Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 1)

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Erscheint tägLich. c-Z- 
Mendsburger M Wochmblaļķ 
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88stee Jahrgang. 
SOÜO Abonnenten. 
TITO. 137. 
Sonnabend, den 15 Juni 
1895. 
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Morqen-Depeschen 
Friedrichsruh, 15. Juni. Fürst Bis 
marck hat infolge Unwohlseins bis auf 
Weiteres alle noch angemeldeten Empfänge 
abgelehnt. 
Hamburg, 15. Juni. Gladstone ist 
auf seiner Jacht „Tantalion Castle" gestern 
hier eingetroffen. Heute machte er eine 
Hafenrundfahrt und wohnt Abends einem 
ihm zu Ehren veranstalteten Festessen bei, 
welchem u. A. mehrere Rheder und Groß 
laufleute beiwohnen werden. 
Berlin, 15. Juni. Mellage, der Ver 
sosfer der bekannten Broschüre über die 
Zustände im Mariaberg-Kloster weilt seit 
heute Vormittag in Berlin, wie cs heißt, 
um den Masienvertrieb seiner nunmehr frei 
gegebenen Broschüre zu veranlassen. 
Berlin, 14. Juni. Wegen Verbrechens 
Segen das Sprengstoffgesetz werden nun 
wehr die beiden inhaftirten Anarchisten 
Tods und Krebs angeklagt werden. Am 
Freitag haben in dieser Angelegenheit 
wieder mehrere Zeugenvernehmungen statt 
gesunden. Es handelt sich dabei um die 
Thatsache, ob die beiden abgeblichen Atten 
täter im Besitze von Sprengmitteln gewesen 
lind. Töbs soll übrigens bestreiten, über 
Kugter Anarchist gewesen zu sein; er habe 
bch nur von den Sozialdemokraten ab und 
etwas noch links gewandt. 
Trier, 15. Juni Dr. Gottlob, Arzt 
an der Irrenanstalt zu Warzig, ist zum 
Direktor der Krankenanstalt Mariaberg 
berufen worden. 
Wien, 15. Juni. Nach Meldungen aus 
àoigne hatte sich daselbst ein großer 
llnglücksfall zugetragen. Zur Beerdi- 
Sung eines jungen Mannes hatten sich 
etwa hundert Verwandte und Bekannte im 
Trauerhause eingefunden Während der 
Şchliehung des Sarges, um welchen die 
^idtragenden Aufstellung genommen hatten, 
"ürzte plötzlich der Zimmerboden ein und 
wß Alle mit in die Tiefe. Das Todes- 
'hcheln und das Hilfegeschrei der Ver 
schütteten machte einen entsetzlichen Ein 
bruck. Sofort wurde mit den Rettungs- 
Arbeiten begonnen. Bis jetzt wurden i 4 
^ odte, 27 schwer, und 50 leicht Ber 
ate aus den Trümmern geborgen. In 
'hssvigno herrscht über dieses große litt- 
Slüct nicht geringe Aufregung. 
Wien, 15. Juni. In parlamentarischen 
weisen hält pian heute die Situation noch 
wr ungünstiger als gestern, da die vom 
Statthalter von Galizien, Grafen Badeni, 
^gestellten Bermitkelungsversuche zwischen 
den einzelnen Parteien allem Anscheine 
nach ohne Erfolg geblieben sind. Einer 
parlamentarischen Persönlichkeit gegenüber 
erklärte Graf Badeni, er finde zu einem 
Ausgleich zwischen den Parteien leider 
wenig guten Willen; die Hoffnung, eine 
Verständigung herbeizuführen, habe er 
beinahe verloren. Er könne dafür auch 
momentan kein Mittel angeben, durch 
welches die Spannung beseitigt werden 
könnte. 
Paris, 14. Juni. Die „Libcrte" meldet: 
Gestern Nacht wurden an mehreren Straßen 
ecken des Montmartre-Viertels As sichen 
angeklebt, in denen vie Bürger aufge 
fordert wurden, während der Kieler 
Feste vor der Stra ß bürg - Statue 
zu manise stiren und Fahnen mit 
Trauerschleifen aus den Fenstern auszu- 
stecken. Schutzleute rissen die Plakate ab. 
