Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

sucht wurde, in der Stadt Porto d'Anzio, 
dem alten Antium, beobachtet. Um Mitter 
nacht, während der Regen in Strömen 
fiel, erhob sich plötzlich ein tobender Süd 
Westwind und setzte die ganze Bürgerschaft 
in Aufregung und Schrecken; die Gewalt 
des Wirbelsturmes war so groß, daß die 
Häuser erzitterten wie bei einem Erdbeben. 
Der heftige Sturm wüthete zwei Stunden 
hinter einander, bis er um 2 Uhr Nachts 
sich nach und nach legte. Nun bemerkte 
man ein eigenartiges Naturschauspiel; das 
Meer, das infolge des Sturmes lebhaft 
bewegt gewesen war, trat plötzlich unter 
großem Getöse mehr als 50 Meter vom 
Gestade zurück, so daß viele Barken im 
Hasen auf dem Trockenen blieben, und 
einige größere Schiffe strandeten. Die 
unerwartete Ebbe dauerte nicht länger als 
15 Minuten, dann drangen unter betäuben 
dem Geräusch Hunderte von riesengroßen 
Wogen in den Hafen ein und prallten mit 
unbeschreiblicher Gewalt gegen das Gestade 
Die Entsetzen erregende Scene läßt sich 
überhaupt nicht schildern. Auf dem Hafen 
dämm schlugen die Wellen gegen die Wehn 
bauten, ergossen sich dann mit stürmischer 
Kraft in die Hafenstraßen und setzten ganze 
Strecken Landes unter Wasser. Inmitten 
der Nacht war das Erwachen für die Be- 
wohner der überschwemmten Gebäude schreck 
lich. Der prachtvolle Ost- und Weststrand 
verschwanden vollständig, da das 
Meer in die Stadt drang und seine Haus 
hohen Wogen gegen die Häuser trieb. Bei 
ihrem Zerstörungswerke zerquetschte die 
Fluth wie Splitter die Badeanstalten und 
schleppte die Trümmer mit sich fort; alles, 
ivas sich am Gestade befand, Kähne, Fischer 
geräthe u. s. w. wurde buchstäblich in 
Stücke zerbrochen. Die Leiter der Badel 
anstalten versuchten, so gut es in dem 
Augenblicke der Verzweiflung ging, ein 
Hülfsunternehmen, aber ihre Rettungsthäl 
tigkeit blieb völlig fruchtlos, und es gelang 
ihnen kaum, einige Holztrümmer zu retten 
Glücklicherweise sind keine Menschenleben 
zu beklagen; die Segelschiffe und die großen 
Fischerkähne, die im Hafen vor Anker 
lagen, hatten keinen großen Schaden zu 
erleiden. 
Schweiz. 
Aus Bern wird berichtet: In den 
letzten Tagen hat der Föhn arg in der 
Schweiz gewüthet. Seit Menschengedenken 
gingen die Wogen auf dem Vierwaldstätter 
see nicht so hoch. In Brunnen spritzten 
die Wellen bis ins dritte Stockwerk 
des Hotels „zum Adler." Grausig 
heulte der Sturm in den Bergen. Zahl 
reiche Lawinenstürze kamen neuerdings im 
Berner Oberland vor. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wie kleinlich einzelne Schulleiter ihre 
Aufgabe fassen, das erhellt wohl aus der 
Thatsache, daß in Wien zwei Fälle vor- 
kamen, in denen den Lehrern das Konfel 
renzzimmer vom Schulleiter versperrt wurde. 
Solche Maßregelungen fallen unter die 
Ueberschrift: Heiter auch in ernster Qeit 
In anderen Schulen wurde den Lehrern 
das Rauchen im Konferenzzimmer verboten 
Die Nasen der Kolleginnen sollen dabei 
eine Rolle gespielt haben. Man sollte 
glauben, die Schulluft hätte einigermaßen 
abhärtend auf die Riechnerven gewirkt I 
Uebrigens rauchen ja einige Damen selbst 
Inland. 
