sucht wurde, in der Stadt Porto d'Anzio,
dem alten Antium, beobachtet. Um Mitter
nacht, während der Regen in Strömen
fiel, erhob sich plötzlich ein tobender Süd
Westwind und setzte die ganze Bürgerschaft
in Aufregung und Schrecken; die Gewalt
des Wirbelsturmes war so groß, daß die
Häuser erzitterten wie bei einem Erdbeben.
Der heftige Sturm wüthete zwei Stunden
hinter einander, bis er um 2 Uhr Nachts
sich nach und nach legte. Nun bemerkte
man ein eigenartiges Naturschauspiel; das
Meer, das infolge des Sturmes lebhaft
bewegt gewesen war, trat plötzlich unter
großem Getöse mehr als 50 Meter vom
Gestade zurück, so daß viele Barken im
Hasen auf dem Trockenen blieben, und
einige größere Schiffe strandeten. Die
unerwartete Ebbe dauerte nicht länger als
15 Minuten, dann drangen unter betäuben
dem Geräusch Hunderte von riesengroßen
Wogen in den Hafen ein und prallten mit
unbeschreiblicher Gewalt gegen das Gestade
Die Entsetzen erregende Scene läßt sich
überhaupt nicht schildern. Auf dem Hafen
dämm schlugen die Wellen gegen die Wehn
bauten, ergossen sich dann mit stürmischer
Kraft in die Hafenstraßen und setzten ganze
Strecken Landes unter Wasser. Inmitten
der Nacht war das Erwachen für die Be-
wohner der überschwemmten Gebäude schreck
lich. Der prachtvolle Ost- und Weststrand
verschwanden vollständig, da das
Meer in die Stadt drang und seine Haus
hohen Wogen gegen die Häuser trieb. Bei
ihrem Zerstörungswerke zerquetschte die
Fluth wie Splitter die Badeanstalten und
schleppte die Trümmer mit sich fort; alles,
ivas sich am Gestade befand, Kähne, Fischer
geräthe u. s. w. wurde buchstäblich in
Stücke zerbrochen. Die Leiter der Badel
anstalten versuchten, so gut es in dem
Augenblicke der Verzweiflung ging, ein
Hülfsunternehmen, aber ihre Rettungsthäl
tigkeit blieb völlig fruchtlos, und es gelang
ihnen kaum, einige Holztrümmer zu retten
Glücklicherweise sind keine Menschenleben
zu beklagen; die Segelschiffe und die großen
Fischerkähne, die im Hafen vor Anker
lagen, hatten keinen großen Schaden zu
erleiden.
Schweiz.
Aus Bern wird berichtet: In den
letzten Tagen hat der Föhn arg in der
Schweiz gewüthet. Seit Menschengedenken
gingen die Wogen auf dem Vierwaldstätter
see nicht so hoch. In Brunnen spritzten
die Wellen bis ins dritte Stockwerk
des Hotels „zum Adler." Grausig
heulte der Sturm in den Bergen. Zahl
reiche Lawinenstürze kamen neuerdings im
Berner Oberland vor.
Oesterreich-Ungarn.
Wie kleinlich einzelne Schulleiter ihre
Aufgabe fassen, das erhellt wohl aus der
Thatsache, daß in Wien zwei Fälle vor-
kamen, in denen den Lehrern das Konfel
renzzimmer vom Schulleiter versperrt wurde.
Solche Maßregelungen fallen unter die
Ueberschrift: Heiter auch in ernster Qeit
In anderen Schulen wurde den Lehrern
das Rauchen im Konferenzzimmer verboten
Die Nasen der Kolleginnen sollen dabei
eine Rolle gespielt haben. Man sollte
glauben, die Schulluft hätte einigermaßen
abhärtend auf die Riechnerven gewirkt I
Uebrigens rauchen ja einige Damen selbst
Inland.