Aus erhobene Beschwerde entschied der 
Polizeipräfekt, daß derartige Plakate künftig 
hin nichk mehr abzureißen seien. 
Bukarest, 15. Juni. Eine holländische 
Gesellschaft zur Ausbeutung der rumänischen 
Petroleumquellen hat sich gebildet. Die 
Einrichtungen der „Rumänischen Petroleum 
gesellschaft sind an die „Ungarische Bank" 
in Budapest verkauft worden. 
Odessa, 15. Juni. Viele armenische 
Gutsbesitzer aus der Odessaer Gegend haben 
die Regierung um Ueberlassung von Land 
in Ostsibirien ersucht, da sie dorthin über- 
siedeln wollen. 
Rom, 14. Juni. Der Prokurist der 
Banco Italia, sowie dessen 13jähriger 
Sohn, wurden während eines Spazierganges 
bei Sassari von den Brüdern Marzetta 
ermordet. Das Motiv zu dieser That 
ist unbekannt. 
JtalicR. 
Während eines Sturmes in der Nacht 
zum Mittwoch war die Bergstraße bei 
Sank Egidis (Salerno) der Schauplatz 
eines fürchterlichen Ereignisses. Der in 
einem Einspänner zu seiner schwer kranken 
Tochter fahrende berühmte Rechtsgelehrte 
Senator Capone wurde sammt dem Kutscher 
und dem Gefährt von dem Sturm in 
einen Abgrund geschleudert. Die 
Leiche der Senators Capone wurde in 
einem Becken des reißenden Gebirgsstromes 
gefunden. Man neigt zu der Annahme, 
daß das Pferd vor einem Blitzstrahl ge 
scheut hat und das Gefährt in Folge dessen 
in der Dunkelheit in den stark ange- 
schwollenen Gebirgsstrom hinabgestürzt ist. 
Die Leiche des Kutschers ist noch nicht 
gefunden worden. 
England. 
London, 7. Juni. Die „Pall Mall 
Gazette" schreibt: „Der Droschken 
kutscher Nr. 33 657 fand gestern in 
seiner Droschke siebenzig Cheques und 
Wechsel, welche ein Fahrgast in derselben 
aus Versehen gelassen hatte. Der ehrliche 
Rosselenker gab sie aus der Polizeistation 
in Hunter Street ab. Es stellte sich her 
aus, daß die Papiere einer Nottinghamer 
Firma gehörten, welcher sie auch von der 
Polizei zugestellt wurden. Ihr Werth be 
trug Lst. 4700. Der ehrliche Kutscher er 
hielt von der Firma 2 s 6 <1 Belohnung, 
d. h. 0.0026 pCt. der geretteten Summe. 
Wenn die Firma und ihr Commis aus 
dem Bureau der „Pall Mall Gazette", 18, 
Charing Cross Road, vorsprechen wollen, 
werden sie etwas zu hören bekommen, was 
ihnen nicht angenehm in die Ohren klingen 
wird." 
Oesterreich-Ungarn. 
Budapest, 14. Juni. In Bekes-Csaba 
schlug der Blitz in eine Scheune, in welche 
sich zahlreiche Personen vor einem Wolken 
bruch geflüchtet hatten. Durch den Blitz 
strahl wurden 2 Mädchen getödtet und 10 
schwer verletzt. 
Ķutzlanr. 
Petersburg, 14. Juni. Das Gouverne 
ments-Gericht in Tomsk verurtheilte 13 
Bauern des Dorfes Trubaischewo, dar 
unter den Dorfältesten, zu Zwangsarbeit 
von fünf bis acht Jahren, weil sie einen 
ihnen unbekannten Mann, von dem sie 
annahmen, „er sei die Cholera", er 
mordeten und die Leiche vergruben. 
Hàrrd. 