— Der Kaiser hat bekanntlich dem 
bisherigen russischen Botschafter Grafen 
S ch u w a l o w bei der Abschiedsaudienz 
die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden 
verliehen. Es ist dies das erste Mal, daß 
einem fremden Diplomaten diese höchste 
Auszeichnung, über die der König von 
Preußen verfügt, ertheilt wird. Von der 
Kaiserin erhielt Frau Gräfin Schuwalow 
ihr Bildniß mit eigenhändiger Unterschrift 
— Ueber die Liebhaberei des K a i s e r s 
für das Zeichnen erzählt die „Volksztg. 
im Anschluß an die neulich erwähnten 
Marinezeichnungen nachstehende Episode 
Auf einem Jagdausfluge hatte er auch 
einen bekannten Mater mitgenommen. Nach 
der Abendtafel sagte er zu ihm: „Was 
wollen wir thun, ich denke", so fügte er 
hinzu, „wir zeichnen." Alsbald ging er 
„Und gern." Die beiden Männer schüttelten 
sich noch einmal die Hände. „Ich möchte 
Ihnen immer wieder danken," sagte Georg, 
„aber ich weiß, Sic mögen es es nicht hören. 
„Danken Sie mir in späteren Jahren, 
erwiderte Amberg ernst, „hoffentlich können 
Sie mir dann danken. Leben Sie wohl." 
Georg sah sich beim Weggehen nach Petra 
um. Er hatte ihrer nicht mehr gedacht, jetzt 
sah er sic ganz in der nänilichen Stellung, 
wie vorher an dem Stamm der Linde lehnen, 
die Augen scheinbar theilnahmlos und welt 
vergessen in die Ferne gerichtet. 
„Leben Sie wohl! Auf Wiedersehen!" sagte 
er schüchtern. 
Sie wandte sich um, lächelte in einer Art 
von Beschämung und bot ihm dann die 
Hand. 
„Leben Sie ivohl! Auf Wiedersehen!" 
Mit raschen Schritten verließ Georg Herbing 
den Platz und eilte dem Gartenausgang zu, 
um den Hof und die Straße zu gewinnen. 
Es drängte ihn nach Hause. 
(Fortsetzung folgt.) 
auch ans Werk und der von diesem Bor-lkaufen, da die die Waaren selbst den da 
schlag allerdings überraschte Maler schickte für geforderten geringen Preis nicht werth 
sich selbstverständlich gleicher Weise an, seien. Sie wurden deswegen wegen Be- 
dem zu entsprechen. Nach einiger Zeit leidigung und Schädigung des Geschäfts 
meinte der Kaiser, der sich an die Zeich- verklagt, aber vorgestern vom Schöffenge- 
nung einer Corvette gemacht hatte, daß es richt freigesprochen, da dasselbe den Beweis 
nach den mit der Jagd verbundenen An- der in der Warnung behaupteten That- 
strengungen des Tages doch wohl gerathen fachen — es sei Ramschwaare, die üer- 
sei, sich zur Ruhe zu begeben. Der Maler kauft würde — als richtig anerkannte 
that dies denn auch. Nach einigen Stunden Nur einer der Verklagten wurde zu 30 Mk 
aber wurde er plötzlich von einem Diener Strafe verurtheilt, weil er eine Hose aus 
geweckt, der ihm die Zeichnungen überreichte dem Wanderlager für 1,10 Mk. gekauft, 
die der Kaiser, der aufgeblieben war, in- sie zerrissen und dann auf einer Stang 
zwischen fertiggestellt hatte. Als am andern hatte herumtragen lassen mit der Aufschrift 
Morgen der Maler über die wohlgelungene „Diese Hose ist in dem Riesen-Ausverkau' 
Zeichnung seine volle Anerkennung aussprach, des Herrn Guttmaun-Leipzig gekauft und 
erwiderte der Kaiser in liebenswürdigster hat nur 1 Stunde gehalten." 