— Der Kaiser hat bekanntlich dem
bisherigen russischen Botschafter Grafen
S ch u w a l o w bei der Abschiedsaudienz
die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden
verliehen. Es ist dies das erste Mal, daß
einem fremden Diplomaten diese höchste
Auszeichnung, über die der König von
Preußen verfügt, ertheilt wird. Von der
Kaiserin erhielt Frau Gräfin Schuwalow
ihr Bildniß mit eigenhändiger Unterschrift
— Ueber die Liebhaberei des K a i s e r s
für das Zeichnen erzählt die „Volksztg.
im Anschluß an die neulich erwähnten
Marinezeichnungen nachstehende Episode
Auf einem Jagdausfluge hatte er auch
einen bekannten Mater mitgenommen. Nach
der Abendtafel sagte er zu ihm: „Was
wollen wir thun, ich denke", so fügte er
hinzu, „wir zeichnen." Alsbald ging er
„Und gern." Die beiden Männer schüttelten
sich noch einmal die Hände. „Ich möchte
Ihnen immer wieder danken," sagte Georg,
„aber ich weiß, Sic mögen es es nicht hören.
„Danken Sie mir in späteren Jahren,
erwiderte Amberg ernst, „hoffentlich können
Sie mir dann danken. Leben Sie wohl."
Georg sah sich beim Weggehen nach Petra
um. Er hatte ihrer nicht mehr gedacht, jetzt
sah er sic ganz in der nänilichen Stellung,
wie vorher an dem Stamm der Linde lehnen,
die Augen scheinbar theilnahmlos und welt
vergessen in die Ferne gerichtet.
„Leben Sie wohl! Auf Wiedersehen!" sagte
er schüchtern.
Sie wandte sich um, lächelte in einer Art
von Beschämung und bot ihm dann die
Hand.
„Leben Sie ivohl! Auf Wiedersehen!"
Mit raschen Schritten verließ Georg Herbing
den Platz und eilte dem Gartenausgang zu,
um den Hof und die Straße zu gewinnen.
Es drängte ihn nach Hause.
(Fortsetzung folgt.)
auch ans Werk und der von diesem Bor-lkaufen, da die die Waaren selbst den da
schlag allerdings überraschte Maler schickte für geforderten geringen Preis nicht werth
sich selbstverständlich gleicher Weise an, seien. Sie wurden deswegen wegen Be-
dem zu entsprechen. Nach einiger Zeit leidigung und Schädigung des Geschäfts
meinte der Kaiser, der sich an die Zeich- verklagt, aber vorgestern vom Schöffenge-
nung einer Corvette gemacht hatte, daß es richt freigesprochen, da dasselbe den Beweis
nach den mit der Jagd verbundenen An- der in der Warnung behaupteten That-
strengungen des Tages doch wohl gerathen fachen — es sei Ramschwaare, die üer-
sei, sich zur Ruhe zu begeben. Der Maler kauft würde — als richtig anerkannte
that dies denn auch. Nach einigen Stunden Nur einer der Verklagten wurde zu 30 Mk
aber wurde er plötzlich von einem Diener Strafe verurtheilt, weil er eine Hose aus
geweckt, der ihm die Zeichnungen überreichte dem Wanderlager für 1,10 Mk. gekauft,
die der Kaiser, der aufgeblieben war, in- sie zerrissen und dann auf einer Stang
zwischen fertiggestellt hatte. Als am andern hatte herumtragen lassen mit der Aufschrift
Morgen der Maler über die wohlgelungene „Diese Hose ist in dem Riesen-Ausverkau'
Zeichnung seine volle Anerkennung aussprach, des Herrn Guttmaun-Leipzig gekauft und
erwiderte der Kaiser in liebenswürdigster hat nur 1 Stunde gehalten."
