ihm Vorliebe für England und Abneigung
gegen Rußland vor, weil er mit einer
wohlhabensen Engländerin verheirathet ist
Er ist ein Mann mit ergrautem Bollbarh
hoher Stirn, klugen Augen, ernst, etwas
doktrinär. Der „Figaro" erwähnt sein
seltenes Lächeln, seine Charme und seine
Grazie; die „PetiteRepublique" meint, sein
Blick ermangele des Freimuths. Der Mi
nister des Auswärtigen, H a n o t a u x, ist
ein stiller Mann, mit angenehmem Wesen
P o i n c u r è ist ein gewesener Schullehrer,
nervös, heftig und sehr ehrgeizig. L e y g u e 8,
Minister des Innern, ist Advokat und
Lyriker, ein nüchterner Redner. Lebou
Handelsminister, ist ein Professor und
Rechtsgelehrter, Chantemps, der Minister
für Colonien, ist gewesener Arzt.
Paris, 26. Jan. Wie die Abendblätter
melden, sind 17 Polizeiinspektoren von der
Ostbahnlinie abgesetzt worden, weil sie es
unterließen, die Sicherheitsbehörde über
das Gerücht von der Ermordung des
Generals Jamont an der deut
s ch e n Grenze zu verständigen.
In die Juwelenhandlung der Frau Luise
Reyner in Nizza drangen am Hellen
Tage vier Personen ein und raubten Brib
lanten im Werthe von 25,000 Franks.
Bulgarien.
Sofia, 25. Jan. Gestern Abend wurde
der frühere Beamte Muskurow, ein Bruder
des verstorbenen Generals Muskurow und
ein Schwager Stambulow's auf der Straße
angefallen. Als er zwei Schüsse auf seine
Angreifer abgab, wurde er von der Poli-
zei verhaftet. Im Gefängniß soll derselbe
alsdann mißhandelt worden sein.
Italien.
Wie uns aus Rom gemeldet wird,
wurde im Gebirge bei Terni (Mittel-Italien)
ein herumziehender Händler, Namens
Parisi, von einem Rudel hungeriger
Wölfe überfallen und sammt seinem
Pferde von den Bestien aufgefressen.
Rutzlauv.
Charkow, 25. Jan. Ein Brand hat
vor einigen Tagen die sog. Großen Mos
kauer Reihen (den Bazar) zerstört. Das
Feuer ist wahrscheinlich angelegt worden,
da in dem ausgedehnten Gebäude weder
bei Licht gearbeitet werden darf, noch Hei
zung vorhanden ist. Der Brand wüthete
den ganzen Tag. Der Schaden beträgt
jedenfalls mehr als eine Million Rubel.
Im „feuersicheren" Schrank, wo das Feuer
ausgebrochen sein soll, ist das ganze Wechsel-
Portefeuille im Betrage von 300,000 Rubel
verbrannt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 26. Jan. In der hiesigen Ge
sellschaft der Aerzte sprach sich Hofrath
Dräsche dahin aus, daß nach seinen Er
şşahrungen das Diphtherie-Heil
serum den gehegten Erwartungen nicht
entspreche. Thatsächlich sei bei injizir
len Kindern Eiweiß im Harne gefunden
worden. Das Urtheil sei wohl noch nicht
abgeschlossen, doch ließen die un be st reit
baren Mißerfolge der Präventiv
Impfung und nicht ersichtliche Einwirkung
des Heilserums auf Diphtherie an der
Heilkraft des Pferde-Serums von Roux
und Behring nicht glauben.
Belgien.
In dem Giftmordprozeß I o u n i a u x
in Antwerpen brachte die Sitzung am
Sonnabend neue Enthüllungen. Die An-
geklagte kaufte laut Aussage mehrerer
Apotheker innerhalb acht Tagen vor dem
dem Tode Alfred Ablays 96 Centigramm
Morphium, deren Verwendung die Ange
klagte nicht zu erklären vermag.
Inland.
beneiden würde — das hätte ihm gerade
noch gefehlt! Er war auch gerade in der
Lage, sich dieses Erfolges zu freuen —
er! Ein bitteres Lachen brach von seinen
Lippen.
. Georg setzte rascher seinen Weg fort.