scherzhafter Weise: „Sehen Sie, lieber £., Die Kreisversammlung des Bundes 
wenn es mir mal schlecht gehen sollte, kann der Landwirthe in Lyck stellte nach 
ich mich immer noch mit Zeichnen anständig überzeugenden Reden der Herren v. Plötz 
ernähren." Döllingen und v. d. Groeb en-Arenstein 
— Der „Reichs-Anzeiger" meldet: Der mit 140 gen 10 Stimmen aus dem Kreise 
König verlieh dem Landesdirektor von Oletzko den Landrath v. d. Grüben 
Schleswig-Holstein, v. Ahl e- gegen den Oberpräsidenten Grafen 
feldt, den Charakter eines Wirkt. Ge-Stollberg als Reichstagskandidaten auf 
Heimrathes mit dem Prädikat Excellenz. Vom Standpunkte der Wahlfreiheit aus 
— Zum Mitglied des Domkirchen- läßt sich hiergegen nichts einwenden. Aus 
Kollegiums an Stelle des zum Regierungs- die Zustände in unserer Beamtenschaft 
Präsidenten ernannten bisherigen Geh. aber wirft der Vorgang ein Helles Licht 
Ober-Regierungsrathes Hegel wird nach Das Rittergut Weinslitz ist bei dem 
der „Kreuzztg." der Geh. Rath Stein- gestrigen Versteigerungstermin um 106000 
hausen, vortragender Rath im Kultus- Mark dem derzeitigen Gutspächter guge 
Ministerium, berufen werden. schlagen worden. Die Hypotheken be- 
— Die Reichstagsbau-Kommis- tragen nach dem „Hofer Anz." über 
ion hat, wie man hört, beschlossen, am 160000 Mark. 
Reichstagsgebäude die Inschrift „Dem Gotha, 17. Jan. Frau Köhler, die 
deutschen Reiche" anbringenzu lassen. Mutter des von dem Gerlachschen 
— Der vom Reichstage angenommene Ehepaar in Sondershausen zu Tode 
Antrag auf Aufhebung desgeguälten Dienstmädchens, erhielt 
Jesuiten gesetzes dürfte, wie das auf ihr Ersuchen die Kleidungsstücke ihres 
„Berl. Tgbl." meldet, diesmal bei der verstorbenen Kindes zugesandt, die sich in 
Reichsregirung bezw. dem Bundesrathe verwahrlostem und schmutzstrotzendem Zu 
eine freundlichere Aufnahm e stände befinden. Strümpfe, Hemden, Röcke, 
inden als im vorigen Jahre. Man Schürzen, Jacken, ja sogar die Obertleider 
wird kaum fehl gehen, wenn man die sind mit Blut und Eiter getränkt. Be 
vorsichtige Haltung, die das Centrum der weis genug dafür, was das arme Mäd 
Umsturzvorlage gegenüber an den Tag chen von seinen Peinigern erduldet hat. 
legte, mit dieser Wendung in den An- Meerane, 17. Jan. Eine zwischen 
chauungen der verbündeten Regierungen altem Eisen befindliche Granate krepirte 
in Zusammenhang bringt. heute auf dem hiesigen Güterbahnhof. Ein 
Berlin, 18. Jan. Die Freisinnige und Mann wurde gelobtet, ein anderer lebens- 
die Deutsche Volkspartei haben sich heute gefährlich verletzt. 
in einer gemeinsamen Fraktionssitzung gegen Bei Langfuhr hat zwischen dem Ritter- 
jede Herabsetzung der B e s ch l u ß- gutsbesitzer v. G. und einem Privatmanne 
ähigkeitsziffer schlüssig gemacht, infolge eines Streites in einem Restaurant 
— Zur Preissteigerung d es Ge- à Duell stattgefunden, wobei der Letztere 
treides macht auch der „Westfale", das eine leichte Verletzung am Unterarm, v. G. 