scherzhafter Weise: „Sehen Sie, lieber £., Die Kreisversammlung des Bundes
wenn es mir mal schlecht gehen sollte, kann der Landwirthe in Lyck stellte nach
ich mich immer noch mit Zeichnen anständig überzeugenden Reden der Herren v. Plötz
ernähren." Döllingen und v. d. Groeb en-Arenstein
— Der „Reichs-Anzeiger" meldet: Der mit 140 gen 10 Stimmen aus dem Kreise
König verlieh dem Landesdirektor von Oletzko den Landrath v. d. Grüben
Schleswig-Holstein, v. Ahl e- gegen den Oberpräsidenten Grafen
feldt, den Charakter eines Wirkt. Ge-Stollberg als Reichstagskandidaten auf
Heimrathes mit dem Prädikat Excellenz. Vom Standpunkte der Wahlfreiheit aus
— Zum Mitglied des Domkirchen- läßt sich hiergegen nichts einwenden. Aus
Kollegiums an Stelle des zum Regierungs- die Zustände in unserer Beamtenschaft
Präsidenten ernannten bisherigen Geh. aber wirft der Vorgang ein Helles Licht
Ober-Regierungsrathes Hegel wird nach Das Rittergut Weinslitz ist bei dem
der „Kreuzztg." der Geh. Rath Stein- gestrigen Versteigerungstermin um 106000
hausen, vortragender Rath im Kultus- Mark dem derzeitigen Gutspächter guge
Ministerium, berufen werden. schlagen worden. Die Hypotheken be-
— Die Reichstagsbau-Kommis- tragen nach dem „Hofer Anz." über
ion hat, wie man hört, beschlossen, am 160000 Mark.
Reichstagsgebäude die Inschrift „Dem Gotha, 17. Jan. Frau Köhler, die
deutschen Reiche" anbringenzu lassen. Mutter des von dem Gerlachschen
— Der vom Reichstage angenommene Ehepaar in Sondershausen zu Tode
Antrag auf Aufhebung desgeguälten Dienstmädchens, erhielt
Jesuiten gesetzes dürfte, wie das auf ihr Ersuchen die Kleidungsstücke ihres
„Berl. Tgbl." meldet, diesmal bei der verstorbenen Kindes zugesandt, die sich in
Reichsregirung bezw. dem Bundesrathe verwahrlostem und schmutzstrotzendem Zu
eine freundlichere Aufnahm e stände befinden. Strümpfe, Hemden, Röcke,
inden als im vorigen Jahre. Man Schürzen, Jacken, ja sogar die Obertleider
wird kaum fehl gehen, wenn man die sind mit Blut und Eiter getränkt. Be
vorsichtige Haltung, die das Centrum der weis genug dafür, was das arme Mäd
Umsturzvorlage gegenüber an den Tag chen von seinen Peinigern erduldet hat.
legte, mit dieser Wendung in den An- Meerane, 17. Jan. Eine zwischen
chauungen der verbündeten Regierungen altem Eisen befindliche Granate krepirte
in Zusammenhang bringt. heute auf dem hiesigen Güterbahnhof. Ein
Berlin, 18. Jan. Die Freisinnige und Mann wurde gelobtet, ein anderer lebens-
die Deutsche Volkspartei haben sich heute gefährlich verletzt.
in einer gemeinsamen Fraktionssitzung gegen Bei Langfuhr hat zwischen dem Ritter-
jede Herabsetzung der B e s ch l u ß- gutsbesitzer v. G. und einem Privatmanne
ähigkeitsziffer schlüssig gemacht, infolge eines Streites in einem Restaurant
— Zur Preissteigerung d es Ge- à Duell stattgefunden, wobei der Letztere
treides macht auch der „Westfale", das eine leichte Verletzung am Unterarm, v. G.