Trotz des schwülen Frühsommerabends über
fröstelte es ihn hin und wieder. Seine Nerven
waren in wildem Aufruhr. Dazu fiel ihm ein,
daß er während des heutigen Tages fast
nichts gegessen batte: seine Kräfte drohten
zu erlöschen. Und doch mußte er stark sein
— er mußte. Bisher hatte er noch immer
gekonnt, was er gemußt hatte.
Als er an Huberts Zimmerthür pochte,
fand er sie verschlossen. Die Wirthin, an
die er sich wandte, sagte ihm, der Herr sei
seit dem Morgen nicht zurückgekommen! wo
er sich befand, wüßte sie nicht. Sie war
gern bereit, Georg einzulassen, machte ihn
aber gleich darauf aufmerksam, daß ihr
Zimmerherr nieist die halben Nächte aus
wärts bleibe und dem Herrn Rechtsanwalt
da Warten daher wohl'etwas lang werden
würde. Trotzdem blieb Georg. Er wollte,
che die Frau, die ihn die Lampe angezündet
hatte, wieder ging, noch manches über Hu
ber's Lebensweise von ihr erfragen, aber er
halle nicht den Muth dazu. Er mochte
nichts über Hubert hören, außer von ihm
selber. Es kam immer noch früh genug.
Die Hände auf dem Rücken, ging
durch das Zimmer hin und wieder. Es sah
wenig behaglich darin aus, wie er sich beim
Dllrchwandern überzeugte.
(Fortsetzung folgt.) e
Berlin, 29. Jan. Die Feier von Kai
sers Geburtstag wurde am Sonntag
um 8 Uhr eingeleitet durch das Blasen
eines Chorals von der Gallerte der Schloß
kapelle herab. Dann folgte das „Große
Wecken" die Linden entlang bis zum Bran
denburger Thor und zurück. Als erste
Gratulanten erschienen bei dem Kaiser die
Angehörigen der kaiserlichen Familie. Der
mit grünen Zweigen berankte und mit
Blumen reich geschmückte Geburtstagstisch
soll mit vielen und kostbaren Geschenken
bedeckt gewesen sein. Der Kronprinz und
Prinz Eitel Fritz erschienen zur Gratulation
ihres Vaters in den Uniformen des 1
Garde - Regiments mit dem Bande des
Schwarzen Adlerordens, Prinz Adalbert
als Unterlieutenant der kaiserlichen Marine;
die übrigen Prinzen und deren Schwester
chen gratulirten mit Blumensträußen. Um
10 Uhr begannen die Glocken der Schloß
kapelle zum Kirchgang zu läuten. Der
große Vortritt des Hofes, das diplomatische
Corps, die Mitglieder des Bundesraths,
der Reichskanzler, die Ritter des Schwarzen
Adlerordens u. s. w. waren in der Schloß
kapelle versammelt. Der Kaiser nahm
zwischen der Kaiserin Friedrich und seiner
Gemahlin Platz, zu beiden Seiten die
Mitglieder des königlichen Hauses und die
von auswärts gekommenen Fürsten, voran
die Könige von Sachsen und Württemberg,
die Großherzöge von Baden, Oldenburg
und Hessen u. s. w. Hofprediger D. From
mel hielt die Festpredigt unter Zugrunde
legung des vom Kaiser selbst gewählten
Textes: „Fürchte Dich nicht, denn ich bin
bei Dir "
Als das Kaiserpaar die Kapelle verließ,
ging der große Vortritt voran und nahm
im Weißen Saal dem Thron gegenüber
Aufstellung, dahinter die Hofpagen. Der
Kaiser trat links an die Seite des
Thrones, die Kaiserin an die rechte Seite.
Der Kaiser hatte gestickte Generalsuniform
angelegt und trug die Ketten sämmtlicher
preußischer Orden. Die Kette des hohen
Ordens vom Schwarzen Adler schwang
ich um die Schultern der Kaiserin, um
das kostbare Damastkleid, das einen Auf
putz von Federn hatte. Links vom Throne
waren die fürstlichen Damen aufgestellt,
rechts von der Kaiserin standen der König
von Sachsen und die übrigen fürstlichen
Herren. Dann begann die Gratulations-
Cour. Während der Defilircour wurden
durch die im Lustgarten aufgefahrene Leib-
Batterie des 1. Garde-Feld-Artillerie-Re-
giments 101 Salutschüsse gefeuert.
Kaiserin Friedrich trug ein Kostüm
von lichtgrauer Seide, dazu Kette, Band
und Stern des Schwarzen Adler-Ordens.