Organ des Frhrn. v. Schorlemer, darauf jedoch eine lebensgefährliche Wunde am 
aufmerksam, daß der Vorschlag der „Ger- Kopf erlitt. 
mania", von dem ausländischen Getreide Vier Gefangene, darunter zwei gefähr- 
beim Uebergang in den Verbrauch im In- liche Einbrecher, sind in der Nacht zum 
lande eine Verbrauchs- resp. Verkehrssteuer 18. ds. Mts. aus dem Landgerichtsgefäng- 
zu erheben, seitens der Vertragsstaaten niß zu Hanau ausgebrochen und flüchtig 
als Umgehung der Handelsverträge werde geworden. 
aufgefaßt werden. Die „Köln. Volksztg." Ein Tischlermeister in Dieburg in Hessen 
kommt schon mit Rücksicht auf diese Konse- hatte das Unglück, beim Bücken einer 
quenz zu dem Schluß, daß auch dieser Häckselmaschine zu nahe zu kommen, so 
Vorschlag aus der Reihe derjenigen aus- daß ihm der größte Theil des Gesäßes 
zuscheiden sei, an deren praktische Verwirk- weggeschnitten wurde. Lebensgefahr dürfte 
lichung zur Zeit ernsthaft gedacht werden indeß nicht vorhanden sein. 
könne. Breslau, 18. Jan. Nach der „Bresl. 
Aus Bromberg geht demselben Blatte Ztg." verlautet bestimmt, daß der kom- 
die Meldung zu: Der wegen Zweikampfes mandirende General des 6. Armeekorps, 
zu 6 Monaten Festungshaft verurtheilte v. Lewinski, den Abschied nehmen und 
Referendar Tuerk ist nach Verbüßung seinen Wohnsitz nach Burgwitz, Kreis Treb- 
von zwei Monaten begnadigt. nitz, verlegen wird. Es steht der Rücktritt 
Hannover, 19. Jan. Daß selbst das von 3 weiteren command. Generälen bevor. 
Kopfschütteln in Deutschland nicht Parchwitz i. Schl., 18. Jan. Das 17. 
mehr gestattet ist, beweist ein Vorgang, jährige Kindermädchen Wiedermann 
der sich am Dienstag vor dem Landsgericht ist, weil es das Kind des Stellmacher- 
abspielte. Ein 18jähriger Maurer hatte meisters Rother zu ermorden versucht 
in Pyrmont von seinem Bau herab einer hatte, verhaftet worden. Bei seinem Ver- 
unter Führung ihres Schullehrers vorbei- hör gestand das Mädchen, ein, früher die 
ziehenden Schaar Schulkinder zugerufen: einjährige Tochter des Pferdeknechtes 
„Bataillon marsch! Halt!" und sich damit Hahn ermordet zu haben, 
eine Klage wegen „groben Unfugs" zuge- Oldenburg, 17. Jan. Partisch hielt 
zogen. Vom Schöffengericht war er frei- sich auf seiner Flucht im Juni oder Juli 
gesprochen worden, dagegen hatte der Amts- vorigen Jahres etwa vier Wochen lang in 
anwalt Berufung eingelegt, und so stand Berlin auf, und zwar wohnte er bei 
denn die Angelegenheit am Dienstag vor einer Frau K. in der Gartenstraße. Er 
der Berufungsinstanz zur Verhandlung, gab sich auch dort als Pastor aus und er- 
Das Mißverhältniß zwischen diesem Harm- klärte, zu „wissenschaftlichen Zwecken" Ber 
losen Vorkommniß und dem gewaltigen und lin aufgesucht zu haben. Er ging nur 
kostspieligen Justizapparat, der deswegen in wenig aus und stand durch einen in dem 
Bewegung gesetzt war, erregte bei allen im selben Hause wohnhaften Herrn, den er 
Gerichtssaal Anwesenden, Richtern sowohl der Frau K. gegenüber als Verwandten 
wie Reichsanwälten und Zuschauern, all- ausgab, in Verbindung mit der Außen 
gemeine Heiterkeit. Plötzlich wurde jedoch welt. Eines Tages erhielt er eine Nach 
einer der Zuschauer, der seine Verwunde- richt, die ihn in große Bestürzung und 
rung selbst dann noch nicht einstellte, als Niedergeschlagenheit versetzte; unter Thränen 