Organ des Frhrn. v. Schorlemer, darauf jedoch eine lebensgefährliche Wunde am
aufmerksam, daß der Vorschlag der „Ger- Kopf erlitt.
mania", von dem ausländischen Getreide Vier Gefangene, darunter zwei gefähr-
beim Uebergang in den Verbrauch im In- liche Einbrecher, sind in der Nacht zum
lande eine Verbrauchs- resp. Verkehrssteuer 18. ds. Mts. aus dem Landgerichtsgefäng-
zu erheben, seitens der Vertragsstaaten niß zu Hanau ausgebrochen und flüchtig
als Umgehung der Handelsverträge werde geworden.
aufgefaßt werden. Die „Köln. Volksztg." Ein Tischlermeister in Dieburg in Hessen
kommt schon mit Rücksicht auf diese Konse- hatte das Unglück, beim Bücken einer
quenz zu dem Schluß, daß auch dieser Häckselmaschine zu nahe zu kommen, so
Vorschlag aus der Reihe derjenigen aus- daß ihm der größte Theil des Gesäßes
zuscheiden sei, an deren praktische Verwirk- weggeschnitten wurde. Lebensgefahr dürfte
lichung zur Zeit ernsthaft gedacht werden indeß nicht vorhanden sein.
könne. Breslau, 18. Jan. Nach der „Bresl.
Aus Bromberg geht demselben Blatte Ztg." verlautet bestimmt, daß der kom-
die Meldung zu: Der wegen Zweikampfes mandirende General des 6. Armeekorps,
zu 6 Monaten Festungshaft verurtheilte v. Lewinski, den Abschied nehmen und
Referendar Tuerk ist nach Verbüßung seinen Wohnsitz nach Burgwitz, Kreis Treb-
von zwei Monaten begnadigt. nitz, verlegen wird. Es steht der Rücktritt
Hannover, 19. Jan. Daß selbst das von 3 weiteren command. Generälen bevor.
Kopfschütteln in Deutschland nicht Parchwitz i. Schl., 18. Jan. Das 17.
mehr gestattet ist, beweist ein Vorgang, jährige Kindermädchen Wiedermann
der sich am Dienstag vor dem Landsgericht ist, weil es das Kind des Stellmacher-
abspielte. Ein 18jähriger Maurer hatte meisters Rother zu ermorden versucht
in Pyrmont von seinem Bau herab einer hatte, verhaftet worden. Bei seinem Ver-
unter Führung ihres Schullehrers vorbei- hör gestand das Mädchen, ein, früher die
ziehenden Schaar Schulkinder zugerufen: einjährige Tochter des Pferdeknechtes
„Bataillon marsch! Halt!" und sich damit Hahn ermordet zu haben,
eine Klage wegen „groben Unfugs" zuge- Oldenburg, 17. Jan. Partisch hielt
zogen. Vom Schöffengericht war er frei- sich auf seiner Flucht im Juni oder Juli
gesprochen worden, dagegen hatte der Amts- vorigen Jahres etwa vier Wochen lang in
anwalt Berufung eingelegt, und so stand Berlin auf, und zwar wohnte er bei
denn die Angelegenheit am Dienstag vor einer Frau K. in der Gartenstraße. Er
der Berufungsinstanz zur Verhandlung, gab sich auch dort als Pastor aus und er-
Das Mißverhältniß zwischen diesem Harm- klärte, zu „wissenschaftlichen Zwecken" Ber
losen Vorkommniß und dem gewaltigen und lin aufgesucht zu haben. Er ging nur
kostspieligen Justizapparat, der deswegen in wenig aus und stand durch einen in dem
Bewegung gesetzt war, erregte bei allen im selben Hause wohnhaften Herrn, den er
Gerichtssaal Anwesenden, Richtern sowohl der Frau K. gegenüber als Verwandten
wie Reichsanwälten und Zuschauern, all- ausgab, in Verbindung mit der Außen
gemeine Heiterkeit. Plötzlich wurde jedoch welt. Eines Tages erhielt er eine Nach
einer der Zuschauer, der seine Verwunde- richt, die ihn in große Bestürzung und
rung selbst dann noch nicht einstellte, als Niedergeschlagenheit versetzte; unter Thränen