Die Kette des Ordens trug auch die
Kaiserin zu einer Toilette von violet
tem Seidenstoff mit weißem Spitzenbesatz
und einem Kapotbut gleicher Farbe. Hohe
Kleider mit Hut waren im Ceremoniell
für die Damen vorgeschrieben
— Das vom Bundesrath angenommene
Tabak st euergesetz ist dem Reichs
tage heute zugegangen. Es stimmt in der
Hauptsache und in der ganzen Konstruktion
mit dem vorjährigen Entwurf überein.
— Die „ Staats bürgerztg." berichtet
über die Audienz, die die sächsischen
Reichstag sabgeordneten heute
bei dem König Albert von Sachsen
hatten. Nachdem er die einzelnen Abge
ordneten in Gespräche gezogen hatte, hiclr
er zum Schluß noch eine Ansprache, in
der er namentlich die finanziellen Ver
hältnisse der Einzelstaaten zu dem Reiche
berührte und die Nothwendigkeit einer
festen Regelung dieses Verhältnisses betonte,
damit die unglückseligen Schwankungen auf
hören, die den Einzelstaaten eine geordnete
Finanzwirthschaft unmöglich machten.
Berlin, 28. Jan. (U m st u r z k o m
mission.) Der Antrag Boltz, den
8 Hl & folgendermaßen zu fassen: „Straf
Vorschriften, die nach 8 111 für den Fall
einer erfolglosen Aufforderung gelten,
finden auch gegen denjenigen Anwendung,
welcher auf die ini 8 110 bezeichnete Weise
Verbrechen solcher Art oder unter solchen
Umständen als rühmlich oder erlaubt dar
tellt, daß die Daifftellung geeignet ist, An
dere zur Begehung solcher strafbaren Hand
lungen anzuregen", wurde mit 20 gegen
7 Stimmen angenommen. Ferner lehnte
die Kommission mit 13 gegen 11 Stimmen
die Aufnahme des 8 113 (Widerstand gegen
Vollstrcckungsbeamte) in den 8 112». ab.
Sie nahm mit 13 gegen 11 Stimmen die
Ausnahme des 8 114 (Nöthigung von Be
amten), ferner mit großer Majorität des
8 115 (Zusammenrottung behufs Wider
stands gegen die Staatsgewalt), des 8 124
(qualifizirter Hausfriedensbruch), des 8 125
(Landfriedensbruch) in den 8 Hl a an.
Berlin, 25. Jan. Die Geschäfts
ordnungskommission des Reichs
tags lehnte mit Stimmengleichheit alle An
träge auf Verschärfung der
Disciplinargewalt des Prä
sidenten ab. Levetzow gab
Erklärungen ab, aus denen zu
entnehmen ist, daß er ohne eine Verstärkung
seiner Disciplinargewalt nicht glaubt, die
Geschäfte weiterführen zu können.
Berlin, 28. Jan. (Professor Adolf
a g n e r und F r h r. von Stumm.)
Prof. Wagner sendet der „Post", dem
Blatte des Frhrn. v. Stumm, folgende
Erklärung:
Es ist vollständig unwahr, daß ich „unter nich
tigen Vorwänden" es abgelehnt hätte, meine
neulichen Aeußerungen gegen Freiherr-! v. Stumm
zurückzunehmen oder die andererseits verlangte
Genugthuung zu gewähren.
Ich habe jene Aeußerungen, insbesondere den
einzigen Ausdruck, der injuriös hätte gedeutet
werden können („leichtfertige Verleumdung") zu
rückzunehmen mich schriftlich bereit erklärt, unter
der Bedingung, daß Freiherr von Stumm seiner
seits schriftlich meinem Beauftragten erkläre, er
habe sich in Bezug auf die thatsächlichen Unter
lagen seiner Angriffe gegen uns Berliner national
ökonomische Professoren im Reichstage geirrt.
Als diese Bedingung von dem Beauftragten
des Herrn von Stumm" nicht zugestanden wurde
beantragte mein Beauftragter, unter ausdrück
licher Hervorhebung, daß die Forderung damit
nicht abgelehnt sein, sondern die Sache in der
Schwebe gehalten werden solle, die ganze Ange
legenheit einem Ehrengericht zu unterstellen,
desien Entscheidung beide Parteien sich bedingungs
los zu fügen hätten.