der Staatsanwalt mit juristischer Schärfe erklärte er seiner Wirthin, daß er burch 
das furchtbare Verbrechen deducirte, vorge- traurige Familienangelegenheit gezwungen 
rufen, und da er weder Lächeln noch Kopf- sei, sofort abzureisen. Beim Abschied, dem 
lchütteln ableugnen konnte noch wollte, trotz der traurigen Stimmung des Herrn 
wegen „Ungebühr vor Gericht" zu 10 Pastors eine fidele Vorfeier auf Kosten 
Strafeverurtheilt! des Letzteren vorangegangen war, versprach 
Hannover, 19. Jan. Von einer Seite, er, baldigst wiederzukehren und dann auch 
die zufolge ihrer amtlichen Stellung, sowie einige kleinere Schulden, die er zurückließ, 
ihrer ehedem nahen Beziehungen zum zu begleichen. Beides hat er selbstverständ 
Hause Bismarck gut unterrichtet ist, hört lich unterlassen. Zur wenig freudigen Ueber 
der „Hann. Cour.", daß, falls Herbert raschung der Frau K. aber erschienen uu 
Bismarck in den Reichsdienst zurücktreten mittelbar nach dem Verschwinden ihres 
wllte, es wenig wahrscheinlich sei, daß er Miethers Criminalbeamte über Criminal 
Staatssekretär werde; dagegen dürfte ihm beamte, die ein lebhaftes Interesse für den 
ein Botschafterposten übertragen werden, Verbleib des Herrn Pastors bekundeten und 
obald eine Vakanz eintritt. ihn sehr gern in ihre schützende Obhut ge- 
Eilenburg, 19. Jan. Im vorigen Jahre nommen hätten, 
hielt sich hier ein Wanderlager mit Neulich wurde, wie wir gemeldet, in 
der Bezeichnung „Riesen-Ausverkauf fertiger Braunschweig ein Matrose der Marine 
Herren- und Knabengarderoben." auf. Sechs von einem Ball verwiesen, weil die Uniform 
Inhaber dortiger Herren - Garderobe - Ge-so „unschicklich" die Brust freiläßt — jetzt 
chäfte traten dem Unternehmen entgegen, ist der „Verein zur Hebung der 
indem sie in den öffentlichen Blättern S i t tl i ch k e i t" mit mehr als seltsamen 
warnten, in dem genannten Geschäft zu'Ansprüchen an die Leitung des herzog 
lichen Museums herangetreten. Das 
„Braunschweiger Tageblatt" bemerkt dazu 
„In welcher Richtung sich die geltend ge 
machten Wünsche bewegen, ob der Sittlich 
keitsverein für die klassischen Kunstwerke 
Drapirungen oder Bedeckung der anstößige»! 
Partien mit Feigenblättern wünscht, oder 
ob er gefordert hat, sie in den geräumigen 
Holz- und Kohlenkellern des Museums 
baues hinter Schloß und Riegel unterzu 
bringen, war mit Sicherheit nicht in Er 
fahrung zu bringen; wohl aber ist uns 
bekannt geworden, daß das Verlangen jener 
Herren durch die Direktion des herzoglichen 
Museums eine Zurückweisung in entschiede 
ner Form erfahren hat". 
München, 14. Jan. Einen artigen 
Reinfall hat dem Centrums-Abgeordneten 
L e r n o seine für- und gegen- den Um 
sturzrede im Reichstag zugezogen. Herr 
Lerno war dreist genug, eine Bemerkung 
Dr. Sigl's, wonach ein Mitglied des 
obersten bayrischen Gerichtshofes sozial- 
demokratisch gestimmt habe, ohne Weiteres 
aus eigener Erfindung als „grobe Un 
Wahrheit" zu bezeichnen. Sein eigenes 
Leib- und Parteiorgan, die „Augsb 
Postztg.", muß jedoch diese Schnellfertigkeit 
des Herrn Lerno als „grobe Unwahrheit" 
bezeichnen; es schreibt nämlich: „Was den 
Oberlandsgerichtsrath betrifft, der in den 
letzten Jahren seines Lebens sozialdemo 
kratisch wählte, soist uns seinName 
bekannt. Er wird als vorzüglicher 
Mann geschildert, aber als erbittert, ins 
besondere durch die jetzige Stellung Bayerns 
im Reiche." 