der Staatsanwalt mit juristischer Schärfe erklärte er seiner Wirthin, daß er burch
das furchtbare Verbrechen deducirte, vorge- traurige Familienangelegenheit gezwungen
rufen, und da er weder Lächeln noch Kopf- sei, sofort abzureisen. Beim Abschied, dem
lchütteln ableugnen konnte noch wollte, trotz der traurigen Stimmung des Herrn
wegen „Ungebühr vor Gericht" zu 10 Pastors eine fidele Vorfeier auf Kosten
Strafeverurtheilt! des Letzteren vorangegangen war, versprach
Hannover, 19. Jan. Von einer Seite, er, baldigst wiederzukehren und dann auch
die zufolge ihrer amtlichen Stellung, sowie einige kleinere Schulden, die er zurückließ,
ihrer ehedem nahen Beziehungen zum zu begleichen. Beides hat er selbstverständ
Hause Bismarck gut unterrichtet ist, hört lich unterlassen. Zur wenig freudigen Ueber
der „Hann. Cour.", daß, falls Herbert raschung der Frau K. aber erschienen uu
Bismarck in den Reichsdienst zurücktreten mittelbar nach dem Verschwinden ihres
wllte, es wenig wahrscheinlich sei, daß er Miethers Criminalbeamte über Criminal
Staatssekretär werde; dagegen dürfte ihm beamte, die ein lebhaftes Interesse für den
ein Botschafterposten übertragen werden, Verbleib des Herrn Pastors bekundeten und
obald eine Vakanz eintritt. ihn sehr gern in ihre schützende Obhut ge-
Eilenburg, 19. Jan. Im vorigen Jahre nommen hätten,
hielt sich hier ein Wanderlager mit Neulich wurde, wie wir gemeldet, in
der Bezeichnung „Riesen-Ausverkauf fertiger Braunschweig ein Matrose der Marine
Herren- und Knabengarderoben." auf. Sechs von einem Ball verwiesen, weil die Uniform
Inhaber dortiger Herren - Garderobe - Ge-so „unschicklich" die Brust freiläßt — jetzt
chäfte traten dem Unternehmen entgegen, ist der „Verein zur Hebung der
indem sie in den öffentlichen Blättern S i t tl i ch k e i t" mit mehr als seltsamen
warnten, in dem genannten Geschäft zu'Ansprüchen an die Leitung des herzog
lichen Museums herangetreten. Das
„Braunschweiger Tageblatt" bemerkt dazu
„In welcher Richtung sich die geltend ge
machten Wünsche bewegen, ob der Sittlich
keitsverein für die klassischen Kunstwerke
Drapirungen oder Bedeckung der anstößige»!
Partien mit Feigenblättern wünscht, oder
ob er gefordert hat, sie in den geräumigen
Holz- und Kohlenkellern des Museums
baues hinter Schloß und Riegel unterzu
bringen, war mit Sicherheit nicht in Er
fahrung zu bringen; wohl aber ist uns
bekannt geworden, daß das Verlangen jener
Herren durch die Direktion des herzoglichen
Museums eine Zurückweisung in entschiede
ner Form erfahren hat".
München, 14. Jan. Einen artigen
Reinfall hat dem Centrums-Abgeordneten
L e r n o seine für- und gegen- den Um
sturzrede im Reichstag zugezogen. Herr
Lerno war dreist genug, eine Bemerkung
Dr. Sigl's, wonach ein Mitglied des
obersten bayrischen Gerichtshofes sozial-
demokratisch gestimmt habe, ohne Weiteres
aus eigener Erfindung als „grobe Un
Wahrheit" zu bezeichnen. Sein eigenes
Leib- und Parteiorgan, die „Augsb
Postztg.", muß jedoch diese Schnellfertigkeit
des Herrn Lerno als „grobe Unwahrheit"
bezeichnen; es schreibt nämlich: „Was den
Oberlandsgerichtsrath betrifft, der in den
letzten Jahren seines Lebens sozialdemo
kratisch wählte, soist uns seinName
bekannt. Er wird als vorzüglicher
Mann geschildert, aber als erbittert, ins
besondere durch die jetzige Stellung Bayerns
im Reiche."