Dies lehnte der Beauftragte des Freiherrn v
Stumm ab.
Geh. Reg -Rath Prof. Dr. Adolf Wagner.
Dazu schreibt wieder die „Post" : Ueber
die Erklärung des Herrn Professors
' a g n e r s in unserer gestrigen Nummer
geht uns folgende Mittheilung zu; „Der
von Herrn Wagner gegebenen Darstellung
des Herganges der Unterhandlungen zwischen
seinem Beauftragten und mir ist hinzuzu
ngen, daß ich ausdrücklich erklärte, einer
Hineinziehung eines Ehrengerichts nicht
zustimmen zu können, da ein solches Ber
ühren dem Ehrencodex widerspreche. Ich
hielt deshalb die Forderung aufrecht und
erklärte dieselbe als abgelehnt, nachdem der
Beauftragte des Prof. Wagner an dem
Vorbehalte der Entscheidung durch ein
Ehrengericht festhielt. Bopelius, Mitglied
des Abgeordnetenhauses."
Die „Post" fügt hinzu: Auf Grund
der eigenen, durch vorstehende Erklärungen
ergänzten Darstellung des Prof. Wagner
müssen wir die Behauptung in unserer
Nr. 26, wonach Prof. Wagner sowohl die
Zurücknahme der gegen Frhrn. v. Stumm
gerichteten Beleidigung, wie auch dessen
Forderung unter nichtigen Vorwänden ab
gelehnt hat, vollkommen aufrecht erhalten."
Herr Professor Wagner hat als po-
itiv-dogmatischer Christ in dieser Duell-
wage nicht korrekt gehandelt. Er hätte
mit einem unerschütterlich moralischen
Muthe die Folgen solch einer positiv-reli
giösen Anschauung auf sich nehmen und
überall da, wo gesellschaftliche Gewohn
heiten mit Religionsgeboten in Widerspruch
tehen, diese letzteren höher stellen, denn
man soll Gott unbedingt gehorchen
und der Menschen Spott und Fürwitz nicht
achten! Was aber thut Herr Professor
Wagner? Statt in Anerkennung der aus
seiner religiösen Ueberzeugung fließenden
Folgerungen die ihm durch Herrn von
Stumm angetragene Herausforderung ab
zuweisen und die Unverträglichkeit des
Zweikampfes mit dem christlichen Bekennt
nisse laut vor aller Welt kund zn machen
stellt er sich grundsätzlich auf den Boden
des Duells. Er giebt die Berechtigung
des Zweikampfes zu; er protestirt aus
drücklich gegen die Annahme, als hätte er
die Herausforderung Stumms abgelehnt.
Da haben die ultramontanen Grasen Schmie-
sing-Kerffenbroeck, die noch obenein Of
fiziere waren, ganz anders im gegebenen
Falle gehandelt. Sie verwarfen den Zwei
kampf als eine im Widerspruch mit dem
Christenthum stehende gesellschaftliche Ein
richtung und verzichteten lieber auf die
Ehre der Kameradschaft mit ihren Standes
genossen im Heere, als daß sie sich in
Gegensatz zu den Vorschriften der christ
lichen Kirche gesetzt hätten.
— Zu dem sensationellen Duell des
Herrn Rittmeisters a. D. Dietrich v. Kotz e
mit dem Ceremonienmeister Kammerherrn
Frh. v. Schrader verlautet, daß im ver
stoffenen Sommer bereits behauptet wurde,
daß die Familie v. Kotze diejenigen zur
Verantwortung ziehen würde, welche ge
flissentlich den Verdacht der Thäterschaft
in der Angelegenheit der anonymen Briefe
auf den Ceremonienmeister v. Kotze zu
lenken, bestrebt gewesen sind. Seitens der
Gegner des Herrn v. Kotze wurde in der
Wilhelmstraße ein förmlicher Kriegsrath
abgehalten, und man scheute sich sogar
nicht, das Haus und die Familie des Herrn
v. Kotze durch ein bekanntes Berliner
Privat-Detektiv-Jnstitut bewachen zu lassen
Das Duell bestätigt die seitdem allgemein
verbreitete Version, daß Baron Schrader
die Seele der Intriguen war, -welche be
zweckten, eine möglichste Belastung des
Herrn v. Kotze herbeizuführen, um ihre
eigenene verfrühte Parteinahme gegen
denselben nicht ad absurdum führen zu
lassen.
