M., so erzählt die „Magd 
Ztg ", stand ein Schnellzug nach Kassel 
zur Abfahrt bereit, die Reisenden waren 
eingestiegen und die Koupees theilweise 
schon geschlossen; nur zwei Herren wan 
derten noch gemüthlich vor einem Koupee 
1. Klaffe im eifrigen Gespräch auf und 
ab. Höflich grüßend tritt der Zugführer 
an die Herren heran und sagt: „Bitte 
einzusteigen." Unbekümmert um die Mäh 
nung sprechen die Herren weiter; noch 
einmal wiederholt der Zugführer seine 
Mahnung, aber wieder ohne Erfolg. Die 
Reisenden im Zuge werden ungeduldig, 
und zum dritten Male tritt der Zugführer 
zu den Herren und sagt: „Ich muß Sie 
dringend bitten, einzusteigen, da die Zeit 
zur Abfahrt schon überschritten ist." 
„Wollen Sie mich wohl in Ruhe lassen, 
Sie .... Sie!" schreit da einer der 
beiden Herren den Beamten an, „wissen 
Sie nicht, wer ich bin? Ich bin der 
Kurfürst von Hessen!" „So," sagte 
der Zugführer, nun will ich Ihnen zeigen, 
wer ich bin" — sprachs und pfiff, sprang 
in seinen Wagen, und zwei verdutzte Ge 
sichter sahen dem fortbrausenden Zuge nach. 
Wegen des P o st d i e b st a hfl s in Nürnberg 
ist ein zweiter Postbeamter verhaftet worden, 
der durch die im Schnee zurückgelassenen 
Fußspuren verdächtig erscheint. Eine Haus 
suchung verlief ohne Erfolg. 
Konstanz, 25. Jan. Exemplarisch 
bestraft wurde Schneidermeister Bernhard 
Hafner, der aus Rachsucht fälschlich einen 
Zahntechniker eines vor 4 Jahren vorge 
kommenen Mordes an einer Frauensperson 
bei der Staatsanwaltschaft bezichtigt hatte. 
Die Strafkammer verurtheilte ihn wegen 
falscher Anschuldigung zu einem Jahr 
Gefängniß und erkannte auf sofortige 
Verhaftung wegen Fluchtverdackts. 
Gestern früh kurz nach 2 Uhr hat man 
hier in einzelnen Häusern einen ziemlich 
starken Erdstoß wahrgenommen. Der 
Erdstoß wurde auch in der benachbarten 
Schweiz verspürt. 
Ein Beleidigungsprozeß deS 
Offizierkorps von Aschaffeuburg 
gegen die amtliche „Aschaffenburger Ztg " 
der sich indirect gegen den Aschaffenburger 
Kriegerverein richtet, wurde an, 
Mittwoch vor dem Landgericht in Aschaffen- 
bürg in der Berufungsinstanz verhandelt. 
Wir entnehmen über den Prozeß, der ein 
allgemeines Interesse bietet, der ' „Franks. 
Ztg.": Der Kriegervereiu Aschaffenburg 
empfand es schon seit längerer Zeit schmerz, 
lich, daß das Verhältniß zwischen ihm und 
dem Osfiziercorps immer mehr erkaltete, 
trotzdem seine Mitglieder es nie au Eifer 
fehlen ließen, ihre „reichsfreundliche" Ge 
sinnung an patriotischen Festen und politi 
schen Tagen zu bethätigen. Als nun Ende 
Juli vorigen Jahres ein Mitglied des 
Kriegervereins, das allgemeiner 
Achtung und Beliebtheit sich erfreut hatte 
und im Besitz des eisernen Kreuzes und 
anderer Ehrenzeichen aus den Jahren 1866 
und 1870 71 war, starb und beerdigt 
wurde, ohne daß die Ehrenmitglieder des 
Vereins und das Offizierkorps sich ai« 
Begräbniß betheiligten, da loderte der 
Schmerz in Entrüstung auf, die, wie ein 
am Mittwoch als Zeuge vernommenes 
Mitglied aussagte, in „drastischer" Weise 
zum Ausdruck kani, und am nächsten Tage 
konstatirte die „Asch. Ztg." in einem Be 
richt über das Begräbniß das Fernbleiben 
und fügte hinzu: „Auch ein Zeichen der 
Zeit, aber eins, das zu denken giebt." 