Derbayersche Bauernb und tritt, wie
aus München berichtet wird, am 22. Januar
zusammen zur Berathung über die Er
richtung eines Landesverbandes bay
rischer Brauereien zum Schutze gegen Ver
rufserklärungen (Boykott).
Die Maklerbank in Hamburg hat er
hebliche Verluste erlitten, welche
die angesammelten Reserven und einen er
heblichen Theil des Grundkapitals ver-
chlingen werden. Der V.rlust ist dadurch
herbeigeführt, daß die Direktion ohne
Wissen des Aufsichtsrathes zahlungsun-
ähigen Maklern große Kredite gewährte.
Die Bank setzt das Geschäft indeß in un
veränderter Weise fort. Dieser Fall er
regt großes Aufsehen und wird zweifellos
noch die Gerichte beschäftigen.
Wie erheblich manche Grundstücke in
Hamburg mit Hypotheken überlastet find,
ergab der gestern gerichtlich angesetzte
Zwangs-Verkauf des einst so bedeutenden
Tütge'sehen Etablissements",
welches 1889 von einer Aktiengesellschaft
übernommen wurde und immer mehr zu-
zu
rückging. Die Grundstücke wurden
403,000 jl eingesetzt bei einer Beschule
rung von 396,000 .JC, aber zu jenem
Preise fand sich kein einziger Käufer. Es
ist ein zweiter Termin auf den 18. Fe
bruar angesetzt.
Wegen des Verdachts, ihren Mann ver
giftet zu haben, wurde die Frau eines
plötzlich verstorbenen Schneidermeisters in
Hamburg verhaftet.
Bergcdorf, 17. Jan. Das Dunkel über
den Raubmord und die Brand
st i f t u n g in B o b e r g lichtet sich jetzt
immer mehr. Um festzustellen, von wel
chem Diebstahl noch einige in der Woh
nung des verhafteten- Arbeiters Kluge in
Billwärder a. d. Bille vorhandene Gegen
stände herrühren, nahm sie, wie der „B
Z." berichtet wird, der in dieser Sache
unermüdlich thätige Oberwachtmeister Kar-
gus an sich und legte einige Bettüberzüge
auch dem in Lohbrügge wohnenden Sohn
der mitermordeten Klingenberg vor, der
diese sofort und auf das Bestimmteste als
die seiner Mutter bezeichnete. Somit
mehren sich die Beweise, daß Kluge der
Mörder und Brandstifter ist, täglich.
BrovinzreNes.
Altona, 19. Jan. Nach
einer ver
breiteten Mittheilung liegt es im Plane
der preußischen Regierung, nach Vollendung
des N o r d - O st s e e - K a u a l s die
jetzige Eisenbahnlinie Hamburg-Blankenese
Wedel bis zum Endpunkte des Kanals,
Brunsbüttel, weiter zu führen, um
für alle Fälle auch im Winter eine direkte
Eisenbahn-Verbindung mit Hamburg zu
erhalten. Eine solche Linie ivurde bereits
vor mehreren Jahren als wünschenswerth
bezeichnet und wird jedenfalls nur eine
Frage der Zeit sein. Das Geleise von
Altona dis Blankenese wird jetzt zweige
leisig ausgebaut, und werden die Bahnhofs
bauten in Bahrenfeld und Blankenese schon
jetzt in einem größeren Umfange geplant.