Derbayersche Bauernb und tritt, wie 
aus München berichtet wird, am 22. Januar 
zusammen zur Berathung über die Er 
richtung eines Landesverbandes bay 
rischer Brauereien zum Schutze gegen Ver 
rufserklärungen (Boykott). 
Die Maklerbank in Hamburg hat er 
hebliche Verluste erlitten, welche 
die angesammelten Reserven und einen er 
heblichen Theil des Grundkapitals ver- 
chlingen werden. Der V.rlust ist dadurch 
herbeigeführt, daß die Direktion ohne 
Wissen des Aufsichtsrathes zahlungsun- 
ähigen Maklern große Kredite gewährte. 
Die Bank setzt das Geschäft indeß in un 
veränderter Weise fort. Dieser Fall er 
regt großes Aufsehen und wird zweifellos 
noch die Gerichte beschäftigen. 
Wie erheblich manche Grundstücke in 
Hamburg mit Hypotheken überlastet find, 
ergab der gestern gerichtlich angesetzte 
Zwangs-Verkauf des einst so bedeutenden 
Tütge'sehen Etablissements", 
welches 1889 von einer Aktiengesellschaft 
übernommen wurde und immer mehr zu- 
zu 
rückging. Die Grundstücke wurden 
403,000 jl eingesetzt bei einer Beschule 
rung von 396,000 .JC, aber zu jenem 
Preise fand sich kein einziger Käufer. Es 
ist ein zweiter Termin auf den 18. Fe 
bruar angesetzt. 
Wegen des Verdachts, ihren Mann ver 
giftet zu haben, wurde die Frau eines 
plötzlich verstorbenen Schneidermeisters in 
Hamburg verhaftet. 
Bergcdorf, 17. Jan. Das Dunkel über 
den Raubmord und die Brand 
st i f t u n g in B o b e r g lichtet sich jetzt 
immer mehr. Um festzustellen, von wel 
chem Diebstahl noch einige in der Woh 
nung des verhafteten- Arbeiters Kluge in 
Billwärder a. d. Bille vorhandene Gegen 
stände herrühren, nahm sie, wie der „B 
Z." berichtet wird, der in dieser Sache 
unermüdlich thätige Oberwachtmeister Kar- 
gus an sich und legte einige Bettüberzüge 
auch dem in Lohbrügge wohnenden Sohn 
der mitermordeten Klingenberg vor, der 
diese sofort und auf das Bestimmteste als 
die seiner Mutter bezeichnete. Somit 
mehren sich die Beweise, daß Kluge der 
Mörder und Brandstifter ist, täglich. 
BrovinzreNes. 
Altona, 19. Jan. Nach 
einer ver 
breiteten Mittheilung liegt es im Plane 
der preußischen Regierung, nach Vollendung 
des N o r d - O st s e e - K a u a l s die 
jetzige Eisenbahnlinie Hamburg-Blankenese 
Wedel bis zum Endpunkte des Kanals, 
Brunsbüttel, weiter zu führen, um 
für alle Fälle auch im Winter eine direkte 
Eisenbahn-Verbindung mit Hamburg zu 
erhalten. Eine solche Linie ivurde bereits 
vor mehreren Jahren als wünschenswerth 
bezeichnet und wird jedenfalls nur eine 
Frage der Zeit sein. Das Geleise von 
Altona dis Blankenese wird jetzt zweige 
leisig ausgebaut, und werden die Bahnhofs 
bauten in Bahrenfeld und Blankenese schon 
jetzt in einem größeren Umfange geplant. 