— Der durch seine Vorträge über 
koloniale Verhältnisse in Afrika 
auch unseren Lesern bekannte Lieutenant 
Westmark erzählte, er habe von seinen 
an der Universität Tokio in Japan ange 
stellten Freunde, Professor Jäger, inter 
essante, jedoch für Deutschland wenig er- 
sreuliche Nachrichten über die Stimmung 
der Japaner gegen uns erhalten. Die 
diplomatische Einmischung Deutschlands in 
den ostastatischen Konflikt zu Gunsten 
Rußlands und Chinas habe in Japan arg 
verstimmt, sodaß die Lage der dortigen 
Deutschen, früher so hoch angesehen und 
gesichert, jetzt plötzlich eine sehr unerquick 
liche geworden sei. Herr Professor Jäger 
schreibt geradezu, daß die sämmtlichen dort 
angestellten Deutschen ihrer demnächstigen 
Entlassung gewärtig seien und bereits jetzt 
zur Heimreise sich rüsten müßten. Bei 
der großen Energie, welche von den Ja- 
panern in allen politischen Dingen ent- 
wickelt zu werden pflegt, dürste wohl kaum 
noch auf einen Umschwung der Gesinnung 
und damit auf Wiederherstellung der alten 
Freundschaft für die nächste Zukunft zu 
rechnen sein. 
Berlin, 14. Juni. Dem Vernehmen 
nach setzt England alle Hebel an, um 
China von dem Eingehen ans das russisch- 
französische Anleiheprojekt zurück 
zu halten. 
— Nach langem Zögern ist die russisch- 
chinesische Anleihe von sämmtlichen 
Contrahenten unterzeichnet worden. Der 
Einspruch, der dagegen von London und 
Berlin aus erhoben wurde, hat sich dem 
gemäß nicht als wirksam genug erwiesen, 
um das Zustandekommen der Anleihe zu 
verhindern; die Emission soll Ansang Juli 
erfolgen; der Kurs ist mit 98 '/4 bis 98 V 2 
Prozent in Aussicht genommen. Die 
„Times" meldet dazu: „Was Deutschland 
betrifft, so macht der Abschluß der An- 
leihe es noch klarer, daß entweder die 
Intervention Deutschlands in die Ange 
legenheiten Ostasiens ganz uninteressirt 
oder höchst unglücklich war. Es hat den 
beiden Mächten, welche gewöhnlich für 
Hauptgegner des Dreibundes gelten, einen 
großen Dienst geleistet. Deutschland selbst 
hat nicht einen einzigen greisbaren Vor 
theil erlangt. China und Japan gewinnen 
zweifelsohne durch die Transaction beide. 
Die prompte Baarzahlung ist aber sicher 
lich das allerletzte, was Japan durch den 
Krieg erlangen ivollte, und die von China 
erlangte Frist mag sich schließlich als sehr 
theuer erkauft erweisen." 
— Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: 
Eine Breslauer Zeitung behauptet, die 
Antwort, welche der Staatsminister Frhr. 
v. Marschall in absprechendem Tone aus 
die Interpellation Hasse im Reichs 
tage gegeben hat, sei an entscheidender 
Stelle nicht in allen Punkten gebilligt 
worden, was schon aus der inzwischen er 
folgten Abberufung des deutschen Geschäfts 
trägers von Centralamerika deutlich hervor 
gehe. Dazu sei zu bemerken, Frhr. v. 
Marschall habe doch bekanntlich in seiner 
Rede die Abberufung des bisherigen Ge- 
’S] 
Der Kronzeuge. 
Erzählung aus der Schleswig-Holsteinischen 
Verbrecherwelt vergangener Tage. 
Von Ulrich Ohlcrich. 
Eine stille Pause entstand. „Würde die 
shnchin bis ins Tiefste aufgeregte Seele der 
Ungen Frau wahrheitsgemäße Eröffnungen 
z°kr die gegenwärtige Rolle ihres Gatten als 
^erräther und L-pion oder gar über seine 
sijnung . Augenblickliche Situation als Gefangener er- 
Naherch tagen können? fragte sich Eisenhut, um sich 
Keller. ^ Gort mit-einem entschiedenen Nein zu ank 
erten. Nach ihrer mit Eintritt der zweifels- 
"uue nahe bevorstehenden Katastrophe zu er- 
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lallstr. 
miethe»' Artenden Befreiung mochte, ja sollte sie die 
parterre^, Mze Wahrheit erfahren, vorher ließ solche 
then. Ptheilung nur, ihrem genugsam belasteten 
rstr. 2-i-y pichen unerfahrcnden Gemüth auch noch die 
ng. j Mer ängstlicher Erwartung auferlegen, 
-raste 9- , sşser war es sicher, er entrollte ihr lichte, 
. Nähet öne, nm daran die Frage knüpfen: „Willst 
^ mit mir gehen in's fremde Land, Dich 
" 5> r( unser Kind mir ferner anvertrauen trotz 
und Alledem?" 