Altona, 17. Jan. Es haben sich bisher
660 Arbeitslose bei der Bau-Verioaltung
zum Steineklopfen gemeldet, doch konnten
davon nur ca. 250 Beschäftigung erhalten,
weil die Uebrigen noch nicht zwei Jahre
in Altona ivohnhaft sind. Der tägliche
Arbeitslohn beträgt für Geübte 2 Ji 50 Si,
: ür Ungeübte, die naturgemäß die große
Mehrzahl bilden, 1 M 20 I,. Es ist
hierbei in Betracht zu ziehen, daß Stein-
klopfen durchaus keine leichte Arbeit ist,
weil nur sehr hartes Gestein dazu ver
wendet wird.
Es haben sich bisher 660 Arbeitslose
bei der Bauverwaltung in Altona zum
Steinklopfen genieldct, doch konulen davon
nur ca 250 Beschäftigung erhalten, weil
die übrigen noch nicht zwei Jahre in
Altona wohnhaft sind. Der tägliche
Arbeitslohn beträgt für Geübte 2,50 Mk.,
für Ungeübte, die naturgemäß die große
Mehrzahl bilden 1,20 Mk.
Bei der Fortschaffung der Schneemassen
sank in der Belle-Alliance-Straße in Ab
tona ein Hülssarbeiter ohnmächtig zu
sammen. Es stellte sich heraus, daß der
Mann, ein Familienvater mit 5 Kindern,
an völliger Entkräftung litt, da sowohl er
wie seine Angehörigen seit längerer Zeit
ohne Nahrungsmittel gewesen waren.
Ş Auf eine entsetzliche Weise ist die elf
jährige Tochter einer Wittwe in Alton»
ums Leben gekommen. Das Kind fiel
beim Spielen in eine mit kochend heißein
Wasser gefüllte Waschbalje und trug s»
schreckliche Brandwunden davon, daß eil
nach einer Stunde verstarb.
Altona, 18. Jan. Zu dem Feuer in'
Garnison-Lazareth erfährt der „Hanib-
Korr." noch, daß außer den bereits in Hast
genommenen Lazarethgehülfen auch noch
ein im Lazareth be,chäftigter Arbeiter in
Haft genommen worden ist. Dieser Arbeiter
oll auf dem Boden, wo neben Decken und
Matratzen auch alte Holzbetten lagerten,
nach einem Besen gesucht haben. Weil es
auf dem Boden dunkel war, soll er die
Lazarethgehülfen um ein Streichholz gebeten
haben, das er auch erhielt. Kurze Zeit,
nachdem er den Bodenraum verlassen hatte,
kani das Feuer zum Ausbruch. Ist diese
Darstellung des Vorganges richtig, so ist
jedenfalls vorsätzliche Brandstiftung als aus
geschlossen zu erachten.
Zum Präsidenten des Landgerichts in
Flensburg ist dem Vernehmen nach der
Landgerichtspräsident Freiherr v. Brock
dorff in Lüneburg ernannt worden. Frei
herr v. Brockdorff war bis zu seiner Ver
letzung nach Lüneburg Erster Staatsanwalt
beim Landgericht in Kiel.
Eine Versammlung der Vertrauens
männer des Bundes der Landwirthe
ludet am Mittwoch, den 23. Jan. d. I.,
in Neumünfter im „Bahnhofs-Hotel" statt,
Dt.r zweite Vorsitzende des Bundes Herl
Dr. jur. Roesicke und Herr Dr. Plön- >
nis-Schönberg werden Vorträge halten.
AlleMilgtieder des Bundes sind willkommen-
Jn Wilster ist der Amtsrichter Hall
verstorben.
Der Steinburger Kreis-Ausschnß über
trug den Bau oer eisernen Stör-Brücke
bei Grönhude der „Gute-Hoffnung-Hülte"
in Dortmund für 80,000 jt
Durch den Amtsvorsteher Herrn Nissen
in Thiesburg wurde die Gastwirthschast
in Dörpstcdt geschlossen. Gründe für diese
Maßregel sind folgende: Der Besitzer- ,
welcher die Wirtbschaft.—-rst - f->« J.-ff
vorigen Jahres inne har, ' pat
dieselbe einfach verlassen. Die Konzession
ist keinem Andern ertheilt worden, mithin
war auch keiner berechtigt, die Gastwirth
schaft zu eröffnen.