Durch diesen Satz fühlte sich das Offizier 
korps verletzt; es strengte durch seinen 
Vorsitzenden, den Kommandeur des 2. 
bahr. Jägerbataillons, Oberstlieutenant 
Hennigst, Privatklage wegen Beleidigung an- 
Das Schöffengericht fand den Satz weder 
formell noch inhaltlich beleidigend, billigte 
mich dem Beklagten den Schutz des 8 196 
Str.-G.-B. zu und wies den Strafantrag 
zurück. Der Vorsitzende des Offizierkorps 
legte gegen dieses Urtheil Berufung ein, 
über die am Mittwoch verhandelt wurde- 
Es stellte sich dabei heraus, daß Oberst 
lieutenant Hennigst sich mit der Civilklage 
allein nicht begnügt hatte, daß er vielmehr 
am 18. Dezember auch eine Beschwerde 
gegen den Kriegerverein an das Präsidium 
des bahr. Kriegerbundes richtete. Das 
Präsidium erließ darauf hin am 14. Jan- 
ein Schreiben an die Vorstandschaft. Aus 
diesem geht hervor, daß das Offizierkorps 
die fragliche Notiz auf direkte Veranlassung 
von Mitgliedern des Krieger- und 
Beteranenvereins zurückführt, und daß es 
ich darauf beruft, es sei ihm weder eine 
Einladung, noch eine besondere Mittheilung 
zugegangen. Das Präsidium nimmt eine 
Beleidigung des Offizierkorps als vorliegend 
an, „verurtheilt die vorwürfige Handlungs 
weise auf's Schärfste" und ist „einstimmig 
der Anschauung, daß in dem Kriegerverein 
Aschaffenburg nicht jener Geist herrscht, 
welcher von den Mitgliedschaften des 
Bundes erwartet werden muß, und daß 
das Vorkommniß leider dazu angethan ist, 
die Achtung und das Ansehen des Bundes 
zu schädigen." Schließlich wird die 
Vorstandschaft aufgefordert, „in aller 
kürzester Zeit gegenüber dem Offizierkorps 
in Aschaffenburg Remedur zu schaffen, 
widrigenfalls Sie zu gewärtigen haben, 
daß gegen ihren Verein von Bundeswegen 
eingeschritten werden wird." Die Verteidi 
gung protestirte nachdrücklich gegen dieses 
zwischen die erste und zweä." Instanz 
fallende Schreiben, weil es als eine Be 
drohung und Beeinflussung der Zeugen be 
trachtet werden müsse. Dem Obmann des 
Präsidiums im Aschaffenburger Bezirk sei 
vom Präsidium ein noch viel schärferes 
Schreiben zugegangen, vas ihn wie einen 
Schulbuben behandle und ihn so aufgeregt 
habe, daß er nicht als Zeuge habe zu 
gezogen werden können. Drei der eifrigsten 
Mitglieder des Kriegervereins sind dagegen 
erschienen und sagen übereinstimmend aus, 
daß die Entrüstung bestanden habe und daß 
das Offizierkorps gewöhnlich auch dann 
nicht erschienen sei, wenn es eigens zN 
Beerdigungen eingeladen wurde. Der 
Vertreter des anwesenden Klägers sucht 
die Klage aufrecht zu halten unter Betonung 
der „ganz besonders exponirten" Stellung 
des Offizierkorps und der „Gefährdung der 
Vereins mit sich bringen könnte, während 
er die Anwendung des 8 493 P be 
kämpfen suchte mit der Behauptung, daß. 
die Presse eine „exceptionelle Stellung" 
einnehme, und mehr Schutz genieße, als 
die berufenen Vertreter fremden Rechtes, 
die Rechtsanwälte. Der Verteidiger pro 
testirte scharf gegen das erwähnte Eingreifen 
des Bundespräsidiums, gegen die anonyme 
Klagestellung des Klägers und gegen die 
Konstruirung einer besonderen Ossiziersehre, 
was den Vertreter des Klägers zu der 
Bemerkung veranlaßte, die Offiziere hätten 
es nicht nöthig, sich von den Kriegerver 
einen als Dekoration mitschleppen zu lassen- 
Set Schluß der Verhandlung erklärt 
Vorsitzende, Landesgerichtsdireftor 
Nöthig, unmittelbar, das Urtheil werde 
erst nächsten Mittwoch verkündet. 
_„Şie der „Franks. Ztg." weiter aus 
Ajchaffenburg mitgetheilt wird, ist General- 
lieutenant v. Gropper als Präsident des 
bayrischen Kriegerbundes aus Gesundheits 
rücksichten zurückgetreten. 
In der räthselhaften Angelegenheit des 
Pionier-LieutenantS Hoffmann aus Har 
burg werden unausgesetzt von Seiten der 
Kriminalpolizei Nachforschungen gehalten, 
indeß hat es wunderbarer Weise immer 
noch nicht gelingen wollen, den Kutscher, 
der Hoffmann zuletzt gefahren, zu ermit 
teln. Die Ehefrau des Vermißtem 
welche sehr schiver krank ist, wird Harburg 
in Kurzem verlassen, um zu ihrer Mutter 
nach Sondershausen überzusiedeln. 
Zwischen Hamburg und B r e s l a » 
schwebt seit längerer Zeit ein Prozeß 
um die Zahlung von 14,50 Mk., welche 
Breslau sich weigerte an Hamburg auszn- 
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Sondert 
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beiten. 
Leitung 
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fähig j 
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