ti ' 5j ’ e Frage war gethan und die Antwort, 
u leises ' 
Östliche Bilder in Gestalt seiner ZukunstS- 
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Ja, gegeben. Eisenhut wollte 
w dankbarer Herzensfreude die Hand 
Gatt 
'erb 
schreckt 
so ^ attm an seine Lippen ziehen, da wurde 
à'b an die Thür geklopft, daß Beide 
zusammenfuhren. „Mach' auf!" 
b» e . ^gleich Frahm's seltsam rauh und 
wf klingende Stimme vernehmbar. 
>oi"?"rchte Dich nicht, es ist der Haus- 
fi lc ŗ ^ "à. vermuthlich nur stark angetrunken," 
ilb,.'' ^'senhut seine abermals zusammen 
Ucrnde Frau zu beruhigen, Nach 
Thür gewandt, fragte er laut: „Was willst 
Du, warum störst Du uns in derNachtruhc?" 
„Mach' auf, Du Schurke! Oder ich 
schlage die Thür ein!" brüllte jetzt Frahm 
draußen so laut, daß Frau Eisenhut bleich 
und entsetzt aufsprang, um, an allen 
Gliedern zitternd, ihrem Manne an die 
Seite zu treten. 
„Einem Tollen öffne ich nicht," gab 
Eisenhut mit starker, fester Stimme, wenn 
auch innerlich beunruhigt, zur Antwort, da 
bei zugleich die Thür verriegelnd. 
Frahm befand sich offenbar in der höchsten 
Wuth. „Ich komme wieder mit einer Axt, 
dann nimm Dich in Acht!" schrie er. 
während eine andere Stimme, diejenige 
Dwingcrs, vergebens ans ihn einredete. 
Gleich darauf hörte Eisenhut, wie Jemand 
mit ungleichen schweren Schritten davon- 
stoiperte. Nur Einer, jedenfalls Frahm, 
war gegangen, der Andere mußte draußen 
lauernd stehen grblicben sein. Nach einer 
Weile, als Frahm nicht sogleich zurückkehrte, 
vernahm Eisenhut Dwingers Stimme, die 
ihm zuredete, Frahm nicht zu reizen und 
gutwillig zu öffnen, es handle sich um 
Wichtiges und Böses solle ihm nicht geschehen. 
Eisenhnt würdigte ihn keiner Antwort, 
vielmehr sah er sich in der festen Ueber 
zeugung, daß cs auf Schlimmes gegen ihn 
abgesehen wäre, nach Vertheidigungsmitteln 
um. Die Thür war, wie Alles im Hause, 
sehr stark und fest und wenn er obendrein 
den Eingang mit allem Möglichen ver- 
barrikadirte, was von dem dürftigen Inhalt 
des Zimmers zu diesem Zweck geeignet war, 
so sollte es den berauschten Gesellen schwer 
werden, sich den Einlaß zu erzwingen. 
Besser war's freilich, cs kam nicht soweit, 
durch rechtzeitiges Eingreifen des Präsidenten, 
schon der arnten Frau wegen, deren Angst 
Eisenhut umsonst zu beschwichtigen suchte. 
Während er, den Arm um die bebende 
Gestalt geschlungen, zärtlich auf sic einsprach 
und den bedrohlichen Charakter der Situation 
hinwcgzuleugnen versuchte, fühlte er selbst, 
sie könne zu seinen Worten kein rechtes Ver 
trauen fassen, in seinen Zügen lese sie die 
eigene Angst. In der That war ihm nichts 
weniger als wohl zu Muth, — warum ging 
der Präsident nicht vor? schon vor einer 
Weile hatte die Thurmuhr die zweite Stunde 
nach Mitternacht verkündet. Passirte etwa 
nichts, weil die von der Nachbarstadt zu 
gesagte Hülfe nicht eingetroffen war? Eisen 
hut ließ bei deni Gedanken unwillkürlich 
seme Frau aus dem Arme gleiten, — dann 
hieß es, sich auf einen Kampf gefaßt machen. 