In Folge eines äußerst lebhaften
Traumes hat der Schmied Mosblech in
Schwelm sein Leben eingebüßt. Mosblech
träumte nachts, er befände sich in einem
Eisenbahnzuge und müsse anssteigen. Er
begab sich aus dem Bette zum Fenster,
öffnete es, stieg hinaus und brach bei dem
Sturz zur Erde das Rückgrat. Einigen
herzueilenden Personen konnte er noch von
einem verhängnißvollen Traum Mitthei
lung machen, dann hauchte er sein Leben
aus.
“Beim Schlittenfahren sind zwei
Kinder in Mehlis in Thüringen verun
glückt. Mehrere Kinder vergnügten sich
am Mittwoch, einen Abhang herunter, der
an die nach Zella führende Chaussee stößt,
Schlitten zu fahren. Dabei kamen die
beiden sieben und vier Jahre alten Töchter
chen des Revolverfabrikanten Bader mit
rasender Schnelligkeit gerade in dem Augen
blick den Berg herunter, als unten ein
schwer mit Holz beladener Lastschlitten
vorüberfuhr. Die beiden Kinder kamen
unglücklicherweise direkt zwischen die Pferde
und den Schlitten und wurden überfahren
Die eine Kufe des Lastschlittens trennte
dem älteren Mädchen den Kopf nahezu
vollständig vom Rumpfe, so daß der Tod
des Kindes sofort eintrat. Das zweite
Kind wurde an den Beinen schwer verletzt
Den Führer des Schlittens trifft keine
Schuld.
Eschwege-Schmalkslden, 28. Jan. Der
antisemitische Kandidat Pastor Jskraut,
welcher jetzt auch den, Bunde der Land
wirthe beigetreten ist, war noch im vorigen
Jahre ein heftiger Gegner des Bundes
und suchte die Ausbreitung desselben im
Kreise Herford zu hintertreiben. In einer
Versammlung von Landwirthen in Herford
wurde Herrn Jskraut wegen seiner An
griffe auf den Bund das Wort abge-
chnitten. Uebrigens hat der Jskraut's
wegen in Herford extra neugegründete
„Verein für innere Mission und christliches
Volksleben" diesem auch schon wieder den
Laufvaß gegeben, „weil es ihm nicht ge
glückt ist, Eingang in den Gemeinden zu
inden und weil es in Folge dessen nicht
mehr möglich gewesen, sein Gehalt,
welches sich aus freiwilligen Beiträgen zu
ammensetzte, aufzubringen". So lautet
die von dem hochkonservativen Superinten
denten Schwalenbach gegebene Begründung
der Entlassung Jskraut's. Gleichzeitig hat
es Herr Schmalenbach schriftlich und münd
lich abgelehnt, „weiter für Jskraut ein
zutreten". — Um nun aber Herrn Jskraut
wieder eine Existenz zu geben, hat sich im
verflossenen Jahre aus einzelnen extremen
Freunden desselben eine dritte Vereinigung,
der Ş „konservative Volksverein" für den
Kreis Herford konstituirt, welcher Herrn
Jskraut als „Agenten" besoldet. Gegen
dessen Anstellung in dem neuen Verein
trat besonders energisch der Landrath
von Borries in Herford auf, indeß
ohne Erfolg.
Oldenburg, 27. Januar. Ein Thier
quäler der schlimmsten Sorte wurde vom
hiesigen Landgericht zu 2Jahren Zucht-
Haus verurtheilt. Der Mensch hatte sich
ein Vergnügen daraus gemacht, nächtlicher
Weise das auf den Wiesen befindliche Vieh
durch Messerstiche zu verwunden.
In der damals noch freien Reichsstatt
Frankfurt a. M., so erzählt die „Magd
Ztg ", stand ein Schnellzug nach Kassel
zur Abfahrt bereit, die Reisenden waren
eingestiegen und die Koupees theilweise
schon geschlossen; nur zwei Herren wan
derten noch gemüthlich vor einem Koupee
1. Klaffe im eifrigen Gespräch auf und
ab. Höflich grüßend tritt der Zugführer
an die Herren heran und sagt: „Bitte
einzusteigen." Unbekümmert um die Mäh
nung sprechen die Herren weiter; noch
einmal wiederholt der Zugführer seine
Mahnung, aber wieder ohne Erfolg. Die
Reisenden im Zuge werden ungeduldig,
und zum dritten Male tritt der Zugführer
zu den Herren und sagt: „Ich muß Sie
dringend bitten, einzusteigen, da die Zeit
zur Abfahrt schon überschritten ist."