Altona, 17. Jan. Es haben sich bisher 
660 Arbeitslose bei der Bau-Verioaltung 
zum Steineklopfen gemeldet, doch konnten 
davon nur ca. 250 Beschäftigung erhalten, 
weil die Uebrigen noch nicht zwei Jahre 
in Altona ivohnhaft sind. Der tägliche 
Arbeitslohn beträgt für Geübte 2 Ji 50 Si, 
: ür Ungeübte, die naturgemäß die große 
Mehrzahl bilden, 1 M 20 I,. Es ist 
hierbei in Betracht zu ziehen, daß Stein- 
klopfen durchaus keine leichte Arbeit ist, 
weil nur sehr hartes Gestein dazu ver 
wendet wird. 
Es haben sich bisher 660 Arbeitslose 
bei der Bauverwaltung in Altona zum 
Steinklopfen genieldct, doch konulen davon 
nur ca 250 Beschäftigung erhalten, weil 
die übrigen noch nicht zwei Jahre in 
Altona wohnhaft sind. Der tägliche 
Arbeitslohn beträgt für Geübte 2,50 Mk., 
für Ungeübte, die naturgemäß die große 
Mehrzahl bilden 1,20 Mk. 
Bei der Fortschaffung der Schneemassen 
sank in der Belle-Alliance-Straße in Ab 
tona ein Hülssarbeiter ohnmächtig zu 
sammen. Es stellte sich heraus, daß der 
Mann, ein Familienvater mit 5 Kindern, 
an völliger Entkräftung litt, da sowohl er 
wie seine Angehörigen seit längerer Zeit 
ohne Nahrungsmittel gewesen waren. 
Ş Auf eine entsetzliche Weise ist die elf 
jährige Tochter einer Wittwe in Alton» 
ums Leben gekommen. Das Kind fiel 
beim Spielen in eine mit kochend heißein 
Wasser gefüllte Waschbalje und trug s» 
schreckliche Brandwunden davon, daß eil 
nach einer Stunde verstarb. 
Altona, 18. Jan. Zu dem Feuer in' 
Garnison-Lazareth erfährt der „Hanib- 
Korr." noch, daß außer den bereits in Hast 
genommenen Lazarethgehülfen auch noch 
ein im Lazareth be,chäftigter Arbeiter in 
Haft genommen worden ist. Dieser Arbeiter 
oll auf dem Boden, wo neben Decken und 
Matratzen auch alte Holzbetten lagerten, 
nach einem Besen gesucht haben. Weil es 
auf dem Boden dunkel war, soll er die 
Lazarethgehülfen um ein Streichholz gebeten 
haben, das er auch erhielt. Kurze Zeit, 
nachdem er den Bodenraum verlassen hatte, 
kani das Feuer zum Ausbruch. Ist diese 
Darstellung des Vorganges richtig, so ist 
jedenfalls vorsätzliche Brandstiftung als aus 
geschlossen zu erachten. 
Zum Präsidenten des Landgerichts in 
Flensburg ist dem Vernehmen nach der 
Landgerichtspräsident Freiherr v. Brock 
dorff in Lüneburg ernannt worden. Frei 
herr v. Brockdorff war bis zu seiner Ver 
letzung nach Lüneburg Erster Staatsanwalt 
beim Landgericht in Kiel. 
Eine Versammlung der Vertrauens 
männer des Bundes der Landwirthe 
ludet am Mittwoch, den 23. Jan. d. I., 
in Neumünfter im „Bahnhofs-Hotel" statt, 
Dt.r zweite Vorsitzende des Bundes Herl 
Dr. jur. Roesicke und Herr Dr. Plön- > 
nis-Schönberg werden Vorträge halten. 
AlleMilgtieder des Bundes sind willkommen- 
Jn Wilster ist der Amtsrichter Hall 
verstorben. 
Der Steinburger Kreis-Ausschnß über 
trug den Bau oer eisernen Stör-Brücke 
bei Grönhude der „Gute-Hoffnung-Hülte" 
in Dortmund für 80,000 jt 
Durch den Amtsvorsteher Herrn Nissen 
in Thiesburg wurde die Gastwirthschast 
in Dörpstcdt geschlossen. Gründe für diese 
Maßregel sind folgende: Der Besitzer- , 
welcher die Wirtbschaft.—-rst - f->« J.-ff 
vorigen Jahres inne har, ' pat 
dieselbe einfach verlassen. Die Konzession 
ist keinem Andern ertheilt worden, mithin 
war auch keiner berechtigt, die Gastwirth 
schaft zu eröffnen. 