Frahm und Dwinger waren allerdings 
wenig gefährliche Gegner, sicher aber kamen 
ihnen die Knechte zu Hülfe und dann, — 
Eisenhut überlief es eiskalt. 
Seine Furcht vor bösenMbsichten der nächt 
lichen Ruhestörer war vollauf begründet. Eine 
Vergleichung der von Ahrens gelieferten Be 
schreibung des verkleideten Polizisten mit der 
durch Frahni geschilderten äußeren Erscheinung 
des angeblichen Handelsmannes Christensen 
hatte zuerst Dwingers Verdacht erregt, und 
nachdem sich weitere Moniente wie von selbst 
hinzugefundcn, war dem entsctzten Frahm 
binnen Kurzem kaum ein Zweifel übrig ge 
blieben, welch' arger Feind sich unter harni- 
loscr Maske in das Lager geschlichen. Ob 
gleich vor Wuth und Schrecken über das ihn 
und Andere bedrohende, unermeßliche Unheil 
fast außer sich, kam ihm noch die Erinnerung, 
daß Holtz und Hoffmann den vermeintlichen 
simplen Händler gerade an Eisenhuts Wohn 
ort kennen gelernt hatten, woraus Dwinger 
ohne Weiteres schloß, Ahrens habe nur zu 
Recht gehabt, als er den Letzteren des Vcrraths 
bezichtigte. „Ja, wir Anderen sind blinde 
Thoren gewesen, zum Glück aber ist der 
Bundesgenosse der Polizei noch in unserer 
Hand, wenigstens liegt es in unserer Hand, 
uns blutig zu rächen," hatte Frahni zähne 
knirschend erwidert und war darauf fortgestürzt, 
jedenfalls mit deni festen Entschlüsse, den 
Vcrräther um's Leben zu bringen. Dwinger 
war ihm langsamer gefolgt; anfänglich mit 
sich uneins, ob es richtiger, schleunigst zu 
entweichen oder Frahm Beistand zu leisten, 
hatte er sich, über der eigenen Rachsucht die 
gewohnte Vorsicht beiseite lassend, schließlich 
für das Letzere entschieden. 
Zu seinem Unglück entschieden, denn weder 
kehrte Frahm zur Vollführung seines geplanten 
Rachewerkes zurück, noch fand er selbst freien 
Ausweg mehr. 
Eine Schaar Polizisten, die unter Lau's 
Führung aus dem Wege von hinten in's Hans 
gelangt war, hielt dessen sämmtliche Zu- und 
Ausgänge besetzt, nachdem sie die beiden 
Knechte im tunkenen Halb-Schlaf überrascht 
und fast ohne Geräusch überwältigt hatte. 
Nach verzweifeltem, aber kurzem Kampfe mit 
dem wuthschäumcnden Hausherrn, welcher den 
Beamten direkt in die Hände gelaufen war, 
wurde dieser seinen Dicnstleuten zugesellt, 
darauf begann Lau, mit einem Theile seiner 
Mannschaft in den ihm von Eisenhut vor- 
gezeichnctcn Sichtungen nach den unterirdischen 
Räumen vorzudringen. 
Zehn Minuten später war Eisenhut mit 
einer Gattin befreit, Dwinger widerstandslos 
gefangen genommen, im klebrigen fand sich 
Lau in seinen Hoffnungen auf einen reichen 
Fang bitter getäuscht, von der ganzen Diebs 
und Hehlcrgescllschaft wurde Niemand mehr 
angetroffen. 
„Warum so spät? Sie wußten doch —" 
fragte ihn Eisenhnt. 
„Ja, wenn man nur immer mit seiner 
Wissenschaft gleichen Schritt zu halten ver 
möchte," cntgcgnetc unwirsch der Sergeant, 
dabei Frau Eisenhut, die sich wie betäubt von 
all' den ihr unverständlichen und darum nicht 
weniger furchtbaren Ereignissen an ihren 
Gatten anklammerte, mit Erstaunen betrachtend. 
„Ihre Frau? hat etwa Die Sie von Ihrer 
Pflicht abgehalten?" forschte er. 