„Wollen Sie mich wohl in Ruhe lassen,
Sie .... Sie!" schreit da einer der
beiden Herren den Beamten an, „wissen
Sie nicht, wer ich bin? Ich bin der
Kurfürst von Hessen!" „So," sagte
der Zugführer, nun will ich Ihnen zeigen,
wer ich bin" — sprachs und pfiff, sprang
in seinen Wagen, und zwei verdutzte Ge
sichter sahen dem fortbrausenden Zuge nach.
Wegen des P o st d i e b st a hfl s in Nürnberg
ist ein zweiter Postbeamter verhaftet worden,
der durch die im Schnee zurückgelassenen
Fußspuren verdächtig erscheint. Eine Haus
suchung verlief ohne Erfolg.
Konstanz, 25. Jan. Exemplarisch
bestraft wurde Schneidermeister Bernhard
Hafner, der aus Rachsucht fälschlich einen
Zahntechniker eines vor 4 Jahren vorge
kommenen Mordes an einer Frauensperson
bei der Staatsanwaltschaft bezichtigt hatte.
Die Strafkammer verurtheilte ihn wegen
falscher Anschuldigung zu einem Jahr
Gefängniß und erkannte auf sofortige
Verhaftung wegen Fluchtverdackts.
Gestern früh kurz nach 2 Uhr hat man
hier in einzelnen Häusern einen ziemlich
starken Erdstoß wahrgenommen. Der
Erdstoß wurde auch in der benachbarten
Schweiz verspürt.
Ein Beleidigungsprozeß deS
Offizierkorps von Aschaffeuburg
gegen die amtliche „Aschaffenburger Ztg "
der sich indirect gegen den Aschaffenburger
Kriegerverein richtet, wurde an,
Mittwoch vor dem Landgericht in Aschaffen-
bürg in der Berufungsinstanz verhandelt.
Wir entnehmen über den Prozeß, der ein
allgemeines Interesse bietet, der ' „Franks.
Ztg.": Der Kriegervereiu Aschaffenburg
empfand es schon seit längerer Zeit schmerz,
lich, daß das Verhältniß zwischen ihm und
dem Osfiziercorps immer mehr erkaltete,
trotzdem seine Mitglieder es nie au Eifer
fehlen ließen, ihre „reichsfreundliche" Ge
sinnung an patriotischen Festen und politi
schen Tagen zu bethätigen. Als nun Ende
Juli vorigen Jahres ein Mitglied des
Kriegervereins, das allgemeiner
Achtung und Beliebtheit sich erfreut hatte
und im Besitz des eisernen Kreuzes und
anderer Ehrenzeichen aus den Jahren 1866
und 1870 71 war, starb und beerdigt
wurde, ohne daß die Ehrenmitglieder des
Vereins und das Offizierkorps sich ai«
Begräbniß betheiligten, da loderte der
Schmerz in Entrüstung auf, die, wie ein
am Mittwoch als Zeuge vernommenes
Mitglied aussagte, in „drastischer" Weise
zum Ausdruck kani, und am nächsten Tage
konstatirte die „Asch. Ztg." in einem Be
richt über das Begräbniß das Fernbleiben
und fügte hinzu: „Auch ein Zeichen der
Zeit, aber eins, das zu denken giebt."
Durch diesen Satz fühlte sich das Offizier
korps verletzt; es strengte durch seinen
Vorsitzenden, den Kommandeur des 2.