Herr Hofbesitzer I. Heins verpachtete
reichlich 80 Morgen Ländereien von seinen'
in St. Annen belegenen Hofe für ca. 150
Mark Pro Morgen.
Die Staatsregieruug hat den Halligen
Oland und Gröde 7000 Mark zu Re
paraturen überwiesen; für Kirche und ,
Schute ist vom Kaiser ein eigenes Geschenk
gemacht.
Dieser Tage kam in Lasbek bei Oldes
loe ein Storch angeflogen und suchte bas
Rest auf, das sich im Dorfe auf einen'
Pappelstamme befindet. Um diese Jahres
zeit einen Storch zu sehen, ist gewiß eine
Seltenheit. Vielleicht ist das arme Thier
im sommer in dem Reste ausgebrütet und
im Herbste nicht mit seinen Kameraden fort
gekommen. Alle Dorfbewohner haben
Mitleid mit dem Thiere und es wird alles
Mögliche aufgeboten, um es durch den
Winter zu bringen.j
Wie man hört, wird geplant, nach Fer
tigstellung des neuen Seminargebäudes für
Lehrerinnen in Schleswig das Seminar
in Augustenburg ganz eingehen zu
lassen.
Regierungs- und Kreisbaurath R. Re-
verdy, bisher beim Bau des Nord-
Ostsee-Kanals beschäftigt, ist die Re
gierungs- und Kreisbaurathstelle bei der
Königl. Regierung von Qberbayern über
tragen.
Der in Kiel schon seit längerer Zeit de
ichende Barbier-Boykott will noch imme'
nicht sein Ende finden. Die Barbier-Ge-
hülfcn hatten in Sachen der Sonntagsruh'
das Geioerbegericht als Eiuigungsamt an
gerufen, es ist ihnen jedoch jetzt der Be-
cheiö geworden, daß die Jnnungsmeistet
der Barbier-Jnnung die Vermittelung des
Gewerbegerichts abgelehnt haben.
Aus Kiel ist seit dem zweiten Weih-
nachslage ein beim stadtbauamt angestell- ,
ter, angesehener und beliebter Beamter
Nützlich verschwunden.
Ein bedauerlicher Unfall, der sich i"
lîiel ereignete, ist in einer Hinsicht sķ
lehrreich. Dort traf nämlich ein Lehr
junge mit einem derartigen fest zusammen
gepreßten Schneeball so unglücklich das
eine,IAuge eines andern jungen Mannes, j
daß dasselbe schwer verletzt wurde, wenn
nicht gar verloren ist.
.n>ei, 20 Jan. Der Oghvlsteinisckst
Turugau des Siteiļe* Norden hielt hen's
unser
20. Ga:
Zählung
47 Abg
dem G>
Ķassenbl
Turnsac
gute Fo
großem
kreiern
Nisse ge'
Merdim
iahren;
steht ei
gegenüb
Holstein
diesem
Mnerha'
gekomnii
gabt.
2419 fl
tische T
Gründn
sehen I
kommen
Bestäub
Wig-Hol
doch ist
innerha'
streben,
innerhck
etwas I
welche
riege z:
burg sic
lich wei
bewillig
wurde I
burger
wurde l
iw Jal
hierfür
gewählt
Turnfal
Rücksich
fest abg
der bis
Acitglieì
Ueber
stattfind
Norden
Debatte
dieses T
Herr B
bisherig
sämmtli
Berhanl
Nachmil
„Gut £
das Bli
Gauver:
rin gen
Reichsh
Mordne
beisamn