„Nein, im Gegentheil, sie hat mich zu 
meiner Pflicht zurückgerufen," erwiderte Eisen 
hut, seine Gattin zärtlich umschlingend. „Ich 
erzähle Ihnen davon nachher." 
(Schluß folgt.) 
— Gemüthlich Up ett meckelnbörgschen 
Gaudshof steilst 'ne upslagen Halwşches' 
vör de Dör. De Herr kümnit nah buten, 
un as hei de smarten Regenwolken an'n 
Hewen tau seihn kriggt, fröggt hei sinen 
Kutscher: „Segg mal, Krischan, süll'n wi 
woll ball Regen kriegen?" — „Je, Herr, 
oat weit ick of nid)." — „Wat meinst 
Du, Krischan, will'n wi dat Berdeck von 
den Wagen nich leiwer upklappen?" — 
Je, Herr, nti kannst egal sin, ick sitt jo 
doch buten." 
— Angenehmes Amt. Herr (zum 
Gerichtsvollzieher, den er mit verbundenem, 
dickgeschwollenen Gesicht ans der Straße 
trifft): „Donnerwetter, wo hat man Sie 
denn fozugerichtet, Herr Gerichtsvollzieher?" 
„Ich habe einen Bienenstock gepfändet!" 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Als Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landivirth" foivie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
fchäststrägers Peyer angekündigt und die 
für diese Maßnahme vorliegenden Gründe 
entwickelt. Der Fall kennzeichne, mit wel- 
cher Leichtfertigkeit diese Zeitung über 
Personen in der Regierung urtheilt. 
Berlin, 14. Juni. Der „Reichsanz." 
schreibt: In der Ansprache, die Fürst 
Bismarck in Friedrichsruh am 9. d. M. 
an den Central-Ausschuß des Bundes der 
Landwirthe gehalten hat, ist u. a. von 
Ministern die Rede, die am Amte kleben 
und sich nicht von der Ministerwohnung 
trennen könnten. Dieser Passus ist viel 
fach in der Presse auf den Staatsminister 
Dr. v. Boetticher bezogen worden. Wie 
irrthümlich diese Bezugnahme ist, ergiebt 
sich aus der Thatsache, daß Herr 0. Boetticher 
bereits im Februar 1890 nach zehnjähriger 
Thätigkeit an der Spitze des Reichsamts 
des Innern dem Fürsten Bismarck den 
Wunsch ausgesprochen hat, aus seinen 
Aemtern entlassen zu werden, und 
daß Fürst Bismarck selber ihn damals im 
Amte zurückgehalten hat. Auch später hat 
Herr v. Boetticher wiederholt seine Ent- 
lassung erbeten, welche ihm jedoch nicht 
gewährt worden ist, wie unter anderm 
aus dem nachfolgenden allerhöchsten Hand- 
schreiben hervorgeht: „An den Staats- 
minister Dr. von Boetticher. Schon münd- 
lich habe Ich Ihnen zu erkennen gegeben, 
daß Ich Mich außer Stande sehe, Ihrem 
Gesuche um Entlassung aus Ihren gegen- 
wärtigen Aemtern zu entsprechen. Sie 
wissen, wie hoch Ich Ihre Dienste schätze, 
welche Sie sich in einer längeren Reihe 
von Jahren um das Reich wie um Preußen 
erworben haben, und Ich kann, zumal 
unter den gegenwärtigen Verhältnissen, 
nicht aus die Hülfe einer so bewährten 
Kraft, wie Ich sie in Ihnen besitze, ver 
zichten. Ich halte Mich auch versichert, 
daß Ich nicht vergeblich Ihren Patriotis- 
mus anrufe, wenn Ich an Sie die Auf 
forderung richte, auch fernerhin Ihre Dienste 
in Ihrer jetzigen Stellung Mir und dem 
weiteren wie dem engeren Vaterlande zu 
widmen. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter 
Wilhelm R. Berlin Schloß, den 29. 
März 1892." 
— Mit „Drohnen" hat bekanntlich 
Fürst Bismarck das Beamten- 
t h u m verglichen in seiner Ansprache an 
die Deputation des Bundes der Landwirlhe. 
„Wir müssen zusammenhalten gegen die 
Drohnen, die uns regieren und 
nichts produziren als Gesetze; und das 
reicht nicht. Welche schwere Anklage, so
	        
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