bahr. Jägerbataillons, Oberstlieutenant
Hennigst, Privatklage wegen Beleidigung an-
Das Schöffengericht fand den Satz weder
formell noch inhaltlich beleidigend, billigte
mich dem Beklagten den Schutz des 8 196
Str.-G.-B. zu und wies den Strafantrag
zurück. Der Vorsitzende des Offizierkorps
legte gegen dieses Urtheil Berufung ein,
über die am Mittwoch verhandelt wurde-
Es stellte sich dabei heraus, daß Oberst
lieutenant Hennigst sich mit der Civilklage
allein nicht begnügt hatte, daß er vielmehr
am 18. Dezember auch eine Beschwerde
gegen den Kriegerverein an das Präsidium
des bahr. Kriegerbundes richtete. Das
Präsidium erließ darauf hin am 14. Jan-
ein Schreiben an die Vorstandschaft. Aus
diesem geht hervor, daß das Offizierkorps
die fragliche Notiz auf direkte Veranlassung
von Mitgliedern des Krieger- und
Beteranenvereins zurückführt, und daß es
ich darauf beruft, es sei ihm weder eine
Einladung, noch eine besondere Mittheilung
zugegangen. Das Präsidium nimmt eine
Beleidigung des Offizierkorps als vorliegend
an, „verurtheilt die vorwürfige Handlungs
weise auf's Schärfste" und ist „einstimmig
der Anschauung, daß in dem Kriegerverein
Aschaffenburg nicht jener Geist herrscht,
welcher von den Mitgliedschaften des
Bundes erwartet werden muß, und daß
das Vorkommniß leider dazu angethan ist,
die Achtung und das Ansehen des Bundes
zu schädigen." Schließlich wird die
Vorstandschaft aufgefordert, „in aller
kürzester Zeit gegenüber dem Offizierkorps
in Aschaffenburg Remedur zu schaffen,
widrigenfalls Sie zu gewärtigen haben,
daß gegen ihren Verein von Bundeswegen
eingeschritten werden wird." Die Verteidi
gung protestirte nachdrücklich gegen dieses
zwischen die erste und zweä." Instanz
fallende Schreiben, weil es als eine Be
drohung und Beeinflussung der Zeugen be
trachtet werden müsse. Dem Obmann des
Präsidiums im Aschaffenburger Bezirk sei
vom Präsidium ein noch viel schärferes
Schreiben zugegangen, vas ihn wie einen
Schulbuben behandle und ihn so aufgeregt
habe, daß er nicht als Zeuge habe zu
gezogen werden können. Drei der eifrigsten
Mitglieder des Kriegervereins sind dagegen
erschienen und sagen übereinstimmend aus,
daß die Entrüstung bestanden habe und daß
das Offizierkorps gewöhnlich auch dann
nicht erschienen sei, wenn es eigens zN
Beerdigungen eingeladen wurde. Der
Vertreter des anwesenden Klägers sucht
die Klage aufrecht zu halten unter Betonung
der „ganz besonders exponirten" Stellung
des Offizierkorps und der „Gefährdung der
Vereins mit sich bringen könnte, während
er die Anwendung des 8 493 P be
kämpfen suchte mit der Behauptung, daß.
die Presse eine „exceptionelle Stellung"
einnehme, und mehr Schutz genieße, als
die berufenen Vertreter fremden Rechtes,
die Rechtsanwälte. Der Verteidiger pro
testirte scharf gegen das erwähnte Eingreifen
des Bundespräsidiums, gegen die anonyme
Klagestellung des Klägers und gegen die
Konstruirung einer besonderen Ossiziersehre,
was den Vertreter des Klägers zu der
Bemerkung veranlaßte, die Offiziere hätten
es nicht nöthig, sich von den Kriegerver
einen als Dekoration mitschleppen zu lassen-
Set Schluß der Verhandlung erklärt
Vorsitzende, Landesgerichtsdireftor
Nöthig, unmittelbar, das Urtheil werde
erst nächsten Mittwoch verkündet.
_„Şie der „Franks. Ztg." weiter aus
Ajchaffenburg mitgetheilt wird, ist General-
lieutenant v. Gropper als Präsident des
bayrischen Kriegerbundes aus Gesundheits
rücksichten zurückgetreten.
In der räthselhaften Angelegenheit des
Pionier-LieutenantS Hoffmann aus Har
burg werden unausgesetzt von Seiten der
Kriminalpolizei Nachforschungen gehalten,
indeß hat es wunderbarer Weise immer
noch nicht gelingen wollen, den Kutscher,
der Hoffmann zuletzt gefahren, zu ermit
teln. Die Ehefrau des Vermißtem
welche sehr schiver krank ist, wird Harburg
in Kurzem verlassen, um zu ihrer Mutter
nach Sondershausen überzusiedeln.
Zwischen Hamburg und B r e s l a »
schwebt seit längerer Zeit ein Prozeß
um die Zahlung von 14,50 Mk., welche
Breslau sich weigerte an Hamburg auszn-
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Disziplin", die das Verhalten des Krieger-
Anzahl
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