Herr Hofbesitzer I. Heins verpachtete 
reichlich 80 Morgen Ländereien von seinen' 
in St. Annen belegenen Hofe für ca. 150 
Mark Pro Morgen. 
Die Staatsregieruug hat den Halligen 
Oland und Gröde 7000 Mark zu Re 
paraturen überwiesen; für Kirche und , 
Schute ist vom Kaiser ein eigenes Geschenk 
gemacht. 
Dieser Tage kam in Lasbek bei Oldes 
loe ein Storch angeflogen und suchte bas 
Rest auf, das sich im Dorfe auf einen' 
Pappelstamme befindet. Um diese Jahres 
zeit einen Storch zu sehen, ist gewiß eine 
Seltenheit. Vielleicht ist das arme Thier 
im sommer in dem Reste ausgebrütet und 
im Herbste nicht mit seinen Kameraden fort 
gekommen. Alle Dorfbewohner haben 
Mitleid mit dem Thiere und es wird alles 
Mögliche aufgeboten, um es durch den 
Winter zu bringen.j 
Wie man hört, wird geplant, nach Fer 
tigstellung des neuen Seminargebäudes für 
Lehrerinnen in Schleswig das Seminar 
in Augustenburg ganz eingehen zu 
lassen. 
Regierungs- und Kreisbaurath R. Re- 
verdy, bisher beim Bau des Nord- 
Ostsee-Kanals beschäftigt, ist die Re 
gierungs- und Kreisbaurathstelle bei der 
Königl. Regierung von Qberbayern über 
tragen. 
Der in Kiel schon seit längerer Zeit de 
ichende Barbier-Boykott will noch imme' 
nicht sein Ende finden. Die Barbier-Ge- 
hülfcn hatten in Sachen der Sonntagsruh' 
das Geioerbegericht als Eiuigungsamt an 
gerufen, es ist ihnen jedoch jetzt der Be- 
cheiö geworden, daß die Jnnungsmeistet 
der Barbier-Jnnung die Vermittelung des 
Gewerbegerichts abgelehnt haben. 
Aus Kiel ist seit dem zweiten Weih- 
nachslage ein beim stadtbauamt angestell- , 
ter, angesehener und beliebter Beamter 
Nützlich verschwunden. 
Ein bedauerlicher Unfall, der sich i" 
lîiel ereignete, ist in einer Hinsicht sķ 
lehrreich. Dort traf nämlich ein Lehr 
junge mit einem derartigen fest zusammen 
gepreßten Schneeball so unglücklich das 
eine,IAuge eines andern jungen Mannes, j 
daß dasselbe schwer verletzt wurde, wenn 
nicht gar verloren ist. 
.n>ei, 20 Jan. Der Oghvlsteinisckst 
Turugau des Siteiļe* Norden hielt hen's 
unser 
20. Ga: 
Zählung 
47 Abg 
dem G> 
Ķassenbl 
Turnsac 
gute Fo 
großem 
kreiern 
Nisse ge' 
Merdim 
iahren; 
steht ei 
gegenüb 
Holstein 
diesem 
Mnerha' 
gekomnii 
gabt. 
2419 fl 
tische T 
Gründn 
sehen I 
kommen 
Bestäub 
Wig-Hol 
doch ist 
innerha' 
streben, 
innerhck 
etwas I 
welche 
riege z: 
burg sic 
lich wei 
bewillig 
wurde I 
burger 
wurde l 
iw Jal 
hierfür 
gewählt 
Turnfal 
Rücksich 
fest abg 
der bis 
Acitglieì 
Ueber 
stattfind 
Norden 
Debatte 
dieses T 
Herr B 
bisherig 
sämmtli 
Berhanl 
Nachmil 
„Gut £ 
das Bli 
Gauver: 
rin gen 
Reichsh 
Mordne 
beisamn
	        
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